Bauer Willi
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Europa und die Sojabohne

Ein Gastbeitrag vom Verein Donau Soja  

(Bildquelle: Willi’s Garten)

Donau Soja fördert den Anbau und die Vermarktung europäischer, nachhaltiger und gentechnikfreier Sojabohnen

“Soja ist gentechnisch verändert. Soja stammt ausschließlich von gerodeten Regenwaldflächen. Soja kommt aus Südamerika. Soja zerstört die Umwelt, das Klima und ist ungesund.”  Vorurteile, die jedem bekannt sind.

Doch was ist wahr daran? Ja, der Großteil der Sojabohnen wird in Südamerika, also Brasilien und Argentinien angebaut. 40 Millionen Tonnen davon werden jährlich nach Europa exportiert. Das entspricht einer Fläche von 16 Millionen Hektar, der Größe von Deutschlands Agrarfläche. Mit dem steigenden Anbau in diesen Ländern verhärten sich die ökologischen und sozialen Probleme. Die steigende Verwendung von europäischem Soja in Europa könnte dies minimieren, und gleichzeitig ökologische Vorteile für die Landwirtschaft bringen. Werden derzeit auf nur 2% der europäischen Agrarflächen Soja angebaut, könnte eine Steigerung auf 4% bereits 50% des europäischen Bedarfs decken. Durch ihre Fähigkeit Stickstoff aus der Luft im Boden zu binden, spart die Sojabohne auch die Verwendung von Mineraldünger ein. Also zwei Fliegen mit einem Schlag.

Und diese Steigerung ist möglich! Am besten geeignet ist der Sojaanbau in der Donauregion – hier ist es sonnig und feucht. Aber auch in anderen Teilen Europas gibt es Bestrebungen, frühreifere Sorten anzubauen. So wird nun vermehrt in Deutschland und sogar in England Soja angebaut. Seit etwa vier Jahren zeigt sich ein regelmäßiger Anstieg der Anbauflächen in ganz Europa, inklusive der Ukraine: 73,7% mehr Soja wurde 2015 (6,6 Millionen) im Vergleich zu 2012 (3,8 Millionen) geerntet.

Die Marken Donau Soja und Europe Soya haben hierzu Wesentliches beigetragen. Der Verein Donau Soja setzt sich, mit seinen beiden Marken für die Förderung des Sojaanbaus und die Verwendung in und für die Donauregion und Europa ein. Ein eigener Standard und das Zertifizierungssystem stellen sicher, dass Donau Soja und Europe Soya nachhaltig angebaut werden. Das Herkunfts- und Qualitätssystem mit seinen Kontrollen entlang der gesamten Wertschöpfungsketten, stellt dies sicher.

So neu der steigende Anbau in Europa ist, so alt ist die Geschichte des europäischen Sojas: denn eigentlich gibt es Soja seit 130 Jahren in Europa – ein österreichischer Professor, Prof. Dr. Friedrich Haberlandt, hat 1873 bei der Wiener Weltausstellung Sojabohnen von asiatischen Besuchern geschenkt bekommen. Während er seine Anbauversuche begann, versendete er die Hülsenfrucht nach ganz Europa und bat seine Kollegen Anbauversuche durchzuführen. Sein frühes Ableben und ein politisches Abkommen mit den USA – zur zollfreien Einfuhr von Ölsaaten, zu der die Sojabohne per Definition gehört, führten zu einem massiven Rückgang und zur Vergessenheit der „Wunderbohne“.

Heute finden wir nicht nur gute Bedingungen für den Anbau, sondern auch für die Vermarktung der Sojabohne. Als Qualitätsprodukt differenzieren sich Donau Soja und Europe Soya durch die Zertifizierung nachhaltiger Kriterien wesentlich von importierten und gentechnisch veränderten Sojabohnen. Durchschnittlich kostet eine Tonne GVO Soja in Übersee Ländern zwischen 350 und 450 Euro, die Preise variieren stark und Europa bezieht sich ebenso auf den Weltmarktpreis. Zertifiziertes Soja in Europa kostet etwa 30-50 Euro mehr. Im Juli 2015 stieg die Prämie sogar auf bis zu 70 Euro pro Tonne an. Damit ist Soja eine interessante wirtschaftliche Perspektive für Landwirte. Donau Soja arbeitet mit OVID und dem AMI an der Veröffentlichung europäischer Sojapreise. Diese werden auf www.donausoja.org ab etwa Mitte/ Ende September zu finden sein.

Um gute Erträge zu erzielen muss aber einiges beachtet werden. Primär wichtig, ist die Wahl der passenden Sorte und des Reifegrades zum Standort. Hier sollte man sich an die Sortenempfehlungen des eigenen Landes halten. Nach der richtigen Sortenwahl muss gewährleistet sein, dass das Saatgut gentechnikfrei ist. Zu empfehlen ist die Impfung des Saatguts, sodass sich die Knöllchenbakterien, die zur Stickstoffbindung führen, gebildet werden können. Die Aussaat findet gegen April statt, der genaue Zeitpunkt wird nach der idealen Bodentemperatur bestimmt, die am besten 10-12°C beträgt, Dabei zu beachten ist die korrekte Reihenweite von ca. 50 cm und die Ablagetiefe des Saatguts von ca. 4-5 cm. Der natürliche Feind der Sojabohne ist das Unkraut. Dies kann besonders am Anfang zu erheblichen Schäden führen. Neben der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln im konventionellen Anbau sollte eine gute Fruchtfolge, Bodenbearbeitung vor und während der Aussaat und eine ausreichende Bestandesdichte beachtet werden. Die größte Herausforderung beim Sojaanbau ist die Ernte, hier können bis zu 30% der Erträge verloren gehen. In sehr fruchtbaren Gebieten kann der Ertrag bis zu 3,5 oder 4 Tonnen je Hektar betragen, im Durchschnitt liegt er jedoch bei 2 – 2,5 Tonnen. Eine genaue Anbauanleitung kann man in den Soja-Handbüchern, herausgegeben von Donau Soja, nachlesen.

Die Nachfrage nach europäischem Soja ist in den letzten Jahren stark angestiegen, unter anderem durch die Aktivitäten des Vereins Donau Soja. Europas Landwirte genießen durch ihren Standort und ihre Gentechnik-Freiheit und damit einem minimierten Risiko der GVO-Kontaminierung einen natürlichen Wettbewerbsvorteil. Dieser soll weiter ausgebaut und genutzt werden. Wie in jeder Feldfrucht hängt jedoch auch der Soja-Ertrag vom Wetter ab. Daher waren die Erträge 2015, durch starke Trockenheit bedingt, nicht so hoch wie erhofft. Die Reaktion der Landwirte zeigt 2016 einen kleinen Einbruch der Sojaanbauflächen. Wir sind gespannt auf die Erträge 2016, denn Wetter und Klima konnten dieses Jahr nicht besser sein.

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40 Kommentare

  1. Harald Müller sagt

    Interessant wäre auch, einen Blick auf den Markt für Bio-Soja zu werfen.

    Einige Hersteller sojabasierter Bio-Fleischersatzprodukte importieren mittlerweile ja Bio-Soja aus China mit dem Argument, dass das europäische Angebot nicht ausreichend sei (könnte natürlich auch am Preis liegen…). Dabei ist China im konventionellen Bereich der mit Abstand weltgrößte Importeur von Sojabohnen.

    Wie “Bio” chinesischer Bio-Soja wohl ist?

  2. Sabine sagt

    Ich fände Soja-Felder gar nicht soo schlecht. Allerdings fände ich es auch gut, wenn man sich – was die Fütterung angeht – auch nach neuen bzw. alten Nutzpflanzen umschaut. Auch wenn man dafür vielleicht sogar neue Maschinen erfinden muss.
    Wie sieht es eigentlich mit bitterstoffarme einjährige Lupinen aus? Seit zwei Jahren gibt es wohl ein industriell nutzbares Verfahren um Lupineneiweis zu gewinnen. Lupinen sind weniger anspruchsvoll als Sojabohnen und versorgt sich ebenfalls über Knöllchenbakterien mit Stickstoff selber. Die neuen Süßlupinenzüchtungen sind auch recht unanfällig für Krankheiten und sie lockern den Boden gut. Nur sind sie nach meiner Beobachtung sehr Schnecken anfällig.
    Vllt eröffnen alternative Futtermittel ja auch eine Nische in der Landwirtschaft.
    Allerdings müsste man halt im kleinen Rahmen die Möglichkeit für Experimente haben.

    • Bauer Willi sagt

      Für das Rheinland kommen eher Erbsen und Ackerbohnen als Eiweißlieferant in Frage. In unserem Betrieb haben wir schon Ackerbohnen angebaut, es aber wieder sein lassen, weil bei einem guten Ertrag von 4 t/ha und einem Verkaufspreis von 200 €/t damit ein noch schlechteres finanzielles Ergebnis erzielt würde als mit der derzeit schwächsten Kultur (Wintergerste). Habe mich darüber auch mit einem REWE-Mitarbeiter öffentlich gestritten, weil die gerne Eiweiß aus Deutschland haben möchten. Bei einem Verkaufspreis von 280 €/t wäre es für mich ein Null-Summen-Spiel. Darauf der REWE-Mitarbeiter: “Wir sind da leider die falschen Ansprechpartner, wenden Sie sich an die Futtermittelindustrie”.
      Aber dicke Nachhaltigkeitspapiere schreiben können die. Schon zynisch.
      Einjährige Lupinen liegen im Ertrag nochmals niedriger als Ackerbohnen, lohnen sich finanziell noch weniger, selbst wenn man den guten Vorfruchtwert mit einbezieht.
      Bauer Willi

      • Sabine sagt

        Ich befürchte, dass es nicht nur der Preis ist, der u.U. manches Experiment scheitern lassen würde. Für einen reinen Ackerbaubetrieb ist es natürlich ein zu geringer Preis ein Deal-Breaker. Auch wenn ich mich beim Futtermittelhändler oft wundere, was z.B. Pferdehalter alles an Preisen für neue “Trend-Zusätze” bezahlen und da es ja für den ein oder anderen vllt. schon eine sehr zugegeben sehr engen Markt gäbe. So Futterwürfelchen mit Kräutern und Luzerne und X für den Lieblings-Senior im Stall…
        Woran ich auch dachte, wird wahrscheinlich an irgendwelchen Verordnungen zum Schutz von Grünland scheitern. Es gäbe ja z.B. theoretisch die Möglichkeit für Viehzüchter oder Milchbetriebe Heuwiesen und Weiden streifenweise mit Eiweispflanzen einzusähen, um so das Futter oder die Grassilage mit Eiweiß aufzupeppen. Ich häng ja noch son bisschen an dieser Studie zu Leguminosen fest, wo auch die Nebeneffekte von Pflanzen aus dieser Familie beleuchtet wurden. Und sich der ein oder andere recht begeistert zeigte, was z.B. so wenig beachtete Pflanzen wie Espersetten und die Reduzierung von Darmparasiten bei Schafen und Ziegen anging.
        Sicher würde auch der ein oder andere Wasserverband Kopf stehen, wenn Landwirte in seinem Einzugsbereich auch noch anfangen mit stickstoffproduzierenden Pflanzen zu experimentieren.
        Dann wurde ihr ja auch über die Problematik von Freilandhaltung und die damit verbundene Belastung der Flächen mit den Ausscheidungen der Tiere gesprochen.
        Dass man in einer solchen Haltungsform, die Tiere oft umsetzen muss, ist denke ich nicht nur aus hygienischen Gründen klar und vllt. werden die Flächen schon später mit Stickstoffressern entsprechend eingesäht, denn ich könnte mir z.B. vorstellen, dass man Flächen, wo Freiland-Schweine waren, mit Topinambur bepflanzen ( die ziehen ja recht viel Stickstoff) kann und so dem Boden eine Atempause gönnen kann und im Winter wieder die Schweine drauf lässt. Topinambur ist bisher, wenn ich das richtig verstanden habe, nur im Hobbybereich zu finden, weil die Knolle nach der Ernte einfach zu schnell an Nährstoffen verliert. Lässt man sie als Winterfutter in der Erde, hätte man die Tiere gut beschäftigt und recht anständiges Zusatzfutter.

            • Sabine sagt

              Bei den Mitteln zum Experimentieren fehlen mir leider die Ideen. Ich sehe ein, dass ein Betrieb bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage nicht selber das nötige Kapital aufwenden kann und die Zeit, die solche Experimente kosten noch nicht eingerechnet.
              Gerade was die Wechselwirkung von Tier/Pflanze und Pflanzen untereinander angeht.

        • bauerhans sagt

          “was z.B. Pferdehalter alles an Preisen für neue „Trend-Zusätze“ bezahlen”

          nur wenns um die stallmiete,heu, stroh oder die pacht für die weide geht,sind pferdeleute merkwürdig zurückhaltend……
          “pferdetussen” stehen dann schon mal sehr sexy gekleidet vor meiner tür und fragen nach,wobei ich dann sofort darauf hinweise,dass ich schon allein aus “moralischen gründen” eine
          pferdehaltung auf meinem betrieb nicht “verantworten” könne.

          • Sabine sagt

            Beim Shoppen haben die wohl das Geld lockerer sitzen, auch was Futter angeht. Happy Horse Sensitiv mit Banane (äh?), Bierhefe und Leinsamen 7kg/12,99 €, dafür bekomm ich einen 25kg Sack Mischgetreide mit Sonnenblumenkernen, viel Hirse und Muschelgrit im selben Laden. 7kg da atmet ein Pferd doch nur eine mal ein, dann ist das futsch.

  3. Rein ökologisch gesehen (Energie für den Transport aus Südamerika) ist das doch wünschenswert Soja in der EU anzubauen. Als landwirtschaftlicher Laie frage ich mich aber zum einen, was auf den zusätzlichen 2% Ackerfläche dann nicht angebaut werden kann – müssen wir das an anderer Stelle wieder importieren?
    Zum anderen, würde eine starke Erweiterung der Anbauflächen nicht irgendwann zwangsläufig dazu führen, dass sich Landwirte mit Soja spezifischen Krankheiten und Schädlingen (z.B. Soja-Zystennematoden) auseinander setzen müssten, die bislang bei uns noch nicht aufgetreten sind? Und wenn darauf die Antwort der Amerikaner GVO waren – welcher Lösungsansatz bietet sich dann unseren Landwirten?

    • Bauer Willi sagt

      Klar ist, dass dann andere Kulturen weniger angebaut würden. Das wäre wahrscheinlich Getreide, welches wir dann nicht exportieren (können). Krankheiten und Schädlinge sind bekämpfbar, solange es kein Bio-Anbau sein soll.
      GVO-Soja ist im Wesentlichen gegen bestimmte Herbizide tolerant, nicht gegen Schädlinge und Krankheiten.
      Bauer Willi

  4. Nikolaus S. sagt

    Bei uns im Zentralraum Oberösterreich wird Soja schon lange abgebaut. Mein Vater begann Ende der 80iger Jahre damit.
    Bei richtiger Kulturführung sind Erträge von 3,5 bis 4To keine Seltenheit.

    Unsere Vorteil ist das ein Verarbeiter für die Lebensmittelindustrie direkt in Linz sitzt, aber auch Straubing hat mit der Verarbeitung begonnen.

    Soja ist in meinen Augen deshalb eine Chance da die Kostenstruktur beim Anbau sehr schlank ist und die Technik bereits überall vorhanden ist. Auch die Vorfruchtwirkung und eine gute Möglichkeit für eine Winterbegrünung sind positive Aspekte!

    LG Nikolaus

  5. bauerhans sagt

    ich hatte schon 1975 einen mischanbau von mais und soja in troisdorf in der nähe von siegburg auf dem feld eines landwirts angeschaut,der der milchviehfütterung dienen sollte.
    die ergebnisse waren aber wohl ernüchternd.

    • Bauer Willi sagt

      Hast Du das Bild oben gesehen? Ist bei uns im Garten aufgenommen worden. Sieht doch so schlecht nicht aus, oder? Allerdings ist das Rheinland von der Witterung nicht gerade prädestiniert…
      Bauer Willi

      • bauerhans sagt

        die feldbegehung in troisdorf fand im juni 1975 statt,wo mais und soja ca. 20 bis 40cm hoch waren.
        das problem war wohl die ernte mit dem häcksler.

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