Bauer Willi
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Die Ackerbaustrategie des BMEL…

…soll im Frühjahr 2019 vorgestellt werden. Bisher ist von den möglichen Inhalten noch nichts durchgesickert. In welche Richtung  könnte es gehen? Und was hat das mit den letzten Landtagswahlen zu tun?

Die Agrarpolitik richtet sich zukünftig noch mehr an den Erwartungen (Forderungen/Ansprüchen) der Gesellschaft aus. Primäres Ziel ist nicht mehr die Nahrungsmittelproduktion, sondern Biodiversität, Natur-und Artenschutz und Maßnahmen gegen den Klimawandel.

Der Fokus der neuen Ackerbaustrategie wird bevorzugt auf dem chemischen Pflanzenschutz liegen. Das Thema Nitrat (bzw. Düngung allgemein) steht nach wie vor unter Beobachtung, hat aber an Aktualität eingebüßt und wird deshalb in der Ackerbaustrategie eine geringere Bedeutung zugewiesen, zumal die neue Düngeverordnung gerade erst umgesetzt wird.

Konkrete Maßnahmen:

Nachdem die Neonicotinoide weitestgehend verboten wurden, werden die noch verbliebenen Wirkstoffe aus dieser Gruppe ebenfalls vom Markt genommen. Die Beizung von Saaten mit chemischen Wirkstoffen wird untersagt, es gibt eine Übergangsfrist bis Ende 2025 (In dieser Zeit sollen andere Verfahren der Saatgutbehandlung weiterentwickelt werden).

Der Wirkstoff Glyphosat wird nach 2021 nicht mehr zur Verfügung stehen. Bis dahin wird die Anwendung nur noch für besondere Einsatzbereiche erlaubt. Hierfür ist ein gesonderter Antrag (jeweils vor der geplanten Anwendung) bei den Pflanzenschutzämtern zu stellen, die dann fallweise entscheiden.

Die flächige Anwendung von chemisch-synthetischen Herbiziden und Fungiziden wird bis 2030 verboten. Erlaubt bleiben diese Wirkstoffe nur, wenn die Applikation punktgenau auf das Zielobjekt erfolgt. Es werden seitens des BMEL Fördermittel zur Verfügung gestellt, die eine solche gezielte Anwendung ermöglichen. (Feldspritzen mit Satellitenunterstützung, Ausbringmengenregelungen nach kleinsträumigen Schadmonitoring im Feld, Einzeldüsenabschaltung u.a.) Da zunehmende Resistenzen bei gleichzeitiger Einschränkung der Wirkstoffe bei Insektiziden eine Anwendung nicht mehr sinnvoll erscheinen lassen, sind zur Bekämpfung von Schadinsekten pflanzenbauliche Maßnahmen (z.B. Mischkulturen, Streifenanbau) oder rein biologische Präparate (z.B.: Neem) das Mittel der Wahl.

Die Digitalisierung spielt in der Ackerbaustrategie eine sehr bedeutende Rolle. Kleinräumige Kartierungen, auch mit dem Einsatz von Drohnen, bilden die Grundlage für Entscheidungen. So werden Unkräuter und Krankheiten detailliert erfasst. Kleine Feldroboter, auch als Schwarm eingesetzt, bringen die Wirkstoffe punktgenau an den Ort. Bei Unkräutern können auch andere Verfahren (elektrische Hochspannung, Lasertechnik etc.) diese gezielt entfernen. Parallel dazu werden mechanische Verfahren weiterentwickelt, so dass Unkräuter bis unmittelbar an die Kulturpflanze entfernt werden können. Precision Farming wird der neue Standard werden.

Bodenschutz wird eine große Bedeutung in der neuen Ackerbaustrategie bekommen. Ein weiterer Humusaufbau dient der Verbesserung der Wasserspeicherfähigkeit, was besonders in Zeiten der Dürre wichtig ist. Im Zeitraum von 2020 bis 2030 ist ein Humusaufbau verpflichtend, der z.B. auf Lößböden + 10% betragen muss. (Beispiel: heute 2,0 % Humus, 2030 dann 2,2% Humus). Bei Nichteinhaltung dieser Vorschrift ist eine (teilweise) Rückzahlung der EU-Mittel vorgesehen. Die Erhöhung des Humusgehaltes soll auch die Treibhausgase (THG) vermindern und als Kohlenstoffsenke dienen.

Eine flache Bodenbearbeitung bis maximal 15 cm ist erlaubt, eine tiefere Bodenbearbeitung wird in Einzelfällen und nur auf Antrag gestattet. So soll das Bodenleben geschützt, Erosion vorgebeugt und Boden-Verdichtungen vermieden werden. Von dieser Regelung ausgenommen sind ökologisch wirtschaftende Betriebe.

Eine vielfältige Fruchtfolge ist ein wesentlicher Bestandteil, um die Ziele bei Biodiversität, sowie Natur- und Artenschutz zu erreichen. Es ist mindestens eine Sommerung vorzusehen, Leguminosen müssen auf mindestens 10% der betrieblichen Ackerfläche angebaut werden. Blühstreifen sind auf mindestens 5% der Ackerfläche verpflichtend, wobei diese in den Kulturen streifenförmig in Saatrichtung angelegt werden müssen, um als Habitat für Insekten, Vögel und Niederwild zu dienen und so die Landschaft zu vernetzen. Die derzeitigen Greening-Maßnahmen werden aufgehoben.

Um die Gewässer vor Einträgen aller Art zu schützen, ist ein Abstand von 10 m ab Böschungsoberkante einzuhalten. Auf diesen Gewässerrandstreifen darf kein Ackerbau betrieben werden. Die Streifen können mit mehrjährigen Blühpflanzen oder mehrjährigen nachwachsenden Rohstoffen (Miscanthus, Durchwachsene Silphie) eingesät werden. Düngung und Pflanzenschutz ist auf diesen Streifen nicht erlaubt.

Die Zulassungsverfahren für Pestizide werden neu geregelt. Es gilt das Vorsorgeprinzip. Die Zulassungsunterlagen sind öffentlich zu machen, um so auch Nichtregierungsorganisationen (NGO) einen Widerspruch zu ermöglichen.

In der Züchtung muss klar erkennbar sein, mit welchen Verfahren (Bestrahlung oder andere mutationsauslösende Maßnahmen) die neuen Sorten hergestellt wurden.  Gemäß der Regelung der EU sind Sorten, die unter Anwendung von Genom-Editing oder CRISPR/Cas erzeugt wurden, entsprechend zu kennzeichnen. Dies gilt für sowohl für das Erntegut als auch aus diesem weiterverarbeitete Produkte. (Beispiel: Getreide –> Mehl –> Brötchen)

Auswirkungen

Der Bundesregierung ist klar, dass die Fülle dieser Maßnahmen für kleine und mittlere, meist familiär geführte, Betriebe sowohl finanziell als auch arbeitsmäßig nicht mehr zu leisten sind. Dies wird dazu führen, dass sich der Pachtmarkt von dem bisherigen Nachfragemarkt in einen Angebotsmarkt wandeln wird, was für die verbleibende Betriebe günstig ist. In benachteiligen Gebieten könnte eine Pachtzahlung sogar ganz entfallen. Auch die Investition in Ackerland wird zu deutlich niedrigeren Preisen als heute möglich sein.

Das bisherige Ziel – Erhaltes des bäuerlichen Familienbetriebes – wird nicht mehr weiterverfolgt, zumal es sich schon in der Vergangenheit als nicht praktikabel erwiesen hat. Da man bei der GAP-Reform die Prämien degressiv nach Betriebsgröße staffeln will, wird es für den Steuerzahler günstiger, was vom Wähler sicher mit Wohlgefallen aufgenommen wird.  

Klar dürfte auch sein, dass die Rentabilität bestimmter Kulturen (Raps, Kartoffeln, Zuckerrüben) durch diese Ackerbaustrategie stark leiden wird. Es wird von einem deutlichen Rückgang bis zum Verschwinden dieser Kulturen ausgegangen. Als Alternative bietet sich die Aufforstung an, die wiederum sehr positive Auswirkungen auf den Klimawandel hat.

Begründung für die Ackerbaustrategie

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die großen Volksparteien nur dann erfolgreich waren, wenn sie den Stimmungen in der Gesellschaft gefolgt sind. Der Ausstieg aus der Atomindustrie sowie der – in Planung begriffene – Ausstieg aus der Kohle war und ist der Wille des Volkes. Die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD ist sich einig in der Ansicht, dass jetzt eine grundlegende und beherzte Agrarwende herbeigeführt werden muss, um wieder Wählerstimmen für sich zu gewinnen. Da sich dies mit den herkömmlichen Stammwählern kaum realisieren lässt, müssen andere Wählergruppen angesprochen werden, die mittlerweile beim “bürgerlichen Lager” verortet werden und bei den letzten Landtagswahlen deutliche Stimmenzugewinne verzeichnen konnten.

Hab ich noch was vergessen? Dann dürft ihr es gerne ergänzen…

Euer Bauer Willi

 

 

 

 

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17 Kommentare

  1. Krick sagt

    Ergänzung: Die Bioverbände protestieren gegen die Ackerbaustrategie, weil ihre Existenz dann nicht mehr erforderlich ist.

    • Obstbäuerin sagt

      Dann hätte man ja zwei Probleme auf einmal erledigt, die einen sind nicht mehr erforderlich und die anderen nicht mehr möglich.

  2. Bemerkenswerter erster Absatz, der durchaus Wirklichkeit werden könnte – wir können es uns ja scheinbar leisten.

  3. Altbauer Jochen sagt

    Ach wär´n wir doch im Neandertal geblieben,…..
    Sind wir aber nicht, und das muss ALLEN klar sein !

  4. Der Brandenburgbauer sagt

    Moin ,es ist wahrscheinlich ein technisches Problem bei Euch den Kommentar noch einmal bearbeiten zu können?

  5. Der Brandenburgbauer sagt

    Moin Willi, irgendwie bist Du vergrätzt, auf hochdeutsch gesagt hast schlechte Laune oder Dir ist das langsam alles zu viel! Nimm Dir einmal eine Auszei und Alois eingeschlossen. Man kan nicht jeden Tag
    200% Leistung bringen ohne dabei Schaden zu nehmen. Insbesondere dann wenn die Blogger anfangen zu “MOSERN”

  6. Borchert Alexander sagt

    Höchstes Lob für diesen FAKE…..

    Wenn das der CDU-Vorsitzende präsentiert, wird er vom wirtschaftsliberalen Flügel der Partei sofort abgesägt.

    Aber diese Inhalte hätten etwas Innovatives. Die GRÜNEN links überholen, wie damals nach Fukuschima.

  7. Alois Wohlfahrt sagt

    Durch einen Datenbankfehler sind leider alle Kommentare vom heutigen Vormittag (29.10.2018) verloren gegangen.
    Wir bitte dies zu entschuldigen.

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