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Der kleine Keiler „Willi“ – eine Lesergeschichte mit Video

Tilman Ziegler ist ein treuer Blog-Leser und auch Kommentator. Wir haben auch schon einige Gast-Beträge von ihm gebracht, denn Tilman bloggt selbst auf der Seite liegeboxen.de. Diesmal hat er uns allerdings ein berührende Geschichte geschickt. Sie handelt von einem kleine Helden, namens „Willi“….

Pfingsten ist uns ein kleines Wildschwein zugelaufen. Der offenbar mutterlose Frischling wurde in Nachbars Garten aufgegriffen. Wir haben den kleinen Keiler Willi genannt.

In der Umgebung des Dorfes wurden noch weitere Frischlinge gesehen. Vielleicht ist die Bache angefahren worden und irgendwo verendet, vielleicht wurde sie auch versehentlich geschossen.

Willi war erst ungefähr vier Wochen alt und hatte großes Glück. Mutterlose Frischlinge sind begehrte Beute für Füchse und anderes Raubwild, das in dieser Jahreszeit selbst hungrigen Nachwuchs zu versorgen hat.

Eigentlich sollte man einen scheinbar verlassenen Frischling auf keinen Fall mitnehmen. Die Mutter kann noch in der Nähe sein, und mit einer führenden Bache ist nicht zu spaßen. Außerdem unterliegen Wildschweine dem Jagdrecht: das Wild gehört dem Jagdpächter. Wer sich Wild ohne dessen Einverständnis aneignet, begeht Wilderei.

Wir halten Willi mit Einverständnis des Jagdpächters. Hätte er den Frischling gefunden, hätte er ihn erlegen müssen. Ein guter Jäger macht das auch nicht gerne.

Verlassene Jungtiere können schlimme Krankheiten haben. Wenn sie verenden, sollte man die Sache dem Kreisveterinär melden, damit er den Kadaver eventuell untersuchen lassen kann.

Keiler Willi hatte aber nur unzählige Zecken und Läuse, die sich mit der Zeckenzange gut absammeln lassen. Auch durch diese Körperpflege wurde der Frischling ganz schnell vertraut. Unsere Familie ist seine neue Rotte, er weicht uns nicht von der Seite. Am liebsten spielt er mit den Kindern im Garten Fangen.

Er vertilgt eine Menge Griesbrei, Maisbrei und Kartoffelbrei, neuerdings auch schon festere Kost. Als er gefunden wurde, wog er nur zwei Kilo. Innerhalb von knapp drei Wochen hat er sein Gewicht schon fast verdoppelt.

Einen Frischling sollte man nur aufziehen, wenn man Platz und Zeit für ihn hat. Willi wird nicht auf Dauer bei uns bleiben können, denn ein ausgewachsener Keiler wird auch für seine menschlichen „Angehörigen“ zu stark und gefährlich, auch wenn er es gar nicht böse meint. Wir werden also versuchen, einen guten Wildpark für Willi zu finden, für Hinweise sind wir dankbar!

Im Film ist zu sehen, wie Willi die Bauarbeiten in unserem Hof begleitet. Die Hofstelle wird nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, die betonierten und asphaltierten Rangierflächen werden nicht mehr benötigt. An der tiefsten Stelle des Hofes entsteht jetzt ein Rückhalte- und Versickerungsbecken – eine perfekte Suhle! Die Schwalben haben dort gleich zu Dutzenden Baumaterial abgezweigt. Mit dem Aushub wird ein großes Hochbeet mit einer Trockenmauer aus Feldsteinen aufgefüllt. Das Regenwasser von mehr als 1000 Quadratmeter Hof- und Dachflächen kann dann künftig größtenteils wieder versickern.

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12 Kommentare

  1. Obstbäuerin sagt

    Heute hat unser Mitarbeiter eine Rotte Wildschweine gefilmt, als sie aus unseren Birnen ins gegenüberliegende Kornfeld verschwanden. Nachdem bereits 10 Exemplare in groß und klein über die Straße waren und immer noch welche nachkamen, hat er angefangen zu filmen. Es sind dann mehr als 40 geworden. Wahrscheinlich hat die Existenz des Wolfes dazu geführt, dass sie in größeren Rotten auftreten. Es sind aber viel zu viele Wildschweine und die Jäger kriegen es nicht in den Griff.

    • Paulus sagt

      @ Obstbäuerin, die Jäger kriegen es tatsächlich nicht in den Griff.
      Eine effektive Bejagung des Schwarzwildes ist nach meiner Erfahrung vor allem mit revierübergreifenden Drückjagden möglich. Das erfordert allerdings einen erheblichen organisatorischen und personellen Aufwand und ist auch sonst nicht so ganz ohne.
      Selbst wenn man alle Drückjagdstände besetzen kann, scheuen sich manche zu schießen. Ganz einfach weil sie unsicher sind und Krankschüsse, die immer mit Qualen verbunden sind vermeiden wollen. Ich behaupte mal ein ganz guter Schütze zu sein, verhalte mich aber genauso und lasse im Zweifelsfall lieber den Finger gerade.
      Beim Schwarzwild kommt hinzu, dass es nicht mehr die typischen Rausch- und Frischzeiten gibt. Ich habe mal in einem Juli oder August beim Ansitz zwei Überläuferbachen erlegt, das musste situationsbedingt sehr schnell gehen.
      Als erstes fielen mir nach dem Erlegen die Zitzen auf und beim Aufbrechen kamen 6 und sogar 8 Föten zum Vorschein. Die juvenilen Bachen durften nach gängiger Lehrmeinung gar nicht tragend sein und hätten zur Unzeit gefrischt. Das war vor ca. 20 Jahren, mittlerweile gilt dies als normal. Da wundere ich mich nicht über die gravierende Zunahme der Population.
      Am Mais konnte es damals nicht liegen, es gab und gibt dort außerhalb des Waldes nur Grünland.

  2. Mark sagt

    Beispielhaft, wie schön und süß hier ein Einzelschicksal dargestellt werden kann, da geht jedem das Herz auf…..
    Wenn aber mal eine Rotte hektarweise Acker- und Grünland umgräbt, dann sieht es schon ganz anders aus. Und wenn eine Rotte eine Bank stürmt und Kunden und Bankangestellte in Angst und Schrecken versetzt, dann ist endgültig vorbei mit Nettigkeiten …

    • Inga sagt

      Und wenn so eine Horte Menschen ankommt, und den begehrten fruchtbaren Kartoffelacker aberntet und im nächsten Jahr Betonklötze darauf baut?

      Wo sollen denn dann die armen Tiere hin?

      Ob Sparkassen für sie interessanter sind als Kartoffeläcker?
      Ob Kartoffelleser besser mit ihnen umgehen können, als
      Kontoauszugs- und Sparvertragsleser?
      😉

    • Gephard sagt

      So ist halt die gesellschaftliche Doppel- bzw. Vielfachmoral. Da finden Menschen das Bienensterben schlimm, pflegen selbst aber einen Kieselsteingarten ohne Blühpflanzen; setzen sich für Vertriebene und Ausländer ein, schicken die eigenen Kinder aber lieber in den entfernten Kindergarten mit geringerem Migrationsanteil; beschweren sich über die Arbeitsbedingungen in China und kaufen fürs Heimwerken unnötige Billigelektrowerkzeuge beim Discounter; schmücken sich mit Tierwohlsiegeln und behandeln die Tiere dann letztlich doch wie Ware; bezeichnen sich als Pazifisten und sind ganz heiß auf sportliche Wettkämpfe; sind gegen Ausländer und kaufen dennoch Waren aus fremden Ländern; finden systemhörige Medien doof und vergöttern dann ein alternatives System mit ihren eigenen Medien; halten das Fliegen für gerechtfertigt, um die Welt kennenzulernen und zu verstehen, fliegen aber nur ins ferne Ferienressort; lehnen das Töten von Tieren aus ethischen Gründen ab, füttern ihre Vierbeiner aber mit Dosenfleisch; verurteilen Ketten wie Ikea, lassen sich dann aber doch was davon mitbringen; finden Hasskommentare doof und entgegnen Ihnen mit Hass; finden Inklusion ganz dufte und unterstützen gleichzeitig Behindertenwerkstätten; wollen kein totes Tier auf dem Teller, essen aber weiterhin Gummibärchen mit Gelatine; wollen möglichst viel selbst produzieren (DIY) statt zu kaufen, nutzen dafür aber Billigmagerialen aus Fernost; kaufen sich für’s Upcycling Europaletten aus dem Baumarkt; beklagen die Internetsüchtige Gesellschaft in unzähligen Foren und Kommentarspalten; geben anderen Schuld für das eigene Verhalten; kaufen teure Grills für Billigfleisch; beschweren sich pauschal über Verbraucher und vergessen dabei, selbst einer zu sein; mögen die Natur und pferchen sie dann in kleinen Töpfen in die Wohnung; erzählen ihren Affären wie wichtig sie Treue finden; hassen die BILD-Zeitung und lesen sie dennoch; finden die öffentlich rechtlichen Sender scheiße und begründen das mit einem Beitrag von „Die Anstalt“ …

      Die Widersprüchlichkeit der Menschen ist unermesslich. 😁

    • Paulus sagt

      Ne ne Du Schelm, lass mal.
      Ich habe zu solchen Experimenten mit Wildtieren eine glasklare Einstellung, Emotionen hin oder her. Sobald die Streifen bei dem Frischling weg sind … Aber wer macht es dann?
      Ist so ähnlich wie mit den Hundewelpen, süß und tapsig sind sie interessant und danach landen sie allzu oft im Tierheim.
      Auf Wunsch des Herrn Ziegler, soll es für den Willi auch noch ein „schöner“ Wildpark sein; wahrscheinlich im Sinne seines eigenen ästhetischen Empfindens. Da wird ihm der kleine Willi aber was scheißen.
      Vielleicht sollte Herr Ziegler mal die Tante Renate von den Grünen anrufen; die drückt sich ja bekanntermaßen schon mal ganz gerne ein Ferkel an die Brust. So ein Keilerchen in Berlin Mitte, das wär doch mal was.
      Ich ahne schon wie die nächste berührende Story lautet: Bauer Sowieso gräbt bei strömenden Regen mit bloßen Händen Junghamster aus und rettet sie vor dem sicheren Ertrinken. Die Kleinen bekommen ihre Milch aus Liebesperlenfläschchen von der Kirmes.
      Und jetzt erzählt mir auch bitte kein Jägerlatein von wegen Kitze retten. Sobald man die, auch mit Grasbüscheln angefasst und fortgetragen hat, sind sie überwiegend dem Tode geweiht. Die einzig hilfreiche Methode ist, sie mit einem Vorstehhund aufzuspüren und mit einem Stock zu markieren. Da muss dann großzügig drum herum gemäht werden. Alles andere bringt nichts und in der Zeitung lese ich dann, wieviel Kitze durch Forttragen mal wieder gerettet wurden.
      Ich bin immer wieder darüber entsetzt, wie weit manche Mitmenschen von der Natur entfernt sind.

      • bauerhans sagt

        „Bauer Sowieso gräbt…“

        vor gaaaanz vielen jahren hatte ich beim pflügen einen kaninchenbau getroffen und leider die häsin und zwei junge überfahren,drei hatte ich mitgenommen und zwei an leute abgegeben,die von kaninchenhaltung ahnung hatten.
        eins hatten wir behalten,was im haushalt meiner mutter von meiner schwester betreut
        wurde und auch mit in ihren studienort MÜNSTER umgezogen war.
        das tier war uralt geworden.

      • @Paulus: War mir schon klar, dass Landwirte mit Wildschweinen eher auf Kriegsfuß stehen. Ich bin auch Jäger und verstehe das. Trotzdem imponieren mir diese Tiere, denn sie sind sehr intelligent und dem Menschen in vieler Hinsicht ähnlich. Seit neuestem sind wir auch auf unseren flachgründigen Hanglagen von Mais umgeben – für Biogas. Schön für die Sauen! Sie haben bis in den Herbst beste Deckung und sind kaum mehr wirksam zu bejagen. Die Bauern – oder das EEG? – leisten also selbst einen Beitrag zur Bestandsexplosion. Aber keine Sorge, die Natur wird auch das wieder in Ordnung bringen, z. B. durch Schweinepest. Und welcher Jagdpächter will noch den Wildschaden übernehmen, wenn die Landwirte ein Schlaraffenland für Sauen einrichten?
        Willi wird jedenfalls weder Ihren Mais umpflügen noch Ihre Bank plündern, keine Sorge!

        • Walter Parthon sagt

          @ Tilman ZIegler
          „Ich bin auch Jäger und verstehe das. Aber keine Sorge, die Natur wird auch das wieder in Ordnung bringen, z. B. durch Schweinepest.“
          Offenbar gehören Sie zu den unfähigen Jäger.
          Wer sich wünscht das die Wildschweinpage durch die Schweinepest geregelt wird, ist in meinen Augen geisteskrank.
          Haben sie an die Folgen für die Schweinehalter gedacht?
          An das unzählige Tierleid verendeter Tiere

          • Ich wünsche niemanden die Schweinepest, da haben Sie etwas hineingelesen, was da nicht steht. Ob es Ihnen oder mir gefällt, ist der Natur allerdings gleichgültig, sie hat effektive Regelmechanismen für zu hohe Bestandsdichten, in erster Linie Seuchen. Die Waschbärplage z. B. wurde hier in den letzten Jahren durch die Staupe wirksamer dezimiert als das durch Bejagung möglich wäre. An Staupe oder Räude zu verenden, ist auch nicht schön, ich wünsche das auch keiner Kreatur. Trotzdem passiert es.

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