Bauer Willi
Kommentare 40

Ein Gesellschaftsvertrag

 

In der gegenwärtig unruhigen Zeiten wird viel von einem neuen Gesellschaftsvertrag gesprochen, von runden Tischen und ähnlichem. Ich durfte in der Zeitschrift „politische Ökologie“ des Oekom-Verlages in der Ausgabe 154 einen Betrag schreiben.

Zum Leserkreis dieser Zeitschrift gehören Soziologen, Politologen, Historiker, Gymnasial-Lehrer usw., also genau meine Zielgruppe. Auf meine Frage, wie die Redaktion denn auf mich gekommen wäre, lautete die Antwort: „Sie wurden uns von Greenpeace empfohlen.

https://www.oekom.de/fileadmin/zeitschriften/poe_leseproben/poe154_Kremer_Schillings.pdf

Ich habe diesen Link im Herbst 2018 schon mal gebracht. Daher auch das gleiche Titelbild. Damals wurde er kaum gelesen. Ich bin gespannt, wie es diesmal ist. Ob ich heute, nach einem Jahr, etwas an dem Text geändert hätte? Vielleicht. Aber an der Grundaussage hat sich nichts geändert: Wir Bauern können alles so herstellen, wie es sich der Bürger und Verbraucher wünscht. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Euer Bauer Willi

 

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40 Kommentare

  1. Obstbäuerin sagt

    Hallo Paulus, ich habe mir die Sendung auch angesehen und ein paar Kommentare gelesen. Es ist fatal. Gestern habe ich die folgenden Zeilen geschrieben und es hat sich wiederum bestätigt. Leider kann ich die Tabelle, auf die ich mich hier beziehe weder wiedergeben noch als link einfügen. Auch wenn die Befragung im Kontext zur Tierhaltung gemacht wurde, kann man die Aussagen, glaube ich, auf die gesamte Landwirtschaft beziehen. Die Adresse wo sie zu finden ist steht unter dem Beitrag und wurde auch in der letzten Print-Ausgabe von agrarheute in einem Beitrag verwendet.

    Wenn ich mir ansehe, wie es mit der Glaubwürdigkeit von uns konventionellen Bauern bestellt ist, überkommt mich das kalte Grauen. Von 100 Verbrauchern sind wir 34 eher egal aber von den restlichen glauben uns nur noch 21. Genau umgekehrt ist es bei den NGO`s. Hier glauben nur 21 daran, dass diese Informationen fälschen, wenn es dem eigenen Interesse dient. Das entspricht genau dem Gefühl, das ich seit einiger Zeit habe. Die NGO´s bestimmen sowohl den gesellschaftlichen Diskurs, die Inhalte der Medien als auch die Politik. Die Politik (Regierung und Ministerien) wiederum kann sich den NGO`s gar nicht mehr verweigern, weil ihre eigene Glaubwürdigkeit noch geringer ist als unsere, sie teilt sich mit dem Bauernverband den 3. und 4. letzten Platz. Wenn sie sich die Positionen der NGO`s zu eigen macht (das erleben wir ja gerade), hofft sie ihre eigene Glaubwürdigkeit wieder herzustellen, im Klartext – Wähler zurückzugewinnen.
    Die höchsten Glaubwürdigkeitsergebnisse haben NGO´s und Bio-Bauern, wenn man Freunde und Familie mal ausklammert, die allerding auch hinter den Verbraucherorganisationen liegen.
    Wie die Medien agieren (von einigen regionalen mal abgesehen), weiß jeder. Warum die Journalistin auf meine Einladung ins Schmetterlingsparadies folgendermaßen reagiert hat: ICH KOMME NUR, WENN AUCH DER NABU VOR ORT IST, lässt sich damit sehr leicht interpretieren. Es lohnt sich nicht, mit unglaubwürdigen Bauern einen vor Ort Termin zu machen, wenn nicht eine wirklich glaubhafte Instanz dabei ist, denn nur dann hat auch der daraus resultierende Artikel die notwendige Glaubwürdigkeit.
    Wie soll man unter diesen Umständen einen Gesellschaftsvertrag abschließen und wer sind die Akteure, die ihn unterzeichnen und welche Interessen fließen ein, damit er dann auch eine breite gesellschaftliche Akzeptanz findet?
    Und die wichtigste Frage: wie werden wissenschaftliche und praktische Notwendigkeiten einer Landwirtschaft berücksichtigt, die immer noch 96% der Lebensmittel in diesem Land produziert aber keine gesellschaftliche Akzeptanz mehr hat?
    Das ist ein Dilemma!!!!

    https://www.thuenen.de/media/ti/Infothek/Presse/Pressemitteilungen/2019/2019-03-13/Abschlussbericht_SocialLab_2019_web.pdf Tabelle Seite 15

  2. Paulus sagt

    Von einem Gesellschaftsvertrag scheinen wir meilenweit entfernt zu sein. Ich war heute Mittag kurz auf der Seite der ARD, dort wurde über die Aktion „grüne Kreuze“ berichtet. Die Art der Berichterstattung war wie immer tendenziös, etwas anderes kann man dort eh nicht erwarten. Das Statement des DBV gab mir zu denken und sollte den Bauern erst recht zu denken geben. Herr Ilchmann kam auch Wort, dessen Aussage war so lala. Und dann habe ich die Kommentare der überwiegend neunmalklugen Scheißer gelesen. Wie ein Gesellschaftsvertrag mit denen zu Stande kommen soll kann ich mir nicht vorstellen. Ein René Rempt hat das eigentliche Problem nach meiner Auffassung ganz gut, aber viel zu harmlos geschildert.
    Ihr Bauern habt einen Pöstchensammler an eurer Spitze, der auf unzähligen Hochzeiten zu tanzen versucht. In ernstzunehmenden Verbänden der Wirtschaft fragt man nicht wer will es machen, sondern wer kann es?
    Das ist ein gewaltiger Unterschied. Vieles ist hausgemacht, liebe Bauern.

    • firedragon sagt

      Paulus?
      Ich war gerade auf der ARD Seite und habe mir den Bericht durchgelesen.
      Ich habe es nur geschafft die ersten 10-15 Kommentare zu lesen…
      Hast Du alle gelesen?
      Mir scheint, wir sind Lichtjahre voneinander entfernt.

    • sonnenblume sagt

      Gestern um 12h hat die ARD über die Bauernproteste in Den Haag berichtet und um 15h kam dann der Bericht über die grünen Kreuze. Ohne die Proteste in den Niederlanden hätte es den Bericht über die grünen Kreuze sicher nicht gegeben. Die Aktion läuft doch schon lang genug und vom Protest von Bioland, Abl, usw., neulich am Hafen wurde zeitnah berichtet.

  3. Bauer s sagt

    Ich frage mich mit wem man die Agrawende machen will? Die man täglich an den Pranger stellt und diskreditiert als sonst was. Oder verfolgt man ganz andere politische Interessen

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Es gibt genügend Menschen, deren selbsternannte Fähigkeiten was Landwirtschaft betrifft, weitaus höher anzusiedeln sind, als die der Bauern.
      In verschiedenen Foren geben die ihre fachliche Unfähigkeit zum besten.

    • Elisabeth Ertl sagt

      Danke, hatte ich schon gelesen. War ja nur auf einem einsamen Stern in Weißkeissel, dort kommt so schnell kein städtischer Wolfsnarr vorbei …….

        • Brötchen sagt

          Soweit weg von Berlin ist das nicht.
          Berlin ist auch nur durch den Autobahnring und die Zufahrtsstrassen geschützt. Dahinter gibt es Wölfe.

        • Elisabeth Ertl sagt

          Hihi – Man soll keine unvollständigen Sätze schreiben – „DAS war ja nur auf einem einsamen Stern …..“

  4. Elisabeth Ertl sagt

    Sehr guter Text!!!
    Bei uns hat sich gerade auch etwas Interessantes getan: Ein linker städtischer Journalist hatte sich beim Kuhurteil (400.000 Euro Schmerzensgeld für einen Bauern, dessen Almkuh eine Touristin getötet hatte) hinter den Richter und gegen die Bauern gestellt. Daraufhin hat ihn ein Bauer auf Facebook veräppelt und ihn zu einem Praktikum eingeladen:
    https://bauernladen.at/artikel/ernaehrung/wer-profitiert-vom-funf-euro-schnitzerl/
    (hinunterscrollen)
    (Auf dieser Seite kommt übrigens auch der Handel zum Thema Fleisch zu Wort – ein interessantes Statement!)
    Der Journalist hat die Einladung angenommen und nach 2 Tagen gesagt, er hätte so viel gelernt wie noch nie in seinem Leben:
    https://www.falter.at/zeitung/20190924/in-bachlers-welt
    https://www.youtube.com/watch?v=-ROhuYT4vT0

  5. Walter Parthon sagt

    Artikel Bauernverband SW
    Was euch heute billig ist, muss euch in Zukunft recht sein
    Bauern werden mit Forderungen überhäuft, was sie für die Gesellschaft alles zu leisten haben. Diese Forderungen stellt, auch wenn es immer wieder geschrieben wird, nicht die Gesellschaft. Sie kauft genau das, was sie fordert: Billig, wenn auch sicher. Aber Sicherheit ist sowieso die Grundvoraussetzung für eine Teilnahme am Markt.
    Nichts mit dem Markt zu tun haben dagegen Forderungen vieler NGOs an die Bauernfamilien. Da hilft es auch nicht, wenn Wissenschaftler den NGOs in Umfragen Recht geben und Medien diese Forderungen noch verstärken. Selbst das jahrzehntelange Postulieren der NGO-Forderungen hat den Wunsch des Verbrauchers nach einem günstigen Bezug von Lebensmitteln nicht geändert. Eigentlich eine beschämende Bilanz.
    Was es allerdings geändert hat, ist die politische Sicht auf die Bauern. Die ist kritischer denn je. Das Agrarpaket der Bundesregierung zeigt, was geschieht, wenn man immer noch einen drauflegt: Viele Bauern können sich eine eigene Landwirtschaft nicht mehr leisten! Heute protestieren sie leise, morgen gehen sie leise. Dann wird es stumm auf dem Land.
    Ob es der Artenvielfalt in Flora und Fauna hilft? Der Blick auf zugewachsenen Naturschutzflächen hilft: Der Storch steht daneben – auf unseren gepflegten Weiden. Was macht er, wenn diese Weide verwahrlost?
    Wir sagen es deutlich: Was euch billig ist, wird euch in Zukunft recht sein müssen. Habt ihr das einmal überlegt?

    • Elisabeth Ertl sagt

      Folgende Organismen hätte es in Mitteleuropa ohne Landwirtschaft nie gegeben: Edelkastanie, Immergrün, Kornblume, Kornrade, Klatschmohn, Kamille, Bocksbart, Pippau, Flockenblume, Wiesensalbei, Wilde Malve, Wicken und viele andere Wiesenpflanzen und Gräser, Laubfrosch, Blindschleiche, Sperlinge, Schwanzmeise, Grünfink, Wiedehopf, Grünspecht, Star, Kuckuck, Goldammer, Wacholderdrossel, Krähen, Schwalben, Schleiereule, Lerche, Kiebitz, Rebhuhn, Wachtel, Feldhase, Dachs, Fledermäuse und andere Säugetiere und viele Schmetterlingsarten.
      Das alles wird ohne Landwirtschaft wieder verschwinden, dafür gibt es dann auch keine lästigen Schäfer mehr, die gegen das allerwichtigsten Wildtier kämpfen, und das ist angeblich der Wolf.

      • Paulus sagt

        Elisabeth Ertl, es stimmt nicht alles was Du sagst. Reine Waldbewohner oder Steppentiere wie der Feldhase kommen auch ganz gut ohne die LW aus.
        Du reitest ja ganz gerne auf dem Wolf herum was ich auch verstehe.
        Nach meiner Wahrnehmung gibt es eine zunehmende, wenn nicht gar unüberwindbare Diskrepanz zwischen den Naturnutzern, also den im eigenen Sinne und allgemeinen Interesse wirklichen Naturschützern, und den selbsternannten vermeintlichen Naturschützern. Letztere handeln überwiegend emotional ohne irgendwelche Zusammenhänge begriffen zu haben.
        Wenn wir schon beim Wolf sind in einziges Beispiel: In Norddeutschland wurde ein Problemwolf seitens einer Landesregierung vor ca. 8 Monaten zum Abschuss freigegeben. Außer den Jagdausübungsberechtigten wurden sogar Externe damit beauftragt. Abgesehen davon, dass man dieses Wölfi in freier Wildbahn unmöglich idenfizieren kann, wird befürchtet, dass ein möglicher Erleger seines Lebens nicht mehr froh wird und absolute Diskretion zugesichert. Wenn allerdings im Internet Morddrohungen ausgesprochen werden macht doch keiner den Finger wegen eines blöden Wolfes krumm. Dieser Leitrüde wird nie und nimmer zur Strecke kommen, sondern nach etlichen weiteren Rissen irgendwann eines altersbedingten natürlichen Todes sterben.
        Die Vernunft hat vor ideologisch emotionalen Ansichten doch schon längst kapituliert

        • Elisabeth Ertl sagt

          Ich kenne diese Wolfsgeschichte eh. Bezüglich Hase: Ich meinte, ohne LW gäbe es nur noch Wald, und der Hase ist keine Waldbewohner.

          • Inga sagt

            Eliesabeth, Du meinst bestimmt,
            der Hase hat sich erst nach der großen Waldrodung zu, Zwecke der LW hier evolutionär angesiedelt?

      • Salamander sagt

        Die prä-industrielle Landwirtschaft, die 6.000 Jahre lang die europäischen Landschaften prägte und mit dem 20. Jahrhundert endete, hat kaum noch etwas mit der heutigen industriellen Landwirtschaft zu tun. Zugegeben, es werden Äcker bestellt und Tiere gehalten, aber die Art und Weise, wie heute gewirtschaftet wird, lässt sich nicht mit der früheren Form der Landwirtschaft vergleichen.

        Schätzungsweise kein einziger der von Elisabeth Ertl genannten Organismen verdankt seine Existenz der industriellen Landwirtschaft.

        Das Landschaftsbild in Europa hat sich den letzten 100 Jahren enorm verändert und mit diesen Veränderungen geht der beklagte Verlust von Biodiversität einher.

        Wenn mit der industriellen Landwirtschaft die Ästhetik und Artenvielfalt der prä-industriellen Landwirtschaft zerstört worden ist, kann der Verbraucher ja wenigstens erwarten, dass die landwirtschaftlichen Erzeugnisse billig sind. Ebenso wie er erwarten kann, dass industriell gefertigte Klamotten von der Stange deutlich billiger sind als ein Massanzug.

        • Elisabeth Ertl sagt

          Natürlich verdanken diese Organismen nicht ihre EXISTENZ der Landwirtschaft, aber sie sind erst nach der Rodung des Waldes durch den Menschen aus den östlichen Steppen hier eingewandert und haben für eine Biodiversität gesorgt, die es ohne Landwirtschaft hier nie gegeben hätte – auch wenn diese Diversität mit der industriellen Landwirtschaft jetzt wieder in Bedrängnis kommt.

          • Inga sagt

            Genau so ist es!

            Und schon lange vor der industriellen Landwirtschaft, die hat damit gar nichts zu tun!

      • Inga sagt

        Ich glaube du hast den Storch vergessen, Elisabeth!

        also gibt es dann auch keine Kinder mehr!?!
        😉

  6. Reinhard Seevers sagt

    Individualismus, Globalisierung, Kapitalismus, westlicher Wertekanon, ….sind u.a. Ursache für die Lage an sich. Die Landwirtschaft ist nur der erste Wirtschaftszweig, der betroffen ist von Widerstand gegen eine undefinierbare Bedrohung. Leider ist die Widersprüchlichkeit und die Heuchelei der Gesellschaft hier aber am deutlichsten ausgeprägt. Man möchte das Alte wenigstens in diesem Bereich bewahren, auch wenn man es nur aus Bilderbüchern der vorlesenden Großmutter kennt…….damals, als man als Kind beschützt und ohne Verantwortung im Schoß der Familie lebte.
    Wenn alles um einen herum wegbricht und die Jugend in der globalen Welt unterwegs ist um Erfahrung und Wissen zu sammeln, um Toleranz zu leben und andere Kulturen kennen zu lernen, da muss man wenigstens die „heile“ Welt der Kindheit im hier und jetzt erhalten. Wenn man dann morgens bei Quinoa und Teff sein Müsli mit Mandelmilch verspeist und weiß, dass die Produkte von armen Bauern in fernen Ländern angebaut wurden, dann ist man zufrieden und schaut aus dem Fenster auf Blühwiesen, die die wenigen deutschen Bauern pflegen…..

  7. Walter Parthon sagt

    27. September um 18:27 ·

    Bärchen-Wurst demnächst aus Übersee?
    So langsam fühle ich mich nur noch veräppelt – jetzt jammert der Wursthersteller Reinert, dass das deutsche Schweinefleisch zu teuer sei:
    „Der Fleischwarenhersteller leidet unter hohen Schweinepreisen“
    schreibt das Haller Kreisblatt.
    Die Schweinepreise seien um 40% gestiegen und die Branche hat mit der Rohstoffknappheit zu kämpfen.
    Gestiegene Schweinepreise
    In der Tat, die Preise für Schweinefleisch bewegen sich auf einem Niveau, so dass die Schweinehalter auch eine schwarze Zahl schreiben, ja sogar etwas Geld verdienen – großartige Sprünge können sie bei den Preisen noch nicht machen.
    Wir können ja mal ganz simpel rechnen:
    Für das Ferkel hat der Mäster etwa 75,-€ bezahlt. Das Ferkel hat eine Vollverpflegung mit Futter, Wasser, warme Unterkunft inkl. Strom macht wieder etwa 85,-€. Für das geschlachtete Tier erhält er zur Zeit gute 180,-€, d.h. für seine Arbeit bekommt der Landwirt 20,-€ pro Schwein.
    Geiz ist geil
    Zurück zu Reinert: knappe Rohstoffe, „hohe“ Schweinepreise, zudem hat das Unternehmen Lieferverpflichtungen und das schlimmste: sie können die Preissteigerung nicht an ihre Abnehmer weitergeben.
    Hm, da muss ich mich doch sehr wundern, wo doch in Deutschland alle meinen, unsere Fleisch- und Wurstwaren seien viel zu billig. Zudem beteuern doch ständig alle, sie würden gerne freiwillig mehr zahlen?!
    Tierwohl ist zu teuer
    Reinert sieht nun die Lösung in Fleisch aus Übersee: das Unternehmen möchte Fleisch aus den USA einführen.
    In den Leitsätzen des Unternehmens möchte man sich jedoch gerne Bestrebungen hinsichtlich Umwelt- und Tierschutz auf die Fahne schreiben:
    Suche nach praktikabler und ökonomisch umsetzbarer Lösung hinsichtlich verbessertem Tierwohl in der Schweinehaltung wird fortgesetzt.
    Weiter heißt es in den Leitsätzen, dass kleine und mittlere Unternehmen in der Kette berücksichtigen und die regionale Landwirtschaft fördern möchte.
    Antibiotikafreiheit
    Dem Unternehmer Reinert war es außerdem wichtig, auch hinsichtlich Einsatz von Antibiotika ein Zeichen zu setzen. So führte Reinert die Marke „Herzenssache“ ein, denn 100% antibiotikafrei sei eine Herzensangelegenheit für die Familie Reinert.
    Und das Ende vom Lied – ist ernüchternd
    Tja, nur so bald es ums Geld geht, werden all die guten Vorsätze über Bord geworfen. Das werden die regionalen Landwirte gerne gegen amerikanische ausgetauscht, da ist das Tierwohl vollkommen nebensächlich, der Einsatz von Antibiotika ebenfalls und zudem die CO2-Bilanz des Transportes.
    Und wir bekommen alle einen wundervollen Blick in die Zukunft:
    Wir benötigen für die Umsetzung von mehr Tierwohl steigende Preise. Nur wir haben keinen Binnenmarkt. Und wir sind halt austauschbar. Lippenbekenntnisse bringen uns gar nichts. Nationale Alleingänge in Bereichen Umweltschutz und Tierwohl verteuern hier die Produktion. Nur der Bedarf wird dann aus dem Ausland gedeckt – vollkommen egal, wie dort die Tiere gehalten werden, wie dort die Arbeitsbedingungen in den Betrieben sind und welche Medikamente dort eingesetzt werden.
    Wenn wir es nicht schaffen, im Bereich Tierwohl- und Umweltstandards europaweite Lösungen zu finden und 5 x D (in Deutschland geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet) als Qualitätsmerkmal zu etablieren, sehe ich absolut schwarz für unsere Schweinehalter.
    https://broksersauen.wordpress.com/…/baerchen-wurst-demnae…/

    • sonnenblume sagt

      Firma Reinert ist mit Sicherheit kein Einzelfall. Diesen Bericht und den Kommentar von W. P. kann man doch auf die gesamte LW in D. ausweiten.
      Diese Problematik wird leider öffentlich nicht, oder nur am Rande angesprochen, bzw. mit klugen Sprüchen und Hinweisen auf Umfragewerte abgetan.
      Unsere Politiker wissen sehr wohl um die Problematik. Aber sie bejahen es nicht und sie leugnen es auch nicht. Der aktuelle blinde Aktionismus ist ein Ausdruck der absoluten Ratlosigkeit, wie man Anforderungen und Wünsche unter einen Hut bekommen kann, ohne selber bei den nächsten Wahlen hinten rüber zu fallen.
      Für viele Betriebe ist es jedenfalls keine Option in die Zukunft zu investieren, allen Beteuerungen der Politik zum Trotz.

      • Inga sagt

        Mit dem Verbraucher kann man es ja machen,

        deswegen dieser Vorwurf:

        – wir Bäuerinnen und Bauern hätten bewusst ein perfides System installiert, mit dem wir rücksichtslos jeden Cent aus Mutter Natur rausquetschen, um uns selbst zu bereichern und den Rest der Bevölkerung die Zeche dafür zahlen zu lassen

        Ja, eine vereinfachte Vorstellung, von einem, der mit der Natur schon lange nichts mehr zu tun hat, der ja in der künstlichen Industriewelt lebt!
        Sie oder er sollte das mal überdenken und einen Weg suchen, da raus zu kommen! Dann gewinnt sie oder er wahrscheinlich an Lebensqualität!

        Und dann kommt man zur Einsicht, dass die Natur ausgequetscht wird, um unser hoher Lebensstandart zu sichern.
        Die Industrie nutzt nicht nur Rohstoffe für wenig Geld, die unter schlechten ökologischen, sozialen und humanen Bedingungen gewonnen werden, aus anderen Teilen der Welt aus, sondern auch die Rohstoffe unserer Landwirtschaft und Ökologie.
        Ein geschulter und studierter Bauer muß damit unter Zwang umgehen können. Er liebt seine Heimat und seinen Hof, den er nicht so gerne aufgeben möchte, aber leben will er auch!
        Das müssen aber die geschulten und studierten Ökonomen in der Volkswirtschaft hier in einem Sozialstaat verstehen.
        Keiner darf in dem neuen Vertrag benachteiligt werden!

        – 1983 bekamen wir für Weizen 43 D-Mark pro 100 Kilogramm. Heute, im Sommer 2018, sind es 15 Euro, abgeleitet von der Börse in Paris, die vor 40 Jahren keine Rolle spielte. Meine Preise unterliegen dem Weltmarkt,

        1950 bekam man für einen Zentner Weizen ein paar gute Rindslederne Schuhe und heute? Noch nicht mal die ein paar Schnürsenkel dazu!

        Hier der Beweis, die Rohstoffe müssen billig sein, damit der Weiterverarbeiter die verschiedensten Produkte daraus machen kann, um sie auf den Markt zu werfen und der Kunde eine gute Auswahl hat.

        Nein. Wenn er aber statt 12,5 Prozent Protein nur 12,3 Prozent hat, gibt es einen Euro Abzug pro Dezitonne.

        Vielleicht ist für Ottonormalverbraucher die Dezitonne dt noch
        ein Doppelzentner, dz oder 100kg

        Aber hier sieht man wieder, entspricht der Rohstoff den Qualitätsbedingungen nicht, wird der Bauer bestraft, obwohl es die Natur nichts anders hergibt!
        Also muß er sie irgendwie ausquetschen bzw. ausbeuten, um den Vorstellungen des Verbrauchers zu entsprechen!
        Wie kann man das in einen Vertrag einbauen?

        Wir Bäuerinnen und Bauern können alles so herstellen, wie Sie es haben wollen. Sie müssen es nur bezahlen.

        Ich denke die meisten wollen für eine ökologische, soziale und humane Arbeitsleistung bezahlen und danach einen Vertrag gestalten! Oder?

        • Inga sagt

          Aus dem:
          Kommentar aus der bäuerlichen Praxis Braucht‘s einen neuen Gesellschaftsvertrag?

    • Sabine sagt

      In der Bärchenwurst ist echt Fleisch drinn? Potzblitz.
      Das hätte ich jetzt nicht gedacht.

    • Ferkelhebamme sagt

      Es kommt noch besser: lt. unserer Tageszeitung von heute will Reinert mit Kemper unter „The Family Butchers“ fusionieren und wird damit zweitgrößtes Unternehmen der Branche. Lt. Reinert entsteht so „ein starkes Unternehmen mit einer nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit. Wir sind damit für die Anforderungen der Zukunft gerüstet.“ Die Zukunft sieht die Branche somit weiterhin in viel und billig. Regionalität, Umweltschutz und Nachhaltigkeit (außer für den eigenen Geldbeutel) interessiert, Entschuldigung, kein Schwein.
      Die Politik hat immerhin nach über einem Jahrzehnt endlich erkannt, dass ihr Baurecht Tierwohlställe verhindert. Fragt sich, wer die bauen soll, wenn kein Markt für das Fleisch da ist.

      • bauerhans sagt

        tierwohlställe werden in meiner nachbarschaft gebaut.
        mit 30% zuschuss von den betrieben,die immer schon mit schweinen geld verdient haben.
        wir sind hier kein veredlungsgebiet wie das Münsterland.

        • sonnenblume sagt

          Wenn die Firmen lukrative Einkaufsschienen aufgebaut haben, dann werden sie diese so schnell nicht wieder aufgeben. Regional etc. hin oder her. Ist die Ware in D. verarbeitet, bekommt sie doch den Stempel hergestellt in D. usw.
          Das läuft dann genauso wie bei den Tomatenprodukten aus Italien. Das kann man, außer auf Frischfleisch, auf alle verarbeitete Ware ausdehnen.
          Politik und Handel, dass sind zwei unterschiedliche Welten. Die Ersteren möchten was und die Zweiten machen was. Das der Handel dabei alle gesetzlich erlaubten Möglichkeiten nutzt ist doch logisch. Da kann sich die Politik noch soviel wünschen. Sie sollte doch endlich aufhören allen Beteiligten gegenüber und beim Bürger an erster Stelle, immer diese Schönfärberei zu betreiben.

    • Franz Schulze Eilfing sagt

      Ganz schön günstig die Biolandprodukte in einer Werbeanzeige von Lidl in der Landlust Seite 43 (Landwirtschaftsverlag Münster-Hiltrup)
      BioFrucht Quark 150 g 59 Cent, 100 g 39 Cent. Viel günstiger sind die konventionellen Produkte in den Angeboten von Aldi und Lidl auch nicht.
      Seit schön vorsichtig, liebe Bioland Bauern sonst drücken die Discounter auch die Preise für Eure Produkte ins bodenlose. Was mich dabei extrem stört:
      „ Mit freundlicher Unterstützung des Landwirtschaftsverlag“ und die Politiker der Grünen werden behaupten: „Geht doch 100 % ökologisch zu günstigen Preisen“

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