Bauer Willi
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Im Dialog: Elke – die Mentalbäuerin

Elke Pelz-Thaller bewirtschaftet zusammen mit ihrem Mann einen Bauernhof in der Nähe von Ingolstadt. Die Spezialität: Spargel. Doch das ist nicht ihre einzige Leidenschaft. Sie ist auch noch Mental-Trainerin. Die Spezialität: Landwirte. Ich habe mit ihr ein Gespräch darüber geführt, was ein Mental-Training ist und wie ihrer Meinung nach Landwirte im Speziellen „ticken“.

Elke, ich habe ja schon viele Berufsbezeichnungen gelesen, aber der Begriff der  „Mental-Bäuerin“ war mir neu. Erkläre uns mal, was das ist und wie Du dazu gekommen bist?

Die Antwort ist denkbar einfach! Es ist der Zusammenschluss meiner beiden Berufsfelder! Die „Bäuerin“ bin ich seit der Heirat eines Landwirtes vor über 20 Jahren. Damals war ich noch Pflege- und Gesundheitspädagogin an therapeutischen Schulen und nach der Zusatzausbildung zum Mental- und Persönlichkeitstrainer entschied ich mich, dies alles zu verbinden. Die Landwirtschaft durchlebt momentan an vielen Stellen existenzielle Herausforderungen, oftmals über die Kraft der Menschen, die dort arbeiten und leben, hinaus. Ich sehe meine Aufgabe darin, mein Wissen als Trainer genau dieser Zielgruppe zukommen zu lassen, um daran nicht zu zerbrechen. Somit entstand die „Mentalbäuerin“!

Du wirst ja viel zu Veranstaltungen eingeladen, bei denen Landwirte und Landwirtinnen in der Mehrheit sind. Warum wirst Du eingeladen und was ist das Spezielle an dieser Berufsgruppe?

Ich denke die Verbände haben gemerkt, dass neben den berufsspezifischen Kenntnissen, auch weitere Tools in der Landwirtschaft unerlässlich sind. Erfolgsstrategien, Kommunikation, Konfliktmanagement, emotionale Stabilität, um nur ein paar zu nennen, sind heute unerlässlich, um im weltweiten Wettbewerb mitspielen zu können. Große Unternehmen machen es uns vor. Es vergeht kein Geschäftsjahr, indem nicht genau diese Themen als Fortbildungsangebot, auch auf höchster Ebene, zur Pflichtveranstaltung werden. Dies sollte uns Landwirten zu denken geben.

Die „Besonderheit“ der Zielgruppe im Vergleich zur „üblichen Klientel“ würde ich mit ein paar Worten folgendermaßen beschreiben: „Erdig, unspektakulär, und zugleich offen und äußerst liebenswert und dankbar“, vorausgesetzt man begegnet sich auf Augenhöhe!

Erzähle uns mal kurz, was auf den Veranstaltungen passiert.

Das kann man schlecht verallgemeinern. Jede Veranstaltung ist anders. Ein Seminar ist eine andere Nummer, als ein Impulsvortrag. Und Landfrauentage unterscheiden sich natürlich von Veranstaltungen junger Rinderzüchter schon allein durch die Unterschiedlichkeit der Geschlechter. Allen gemein aber ist, sobald die Teilnehmer erkennen, die da vorne ist eine von uns, die kennt unsere Probleme, die weiß, wovon sie spricht, habe ich die ungeteilte Aufmerksamkeit und genieße das Vertrauen. Der Teilnehmer merkt nach kürzester Zeit, dass das, was ich anbiete, absolut nützlich für seinen Betrieb und die Familie ist. Jedesmal nach den Veranstaltungen kommen viele Teilnehmer auf mich zu und wollen noch mehr wissen, oder beschreiben mir im Vertrauen ihre individuelle Situation. Selbstverständlich wird dann auch darauf eingegangen, allerdings im Ausschluss der Öffentlichkeit.

Darf ich mal fragen, was bei den Bauern besonders gut „ankommt“? Willst Du uns das verraten?

Auch das ist sehr individuell. Ich denke allerdings, dass meine Methode der Wissensvermittlung viele Teilnehmer anspricht. Ich arbeite trotz der oft ernsten Themen mit viel Humor und Selbstironie. Oft erzähle ich Geschichten aus meinem Hofleben und meinen Fehlern die ich gemacht habe. Da haben die Zuhörer die Wahl, sich entweder darin auch zu erkennen, oder eben nicht. Das ist wesentlich besser, als die Methode des „Schlaumeiers“, der sagt, wo es lang geht. Mir geht es im Übrigen genauso, wenn ich mich weiterbilde.

Wenn ich Bilder von Dir sehe, wirkst Du immer sehr fröhlich. Ist das anerzogen oder eine Berufskrankheit?

Gestatte mir, eines anzumerken: Jeder Mental- und Persönlichkeitstrainer ist auch nur ein Mensch mit der gesamten Palette an Emotionsmöglichkeit! Der kleine Unterschied besteht aber darin, dass ich über Werkzeuge verfüge, die ich leicht anwenden kann, wenn ich eine negative Emotion nicht haben möchte. Sonst wäre ich ja ein lausiger Trainer, findest du nicht? Und genau das gebe ich weiter.

Zum Anderen, ich bin auch schon durch sehr schwere Zeiten gegangen in meinem Leben, ob nun vor 25 Jahren als junge Krankenschwester bei den Ärmsten der Armen in Afrika und Asien. Es ist alles andere als erfreulich, Kindern beim Sterben hilflos zusehen zu müssen. Oder meine Schwierigkeiten, als nicht vom Hof stammende, in einen bayrischen Aussiedlerhof einzuheiraten und keinerlei Anerkennung zu spüren.

Heute bin ich sehr dankbar für alle Stationen in meinem Leben, auch oder gerade für die schweren. Das macht mich zu einem sehr dankbaren, zufriedenen und fröhlichen Menschen! Jeden Tag aufs Neue! Es ist also weder anerzogen, noch eine Berufskrankheit, es ist das Ergebnis harter Arbeit mit sich selbst, die sich lohnt.

Eine eher private Frage. Du musst sie nicht beantworten. Bauern sind ja meist etwas konservativ. Was haben Deine Familie, Dein Mann, deine Eltern und Schwiegereltern gesagt, als Du mit der Idee kamst, Dich zur Trainerin ausbilden zu lassen? Haben die nicht erst einmal gesagt „jetzt ist sie ganz übergeschnappt“?

Sehr gute Frage von jemandem, der sich auskennt Willi 🙂 !

Ich beantworte sie gerne!

  • Die Schwiegereltern haben nur soviel verstanden, dass ich seit fast zwei Jahren einmal im Monat für eine Woche auf dem Hof als Arbeitskraft fehle.
  • Meine Mutter hatte Angst, dass es sich um eine „Sekte“ handeln könnte 🙂
  • Mein Vater der „Preuße“ sagte nicht viel, er zog es vor, mich zu beobachten.
  • Mein Mann sah nur das Geld, das ich „zum Fenster rausschmeiße“, es war damals wirklich viel für uns.
  • Mein älterer Sohn, damals um die zwölf fand es vom ersten Tag super, was ich da mache.
  • Und unser Jüngster, damals noch keine zehn, wusste nur, die Mama ist immer mal eine Woche weg „in der Schule“!

Heute sagen alle, das war die beste Entscheidung, die ich damals getroffen habe, denn sie profitieren fast täglich davon, jeder auf „seine Art“ und mein Mann, der Bauer Paul, unterstützt mich wo es geht! Gibt es was Schöneres?

Die letzte Frage: welche Schuhgröße hast du bei den High-Heels und welche bei den Gummistiefel?

High-Heels nehme ich 40 (dünne Strümpfe). Gummistiefel nehme ich 41 (Möglichkeit für dicke Socken) …… ist doch ganz pragmatisch – oder?! 🙂

Liebe Elke, vielen Dank für Deine offenen Worte.

Ich habe zu danken Bauer Willi – hat mir viel Spaß gemacht!

 

Wer mehr über Elke erfahren will, hier die Homepage: www.seminare-mit-humor.de

 

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29 Kommentare

  1. Da bin ich aber gespannt wie der sagenhafte ,, Flitzebogen,

    morgen in Paderborn, bei der Hagel -Bezirksversammlung,

    Mit dem Thema :,,Raus. Aus der Opferrolle,rein in den Erfolg. „

  2. Friedrich sagt

    Ja, Bauer Willi , warum halten sich die Leute mit den Kommentaren zurück. Mir ist zuerst
    auch nichts eingefallen, aber nachdem ich da einige Stunden drüber nachgedacht habe,
    komme ich zu nachfolgender Überlegung. Wir Landwirte haben durch viele Gesetze ,
    Verordnungen und durch ständiges Besserwissertum der anderen Mitbürger unsere Locker-
    heit verloren. Dazu kommt noch der Tagesstreß, das Ehrenamt usw. . Leute macht einfach
    einmal weniger Kühe, Schweine usw. . Da verdienen wir z. Zt. sowieso nichts. Mal 10 – 15 %
    weniger und die Hektik wird quadratisch auch weniger. Auch mal Zeit haben für einen
    Vortrag wie oben oder mal ins Kino oder Theater gehen. Das lenkt ab und bringt andere
    Gedanken.

  3. Wir hatten schon das Vergnügen. Manche mögen darüber schmunzeln, ich fand Sie hatte in vielen Punkten recht. Ich fand Sie super!

  4. Rufer aus der Wüste sagt

    Ich bin jetzt die ganze Zeit am ueberlegen fuer was man eine „Mentaltraining“ braucht und ich bin bis jetzt nicht darauf gekommen.
    Kann das jemand in kurzen Worten erklaeren wann man so eine Mentalberatung braucht?

    Gibt es so etwas fuer den Verbraucher auch?

    • Stadtmensch sagt

      Ja, bei Städtern gibt es eine lange Tradition in der Erkennung und Behandlung? von Neurasthenie.
      Schon Sigmund Freud hat sich mit dem Burn-Out Syndrom beschäftigt: wiki Neurasthenie
      „Haste nie und raste nie – sonst haste Neurasthenie“

      Seit Landwirte den Schwerpunkt ihres Handlens auf „Wirt“ legen, trifft es sie natürlich auch…

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