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Du bist so ein Bauer!

Dieser Artikel stammt von Alexandra, genannt Alex. Sie stammt nicht aus der Landwirtschaft, kommt nicht vom Hof, ist also, wie man so schön sagt, „fachfremd“. Sie beschäftigt sich aber im Rahmen ihres Studiums mit dem Bild des Bauern. Und Sie hat uns diesen Artikel geschickt, quasi den Blick von außen. Und der hat uns sehr nachdenklich gemacht…

„Du bist so ein Bauer!“

Auch Landwirte in meinem Umfeld benutzen diesen Satz. Zum Beispiel, wenn jemand seine frisch gewaschene Hose mit einem Fleck dekoriert oder mit etwas mit Getöse umgeworfen hat. Und Recht haben sie – sie sind ja tatsächlich Bauern. Was sagt uns das? Klischees setzen sich durch und das nicht nur bei Verbrauchern. Auch bei Menschen, die bei „Landwirtschaft“ kein Kinderbuch-Idyll vor Augen haben. Kaum jemand wird abstreiten, dass Bauern schon so ein besonderes Völkchen sind. Aber was ist denn eigentlich „typisch Bauer“? Dazu möchte ich eine kleine Geschichte erzählen:

barn-293824_640Es war einmal ein Bauer, der bewirtschaftete mit seiner Familie einen abgeschiedenen Hof. Der Hof war schon seit vielen Generationen immer an den erstgeborenen Sohn weitergegeben worden. Dieser bewirtschaftete ihn nach Art seiner Vorfahren, wie schon seit Hunderten von Jahren. Der Stall mit Anbindeplätzen für 12 Kühe, das Pferdegespann und die drei Hektar Land waren der ganze Stolz der kinderreichen Familie. Der Dung der Kühe wurde im Frühjahr auf das Feld gefahren, wenn der Bauer Zeit dafür hatte. Die Natur sorgte für die Einarbeitung. An dem Geruch störte sich niemand, weil der Hof eine halbe Stunde Fußmarsch vom Dorf entfernt lag. Der Bauer musste niemanden um Erlaubnis fragen und war sein eigener Herr.
Alle Mitglieder der Bauersfamilie halfen tagein, tagaus, ohne Wochenende oder Feiertag und mitunter bis spät in die Nacht bei den anfallenden Tätigkeiten. Sie fühlten sich mit ihrem Hof, ihrem Boden und Vieh zutiefst verbunden. Sie taten ihre Arbeit gerne, weil sie deren Früchte täglich vor Augen hatten und sich daran erfreuten. Die Söhne lernten die Bewirtschaftung des Landes vom Vater, die Töchter die Versorgung des Viehs und die Führung des Haushaltes von der Mutter.
Da der Bauer den größten zum Dorf gehörenden Hof hatte, genoss er ein hohes Ansehen, sowohl von anderen Bauern als auch von der Dorfbevölkerung. In vielerlei Hinsicht wurde zuerst abgewartet, was der Bauer machte oder sagte – schließlich ernährte er die Menschen aus dem Dorf. Selten kamen Fremde aus der Stadt auf den Hof. Der Bauern war froh, wenn sie nach ihrem Naserümpfen über die rückständigen, ungebildeten Bauern wieder abfuhren und er ungestört seiner Arbeit nachgehen konnte.
Der Bauer lebte glücklich und zufrieden und der Hof wurde über die Generationen an den ältesten Sohn weitergegeben.

cloppenburg-138902_640Einer dieser ältesten Söhne bewirtschaftet heute den mittlerweile verkehrstechnisch gut an die nächste Stadt angebundenen Hof, der sich zu seinem Stolz bereits seit Jahrhunderten im Familienbesitz befindet. Die Stadtnähe wirkt sich vorteilhaft aus: Seine Frau kann unkompliziert halbtags arbeiten gehen und morgens die Kälber betreuen. Regelmäßig kommen Gruppen aus dem Kindergarten im Dorf, um sich den Betrieb anzuschauen. Er ist mittlerweile der einzige in der Umgebung.
Der Bauer beschäftigt einen Angestellten und einen Auszubildenden. Um Ausbilden zu dürfen, hatte er neben der Bewirtschaftung seines Hofes noch eine Weiterbildung zum Meister gemacht. Seine Tochter kann nur an den Wochenenden auf dem Hof helfen, weil sie 200 Kilometer entfernt Agrarwissenschaften studiert. Später möchte sie gerne den Hof weiterführen. Der Bauer hat in Vorbereitung für diese Zeit bereits Pläne für eine Biogasanlage eingereicht und eine Finanzierung für den Kauf von weiteren zehn Hektar Land für den Maisanbau aufgenommen, da der Hof ab dann ja zwei Familien ernähren muss. Mit dem Land hat er Glück gehabt. Es steht nur zum Verkauf, weil der kleine Nebenerwerbsbetrieb aus dem Nachbardorf mangels Nachfolger und Zukunftsperspektive die Bewirtschaftung endgültig aufgegeben hat.
Die Finanzierungsplanung mit der Bank ergab, dass sich die Investition im sechsstelligen Bereich nach 25 Jahren bezahlt machen würde. Der Hof wäre so auch für die Enkel des Bauern gut aufgestellt, bestünde nicht das Risiko, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz sich maßgeblich ändert. Auch der Wegfall der Milchquote bereitete ihm Sorge. Alternativen wie die Umstellung auf Bio-Anbau, die Eröffnung eines Bauernhofcafés oder Hofladens hatten sich für seinen Betrieb als nicht rentabel herausgestellt. Wenn der Bauantrag genehmigt wird, sieht er aber zumindest die Zukunft seiner Tochter als halbwegs gesichert an. Für alle Fälle finanziert er ihr ja auch eine gute Ausbildung – damit sollte sie eine gute Stelle finden können, wenn alle Stricke reißen.

biogas-462508_640Geht der Bauer ins Dorf, fällt ihm beim Bäcker die Unterschriftensammlung gegen sein Bauvorhaben ins Auge. Die Leute haben Angst vor Geruch, vor Fliegen und finden, dass eine Biogasanlage das Landschaftsbild verschandelt. Der Bauer wird ohnehin im Dorf nur knapp mit einem Nicken gegrüßt. Schließlich fährt er früh am Morgen stinkende Gülle über den Spazierweg in‘s Feld oder bringt spät an einem schönen Sommerabend Pflanzenschutzmittel aus. Das tut er nicht, wenn er gerade Zeit hat. Er tut es, wenn er es darf. Schließlich muss die Gülle noch zeitnah eingearbeitet werden, damit niemand vom Geruch belästigt wird. Und das Pflanzenschutzmittel soll den Bienen nicht schaden. Daher fährt er los, wenn die Dorfbewohner ihren Feierabend genießen.
Die ernähren sich mittlerweile aus den Supermärkten der Stadt, nicht vom Bauern. Er liefert die Milch seiner 250 Kühe an die Molkerei und die Erzeugnisse seiner auf 120 Hektar angewachsenen Ackerfläche an den Landhandel. Die Dorfbewohner kennen ihn kaum, sehen ihn höchstens mal von fern auf seinem Trecker.
Selten kamen Fremde aus der Stadt auf den Hof. Der Bauern ist enttäuscht, weil sie ihre Urteile über die industrielle Landwirtschaft und Massentierhaltung offensichtlich gerne wieder mit in die Stadt nehmen. Aber er ist auch froh, wenn er wieder ungestört seiner Arbeit nachgehen kann – tagein, tagaus, ohne Wochenende oder Feiertag und oft bis spät in die Nacht. Denn er fühlt sich mit seinem Hof, seinem Boden und Vieh zutiefst verbunden. Und er tut seine Arbeit gerne, weil er ihre Früchte täglich vor Augen hat und sich daran erfreut.

Eure Alex

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41 Kommentare

  1. Hans-Günter Felser sagt

    Früher kauften die Leute gern auf dem Hof. Nun aber fährt der Bauer mit der Giftspritze rum, diese vergifteten “Lebens-Mittel” (eher Nicht-Lebensmittel) möchte keiner von seinem Hof kaufen. Sie fahren zum Bio-Bauernhof. Dann will der zum industriellen Landwirt mutierte Bauer die Gegend mit extremem Gestank verpesten, sei es durch riesige, offene Güllebecken oder durch Biogasanlagen.Da wundert er sich, dass die Mitmenschen ihren Unmut äußern. Über den herkömmlichen Hof hatten die Leute sich gefreut. Jetzt aber nehmen sie den Bauern/Landwirt nur noch wahr, dass er mit riesigen, furchterregenden Maschinen, von der Zeit gehetzt, viel zu schnell durch den Ort jagt – ja in der Tempo-30-Zone – bereits viel zu schnell – immer noch aufs Gaspedal drückt. Spricht man ihn an, sagt er, “Halts Maul, du hast ja keine Ahnung!” Kopfschüttelnd wenden sich immer mehr von dem ab, der sich selber bereits zum Menschenhasser entwickelt hat. “Ihr zahlt Scheiße, dann könnt ihr auch Scheiße fressen!” hat er schon öfter geschrien. Dieser Landwirt hat sich schon aus der sozialen Gesellschaft entfernt, die Belange der Mitmenschen sind ihm egal, er will Geld verdienen. “Das Gift ist unbedenklich, Basta!”, dass er neben dem Kindergarten gesprüht hat in der Nacht und dass die Eltern Sorge haben, oder das die Gartenbesitzer über einen Insekten- und Vogelschwund klagen, quittiert er mit einem zynischen “Das ist halt der Preis für euer billig-billig!” – So wird der Landwirt wahrgenommen, wenn er sich so gebärdet. Dann jammert er über diesen “Liebesentzug”. Die Schutzhecken und Blühstreifen (“ich brauche keine Bienen!”) hat er Jahr für Jahr klammheimlich immer mehr ausgedünnt oder ganz entfernt, Bäume sind ihm ein Dorn im Auge, weil er mit seinen Riesenmaschinen nicht so wendig ist. Er pflügt bis zum Teerweg, bzw spritzt neuerdings rundum, so dass alles giftgelb am Straßenrand ist. Seine Tochter studiert Agrarwissenschaften und bekommt dann erst Recht den Kopf “konventionell” verdreht. So sieht der “Dialog” doch heutzutage oftmals aus, oder? –
    Vielleicht kriegen wir es 2018 besser hin (?)

      • Hans-Günter Felser sagt

        -Soviel zum “Dialog” … Da kommt mal einer und schreibt darüber, wie die “konventionellen” Maschinenkrieger wahr genommen werden, dann wird wieder der rituelle “du bist doch blöd”- Spruch rausgeholt. – Was meine Aussage noch unterstreicht und beweist. Abge-hoben, unbelehrbar, realitäts- und argumentationsrenitent – Ich habe es beschrieben, hier kommt wieder der Beweis. Dafür Danke! Ich warte auf den Tag, dass mal einer sagt “da ist schon was Wahres dran, daran müssen wir arbeiten” Stattdessen entpuppt sich doch der angebliche Anspruch “wir wollen Dialog” als Versuch der Gehirnwäsche und des Greenwashings von Pestizid-Land”Wirtschaft”.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Herr Felser,
          glauben sie ernsthaft, dass man mit ihnen diskutieren kann?

          Gülle stinkt, die Jauche der Bio-Landwirte auch.
          Wer bei Gülle von Gift spricht, der schafft sich bei Landwirten keine Freunde, das sollte ihnen mal gesagt werden.

          Es ist richtig, der Bauer mit den großen Maschinen ist immer in Eile, damit er seinen Lebensunterhalt verdient, die Baufirma lässt seinen Beton auch nicht mit dem Schubkarren an die Baustelle bringen.
          Wenn ihre Angaben dem Bauern gegenüber stimmen, sollten sie sich auch mal etwas zurücknehmen, bedenken sie, wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück.
          Viel leicht bekommen wir es 2018 besser hin, in ihrem Fall, tippe ich auf einen hoffnungslosen Fall.

          • Hans-Günter Felser sagt

            Gift heißt in dem Fall Roundup etc. -Sie wissen das schon, ja? – , allerdings ist der Gülletourismus aus NL und B auch nicht ohne. Ach ja, den gibt es ja angeblich nicht… Nun ja, ich habe geschildert, wie Sie erlebt werden. Was Sie draus machen, ist ihr Ding. Wenn ich einen Bauern freundlich bitte, doch etwas langsamer dirch den Ort zu fahren und er reagiert so, dann finden Sie das in Ordnung? – Dann halt weiter so und weiter jammern “Niemand hat mich lieb” -Schluchz. Sie bestätigen ebenfalls meine Aussage, Danke, ein Beweis mehr.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Sagt ihnen der LD50 Wert etwas?
              Mit dem Wert wird die Giftgkeitsstufe gemessen, siehe da Backpulver und Speisesalz ist giftiger als Glyphosat, Aspirin, das man sich Gedankenlos in sich rein schüttet, ist 24 mal giftiger.

              Gülletourismus ist auch nichts Ehrenrühriges, den Bauern zu unterstellen, sie machen was, das nicht dem Gesetz entspricht, ist eine Unverschämtheit, genau so könnte man jedem Autofahrer unterstellen, er fährt dauernd bei Rot über die Ampel.

              Sie sollten ihre privaten Auseinandersetzungen in diesem Forum austragen, sondern ihn FREUNDLICH BITTEN die 30 Km einzuhalten, wenn nicht können sie die Behörden einschalten.

              Jetzt noch was Privates, ich reagiere empfindlich, wenn man mich des “Jammern” bezichtigt, mir reicht es, wenn meine Frau mich liebt. Bei allen andern reicht es, wenn man mich respektiert, das klappt wunderbar, wenn man denen erklärt, man ist ein Rentner.
              kapito?

            • Hans-Günter Felser sagt

              =>Ehemaliger Landwirt : Sie bestätigen, was ich die ganze Zeit beschreibe. Sie wollen Respekt? Dann hören Sie auf, die Schutzhecken mit Ihrem Roundup zu besprühen, den letzten Feldhasen und die Fasane zu töten, indem Sie aber auch kein letztes Rückzugsgebiet belassen, indem Sie Bäume fällen oder gar Neuanpflanzungen von Initiativen über Nacht wieder rausreißen … – Klar, eine Unterstellung! Sowas wird ja nicht gemacht, ist ja klar! Mit “Sie” meine ich einige (mind. 30%) schwarze Schafe Ihrer Zunft. Ach so, die gibt es ja auch nicht, nicht wahr? Diese “Bauernschläue”, die Sie so toll finden, ist sehr durchsichtig. Die Menschen, die keine Land-Wirte sind, sind nicht alle so doof, als Sie sie dafür halten. Sie befinden sich auf einem Holzweg, vergiften das Grundwasser und vernichten die Arten. Und das ist nicht Ihre Privatsache, verstehen Sie? Ihre Vorfahren hatten noch Achtung vor der Natur. Die haben keinen Rohrreiniger auf Felder verspritzt! Ja, ich nenne das, was Sie machen, schon Jammerei. Auch ein Rentner kann schönen Blödsinn verzapfen, wie man hier wieder sehr einprägsam erkennen kann. Danke für den “Dialog”! Wir nähern uns wunderbar an, wie ich wieder erkenne. Was Sie brauchen, sind Hirntote, mit denen können Sie sowas machen.

            • Bauer Willi sagt

              @ Herr Felser
              Danke für Ihre Kommentare. Ich wünsche Ihnen, dass Sie im Neuen Jahr auch andere Erfahrungen mit Landwirten machen. Und dass Sie darüber auch hier berichten. Ja, es gibt solche Landwirte, wie von Ihnen geschildert. Allerdings fällt es mir schwer, jetzt, um 22.00 Uhr, darauf umfassend einzugehen, weil Ihr Rundumschlag doch einiges an Zeit bedarf, um darauf sachlich einzugehen. Meine Zeit gehört jetzt der Familie. Ich bitte um Verständnis.
              Bauer Willi

            • Hans-Günter Felser sagt

              => Bauer Willi. Ich bedanke mich, dass Sie einräumen, dass es “solche Landwirte”, wie von mir beschrieben, in der Tat gibt. Mehr konnte ich nicht erwarten. Ein Schritt aufeinander zu. Ihnen und Ihrer Familie, ach was – uns allen! – ein friedliches und gesundes 2018!

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Auch ein Herr Felser kann Blödsinn verzapfen, dies könnte ich ihnen verzeihen, aber ihre Anschuldigungen weise ich mit Nachdruck zurück.

              Warum äußern sie sich nicht zum LD50 Wert, Hirntot?

              Sie sind gelinde gesagt ein ……..!*

              * Meine Meinung hierzu zu sagen, könnte zu einer Sperrung führen.

    • Walter Parthon sagt

      @Hans-Günter Felser was sollen ihre Hetze und falschen Beschuldigungen, haben Sie Beweise?

      [Der weitere Inhalt dieses Kommentars wurde von eine anderen Internetseite kopiert und ohne Quellenangabe hier wiedergegeben. Dies stellt eine Urheberrechtsverletzung dar und wurde deshalb gelöscht.]

      • Hans-Günter Felser sagt

        @ Walter Parthon: Wie immer sehr viele Worte, aber ich fühle mich da nicht angesprochen. Sehr viel Blabla. Der ganze Vortrag, an mich gerichtet, hat mit mir überhaupt nichts zu tun. Empfangen Sie daher mein Unverständnis! Wenn Sie irgendwann mal konkrete Fragen haben, können wir gerne einen Dialog führen.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Ach wenn der Beitrag von Walter Parthon nicht unmittelbar mit ihnen zu tun hat,
          Ihre Beiträge sind im selben Stil gehalten, böswillige Unterstellungen und danach Forderungen, die der Landwirt bringen soll, vergessen wird, dass Blühstreifen und der Wunsch möglichst billigster Lebensmittel durch die Landwirtschaft nicht zu bringen ist.

          Was ist jetzt mit dem LD50 Wert, gibt es da keine Antwort?
          Mit dem Wert wird die Giftigkeitsstufe gemessen, siehe da Backpulver und Speisesalz ist giftiger als Glyphosat, Aspirin, das man sich Gedankenlos in sich rein schüttet.

          Seit mehr als 40 Jahren bestätigen Regulierungsbehörden weltweit, dass bei bestimmungsgemäßem Gebrauch kein unanehmbares Risiko von Glyphosat für Menschen, Tiere oder die Umwelt ausgeht.

          Der Unterschied zwischen „Gefahrenquelle“ und „Risiko“ wird häufig fehlinterpretiert. Gefahrenquellen können ohne Risikobewertung identifiziert werden, aber die Wahrscheinlichkeit oder das Ausmaß, in welchem sie eine Gefahr darstellen, kann nicht gemessen werden.

          Während einige chemischen Stoffe, wie Botulin, in kleinen Dosen toxisch sind, sind andere, wie Koffein, nur in höheren Dosen gefährlich. Nur weil eine Chemikalie vorhanden ist, bedeutet dies nicht, dass sie in der vorhandenen Menge schädlich ist. So enthalten zum Beispiel Apfelkerne, Birnen, Kartoffeln und Zucchinis alle natürliche Chemikalien, die für Menschen giftig sind oder sein können. Diese Chemikalien sind normalerweise in sehr kleinen Mengen enthalten, die weit unter einer schädlichen Dosis liegen.

          Die mittlere letale Dosis, bezeichnet als LD50, ist ein Standardmesswert für die unmittelbare Toxizität von Chemikalien. LD50 wird als die Menge einer Substanz definiert, die erforderlich ist, um 50 % der Testpopulation von Tieren zu töten. LD50 wird gewöhnlich in Chemiekalienmenge (Milligramm) pro Kilogramm Körpergewicht gemessen. Da es sich bei LD50 um einen Standardmesswert handelt, wird er verwendet, um die Toxizität von Präparaten zu vergleichen: je geringer der Wert, desto giftiger ist es.

          Zum Beispiel zeigen die US-Umweltschutzbehörde und die Umweltuntersuchung der Cornell University zur Bewertung toxikologischer Risiken, dass Koffein tatsächlich 28 mal giftiger ist als Glyphosat.

          Vergleich der letalen Dosis (LD50)

          ((basierend auf der oralen Einnahme bei Ratten)

          Praktisch keine toxische Wirkung

          Wasser / 90.000mg/kg

          Gering-toxisch

          Zitronensäure / 12.000mg/kg

          Glyphosat / 5.600mg/kg

          Mäßig-toxisch

          Backpulver / 4.220mg/kg

          Kochsalz / 3.000mg/kg

          Schokolade (Theobromin) / 1.265 mg/kg

          Hoch-toxisch

          Aspirin / 200mg/kg

          Koffein / 192mg/kg

          Chilischoten (Capsaicin) / 148 bis 162mg/kg

          Extrem-toxisch

          Nikotin / 50mg/kg

          Vitamin D / 10mg/kg

          Super-toxisch

          Botulin / 0.00001mg/kg

          Wie dies zeigt, ist es wichtig, die Toxizität im Kontext der Dosis zu definieren, bei der eine Substanz tatsächlich gesundheitsschädlich wirkt. Dieses wesentliche Element ist Teil einer umfassenden Risikobewertung, die von offiziellen Regulierungsbehörden als Teil des Zulassungsprozesses für aktive Substanzen durchgeführt wird.

          Quellen:

          Cornell Environmental Inquiry Program’s Assessing Toxic Risk Report

          http://pesticidesinperspective.org.uk/media/1037/glyphosate-toxicity-table.pdf

          http://www.glyphosate.eu/gtf-statements/iarc-evaluation-does-not-constitute-risk-assessment

    • Bergbäuerin sagt

      Im Jahr 2000 gab es in Wien ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zum Thema Kulturlandschaft. Unter anderem legten Psychologen ihren Probanden Landschaftsbilder vor und ließen diese emotional-ästhetisch bewerten. Es zeigte sich, dass jene Bilder den höchsten Zuspruch erhielten, die der vorindustriellen Kulturlandschaft am nächsten kamen. Reine Naturlandschaften ohne menschlichen Einfluss, auch Bilder aus der Jäger- und Sammlerstufe konnten da nicht mithalten. Erst recht wurde alles als Verlust empfunden, was wiederum in Richtung Industrielandschaft ging.
      Um 1800 hat die Einwohnerzahl Europas die ökologische Tragfähigkeit der Landschaft an ihre Grenze gebracht. Seither leben wir von den Reserven der Erde: Es begann mit der Entdeckung der Kohle, dann des Erdöls. Justus Liebig war der Vater der Mineraldüngung, dem Zufügen von Stoffen, die erst chemisch hergestellt werden müssen, weil sie im natürlichen Kreislauf nicht drinnen sind. So begann die Ausbeutung und Verarmung der Böden – der Preis dafür, dass Menschen sich weiterhin vermehrten.
      Diese Zäsur um 1800 ist im kollektiven Unbewussten als ein Gefühl von Schuld da – Archetypen wie das Idealbild von Landschaft sind innerseelische Naturtatsachen, um die niemand herumkommt, weder der moderne Konsument noch der moderne Produzent. Das Idealbild tief im Inneren ist um 1800 stehen geblieben, und das hat sehr wohl seinen Grund, ist eine mahnende Stimme, die sich nicht abstellen lässt.
      Lasst uns diese seelische Grundtatsache ernst nehmen! Und dazu gehört, hinzuschauen auf diese Zeit mit ihren Licht- und Schattenseiten. Es war die Zeit, als Goethe noch von der Unerschöpflichkeit der Natur reden konnte. Die Bevölkerungszahl war etwa ein Drittel von heute. 75% der Bevölkerung arbeiteten in der Landwirtschaft, großteils für Kost und Logis. Die Habseligkeit des Einzelnen hatte in einem kleinen Kasten Platz. Es gab regelmäßige Hungersnöte. Frauen wollten Empfängnis verhüten, aber die Kirche wollte Untertanen, regierte in die Schlafzimmer hinein und erzwang eine Bevölkerungsexplosion. Die Sozialisten dagegen rieten von Kindern ab. Trotzdem stieg die Zahl. In der modernen Ein- bis Zweikindfamilie lebt unbewusst die Kenntnis weiter, dass wir weniger werden müssen. Die Spannungen steigen: zwischen politisch Links und politisch Rechts, Zwischen Reich und Arm, zwischen Inländern und Ausländern, zwischen kinderlosen reichen Christen und kinderreichen bescheideneren Muslimen, zwischen Bauern und Konsumenten. Da ist eine große kollektive Menschheitsschuld, aber der Einzelne will sie nicht tragen, sucht einen Sündenbock: der Bauer beim Konsumenten, der Konsument beim Bauern. Sozialwissenschafter rechnen bereits fest mit der Wiederkehr des Pogroms, man ist ratlos, wie es abzuwenden wäre. Heraushalten kann sich nur, wer zu verzichten sucht, auf was man nur immer verzichten könnte: auf das gegenwärtige Übermaß an tierischem Essen, auf tägliche Sättigung, auf ständige Frische der Nahrung, auf Gluten als Heißhungermacher; auf eine Singlewohnung, auf die neueste Mode, aufs Auto, wenn immer möglich, aufs Standby seiner Elektrogeräte etc. etc.

  2. rieselkalk sagt

    Klasse Artikel.
    Da ich aber zu den Dummy’s gehöre, habe ich eine Frage:
    “Währen wir alle in Deutschland verhungert, wenn es die Gift-und Genindustrie nicht gäbe, oder hätten wir nur keine Energie (Treibstoff, Biogas) mehr?”

    Schließlich kann man mit Photovoltaik auf einer Fläche 7 mal soviel Energie erzeugen als mit Landwirtschaft.

    • Alex sagt

      Die Frage verstehe ich so leider nicht. Gift- und Genindustrie sollen Hersteller von Pflanzenschutzmitteln sein? Und das Szenario, dass es “sowas” nicht gäbe? Ich habe auch den Eindruck du meinst Deutschland als geschlossene Volkswirtschaft, was es ja nicht ist. Erklär mal!

      • rieselkalk sagt

        Hallo,
        den Begriff Pflanzenschutzmittel habe ich nicht benuzt. Glyphosat und Co sind Giftstoffe die wohl einer herstellen muss oder fallen die vom Himmel. Genauso genmanipulierte Pflanzen muss auch wohl einer herstellen sonst gäbe es kein genmanipuliertes Soja in der Verfütterung.
        Und jetzt die ganz einfache Frage, wenn es diese beiden Komponenten hier in Deutschland nicht existierten, ob wir hier in Deutschland dann schon verhungert wären? Und der Rest sollte sich von alleine ergeben.

        • Alex sagt

          Ok, also eher eine rhetorische Frage. Die Antwort kennst du wohl selber: Es ist davon auszugehen, dass in Deutschland deshalb niemand verhungert wäre. Und nu?

        • Christian sagt

          Hallo Rieselkalk,
          nein aufgrund dessen wären wir sicherlich nicht verhungert. Der Einsatz von genveränderten Pflanzen ist nach wie vor untersagt und Glyphosat ist nicht Hauptbestandteil des Pflanzenschutzeinsatzes, im Gegenteil, ein guter Bauern nutzt dies so wenig und selten wie möglich.

          Aber betrachte das ganze mal nicht nur lokal!
          Was meinst du passiere, wenn unsere Nachbarländer genveränderte Pflanzen nutzen dürften? -ist ja teilweise bereits erlaubt- Meinst du wir können entlang unserer Grenzen, bis hoch in den Weltraum, eine Mauer ziehen, das keine genveränderten Pollen unsere deutschen, strikt nach Richtlinien, nicht genveränderten Pflanzen bestäuben, die durch Wind und Wasser hierherkommen?!
          Wenn wir es eh nicht verhindern können, können wir auch hingehen und Vorreiter sein und forschen, vielleicht gelingt es uns Deutschen den Hunger aus der 3. Welt zu lindern.
          Eine Garantie oder Versicherung für den Erfolg/Skandal von Gentechnik gibt es leider nicht, nur uns als Mini-Staat dabei heraus zu nehmen, führt leider auch zu nichts, im Gegenteil, Bauern werden demnächst verhaftet, weil ausländische Pollen genveränderter ausländischer Pflanzen, deutsche bestäuben und eine Genveränderung bezwecken.
          Was nun tun?

          Besten Gruß
          Christian

        • Hans-Günter Felser sagt

          Diese Wortverdreherei hat doch Methode. Man schreibt einen klaren Satz, dann kommt ein “Landwirt”, der einem das Wort im Mund verdreht, ein paar Nebelkerzen zündet und denkt, dass er damit Land gut machen kann. Das sind Hütchenspieler. Nennen sich “Alex”, “Sven” oder “Mark” und legen einfach mal ein prosaisches Windei. Ihr seid lägst ertappt, sehr fadenscheinig, ihr “Alexe”, “Svens” und “Marks”!

    • Fränzi sagt

      @riesenkalk
      Der Mensch ist bisher und wird auch in Zukunft nicht verhungern. Er vernichtet sich selbst, doch viel schlimmer ist, er hinterläßt seinen eigenen Nachkommen eine ganz schwere Zukunft, nach dem Motto: “Nach mir die Sintflut”!

      Wie sagte doch schon Berthold Brecht:
      “Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf.
      Aber wer sie weiß, und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!” – Berthold Brecht”

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Meine Hypothese ist die, dass wir Deutschen nicht verhungert wären.
      Da die “Giftindustrie” jede Menge Pülverchen gegen alle Art von Krankheiten herstellt, das verringert die Kindersterblichkeit und verlängert das Leben.
      Meine Altvorderen im 19 Jahrhundert sind zwischen 32 und 47 Jahre Alt geworden, wäre es noch genau so, dann könnte könnte die Bevölkerung ernährt werden, es sei den ein Pilz erobert, wie in Irland:

      https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_Hungersnot_in_Irland

      Wen interessiert das, wenn bei ALDI & CO die Regale voll sind.

  3. Matthias W. sagt

    Absolut Klasse, der Beitrag von Alex!
    Möchte noch einen Aspekt anführen, der nicht ohne ist:
    Im Rahmen meiner Verhaltensstudie zum Thema “Wahrnehmung und Verhalten von Bauern versus Städtern” gab es folgende Erkenntnisse: Bauern sind überproportional Haptiker – also Menschen, die es mit den Händen “begreifen” (können/wollen). Abstrakte, theoretische Denkmodelle lehnen viele ab. Entscheidungen treffen sie in der Regel nach gründlicher Überlegung – so wie ihre tägliche Lebenserfahrung es ihnen vorlebt: langfristige Entwicklungsprozesse wie vom Kalb zur Kuh, vom Ferkel zum Schwein, vom Saatkorn zum reifen Getreide, usw. Haben sie sich für ein Thema entschieden, bleiben sie diesem Verhalten lange treu, im Gegensatz zum “Ex und hopp” vieler Städter, die eher spontan entscheiden, aber nicht dabei bleiben.
    Ich sehe darin auch einen Grund für den Konflikt zwischen Bauern und Verbrauchern, die komplizierten Zusammenhänge verstehen und akzeptieren zu wollen…

    • Silvi sagt

      Wow! Etwas, worüber ich nie nachgedacht habe, aber total logisch klingt und sicher auch in der allgemeinen Kommunikation zwischen beiden Typen hinderlich ist!
      Hoffen wir, dass sich die Typen wieder annähern, anstatt noch weiter auseinander zu laufen?!

  4. Sven sagt

    Sehr schön geschrieben,
    wir Bauern haben in der Bevölkerung einfach keinen stand mehr , die Regale im Supermarkt sind doch immer voll und alles schön billig. Die Generation die Hunger gelitten hat ist fast weggestorben, und für die anderen gilt ” Geiz ist Geil”. Alles billig aber bitte keine “Massentierhaltung, wobei ich dieses Wort gar nicht definieren kann , denn wir halten eine Masse von Tieren um die Leute zu ernähren! Zum Thema PSM habe ich mich kürzlich mit einem Imker unterhalten, wenn man ordentlich zusammen arbeitet gibt es keine Probleme. Und die Medien mit ihrem “Pestizid” als ich einen Journalisten fragte was das sei , da ich in meiner Ausbildung nie was davon gehört habe, konnte er mir das auch nicht sagen. Ich hatte ihn vorher erklärt das es Herbizide, fungizide usw gibt , aber Pestizide? Und noch eines zum Thema PSM , die Mittel kosten auch ordentlich Geld , und wenn ich das einsparen könnte würde ich das auch tun. Denn auch die Sorten haben sich geändert und sind mehr oder weniger Hochleistungssportler, und gebt denen mal keine Vitamine und Medikamente , stellt sie das ganze Jahr raus, mal sehen wie lange sie durchhalten. Das schlimme heutzutage ist das die Kommunikation in der Gesellschaft zu kurz kommt und einer dem anderen nicht die Butter aufs Brot gönnt.

  5. Alex sagt

    Kurze Anmerkung der Verfasserin 🙂 :
    Es handelt sich hier um eine Geschichte aus willkürlich herausgegriffenen – aber deshalb nicht weniger wahren – Tatsachen und Prozessen in der Landwirtschaft.
    Es ist bemerkenswert, wie in manche Teilaspekte hineininterpretiert wird:

    “Und das Pflanzenschutzmittel soll den Bienen nicht schaden”
    –> Bauern bringen in der Regel Pflanzenschutzmittel aus. Diese werden von den erwähnten großen Firmen wie Bayer, singende und Co. hergestellt und vertrieben. Bei konventionell wirtschaftenden Landwirten kann unter Umständen eine Bienengefährdung gegeben sein.
    Der Bauer in der Geschichte fährt vorschriftsmäßig am Abend mit seiner Spritze los, weil das Pflanzenschutzmittel die Bienen nicht gefährden oder ihnen schaden soll. Punkt. Vollkommen korrektes Verhalten eines Landwirtes und trotzdem wird fleissig hineininterpretiert, weil das ja offensichtlich nicht sein kann, dass solche Auflagen für einen Bauern in Ordnung sind und er sich auch noch einfach dran hält.

    Weiter die Diskussion mit dem Hofladen und der Bioumstellung:
    Es ist nicht ungewöhnlich, dass manche betrieblichen Ausrichtungenen individuell keinen Sinn machen. Da kann Alois sicher noch viel mehr zu schreiben bzw. hat das ja ansatzweise auch schon. Die Entscheidung für oder gegen einen Hofladen hängt nicht nur davon ab, ob der Bauer das gerne möchte. Sein Betrieb und die ganze Infrastruktur drumherum muss das auch hergeben. Landwirte können nicht aus reiner Nächstenliebe alle auf Bio umstellen. Und der Mehrerlös, der in manchen Jahren, bei manchen Kulturen und in unter manchen Umständen nicht einmal vorhanden ist, muss auch noch den Minderertrag und den erhöhten Arbeitsaufwand mit abdecken.

    Es handelt sich wie gesagt um eine parabelartige Geschichte, um die beispielhafte Darstellung eines Betriebes, die nicht mal Realität sein soll. ich glaube, jetzt fühlen sich die anderen Aspekte vernachlässigt. Vielleicht kommt noch ähnliche Resonanz, weil der Bauer eine Tochter hat und keinen Sohn. Oder weil sie studiert und nicht Bürokauffrau lernt und weg vom Hof will, wie es heute ja auch oft der Fall ist. Oder weil die Veredelung völlig vernachlässigt hat und der Landwirt nur Milchkühe hält. Und eine Biogasanlage plant, statt einem Windrad. Es ist bemerkenswert, welche Reaktionen und Emotionen mit Stichworten wie PSM, Bio, Massentierhaltung ausgelöst werden können – auch in einer ganz harmlosen, kleinen Geschichte.

  6. “Alternativen wie die Umstellung auf Bio-Anbau, die Eröffnung eines Bauernhofcafés oder Hofladens hatten sich für seinen Betrieb als nicht rentabel herausgestellt.”

    In Österreich ist der Umstieg auf Bio für Landwirte irgendwie dann doch etwas das sich lohnt. Irgendwo muss der Willi falsch rechnen…

    Der Seitenhieb “man will ja die Bienen nicht schädigen” – macht eigentlich eher den Eindruck dass diese Plattform von Bayer, Syngenta und Co Betrieben wird, um gegen PR zu fahren…

    • Alois Wohlfahrt sagt

      Hallo,
      Dein Kommentar ist leider nur pauschalierend und damit nicht hilfreich.
      Bio-Umstellungen sind immer individuell erfolgreich oder nicht. Ich kann für mich sagen, dass sich Bio rechnet, wenn ich vom Staat dafür belohnt werde. Siehe mein Artikel “Belohnungssystem für brave Bauern”
      Die Direktvermarktung haben wir (meine Frau und ich) 5 Jahre lang gemacht. Beim Nachrechnen habe ich dann festgestellt, dass es unrentabel für uns ist. Habe die Preise erhöht und feststellen müssen, die Kunden akzeptieren es nicht. Dann habe ich die Direktvermarktung ganz aufgegeben. Aber es gibt mit Sicherheit welche, die mit Bio und Direktvermarktung glücklich sind.

      Deinen Seitenhieb mit Bayer und Co. kannst Du Dir sparen. Wir sind zwei Bauern, die einfach sagen was sie denken.

      Alois

    • Nvm. Bitte mein Kommentar löschen.
      […nein, wir löschen den Kommentar nicht, weil sich andere Kommentare bereits darauf beziehen…]

  7. Junker1955 sagt

    Noch eine Geschichte zu den Bienen.
    Mein Imker hat nichts dagegen, wenn ich meinen Raps gesund halte. Seine Bienen sammeln am nächsten Tag fleißig, wie vorher. “Wenn allerdings meine Nachbarn die Rosen spritzen, kann ich anschliessend mit dem Handfeger meine Bienen zusammenkehren” Zitat Imker Bernd. Soviel zum Bienenschutz und Doppelmoral.

  8. Schweinebauer Piet sagt

    Ich hoffe ich kommentiere hier in die richtige Richtung. Die eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit einiger Bauern oder Studenten der Agrarwissenschaften fiel mir schon im Studium auf, wenn ein ganzer Tisch in der Mensa nur über grubbern, drillen oder Gülle fahren gesprochen hat. An meinem Tisch war häufig Musik, Partys oder Fußball das Thema. Einige Mitstudenten der Agrarwissenschaften mieden aus diesem Grund den Tisch. Wir hätten uns auch gerne über nicht landwirtschaftliche Themen unterhalten, was selten ging.
    Auch interessant war die Agitechnika, auf der ich gejobt habe und auch nichtlandwirtschaftlich orientierte Studenten. Die waren erschrocken, wenn Gruppen mit Fendt-Jacken und Eimer mit Prospekten und Bier das Gelände verlassen haben. Naja ich bin auch mit Bier in die Handballhalle und hoffentlich nicht am Thema vorbei! !!!

    • Alois Wohlfahrt sagt

      Hallo Piet,
      da sprichst Du einen wunden Punkt der Bauern an: Die Abschottung, bewusst oder meist unbewusst.
      In der Geschichte von Alex taucht das auch im letzten Drittel auf, als der Bauer zwar schon wahrnimmt, wie Fremd ihm die Anderen geworden sind. Aber er macht weiter wie bisher. Sein höchstes Ideal ist ja der Erhalt des Hofes. Und die drückende tägliche Arbeit ist ihm wichtiger als die Kontaktaufnahme mit den Fremden oder Kritikern.
      Kommt es dann später zur offenen Konfrontation, weil z.B. die Tierschützer die Handlungsfreiheit der Bauern einschränken wollen, ist ein gegenseitiges Verständnis meist nicht mehr so ohne weiteres möglich.
      Das hängt auch damit zusammen, dass Landwirte im Normalfall nicht direkt an Kunden verkaufen müssen.
      Direktvermarkter, Bio-Bauern und Nebenerwerbslandwirte sind da ihren Kollegen schon etwas im Vorteil. Der Direktvermarkter muss auf den Kunden zugehen, ihn also zum Tanz auffordern und nachspüren was er will. Und auch im Biolandbau setzt seit man sich seit Jahrzehnten aktiv mit Kundenwünschen und Trends auseinander. Der Nebenerwerbler kann sich durch seinen außerlandwirtschaftlichen Umgang mit Nichtlandwirten auch den gesellschaftlichen Strömungen nicht so ohne weiteres entziehen.

      Alois

      • Sebastian D. sagt

        Das Direktvermarkter, Bio-Bauern und Nebenerwerbslandwirte einen Schritt vorraus sind bezweifel ich, denn es gibt unter allen Landwirten, sowie jeder anderen Berufsgruppe auch Menschen, die lieber in kleiner Runde ihre Zeit verbringen.
        Ich kenne genügend konventionell wirtschaftende Landwirte, die öffentlichkeitsarbeit leisten und das Gespräch mit den fachfremden Mitmenschen suchen.
        Das Problem ist allerdings, das in der Berichterstattung der Medien nur noch Skandale zählen (da nichts anderes mehr als Interessant von dem Leser/Zuhörer eingestuft wird) und wohl niemand hören möchte, wenn etwas erfreuliches passiert ist, es sei denn, man kann es in einem kurzen Satz formulieren, beispielweise “Wir sind Papst!”. Alles außer dem Titel eines erfreulichen Artikels wird nicht beachtet, wobei hingegen bei einer skandalös anmutenden Überschrift jedes wort 3 mal gelesen wird, damit man auch ja nichts übersieht.
        Meine Familie ist selbst an 2 Biogasanlagen beteiligt und bei dem Bau der ersten Anlage hatten wir selbige Probleme wie in dem Artikel beschrieben. Nachdem der Bau abgeschlossen und die Anlage in Betrieb war, luden wird das Dorf, das den Bau in ihrer nähe ablente zu einer Feier auf der Anlage ein und erstaunlicher Weise, war weder gestank noch sonst etwas zu bemängeln, außer der Standort! Nachdem man die Leute dann auf ihre Unterschriften hingewiesen hatte, die den Bau dort ablehnten, war immer ein aus unserer Sicht amüsanter und für die Anderen etwas peinlicher Moment der Stille zu vernehmen.
        Die 2. Anlage haben wir dann auf den ursprünglichen Planungsort der 1. gebaut und inzwischen ist jeder zufrieden.
        Das Problem ist aber weniger die öffentlichkeitsarbeit der Landwirte, als die Gerüchteküche diverser Organisationen, deren Ahnungslosigkeit schier unglaublich ist, die aber trotzdem in den Medien als Allwissend gepriesen und von der Politik angehört werden!
        Übrigens sehe ich bei einigen dieser Organisationen starke Parallelen zum ADAC und der FIFA, die Milliarden schöffeln und trotzdem sich selbst als nicht gewinnorientierte Vereine darstellen. Ich hoffe, das hier bei so manchem Umweltschutzverband mal eingeschritten wird, damit dies nicht weiter ausartet!

        • Alois Wohlfahrt sagt

          Hallo Sebastian,
          meine Argumentation, dass sich mit Kundenwünschen auseianderzusetzen, Vorteile hat, ist nicht pauschalierend.
          Aber Fakt ist, wenn Verständnis da ist, dann ist Verständigung möglich. Wenn wir Bauern uns unter andere Gesellschaftsschichten begeben, bekommen wir Zugang zu deren Ansichten und Denkweisen.
          Und ich bin auch der Meinung, dass nicht alles an “bösen Medien” aufgehängt werden sollte. Ein veganer Trend, beispielsweise, kam nicht einfach über Nacht oder wurde von einer Medienkampagne initiiert. Sondern hat vielfältige Ursachen, die die Menschen tatsächlich emotional berühren. Die professionellen NGO’s nutzen diese Gefühle dann aus. Darum müssen wir auch diese fühlenden Menschen dahinter wieder erreichen.

          Alois

      • bauerhans sagt

        bauern sind auch nur menschen! der eine kann auf andere zugehen,der andere halt nicht,man kann sich nicht dazu zwingen,dann gehts schief. in unserer “schleimigen” zeit heute,sind mir so “schmierige typen”,die ganz bewusst alles aufbieten,um ans ziel zu kommen,ein willkommener anlass,sie direkt in die schranken zu weisen.

        • Schweinebauer Piet sagt

          Oh ja so was mach ich auch gerne. Sich ein wenig über sein Fachbereich hin weg zu bewegen schadet bestimmt nicht bei der Öffentlichkeitsarbeit und ist für die Persönlichkeitsbildung auch wichtig. Nur bloß nicht schleimen, ist auch ein gutes Thema für Bauer Willi.

  9. Petra Hirsch sagt

    Netter Artikel, hier ist was dran. @Wulf Hanke: Auch wenn der Bauer Pflanzenschutzmittel aufbringt, vergiftet er doch nicht automatisch die Bienen! Wir spritzen auch und haben haben Bienen! Welch Wunder, sie erfreuen sich guter Gesundheit. Mehr zum Thema ist auf der Website von Dr. Immelieb zu finden, einfach mal Google fragen. Das Problem der Bienen befindet sich oft hinterm Bienenkasten.

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