Bauer Willi
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Lieber Nachbar

Nachbars Zaun

Sie werden mich nicht kennen, aber vielleicht haben Sie mich schon mal mit dem Schlepper durch das Dorf fahren sehen. Und wenn Sie heute schon ihr Frühstücksbrötchen mit Wurst oder Marmelade gegessen haben, dazu eventuell ein Glas Milch getrunken oder einen Joghurt verspeist haben, dann haben Sie möglicherweise einige meiner Produkte gekauft. Ihr bin nämlich Ihr Landwirt aus der Nachbarschaft, der Sie Tag für Tag mit dem versorgt, was Sie zum Leben brauchen. Mit Lebensmitteln.  Aber nicht nur dass, sondern einiges mehr. Ich will Ihnen deshalb mal einiges über meine Arbeit berichten.

Die wichtigsten Grundnahrungsmittel wie z.B. Mehl, Zucker, Milch, Fleisch, Obst, Kartoffeln und Gemüse stammen aus Deutschland. Damit sie frisch sind und nicht unnötige Umwelt-Kosten verursachen sollen, vertragen sie keine weiten Transporte.  Daher ist es sinnvoll, regionale Produkte zu bevorzugen. Außerdem werde ich als deutscher Bauern sehr streng kontrolliert. Von der Bodenbearbeitung über das Saatgut bis hin zu Pflanzenschutz und Düngung ist alles reglementiert. Ich schreibe alles auf, was ich tue und jeden Tag kann ein Kontrolleur unangemeldet kommen und sich meine Unterlagen ansehen. Ob dass bei importierten Lebensmittel auch so ist? Oft verbringe ich mehr Stunden im Büro als auf dem Trecker. Damit Sie unbesorgt essen können.

Immer weniger ernähren immer mehr

tractor-385681_640Mein Opa erzeugte um 1900 mit seiner Arbeit nur Nahrungsmittel für etwa vier Menschen. 1950 konnte mein Vater  bereits zehn Menschen mit seiner Arbeit „satt machen“. Heute kann ich – rein rechnerisch – sogar 133 Personen ernähren. Denn obwohl mein Opa viel schwerer körperlich arbeiten musste, hat er viel weniger auf dem Acker geerntet. Und zu seiner Zeit waren die Lebensmittel auch noch viel teurer. Heute geben Sie für Auto, Urlaub und Freizeit doppelt so viel aus als für das, was sie jeden Tag auf dem Teller haben.  Und dass Lebensmittel billiger geworden sind zeigt folgendes Beispiel: 1960 musste ein Arbeiter für 10 Eier rund 50 Minuten arbeiten: Heute sind es gerade mal 5 Minuten. Wahrscheinlich haben Sie in den letzten 40 Jahren noch nie gehungert. Das verdanken Sie mir, aber auch meinen fleißigen Berufskollegen rund um den Erdball.

Mehr als nur Lebensmittel

Doch als Landwirt produziere ich nicht nur Lebensmittel im direkten Sinne. Ich produziere mit meinen Pflanzen auch Sauerstoff und entziehe der Atmosphäre so Kohlendioxid damit Sie saubere Luft atmen können. Der Regen, der fällt, und wieder zu Grundwasser wird, versickert in meinem Acker damit Sie sauberes Trinkwasser haben. Und dass ich den Boden, der mein Kapital ist, in bester Verfassung erhalten und pflege, ist selbstverständlich und liegt in meinem eigenen Interesse. Dazu brauche ich eigentlich keine staatlichen Regelungen.  Sie haben den Nutzen von meinem Acker. Kostenlos.

Mit meiner Bewirtschaftung schaffe und erhalte ich auch die Landschaft. Blühende Rapsfelder, wogende Getreidefelder und grüne Wiesen gäbe es ohne mich nicht. So sind auch Heide- und Heckenlandschaften, Weinberge und Obstwiesen Gebiete mit ihrer ganz eigenen Flora und Fauna, die es ohne den Menschen nicht gäbe. Die Feldwege und -ränder, auf denen Sie abends und am Wochenende spazieren gehen, werden von mir gepflegt. Kostenlos.

Der Druck des Marktes

Doch mein Hof ist kein Hobby sondern ein Unternehmen. Viele meiner ehemaligen Berufskollegen haben dies schmerzlich erfahren und haben ihren Betrieb aufgeben müssen. So funktioniert unsere Wirtschaft eben: Wer nicht mitkommt, verliert. Deshalb muss mein Betrieb, mein Unternehmen auch immer größer und immer effizienter werden, wenn mich nicht das gleiche Schicksal ereilen soll. Doch ich kann meinen Betriebssitz nicht, einfach so, nach Asien verlegen, wie es andere Unternehmen können und tun. Seit Generationen wirtschaftet unsere Familie an immer der gleichen Stelle. Mein Unternehmen ist auf Langfristigkeit angelegt. Und nicht nur für die nächsten 20 Jahre! Ich will meinen Betrieb finanziell gesund und nachhaltig gepflegt an meinen Nachfolger weitergeben. Ein altmodisches Geschäftsmodell? Ja, sicher! Wie sagte schon Thomas Morus: „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“. Meine Vorfahren haben es für mich gemacht. Und ich führe es weiter. Für die nächste Generation. Für Ihre und meine Kinder.

Alles so schön bunt hier

Unser Hof steht unter Denkmalschutz. Der Erhalt der Gebäude wird aus der eigenen Tasche finanziert. Sie können sich daran – kostenlos – erfreuen und finden den alten Gutshof schön. Ich auch. Dafür verzichte ich auch auf anderes. Fördermittel? In Zeiten der Krise Fehlanzeige.

Die Wiesen und der Weiher rund um den Hof stehen unter Landschaftsschutz. Einen kleinen Wald habe ich auch angelegt, vor zwanzig Jahren. Einfach weil ich Freude daran hatte. Eichen und Buchen sind jetzt über 10 m hoch. Mit der Sense habe ich damals das Unkraut in Schach gehalten, damit die kleinen Setzlinge nicht erdrückt wurden. Heute werfen die Bäume Schatten. Und auf der Bank, die ich an den Waldrand gesetzt habe, sitzen alte Leute und junge Pärchen, die ungestört sein wollen…

Der Schatten und die Benutzung der Bank sind natürlich kostenlos. Und mit meinem mittlerweile erwachsenen Sohn habe ich vor drei Jahren einen weiteren Wald angepflanzt. Jetzt mäht er den Bewuchs unter den Setzlingen. Ökologisch, mit der Sense. So lernt er das auch. Mit der Sense umzugehen und umweltbewusst zu denken. „Learning by doing“.

Für und von der Umwelt

Aktuell plane ich eine Anlage für Photovoltaik (Strom von der Sonne) und Solarthermie (warmes Wasser mit Sonnenkraft), um die fossilen Brennstoffe zu schonen. Darf ich aber nicht. Der Hof steht ja unter Denkmalschutz und auf den Weiden gilt Landschaftsschutz! Verstehen Sie das?

Auf den Weiden kann der Schäfer seine Schafe halten. So habe ich das Mähen mit dem Schlepper und damit Diesel gespart. Gleichzeitig düngen die Schafe die Weiden auf natürliche Weise. Und die vorbeikommenden Spaziergänger finden die Schafe mit ihren Lämmern „richtig süß“. Könnten Sie nicht, wenn ich die Weide zu Ackerland gemacht hätte.

Wenn im Frühjahr die Schafe geschoren werden müssen, kommen Saisonarbeiter aus Neuseeland, die das im Akkord machen. Hier kann das keiner mehr. Zum Lohn bekommen sie die Wolle. Die kleinen Mengen selbst zu verkaufen lohnt nicht, denn Kleidung aus Baumwolle und Kunststoff ist billiger in der Herstellung und Schafswolle aufzubereiten ist zu teuer. So kommen die Rohstoffe für unsere Kleidung eben aus Übersee.

Ihnen stinkt’s?

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In den letzten Jahren setze ich zunehmend organische Dünger ein. Die helfen mir, den Humusgehalt in meinem Boden zu erhalten und hoffentlich im Laufe der Zeit zu verbessern. Auch die Bodenorganismen freuen sich. In meinem Falle ist der organische Dünger veredelter Pferdemist. Dann liegen auf meinen Feldern große braune Haufen. Wenn die im Sommer auf die Getreidestoppel ausgestreut werden, riecht es: nach Pferdemist. Sie sagen vielleicht: es stinkt. Wenn ich mineralische Dünger einsetze, stinkt es nicht. Aber diese Dünger werden mit viel Energie aus Erdöl hergestellt. Das belastet die Umwelt. Nicht hier aber woanders.

Meine Botschaft

Warum ich das alles schreibe? Marketing! Werbung für meine Arbeit und meine Produkte! Damit Sie, wenn Sie demnächst wieder bei Aldi, Lidl oder Penny mit dem Einkaufswagen an den bis obenhin gefüllten Regalen vorbeifahren, darüber nachdenken, woher Ihre Lebensmittel kommen. Und von wem sie kommen. Wenn Sie dann noch die Frühkartoffel aus Ägypten, die Bananen aus Costa Rica, den Spargel aus Südafrika und die Trauben aus Chile beiseite legen und ein Produkt kaufen auf dem „Herkunftsland: Deutschland“ steht, hat sich mein Brief schon gelohnt. Also purer Eigennutz.
Oder vielleicht doch nicht?

Es grüsst Sie Ihr Bauer aus der Nachbarschaft

*Weitererzählen und weiterverteilen ausdrücklich erwünscht!

Euer Bauer Willi
(Aufrufe 81.034 gesamt, 1 heute)

64 Kommentare

  1. Hans-Günter Felser sagt

    Humusbildung und Giftspritzerei sind zwei Gegensätze. Also, Sie müssen sich schon entscheiden, was Sie möchten. Beides zusammen – NO-GO!

    • Schneider sagt

      Ich habe zufällig den Kommentar von Herrn Felser gelesen. Wenn mit Giftspritzerei die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln gemeint ist, muss ich wiedersprechen. Wo sind Belege, Fakten, Daten.. hierzu? Bei einer Bodeninventur sind bei mir 180 Regenwürmer pro Quadradtmeter festgestellt worden. Gleichzeitig lagen meine Corg- Gehalte in den oberen 10 Zentimetern deutlich über den standorttypischen Werten. Und das als konventioneller Landwirt. Ich frage mich, wie lange unsere Bauernfamilien solche pauschalen und generellen Aussagen emotional noch aushalten?

    • Alfred sagt

      So lange die Bauern nicht nur in Deutschland sondern in ganz Europa und darüber hinaus mit Insektiziden bzw. Nikotinoiden und tonnenweise Pestiziden die Natur verseuchen ändert sich nichts. So lange wie riesige Monokulturen von Raps und Mais angebaut werden ändert sich nichts. So lange die Felder nicht wie früher üblich mit Hecken und Sträuchern abgeteilt werden damit die Tierwelt Schutz und Nahrung findet ändert sich nichts. So lange es für die Milchkühe die lebenslange Anbindehaltung ohne Tageslicht gibt ändert sich nichts. So lange die Massentierhaltung von Agrarfabriken existiert ändert sich nichts.
      Es ist schlimm wenn man wie festgestellt das Monsantogift sogar in Babywindeln nachweisen kann.
      Es gibt viel zu tun aber die Landwirtschaft braucht sich nicht über Flugzeuge oder Autos aufzuregen, einfach an die eigene Nase fassen.

      • Schmeckt gut sagt

        Na da kommt ja ein ganz Schlauer. Kühe ohne Tageslicht geben also besonders viel Milch und sind in dem dunklen Loch auch besonders gut zu pflegen (nur so gibt es aus Dankbarkeit besonders viel Milch von der Kuh) ;-). Tonnenweise Pestizide in ganz Europa – stimmt, aber umgerechnet auf den ha nur wenige kg. 10 kg je ha sind übrigens nur 1 Gramm pro Quadratmeter. Manche Mittel werden mit wenigen Gramm je ha angewandt. Das können nur die Bauern mit den modernen Pflanzenschutzspritzen – im Hausgarten gelingt dies nicht. Zum Thema Roundup sage ich nichts mehr, wir haben hierüber schon ausgiebig diskutiert. Im Moment wissen alle über Landwirtschaft Bescheid, nur die Bauern nicht. Also dürfen wir Bauern uns auch über Flugzeuge und Autos aufregen – selbstverständlich dürfen wir das 😉

  2. angelika sagt

    „Lieber Verbraucher! Du hast keine Ahnung und davon ganz viel. Ist dir eigentlich bewusst, dass wir Landwirte von unserer Hände Arbeit leben müssen?“

    Dieser Satz verhindert, dass ich irgendein Verständis aufbauen kann.
    a – Sie unterstellen mir komplette Inkompetenz
    b – Sie vergessen, dass nicht ich Ihre Preise mache
    c – auch ich muss von meiner Hände arbeit leben, oder denken Sie, mir scheint nur den ganzen Tag die Sonne auf den Bauch und mir fliegen die gebratenen Tauben in den Mund. Sie unterstellen, dass Sie viel härter arbeiten müssen als jeder andere Mensch.
    Soll ich wirklich glauben, dass Sie noch mit dem Pferdepflug übers Feld ziehen und jede Kuh per Hand melken ? Dann läuft in Ihrem Unternehmen etwas falsch.

    Ich bin durchaus der Meinung, dass jeder von seiner Arbeit sorgenfrei leben können soll, ich der Verbraucher bin aber nicht für Ihrer Verkaufspreise zuständig.
    Wenn die Milch 0,50 € kostet kaufe ich sie für 0,50 € und wenn sie 1,00 € kostet, dann bezahle ich 1,00 € weil ich nun mal Milch haben möchte. Oder soll ich an der Kasse sagen, ich kaufe heute die Milch für 0,50 € ist mir zu billig.
    Es ist doch wohl an den Landwirten sich zu organisieren und nicht die Lösung die Verbraucher zu beleidigen, oder denen die Schuld zuzuweisen.

    • Hans-Günter Felser sagt

      Lieber Bauer, auch ich will Dialog. …Wer hat dich denn dazu getrieben, so unselbständig zu sein? – Dein Betteln um Almosen, um Zuschüsse, die haben dich doch unselbständig gemacht. Eure Verbände, die Tiefstpreise akzeptieren, statt sich für euch ins Zeug zu legen – habt Ihr euch da selber Zecken ins Fell gesteckt? Euer Hass auf “den Konsumenten” ist völlig daneben. Wer ist schuld? Wer ist schuld? Nimm dir einen Spiegel – der beantwortet es dir!

      • bauerhans sagt

        “Lieber Bauer– Dein Betteln um Almosen, um Zuschüsse, die haben dich doch unselbständig gemacht.”

        wir betteln nicht,sondern sind wirtschaftlich gezwungen,agrargelder zu beantragen.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Der Hass eines Mannes mit dem Namen Felser, den Bauern gegenüber ist für normal-denkende Menschen nicht mehr zu verstehen.

        Besonders kann ich nicht verstehen, wenn ein Immobilienmakler und angeblich so Naturverbundener Mensch, wegen Güllegeruch angeblich fast Kollabieren tut.

        http://www.rlv.de/fileadmin/user_upload/Kreisbauernschaften_Pressespiegel/D%C3%BCren/2017-03-18_-_Stink-Schwaden_nach_G%C3%BClle-D%C3%BCngung.pdf

        Bezüglich der Tiefstpreise, von der Matherie haben sie keine Ahnung, aber davon viel.

        • Bergbäuerin sagt

          Naja, eins stimmt schon: Die Bauernzunft tendiert nicht gerade zur Solidarität mit dem Kollegen; die delegiert Solidarität lieber an Mama Landwirtschaftskammer und Papa Bauernbund, und die können dann tun, was sie wollen, und das Ergebnis sind dann diese Sachzwänge, von denen die Rede ist. Der Bauer tendiert zum Eigenbröteln in seinem Reich, das ihn vom Alltag seiner Mitmenschen entfremdet. Das wurde verstärkt durch die Mechanisierung, die ihm zum Einsiedler auf seinem Gehöft gemacht hat, und von diesem Druck zum Wachsen und Weichen, die den Nachbarn zum potentiellen Feind gemacht hat. Wären die Bauern einig, würden sie zusammenhalten wie Pech und Schwefel, sie hätten sehr wohl viel Macht, denn von ihnen hängt das physische Überleben der Mitmenschen ab.

    • Axel sagt

      Liebe Angelika, Sie haben doch die Wahl, ob Sie die billigste Milchmarke, in der Regel ist das die Eigemarke des Discounbters oder eine hochwertige Milch, wie z.B. die Berchtesgadener oder Andechser kaufen. Wenn dies alle so machen würden, würde die andere Milch auch teurer. Das hilft dann allen Milchbauern.
      Ich z.B. mache immer ein Einkaufsmix bei der Milch: preiswerte Milch, Markenmilch und Biomilch

    • Bergbäuerin sagt

      Aber Sie haben Anspruch auf 5 Wochen Urlaub im Jahr, der Bauer kennt keinen Urlaub und auch kein Wochenende, das ist schon ein Unterschied.

  3. Gernot sagt

    Hallo,

    darf ich mal zurück polemisieren?

    Wenn ich lese:
    “Ich produziere mit meinen Pflanzen auch Sauerstoff und entziehe der Atmosphäre so Kohlendioxid damit Sie saubere Luft atmen können. ”

    Nun, dazu kann ich sagen, dass ich durch meine Lungen wertvolles CO2 ausstosse, welches Ihre Pflanzen zur Photosynthese brauchen.
    Nun, statt es Ihnen in Rechnung zu stellen stelle ich es auch KOSTENLOS und GRATIS zur Verfügung.. 😉

    Aber im Ernst ich glaube zu verstehen worin es Ihnen in Ihrem Artikel geht.

    LG

    Gernot

  4. Hannes sagt

    Hallo Bauer Willi,
    auch ich habe ihre Talkshow gesehen. Zunächst einmal: ihr Text ist sehr viel freundlicher, als ich erwartet habe. (In Berlin sind wir “etwas” rauher, wenn wir uns ärgern.) Sicher hätten Sie auch sehr viel klarer schreiben können, was Sie “anstinkt”. (z. B. Kartoffeln für
    1 €/kg für den Landwirt)
    Ich denke, die Deutschen wissen Essen nicht so sehr zu schätzen wie andere und geben weniger Geld dafür aus – eben mehr für Auto u. Wohnung.
    Klar ist aber auch: Die Landwirte sind auch selber mit-schuldig an ihrer Misere. Steht z. B. eine Bauer gegen eine Molkerei, die 50(?) Bauern die Milch abnimmt, zählt ein Bauer gar nichts. Ein Gleichgewicht ist nicht da. Da ist der Molkerei (Name: Schmidt, Meier…?) natürlich egal, welche Wünsche ein Milchbauer hat. Wenn Sie ein Gleichgewicht haben wollen, müssen eben die 50 Bauern ZUSAMMEN auftreten – dann haben sie eine Verhandlung unter Gleichen. In der Juristerei nennt man das eine Genossenschaft: gemeinsam einkaufen u. verkaufen. Und noch etwas: die Milch, die Kühe im Stall geben, ist nicht die gleiche, die die Verbraucher im Supermarkt kaufen. Sie wird vom Lkw zur Molkerei gebracht, erhitzt, verpackt u. zum Supermarkt gebracht. Für diesen Prozess will der Produzent Geld sehen. Wenn die Bauern das selbst machen würden, würde das Geld in ihre Tasche fließen – zu Recht. Also eine eigene Molkerei von 50 Bauern. Sie haben 200.000 EUR in ihr Haus gesteckt – ich hätte es in den Betrieb gesteckt.
    50 Bauern x 200.000 EUR = 10.000.000 EUR. Für 10 Mio baut man eine eigene Molkerei.
    Problem zumindest gemindert.
    Wenn es für den Betrieb nicht reicht: Zumindest ein Milch-Lkw wäre drin. Kaufen Sie sich zusammen einen Lkw, wechseln sich beim Einsammeln der Milch ab u. liefern sie die der Molkerei. Dieser Verarbeitungsschritt gibt ihnen zumindest ein bisschen mehr Geld. Sie hätten es sich verdient.

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    • Bauer Willi sagt

      Lieber Hannes
      es war leider nicht “meine” Talkshow und so sind viele Dinge, die ich gerne angesprochen hätte, leider in dieser wilden Runde nicht angesprochen worden. Doch nur zu dem einen Punkt: Genossenschaften. Ich bin seit 7 Jahren Vorstandsmitglied einer Genossenschaft mit 1.200 Mitgliedern, sowohl Bezug als auch Absatz. Ich mache das ehrenamtlich und beziehe pro Sitzung eine Aufwandsentschädigung von 100 € was sich zu der unglaublichen Summe von 900 € pro Jahr aufaddiert. Dafür fahre ich dann immer 100 km und jede Sitzung dauert rund 4 Stunden. Ich hafte mit meinem Privatvermögen, falls ich die Genossenschaft “vor die Wand” fahre.
      Gegen die Marktmacht der 4 Großen im Lebensmitteleinzelhandel kommen wir trotzdem nicht an. Das geht den Molkereigenossenschaften ähnlich, siehe Preisdiktat bei der letzten Milchpreisrunde. Ich suche immer noch nach einer pfiffigen Idee, dies zu durchbrechen. Wenn Du eine Lösung hast, lass sie mich bitte wissen.
      Bauer Willi

      • Marion Eckardt -Grefermann sagt

        Lieber Landwirt Willy, ich stimme Dir voll zu. Ich habe einen Sohn, der aus Liebe zum Land eine landwirtschaftliche Lehre gemacht hat und nun noch draufgesattelt hat und Landwirtschaft studiert. Ich kann ihm leider keinen elterlichen Hof übergeben, und dennoch will er Landwirt mit eigenem Betrieb werden, aber auch er merkt schon, wie weit der Verbraucher vom Produktionsprozess entfernt ist. Während seiner Lehre wurde auch uns klar, wie körperlich anstrengend der Beruf ist. Das kann man mit keinem anderen Beruf vergleichen. Da muss ich Angelika energisch wiedersprechen. Ich habe in der Zeit nur eines gelernt: Was auch immer der Landwirt in guter Absicht tut, es wird ihm angekreidet. Ich möchte mal gerne erleben, dass Jemand anders so für sein Verhalten kritisiert wird. Ich jedenfalls werde meinen Sohn in Allem unterstützen, was er beginnen wird und ich danke Dir für diese tolle Seite!
        Es ist kein Stand so hoch im Land, dass er nicht lebt aus Bauernhand!
        Gruß Marion

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      • Fred sagt

        Ich glaube, was viele Leute nicht ganz durchblicken ist die Masse die von einigen wenigen Einzelhandels- und Restaurantketten abgenommen wird. Unsere Politik träumt von der Bio-Landwirtschaft, die auch ihre Berechtigung hat, vergisst aber, dass dies Maßnahmen für die oberen 20% der Bevölkerung sind. Wenn ein großer Discounter die Abnahme von Milch, Käse oder andere Lebensmitteln ausschreibt, dann ist das eine riesige Größenordnung und natürlich stehen dort die verschiedenen Molkereien usw. (auch die Genossenschaften) in einem Preiskampf.

        Es ist einfach falsch nur auf den Landwirt oder nur auf den Verbraucher zu schauen. Wir müssen das Gesamtsystem verstehen. Landwirte können sich besser präsentieren (da sollten die mal ihren verschiedenen Interessenverbämden auf die Finger klopfen). Landwirte müssen aber auch modern arbeiten dürfen. Niemand sagt der Autoindustrie, sie solle wie 1950 produzieren. Über die Landwirtschaft scheint es diese Traumwelt noch zu geben. Auch bei einigen Politikern.

        Verbraucher müssen mündig sein. Idealerweise kann jeder kochen und versteht was in den Produkten drin ist, die er oder sie im Supermarkt, beim Pizza-Dienst oder im Restaurant bekommt. Und jeder kann auch die Qualität oder die Herkunft von Zutaten beurteilen. Leider ist auch dies eine Utopie und Zuckerampeln oder der neuste Diät-Trend sind eben nur Halbwissen. Leider wird der Verbraucher auch gerne von einigen Lebensmittelkonzernen hinters Licht geführt. Das fängt bei der Zweckentfremdung von Begriffen (z. B. Soja-Milch) an und endet damit, dass etwas vegetarisches durch Zusätze wie Fleisch schmecken soll (welchen Sinn hat das denn). Dazu wird vielen Verbrauchern entweder ein schlechtes Gewissen eingeredet (wenn sie den linksdrehenden Jogurt nicht kaufen) oder sie werden mit angeblich immer neuen ‘Unverträglichkeiten’ verunsichert. Hauptsache der Kunde kann überredet werden mehr Geld für etwas auszugeben, das er unter anderem Namen vorher eh schon konsumiert hat.

        Zurück zum Gesamtsystem, bzw. dem Überblick. Es gibt nun einmal ein Kette vom Produzenten der Lebensmittel, über die verarbeitende Industrie und den Handel, bis zum Verbraucher. Und nicht jedes Glied dieser Kette ist gleich stark. Vielleicht wären die Bauern stärker, wenn sie wirklich an einem Strang ziehen würden, aber sie stehen auch in Konkurrenz zu einander. Nicht alle Bauern haben die gleichen Interessen.
        Aber es gibt auch noch das ökologische Gesamtsystem. Man muss sich nur mal Fragen, wer denn bei all den Bauprojekten in Deutschland in der Regel der Leidtragende ist. Die Natur natürlich. Für ein Industriegebiet, wird selten eine Wohnsiedlung weggerissen. Meist werden landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Natürlich bekommt der Besitzer dafür Geld, aber die Fläche ist weg. Und was erstmal bebaut ist wird selten zurückgeführt.
        Landwirtschaftliche und andere natürliche oder naturnahe Flächen sind bedroht. Durch Autobahnen, Gewerbegebiete, Wohnraum usw. Manchmal sogar durch übertriebenen Naturschutz. Der Landwirt ist hier eine der wenigen Personen, die der Natur noch Raum auf seinem Eigentum lässt. Ja, er bewirtschaftet die Fläche. Aber er toleriert auch viele Tiere und Pflanzen, die ohne diese Flächen keinen Lebensraum hätten. Er pflegt die Landschaft. (Und er tut dies nicht als einmaliges Projekt, sondern als Teil seiner täglichen Arbeit.) Dabei ist die Umwelt nicht alleine von ihm abhängig, er ist aber oft der erste der Veränderungen zu spüren bekommt. Sei es der Klimawandel, Energie aus Miomasse (früher gewollt, heute fast verteufelt) oder das wieder auftauchen des Wolfs in Deutschland. Manchmal sind es auch ganz banale praktische Dinge. Zum Beispiel senkt sich der Grundwasserspiegel um einen Brunnen (wenn z. B. viel Trinkwasser entnommen wird), dies hat Auswirkungen auf die Bodenbeschaffenheit und damit die Bewirtschaftung.

        Der Landwirt bewegt sich also einerseits in einem marktwirtschaftlichen System und gleichzeitig in einem Ökosystem. Wenn nun eines dieser Systeme kippt, wirkt sich das auf die Handlungsfähigkeit des Landwirts in den anderen Systemen aus.

    • Ingrid Johach sagt

      Ich kaufe meine Milch, meinen Joghurt und meine Kartoffeln direkt beim Bauern. Auch den Spargel im Frühjahr. Gehe auf den Wochenmarkt um direkt einzukaufen. Und habe deswegen auch nicht weniger Geld im Beutel. Und ärgere mich wahnsinnig über die Milchpreise im Laden, die wirklich zu niedrig sind und nicht nur diese. Der “Großhandel” verdient viel zu viel. Ich denk nur an die Äpfel, Kilopreis immer gleich. Apfelschwemme, Preis im Laden senken. Nein, warum auch. Lieber dem Erzeuger nicht abnehmen und der kann dann seine Ernte vernichten oder erst gleich am Baum lassen. Und ist die Ernte mal nicht reichlich, bekommt er wahrscheinlich auch nicht mehr.
      Wir brauchen z.B. keine Milchhof AG’s, richtig wären Genossenschaften, die den Bauern gehören und dann die Gewinne an diese weiter geben. Und nicht so riesige Betriebe, daß die Milch durch ganz Deutschland gekarrt wird und die Luft durch die Abgase belastet.
      Allerdings bin ich bereits im Rentenalter und weiß, was früher die Agrarprodukte gekostet haben. In meiner Kindheit gingen wir noch auf den Acker und sammelten Kartoffel auf, gegen Geld und später Nachlese für den eigenen Keller. Wir waren eine große Familie.

  5. Wolfi sagt

    Was ich nicht verstehe ist, wieso es sinnvoll sein soll auf gutem Boden (der mit der richtigen Düngung wie du ja schon gesagt hast auch noch sehr lange erhalten werden soll), auf dem auch in Zukunft noch viel wachsen wird, Photovoltaik “Felder anzubauen”… Die Geschichte mit dem Denkmalamt habe ich auch gerade am Hals… Meiner Meinung nach sollten, wenn die Energiewende noch nach Plan durchgeführt werden soll, diese Anlagen auf alle Häuser, die in der Sonne stehen, und deren Dächer noch nicht anderweitig genutzt werden, montiert werden. Aber bitte nicht auf guten Mutterboden…

    LG Wolfi

  6. Lieber Herr Schillings
    Richtig!!! dass Sie in die Öffentlichung gegangen sind. Die Bauern, die Verbraucher, die Konzerne, die Supermärkte konnten alle ihre Meinung ausdrücken. Was ist aber mit den Kühen. Sie hatten keine Chance ihre Meinung zu sagen. Die Tiere werden in der Wirtschaft gnadenlos vermarktet. Wenn wir Menschen auf die Dauer etwas von den Tieren haben wollen, müssen wir sie schützen und pflegen. Sonst sind sie alle, ob Kühe oder Bienen bald weg und wir haben garnichts mehr zu essen. Herzliche Grüße Gudrun Bürmann

  7. Pete sagt

    Die grössten Schweine im ganzen Land das sind ein grossteil der Bauern das ist doch bekannt sagt mein Nachbar . Jammern ist ihr Tagesgeschäft zu kalt , zu warm , zu wenig regen , zuviel regen, zu lange frost fleischskandale usw. Antibiotika , Nitrat , Giftstoffe noch und noch Sprühen und wo kommen eigentlich eure TRAKTOREN für 150000 € her ? wenn ihr doch so ARM seit . Bauer gibts schon lange nicht mehr AGRARFABRIKEN die Lebensmittel herstellen um sie zu vergasen und STEUERGELDER absahnen. Punkt

    • KB sagt

      Lieber Pete,

      dein unprofessioneller Kommentar zeigt eindeutig, dass du nicht mal versuchst was zu verstehen….hoffentlich gibt es davon nicht allzu viele!

    • Gänseblümchen sagt

      Beleidigung? Verleumdung? Hetzet?
      Das ist kein Kommentar, sondern ein Fall für die Aufsichtsbehörde PETE!
      Derart unsensibles “Heraus-plärren” verurteilender Wortmeldungen,
      von offensichtlich bildungsresistenten Unkundigen, finde ich schockierend peinlich! (primitiv!).
      Das entbehrt, unabhängig vom Thema, jeglicher gesellschaftlicher Umgangsformen.
      Traurig!
      Nur “die größten Schweine im Land” (2-beinig), verhalten sich so unsozial.
      Mindestens so schädlich für die Menschheit, wie Dünge- + Pflanzenschutzmittel, Antibiotika & Co.
      So unbeherrschte Kommentare, stehlen nur allen Zeit und tragen nichts
      zur Internetkommunikation (SOCIAL networking) bei.

  8. rieselkalk sagt

    Hallo,
    hier in Niedersachsen gibt es Flächen, die überdüngt worden sind und werden. Massentierhaltung und Energie-Mais sind das Problem. So ist das Grundwasser schon teilweise mit Nitraten bis zu über 100m Tiefe verseucht. Anscheinend haben hier die Landwirte in der Norddeutschen-Tiefebene noch nicht verstanden, das sie mit Ihren Füßen auf den größten Süß- und Trinkwasserspeicher Deutschlands stehen.
    So bleibt es dann nicht aus, das die hiese Erdöl-und Erdgasindustrie erklärt, “Wir bringen weniger Dreck ins Grundwasser als eure Landwirte”, belehrt doch die erst ein mal.

    Sollten nicht alle kein Dreck ins Grundwasser bringen?

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    • Thorsten S sagt

      Wo gibts denn in Niedersachsen Grundwasser in 100m Tiefe?
      Bis dort Nitrat aus der Düngung ankommt dürfte es 50 bis 70 Jahre dauern, was wurde denn dort damals gemacht?

      Und wie kommen die schlechten Nitratwerte in Bad Pyrmont mit seinen Heilquellen zu stande, dort gibt es keine Tierhaltung oder Biogasanlagen.

  9. cela sagt

    Hallo, ich würde mir mehr Transparenz bei den Lebensmitteln wünschen. Ich kaufe nur noch regional auf Märkten meine Lebensmittel. Von tierischen Produkten kaufe ich mitlerweile nur noch sehr wenig. Hier machen mir Antibiotikagaben und vor allen die nicht artgerechte Fütterung der Tiere Sorgen. Das wirkt sich auch auf unsere Gesundheit aus. Kraftfutter ist kein Ersatz für Heu und frischer Weidefütterung. Den Tieren fehlt es an natürlichen Vitaminen u. Mineralstoffen und dieser Mangel setzt sich an den Produkten fort. Des weiteren hört man immer wieder von dem immensen Jodeinsatz bei Milchkühen und das somit Milchprodukte damit überbelastet sind. Immer mehr Menschen erkranken an Hashimoto einer Schilddrüsenunterfunktion, die durch den hohen Einsatz an künstlichen Jod u. jod. Natriumsalz, in fast allen Lebensmitteln, verursacht wird. Daher kaufe ich nur noch sehr selten Milchprdukte u. stelle mir lieber selber eine Mandelmilch her. Ich möchte als Verbraucher wissen was die Tiere für Futter erhalten. Essen die Bauern eigentlich Produkte die für die Industrie bestimmt sind auch selber, oder produzieren sie für den eigenen Verbrauch nachhaltiger? Entschuldigung für diese Frage, aber ich wollte aufzeigen, wie verunsichert ich mitlerweile bin, was die Lebensmittelindustrie bestrifft. Wenn ich die vielen Rapsfelder sehe, ja es sieht schön aus, dann denke ich in unser Region an Monokultur u. Biogas, wenn ich die vielen Trecker auf den Weg zu unserer Biogasanlage sehe, ebenso bei der Maisernte. Da wird Lebensmittel für Energie produziert. Das Wasser ist bei uns enorm hoch mit Nitraten belastet, wie kann es sein wenn doch nur kontrolliert gegüllt werden darf? Und hier fahren sehr viele Trecker mit ihren Güllefässern auf die Felder und Wiesen. Ich möchte auch wieder mehr vertrauen in die Landwirtschaft haben und ihre Arbeit wertschätzen, aber dazu brauche ich mehr transparenz und Aufklärung u. die Industrie blokiert das. Ja ich gebe mehr Geld für Lebensmittel aus. Nur noch Bio und naturbelassene Rohprodukte (keine ind. Fertigprodukte).

    • Fred sagt

      Ja, Bauern essen diese Produkte auch selber. Milch frich von der Kuh übertrifft jede Milche aus dem Supermarkt.

      Ich denke die Kritik an der Landwirtschaft ist zum Teil berechtigt. Aber man muss auch differenzieren. Milch die mit Antibiotika belastet ist, darf nicht an Molkereien geliefert werden. Die können daraus keinen Käse herstellen. Ein Landwirt der einem kranken Tier Antibiotika verabreichen lässt, macht das nicht zum Spass und muss die Milch testen bevor sie an die Molkerei geliefert werden kann.

      Nun es gibt sicher Betriebe in denen die Tiere selten ins Freie kommen. Aber viele Molkereien bieten auch Weidemilch-Programme, das ist Milch von Kühen, die täglich mehrere Stunden auf der Weide waren.

      Übrigens werden diese ganzen Probleme mit den Freihandelsabkommen mit den USA und Kanada noch schlimmer. Das was hier als Großbetrieb verschrien ist, läuft da drüben als Familienunternehmen. Und unter ganz anderen Rahmenbedingungen.

      Das Thema Bio-Gas. Wenn es für Bio-Energiegewinnung mehr Geld gibt als für die Lebensmittelproduktion, was erwartet man von den Bauern? Hat man geglaubt die machen schick Drei Felder Wirtschaft wie im Mittelalter, obwohl der Maisanbau viel rentabler ist?

      Ich kann die Verunsicherung verstehen. Auch ich sehe die vielen Maisfelder. Aber Verunsicherung wird nur durch Aufklärung und Dialog beseitigt.
      Vielleicht wird der Mais auch in der Mast eingesetzt. (Dazu bekommen die Bullen natürlich auch Grassilo, wegen des Rohfaserbedarfs.) Dass ausgewachsene Bullen aber nicht im Freien laufen, sollte verständlich sein. Der Aufwand diese nicht ungefährlichen Tiere auf einer Weide zu halten (vor allem wenn man viele Bullen hat) wäre sehr groß.

  10. Arlene Schröder sagt

    Hallo Bauer Willi,

    Erst durch die heutige Talkshow im Ersten bin ich auf dich aufmerksam geworden und wollte hier einfach ein großes Kompliment für dich da lassen. Nur dadurch, dass es immer wieder Leute gibt, die versuchen über die Missstände aufzuklären und den Mut haben auch öffentlich auftzutreten kann etwas verändert werden. Vieles ist dem “Normalverbraucher” (zu dem auch ich mich zähle) so gar nicht bewusst erscheint in obiger Beschreibung aber geradezu skurril. Schon lange beschäftige ich mich mit dem Thema “Wo kommt mein Essen eigentlich her? Ist der dafür verlangte Preis überhaupt realistisch? Was bleibt am Ende davon übrig “. Und im wieder komme ich zu dem Schluss, dass all dies nicht wirtschaftlich sein kann. Ich Denke, dass ein Großteil auch heutzutage noch vom Verbraucher gesteuert wird und dieser die Wahrheit gar nicht sehen will – umso wichtiger, dass es Menschen gibt, die nicht müde werden uns immer wieder vor Augen halten , was sie für unser aller Wohl tun und wie wenig es letztlich gedankt wird. Schon lange kann die Landwirtschaft nicht mehr als so romantisch gesehen werden wie viele es gerne tun (Bsp die “süßen Schafe”). Aber ich weis aus eigener Erfahrung dass man sich versucht auf diese Weise vieles schön zu reden und die negativen Aspekte so verdrängt werden. Traurig, dass die Mehrheit der Bevölkerung nicht bereit dazu ist, in unsere Umwelt und unsere Bauern mehr zu investieren und Lebensmittel teilweise sogar in Riesenmengen als billige Wegwerf-Güter konsumiert werden, einfach weil der Preis es eben erlaubt. Hier sollte jeder mal an sich selbst arbeiten und darüber nachdenken ob dieser Überfluss wirklich notwendig ist oder man auf weniger, dafür aber unter besseren Bedingungen produzierte Produkte zurück greift.

    Danke für den anregenden Artikel.

    Vg

  11. Ich glaube ein Problem ist heutzutage auch die Zeit, regional einzukaufen.

    Beispiele:
    Ich lebe in einer Kleinstadt Nähe Freiburg mit 2-3 Bauern und einem Hühnerbauern gleich vor meiner Türe. Eier kann ich schnell mal kaufen, kein Problem.
    In Hofläden komme ich nicht rein (einer ist 5 Minuten per Rad entfernt, weil die Öffnungszeiten dermaßen blöd sind. Von 9-18 Uhr ist der Laden geöffnet. Genau meine Arbeitszeiten. Und das wars dann schon mit Hofläden…
    ABER: Mein Fleisch kauf ich immerhin bei unserem Metzger, der wiederum selbst schlachtet und die Tiere von Bauern in der Umgebung bekommt. Das Fleisch hier ist übrigens auch nicht viel teurer als bei Discountern. Und die paar Euro die es mehr kostet sollte es schon wert sein!

    • Fred sagt

      Leider sind Hofläden, unabhängig von den Öffnungszeiten, keine Lösung für den Großteil der Bevölkerung. Solange das Discounterprinzip funktioniert. Solange also wenige Handelsketten vielen Lieferanten/Produzenten gegenüberstehen, können sie das ‘Best-Price’-Model fahren. Und solange diese Handelsketten viele Kunden haben, werden Dumping-Preise funktionieren.

      Discounter werden nicht verschwinden (sowenig wie die Systemgastronomie). Wenn aber diese Ketten, vielleicht nur eine, anfangen konsequent das ganze Sortiment (nicht nur einzelne Produkte) nicht zum Niedrigstpreis sondern auch nach anderen Qualitätskriterien (Qualität auch im Sinn von nachhaltig, ökologisch, fair kalkuliert) auszuwählen, dann hätten plötzlich viele Verbraucher eine Chance auf gute Qualität. Und nicht nur auf Mindestqualität. Und die Produzenten hätten die Chance auf faire Preise. Aber es müssten auch viele Verbraucher gewillt und in der Lage sein diesen Weg mitzugehen und nicht einfach zum nächst billigeren Discounter wechseln.

  12. ich bin froh das es hier in Deutschland noch moderne Landwirthe gibt die sich der Herrausforderung stellen.
    Und dafür danke ich euch und uns allen.
    Es ist nämlich eine sehr schlecht bezahlte harte Berufung die die Familien begleitet. Lebenslänglich

    Danke Danke Danke

  13. Christine Sander sagt

    Hier in Frankreich beginnt für uns “Ausländer…” das Problem damit, dass wir den Bauer, auf seinem Traktor vorbeifährt in den wenigsten Fällen kennen. Und auch seine Frau nicht, seine Kinder, die Verwandschaftsverhältnisse u.s.w. Sind aus dem Grund dabei ein regelmässiges Treffen zu gründen, welches Gelegenheit Kennenlernen und Austausch bietet.

    Schon jetzt habe ich Bammel vor einem Thema. Ich gehe davon aus, dass nicht jeder kommerzielle Landwird hier nur organischen Dünger verwendet. Wie gehen Sie mit diesem Thema im Keis Ihrer Kollegen um…?

    • Willi Kremer-Schillings sagt

      Liebe Christine
      jeder Landwirt ist ein “kommerzieller Landwirt”, egal ob konventionell oder Bio-Bauer. Wenn einer diesen Beruf ergreift, muss er davon leben (können). Organischer Dünger: so viel organischer Dünger, wie man nötig hätte, um davon alle Kulturen zu ernähren gibt es nicht! Und schon gar nicht, wenn alle auf vegane Lebensweise umstellen. Dann fehlt der Stallmist oder die Gülle erst recht. An mineralischen Dünger ist aber per se auch nichts schlechtes. Phosphat und Kali wird in Lagerstätten abgebaut, da ist nichts “künstlich”. Stickstoff wird synthetisch hergestellt, d.h. durch Einsatz von Energie in Fabriken. Aber unsere Atemluft enthält auch nicht unwesentliche Teile an Stickstoff!
      Wenn alle Landwirte verantwortungsvoll mit Dünger umgehen, entsteht auch kein Problem. Leider wird dies in den Medien anders dargestellt. Die Landwirte werden durch die schwarzen Schafe, die es auch da gibt, in Sippenhaft genommen. Das ist nicht fair.
      Willi

        • Bauer Willi sagt

          Hallo Herr Schröder,
          Was wollen Sie mir mit diesem Kommentar sagen? Verstehe ich nicht. Die Information ist auch nicht neu.
          Bauer Willi

          • Lieber Willi,
            die Antwort ist so einfach und doch so (scheinbar unendlich) komplex. Da ich die Ahnung habe, dass ich es in einem Text nicht schaffen werde, all die Komplexität der Zusammenhänge zu erleutern, die hier unter anderem schon angeschnitten wurden, und ich herzlich gern erweitern würde, sitze ich nun fast schon ratlos vor der Tastatur, mit der Frage, wie ich Ihnen eine deutliche Antwort geben kann. Ich hätte auf jedes Ihrer vergangenen Komentare antworten können. Mal mit Freudenstränen, mal mit Wut, mal mit Unbehagen, mal mit Kopfschütteln……Mit der Information aus dem Link wollte ich den Einstieg in einen fruchtbaren Lösungs-Dialog einleiten.

            Schauen wir dem, “Monster” direkt in die Augen: Langsam aber sicher nehmen wir uns selbst die Lebensgrundlagen – wir Menschen stehen vor einer ganz großen Aufgabe. Schaffen wir es (die gesamte Menschheit) an der Weiterführung des Lebens teilzunehmen??? Oder gehen wir wirklich weiter die Abwärtsspirale hinunter und verschönern unser aktuelles Handel mit Worten/ Argumenten, doch das Universum belügt uns nicht und die Konsequenzen unseres Handelns darauß sind eine leblose, verschmutze Welt – eventuell sogar ohne Menschen.

            Als erstes erkenne ich keine Dualität zwischen Verbrauchern und Produzenten! Wir sind alle Menschen. Wir leben auf einer Erde. Geht es ihnen als Produzent nicht gut, geht es mir nicht gut als Verbraucher und andersrum.
            Eigentlich möchte ich den Dialog öffnen und die Grenze zwischen Produzenten und Verbrauchern aufheben. Wir sind alle Eins und sollten nun wirklich an den Lösungsansätzen arbeiten. Weiterhin den Ball hin und her zu schicken bringt uns praktisch nicht weiter. Meiner Meinung nach wurde sehr gute Vorarbeit für den nächsten Schritt von allen Teilnehmern auf dieser Platform geleistet. Es wurden sehr viele wertvolle Komentare geschrieben, die glaube ich ganz gut die Stimmung in Deutschland (vielleicht sogar weltweit) vertreten. Es benötigt nun eher keine Details mehr hierzu. Wir alle wissen eigentlich ganz gut, dass wir alle in einem Boot sitzen und uns die Sch**** bis zum Hals steht. Ich finde es ist nun wirklich an der Zeit, an den Lösungen zu arbeiten!
            Wie geht es weiter? Wie machen wir weiter? Warten wir bis es kracht und wachen dann erst auf, oder schaffen wir die Meisterprüfung, diesen Wandel auch ohne totales Chaos (eventuell sogar Krieg), einzuleiten?
            Ich habe so viele inspirierende Gedanken hierzu: Vielleicht gibt es hier bald eine Seite, wo über konkrete Lösungen gesprochen werden kann???

            Ich hätte noch sehr viel zu sagen, doch das wären nur meine Worte und meine Interpretation…..es wären wieder “nur” Worte – keine Handlungen. Wir alle sind Menschen und tragen im Herzen die gleichen Werte, fangen wir an, eine Basis zu schaffen. Eine Welt, die lebenswert ist und in welcher unsere Kinder in Frieden miteinander und der Natur leben.

            Ich danke von ganzem Herzen für Ihren Impuls, diese Seite zu veröffentlichen und ich danke Ihnen dafür, dass Sie so viel Energie für diesen Prozess investieren.

            Auch bin ich an einem persönlichem Gespräch mit Ihnen interessiert.
            Nicht unbedingt jetzt jetzt…doch in zukunft auf alle Fälle! Wir werden ja sehen, wie sich das alles entwickelt und ich bin mir sicher, dass sich die Wege kreuzen, soll es denn so sein.

            Herzlichst,
            Felix

    • Fred sagt

      Was gedüngt wird, sollte davon abhängen was der Boden benötigt. Wenn es dann auch mal nicht organischer Dünger ist, sollte das kein großes Problem sein.

  14. Willi Kremer-Schillings sagt

    Lieber Stefan, kleine redaktionelle Anmerkung. Du meinst mit konservativer Landwirtschaft wohl eher die moderne, konventionelle Landwirtschaft. Oder?
    Wobei “konservativ” vom lateinischen “erhalten, bewahren” kommt und von daher auch gut für uns Bauern passt. Nur dass keiner auf die Idee kommt, Landwirte wären altmodisch…

  15. Stefan Joerißen sagt

    Es ist gut, dass die Landwirtschaft aus dem Blickwinkel der Bauern beleuchtet wird. Mir wird speiübel, wenn ich daran denke wie die konservative Landwirtschaft oft in den Medien dargestellt wird entweder offen oder auf subtile Weise. Landwirte werden zu oft in den Medien wie Verbrecher dargestellt und als ebensolche auch von der Bürokratie behandelt. Der Nichtlandwirt bekommt ja leider auch nirgends mit wie wir mittlerweile gegängelt werden. Die Bürokratie, welche wir erleben dürfen hat meiner Meinung nach auch nichts mehr mit freiheitlicher Demokratie zu tun!!!! Was nützt einem das Recht zu wählen, wenn man überwacht wird, wie in einem Überwachungsstaat!!!
    Sollen doch die Leute, die für immer mehr Kontrolle sind, sich doch selber mal so Überwachen lassen.
    So das war das. Ansonsten hast du Recht, dass unser Beruf ein sehr schöner und wichtiger ist.

  16. Lieber Willi,

    als Kollege kann ich deine Worte nur unterstützen. Du hast die Thematik einfach und deutlich dargestellt.
    Grundsätzlich stelle ich immer wieder fest: Wir Landwirte haben einen wunderschönen Beruf. Wir dürfen in und mit der Natur und den Tieren arbeiten.
    Was ich mir wünsche, und damit spreche ich sicher für viele meiner Kollegen, das wäre eine größere Wertschätzung unserer erzeugten Lebensmittel, weniger Bürokratie und einen angemessenen Lohn für unsere Arbeit und Mühe.
    Unter Wertschätzung verstehe ich auch, nur so viele Lebensmittel einzukaufen, wie später auch verspeist werden. Wenn ich bedenke, was alles im Müll landet……
    Ich bin überzeugt: wer bewußt regional, oder vielleicht sogar bio einkauft, und mit diesen Produkten gut haushaltet, der kann sich die teureren Lebensmittel auch leisten.

    Euer Bauer Franz

    • Willi Kremer-Schillings sagt

      Liebe Franz
      ich gebe dir in allen Punkten recht. Was die Preise angeht, so findest Du das auch in dem Beitrag zum “Brötchen im Wandel der Zeit” hier auf der Seite. Zur Wertschätzung kommen wir noch, aber erst nächste Woche. Allerdings ein böser Beitrag…
      Willi

  17. Lieber Nachbar,

    toller Text und soooo wahr. Ich versuche, zum Beispiel Eier und Fleisch ausschließlich direkt bei “meinem Bauern” zu kaufen. Schmeckt besser und unterstützt den regionalen Landwirt.
    Machen Sie weiter so!
    Grüße, Doris J.

  18. Lieber Willi,

    ich habe großen Respekt vor Deiner Arbeit und der Einstellung dazu.
    Ich bin Reiterin und wir erfreuen uns im Frühjahr und Sommer, jedes Jahr auf´s Neue, an der Schönheit der verschiedenen Felder und Wiesen. Mein Opa hatte in Bayern einen Bauernhof und hat auf seinem Land auch Wälder errichtet und sein Sohn (mein Onkel) hat es für Ihn weiter betrieben.
    Es ist von unbezahlbarem Wert diese ursprüngliche Art der Landwirtschaft zu erhalten und weiter zu geben und ist mit sehr viel Idealismus verbunden.
    Ich wünsche Ihnen noch viele erntereiche Jahre und hoffe, dass ihr Sohn in Ihre Fußstapfen tritt.
    Viele Grüße aus Süddeutschland

  19. Luzia sagt

    Hallo Leute,

    ich habe zwei Seiten des Lebens kennen gelernt. Einmal den Landwirt, dafür habe ich drei Jahre Ausbildung hingelegt und danach noch die Fachschule, auch bekannt als Winterschule. Der andere Teil ist normaler Arbeitnehmer mit Familie in Miete.

    Dass ein Bauer für seine Produkte viel zu wenig erhält, um seine Ausgaben und ein vernünftiges Leben zu finanzieren, ist mir vollkommen klar.

    Was mir so dermaßen stinkt sind die stetig steigenden Energie- und Mietkosten. Das Verhältnis von Einkommen zu diesen Ausgaben hat sich gewaltig verschoben. Hat sich in den 60-er Jahren ein Arbeitnehmer neben Wohnung und Auto auch noch Urlaub leisten können mit einem Einkommen, so ist der, der im Verhältnis zu damals gleich viel verdient, ein armer Schlucker.

    Ich lebe mit meinen beiden Kinder allein, habe sogar ein relativ gutes Einkommen aber trotzdem kann ich mir keinen Urlaub leisten und die vielen Extras, die Doppelverdiener haben, sind schon gar nicht drin. Für die Warmmiete in der Münchner Umgebung fällt gleich mal locker ein Tausender an, dazu kommt noch Strom und Telefon und schon ist fast drei Viertel von meinem Einkommen weg.

    Das Problem liegt nicht unbedingt an den Verbrauchern, wie uns die Lobbyisten und Politiker einreden wollen, sondern an den gewaltig hohen Nebenkosten, die auch der Landwirt hat.

    Leider ist es so, dass wir eine ganze Menge Familien in Deutschland haben, die netto unterm Harz IV-SATZ leben und der ist nicht hoch. Grund dafür leuchtet so ziemlich jedem ein, der sich etwas auskennt. Harz IV wird netto ausbezahlt, während für Arbeitnehmer zur Berechnung der Bruttolohn herangezogen wird. Das bedeutet, dass die, die brutto knapp über Harz IV liegen nichts bekommen, obwohl sie netto weit drunter liegen.

    Diese Reihe könnte ich noch unendlich weit fort setzen, aber das bringt so oder so nichts.

    Fazit an dem ganzen, Landwirte und eine große Zahl der Arbeitnehmer teilen das gleiche Schicksal.

    Deutschland ist zum Leben zu teuer, aber gehen können wir auch nicht.

  20. Lothar Mede sagt

    Hallo Willi.

    es ist gut,was du schreibst. ich gebr dir recht. ich komme aus thüringen und wohne seit einiger zeit in langwaden. bin auch aus der landwirtschaft und interesiere mich sehr
    dafür .hauptsächlich für die technik und tiere. würde mich sehr über eine antwort freuen.

    • Willi Kremer-Schillings sagt

      Lieber Lothar
      ich freue mich, wenn Du meine Ansichten teilst. Und da du jetzt in Langwaden lebst, was nur 10 km von Rommerskirchen entfernt ist, freue ich mich gleich zweimal.
      Gruß von Haus zu Haus.
      Willi

  21. Frank sagt

    Lieber Willi,

    ein schöner Artikel, das muss ich zugeben. Werbung können Sie damit aber nur für sich und eine Gruppe von Landwirten machen, die das gleiche Selbstverständnis von ihrer Profession hat wie Sie. Das Image des Landwirts haben Sie nicht zerstört, aber Sie können es leider auch nicht alleine reparieren.

    Beispiele:
    – „Der Regen, der Fällt […] damit Sie sauberes Trinkwasser haben.“ In einigen Regionen Deutschlands ist das nicht so. Übermäßige Düngung und intensive Tierhaltung sorgen für hohe Nitrat- und Phosphorbelastungen im Grundwasser. Leider ist ein Teil der Landwirtschaft damit sogar für Verunreinigungen in Gewässern verantwortlich.

    – „Blühende Rapsfelder […] gäbe es ohne mich nicht.“ Nun ja. Das allgemeine Bild von Landwirtschaft ist das hier: http://images.nzz.ch/eos/v2/image/view/643/-/text/inset/9e52b187/1.10438436/1304243995/brasilien-original.jpg
    Das ist zugegebenermaßen nicht Deutschland, aber „wogendes Getreidefeld“ scheint mir ein euphemistischer Ausdruck dafür.

    – „Flora und Fauna, die es ohne den Menschen nicht gäbe.“ Ich weiß nicht, wie Ihre Wiesen und Felder aussehen, aber in der Regel fallen mir nur Beispiele ein von Flora und Fauna, die es ohne den Menschen NOCH gäbe. An welche Arten denken Sie denn so, wenn Sie diesen Satz schreiben?

    – „Kostenlos“ ist ein starkes Wort in Ihrem Text. Sogar „der Schatten“ ist kostenlos. Was Sie tun ist sehr löblich. Einerseits schreiben Sie aber, der Hof sei „kein Hobby“, den Wald haben Sie aber angelegt, „weil ich Freude daran hatte.“ Sie sind mit Leib und Seele Landmensch, das ist toll. Aber wenn diejenigen, die sich auf Ihre Bank setzen, das auch sind, dann sind Schatten und Landschaft für die auch was Selbstverständliches.

    Sie machen Werbung vor allem für sich, nicht für Ihren Berufsstand. Ich soll Ihnen dankbar sein, dass Sie mein Essen produzieren, und gleichzeitig dafür, dass Sie „die Wiese nicht in Ackerland umwandeln“. Ich esse aber kein Gras. Zu Beginn erwähnen Sie, dass ich es Ihnen zu verdanken habe, dass in den letzten Jahrzehnten die Preise für Lebensmittel kontinuierlich fallen. Falls all das stimmt, was Sie schreiben, dann habe ich das nicht Ihnen, sondern den Industrielandwirten zu „verdanken“. Denn Lebensmittelproduktion ist längst eine Industrie.

    Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihrem (der Beschreibung nach) romantischen Gutshof. Ich würde es begrüßen, wenn mehr Landwirte sich so begreifen würden. Tun sie aber offenbar nicht. Deshalb schätze ich ihre Arbeit Wert…aber mein Bild von moderner Lebensmittelproduktion kann das nicht zurechtrücken.

    • Willi Kremer-Schillings sagt

      Lieber Frank
      nein, Dank will ich nicht für meine Arbeit. Aber etwas mehr Anerkennung. Wenn ich in den letzten 25 Jahren über 200.000 € in den Erhalt der Gebäude meines “romantischen” Hofes (was soll dieser Ausdruck?) gesteckt habe, dann um ihn damit zu erhalten. Mir, unserem Sohn und seinen Kindern und der Gesellschaft, also auch ihnen. Ich hätte mit dem Geld auch was anderes machen können als davon Dachziegeln zu kaufen! Urlaub zum Beispiel.
      Zu den Beispielen:
      – wenn es Berufskollegen gibt, die für Verunreinigungen der Gewässer verantwortlich sind, so ist das nicht in Ordnung und muss geahndet werden. Punkt.
      – blühende Rapsfelder sind doch ein schöner Anblick. Der Imker, der seine Völker auf meiner Weide stehen hat (kostenlos) ist sogar dankbar. Wenn ich keine Raps hätte, könnte er nicht so viele Völker halten.
      – Flora und Fauna: die Lünebürger Heide wäre ohne Schafe ein Birken- und Kiefernwald. Ohne menschliche Eingriffe gäbe es sie nicht. Gut? Schlecht?
      – Kostenlos: Beim Schatten vielleicht ein falsches Wort. Aber: ich habe entlang eines Wanderweges auf meinem Grundstück 100 kg Tulpenzwiebeln gepflanzt, zusammen mit unserem Sohn. Im Frühjahr laufen dann die Spaziergänger vorbei und pflücken die blühenden Tulpen ab. Das ist eine Missachtung meiner Arbeit und ärgert mich. Genau genommen ist es sogar Diebstahl. Es ärgert mich auch, wenn massenhaft deren Hunde auf meine Wiese scheißen. Das ist unhygienisch für das daraus entstehende Heu.
      – Das Bild von der brasilianischen Mähdrescher-Armada gefällt mir sehr gut. Industrielle Landwirtschaft eben. Das Wort Industrie leitet sich ab vom lateinischen “industria” = Betriebsamkeit, Fleiß.

      P.S.: Das Sie kein Gras essen ist mir auch klar. Sollte ja auch nur polemisch sein. Aber Kühe fressen Gras und die produzieren Milch und Fleisch.
      Trotzdem vielen Dank für Ihre Antwort, die mir Gelegenheit gibt, einige Punkte zu erläutern. (P.S.: in den nächsten Tagen kommt ein weiterer Artikel. Ich freue mich schon auf Ihre Einwendungen) Willi

    • Oberpfälzer Bursch sagt

      Ganz klar ist doch, dass ein Landwirt aus Leidenschaft seinen Beruf ausübt und davon leben muss. Es ist keine Hobby und auch kein gefühlsloser Beruf. Es ist Leidenschaft und deshalb macht man verschiedene Dinge aus Gefallen und Freude und andere Sachen weil es eben sein muss.

      So seh ich das zumindest..
      Liebe Grüße aus der Oberpfalz

  22. Und trotzdem wählen viele Landwirte CDU, weil sie glauben, dass Ihnen das was hilft. Dabei ist doch die CDU genau die Partei, die opportunistisch handelt und die kleinen, lokalen Landwirte platt macht.

    Oder wie Holgi sagt: Die Menschen wählen immer die Partei, zu deren Klientel sie gehörten möchte, nicht zu deren Klientel sie auch tatsächlich gehört.

    • Alois Wohlfahrt sagt

      nicht die Politik macht die Landwirte kaputt, sondern der Geiz, dass alles immer noch günstiger geht.
      Und die “Geiz-ist-geil-Fraktion” geht durch alle politischen Farben.

      Alois

    • Willi Kremer-Schillings sagt

      Die Politik macht keine Preise. Und wenn sie welche machen würde, wäre das oft fatal. Sie kann aber Rahmenbedingungen setzen, z.B. Mindestpreise, unter die ein Produktpreis nicht fallen dürfte. Im Zuge der Liberalisierung des Welthandels fallen da aber gerade auch noch die letzten Schranken (Milch, Zucker…). Was uns als Landwirten Probleme macht ist die Konzentration der Einkäuferseite, der wir nichts wirksames entgegenzusetzen haben. Wenn ich mal träume, dann sehe ich an der MATIF in Paris (Börse für europäisches Getreide) ein elektronisches Laufband auf dem steht: “Bauern: Weizen nicht verkaufen unter 20 €/dt.” Und alle Bauern würden sich auch noch daran halten!! Nicht auszudenken…

    • Rainer sagt

      Lieber Uwe,
      hast Du mal aufmerksam die Nachrichten verfolgt. Fast alle Parteien hören auf ihre Lobbyisten, also die bezahlten Vertreter der Industrie. Was ich noch viel schlimmer finde sind Die Grünen! Die machen aus den Landwirten die größten Umweltverschmutzer der Nation! Sie wollen keine Tierhaltung, denn die produzieren nur Methan. Keinen Mist aufs Feld, denn der stinkt und verseucht das Grundwasser. Aber Essen wollen sie schon, oder Wolle für Kleidung, usw.
      Leider habe ich auch noch keine Partei gefunden die da nachvollziehbar realistisch handelt und nicht nur Lippenbekenntnisse abgibt.

    • MarS. sagt

      Ziemlich dünne Argumentation. Der Verbraucher bestimmt, nicht die Politik. Und die gezielte Attacke auf eine einzelne Partei kommt einem doch recht durchblickbar vor.

  23. Johannes Gruben sagt

    Vielen vielen dank für diesen Artikel. Ich kenne das selbst, bin auf dem Hof aufgewachsen, und mit 19 ausgezogen. Mein Vater hat immer noch den Hof, und führt diesen auch weiter.
    Wie oft habe ich gehört ich wäre ein “Bauer”, und wir sollen doch mal aufhören, immer das Dorf “vollzustinken” mit Dünger und den Gerüchen, die eben auf einem Bauernhof entstehen.

    Ich stimme diesem Artikel zu 100% zu.

    Grüße aus der Eifel bzw. Mittelfranken 🙂

    • Willi Kremer-Schillings sagt

      Buy local! Aber das dann auch tun! Eine (nicht repräsentative) Umfrage vor drei Supermärkten hat ergeben, dass 56% der am Eingang befragten Personen für regionale Lebensmittel sind. An der Kasse waren im Einkaufswagen 3% der Produkte die eingekauft wurden, aus der Region. Deshalb: gleich in den Hofladen beim Bauern, da ist alles aus der Region. Garantiert!! Gruß nach Köln.
      KS

  24. Lieber Nachbar,
    vielen Dank für den guten Artikel und vor allem für deine tägliche Arbeit für die Umwelt und uns alle! Was mich traurig stimmt, dass du so viel kostenlos anbieten musst – und viele andere Industrien mit ihren billigen Produkten Umwelt und Menschen schädigen, auf Kosten der Steuerzahler. Sollten ökologisch und nachhaltig erzeugte Produkte nicht billiger sein als konventionelle oder importierte? Die Finanzkrise hat uns Bürger schon Milliarden gekostet, weil ein paar wenige sich bereichert haben. Welche Kosten kommen auf die Gesellschaft durch z.B. billiges Fleisch (Keime/Nitrat/Lohnsklaven) zu – und wer profitiert davon (ALDI/Lidl/Penny)? Auch im Gesundheitssystem erdrücken uns die Folgen schlechter Ernährung… Also liebe Einkäufer: Lebensmittel sind unser kostbarstes Gut, schaut wo sie herkommen und zahlt ein paar Euro mehr für gute und regionale Produkte! Auf Internetportalen wie z.B. http://www.foodroot.de könnt ihr Produzenten und Einzelhändler finden und euren Freunden empfehlen.

    1
    • Alois Wohlfahrt sagt

      Hallo,

      kostenlos ist nicht umsonst. Irgendeiner zahlt immer die Zeche.
      Und wir Landwirte zahlen im Moment viel drauf.
      Dafür gibts vom Staat zwar Geld. Aber dafür müssen wir uns dann auch noch von der Allgemeinheit “anscheißen” lassen.
      Ich glaube auch, dass sich da viel ändern muss.
      Aber wie?
      Alois

  25. Helga Bertholdt sagt

    Lieber Willi,
    Wer sich dafür interessiert weiß auch wie es ist und wie schwer es ist sich in der heutigen Zeit als Landwirt zu behaupten. Die meisten machen sich doch gar keine Gedanken über die Herkunft der Lebensmittel……..da stehen ganz andere Dinge im Vordergrund.. leider.
    Ich finde es schon mal gut dass solche Berichte auf Facebook zu lesen sind!
    Liebe Grüße von einer Bäuerin

    • Willi Kremer-Schillings sagt

      Liebe Helga
      stimmt! Für Urlaub werden 16% des Einkommens ausgegeben, für Lebensmittel 13%. Wenn sich was ändern soll, müssen wir das selbst in die Hand nehmen. Druck dir doch einfach den “Nachbar”-Artikel aus und verteile ihn an deine Nachbarn. Oder schicke ihn an deine Tageszeitung. Veränderung beginnt im Kopf!
      Also: Kopf hoch!
      Willi

  26. Ralf Pauelsen sagt

    hallo
    ein toller beitrag genauso siht es in ganz deutschland aus nicht immer zur zufriedenheit aller bürger aber allen kann man es nicht immer recht machen .

    gruß
    bauer pauelsen

    • Willi Kremer-Schillings sagt

      Schön, dass er dir gefällt. Ich habe noch einen in der Pipeline.
      Also: bleiben Sie uns treu, empfehlen Sie uns weiter (Ranga Yogeshwar)
      Und: bleiben Sie gespannt…
      Willi

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