Ich wusste nicht wirklich viel über Oberösterreich als ich vor ein paar Wochen für zwei Vorträge dort war. Das letzte Mal war ich dort als 8jähriger zur Kinderlandverschickung mit der Caritas.Was ich jetzt erfahren habe, war interessant und überraschend. Hier ein paar Daten:(Danke an Christian Krumphuber von der Landwirtschaftskammer OÖ)
Landnutzung: 290.000 ha Ackerland, 220.000 ha Grünland und 490.000 ha Wald.
Getreidebau rund 130.000 ha, dazu rund 80.000 ha Mais (davon 50.000 ha Körnermais)
Ölsaaten: 16.000 ha Sojabohne (vorwiegend Speisebereich), 8.500 ha Raps (Kontraktanbau für RAPSO). Weiterhin 6.000 ha Zuckerrüben und, erst seit wenigen Jahren, ca. 600 ha Ölkürbis. Im Eferdinger Becken wird intensiver Gemüseanbau betrieben (Frischgemüse für die Fa. EFKO)
Ein Besuch bei der Saatbau Linz, einem Züchtungsunternehmen als Genossenschaft mit über 3.000 bäuerlichen Eigentümern beschäftigt sich intensiv mit den zukünftigen Märkten. Schwerpunkte sind Getreide, Mais, Raps, Sojabohne und Sonnenblume. Der Anbau von Soja (gentechnikfrei) ist in Österreich von 2008 bis 2017 von rund 18.000 ha auf über 64.000 ha gestiegen und man erwartet ein weiteres Wachstum, weil die vom Bürger gewünschte Gentechnikfreiheit neue Chancen eröffnet. Stark zugenommen hat auch die Bio-Ackerfläche und zwar von 150.000 ha in 2008 auf 228.000 ha in 2017. Bei Soja unterscheiden sich die Erträge von bio und traditionell kaum und liegen bei rund 3,5 t/ha. Sehr anschaulich wurden die Chancen und Hoffnungen von CRISPR-Cas für ein mittelständisches Züchtungsunternehmen erläutert, das sich auch mit Saatgut für Kleinalternativen beschäftigt.
Ein Besuch bei RAPSO (Ölmühle Aschach) offenbarte eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Verarbeiter und Rohstoff-Erzeuger. Dazu werden Verträge mit österreichischen Landwirten geschlossen, in denen neben den Sorten (gentechnikfrei) auch Vorgaben zur Fruchtfolge, zum Pflanzenschutz und zur Düngung gemacht werden. Darüber hinaus sind Begrünungsstreifen anzulegen mit Infotafeln anzulegen. Beides soll den künftigen Käufer das Produkt und die Erzeugung vor Ort näher bringen. Jeder Feld wird kontrolliert. Wird eine der 15 Produktionsbedingungen nicht eingehalten, „führt dies unweigerlich zur Aberkennung aller RAPSO-Flächen.“ Drei verschiedene Preismodelle werden dem Vertragsnehmer angeboten: Ableitung von einem Stichtags-Preis, Poolvermarktung oder Tagespreismodell. Bei letzterem kann er im Vorfeld den Preis vereinbaren und absichern, bei Stichtagspreis gilt der Fixpreis an der MATIF vom 20. Juli 2018. Beeindruckt haben mich auch die Qualitätsansprüche, die das Unternehmen an sich stellt und wie bewusst auf Lösungsmittel oder Zusatzstoffe verzichtet wird, um den inneren Wert des Rapsöls vom Feld in die Flasche zu bringen. Rapso ist mittlerweile bereits die Nummer 2 bei deutschen Kunden.
Im Agrana-Werk in Aschach wird Nass- und Trockenmais zu diversen Produkten weiterverarbeitet, darunter auch Glukose-Sirupe. Eine bäuerliche Erzeugergemeinschaft hat es verstanden, mit Verlässlichkeit und Qualität als wichtiger Partner Kostenvorteile für die rund 500 Mitglieder zu erzielen. Auch hier wird großer Wert auf Gentechnikfreiheit gelegt und bestimmte Produkte sind auch in Bio-Qualität erhältlich. Hier habe ich auch den Unterschied von Gelbmais und Wachsmais erfahren und bin erstaunt, dass man rund 800 Produkte aus Mais herstellen kann, wie es hier für die diversen Kunden gemacht wird. Österreich ist durch die gestiegene Nachfrage nach Maiserzeugnissen und entsprechend expandierender Verarbeitungsunternehmen in den letzten 10 Jahren zu einem Importland für Mais geworden.
Fazit: Der kurze Besuch in Oberösterreich hat mir gezeigt, dass hier sehr innovative Landwirte, Berater und Unternehmen zuhause sind, die zunehmend den Kundenwunsch nach Gentechnikfreiheit aufgreifen und auch im Bio-Bereich expandieren.
Danke an Fritz, der mich begleitet hat und sich nicht nur als mein Fahrer zur Verfügung gestellt hat, sondern mir unterwegs noch viel mehr Informationen über Land und Leute mitgegeben hat, die ich hier nicht alle wiedergeben kann.
Reisen bildet! Und wirklich spannend, wie unsere Nachbarn den Markt sehen und Chancen ergreifen.
Euer Bauer Willi
Willi , du bist Spitze !!! Du erklärst uns die Landwirtschaft. Könntest ja einige Leute vom DBV mal ausbilden wie man das macht.