Bauer Willi
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Die Sache mit dem Wasser-Fußabdruck

Ich habe ja neulich in einem Beitrag erläutert, dass mein Weizen eigentlich kein Wasser „verbraucht“.

Das ist mir nicht aus dem Kopf gegangen und so habe ich mich auf die Suche nach weiteren Zahlen und Fakten gemacht. Auf der Seite www.waterfootprint.org bin ich fündig geworden. Dort gibt es eine Reihe von wissenschaftlichen Studien, die ich mal für euch aufbereitet habe. Mit den Werten bin ich zwar nach wie vor nicht einverstanden, wie ich ja beim Weizen-Artikel schon gezeigt habe, nehme die Zahlen der Studie jetzt aber mal für bare Münze, denn jetzt soll es um verschiedene Kulturen und die kalorische Betrachtung gehen.

Wasserfussabdruck

Die erste Grafik zeigt den Wasserfußabdruck (WFA) verschiedener Kulturen. Zuckerrohr benötigt danach am wenigsten Wasser, Sojabohnen am meisten. Da ist es also wieder, das böse Soja. Nun kann man Zuckerrohr ja nicht essen, wohl aber Äpfel. Die „verbrauchen“ aber auch wenig Wasser. Warum das so ist, wird einem klar, wenn man den Wassergehalt von Äpfeln (und auch Zuckerrohr) betrachtet. Der Wassergehalt ist natürlich wesentlich höher als bei den trockenen Sojabohnen und da die Statistik sich auf ein Kilogramm frische Äpfel bezieht, muss der Wasserverbrauch bei Äpfeln so niedrig liegen. Das ist simple Mathematik. Außerdem beträgt der Hektar-Ertrag bei Zuckerrohr ca. 70 t, bei Äpfeln ca. 15 t, bei Getreide ca. 5 t und bei Soja 3 t. Auch der absolute Ertrag pro Hektar spielt ja bei der Wassermenge eine Rolle, weil der Regen ja auf alle Kulturen gleichmäßig fällt und die Rechnung auf ein Kilogramm Frischmasse bezogen wird. Versteht jetzt möglicherweise nicht jeder, kann ich aber im Kommentar erläutern.

Wasser”verbrauch” pro Energie

Nun ist der Nährwert von Zuckerrohr und Äpfeln im Vergleich zu Getreide und Soja nicht besonders hoch. Ich habe schon mal auf einem Zuckerrohrstängel rumgekaut und kann das somit beurteilen. 1 kg Zuckerrohr enthält etwa 280 kcal, Äpfel 480 kcal, Getreide 3200 und Soja 2900 kcal. Bezogen auf die Kilokalorie wird bei Getreide am wenigsten Wasser „verbraucht“, bei Äpfeln am meisten. Ist doch interessant, oder? Eben haben Äpfel noch wenig Wasser verbraucht.

Liter-kcal

Und noch eine interessante Aussage wird in den Daten getroffen: je höher der Ertrag, umso höher ist die Effizienz des Wassers. Dies wird unter anderem auch deutlich, wenn man in folgender Darstellung den Wasserverbrauch pro kg Getreide in unterschiedlichen Regionen der Welt vergleicht.

Wfad-kg-getreide

Die höchste Wassereffizienz wird bei Getreide in Nordamerika und Westeuropa erzielt. Er liegt in Europa mit 528 l/kg um mehr als die Hälfte niedriger als der Weltdurchschnitt von 1232 l/kg. Das liegt schlicht und einfach daran, dass die Erträge in den afrikanischen Staaten niedrig, der Einsatz von Wasser hoch liegt. Vereinfacht ausgedrückt lässt sich also sagen, dass hohe Erträge Wasser „sparen“. Da wir in Westeuropa zudem noch über vergleichsweise hohe (natürliche) Niederschlagsmengen verfügen, macht der Anbau von Getreide hier folglich auch Sinn.

Euer Bauer Willi

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21 Kommentare

  1. Gurkenhobel sagt

    Moin Willi, gerade erst gesehen… Ich bin seit einigen Jahren mit einem Vortrag zu dem Thema unterwegs. Haben wir uns da nie getroffen? Soll ich die Folien mal schicken? Ist ein spannendes Thema, gerade aus der Sicht eines Zuckerrübenanbauers.

  2. Friedrich sagt

    Jawoll ,Bauer Willi ,Retter der Landwirtschaft in Deutschland ! Da kann sich der Bauern-
    verband ne Scheibe von abschneiden. Der ganze Apperat schafft nicht soviel wie unser
    Willi alleine ! Das ist eine Sache für das Bundesverdienstkreuz ! Willi sollte zum Berater
    in Berlin und Brüssel aufsteigen , anstatt den Pennern das zu überlassen !

  3. Schweinebauer Piet sagt

    So hab ich das noch nie gesehen Willi! Hast Du schon mal über eine Gastprofessur nachgedacht?

  4. Friedrich sagt

    Eine tolle Auswertung ! Was sagt uns das ? Das jede Weltregion das anbaut , was dort am
    besten wächst. Wir hatten das ja schon beim Sojaanbau. Wenn wir nicht auf weltweite
    Arbeitsteilung in der Pflanzenproduktion setzen , bekommen wir die Menschen nie satt.
    Das sollte bei aller Ideologie immer bedacht werden !

  5. Josef sagt

    Der Wasser-Fußabdruck pauschaliert viel zu sehr. Beim Rindfleisch, dem ein sehr hoher Wasserverbrauch nachgesagt wird, ist es ein großer Unterschied, ob das Futter von einer Wiese in EU stammt oder von einer gerodeten Urwaldfläche. Auf die europäische Wiese würde es auch regnen, wenn das Gras nicht von einem Rind gefressen würde. Das Wasser, das das Rind säuft, geht größtenteils hinten wieder raus und kommt auf die Felder, wo es verdunstet, von Pflanzen aufgenommen oderins Grundwasser geht. Letzteres hoffentlich ohne Nitrat. Das Ganze ist also eine Spielwiese für Theortiker.

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Josef
      aber viele Theoretiker machen die Meinung. Und da kann man mit großen Zahlen Stimmung machen. Die Hintergründe, wie man diese Zahlen ermittelt hat, interessieren dann keinen mehr.
      Bauer Willi

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