Bauer Willi
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Hat es sich ausgetreckert?

Ein Gastartikel von Franz Kinker aus Bayern

“Im letzten Jahr und auch Anfang dieses Jahrs haben sich viele Landwirte(innen) mit ihren Traktoren auf den Weg gemacht in große Städte wie Hamburg, Berlin, Bonn und viele weitere. Mit ihren Corsos, Hupkonzerten und Mahnfeuern wollten sie auf die prekäre Situation auf ihren Höfen aufmerksam machen. Es waren Aktionen, die aus der Not heraus geboren sind. Desaströse Preise beim Schweinefleisch, Verschärfung der Düngeverordnung, Ausweisung roter Gebiete, ausufernde Bürokratie, Perspektivlosigkeit der Branche, öffentlicher Druck, Insektenschutzprogramm und der immerwährende Preisdruck der Discounter führten dazu, dass die Bauern sich zusammenrauften und völlig neue Aktionen starteten, die in die bäuerliche Geschichte eingehen werden.

  •        Hat sich etwas geändert?

Diese Frage kann man mit einem einfachen “nicht viel” umschreiben.
Die Landwirtschaftsministerin Klöckner rappelte sich aufgrund des bäuerlichen Drucks auf, um ein Gesetz zu schaffen, das dem Handel untersagen soll, Waren unter dem Einkaufspreis zu verkaufen. Auch Gesprächsrunden mit Vertretern des Handels gab es. Man beschwor die Systemrelevanz der Landwirtschaft, gelobte Besserung bei den Einkaufspraktiken der Discounter, hob auch kurzfristig die Preise für spezielle Schweinefleisch- Produkte an. Daraufhin lagen im selben Kühlregal neben den preislich aufgepeppten Produkten die Billigwaren und man wunderte sich, dass der Konsument am Ende wieder zu seinen gewohnten Billigprodukten griff. Die ganze Aktion lief – wie ich es beurteile – auf einen Rohrkrepierer hinaus. Die Preise sind für uns Landwirte wieder auf dem alten Niveau. Unterm Strich waren die Discounter wieder mal die Gewinner in diesem Spiel. Sie konnten die Wirkung dieser Bauernsympathie, den sogenannten „Bauernsoli“ medial für sich verbuchen und ihr neues,  „Grünes Image“ pushen.

  •       Wo stehen wir jetzt?

Von der letzten Traktordemo in Berlin nahm kaum jemand mehr Notiz. Bei den bekannten Fernsehsendern wurde meines Wissens gar nicht darüber berichtet. Den Politikern, die mehr oder weniger widerwillig anwesend waren, fiel es schwer, die Botschaften der Bauern aufzunehmen, geschweige denn zu verinnerlichen. Es machte den Anschein, dass die Sprecher der Landwirte nicht gut organisiert gewesen waren. Zu den Demonstrationen gesellten sich auch unangenehme radikale Personen, die die Chance nutzten, um auf sich aufmerksam zu machen.

Spätestens hier sind wir an dem Punkt angelangt, an dem ich sage: Es reicht!

Ab jetzt laufen die Aktionen ins Leere und wir ecken im dümmsten Fall nur noch an. Die Demos will ich in keiner Weise abwerten. Ich danke jedem, der sich die Zeit, die Mühe, und die schlaflosen Nächte genommen hat, um hier dabei zu sein. Es hat auch was bewirkt, ganz ohne Zweifel. Viele Bürger haben mitbekommen, dass in der Landwirtschaft gewaltig was stinkt. Und hier ist ausnahmsweise mal nicht Mist und Gülle gemeint.

  •     Sind wir jetzt am Ende?

Meines Erachtens müssen jetzt andere Maßnahmen folgen. Unsere Interessenvertreter von Land schafft Verbindung und Bauernverband sollten sich neu strukturieren und mit einer möglichst einheitlichen Marschrichtung vorgehen. Es geht nun um taktische Verhandlungen mit Politik und Handel und auch um Öffentlichkeitsarbeit. Gerade bei der Öffentlichkeitsarbeit ist jeder von uns gefordert. Jeder kann im Einzelnen dazu beitragen, den zum Teil weit entfernten Menschen in der Stadt auf unseren Hof zu holen um ihm unser Leben und Wirtschaften auf dem Bauernhof wieder begreifbar zu machen. Mit weit entfernt meine ich nicht nur die räumliche Distanz zum Bauernhof, sondern auch das Verständnis und die Ahnung von dem, was wir hier draußen so tun.

  •      Was erwarten wir Landwirte(innen) von der Zukunft?

Ganz klar: Wertschätzung der Handelspartner und das Durchreichen eines größeren Anteils der Gewinnmarge an die Erzeuger. Verhandlungen auf Augenhöhe. Betrachtung als Partner und nicht als No-Name-Lieferant von Lebensmitteln. Die Erkenntnis, dass sowohl Handel wie auch Landwirte(innen) wesentlich weiterkommen, wenn wir gemeinsam unterwegs sind.

Wir erwarten ferner einen Konsumenten, der verantwortungsbewusst, regional und verlässlich unsere Produkte erwirbt. Der einfach mal ein Produkt im Regal liegen lässt, das vom hintersten Ende der Welt angeliefert und unter fragwürdigen Bedingungen erzeugt wurde.

Um die Frage nicht unbeantwortet zu lassen, die ich in der Überschrift gestellt hatte: Ja, für mich hat es sich ausgetreckert!”

Gastartikel stellen die Meinung des/der Autor*in dar.

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101 Kommentare

  1. unkomplizierter Wurzelwicht sagt

    Was mich persönlich auch hier auf dieser Plattform oftmals extrem verwundert ist die Tatsache, wie wenig selbstkritisch viele Kollegen ihr eigenes Tun und Handeln hinterfragen.

    Wer in und mit der Natur arbeitet sollte dies doch ständig tun…

    Nach wie vor den blindwütigen Kannibalismus innerhalb unserer ländlichen Räume als solchen noch immer nicht wahrhaben zu wollen, spricht für mich von einer haltlosen Verherrlichung der dortigen Situation. Die Durchschnittsgröße der verbleibenden Betriebe wächst kontinuierlich, wir stecken mittendrin in einem rasanten Strukturwandel; und die aktuellen Vorzeichen sind nicht so, als würde sich hieran kurz- bis mittelfristig Maßgebliches ändern – ganz im Gegenteil.

    Also – wer nicht geht mit der Zeit, geht mit der Zeit.

    • Arnold Krämer sagt

      Von blindgültigem Kannibalismus unter Landwirten würde ich nicht reden wollen. Ich habe über 15/20 Jahre im Rahmen der Meister-Fortbildung versucht, die Grundmotive im Handeln von angehenden Landwirten mit Hilfe anonymer Befragungen herauszuarbeiten. Das Grundmotiv Rache/Kampf nach “Reiss- Profile” (bitte googlen) war nur in sehr seltenen Einzelfällen ein individuelles Thema. Was eher eine Rolle spielt, wenn sich Landwirte Flächen wegkonkurrieren, ist Übermut, Unkenntnis, Überheblichkeit, in manchen Fällen aber durchaus auch wirtschaftliche Potenz, was ja nicht ehrenrührig ist. Schlimm ist nur, wenn nach relativ langer Zeit, die Landwirte, die sich besonders hemdsärmlich benommen haben, ökonomisch scheitern.
      Aber die Verhältnisse sind von Gemeinde zu Gemeinde, von Region zu Region unterschiedlich und ein Abbild auch der sonstigen Lebenswirklichkeit.

      • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

        Wenn man im blindwütigen Konkurrenzgebaren mit den Kollegen Pachtzinsen pro Hektar weit über 1.000,00 €/ha, nicht selten annähernd 2.000,00 €/ha offeriert, hinterhältig dabei im Geiste abgespeichernd, über den “realen Markt” mit der Wertsicherungsklausel diesen Betrag sukzessive dem “üblichen Pachtzinsniveau” anpassen zu wollen, so lieber Herr Krämer, hält sich mein Bedauern bei einem derart unseriösen Geschäftsgebaren extrem in Grenzen. Und das geht heute auch nicht eine “relativ lange Zeit” gut, das muss ich Ihnen wohl kaum dezidiert auseinanderklamüsern.

        Bekanntlich schützt Unwissenheit -man darf es hier wohl eher schon mit “Dummheit/Frechheit” übertiteln, vor Schaden nicht. Die ganz Oberg’scheiten Blitzrechner liefern für ihre Flächenkampfeslust die aberwitzige Begründung, man muss erst mal an die Fläche “rankommen”, dafür sollte man ggf. bereit sein, den Ertrag von Eigentum bzw. günstigerer Pachtfläche auf die “Gesamtfläche” zu verteilen. Lernt man diese Art der doch recht abstrusen “Vollkostenrechnung” heute in der Fachausbildung…

        Nicht die Großen fressen die Kleinen – die Schnelleren heute die Langsameren, insbesondere die ganz Langsamen im Geiste!

        • Arnold Krämer sagt

          Wer zu 80 ha Eigentumsfläche noch 20 ha Pachtfläche benötigt, um mit seinen Vieheinheiten zurecht zu kommen, kann sich unternehmerisch anders bewegen als umgekehrt. Es gibt Konstellationen, in denen im Einzelfall auch 1500 €/ha Pacht zu verantworten sind. In den meisten Fällen geht das aber schief. Wie lautet der wichtigste Beraterspruch? Es kommt darauf an………!

    • Ostbauer sagt

      Wie kommen Sie darauf, dass sich so wenig Landwirte selbstkritisch in ihrem Tun und Handeln hinterfragen?
      Ich tue dies ständig und meine Berufskollegen um mich herum auch. Ich hab nur keinen Bock drauf mich drei mal am Tag dafür öffendlich zu kasteien.
      Alle wollen der nächsten Generation gute Produktionsgrundlagen mitgeben und danach handeln sie auch. Dazu gehört ein Gleichklang aus Ökonomie und Ökologie.
      Natürlich gibt es den Strukturwandel; hat es immer gegeben; aus den unterschiedlichsten Gründen. So vielfältig die Landwirtschaft- so vielfältig die Strukturen.
      In manchen Gegenden bist du mit 300 ha ein Großagrarier (Kanibale), bei uns bist du ein Auslaufmodell.
      Ich hab auch keinen Bock drauf auf Fazzebook ständig omnipräsent sein zu müssen, damit mir irgendwelche Leute glauben, dass ich ein guter Landwirt bin. Mir reicht es, wenn die Leute hier vor Ort mein Handeln aktzeptieren und für gut befinden. Meine Produkte sind gute und in Größen vorhandene Ausgangsstoffe für die weiterverarbeitende Produktion nach den gesetzlichen Bestimmungen. Natürlich ist das bei Direktvermarktung etwas anders mit der Öffendlichkeitsarbeit.
      Im Moment geht es doch darum, das wir von der Politik etwas übergestülpt bekommen, welches in Teilen jeglicher seit jahrhunderten bewährten Praxis widerspricht. Natürlich sind dabei auch neue Kenntnisse mit hinein geflossen, aber wie hab ich`s hier schon mal gesagt:” Die Liebigsche Tonne gilt heute noch”
      Deshalb ist meine Meinung: Es hat sich nicht” ausgetreckert”. Der Druck muss weiter erhöht werden. Im Schatten der Coronakrise kann man so schön konfliktarm Gesetze durchdrücken! Aber die Entscheider sollten sich nicht zu früh freuen!!

            • Ostbauer sagt

              🙂
              23 °C in der Sonne, das wärmt auch das Herz.
              Tränken alle frei, Trecker springen alle an.
              Miststreuen läuft.
              Man ist ja schon mit wenigem zufrieden.
              Und wenn dann soon “Klugscheißer” mit dabei ist, macht es doppelt so viel Spaß. 🙂

      • “In manchen Gegenden bist du mit 300 ha ein Großagrarier (Kanibale), bei uns bist du ein Auslaufmodell.”

        Stimmt. Aber überall ist irgendjemand größer , schöner , klüger oder schlicht dreister.
        Es ist nicht einfach in der Landwirtschaft das jeweils passende Modell zu finden.
        Wir hier im Osten setzen bei den großen Ackerbaubetreiben bestimmt nicht auf Direktvermarktung. Das ist doch schlicht Unsinn.
        Genauso bescheuert ist es natürlich, dass “wir” (glyphosatfreien) Weizen exportieren (müssen) und im Gegenzug Weizen, der mit was- weiß- ich behandelt worden ist, importieren und in den Bäckereien verbacken. Schadet es ? Kann man auch mal drüber nachdenken…. Steht es dran? Will es eigentlich jemand wissen?

        Und eigentlich ist es doch eigentümlich: Die meisten Menschen kaufen Konviware. Daher müsste diese Ware eigentlich gar nicht beworben werden. Sie ist doch “der Renner”. Und trotzdem ist es gefühlt so, dass koventioneller Anbau Unterstützung braucht. Irgendwie läuft das etwas in der Wahrnehmung schief. Vielleicht ließe sich da ansetzen.

        • Ostbauer sagt

          Nabend @ Lady
          Genau das ist es, was mich in der letzten Zeit an den Diskussionen auch hier im Blogg so frustriert. Alle wollen und sollen nur noch Direktvermarktung machen und mit den Kunden über Socialmedia über ihre Arbeit und ihre Produkte reden, Hoffeste machen, Tag der offenen Türen machen ; nur um der Bevölkerung zu beweisen,dass wir unsere Arbeit verstehen.
          Sorry; aber ich kann keine 1000 t Weizen und keine 2 Mio kg Milch hier mal so in der Pampa direkt vermarkten. Meine Abnehmer sind Gedreidehändler und Molkereien.
          Denen ist es wichtig, dass der gesetzliche Standard erfüllt ist. Mir auch.
          Damit sollte es sich aber auch haben; oder sind wir mit der Weile in Absurdistan?

    • Reinhard Seevers sagt

      Wenn alle anderen der 82 Millionen Bürger ihr Handel derart selbstkritisch betrachten würden und in der gleichen Art und Weise medial striptease machen, dann sprechen wir uns gerne wieder….bis dahin: psssst! 😛

  2. unkomplizierter Wurzelwicht sagt

    Wenn man den Strukturwandel innerhalb der letzten Generation in Reihen der Bauern betrachtet, welche sind übriggeblieben? – Überspitzt formuliert, doch wohl nur die „Kannibalen“; und eben jetzt das Gejammere über genau eben diesen Kannibalismus!?

    Schaut euch parallel beim LEH um! – Was ist aus der „Tante Emma“ geworden. Wo ist diese abgetaucht?

    Den Rest besorgt derzeit die weltweite Pandemiekrise. – Kommt jetzt vielleicht die Phönixzeit?

    Die Schleppergrößen jedenfalls entwickeln ungeahnte Phantasien, wie man sie kaum mehr für möglich hält,… ja, und bezahlen muss das schließlich irgendeiner!!!

    Nur soviel: Der Schlepper ist ein Statussymbol auf dem Hof….

    • Reinhard Seevers sagt

      Also, ich habe genug Kunden, die den Kanibalismus überlebt haben und ganz gut zurecht kamen, bis jetzt. Nun, da sie Investitionen vorhaben, die sie jahrelang nicht getätigt hatten, nun werden sie mit Auflagen und Forderungen konfrontiert, die sie schlicht nicht finanzieren können.
      Wer 30 Jahre ohne investitionen durchs Loch kommt, stößt spätestens bei der ersten Neuinvestition an seine Grenzen, das hat nichts mit Kanibalismus zu tun.

      • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

        Nehmen Sie es mir nicht übel, lieber Herr Seevers, 30 Jahre Investitionsstau auf dem Hof – mehr als eine Bauerngeneration? Ochs und Esel hätten demnach noch Hochkonjunktur, überspitzt ausgedrückt. Nun, vielleicht wird genau das wieder unsere Zukunft!?

        Für den modernsten, meist verkauftesten grünen Schlepper-Spitzenreiter musste man im Schnitt 190.000 Euronen latzen (nach Angaben des Herstellers!). Wie viele solcher Boliden wurden der urbanen Bevölkerung mit stolz geschwellter Brust vorgeführt!?

        Viele Betrachter waren des “Googelns” allerdings mächtig und erkannten darin den Gegenwert von “Omas klein Häuschen”.,,

          • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

            Sicherlich haben Sie absolut recht, ich bin einer dieser geistigen Barfußgänger, wie das derzeit ja sehr vielen Bauern unterstellt wird.

            Dafür gibt es schließlich Experten wie Sie, die uns noch sagen können, wie’s funktioniert. 😉

            Dankeschön!

        • firedragon sagt

          Zum besseren Verständnis:
          Gegenwert von “Oma’s klein Häuschen”, ja das ist bei manchen Maschinen so.
          Ich hatte hier vor längerer Zeit mal geschrieben, dass diese Fahrzeuge unser Arbeitsplatz ist.
          Vielleicht deutlicher: Ein Arbeitsgerät mit dem wir unseren Unterhalt verdienen. Klar ist, auch muss sich dieses Gerät finanzieren.
          Es soll Menschen geben, die auf solche Fahrzeuge nicht angewiesen sind (normale Menschen) und sich für diesen Gegenwert tatsächlich “Oma’s klein Häuschen” kaufen oder sogar mehrere, also Geld in Immobilie anlegen oder in Hobbys oder in Reisen.
          Möglicherweise macht der Besitzer/Eigentümer dieser landwirtschaftlichen Maschinen genau das nicht.

    • Smarti sagt

      Das will ich so nicht stehen lassen. Vielleicht gibt es vereinzelt Betriebe, die Land an “Kannibalen” verloren haben – ich kenne keine. Es gibt bei uns “Heuschrecken”, die agressiv Land zu pachten und kaufen versuchen, sehr selten auch mit Erfolg. Das wären ein grosses Autohaus mit Hofgut und Hotel oder ein Lebensmittelhersteller aus der Schweiz, aber Landwirte sind das keine.
      Wer in unserer Umgebung oder in unserem Freundeskreis mit der Landwirtschaft aufgehört hat, musste dies nie wegen Kannibalen tun ! Immer war es ihre freie Entscheidung oder gesundheitliche Gründe bzw. keine Nachfolger.
      Im Umkehrschluss: wer heute noch Landwirt ist, hat in den allermeisten Fällen keine anderen Bauernhöfe gefressen !
      Gründe, warum Landwirte den Betrieb aufgeben, wurden hier schon oft angegeben.
      Wer jetzt noch einen zukunftsfähigen Betrieb führt, hat einen schönen Betrieb übernehmen dürfen, selber sehr vieles richtig gemacht, sehr viel Arbeit reingesteckt und auch viel Glück ( Partner, Familie ) gehabt.
      Ich behaupte mal, dass die Hälfte der Bio-Umsteller “in den letzten Jahren” ist. Noch ist die Bioprämie höher als die Pacht… jedenfalls bei uns.

      • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

        Dann leben Sie in der Schweiz vielleicht im Land der noch Glückseligeren.

        Bei uns hat ein 70-Hektar-Betrieb u.a. vor zwei Jahren einen nagelneuen Mähdrescher mit einem 7-Meter-Schneidwerk gekauft, in diesem Jahr wird er durch einen neuen mit 9-Meter-Schneidwerk ersetzt. Seine Schläge sind teilweise allenfalls 6 Meter breit.

        In Summe hat dieser Betrieb in den letzten Jahren in modernste Technik annähernd eine Mio. investiert.

        Wie geht das!? Nicht nachvollziehbar. In der LW verdient man dieses Geld bei einer solchen Flächenausstattung jedenfalls nicht.

        • firedragon sagt

          Wie geht das – Lottogewinn, Erbschaft, Leasing oder möglicherweise gute Konditionen mit Bank ausgehandelt oder es sogar geschafft Geschäftspartner gefunden zu haben, die mehr und kontinuierlich, als den Börsenpreis zahlen.
          Gehe hin und frag, wenn es Dich interessiert.

          • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

            Ich lebe gut damit, und kann vor allen Dingen nachts ruhig schlafen. 🙂

            Das ist natürlich ein Extremfall – wie viele Betriebe sind aber vollkommen übermechanisiert und stecken bis zum Hals in der Schuldenfalle!?

            • Reinhard Seevers sagt

              “…wie viele Betriebe sind aber vollkommen übermechanisiert und stecken bis zum Hals in der Schuldenfalle!?”

              Das war schon vor 40 Jahren nicht anders….der Begriff “viele” ist natürlich dehnbar. Vielleicht ist hier auch nur der Wunsch Vater des Gedanken, und die Ursachen liegen bei “vielen” ganz woanders.

              • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

                Um die neueste Schleppertechnik zu nutzen, bedarf es nicht der neuesten kapitalfressenden Boliden auf unseren Höfen.

                …Sie planen und bauen Hallen u. Ställe, oder!?

                • Reinhard Seevers sagt

                  Das ist doch aber eine betriebsindivduelle Entscheidung, die man schlecht verordnen kann.
                  Ich hatte es mal mit einem Bauunternehmer zu tun, große Referenzliste, beste website, ….da hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich mit meinem gebrauchten Polizei-Passat neben seinem neuen Porsche Carrera parkte….das letzte Vorhaben wurde dann mit seinem Insolvenzverwalter abgewickelt. Er konnte nicht einmal die Leasingraten für seinen Porsche mehr zahlen. Bauern sind nicht anders, als andere Menschen. Es gibt unzählige Menschen, die sich ihren Flachbildfernseher mit 48 Monatsraten auf Pump kaufen….so what?

        • Smarti sagt

          Ich lebe seit 20 Jahren in Deutschland, direkt an der schweizer Grenze. In unserer Gegend rentieren sich “eigene Maschinen” nicht, wir lassen fast alles über den Maschinenring oder von Lohnunternehmen machen. Deren Angestellte sind so gut wie immer Nebenerwerbslandwirte oder Kinder von Landwirten, die grosse Maschinen mögen und aushelfen. Es sind oft jahrelang die Gleichen, die kennen die Flächen und arbeiten selbständig. Das kostet uns viel Geld, aber reich werden auch unsere “Lohner” nicht- ich will nicht tauschen !
          Manche Landwirte kaufen sich eine grosse Maschine und arbeiten damit für Lohn für andere Betriebe. Den Drescher bringst du wieder verkauft – den Schweinestall nicht.

    • Thomas Apfel sagt

      Hat mir mein Vermoster mal erläutert, warum er sich für welche Automarke entschieden hat. Das ist ein kleiner Familienbetrieb in einem kleinen Dorf.:
      “Einen Asiaten kann ich mir nicht kaufen, dann sagen die Leute “Kuck, jetzt kauft er schon Japaner, da ist er wohl bald pleite”
      “Einen Mercedes kann ich mir auch nicht kaufen, da sagen die Leute “Kuck mal, deswegen hat der so hohe Preise und wir bezahlen sein teueres Auto”
      “Und so habe ich mich für einen Volvo entschieden, der sieht nicht zu arm UND nicht zu reich aus.”
      Das ist mit den Traktoren auf dem Hof vieler Betriebe wohl genauso.

      • Reinhard Seevers sagt

        Wie sagte einst mein Freund Joop, der niederländische Futtermittelverkäufer: “Wenn du in Deutschland was verkaufen möchtest, dann darfst du nicht mit einem Protzauto vorfahren. Es muss riechen, darf aber nicht stinken” 😎

  3. Smarti sagt

    Je länger ich mich mit den Themen auf diesem Blog beschäftige, um so fassungsloser macht mich “das grosse Ganze” – oder wie Fingerphilosoph es weiter unter beschrieben hat: ” Die Landwirte konnten sich nicht vorstellen, dass eine Gesellschaft irgendwann mal soweit gehen würde, die eigene Nahrungsmittelversorgung geradezu mutwillig zur Disposition zu stellen.”
    Seit ich denken kann hatten wir viele verschiedene Tiere in grosser Zahl, denn meine Eltern hatten sich einen Herzenswunsch erfüllt und einen Mini-Bauernhof (in der Schweiz) gekauft. Für alle diese Tiere mussten Vorräte für den Winter angelegt werden wie Heu, Stroh, Getreide, Fleisch… ein grosser Vorrat war auch ein grosses Glück – ein schlechtes Jahr nicht gut (Geld war immer knapp trotz Vollzeitarbeit) und mehrere schlechte Jahre eine “kleine Katastrophe”. Wohl deshalb kann ich es nicht – überhaut nicht – begreifen, dass unsere Gesellschaft ( nicht nur in D ) in immer schnellerem Tempo seine Bauern vor sich hertreibt und schikaniert, bis schliesslich immer mehr nicht mehr können.
    Wenig Vorräte zu haben ist schon nicht gut – aber mutwillig gleich den Landwirt zu verjagen ist gefährlich.
    Nicht jeder Landwirt kann ( und will ) innerhalb von ein paar Jahren seine Produktion zurückfahren oder sich andere Standbeine suchen. Aber wer eine gute Idee hat – ich glaube der Zeitpunkt wird nicht mehr “besser”.

    • Stadtmensch sagt

      “Bauern vor sich hertreibt und schikaniert, bis schliesslich immer mehr nicht mehr können”

      Steigert euch doch nicht ständig in eine “Opferrolle” rein! Ich entnehme diesem Blog, dass es keine Hofnachfolger gibt, weil es für diese oft angenehmer ist, die Flächen zu verpachten und einen vergleichsweise “bequemen” und “sicheren” Job im außerlandwirtschaftlichen Bereich anzunehmen. Manche können auch beides und haben im Vergleich zum relativ eigentumslosen Lohnabhängigen ein Vielfaches an Möglichkeiten für unternehmerische Ambitionen.

      Die Opferrolle nimmt euch niemand ab und ich wüsste auch nicht, wie man auf so einer Basis einen vernünftigen Diskurs über beispielsweise “Effizienzstrategie” als Ablösung von Keynesianismus (habs gegoogelt Herr Suhr) und unsäglicher Neoklassik führen kann.

      Also. Die Idee kam hier schon: Einfach die Öko-NGO infiltrieren und den Tanker in sicheres Fahrwasser lotsen. Oder halt weiter hier aufklären…

      • Bauer Willi sagt

        Es gibt eine Reihe von möglichen Hofnachfolgern, die tatsächlich wegen des sozialen Drucks nicht die Hofnachfolge antreten. Es ist ziemlich billig, Bequemlichkeit als Ursache zu argumentieren. Solche Argumente verwenden gerne Stadtmenschen, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Längstens in der Generationennachfolge, sollten die Jungen entscheiden, ob sie für das deutsche Volk, die Opferrolle annehmen, oder einen Beruf ergreifen, wo sie weit mehr verdienen können, als mit der Landwirtschaft.

        Ach wenn es nicht sein Wunsch ist, dass nach einem harten Arbeitsleben sich kein Nachfolger ergibt, sind die Übergeber froh, wenn sie noch ein paar Euro an Pacht einnehmen können.

        Wenn sie von „bequemen“ und „sicheren Job schreiben, dann sollten sie sich fragen, warum die so ein Job der Landwirtschaft vorziehen, ich kann es ihnen sagen, die sahen, wie die Eltern sich für ei einen geringen Lohn sich abrackerten.

        Haben sie die 38 Stundenwoche?
        Viele Bauern erfüllen dieses Soll bereits bis am Mittwochabend.

      • Thomas Apfel sagt

        Ich habe vor ein paar Tagen einen Textentwurf für eine Immage-Broschüre Gartenbau zum drüberlesen erhalten. Da stellt ein Kollege seinen frisch umgestellten Bio-Betrieb und seine Motivation für die Umstellung vor. Ich war wirklich erstaunt, mit welch weichem Wording man sich als Bio heute (bei der Vorarbeit der NGO s und Medien im Framing der Gesellschaft) gegnüber Konvi abgrenzen kann. Beispiel für Wortpaare :
        “Wir benutzen keine chemischen Unkrautvernichter … unsere ganze Manschaft ist mit der Hacke unterwegs.”
        (bislang war seine Wortwahl immer “Herbizide” statt “chemische Unkrautvernichter”)
        “Wir wollen zukünftig mit der Natur, und nicht gegen sie arbeiten” (impliziert: “Im Gegensatz zu euch Konvis, die ihr gegen die Natur arbeitet.”)
        “Wir nehmen in Kauf, dass wir viel mehr Arbeit bei geringeren Erträgen haben” – (paralleles Framing in der Gesellschaft: Die Bauern arbeiten aus Profitgier und Bequemlichkeit mit Agochemikalien um den Boden auszuquetschen und zu zerstören). Nachdem ich das moniert hatte, heute die Aufforderung: “Na dann schreib Du doch einen ausgleichenden Text zu den IP-Betrieben”
        Wenn du dann anfängst zu überlegen, wie du das anfängst, merkst du ganz schnell wie schwierig es ist und wie weit man ausholen muss, wenn man nicht dieses Positivframing der Gesellschaft im Background hat. Vor allem, wenns dann noch kurz und prägnant sein soll.
        Nur mal so als Illustration der Schwierigkeiten in der Kommunikation.

        • Reinhard Seevers sagt

          Das ist doch das Problem Thomas. Man kann einen positiv besetzten Begriff nicht zweimal verwenden, man kann einen negativen nicht ohne ausschweifende Erklärung negieren. Das wäre für Werbung sowieso nicht umsetzbar. Wenn Emotionen bereits in eine Richtung umgeleitet sind, dann bekommt man diese nicht gedreht.
          Bei der konventionellen Landwirtschaft wird ausschließlich ökonomisch und versorgungstechnisch argumentiert. Die Bereiche Umwelt und Tierschutz sind von der anderen Seite bereits besetzt und werden emotional in Bild und Ton geframt.
          Wenn man eine Palette Eier in den Discounter stellt und ganz groß dran schreibt: “garantiert nicht Bio, gem. den deutschen Gesetzen in Deutschland produziert,” und diese Eier sind nur halb so teuer wie Bio, dann würden die Menschen sie kaufen. Ob der LEH da mitspielen würde? Ich glaube nicht, weil der LEH bereits so sehr in diesem System eingebunden ist, dass er sich dem nicht mehr verweigert. Für den LEH ist die “Transformation” bereits Wirklichkeit, sie sind sogar Treiber, weil sie wissen, wie es geht, Emotionen in Geld umzuwandeln. Der Zug rollt…..

          Werbung ist der Motor des ganzen, man muss sich mal bewusst die heutige Fernsehwerbung ansehen. Sogar Küchenausrüster sprechen den Neusprech: Die Fa. Bora, die die neuen Dunstabzugssysteme verkauft sagt: …” Bora macht ihre Küche zu einem Lebensraum”
          “Unser Ziel: die Revolution des Verhaltens und der Architektur in der Küche“, so Bora-Gründer und CEO Willi Bruckbauer”

          Und diese Lebensart wird auf unzählige Produkte täglich projeziert. Damit setzt sich etwas fest im Kopf. Und dagegen kann die konventionelle Landwirtschaft nicht gegen an, es sei denn sie findet jemanden, dem es gelingt, Emotionen zu kreieren, die eine andere Botschaft haben.

          • Brötchen sagt

            Reinhard Du kannst aber mit einer anderen Strategie gegenhalten und nicht auf die “Framingbegriffe” eingehen.

            Dazu gehört eine Analyse der Kundengruppen, die man erreichen will und seiner Stärken und Schwächen bezogen auf Bio.

            Der LBV Brandenburg hatte z.b. den Spruch auf seinen Plakaten “Wir machen das”

            Unterframing auf uns ist Verlass, wir haben Fachkompetenz, war machen keinen “Biozauber”.

            Das musst Du dann ständig unterfüttern….

            Darstellen was ist, sich nicht ins Bockshorn jagen lassen.

            Bei Bio ist das Marketing fertig, das hat aber auch Nachteile, weil man da “mitspielen” muss, selbst wenn einem nicht alles gefällt.

            Nur mal so als Ansatz gedacht….

            • Brötchen sagt

              Weil im Endeffekt verdienten bisher nur der konv. Bereich Geld, bei Bio war das nur in Teilbereichen so.
              Ich hatte mit einigen Betrieben Kontakt und die stellen das immer als ein Hindernis dar, um umzusteigen.
              Das Argument ist auch nicht von der Hand zu weisen.

            • Reinhard Seevers sagt

              Brötchen, ich verstehe, was du meinst.
              Wie lange hat es gedauert, bis diese Öko-Bio-Nachhaltigkeits-Weltrettungs-Sicht aufgebaut wurde? 20Jahre?
              Wie lange wird es dauern, die andere Seite zu erreichen? Langfriststrategien ohne Überbau, wie soll das gehen? Ich bin nicht zuversichtlich, was das angeht. Die Anzahl und die Kraft derjenigen, die dieses Problem beackern sollen, sinkt täglich.

              • Brötchen sagt

                Ja sicher Reinhard, aber Du solltest doch mal die Kunden genau analysieren, wer welchen Umsatz machen.
                Es gibt ne Menge Kunden, die den Biozauber nicht wollen!
                Die wollen “ehrliche” Produkte.

                Ich war teilweise dem auch mal erlegen, ich muss sagen bei mir hat sich das etwas gedreht.
                Ich unterstütze bestimmte Dinge die ich gut finde, aber wenn die gegen mich schiessen, sind die für mich raus.

                Der große Vorteil der konv. ist das sind Profis!
                Macht Euch nicht schlechter als ihr seid!
                Oder machen wir uns nicht schlechter als wir sind!

                Ich habe gerade beim LBV mal auf die Webseite geguckt…..endlich mal was zeitgemäßes……das davor war grauenvoll….

                Das Problem der konv. ist die haben keinen richtigen Überbau, wie Du schreibst. Das ist richtig, Bio hat das durch die Verbände.
                Die liefern das bzw. pflegen.

                Ich gucke immer was die BESH so macht, war letztens auch mal gucken, wie die Gebäude vor Ort so aussehen.
                Da sind ne Menge Leute involviert, die Zentrale ist aber rel. klein.

                Will damit sagen, die anderen kochen auch nur mit Wasser.

                Meines Erachtens braucht es “nur” einen guten Vertrag mit einer prof. Werbeagentur und das durchstellen.

                Lidl usw. die machen das auch nicht anders.
                Da sind auch nur ein paar Leute die das stemmen.

                Wenn man Geld einsammelt, kann man das ganz schnell organisieren!

                Es braucht nur Mut Initiative und machen!

                Wir haben gerade über ein Projekt einen Film erstellt, kann ich leider nicht online stellen, weil ich mich nicht outen will.

                Aber das war jetzt kein Zauberwerk.

                Es ist natürlich so, Du siehst die Ergebnisse eben nicht sofort, die Früchte erntest Du vielleicht erst in fünf Jahren und es wird auch schwierig sein, den Erfolg zu messen.

                Man muss eben dran glauben.
                Die Bioinitiatoren wurden auch erst verlacht.

                • Reinhard Seevers sagt

                  Dein Intusiasmus in Ehren Brötchen. Aber was ist der Gegenpart zu :” Ich rette die Welt mit einem guten Gewissen, wenn ich Bio konsumiere?”

                • Brötchen sagt

                  Ich kann das frag mich, ich habe die Kompetenz, gucke was ich mache, ich ernähre Dich, ich gebe Dir Arbeit!

                  Die anderen retten die Welt, frag mich wenn Du was brauchst, ich kann das liefern in der Qualität die Du wünschst.
                  Frag mich!

                  Jetzt auf die Schnelle..

                  Es geht auch darum erst überhaupt mal wahrgenommen zu werden!

                  Das kann ganz einfach sein.
                  Wenn ich Radio höre, werden immer nur Grüne oder Umweltverbände befragt, teilweise auch der LBV u.ä.

                  Ist schon etwas besser geworden.

                  Man muss sich dort aber auch anbieten und man muss bereit stehen, wenn Anfragen kommen.
                  Das ist lästig.
                  Habe selber gerade wieder eine Anfrage gehabt, junge Filmemacher, haben eine Studentenarbeit zu machen.
                  Es spricht sich rum, wenn man sich bereit erklärt und man was zu erzählen hat! Dauert eben etwas…
                  Bei Willi war es doch auch erst so, er macht das auch schon über 5 Jahre und bekommt ständig Anfragen. So wie ich das wahrnehme.

          • Thomas Apfel sagt

            Genau so ist es ,Reinhard. Da kommt man doch langsam zu der Einstellung: Die Walze kommt jetzt erstmal und du musst sehen, wie du deinen Betrieb da durchbringst, oder eben nicht. Ich kann jedenfalls im Moment wenig Möglichkeiten der allgemeinen “positiven Kommunikation” auf der Seite der konventionellen Landwirtschaft erkennen.
            Andererseits hat die Aktivität der Bauern zumindestens zu einer wesentlichen Verkleinerung der “Roten Gebiete” geführt. Beim Pflanzenschutz sehe ich da allerdings kaum eine Chanche etwas zu erreichen. Dazu haben wir das Spiel: “Wir bekennen uns schuldig am Insektensterben und haben Strafe verdient und bitten um eine gehörige solche” über unsere Verbände zu lange mitgespielt. Dazu teile ich Marks Auffassung: Wir haben nur partiell die Chanche Dinge wieder gerade zu rücken, wenn wir an einzelnen Spezialthemen intensiv dranbleiben und Lügen und falsche Fakteninterpretation und falsche Geschichten, die der Gesellschaft erzählt werden, richtig zu stellen versuchen.

            • Reinhard Seevers sagt

              ….und nun kommt das Kernstück deutscher Schuldzuweisungen noch dazu: Das neue Waldsterben und wer hat Schuld daran: Es ist….tatataaaa, die Land- und Forstwirtschaft mit ihrer Monokultur.
              Es wird bereits seit längerer Zeit an diesem neuen Feld gearbeitet. Wer den deutschen Wald anfässt, der hat endgültig verloren.
              Der Ferienflieger steht bereit, wann endlich dürfen wir wieder fliegen…..dahin, wo die Welt noch in Ordnung ist. 😎

              • Ehemaliger Landwirt sagt

                Der Waldwirtschaft kann man es schon ankreiden. dass die vor 50 bis 100 Jahren vergessen haben, die urbane Bevölkerung um Rat zu bitten. Deren Rat wäre sicherlich gewesen, Douglasien anzupflanzen, die stehen auch an trockenen Standorten prächtig da. 😉

            • Brötchen sagt

              Thomas Du darfst Dich aber nicht ins Bockshorn jagen lassen.
              Stellt dar was ist!

              Du wirst sehen, ihr habt soviel womit ihr punkten könnt.

              Ihr habt doch hier schon soviel selbst vorgestellt!

              Man darf sich da nicht kirre machen lassen.

              Abgerechnet wird zum Schluss!

  4. Paulus sagt

    “Jeder kann im Einzelnen dazu beitragen, den zum Teil weit entfernten Menschen in der Stadt auf unseren Hof zu holen um ihm unser Leben und Wirtschaften auf dem Bauernhof wieder begreifbar zu machen.”
    Für einen Teil der Betriebe mag das sicherlich möglich und sinnvoll sein. Aber können das auch die Betriebe die in “erster” Linie der Kritik ausgesetzt sind? Ich bezeichne diese Betriebe jetzt mal als sensible Bereiche, etwas besseres fällt mit gerade nicht ein.
    Als ich ausnahmsweise mal einen Putenmaststall meines ehem. Klassenkameraden besichtigen durfte bekam ich Gummistiefel und einen Schutzanzug, musste durch ein Desinfektionsbad latschen und noch weitere diverse Hygienemaßnahmen erfüllen. Der kann auf seinem Hof alles Mögliche gebrauchen, aber garantiert keine Besucher.
    Bei den Schweinebauern stelle ich mir das ähnlich vor. Ich bin mir nicht sicher, ob die Ferkelhebamme es toll finden würde wenn hunderte von Besuchern durch ihre Ställe trampeln.
    Bei den Hermannsdorfer Werkstätten, die ja an sich als unverdächtig erscheinen, kommt auch übrigens keiner in die Ställe. Da laufen nur ein paar bessere Zootiere zwecks Erbauung des Volkes im Freien herum. Der Schwerpunkt liegt da eh auf der Gastronomie und dem Verkauf.

    • Arnold Krämer sagt

      Die Betriebe, die (Stadt-)Menschen auf ihren Hof lassen können und wollen, sind, abgesehen von Ackerbau- und Gemüsebaubetrieben, ziemlich bedeutungslos für die Gesamterzeugung tierischer Nahrungsmittel. Den Mut, den Verbrauchern ökonomisch effiziente, hygienisch vorbildliche “Massentierhaltung” nahezubringen, hat der Berufsstand nach wie vor nicht. Zu groß ist über Jahrzehnte die Distanz geworden, um in kurzer Zeit eine Wende herbeizuführen. Diese Betriebe produzieren aber das, was abseits von Bio und Direktvermarktung im LEH, von den Großküchen und von weiterverarbeitenden Lebensmittelproduzenten gekauft und (unzureichend) bezahlt wird.

    • Ferkelhebamme sagt

      Paulus, auch Stallrundgänge werden digital dank Videokonferenz. Tolle Sache!
      Mir fehlen die Besuche der Grundschulklassen, das hat richtig Spaß gemacht. Dank ASP ist das Geschichte

    • Bei Seuchengefahr hat niemand ausser dem Bauern(in) und dem Tierarzt(in) im Stall was zu suchen. Das steht ausser Frage. Das heisst aber nicht, dass der Landwirt(in) nicht selber von dem berichten kann, was er tut, wie er seinen Hof führt und warum er gewisse Dinge so macht. Auch im Gemüse/ Ackerbau gibt es Möglichkeiten gewisse Verfahren zu erklären.
      Tierhaltung ist ein sensibler Bereich, in dem man sich schnell einen shitstorm einholen kann. Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man davon berichtet.

      • Elisabeth Ertl sagt

        Ohne Shitstorm geht es nie, aber es kommt schon auch darauf an, wie man dann mit diesem Shitstorm umgeht. Ob man sich provozieren lässt oder sachlich bleibt.

    • Bauer Willi sagt

      In unregelmäßigen Abständen kommt hier bei uns der Kindergarten vorbei. Meistens unangemeldet stehen die mitten auf dem Hof. Wenn ich die sehe, springe ich raus und wir schauen uns immer etwas Neues an. Mal den Pflug, mal die Sämaschine oder irgendetwas anderes.
      Sehr interessiert sind übrigens die Erzieherinnen. 🙂

      • Ja, die haben es ja von ihren Eltern auch nicht gezeigt kriegt.
        Die haben ja so etwas noch nie gesehen und in Bilderbüchern kam es ja auch nicht vor.

        Wird Zeit, wenn sich die nächste Generation mal wieder darum kümmert.
        Zeigt der Bauer Willi denen auch die Hupe und lässt das gelbe Arbeitslicht mal drehen.

  5. Meier sagt

    Ich denke , daß man die Frage umdrehen muß und sich fragen muß, was wir ohne den großen Einsatz der Demos erlebt hätten. Flächendeckende Rote Gebiete , die Politik hätte alles durchgezogen was die NGOs wollten und der LEH hätte da mitgemacht. Die NGOs sind sehr still , weil die ihre Schweigegelder der LEHs nicht gefährden wollen. Die Politik sitzt im Bunker und will mit uns nicht reden. Die Medien sind mit den 200 Mill. Euro von der Regierung gekauft und schweigen ebenfalls. Für mich war jede Demo sehr wertvoll für uns Bauern , denn wir halten zusammen gegen die da oben und das macht den da oben Angst. Ich kann nur sagen, immer weitermachen , jeder so wie er kann. In der Berliner Bevölkerung ist unser Einsatz jedenfalls fast ausnahmslos positiv angekommen. Bei Frost und Schnee haben die unsere Demokollegen mit Kaffee , Pizza usw. regelrecht abgefüllt. Leider sind es unsere Kollegen , die immer sagen , daß das ja nichts bringt , weil sie selber nie etwas machen. Wir sagen immer , wer nicht kämpft , der hat schon verloren und deshalb kann der Demoeinsatz der Kollegen nicht hoch genug gewertet werden und nachhaltig wird das auch zum Erfolg führen,weil die Realität früher oder später siegen wird. Die einkommensabhängigen Abgeordneten zittern doch heute schon , wie sie ihr Abstimmungsverhalten im Bundestag ihren Wahlkreismitgliedern erklären sollen. Entsprechend sind doch schon die ersten Abgeordneten für die Aufstellungsliste abgewählt worden. Auch wenn man denk t das wir nur noch rd. 260.000 Höfe haben , aber dahinter stehen noch Familienmitglieder und das vor- und nachgelagerten Gewerbe mit weit über 3 Mill. Wählerstimmen. Keiner von denen wird die Politikwirtschaftsvernichter noch wählen , dazu hat man uns allen zuviel angetan und viele Unternehmungen vernichtet. Ohne die Demos hätte es diesen Zusammenhalt nie gegeben.

  6. Obstbäuerin sagt

    Mein Vorschlag, eine Bauernpartei zu gründen, hat leider nicht die Begeisterung gefunden, wie ich es erhofft hatte. Trotzdem gibt es neue Initiativen, die ich voll unterstütze und das ist die Gründung eines eigenen NATURSCHUTZVEREINS der Bauern. Wir machen so viel und zum Schluss okkupieren Nabu und Co. unsere Erfolge.
    “Jeder kann im Einzelnen dazu beitragen, den zum Teil weit entfernten Menschen in der Stadt auf unseren Hof zu holen um ihm unser Leben und Wirtschaften auf dem Bauernhof wieder begreifbar zu machen.” Merkwürdigerweise brauchen die Bio-Landwirte diese aufwendigen Maßnahmen kaum, weil die Medien, die NGO´s und große Teile der Politik das für sie übernommen haben. Und genau da müssen wir ansetzen. Unsere Forderungen müssen sein: Gleichbehandlung in der medialen Berichterstattung (10 % öko zu 90% konventionell), Naturschutz NGO´s sind keine Landwirtschaftsvertreter und sollten dort auch nur geringen oder gar keinen Einfluss haben und die Politik muss wieder auf wissenschaftlich fundierten Fakten Entscheidungen treffen.

  7. Elisabeth Ertl sagt

    “Gerade bei der Öffentlichkeitsarbeit ist jeder von uns gefordert. Jeder kann im Einzelnen dazu beitragen, den zum Teil weit entfernten Menschen in der Stadt auf unseren Hof zu holen um ihm unser Leben und Wirtschaften auf dem Bauernhof wieder begreifbar zu machen. Mit weit entfernt meine ich nicht nur die räumliche Distanz zum Bauernhof, sondern auch das Verständnis und die Ahnung von dem, was wir hier draußen so tun.”
    In Ö. gibt es da ein erfolgreiches Kunstprojekt:
    https://thegap.at/wuermlas-waende/

  8. Richtig, es hat sich ausgetreckert. Das war auch nicht anders zu erwarten. Zu glauben, man muss nur mit ein paar hundert Treckern nach Berlin fahren, und dann erreicht man den “Durchbruch”, ist reichlich naiv. Die spannende Frage bleibt: was nun?? Das mit den wertschätzenden Handelspartnern und verantwortungsbewussten Konsumenten/Verbauchern ist mindestens genauso naiv wie das Treckern. Und wir können nicht 80 mio Bürger auf die Höfe holen und denen die Welt erklären. Was bleibt: Die Bauern müssen offensiv ran an die falschen Influencer ( z.B. NGO`s), die die Gesellschaft manipulieren und die Politik vor sich her treiben. Die müssen entzaubert und blosgestellt werden, für jeden deutlich erkennbar. Statt einer auf “Zusammenarbeit” basierenden Schmusekursstrategie, die die Bauern nur immer weiter in den “Abgrund” führt eine knallharte Strategie der faktenbasierten Auseinandersetzung und klaren Standpunkte. Die LSV hat bereits eine recht brauchbare Argumentationshilfe zum Thema Artenschutz/Insektenschutz erarbeitet, auf dieser Schiene muss weiter gearbeitet werden und damit dann raus an die Öffentlichkeit!

    • Reinhard Seevers sagt

      Mark, Faktenbasierung ist genau das, was eben nicht funktioniert. Es wird ausschließlich emotional argumentiert auf der anderen Seite. Dagegen kommt man nicht an, wenn die Regale voll und die Werbung das “Gute” aus aller Welt bewirbt.
      Gefühle bestimmen das Verhalten der Menschen. Wenn von der einen Seite Bilder und Zahlen Angst hervorrufen, dann kannst du mit noch so vielen Fakten kommen, das wird nie dagegen ankommen.
      Und Politik folgt den Gefühlen der Mehrheiten…..den Krampf sieht man doch schön bei der Umsetzung der Energiewende. Auch da geht es um Emotionen versus Fakten.

      • Brötchen sagt

        Reinhard Du dringst damit schon auf lange Sicht durch.

        Du musst das eben mit Maßnahmen flankieren, die vertrauensbildend sind!
        Und das muss man lange durchhalten und man darf nicht ständig springen..und sich mit sich selbst beschäftigen

        Also nicht nur die Fakten, sondern hinter den Fakten stehen “Framingziele”

        Wie z.B.

        – Wirtschaftlichkeit
        – Versorgungssicherheit
        – Fachkompetenz

        das muss die Gefühle ansprechen…

        Von Lidl gab es jetzt gerade auch eine entsprechende Anzeige in der Zeitung bei mir….ganzseitig…

        Ich habe gerade eine Werbebotschaft von den Biosupermärkten gehört…..ein Framingschlagwort war da Nachhaltigkeit…..kann keiner Überprüfen, bleibt aber hängen…

        • Brötchen sagt

          Die Strategie kann man sich doch bei den NGO abgucken.
          Die machen auch Aktionen, um Aufmerksamkeit zu generieren und dann die
          langfristigen Maßnahmen, wie ständig für Interviews bereitstehen. Straßenarbeit, Projektarbeit usw.

      • Am Ende des Tages geht es um Fakten. Das Problem ist, dass die Influencer mit falschen Fakten falsche Emotionen und Gefühle erzeugen. Nur durch Richtigstellung der Fakten kann man die fehlgeleiteten Emotionen am Ende des Tages wieder einfangen. Dass dies ein steiniger Weg ist und man dicke Bretter bohren muss gebe ich gerne zu.

        • fingerphilosoph sagt

          Die Fakten sind nicht falsch! Mit einfachen Lügen kämen die NGOs nicht durch. Es geht um die einseitige Auswahl der Fakten und um deren Interpretation, die von bestimmten Ideologien und Moralismen geleitet ist. Das Ziel wird durch die Ideologie vorgegeben und entsprechend werden durchaus korrekte Fakten aufbereitet und in entsprechende Kontexte eingebettet.

          Die Landwirte haben dieselben Fakten zur Verfügung und auch sie treffen, von ihren Interessen geleitet, eine Auswahl. Auch die Landwirte interpretieren die Fakten gemäß ihren eigenen Interessen.

          Wir können noch so viele Fakten sammeln und erhalten doch kein objektives Bild von der Welt, weil Fakten stets der Interpretation bedürfen, und diese Interpretation ist eben niemals neutral. Eine Interpretation wird zur “Wahrheit”, wenn das Kollektiv sie übernimmt.

          In diesem Sinne haben die NGOs ihre Interpretation längst zur “Wahrheit” gemacht. Die Mehrheit der Bevölkerung glaubt daran, dass wir durch eine CO2-Bremse das Klima nach unseren Bedürfnissen steuern können. Die Mehrheit der Bevölkerung glaubt daran, dass wenn die Insekten sterben, auch der Mensch nicht überleben kann. Sie glaubt daran, dass das, was in der Humanmedizin hilfreiche Medikamente in der Landwirtschaft schädliche Pestizide sind.

          Wenn die Landwirte dieser “Wahrheit” der NGOs nun ihre eigene Auswahl und Interpretation der Fakten gegenüberstellen, dringen sie damit nicht zu den “Gläubigen” durch. Auch nicht mit Trecker-Demonstrationen.

          • Oh,oh. Das sehe ich aber anders. Die NGO´s haben “falsche” Fakten durch permanentes Wiederholen und penetrantes Auftreten zu angeblichen “Wahrheit” und durch gezielte Agitation Andersdenkende (Leugner etc) mundtot gemacht. Durch gezielt strategische Vorgehensweisen (NGO´Führungspersonal in öffentliche Bundeseinrichtungen einschleussen, z.B. Flasbarth ins UBA) kann sogar direkt Einfluss auf “wissenschaftliche Wahrheit” genommen werden. Genau dort muss angesetzt werden.

            • fingerphilosoph sagt

              Ich gehe nicht davon aus, dass der Entomologische Verein Krefeld absichtlich falsch gezählt hat, also absichtlich “falsche Fakten” erzeugt hat. Die für die Studie herangezogenen Messstellen werden tatsächlich die genannten Ergebnisse hinsichtlich der Biomasse der Fluginsekten erbracht haben. Die “Fakten” dürften korrekt sein.

              Zweifel sind jedoch hinsichtlich der Auswahl dieser “Fakten” angebracht, bspw. was sagt die Biomasse über das Insektensterben denn tatsächlich aus? Geben die ausgewählten Messstellen tatsächlich ein Bild der gesamtdeutschen Insektenlandschaft wider? Inwiefern sind die Vermehrungszyklen von Insekten berücksichtigt? Jeder weiß doch, dass es in manchen Jahre viele Maikäfer und dann wieder keine gibt, dito Zecken, Stechmücken oder Schmetterlinge.

              Möglich ist bspw., dass der Rückgang der Weidetierhaltung ursächlich mit dem Verschwinden biomasseträchtiger Schmeißfliegen einhergeht, weswegen der Rückgang besagter Biomasse nicht besonders dramatisch wäre. Wenn der Rückgang der Biomasse an Insekten den NGOs aber den Beweis für die Schädlichkeit der konventionellen Landwirtschaft liefert, ist das bereits die Interpretation eines Fakts.

              Wenn du nun einfach “falsche Fakten” unterstellst, hast du dich in deiner Argumentation selbst bereits ins Abseits geschossen. Damit lieferst du den NGOs nur freiwillig Munition, denn sie können dich leicht widerlegen.

              Greenpeace wurde Anfang der 70er Jahre des letzten Jhs. gegründet, etwa zeitgleich mit den “Grenzen des Wachstums” des Club of Rome. Das heißt, die Bewegung hat jetzt 50 Jahre Zeit gehabt, um an Fahrt aufzunehmen, ohne dass die Landwirte je ihre Gegenposition erarbeitet und zu Gehör gebracht hätten. Die NGOs mussten nie jemand “mundtot” machen. Die haben einfach ihr Ding gemacht und die Landwirte haben zugeguckt, wenn sie sich nicht gleich auf die Seite der NGOs gestellt und in “Bio” gemacht haben. Das hat zu einer Spaltung innerhalb der Bauernschaft geführt.

              Den Landwirten wird es auch nicht helfen, wenn sie wie Bauer Willi sagen “Wir können alles, auch Insektenschutz und Feldhamsterzüchtung, aber wir wollen es gefälligst bezahlt haben.” Da entsteht das Bild, das Landwirte für Geld alles tun, auch die Omma verkaufen, und das kommt wohl nicht besonders gut an.

              • Arnold Krämer sagt

                “Das heißt, die Bewegung hat jetzt 50 Jahre Zeit gehabt, um an Fahrt aufzunehmen, ohne dass die Landwirte je ihre Gegenposition erarbeitet und zu Gehör gebracht hätten”.

                Genau richtig beobachtet, fp!
                1. Der Berufsstand saß lange Zeit auf einem hohen Roß. Er hatte es nicht nötig, “gegenzuhalten”.
                2. Er hat die Wucht und den Einfluß des “Tankers” NGO unterschätzt. (Marsch durch die Institutionen)
                3. Er wusste nicht, wie man mit den schwarzen Schafen in den eigenen Reihen umgehen sollte und weiß es teilweise bis heute nicht.
                4. Er war insbesondere nach 1990 mit “Größerem” beschäftigt.
                5. Er tut sich schwer, Geld in die Hand zu nehmen

                • Elisabeth Ertl sagt

                  Das Hohe Ross war teilweise auch eine Reaktion auf die Verachtung durch die Städter, die eine sehr sehr lange Tradition hat. Das war auch eine Art Selbstschutz. Der Landwirtschaft den Rücken zu kehren galt lange Zeit als Aufstieg, als Emanzipation. Drum tut es so weh, der Gegenseite in der Sache teilweise Recht geben zu müssen.
                  Danke, dass Sie einmal die Schwarzen Schafe ansprechen! Das fehlt mir bei Bauer Willi bisher.
                  Ja, Öffentlichkeitsarbeit kostet Geld, genauso viel Geld, wie alle NGOs zusammen durch Spenden für hochprofessionelle Medienarbeit zur Verfügung haben. Das ist das größte Problem.

                • Arnold Krämer sagt

                  Ergänzung zum Umgang mit “schwarzen Schafen”.

                  Die Zurückhaltung heute ist ein Stück weit darauf zurückzuführen, dass jeder Landwirt weiß oder zumindest ahnt, dass er selbst nicht alle Vorschriften, die es mittlerweile gibt, einhält (einhalten kann, weil er den Überblick verloren hat). Jeder ist also in gewisserweise schuldig und angreifbar.

                • Elisabeth Ertl sagt

                  Das ist auch in anderen Bereichen so – siehe Datenschutz; jeder Lehrer steht immer mit einem Fuß im Kriminal, auch jeder Arzt.

              • Paulus sagt

                Fi-phil, ich denke, dass Teile der Gesellschaft durchaus bereit sind die Bauern auch für Leistungen in Sachen Naturschutz gerecht zu entlohnen. Wenn sie glaubwürdig wären, vielleicht noch eher als den NGO’s.
                Ich behaupte allerdings nach wie vor, dass die Bauern es sich selbst verschissen haben. Allein auf diesem Blog gab es jahrelang ein sauberes Verbraucherbashing. Das bleibt nun mal hängen und es darf sich keiner wundern wenn die so Geschmähten den Bauern die kalte Schulter zeigen. Auch in unserem Dorf sind die Bauern den meisten Leuten schlicht scheißegal. Die haben ganz andere Probleme als sich mit Ernteerfolgen und Hamstern zu beschäftigen. Und dann kommen die Bäuerinnen auch noch mit einem Kombi der Premiumklasse zum Aldi. Selbstverständlich kaufen die dort wie Bauer Willi nur Klopapier. Die Defizite, die den Bauern anhaften können sie doch gar nicht mehr einholen.

                • fingerphilosoph sagt

                  Die Landwirte konnten sich nicht vorstellen, dass eine Gesellschaft irgendwann mal so weit gehen würde, die eigene Nahrungsmittelversorgung geradezu mutwillig zur Disposition zu stellen. Das konnten die Landwirte allerdings auch nicht voraussehen, denn ein solcher Schritt ist gegen den gesunden Menschenverstand. Von daher wähnten sie sich auf der sicheren Seite und haben die letzten 50 Jahre damit verbracht, nur in anderen Landwirten die Konkurrenz zu sehen und nicht in den NGOs. Wie der Seemann, der sein Augenmerk nur auf den aufziehenden Sturm richtet und dabei den Eisberg übersieht.

                • Arnold Krämer sagt

                  fp
                  Sehr gut beschrieben. Das jetzige Verhalten von Staat und Gesellschaft bezüglich der eigenen Landwirtschaft war beim besten Willen nicht vorauszusehen.
                  Dass sich der Staat aus der Produktionsförderung durch Marktordnungen und gekoppelte Prämien zurückziehen würde, war klar. Damit kommen die Landwirte auch zurecht, selbst wenn sie es lange nicht wahr haben wollten. Die letzten, die ihre “Privilegien” hergeben mussten, waren übrigens die Zuckerrübenbauern. Davor waren Betriebe mit anderen Betriebszweigen betroffen. Alles irgenwie kein Problem. Dass die eigene Regierung gekoppelte Prämien in anderen EU-Staaten zulässt, den deutschen Landwirten aber verwehrt, immer höhere von EU-Standards abweichende produktionstechnische Vorschriften verordnet, zeigt, das sie ihrem Amtseid immer weniger gerecht wird und bereit ist, die Landwirtschaft für den Mainstraem und die Exportwirtschaft zu opfern.

                • Reinhard Seevers sagt

                  Wenn die Defizite in der Wahrnehmung dominieren, dann ist das gegenseitige Verständnis auch nicht möglich. Bauern müssen wohl in Lumpen und auf allen Vieren bei Aldi auftauchen, wie eben auch alle anderen Kunden…🤔

                • Warum dürfen Bauersfrauen keinen Kombi von der Prämiumsklasse haben?
                  Sie teilen sich das Auto mit Mann und Betrieb.
                  Immerhin noch sparsamer als 3 Autos von Normalklasse.
                  Und hier gab es so gut wie nie
                  Verbrauerbashing,
                  höchstens nur wenn ein Verbraucher oder Städter den Bauern Vorwürfe aus falschen Vorstellungen heraus machten.
                  Und die sind ja nun mal da.
                  Die Bauern haben auch keine Ahnung von denen ihrer Arbeit und wie es an ihrem Arbeitsplatz zu geht, aber sie mischen sich da auch nicht ein, weil es sie nichts an geht.
                  Aber warum wollen sich die Verbraucher in des Bauern Arbeit und Aufgabe einmischten.
                  Hast doch selbst geschrieben, sie interessieren sich nicht für Hamster, heißt das sie interessieren sich auch nicht für die Natur?
                  Für Erntemengen brauchen sie sich nicht zu interessieren.
                  Das haben früher die Freunde aus der Stadt meiner Grosseltern getan, aber die hatten auch 2 Kriege und andere Nöte hinter sich.

          • Elisabeth Ertl sagt

            Nein, sehr oft wird einfach nur etwas behauptet, was in den Kram passt und mit Fakten nichts zu tun hat. Beispiel gefällig?
            https://martinballuch.com/ein-kritischer-blick-auf-almen/
            Dieser Mann rühmt sich, zwei Doktortiteln zu haben. Er hat eine zahlreiche Anhängerschaft, die diesen Blödsinn seither allenthalben zitiert.
            Sicherlich gibt es auch seriösere Beispiele. Greenpeace ist eine NGO, die sich in meinen Augen noch um Sachlichkeit bemüht.

          • Paulus sagt

            Einspruch, werter Herr Philosoph. Fakten sind eben nicht nicht beliebig interpretierbar, genau so wenig wie die uns bekannten Naturgesetze.
            Fakten die unterschiedliche Interpretationen zulassen sind keine Fakten.
            Ich gebe zu, dies aus einer ingenieur- und betriebswissenschaftlichen Sicht zu betrachten.

            • fingerphilosoph sagt

              Auch die Naturgesetze lassen verschiedene Interpretationen zu, bspw. dass das Universum zwar einen Anfang, aber kein Ende hat, sich also immer weiter ausdehnt, dass auf den Big Bang irgendwann der Big Crunch folgt, sich das Universum also wieder auf einen Punkt zusammenzieht oder dass am Ende Eisenkugeln oder leerer Raum übrig bleiben. Die Naturgesetze lassen diese und andere Interpretationen zu, und das, obwohl die Interpretationen sich sogar widersprechen.

              In technischen Systemen sind Experimente tatsächlich reproduzierbar, d.h., es kommen identische Ergebnisse heraus. Werden Studien im Bereich der Humanmedizin wiederholt, gibt es bisweilen deutliche Abweichungen, und zwar einfach deshalb, weil ein Mensch nicht wie der andere ist, auch wenn Alter, Gewicht, Schulbildung, tägliche Kalorienzufuhr und ähnliche Daten identisch sind. Das erhöht für lebende Systeme (wozu Natur und LW gehören) das Spektrum möglicher Interpretationen noch einmal.

              Und dann gibt es ja noch das weite Feld derjenigen, die dem Konstruktivismus anhängen, also bestreiten, dass es so etwas wie ein objektives Erkennen überhaupt gibt.

              • Man kann doch die Naturgesetze aus dem All mit unserer irdischen Ökolpgie vergleichen.
                Und wenn eine Kuh 4 Zitzen hat und die Ziege nur 2,
                Das ist Fakt.
                Und deren Milch haben auch verschiedene Analyseergebnisse. Das ist auch Fakt.
                Ich glaube das gehört zur Biodoversität, oder

  9. Wolfgang sagt

    Hat es sich ausgetreckert, fragt der Autor und bejaht das größtenteils. Jetzt seien andere Maßnahmen erforderlich, schreibt er. Aber wirklich Neues lese ich dann nicht. Was haben wir, was haben unsere Verbände, … nicht schon Alles vesucht.

    Wer traf sich denn bei den Aktionen “Tag des offenen Dorfes?” Doch überwiegend die Landwirte, und v.a. die Altenteiler des ganzen Landkreises. Aber doch kaum Verbraucher aus der Stadt.

    Und dann “erwarten” wir noch einen verantwortungsbewussten Verbraucher. Das Beispiel der Aktion mit dem “Bauern-Soli” wurde doch im Artikel genannt Von der “fairen” H-Milch fand ich letzten März / April, etliche Packungen mit Weihnachtsdekor, als die restliche Milch angesichts des Runs des ersten Corona-Lockdowns ausverkauft war. Demnach war der Absatz auch hier zuvor nicht gerade reißend. Bei den meisten ist billig bei der letztlichen Kaufentscheidung dann doch attraktiver als solidarisch und umweltfreundlich. Egal was vorher bei Umfragen oder gar Volksbegehren angekreuzt wurde.

    Der Artikel stellt die Ist-Situation gut dar. Aber woher er den Optimismus nimmt, dass wir JETZT Alles zum Besseren drehen können, wo es die aufgeführten Aktionen und auch die Arbeit der von uns finanzierten und mit professioneller Öffentlichkeitsarbeit beauftragten Verbände (- Andere würden von Lobbyisten reden-) nicht geschafft haben, kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Vielleicht bin ich doch schon zu alt…

    • Wolfgang, ich möchte dir mal ein Beispiel zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und ” die Menschen auf den Hof holen” nennen: Vor zwei Jahren hatten wir auf unserem kleinen Hof ein Hoffest organisiert. Ganz in Eigenregie. War ein Haufen Arbeit und völliges Neuland für uns. Bei dem Fest waren realistisch geschätzt 700 Menschen auf dem Hof.
      Und zu unserem youtube Video: Wir lassen unsere Kühe raus in den Schnee: Das hat mittlerweile über 270.000 Klicks. Und täglich kommen neue Kommentare.
      Mit meinem Artikel möchte ich deutlich machen, dass wir unsere kostbare Zeit jetzt nicht mehr auf dem Traktor in einer Stadt verbringen sollten, sondern vermehrt selbst Initiative ergreifen. Das ist sicher nichts Neues, aber Informationen und Emotionen zu streuen, das ist ehrliche Kommunikation und das erwarten unsere Konsumenten.

      • Reinhard Seevers sagt

        Das ist doch gut Franz….aber was machen wir mit den Bauern, die ihre Kühe eben nicht raus in den Schnee lassen können und die dann in den Medien als Tierquäler bezeichnet werden? Es handelt sich dabei um zwei unterschiedliche Bilder, die dem Landwirtschaftsfremden eingebrannt werden.
        Du musst dann deinen Kollegen erklären, wie sie ihr Bild verbessern sollen und können….und das ist wahrlich die Mehrheit.
        Die Jagd nach klicks ist keine Lösung.

        • firedragon sagt

          Die Jagt nach Klicks ist keine Lösung, da gebe ich recht. Zumal stark auffällig ist, dass Idylle (heile Welt), Sex (sex sells) und Comedy (Zerstreuung) die Abräumer sind und nicht das echte Leben.

    • Arnold Krämer sagt

      Immer das Schielen zum und Schimpfen über den Verbraucher. Irgendwann muss man doch merken, dass der nicht das für Landwirteeinkommen entscheidende Glied in der Kette ist. Warum?
      Heute wird darüber gesprochen, dass die Schlachtschweinepreise um 9 Ct/kg steigen könnten. Warum wohl? Weil der Verbraucher bei Aldi und Lidl mehr bezahlt, mehr nachfragt (Frühlingsgrillen?) Nein, der “Schweinestau” ist abgebaut, die Ware Schlachtschweine wird knapper, die Schlachthöfe mussten jetzt die Mitarbeiter festeinstellen, brauchen also Auslastung.

  10. Elisabeth Ertl sagt

    Es passt auch noch immer – oder wieder – zu weiten Teilen der Arbeiterschaft – beispielsweise zu den Supermarkt-Angestellten, die immer nur kurze Teilzeit – Verträge bekommen unter der Steuergrenze, dann zwischendurch wieder in die Arbeitslose geschickt werden. Prekäre Arbeitsverhältnisse halten viele Jugendliche zu Hause, weil sie sich kein eigenes Leben aufbauen können. Die Bauern allein sind es nicht, daran versuche ich hier immer wieder zu erinnern, und ich hatte den Eindruck, dass eure ersten Demos von der Bevölkerung deshalb so gut aufgenommen wurden, weil man euch als Helden und Vorreiter wahrgenommen hat auch für die eigenen gleichgerichteten Anliegen. Da sind mir die Bauern zu sehr Nabelbeschauer.
    Als Anfang der 1990er Jahre der allgemeine Ruf erscholl “Hurra, der Kapitalismus hat gesiegt!” da schrieb unser linker Journalist Günther Nenning: “Wartet nur ab – in 30 Jahren wird der Sozialismus fröhliche Urständ feiern.”

    • Brötchen sagt

      Wie schon oft gesagt, ich wünsche Österreich und NS von ganzem Herzen 30 Jahre Sozialismus.

      Mein Schwiegervater hat gesagt, dazu noch die Russen und die Mauer 2 m höher!

      • Elisabeth Ertl sagt

        Ich persönlich wünsche mir keinen Kommunismus, ich kenne bessere Konzepte abseits des Kapitalismus, habe sie im Ansatz sogar erlebt wie die alternative Wirtschaft, die eine Marktwirtschaft war, oder den Ansatz der ökosozialen Marktwirtschaft, den sich die ÖVP kurzfristig auf die Fahnen geheftet hat, ehe sie dann auf Neolioberlaismus umgeschwenkt ist. In der Schule habe ich gelernt, dass die Nachsilbe -ismus immer auf Einseitigkeit hindeutet und auf Ideologie.

        • Brötchen sagt

          Ist ja gut!

          Letztendlich läuft es darauf hinaus…..

          Wer A sagt muss auch B sagen, ist eben im Leben so.

          Im Grunde genommen kann man immer über tolle Ideen sinnieren.

          Die Landwirte müssen jetzt konkret mit dem A… an die Wand kommen, die haben keine Zeit, für philosophische Anwandlungen und eitteitei Runden mit Rumgespinne….

          • Brötchen sagt

            prakt. Bsp. am Montag dürfen Gartencenter u.ä. wieder aufmachen.

            Wieso nicht gleich?

            Jeder Tag zählt und entzerrt das ganze.

            Das sind jetzt die prakt. Fragen.

            Wenn wir nicht ganz schnell aus dem A… kommen, machen uns die Chinesen nackig!

    • Reinhard Seevers sagt

      Mein Empfinden ist, dass sich der Großteil der Gesellschaft einen Dreck um die Landwirtschaft und deren Probleme kümmert. Sie verortet die Landwirtschaft entweder im Bereich der Agrarlobbyisten, die Grundwasser verseuchen und den Artenreichtum zerstören; oder im Bereich -Heiteitei Bäuerlein Streichel Glücksgefühl Oase- dazwischen gibt es wenig.
      Im Moment interessiert sich sowieso keine Sau für das Thema, da Corona alles überlagert.
      Demokratie funktioniert übrigens sehr gut, weil man die Menschen einfach sagen und machen lässt ohne, dass es Konsequenzen hätte. Konsequenzen in die eine wie die andere Richtung.
      Wenn ich dann sehe, dass die Obst- und Gemüseregale voll sind, voll von exportierter Ware, dann weiß ich, dass die Forderung nach Regionalität ebenso ein Rohrkrepierer für die Landwirtschaft ist, wie die Nachhaltigkeit für die Kunden.

      • Brötchen sagt

        Reinhard richtig!

        Du musst aber auch sehen, es gibt die “Eigentümer” der Gesellschaft und die mehr oder weniger den Unternehmern zuzuordnen sind. Die also mit ihrem Eigentum was unternehmen.

        Dann gibt es die welche zum großen Teil nur Anspruchsdenken pflegen und teilweise ihren Neid auf die Eigentümerkaste pflegen.

        Jetzt ganz grob.

        Selbst zu Ostzeiten war das in den Dörfern so, da gab es die Landeigentümer, auch wenn die keinen Zugriff auf ihr Eigentum hatten und die niederen, die nix hatten.

        Die dann wieder unterteilt in Bodenreformärmlinge und die “Großbauern”.

        Sieht man doch schon auf der Straße, es macht ein Unterschied, in welchem Auto man sitzt, die Vorfahrtsregeln ändern sich dann schlagartig, obwohl man sich gleich verhält.

        Die sogenannten Arbeiter waren um die Wendezeit die ersten, die die große Klappe hatten. Die waren zuerst arbeitslos und haben sich ganz schnell todgesoffen.

        Es ist aber in der Bundesrepublik schon so, das Du wenn Du kein Eigentum oder Vermögen hast, es ganz schwierig ist sich in einer Generation “hochzuarbeiten”, nicht mit ehrlicher Arbeit, was immer das bedeutet.

        • Brötchen sagt

          Die ganzen Naturschützer und NABU oder ähnlich sind ja auch mehr oder weniger der Kaste zuzuordnen, nach dem Motto Anspruchsdenken pflegen und aus dem großen Topf löffeln.

          Gibt sicher da auch Unternehmer im weitesten Sinne.

  11. Reinhard Seevers sagt

    Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein.

    Bet’ und arbeit’! ruft die Welt,
    Bete kurz! denn Zeit ist Geld.
    An die Thüre pocht die Noth –
    Bete kurz! denn Zeit ist Brot.

    Und du ackerst und du säst,
    Und du nietest und du nähst,
    Und du hämmerst und du spinnst –
    Sag, o Volk, was du gewinnst!

    Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht,
    Schürfst im Erz- und Kohlenschacht,
    Füllt des Ueberflusses Horn,
    Füllst es hoch mit Wein und Korn.

    Doch wo ist dein Mahl bereit?
    Doch wo ist dein Feierkleid?
    Doch wo ist dein warmer Herd?
    Doch wo ist dein scharfes Schwert!

    Alles ist dein Werk! o sprich,
    Alles, aber Nichts für dich!
    Und von Allem nur allein,
    Die du schmiedst, die Kette, dein?

    Kette, die den Leib umstrickt,
    Die dem Geist die Flügel knickt,
    Die am Fuß des Kindes schon
    Klirrt – o Volk, das ist dein Lohn.

    Was ihr hebt an’s Sonnenlicht,
    Schätze sind es für den Wicht;
    Was ihr webt, es ist der Fluch
    Für euch selbst – ins bunte Tuch.

    Was ihr baut, kein schützend Dach
    Hat’s für euch und kein Gemach;
    Was ihr kleidet und beschuht,
    Tritt auf euch voll Uebermuth.

    Menschenbienen, die Natur,
    Gab sie euch den Honig nur?
    Seht die Drohnen um euch her!
    Habt ihr keinen Stachel mehr?

    Mann der Arbeit, aufgewacht!
    Und erkenne deine Macht!
    Alle Räder stehen still,
    Wenn dein starker Arm es will.

    Deiner Dränger Schaar erblaßt,
    Wenn du, müde deiner Last,
    In die Ecke lehnst den Pflug,
    Wenn du rufst: Es ist genug!

    Brecht das Doppeljoch entzwei!
    Brecht die Noth der Sklaverei!
    Brecht die Sklaverei der Noth!
    Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!

    …..passt nicht mehr zur Arbeiterschaft, passt doch heute evtl. gut zur Landwirtschaft oder?🤔

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