Bauer Willi
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Traue keinem CO2-Fußabdruck…

…der nicht nach BEK berechnet ist.

Diesen Artikel schrieb uns Ansgar, der Klimaschutzbeauftragter an der LWK Niedersachsen ist:

Klimabilanzen für landwirtschaftliche Produkte werden seit geraumer Zeit von verschiedenen Organisationen berechnet. Die Ergebnisse sind nicht vergleichbar und die Berechnungsgrundlagen sind häufig nicht nachzuvollziehen. Zu diesem Ergebnis sind namhafte landwirtschaftliche Organisationen bereits vor fünf Jahren gekommen, als sie sich ihre Klimabilanzen gegenseitig vorgestellt haben. Dabei konnten sie niemanden vorwerfen falsch zu rechnen. Die Ursache liegt in den fehlenden Vorgaben für eine Rechenweise, die zu vergleichbaren Ergebnissen führt.

Die landwirtschaftlichen Klimabilanzierer haben deshalb inzwischen gemeinsame Standards entwickelt, deren Anwendung zu vergleichbaren Klimabilanzen führt. Diese sogenannten „Berechnungsstandards für einzelbetriebliche Klimabilanzen“ in der Landwirtschaft, abgekürzt BEK, stehen jetzt frei zugänglich im Internet zur Verfügung. Einfach in Google „KTBL BEK“ eingeben und man gelangt direkt zu der Seite. Neben dem Handbuch mit einer ausführlichen Beschreibung der Herangehensweise bei der Klimabilanzierung ist dort die Parameterdatei mit allen notwendigen Emissionsfaktoren und Begleitwerten zu finden. Außerdem sind dort Berechnungsbeispiele für die Mais-, Milch- und Biogaserzeugung. Im BEK sind die zu berücksichtigenden Treibhausgasquellen und ihre Berechnung genau definiert. Zusätzlich ist vorgegeben, wie die ermittelten Treibhausgasemissionen auf die erzeugten Haupt- und Nebenprodukte zu verteilen sind. Eine Milchkuh zum Beispiel liefert neben der Milch als Hauptprodukt zusätzlich Kälber, Pflanzennährstoffe und bei ihrer Schlachtung noch Rindfleisch.

Durch BEK ist es jetzt möglich, die Ergebnisse von Klimabilanzen und die dort ausgewiesenen CO2-Fußabdrücke zu vergleichen, egal ob sie von einer bayerischen Universität oder einer norddeutschen Landwirtschaftskammer erstellt wurden. Das beugt Missbrauch vor und verbessert die Akzeptanz von Klimabilanzen. Utopische CO2-Fußabdrücke, die es je nach Auftraggeber in beide Richtungen gegeben hat, können so vermieden bzw. überführt werden.

Wofür benötigen wir überhaupt einen CO2-Fußabdruck für die Landwirtschaft?

Im Deutschen Klimaschutzplan 2050 geht es ausschließlich um die nationale Treibhausgasmenge. Die Landwirtschaft soll bis 2030 gegenüber 2014 12 Mio. t weniger Treibhausgase ausstoßen. Dieses Ziel ist ohne Bestandsabstockungen nicht zu erreichen. Bei Anwendung der Logik des Klimaschutzplans kommt man zu dem Ergebnis, dass wir ohne landwirtschaftliche Produktion die größte Treibhausgaseinsparung erzielen. Das ist aus Klimaschutzsicht ein Irrweg. Durch Produktionsverlagerungen würden global die Treibhausgasemissionen sogar ansteigen. Nachhaltiger Klimaschutz darf sich nicht allein an der nationalen Treibhausgasmenge orientieren, sondern muss die Produktionsmengen mit einbeziehen. Der CO2-Fußabdruck ist ein geeigneter Maßstab zur Beurteilung der Klimaeffizienz vergleichbarer Produkte. Je weniger Treibhausgasemissionen zum Beispiel für die Erzeugung von einem kg Schweinfleisch verursacht werden, desto klimaschonender ist es erzeugt worden.

Produktionseinschränkungen in Deutschland können ein Beitrag zum Klimaschutz sein, wenn andere Länder die Produkte mit einem kleineren CO2-Fußabdruck erzeugen oder die Produkte nicht benötigt werden. Beides trifft wegen der hohen Effizienz deutscher Landwirte sowie der wachsenden Weltbevölkerung nicht zu. Dem Klimaschutz dienen Produktionsbeschränkungen für deutsche Landwirte nicht. Das Bessere ist der Feind des Guten. Die Beratungspraxis zeigt, dass bei fast allen Betrieben noch weitere Möglichkeiten zur Verbesserung des CO2-Fußabdrucks bestehen. Viele Maßnahmen gehen sogar mit der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit einher. Klimabilanzen nach BEK helfen, diese Stellschrauben zu lokalisieren.

 

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26 Kommentare

  1. Paulus sagt

    Ist ja alles gut und schön aber wissenschaftlich eher fragwürdig. So werden z.B. immer nur näherungsweise die Emissionen derer angegeben, denen man vorzugsweise aus ideologischen Gründen ans Bein pinkeln kann.
    Und was ist mit den ca. 80 Mio. deutschen Bürgern? CO2-Ausstoß Atemluft je nach körperlicher Aktivität = ca. 80 Mio. t bis ca. 200 Mio. t/Jahr? Die Tonnage weiterer THG aufgrund von Flatulenzen etc. lassen wir der Höflichkeit halber mal unberücksichtigt.
    Die erforderliche Menge an CO2 zur Photosynthese der Pflanzen müsste bei näherer Betrachtung ja „eigentlich“ auch berücksichtigt werden. Kommt aber, zumindest nach meinem Kenntnisstand, nirgends vor. Auffällig ist auch, dass je nach Autor bestimmte Parameter schlicht unterschlagen werden.
    Salopp gesagt sind alle derartigen Studien schlicht Chickenshit.

  2. Friedrich sagt

    Ich denke der Co2/Abdruck oder auch Klimabilanz genannt wird hier nicht ganz verstanden.
    Jeder Bauer der gut wirtschaftet hat eine positive Klimabilanz. Also wenn ich heute weniger Diesel als 1990 je Hektar verbrauche und mehr ernte habe ich natürlich eine bessere Klimabilanz. Beispiel : 1990 Ernte 60 dt/ha Weizen heute 100 dt/ha oder 550 dt/ha Zuckerrüben und heute 900 dt/ha. Dabei ist der Dieselverbrauch/ha von 200 ltr. auf 120 ltr/ ha zurückgegangen. Ich habe also per ha 80 ltr. Diesel weniger und mehr geerntet. Ich erinnere an zwei Faustzahlen : 1 ltr. Diesel = 3 kg Co2 + 1 KW Strom = 0,5 kg Co2 . Wenn ich also erheblich mehr ernte und entspr. weniger Diesel verbrauche habe ich eine bessere Klimabilanz. Ein Bauer mit keiner positiven Klimabilanz ist wirtschaftlich nicht überlebensfähig. Nur wenn Ertrag und Aufwand in einem günstigen Verhältnis stehen kann er überleben. Die Bauern in Deutschland haben je dt Getreide , je kg Schweinefleisch usw. den geringsten Energieaufwand überhaupt. Nur wenige Länder können da mithalten. Um eine gute Klimabilanz zu haben muß man z.B. je Tier oder Hektar viel ernten , melken usw. . Dabei muß der Futtermengeneinsatz oder Düngereinsatz verhältnismäßig gering sein ohne von der Substanz zu zehren. Der Ldw. Normalbetrieb kommt auf eine Klimabilanzverbesserung von 20 – 50 % . Davon sind die meisten Bereiche in Deutschland weit entfernt. Speziell der Verkehrssektor und die Gebäudeheizung haben hier den größten Nachholbedarf , da hier die Klimabilanz nicht besser sondern schlechter geworden ist. Die Landwirtschaft mit rd. 7% Anteil kann hier keine großen Beiträge mehr leisten. Leider wird das von unserer Politik und den NGOs anders dargestellt um der großen Gruppe der Wähler und Spender nicht zu nahe zu treten. Könnte ja Stimmen und Spenden kosten.

    • ach Friedrich ,
      Recht hast du!

      Also warum spielen denn die Verbraucher von landwirtschaftlichen Produkten nicht mit und fühlen sich für die Umweltbelastungen, die bei der Erzeugung der landw. Produkte enstehen mit verantwortlich?

      Der Verbraucher müsste dann aber mit den gekauften Produkten aus der Landwirtschaft besser haushalten lernen, also weniger wegschmeißen, das mit umweltbelastenden Diesel und Dünger hergestellt, bzw, produziert wurde, oder?

      Die Supermärkte und Discounter haben auch ihre Verantwortung dabei!

      Und nicht zuletzt die Politik!

      Wir alle leben von der Landwirtschaft und sind für deren Umweltbelastungen verantwortlich.

      Wie oben zu lesen ist, reduzieren die Landwirte diesen CO2-Abdruck schon aus Kostengründen, oder?

    • Stadtmensch sagt

      Da habt ihr ja Glück, dass ihr euch schöne Stallbauten subventionieren lassen könnt, die ihr dann (richtigerweise) auch gleich noch mit PV-Anlagen ausstattet. Wenns die Grünen nicht gegeben hätte, die die Energiewende gegen den bräsigen Widerstand eurer heißgeliebten, konservativen- bzw. krämerseelenparteien angekurbelt haben, hättet ihr diese Möglichkeit nicht gehabt. Der Markt kann so eine unwirtschaftliche Umstellung der Energieversorgung (Kohlestrom ist viel billiger) niemals leisten.
      Außerdem habt ihr die energieintensiven Anteile eurer Produktionsweise einfach outgesourced (Tiertransporte, Verarbeitung, Verpackung, Lagerung). Ihr seid somit angewiesen auf sehr, wartungsintensive, Landschaft zerschneidende, Boden versiegelnde, lärmende, stinkende, gefährliche, weiträumige Verteilnetze (Straßen). Statt dass ihr leise und mit schlechtem Gewissen eure Schweinefleischüberproduktion für einen übersatten Luxusmarkt gegen alle Vernunft weiter betreibt, hetzt ihr wo es nur geht gegen all jene, die versuchen, in diesen Bereich etwas mehr Sinn reinzubringen.

      • Stocker sagt

        Lieber Stadtmensch;

        Du prangerst hier die “Überproduktion” an. Schön und gut, aber produziert unsere KFZ Branche nur für den regionalen Bedarf?
        Hierzu kannst Du Dir selbst genügend Beispiele in der außerlandwirtschaftlichen Produktion in Deutschland aufzählen , ohne suchen zu müssen. Wozu zählen wir die Abwrackprämie, Zuschüsse für das Elektroauto…
        Vorsicht – Knieschuß.

    • Stocker sagt

      Lieber Friedrich;
      Wenn ich Deine Rechnung richtig verstanden habe, dann kann ich den gesellschaftlichen Ruf nach Öko, BIO oder wie auch immer nicht nachvollziehen. Wie siehst Du das?

  3. Und auch dieser Rechner macht einen eklatanten Fehler, wenn nicht zwischen C02 aus regenerativen und fossilen Quellen unterschieden wird. Das macht sogar das UBA, wenn es Privatkamine als besonders nachhaltige Heizquelle bewirbt. Stimmt natürlich nur, wenn das Holz aus Kurzumtriebsplantagen stammt oder es sich um Abfallholz handelt und die Kamine Filter installiert haben.
    Futtermittel gelten übrigens auch als “einjährige” Energiepflanzen , aus denen das System Tier hochwertige Nahrung herstellt.

    • Sehr gute trefende Antwort. Alle Nahrungsmittel sind im prinzip aus ” Nachwachsenden Rohstofen! Ohne Fotosynthese und Co2 und Wasser gäbe es kein Leben auf unserem Planeten.
      Die einzige Frage ist nur wie viel graue Energie ( Fossile Energie) wird verbraucht um ein bestimmtes Nahrungsmittel herzustellen… Wenn z.B ein Wiederkäuer irgend wo in den Bergen oder in Gras wachsenden Gegenden aufwächst und haubtsächlich Gräser oder andere Rohfaserreiche für menschliche Nahrung ungeeignete Nahrung in für menschliche Verdauung geeignete Nahrung umwandelt ist es sogar sehr viel ökologischer tierische Produkte als Nahrung zu verwenden… jetz noch was zu dem so Klimaschädlichen Methangas was die ganzen Wiederkäuer verursachen…
      1. die Tiere stossen nur einen kleinen Teil von Kohlenstoff haltigen Gasen wieder aus das sie vorher als Nahrung aufgenommen haben.
      2: eine Kuh als gleich Klimaschädlich mit einem Kleinwagen zu vergleichen stösst bei mir auf den Verdacht das entweder der oder die Wissenschaftler wirklich so Sackdumm sind oder von der Auto- und Erdölindustrie ” gekauft” sind!
      3: um den weltweit gesamten C02 Kreislauf zu verstehen und zu begreifen muss man schauen wie viel fossile ( ind der Erdkruste) eingelagerter Kohlenstoffe verbraucht werden und auf der anderen Seite wieder langfristig eingelagert ( fossiliziert) wird oder werden kann..
      und selbst andere Tierrassen wie Geflügel oder Schweine haben einen relativen hohen Recicling Faktor… sie verwerten oft noch Nebenprodukte von der Nahrungsmittelverarbeitung, Reststoffe oder auch für menschliche Ernährung nur sehr bedingt nutzbare Nahrungsmittel und sie fördern und tragen dazu bei das Fruchtfolgen mit verschiedenen Kulturen angebaut werden und nicht zu vergessen ihre Naturdüngerproduktion…
      Also all die Leute und “Wissenschaftler” und sonstigen schlauen Leute die meinen oder zu mindest glauben zu Wissen wie umweltschädlich die Fleischproduktion sein sollte sind entweder auf einem Auge blind, von bestimmten Lobbyisten ” gekauft” und oder sind nicht im stande über ihren eigenen Tellerrand hinaus zu denken.
      Wenn die Nahrunsmittelproduktion für 30% der C02 Produktion verantwortlich sein soll… ok was ist das Problem??? Schliesslich werden 100% der Menschen auf dem Planet Erde ernährt. Was ist mit den ” restlichen” 70% welchen Sinn und Zweck hat den dieser Teil der CO2 Produktion… ?!
      Ich glaube ich müsste da bald mal ein Buch schreiben und vielen Leuten mal zu helfen ihre Hirnmassen mal wieder für den vorgesehenen Zweck zu nutzen um auch den geistigenHorizont zu aktivieren und zu erweitern?

      • Thomas Müller sagt

        Das Problem ist die Freisetzung von CO2, egal ob aus oder karbonisierten oder “frischen” Pflanzen. Ich habe von keinem Wissenschaftler gehört, der das Maß des CO2-Ausstoßes einer Kuh mit dem eines Kleinwagens gleichsetzt. Stoffkreisläufe und CO2-Ausstoß von Tieren sind zwei Paar Schuhe. Sie hängen zwar zusammen. Doch das eine hebt das andere nicht auf. Sie werfen Dinge wild in einen Topf. Vielleicht schreiben Sie trotzdem ein Buch darüber. Wilde Behauptungen liegen im Trend.

  4. “Je weniger Treibhausgasemissionen zum Beispiel für die Erzeugung von einem kg Schweinfleisch verursacht werden, desto klimaschonender ist es erzeugt worden.” Geniale Erkenntnis. Übrigens, wenn wir mit dem CO2 Fußabdruck durch sind, können wir mit dem CO2 Fingerabdruck weitermachen, man sieht, Blödsinn hat keine Grenzen…

    • Schweinebauer Piet sagt

      Ja Dummheit kennt keine Grenzen! Wann man die wol misst? Sind da Kühe oder Schweine besser? ??

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