Dazu habe ich Herrn Maske, den Präsidenten des Deutschen Imker-Bundes befragt.
Lieber Herr Maske, mit einem persönlichen Treffen hat es ja trotz mehrerer Anläufe nicht geklappt, deshalb meine Fragen jetzt in schriftlicher Form. Dazu habe ich mir das Positionspapier des Deutschen Imkerbundes von April 2017 durchgelesen.
Sie fordern dort eine „mehr als dreijährige Fruchtfolge auf 50% der Ackerfläche“. Wie würde die aus Ihrer Sicht aussehen? Denken Sie aber bitte auch daran, dass die Kulturen auch für mich vermarktbar sind.
Das ist so nicht richtig. Ich fordere eine mehr als „dreigliedrige“ Fruchtfolge, also eine Fruchtfolgevielfalt. Die Betonung liegt auf Fruchtfolgevielfalt.
An der Universität Würzburg wurde z. B. wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Anlage größerer Blühflächen nach dem Rapsanbau zu einer Reduzierung des Rapsglanzkäfers führt. Natürliche Gegenspieler können sich dort etablieren und chemischer Pflanzenschutz ist fast nicht notwendig. Solch eine Blühfläche könnte z. B. aus Luzerne bestehen, was außerdem positiv für den Boden ist. Oder die Fläche kann aus sog. „Honigpflanzen“ bestehen, die dann für die Biogasanlage genutzt werden können.
Neben der wirtschaftlichen Nutzung stellen solche Blühflächen Habitate für Gegenspieler von Schädlingen dar und geben Blüten besuchenden Insekten die benötigte Nahrung.
Die dreigliedrige Fruchtfolge reicht mir also nicht aus. Es müssen mehr Fruchtfolgen sein, um auf natürliche Weise Schädlinge zu reduzieren. Im „Ochsenfurter Gau“ arbeitet ein konventioneller Landwirt „zwölfgliedrig“. Ist das nicht ein Traum?
Sie fordern die Anlage von mindestens 10 m breiten ein- und mehrjährigen Blühstreifen auf 5 bis 10% der Gesamt-Ackerfläche. Machbar ist das für mich. Auf diesen Flächen wachsen dann aber keine Lebensmittel mehr und ich habe von 5 bis 10% meiner Fläche keine Einnahme. Wie sehen Sie das?
Die Blühstreifen stellen durchaus eine Verdienstquelle für den Landwirt dar. Wenn Sie z. B. die „Durchwachsene Silphie“ als Alternative zu Mais für die Biogasanlage anbauen, dann leisten Sie nicht nur ökologisch einen Beitrag sondern fahren auch ökonomisch besser. Denn die Pflanze wird nur einmal gesät (z. B. zwischen dem Mais), wird aber nach dem ersten Jahr mindestens zehn Jahre ohne Saatgut-, Dünge- und Pflanzenschutzkosten geerntet. Unter www.donau-silphie.de kann man sich im Internet bei Landwirten informieren.
Sie fordern Leindotter als Haupt- oder Zwischenfrucht. Bisher kenne ich diese Pflanze nicht und weiß auch nicht, an wen ich die Ernte vermarkten könnte. Können Sie mir da ein paar Hinweise geben?
Lein bauten schon die Kelten an. Der Leindotter (camelina sativa) hat seinen Namen aus dem Leinanbau, wo die gelbe Pflanze als Ackerwildkraut wuchs. Wegen der gelben Blüten im Gegensatz zum blauen Lein benannte man die Pflanze „Leindotter“.
Leindotter wird bereits in Deutschland angebaut, leider vorwiegend nur im Ökolandbau. Aus ihm wird ein sehr hochwertiges, gut schmeckendes Öl (mit den für unseren Körper wichtigen ungesättigten Omega3-Fettsäuren) gewonnen. Das Öl wird hochpreisig vermarktet und ist ca. neun Monate haltbar (siehe z. B. im Internet unter www.bliesgauoele.de).
Eine weitere Verarbeitungsmöglichkeit ist Leindotter-Presskuchen zu hochwertigem Eiweißfutter für Kühe, Schweine und Hühner. Auch Nudeln lassen sich daraus herstellen.
In Mühlen ist es auch möglich, den Leindotter vom Korn zu trennen. Wenn Leindotter als Untersaat in Hafer, Roggen oder auch bei Erbsen angebaut wird, entsteht so im Juni für Blüten besuchende Insekten ein Nahrungshabitat.
Das gleiche gilt für Durchwachsene Silphie als Dauerkultur. Wie baut man die an und an wen kann ich die vermarkten? Ich kenne mich damit nicht aus, obwohl ich seit 40 Jahren Ackerbau betreibe.
Wie bereits erwähnt: Schauen Sie sich die Internetseite www.donau-silphie.de an. Dort erhalten Sie alle notwendigen Informationen von Landwirten, die bereits gute Erfahrungen mit der Pflanze gesammelt haben.
Im Übrigen haben die EU-Mitgliedstaaten in der sog. „Omnibus-Verordnung“ im Oktober 2017 beschlossen, dass seit diesem Jahr der Anbau der Durchwachsenen Silphie als ökologische Vorrangfläche angerechnet und gefördert wird.
Auch mit dem von Ihnen geforderten Anbau von Sonnenblumen habe ich ein Problem. Ich habe das einmal gemacht. Bei uns im Rheinland wird diese Pflanze nicht reif und so war die Ernte für mich ein Totalausfall. Ich habe wohl in unserem Garten ein paar Pflanzen stehen, in den Gärten im Neubaugebiet sucht man die vergebens. Da steht nur Thuja und Kirschlorbeer.
Sonnenblumen blühen normalerweise Ende Juli und bilden daher ein willkommene Spättracht und wichtige Nahrungsquelle für Blüten besuchende Insekten. Das aus der Pflanze gewonnene Sonnenblumenöl ist im Lebensmittelbereich gefragt.
In meinem Heimatbereich in Unterfranken (Landkreis Kitzingen) werden jedes Jahr zwischen 500 und 700 ha Sonnenblumen angebaut. Im Gegensatz zu den 90èr Jahren handelt es sich heute um „high oleic-Sorten“ aus Hybridzüchtung. Für Blüten besuchende Insekten sind diese Sonnenblumen dann interessant, wenn es kurz vor der Vollblüte mind. 30 Liter Niederschlag gibt. Nur dann gibt die Pflanze genügend Nektar ab.
Das Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf hat z. B. mehrmals die Abhängigkeit der Nektarproduktion vom Standort und der Sorten untersucht. Wenig Nektarertrag ist besonders bei Böden mit niedriger Ackerzahl und geringem Wasserrückhaltevermögen sowie geringem Niederschlag zu erwarten. Anbauflächen mit hohem Grundwasserstand und/oder in Talsenken können mit höheren Erträgen rechnen. Bezüglich der Menge und des Zuckerwertes schnitten bei diesen Studien Sorten wie Petra, Alliance, Gala und Sideral besser ab.
Kleearten im Rahmen des Greening mache ich, so wie Sie das fordern. Und zwar in einer Mischung aus Gelbsenf, Ramtillkraut und Alexandriner-Klee. Der kommt aber bei uns kaum zur Blüte. Und auch die Forderung nach blühenden Zwischenfrüchten, die spätestens Anfang September blühen ist schwierig. Da bleibt nur die Gerste als Vorfrucht und ob die Einsaat dann spätestens Anfang September blüht, ist mehr als fraglich. Gerade in diesem Jahr hat es wegen der Trockenheit nicht geklappt. Von „meinem“ Imker höre ich dann noch, dass er keine späte Blüte will, weil die Bienen dann eher zur Ruhe kommen sollen. Mache ich also etwas falsch?
In unserem Positionspapier sind einige Zwischenfrüchte benannt. Wichtig ist tatsächlich, dass nach Ernte der Hauptfrucht baldmöglichst eine blühende Zwischenfrucht (z. B. Buchweizen, Leindotter oder Phacelia etc.) angebaut wird. Zucker als Nektarersatz können wir Imker füttern, aber nicht den Blütenpollen, den Honigbienen im Spätsommer/Anfang Herbst – am besten vielfältig – benötigen, damit vitale Winterbienen entstehen können. Denn diese Bienen leben ein halbes Jahr, entgegen der Sommerbienen, die nur sechs Wochen leben.
Im November oder später sind Blühflächen für Honigbienen kontraproduktiv, da durch Polleneintrag die Königin nicht aus der Brut geht. Um eine erfolgreiche Varroa-Bekämpfung (Restentmilbung) durchführen zu können, benötigen wir eine brutfreie Zeit. Dies meint der Imkerkollege mit „Ruhe für die Bienen“.
Sehr positiv finde ich die geforderten Maßnahmen, die Sie im Papier aufführen: Entbürokratisierung, Senkung des Kontrolldruckes, Reduzierung des Kupfer-Einsatzes im ökologischen Landbau, Beratung zum integrierten Pflanzenschutz usw.
Besonders wichtig finde ich den Satz „keine Tiefpreispolitik bei Nahrungsmittel“. Wie will der Deutsche Imkerbund dies konkret erreichen? Sind Sie dazu in Gesprächen mit dem LEH?
Überall, wo sich die Gelegenheit ergibt (Politik, Lebensmittelhandel usw.), bringe ich diese Forderungen vor.
Lieber Herr Maske, vielen Dank für das Gespräch.
Bauer Willi
Träumen wir mal den Traum der Imker weiter. Orientieren wir uns mal an der Schweizer Landwirtschaft. Der Schweizer Staat zahlt den Bauern jedes Jahr 20 Mrd. für die gewünschten staatl. Vorgaben. In Deutschland sind es rd. 5 Mrd.. Wenn wir die 20 Mrd. auf Deutschland übertragen, dann sind es hier nicht 5 Mrd. , sondern geschätzte 50 Mrd. Euro für die Bauern.
So , liebe Imker , daß wäre dann die Träumerei wert. Dazwischen liegen rd. 45 Mrd. Euro, mehr als für alle EU-Bauern bezahlt wird. Jetzt sammelt mal das Geld dafür für uns ein. Dann können wir über euren Traum reden.
Irgendwie erinnern mich die Imkeransprüche an die biblischen Vöglein im Felde: „sie sähen nicht, sie jäten nicht aber sie ernten trotzdem.
Wer verpflichtet denn die Bauern den Haustierbienen zu jeder Zeit Futter zu verschaffen.
Der postulierte Anspruch der Berufsimker alle Neonikotinoide und Glyphosat sowie am liebsten jeden Insektizideinsatz zu verbieten untergräbt auch die Existenz der meisten Imker. 99,6 % des Rapses in Deutschland werden konventionell angebaut. Die sind in der Regel auch 30 bis 40 % der Honigerträge der Imker.
Also nur zu, wir kümmern uns inzwischen sinnvollerweise mehr um die Wildbienen und andere Bestäuber- Insekten.
Ich jedenfalls will im nächsten Jahr keine Haustierbienen auf meinen Flächen sehen.
Wir haben in den letzten 30 Jahren ausreichend Strukturelemente und Blühflächen geschaffen. Mit angewendetem segregativem Naturschutz auf 7 % meiner Flächen sind auch die bestäubenden Wildinsekten in der Lage meine Bestände zu befruchten.
Jede Biene und jeder Imker sind mir willkommen. Aber grundsätzlich nochmal zur Erinnerung: Imkerei ist landwirtschaftliche Nutztierhaltung, egal ob Hobby oder Lifestyle oder professionelle Erwerbsimkerei!! Honigbienen sind kein natürlich vorkommendes Insekt sondern ein Produkt von Selektion und Kreuzung. Wenn ich also landwirtschaftliche „Nutztiere“ halte, muss ich mich eigentlich selbst um die Futtergrundlage kümmern und kann nicht von meinem Nachbarn oder irgendjemand anderen verlangen, gefälligst ein reichhaltiges Angebot für meine Tiere bereitzustellen. Kein einziger Ackerbaubetrieb ist auf Honigbienen angewiesen, auch nicht im Raps. In diesem Frühjahr, wo die Rapsblüte sehr früh und heftig begann, hat mir ein Imker erklärt, daß die Bienen noch gar nicht ihre richtige Volkstärke erreicht hätten, um groß ins Bestäubungsgeschäft einsteigen zu können. Natürlich will ich ihren Nutzen zur Ertragsmaximierung insbesondere im Obstanbau gar nicht leugnen, aber grundsätzlich gibt es noch viele andere wildlebende Insekten, die diese Aufgabe schon immer erledigt haben und auch solche, die heute gezielt als Alternative eingesetzt werden. Viele dieser wildlebenden Insekten sind durch den Verlust ihrer Habitate wirklich gefährdet, die Honigbiene ist es nicht! Ihr Wohl und Wehe ist fast ausschließlich von ihrem Imker abhängig. Imkerei findet hauptsächlich des Ertrags wegen statt. Und das gerne genutzte Zitat: stirbt die Biene, stirbt der Mensch ist ebenso falsch wie schwachsinnig, wenn man es auf die Honigbiene bezieht!
Deshalb, lieber Herr Maske, Bienen und Imker sind immer willkommen und auch ich esse gerne Honig, aber ein wenig mehr Zurückhaltung wäre angebracht, denn wir Landwirte machen mit unseren Kulturen ihre Imkerei erst lukrativ!
Ist Bienenhaltung keine Massentierhaltung?
Bauer Willi, warum hast Du den Herren denn nicht nach seinem Standpunkt zur Verbreitung standortfremder Pflanzen durch Imker gefragt?
Ist das so? Mehr Infos bitte. Ich weiß ja viel, aber nicht alles…;-)
Bauer Willi
Japanischer Staudenknöterich und drüsiges Springkraut fallen mir da ein.
Sind Imker automatisch immer Gutmenschen ???
Greifen sie nicht auch ganz massiv in die Natur ein ???
Sind Honigbienen keine hochgezüchteten Fressmaschinen ???
Kommt von den Verbandsoberen immer die absolute Weisheit ???
Ein ehrlicher und offener Umgang an der Basis ( Imker und Bauern )
ist vermutlich genau so fruchtbar wie das Imponiergehabe mancher
Verbandschefs .
Frage: Wieviel gliedrig sind die nachfolgend aufgeführten Fruchtfolgen im Verständnis des Herrn Maske? Jeweils ein Zeitraum von drei Jahren.
Bisherige langjährige Abfolge: Wintertriticale – Anbaupause mit zweimal Stoppelbearbeitung – Wintergerste – kurze Anbaupause – winterharte Zwischenfrucht – Mais ( drei oder viergliedrig? )
Geplante zukünftige Abfolge ( falls die ersten Versuche positiv ausfallen): Wintertriticale – vielfältige Zwischenfruchtmischung mit Frühblühern – Flächenrotte – Wintergerste – vielfältige Zwischenfruchtmischung mit Frühblühern – Flächenrotte – spätsaatverträgliche winterharte Zwischenfruchtmischung – Flächenrotte – Mais ( drei oder sechsgliedrig? )
Da ich die Flächen mitten in der Blüte abmulche, stellt sich für mich die Frage, bringt es Nutzen für die Insekten, oder ziehe ich sie nur aus der ganzen Umgebung an, um sie dann mehrheitlich zu vernichten? Sollte dies der Fall sein, würde ich auf Mischungen setzen, die gar nicht erst bis zur Blüte kommen. Mir geht es bei dieser neuen Abfolge um den weiteren Humusaufbau auf unseren ursprünglich kargen Sandböden mithilfe des flüssigen Kohlenstoffweges.
Die von Herrn Maske genannte zwölfgliedrige Fruchtfolge würde mich doch sehr interessieren. Vielleicht könnte die veröffentlicht werden.
Wie ist der Betrieb gelagert und bei welcher Betriebsgröße kann man das umsetzen?
Nur ein paar Zahlen zum Nachdenken:
Deutschland hat rund 11,8 Mio ha Ackerland. 10 % davon sind also knapp 1,2 Mio ha.
Der Ölleinanbau in ganz Europa betrug ca. 0,1 Mio. ha (= 100.000 ha). In Deutschland betrug er rund 100 ha. Es ist anzunehmen, daß diese Frucht in D a) nicht wirklich ideal wächst, b) nicht wirklich zu den Preisen produziert werden kann die hier bezahlt werden oder c) von kaum jemandem gebraucht wird. Welchen Sinn dann das Ansinnen einer 1200 x so großen Fläche haben soll, bleibt unerklärt bis unerklärlich. Ist aber für Bienen-Chefs auch nebensächlich.
Vorschlag abgeleitet aus den Gedankengängen des Bienenchefs und damit die Bauern nicht immer alles alleine machen müssen dürfen sollen.
Könnte man nicht allen, die direkte oder indirekte Förderungen für den Wohnbau beziehen (privat oder öffentlich) auch verordnen, daß sie 10% der Wohnfläche und 10% der Gartenfläche für Biodiversität zur Verfügung stellen. Das wären so ca. 6-20 m² (nach oben offen) für Wohnungen und rund 50 m² aufwärts für Gartenflächen.
So unter dem Motto „Öko-Rooms“ statt „Panic-Rooms“. Das wären dann „Wellness-Zonen“ der anderen Art, der neuen Art, der modern und zeitgemäßen Art. Diese Bereiche sind dann gemäß der Vorgaben und Auflagen der Behörden und NGO´s zu gestalten, sie sind jederzeit frei zugänglich zu halten und werden natürlich auch kontrolliert. Wo der Verdacht besteht, daß irgendetwas verdächtig ist, kann diese Kontrolle natürlich auch nachts erfolgen. Die Ergebnisse sind dann gegebenenfalls entanonymisiert im Fernsehen und sozialen Medien zu sehen. Jedenfalls wird der erhaltene Wohnbauförderungsbeitrag und die Erfüllung der Tierweltflächen in einer öffentlichen Transparenzdatenbank für alle zugänglich. Wer in einem Zeitraum von 7 Jahren dabei Fehler begeht, wird natürlich bestraft. Das kann dann schon bis zum Verlust der gesamten Wohnbauförderung gehen.
Auf einen Schlag würden da rund 38.500 ha Wohnfläche bzw. 385 Millionen m² bisher völlig ohne eine Gedanken an unsere Mittierwelt egoistisch für Wohnzwecke genutzte Fläche freigespielt. Zu der kämen dann auch noch einige Millionen m² an Gartenfreiflächen. Und wer würde nicht allein schon auf Wunsch der Bienen-Chefs so einem Wunsch entsprechen. Wer würde nicht freudestrahlend sein Scherflein zum Gelingen beitragen.
Das wäre mal ein nationaler Schulterschluß wo die Segnungen der gleichsam verpflichtenden Wunschlisten-Schreiber auf alle Schultern verteilt werden.
Nur ein paar Zahlen zum Nachdenken:
Deutschland hat rund 11,8 Mio ha Ackerland. 10 % davon sind also knapp 1,2 Mio ha.
Der Ölleinanbau in ganz Europa betrug ca. 0,1 Mio. ha (= 100.000 ha). In Deutschland betrug die bisherige Anbaufläche rund 100 ha. Es ist also anzunehmen, daß diese Frucht in D a) nicht wirklich ideal wächst, b) nicht wirklich zu den Preisen in D erzeugt werden kann die gezahlt werden oder c) von kaum jemandem gebraucht wird. Welchen Sinn dann das Ansinnen einer 1200 x so großen Fläche haben soll, bleibt unerklärt bis unerklärlich. Ist ja für Bienen-Chefs auch nebensächlich.
Vorschlag aufbauend auf den Gedankengängen des Biene-Chefs und damit die Bauern nicht immer alles alleine machen müssen sollen dürfen.
Könnten die Bienen-Chefs nicht allen, die direkte oder indirekte Förderungen für den Wohnbau beziehen (privat oder öffentlich) verordnen, daß sie 10% der Wohnfläche und 10% der Gartenfläche für Biodiversität zur Verfügung stellen. Das wären so ca. 6-20 m² (nach oben offen) für Wohnungen und rund 50 m² aufwärts für Gartenflächen.
So unter dem Motto „Öko-Rooms“ statt „Panic-Rooms“. Das wären dann „Wellness-Zonen“ der anderen Art. Diese Bereich sind dann gemäß der Vorgaben und Auflagen der Behörden und NGO´s zu gestalten, sie sind jederzeit frei zugänglich zu halten und werden natürlich auch kontrolliert. Wo der Verdacht besteht, daß irgendetwas verdächtig ist, kann diese Kontrolle natürlich auch Nachts erfolgen. Die Ergebnisse sind dann gegebenenfalls entanonymisiert im Fernsehen und sozialen Medien zu sehen.
Jedenfalls wird der erhaltene Wohnbauförderungsbeitrag in einer öffentlichen Transparenzdatenbank für alle zugänglich. Wer in einem Zeitraum von 7 Jahren dabei Fehler begeht, wird natürlich bestraft. Das kann dann schon bis zum Verlust der gesamten Wohnbauförderung gehen.
Aber auf einen Schlag würden damit etwa 38.500 Hektar bzw. 385 Mio. m² bisher ohne einen Gedanken an die Mittierwelt genutzte Wohnfläche für alles mögliche Getier und Pflanzen freigemacht. Und da kämen dann noch etliche Mio m² an Gartenfreiflächen dazu. Jeder Bürger wird dafür gerne sein Scherflein zum Wohlergehen von Biene und Co. beitragen. Das wäre mal ein echter Schulterschluß mit der Aufgabenteilung auf alle Schultern ….
@Bauer Fritz
Sehr guter Vorschlag. Für jeden Quadratmeter Wohnfläche müssen 0,05 qm als ökologische Vorrangfläche nachgewiesen werden. Bei 80 Millionen Einwohnern und geschätzten 30 qm pro Kopf sind das 2,4 Mrd qm Wohnfläche. Macht 120 Mio qm ökol. Vorrangfläche.
Für ein Einfamilienhaus mit 130 qm Wohnfläche muss er also im Garten 6,5 qm Bienenweide aussäen. Oder Brennessel und Distel stehen lassen. Kann doch so schwer nicht sein, oder?
Bauer Willi
Baut man direkt nach Wintergerste eine schnell in Blüte kommende Zwischenfrucht an, muss diese im Herbst noch gemulcht werden, um ein aussamen zu verhindern. Folgt danach Mais, liegt der Acker über Winter bis ins Frühjahr hinein brach (kontraproduktiv in Sachen Grundwasserschutz). Aus diesem Grund säen wir seit langem winterharte Zwischenfrüchte erst Mitte/Ende August aus. Diese bleiben dann bis kurz vor der Maisaussaat stehen. Die Winterrübsen kommen dann meist im Frühjahr noch in Blüte. Bei der Suche nach einem produktiveren Zwischenfruchtanbau in Bezug auf den Humusaufbau für unsere ursprünglich sehr kargen Sandböden bin ich auf das System der doppelten Zwischenfrucht in Kombination mit dem System der Flächenrotte gestossen. Dabei baut man eine schnell wachsende und in Blüte kommende Zwischenfruchtmischung an, die in normalen Jahren spätestens Mitte September gemulcht und per Fräse auf maximal 5cm Tiefe eingearbeitet wird. Um Fäulnis zu verhindern wird ein Rottelenker mit eingearbeitet. Zwei Wochen später erfolgt die Aussaat von Wintergetreide als Hauptfrucht oder eine winterharte spätsaatverträgliche Zwischenfruchtmischung, die bis kurz vor der Maisaussaat den Boden bedeckt. Dieses System setzen wir diesen Herbst erstmalig um. Jetzt meine Frage an die Imker und Insektenkenner. Wie verhalte ich mich möglichst insektenschonend beim mulchen und einarbeiten der dann zum Teil noch blühenden Zwischenfruchtbestände.
Die Bienen fliegen erst ab 12°C so das abmulchen in den frühen morgen oder Abendstunden den Bienen entgegen kommt. Für mich als Imker wäre ein Regentag nach dem abblühen ideal ( ich bin gelernter Landwirt und weiß das dies nicht geht). Gruß Jörg
@Jörg Peters
Solche praktischen Ausführungen hätte ich mir von Herrn Maske gewünscht. Gemeinsame Überlegungen, Antworten auf meine Fragen.
Er macht auf mich den Eindruck, als wollte er mich belehren…Oder ist das nur meine persönliche Wahrnehmung?
Bauer Willi
@Jörg Peters
Danke für die Info.
Nur so kommen wir in der Sache gemeinsam weiter. Aber wie sieht es aus mit Hummeln, Wildbienen und Co?
Hummeln und Wildbienen können bei niedrigernen Temperaturen fliegen. Hummeln kehren zu ihren Nestern zurück, Wildbienen sind einzelgänger und haben daher kein Nest, Sondern legen ihre Brut in Löchern an, die auch nicht weiter gepflegt wird. Ich denke das diese dann auch nachts teils in den Beständen verbleiben. Jedoch haben Wildbienen einen geringen Aktionsradius, nur wenige 100 m so das hier auch Hecken oder Totholz, offen Sandflächen die nicht bearbeitet werden vorhanden sein müssen, damit diese Tiere etwas davon haben. Bienen fliegen über 3 km zur Futterfläche und teilen das auch im Stock mit, sodass schnell bei guter Tracht viele Bienen vorhanden sein können. Leider haben beide -Landwirte und imker- sich fachlich weit entfernt. in der Landwirtschaftsschule wurde uns in dieser Richtung nichts vermittelt, genauso haben Imker kaum eine Ahnung wie Landwirtschaft funktioniert. Gruß Jörg
Außerdem fordert der Imkerverband in seinem Positionspapier das Verbot von Glyphosat und allen verbliebenen Neonicotinoiden. Ganz neu am Glyphosathimmel – die Verursachung von Immunschwäche bei Bienen durch negative Beeinflussung von Darmbakterien.
Wir beobachten seit einigen Jahren die Zunahme von Vogelschwärmen. Der Zusammenhang mit unseren Blühstreifen, Trockenwiesen und Hecken ist sehr wahrscheinlich. Es gibt massenhaft Insekten und jetzt beobachten wir auch wieder größere Schwärme von Feldsperlingen. Im Mittelalter und auch später haben diese noch große Schäden in Getreidefeldern angerichtet.
Die Wünsche der Imker haben leider durch das angebliche Bienensterben einen zu hohen Stellenwert erhalten, deshalb sollten Vor- und Nachteile aller Maßnahmen in Bezug auf die Landwirtschaft auf dem Prüfstand stehen.
Ach Michaela,
Die machen Waldbienen Konkurrenz, auch noch nicht gewusst, danke!
Und wie ist deren Verhalten gemeinsam, nebeneinander in unserer Umwelt?
Es wäre doch gut, wenn man eine Fruchtfolgevielfalt etablieren könnte, auch durch Anbau mit Pflanzen für die Biogasanlage, die dann das finanzielle Risiko minimiert, oder?
Am kommenden Sonntag kommt in der Sendung „Sonntag“ im ZDF das Thema:
„Was sind uns die Lebensmittel noch wert“
Inga, es gibt unglaublich viele verschiedene Wildbienen, nicht nur solche, die im Wald leben.
Paul Westrich, der zu den Wildbienen Deutschlands ein Buch geschrieben hat, hat mir mal eine Antwort auf meine Beobachtung, dass in meinem Garten die neu aufgestellten Honigbienen die Wildbienen killen, für die die Steinmauer , die mit wildem Wein bewachsen ist, jahrelang Anziehungspunkt war, Folgendes geschrieben:
„Guten Morgen Frau Kolly,
vielen Dank für Ihre Nachricht und die Schilderungen Ihrer
Beobachtungen zum Wegbleiben von Wildbienen in Ihrem Garten, seit in
der Nachbarschaft Honigbienen gehalten werden. Solche Beobachtungen
wie die Ihre wurden auch schon an anderen Stellen gemacht.
Mittlerweile wird die deutlich zugenommene sogenannte „Stadtimkerei“
von Kennern deshalb kritisch gesehen, weil die Städte im Anbetracht
der industrialisierten Landwirtschaft für Wildbienen als Lebensraum
immer wichtiger werden und deshalb nicht auch noch hier eine landwirtschaftliche
Nutzung (Imkerei ist Landwirtschaft) die Wildbienen beeinträchtigten
sollte.
Allerdings ist der Nachweis einer unmittelbaren Nahrungskonkurrenz
nicht leicht zu führen, weil es hierbei methodische Probleme gibt und
sehr gute botanische und verhaltenskundliche Kenntnisse zur
Beurteilung erforderlich sind. Ich habe dieses Thema in meinem neuen,
in wenigen Wochen erscheinenden Werk „Die Wildbienen Deutschlands“
ausführlich behandelt und die verfügbare Literatur ausgewertet. Ich
empfehle dort den Verzicht auf die Imkerei in Naturschutzgebieten.
Außerhalb geschützter Räume ist die Imkerei überall zulässig, auch in
Ihrem Fall, und deshalb gibt es rein rechtlich hier keine Handhabe. Es
wäre natürlich besser, wenn die Nachbarin einen weiter entfernten Ort
für das Ausstellen Ihrer Honigbienenvölker wählen würde, aber dies
erfordert ein Einsehen der Imkerin in die Problematik. (…)“
Alle Parteien/ Interessenvertreter müssen zusammen überlegen, wenn man ein belastbares Konzept aufstellen möchte, wie die Wildpopulationen Deutschlands erhalten werden können und die einheimische Landwirtschaft nicht geschädigt wird. Meiner Meinung nach geht das nur über das Bezahlung des Steuerzahlers für Maßnahmen, die dem Umweltschutz dienen, aber von Import- Bauern nicht verlangt werden.
Eine ähnliche Frage habe ich mir auch schon mal gestellt. Nachdem unser Imker altersbedingt aufgegeben hat, kann ich vermehrt Wildbienen und Hummeln feststellen, und zwar in einer Anzahl, dass es auffallend ist.
Daraus resultiert die Überlegung/Frage ob Zuchtbienen, so nenne ich sie jetzt mal, wirklich so entscheidend für die Bestäubung sind wie es immer dargestellt wird.
Ich hege die Vermutung, dass die Imker ausschließlich aus Eigennutz argumentieren.
Wenn Wildbienen und Hummeln die ja die gleiche Funktion erfüllen, tatsächlich aufgrund intensiver Immenhaltung benachteiligt oder gar verdrängt werden, bleibt mit meinem laienhaften Verständnis nur der Schluss, dass es sich bei der Imkerei allein um Ertragserzielung handelt. Alles andere fadenscheinige Gedöns ist mir nicht glaubhaft zu vermitteln. Wohlgemerkt, ich verurteile dass nicht, aber die Imker überhöhen sich schon mal ganz gerne und sollten, gerade wenn sie Forderungen an die Umgebung stellen ihre eigenen Interessen nicht verheimlichen.
Da bin ich der gleichen Meinung. Allerdings glaube ich sogar, dass es den meisten Imken gar nicht bewusst ist, dass ihre Zuchtbienen die Wildbienen verdrängen. Ein Beispiel ist sicher meine Nachbarin.
Die Wildinsekten haben auch noch ein viel breiteres Spektrum an Bestäubungspflanzen als die Zuchtbienen. Der Spiegel hat mal eine Übersicht gebracht gehabt. Insekten, die ich gar nicht namentlich hätte benennen können, spielen bei der Bestäubung auch der Kulturpflanzen eine unglaublich große Rolle. Folglich wären eigentlich die wilden Bestäubungsinsekten schützenswert, die Zuchtbienen sollten zahlenmäßig gesetzlich reglementiert werden.
Könnte die Nahrungskonkurrenz von Wildinsekten und Zuchtbienen auch ein Grund sein, das die Imker in den Städten von vergleichsweise sehr guten Erträgen sprechen?
Insgesamt sehr gute Vorschläge- mit Ausnahme der Forderung nach einer Steigerung der Honigbienenvölker, denn diese machen den Wildbienen Konkurrenz.
@Michaela
Ich hatte von Herrn Maske praktikable Vorschläge erwartet.
Was mache ich denn mit „Durchwachsener Silphie“? Wer kauft mir das ab?
Weißt Du, wie viele Hektar Leindotter in Deutschland stehen? Wer will das haben?
Dass ich bereits Sonnenblumen probiert habe und damit gescheitert bin, interessiert Herrn Maske scheinbar nicht, denn er geht nicht darauf ein.
Dass ich bereits Zwischenfrüchte mache, die auch blühen, passt ihm dann nicht, wenn sie zu spät blühen. Früher bekomme ich das aber nicht hin.
Ich hatte mir von dem Interview ernsthaft versprochen, dass er auch die Machbarkeit für uns Bauern im Blick hat und das es zu einem echten Gedankenaustausch kommt. Statt dessen Ratschläge, mit denen ich in der Praxis nichts anfangen kann. Schade… 🙁
Bauer Willi
@Bauer Willi: Ach so! Ich hatte das zuerst so verstanden, dass das seinerseits die Grundlage wäre, aufgrund derer man dann (seitens Bauernverband, Lobby etc.) Förderungsverhandlungen aufnehmen kann/ muss, weil die Bestäuber- Insekten in der Allgemeinheit inzwischen als schützenswürdig angesehen werden. Wenn von den Bauern diese Maßnahmen gefordert werden, muss es ja irgendwer zahlen…
Genau. Ich kann meinen gesamten Betrieb gerne mit allen möglichen Naturschutzmaßnahmen versehen. Wenn es Schmetterlinge, Wildbienen, Feldhamster, Lerchen oder Kiebitze, Feldhühner oder Hasen sein sollen. Kann ich alles. Aber wenn ich die Tiere alle ernährt habe, womit ernähre ich dann meine Familie???
Bauer Willi
Lieber Willi, jetzt mal ehrlich. Mit den Feldhamstern ist es doch eh vorbei, die fressen dir kein Korn mehr weg. Und die Schmetterlinge, Wildbienen, Lerchen und Kiebitze sowie die paar Feldhühner und Hasen, sowie möglicherweise Feldrehe werden deinen Ertrag nicht schmälern. Die äsen genau das was bei den Bauern eher nicht erwünscht ist und sie in Folge dessen kaum noch finden.
Der Hinweis auf die Ernährung deiner Familie war nun wirklich bäuerliches Jammern auf höchstem Niveau. 🙂
Meine Einstellung zur Vergütung gesellschaftlich gewünschter Maßnahmen ist bekannt.
Könnt ihr eigentlich den gemeinschaftlichen Jagdbezirk noch verpachten?
Lieber Paulus
ich habe mich fünf (5) Jahre bemüht, den Hamstern aus Butzheim in Eckum ein neues Zuhause anzubieten. Die wollten aber einfach nicht über die Bahnlinie wandern. Und in Butzheim sind sie auch verschwunden. Jetzt hat mich mein Freund von der Unteren Naturschutzbehörde gefragt, ob ich nicht statt dessen ein Kiebitz-Schutzprogramm mitmachen möchte. Als ich Interesse zeigte, hat er mir 3 Dateien mit zusammen 25 Seiten zugeschickt, wie ich das anstellen soll. Mit Lageplan und allem Pipapo. Die studiere ich immer noch. Ist nicht so einfach…
Gestern kreisten über unserem Hof 6 Greifvögel (Raubvögel darf man ja nicht mehr sagen). Von daher hat sich das mit den Hasen eh erledigt.
Was ich sagen will: wenn ich meine paar Hektar nicht mehr zur Nahrungsproduktion verwenden soll, kann ich das gerne machen. Aber eben nicht „für umme“.
Das mit der „Ernährung der Familie“ war metaphorisch gemeint. Aber so ganz von der Hand zu weisen ist es ja wohl doch nicht. Übrigens habe ich im Sommer 5 kg abgenommen. Weil ich jetzt Feldhühner fördere. Für Umme…:-)
Bauer Willi
Da könnte man die Förderung von Feldhühnern doch glatt als Diät verkaufen. In Ba-Wü hat man jetzt die Bejagung der Rebhühner und anderer Tierarten so veramtsschimmelt, dass sich die Jäger meiner Vermutung nach in Zukunft wohl eher bei Maßnahmen zur Förderung zurückhalten werden.
Zwischenfrüchte und andere Gewächse die für eine Biogasanlage geeignet wären, dürfen hier vielerorts auf Vorgaben von Verpächtern nicht an Biogasanlagen verkauft werden. Also fällt diese Einnahmequelle und damit auch so manche Pflanze weg.
Leindotter und Sonnenblume geht auch nur im süddeutschen Raum. Bodenverhältnisse und Niederschlag hat er ja selber angesprochen. Das ist immer das Übel. Tolle Vorschläge, die aber nur von den wenigsten Landwirten umgesetzt werden können. Das mag man sich dann auch nicht als gutes Beispiel vor halten lassen.