Bauer Willi
Kommentare 91

Mit zweierlei Maß…

Jeder wird dem zustimmen: Wenn etwas zweifelsfrei umwelt- und gesundheitsschädlich ist, dann gehört es verboten. Klarerweise weltweit. Konsequentes Denken = konsequentes Handeln ! Wirklich? Oder nur solange man nicht selbst betroffen ist?

Beispiel Energie

Nehmen wir doch mal die fossile Energie. Wer will heute noch ernsthaft behaupten, daß beim Verbrennen von Kohle, Erdöl, Erdgas und Kerosin nicht zweifelsfrei viel Umwelt- und Gesundheitsschädliches bewirkt oder ausgelöst wird. Dann gehört so etwas konsequent verboten. Sofort. Weltweit.

Da wir aber in den Industrieländer alle täglich auf all diese Formen der Energie angewiesen sind, wird da jetzt plötzlich mächtig rumgeeiert. Es wird relativiert, verniedlicht und schöngeredet. (Aber nein, so apodiktisch darf man das nicht sehen, das wäre doch zu krass, man könnte vielleicht nur ……). Es wäre nämlich plötzlich vorbei mit der 20 € Flugreisen ans andere Ende der Welt. Es wäre plötzlich vorbei mit dem Zweit-, und Drittauto und dem Freizeitroller neben der Motorcross-Maschine. Mein Artikel „Fahrverbote jetzt“ hat deutlich gezeigt, wie empfindlich da jeder reagiert. Motto: Vergreif dich an meinem Autolein, dann hau ich dir die Birne ein. Der wichtige Automobilmarkt und die damit verbundenen Arbeitsplätze sind dann doch auf einmal ganz nach vorne zu stellen. (Es sind übrigens rund 800.000, genau so viele wie in der Landwirtschaft). Die Folgen für den Klimawandel treten geflissentlich in den Hintergrund. Absehbares für die Zukunft wird lieber in die Zukunft verschoben. Mir ist vollkommen klar, dass sich an der individuellen Mobilität mit Verbrennungsmotoren, mit dem Einsatz von fossiler Energie in der Industrie und der Umwandlung von Erdöl in Kunststoffe und andere Produkte nicht groß was ändern wird. (Obwohl wir seit den 60er Jahren von Peak-Oil lesen). Weil es bequem ist und wir uns so daran gewöhnt haben. Nichts tut so weh und nichts ist so schwierig wie Veränderung. Besonders beim eigenen Verhalten und im eigenen Bereich. Selbst konsequent zu sein statt es dem anderen vorzuschreiben. Konsequenz bedarf auch eines starken Willens. Und wer hat den schon?

Beispiel Pflanzenschutzmittel

Wenn wissenschaftlich zweifelsfrei erwiesen ist, dass ohnehin alle Pflanzenschutzmittel umwelt- und gesundheitsschädlich sind, dann gehören eben alle Pflanzenschutzmittel verboten. Sofort. Weltweit.

Ein konsequentes Denken zeitigt aber auch: Das wird Folgen haben. Bei jedem von uns. Wir werden unsere Gewohnheiten dann radikal umstellen müssen. Die Nahrungsmittelpreise werden stark steigen und zwar nicht um ein paar Prozent. Nicht auszuschließen, dass sie um das Drei- bis Vierfache steigen. Das hieße womöglich: Vom Einkommen 50-60% für Wohnen und Energie und 30-40% für Lebensmittel. Und dabei haben wir uns doch so sehr an die billigen Lebensmittel gewöhnt (auch wenn man gleichzeitig gegen Subventionen ist). Und es ist halt so bequem, sich nahezu alles, was die Erde weltweit bietet, jederzeit im Supermarkt um die Ecke holen zu können.

Wir haben es uns in unserer Doppelmoral ganz schön eingerichtet. Mit Verboten, die andere betreffen, sind wir schnell bei der Hand. Beispiel gefällig: Glyphosat! Wenn es darum geht, uns von anderen in unserer persönlichen Entscheidungsfreiheit einschränken zu lassen, werden wir sehr empfindlich und dünnhäutig. Beispiel gefällig? Tempolimit! (Gilt jetzt nicht für unsere Leser in Österreich, Schweiz, Italien, Benelux, Frankreich, Großbritannien, Skandinavien, USA, Australien….).

Man mag es kaum glauben, aber auch ich bin nicht perfekt (sagt mir meine Frau auch).  Und auch ich erwische mich dabei, dass ich nicht konsequent handle. Es ist halt so bequem…

Euer Bauer Willi

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91 Kommentare

  1. Friedrich sagt

    Unser gesamter westlicher Wohlstand begründet sich auf dem ungehinderten Zugang von Energie. Unsere Arbeitskraft hat sich damit vervielfacht und damit die Produktivität. Dazu kommt noch unser gesamtes Bildungssysthem welches uns noch einmal einen richtigen Schub gebracht hat. Technologisch sind wir den anderen Ländern dieser Erde hoffnungslos überlegen. Durch unsere medizienischen Fortschritte werden wir auch immer älter. Wir alle vergessen , wo wir einmal herkamen. Als Beispiel sei hier der Emslandplan , gefördert mit zwei MRD. DM nach dem Krieg genannt.. Hier waren die Leute so arm und unterernährt , daß schnelle Hilfe kommen mußte. All das haben wir heute alles vergessen , auch das die Arbeitslosigkeit dort in den 1970er Jahren immer noch bei 30% lag. — Nur durch billige Energie sind wir soweit gekommen. Unsere Bäuche sind alle voll. Von Umweltschmutz und Rohstoffverbrauch will keiner im Privatem etwas wissen. Dorfgemeinschaften zerfallen , weil man sich alles selber leisten kann und keine Abhängigkeiten mehr bestehen. Erst wenn Katastrophen da sind , besinnt man sich wieder auf die Nachbarschaft. Unser Tun erinnert mich an den „Tanz ums Goldene Kalb“!!! Ewig wird die Party nicht dauern !! Beim Kalk gab es einen Spruch :Reiche Väter , arme Söhne ! Sollte man mal drüber nachdenken.

    • Zenzi sagt

      @Friedrich: „Beim Kalk gab es einen Spruch :Reiche Väter , arme Söhne ! Sollte man mal drüber nachdenken.“
      Ja den Spruch kenne ich auch, hab mich aber nicht getraut den anzubringen, weil ich die Zusammenhänge nicht schlüssig kenne. Denke mir, der Willi wirds schon wissen und seinem Sohn bestimmt keinen ausgelaugten Acker vererben.

      • Bauer Willi sagt

        Hallo Zenzi,
        hab den Acker mit pH-Wert von 6,3 bis 6,5 vom Vater übernommen. Heute liegen wir bei 6,8 bis 7,0 pH. Das Ergebnis von 35 Jahren Investitionen in Bodengesundheit. Frag mal einen Bodenkundler: Das klingt wenig, ist aber eine echte Leistung, ähnlich wie beim Humus: von 1,8 auf 2,3. Unser Sohn darf sich nicht beschweren.
        „Arme Väter….“ 🙂 (ne, das war jetzt Spaß)
        Bauer Willi

    • Paulus sagt

      „Technologisch sind wir den anderen Ländern dieser Erde hoffnungslos überlegen.“
      Wenn Du dich da mal nicht irrst, werter Friederich. Wir sind auf dem besten Weg die Technologieführerschaft auf so manchen Gebieten anderen zu überlassen. Statt dessen beschäftigen wir uns vorzugsweise mit Gender Mainstreaming oder so. Unser Bildungssystem ist schlicht am Ende, da helfen auch keine inflationär vergebenen 1ser Abi-Noten mehr. Siemens baut derzeit ein großes Forschungszentrum in China auf und junge Wissenschaftler verlassen scharenweise unsere so schön gemalte Republik.
      Um bei der LW zu bleiben. Was denkst Du denn aus welchem Grund die Bayer AG so ca. 66 Milliarden Dollar für Monsanto auf den Teller legt. Weil die Frauen dort so schöne Beine haben bestimmt nicht.
      Lasst uns darüber diskutieren ob wir Forschung abhängig von drittklassigem Journalismus machen wollen oder ihr die freie Entfaltung gönnen.

  2. Andreas Müller sagt

    Es gibt sogar Menschen die sind für Einschränkungen bei Glyphosat und für ein Tempolimit…

  3. Thea S sagt

    Eigentlich muß man schon die Prämisse diskutieren „Wenn etwas zweifelsfrei umwelt- und gesundheitsschädlich ist, dann gehört es verboten.“ Erstens ist das „zweifelsfrei“ durchaus interpretationsfähig (Ab wann ist etwas „zweifelsfrei“ Wenn jemand etwas behauptet? Wissenschaftlicher Konsens (Haha)?) Und was heißt denn „schädlich“? Was ist der Maßstab? Ist eine Veränderung der heutigen Umwelt „schädlich“ oder nur anders?
    Und zweitens, bei jedem Verbot ist auch Abwägung gefragt. Das ist keine (oder nicht nur) Frage der persönlichen Betroffenheit. Beispiel Energie: alle mit fossilen Brennstoffen betriebenen Maschinen verbieten – keine Autos, Flugzeuge, Lastwagen, Traktoren etc. Zurück zu Pferd und Wagen und Segelschiffen. Der Bauer rupft Unkraut mit der Hand (halt, das ist ja umweltschädlich). Kühe (Methanerzeugende Klimavernichter) abschaffen. Und für alles brauchen wir natürlich eine Weltregierung. Oder schaffen den Menschen konsequent ab.
    Der Beitrag sieht mir wieder nach Verbraucherbashing aus.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      In dem Artikel von Bauer Willi kann ich kein Verbraucherbashing erkennen.

      Die dargestellte Problematik trifft den Landwirt genau so. Viel leicht nicht mit dem Freizeitroller oder die Motorcross-Maschine, dazu fehlt die Freizeit.

      Warum gibt eigentlich unsere Gesellschaft an allem Negativen der Landwirtschaft schuld und wenn im geringsten der Verbraucher sich an die Nase fassen soll, fühlen die sich auf den Schlips getreten.

        • Inga sagt

          Natürlich, darüber haben wir doch schon diskutiert, oder?

          Bauern sind doch auch Menschen wie du und ich, oder?
          Wenn unserer Volkswirtschaft von Aufgabenteilung lebt, dann muß auch der Bauer konsumieren!

          Jedenfalls mehr als Früher, als sogar neben Nahrungsmittel auch noch der Stoff für Textilien auf dem Feld wuchs.
          Die Wolle kam von Schafen in dem eigenen Betrieb.
          Aber die Stricknadeln und die Nähmaschine mußte man noch kaufen!

          Hier wird der Kreislauf in der Landwirtschaft von früher gezeigt:
          http://programm.ard.de/?sendung=28486279709355

          Mal gespannt heute Abend !

    • Lieschen Müller sagt

      Naja, oft aber auch mitfühlend, helfend, liebend, selbstlos, freundlich, lustig…….

    • Andreas Müller sagt

      „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“ (Kant).

    • bauerhans sagt

      fleischpreise sind tatsächlich zu niedrig,undzwar die,die den erzeugern gezahlt werden!
      der schweinepreis ist von 1,70 auf 1,50 abgestürzt,weil angeblich zuviel schweine angeboten wurden,was aber so nicht stimmt,denn die paar grossen schlachthöfe hatten einfach die schlachtzahlen gedrosselt und schon kams zum stau d.h. überangebot—> preissenkung.

  4. Wie das individuelle, funktioniert auch das kollektive „Gedächtnis“ selektiv und zudem mechanisch. Wie bei den Pawlowschen Hunden der Speichel fließt, wenn die Glocke tönt, löst ein bestimmtes Schlagwort immer wieder denselben Reiz aus. „Glyphosat“ ist ein solches Schlagwort. Der Begriff allein genügt schon, um automatisch die Reaktion „Ah! Pfui! Gift!“ auszulösen. Der Begriff „Tierleid“ ist fest mit „Massentierhaltung“ verknüpft und löst automatisch die Reaktion „Böser Bauer. Schäm dich!“ aus.

    Wer in den Medien am lautesten herumschreit, dem gelingt es am besten, neue mit feststehenden Reaktionen verbundene Schlagwörter (Meme) zu kreieren, die sich dann viral in den Köpfen der Menschen verbreiten. Knöpfchen drücken eben. Wer am besten Knöpfchen drücken kann, hat Macht. Wie bei Maschinen, die man per Knopfdruck an- und abschalten kann.

    Mit der Wirklichkeit hat das nichts zu tun. Glyphosat kann in Wirklichkeit zehnmal weniger schädlich als Kupfersulfat sein, das ändert trotzdem nichts an der Reaktion.
    In Wirklichkeit weiß keiner, was Glyphosat oder Kupfersulfat langfristig in einem offenen System (wie die Erde eins ist) anrichten oder auch nicht anrichten. Kein Wissenschaftler kann in die Zukunft sehen. Und schon gar nicht mit Computersimulationen. Deshalb bleibt den Menschen gar nichts anderes übrig, als sich gegenseitig mit irgendwelchen Memen zu infizieren und Spielchen zu spielen.

    • Lieschen Müller sagt

      Ja, ich habe noch ein Beispiel für Tierleid der ganz anderen Art: Hunde werden so gezüchtet, dass sie irgendeiner Mode entsprechen aber dann nur durch teure Operationen halbwegs lebensfähig sind. Da haben die Leute plötzlich 1000 Euro übrig. Die Welpen werden irgendwo in kleinen Käfigen gehalten, mit ein paar Wochen von der Hündin getrennt, damit sie möglichst „niedlich“ verkauft werden können. Furchtbar!
      Also ja, du hast Recht, es ist irgendwo ein Reflex.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Ach Lieschen,
        das ist was anderes, diese Hundehalter sind davon Überzeugt, dass sie seinen Viechern etwas gutes tun, selbst wenn sie in kleinen Käfigen eingesperrt werden.

        Auch wenn diejenige noch nie in einem Rinder, oder Schweinestall waren, sind sie davon überzeugt, dass diese Tiere gequält werden, irgendwo haben sie schon mal was davon gehört.

    • Stadtmensch sagt

      Einige Philosophen scheuen die mühsame Recherchearbeit und hängen lieber an den Lippen weltfremder Heulsusen (Marcel Bruckner, NZZ), die gegen „Anthropomorphismus“ mit dem Argument menschlicher Ohnmacht gegenüber Plattentektonik und Erdbeben zu Felde ziehen. Eins ist Fakt: der ararindustrielle Komplex mit seiner chemischen Keule, seinen GVO-Insektengiftpflanzen, Monokultur, Spezialisierung, Konzentration (dadurch 20% Anteil am Gesamtverkehrsaufkommen), mit seinem miserablen Wirkungsgrad bei der Gestehung von Nahrungskalorien (Verhältnis 15 : 1 bei unverarbeiteten Produkten, 1000 : 1 bei verarbeiteten), hat entscheidend dazu beigetragen, dass Böden ihren Humus verloren haben und der darin enthaltene Kohlenstoff entwichen ist. Außerdem ist „Moderne Landwirtschaft“ noch Hauptemittent von N2O und CH4 (auch sehr wirksame THG). Und das alles für Cash-Crops (Mode und Luxus), Tierfutter (9 Milliarden GVE?), Biosprit (Wirkungsgrad 0).
      Im freien Markt (den es eigentlich nicht gibt) verhungern Menschen vor gefüllten Lebensmittelspeichern (das wissen wir nicht erst seit der Kartoffelkrise in Irland).
      Jährlich verlieren wir (trotz Rodungen und Neuerschließung) 1% Ackerland. Seit 1950 sind 1/3 des nutzbaren Ackerlandes degradiert und unbrauchbar gemacht worden. Bis Ende des Jahrunderts kommen nochmal 2 Milliarden Menschen dazu. Wer da auf Weiter so und moderne Chemielandwirtschaft setzt hat keine Kinder oder ist in einer Denkfalle fest angezurrt.

      Aber lasst uns weiter über das 0,04% Einsparpotential bei Einführung eines Tempolimits diskutieren. Immer kleine Schritte:
      http://der-autokritiker.de/technik/tempolimit.html

      • Freudenschuss sagt

        Falsch! Ein Schwein macht aus Pflanzenfutter 30x mehr Nahrung für Menschen als man Menschen direkt ernähren könnte (Vergl: Ein Schwein benötigt ein halbes Jahr Futter um auf 120 kg anzuwachsen, ein Mensch braucht mit seiner erheblich viel schlechteren Futterverwertung 16 Jahre dazu).

        Du musst mal mehr die Antiveganische Presse gegen diesen ganzen veganischen Zeitgeist und Wahn in der Gesellschaft lesen!!

        • Zenzi sagt

          Häh?? Der Mensch wird aber auch nach 16 Jahren nicht geschlachtet auch wenn er dann 120 kg haben sollte. Dein Vergleich hinkt – zumindest im Satzbau.
          Es kann ja nicht das Ziel sein, den Mensch auf 120 kg hinzubekommen, ausser man fühlt sich zum „Sumo-Ringen“ hingezogen…

          • Freudenschuss sagt

            Menschen schlachten ist heut zu Tage eh verboten. Ist eine Denkaufgabe die nicht jeder besteht!

            • Stadtmensch sagt

              Du hast sie jedenfalls nicht bestanden. Was nützt es, wenn das Schwein als Nahrungskonkurrent des Menschen gehalten wird und nicht ausschließlich zur Verbesserung seiner Futterverwertung? (Fallzahl hin oder her)
              Mal ganz abgesehen von den Auswirkungen des „Schweineproduktionssystems“ auf den Stickstoffkreilauf.

            • Freudenschuss sagt

              Schwein gibt Gülle. Gut für Humus. Wir haben zu wenig Humus&Gülle. Wir brauchen vielmehr Schweine. Musst Bauernverband Schleswig-Holstein folgen!

            • Freudenschuss sagt

              Lüge. Wenn wir keine Gülle haben, müssen wir Pflanzen für die Düngung anbauen. Wo nehmen sie die Flächen her ?!!

            • Stadtmensch sagt

              Nochmal: Das Schwein ist eine ineffiziente „Methan- und Lachgasschleuder“. 80% der vom „Schweinesystem“ erzeugten reaktiven Stickstoffverbindungen entweichen ungenutzt. Werden also nicht im Menschen durch Verzehr von Schweinefleisch oder in der Kulturpflanze beim düngen mit Schweinegülle gebunden. Das Schweinesystem zwingt uns, Grünland intensiv zu bewirtschaften, damit dort halbwegs proteinreiches Futter wächst, das auch für Menschen geeignet wäre. Durch Grünlandumbruch geht die „Entkohlung“ der Humusverlust los. Besser wäre, keine Schweine und dafür mehr Kühe, Schafe Ziegen (auf der Weide) zu halten. Durch die Intensivbewirtschaftung von Grünland werden letzendlich mehr THG freigesetzt, als bei der Biodiesel- und Rapspresskuchen Kombi vermeintlich gespart werden.

            • Freudenschuss sagt

              Und bei Kühen auf der Weide ist es anders ?! Die Weiden müssen nicht gedüngt werden wenn die Kuh, die Milch und die Kälber entnommen werden und dort nicht verweesen? Wo ist der Unterschied zum Schwein oder Mist du mit zweierlei Maß ?!! Das Rind wächst viel langsamer. Dann gibbet eben kein Fleisch täglich !

            • Stadtmensch sagt

              Bei Wiederkäuern ist das anders. Denen reicht normalerweise Gras, Heu und Wasser. Allerdings darf man den Kühen ihre 50000Liter nicht in 5 Jahren abpressen sondern muss ihnen 10 Jahre dafür genehmigen. Dann geben sie auch ohne Kalb Milch. Viel Optimierungspotential bietet natürlich die Rückführung der Stoffwechselend- und Zerfallsprodukte der Nahrungsmittelkonsumenten auf den Acker.

            • Freudenschuss sagt

              Wie soll das mengenmäßig gehen? Die Milchleistung willst du schon halbieren. Das Rind wächst langsam. Fleisch auch halbieren? Wo soll die Menschheit die tierischen Fette und Eiweiße herbekommen ?! Denn musst du Weideland hinzu schaffen. Willst du mit einer Walze über Acker fahren und Gras sähen und die schöne Kulturlandschaft kaputt machen?

            • Stadtmensch sagt

              Milchleistung halbieren? Fleisch halbieren?
              Exakt! Statt 90kg nur noch 45kg. Statt Raps und Importsoya, Dauergrünland als Kohlenstoffsenke und leckere Hülsenfrüchte. Keine Externalisierung von Kosten mehr (Gesundheitsystem, Trinkwasseraufbereitung, Tiertransporte, Güllebörse)
              Kein Diclofenac mehr im Abwasser weil alle ohne Rheuma und Gicht umherspringen und schlank sind.

            • Freudenschuss sagt

              Wobei ich mich vertan habe. Ein Schwein macht aus Pflanzenfutter natürlich NICHT 30x mehr Nahrung für Menschen als man Menschen direkt ernähren könnte, sondern mind. 3x WENIGER! Ihr dürft nicht immer alles sofort glauben nur weil es euch gefällt !!

      • Schmeckt gut sagt

        Lieber Stadtmensch, andersherum wird ein Schuh draus. Warum konnten sich diese „agrarindustriellen Strukturen“ denn entwickeln. Kann es nicht sein, dass der erschreckend kurzfristig stattfindende Konzentrationsprozess im Lebensmitteleinzelhandel maßgeblich dazu beigetragen hat? Abgesehen davon hat immer noch kein Kommentator in diesem Blog eine schlüssige Defenition von Agrarindustrie, am besten im Sinne der negativen Besetzung des Begriffs, abgegeben (außer E.Niemann, der den Versuch aus Sicht der AbL unternommen hat). Kann es nicht sein, dass Bauer Willi mit seinem Wutbrief garnicht so daneben lag? Es läuft doch vorrangig auf Seiten der Vermarktung auf die Billigproduktion heraus (5 Ketten verkaufen 85% der Lebensmittel). Wird sich durch die Agrarwende kurzfristig etwas ändern? Meiner Meinung nach – Nein. Unser Betrieb macht seit den 80er Jahren Direktvermarktung und ihr könnt mir glauben, dass es einerseits schon Spaß macht und auch einen gewissen Anteil am Einkommen sichert, aber diese „Diversifizierung“ immer wieder als die Rettung der deutschen Landwirtschaft darzustellen – und dies besonders auf Seiten der Landwirtschaftskritiker – geht doch sehr an der Realität vorbei.

      • Der „agrar-technische Komplex“ hat vor 10.000 Jahren angefangen und er prägt zutiefst unser Menschsein. Von Mesopotamien aus hat er sich verbreitet und die Welt total umgestaltet. Der agrar-technische Komplex konnte sich nur durch immer weitere Ausdehnung und Verbreitung halten, weil er schon immer mehr Fremdenergie verbraucht hat, als er selber produziert.

        Zum hundertsten Mal: gegen Ende des agrar-technischen Komplexes um 1800 herum waren Europas Wälder abgeholzt und das bei weniger als 200 Millionen Einwohnern. Das ist keine Option, zu der wir zurückkehren können.

        Im Gefolge der industriellen Revolution wandelte sich der agrar-technische notwendig in den agar-industriellen Komplex um, weil der agrar-technische am Ende war und die Bevölkerung nicht ernähren konnte.

        Es braucht nur ein bisschen gesunden Menschenverstand, um zu erkennen, dass wir uns mit unseren diversen „Komplexen“ (agrarisch, technisch, industriell, militärisch) in eine Sackgasse manövriert haben, aus der wir mit den herkömmlichen Methoden nicht herauskommen, und schon gar nicht, wenn wir auf Amish People machen und eine „alte“ Landwirtschaft rühmen, die keinen Deut besser war als die moderne. Das kann nur in einem Desaster enden, für das die notorischen Realitätsverleugner mitverantwortlich sind.

        Die Realität sieht nämlich so aus, dass wir überhaupt nichts im Griff haben. Wir haben uns ja nicht mal selber im Griff. Wir können weder das Bevölkerungswachstum stoppen noch den Kapitalismus eindämmen, und dann bilden wir uns ein, wir könnten das Klima regulieren? Das ist lächerlich.

        Mit Ihren Fakten diagnostizieren Sie eine tödliche Krankheit, soweit stimme ich zu, aber das Heilmittel, das Sie vorschlagen, gehört in den Bereich der Quacksalberei, die mehr schadet, als sie nützt.

        • Freudenschuss sagt

          Ich habe ein Rezept , s. O. Wenn die 2. Und 3. WELT etc. Sich mehr Fleisch leisten kann, ist die Kalorienversorgung effezienter. Es kommt vieles wieder ins Gleichgewicht so wie bei uns!!

        • Schmeckt gut sagt

          Vielen Dank für diese Deutlichkeit. Trifft ins Schwarze. In die Runde: Hat denn jemand eine Idee, wie wir wirklich weiterkommen, ohne die Höfe aber auch die Gesellschaft überfordern? Das eine Grenze erreicht ist, merkt man an de ausufernden Ansprüchen unserer Gesellschaft. Diese steigende Überforderung mit den kaum zu erfüllenden Ansprüchen, würde meiner Meinung nach nur zu Megabetrieben führen. Und diese Riesenbetriebe wiederum zur Vernichtung des „bäuerlichen“ KnowHow´s (ich bin mir bewußt, dass hier die Definition fehlt 😉 )

          • Stadtmensch sagt

            Vernichtung des „bäuerlichen“ KnowHow´s

            Das Wissen geht generell in der Breite verloren. Es wächst stetig, konzentriert sich aber zunehmend an wenigen, dem allgemeinen Zugriff entzogenen Stellen. Früher wurden elektrische Geräte noch mit Schaltplan verkauft (damit der Konsument es reparieren kann). Früher waren Menschen in der Lage, sich selber Nahrung anzubauen, zuzubereiten und zu konservieren. Heute sind sie zu Schnäppchenjägern degradiert und verbringen ihre Zeit mit dem Studium von Produktbewertungen.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Kleine Geräte, oder Kabel kauft man direkt in China, deren Preise lässt selbst den eingefleischten Aldikäufer vor Neid erblassen.

              Knopfzellen kaufe ich auch in China, 100 Stück CR2032 für 9,5 cent das Stück, frei Haus.
              Was ich nicht brauche, lässt sich für 1 Euro das Stück gut verkaufen.
              Ein Zusatzverdienst braucht heutzutage jeder Rentner. 😉

            • Dorfmensch sagt

              Werter Stadtmensch,

              endlich mal eine gute Feststellung: @Früher waren Menschen in der Lage, sich selber Nahrung anzubauen, zuzubereiten und zu konservieren. Heute sind sie zu Schnäppchenjägern degradiert und verbringen ihre Zeit mit dem Studium von Produktbewertungen.@

              Sind daran auch die Bauern schuld? Der mündige Bürger kann doch ohne Einschränkungen Nahrung anbauen u. s. w.. Liegt es vielleicht am Willen oder mangelndem Fleiß? Wenn man seine Nahrung selbst erzeugt, kann man viel über die Natur lernen und braucht nicht mehr auf die Bauern zu schimpfen. Vielleicht könnte der Verbraucher auch einmal eine andere Berufsgruppe beschimpfen?

        • Stadtmensch sagt

          „notorischen Realitätsverleugner“

          Wieso? Ich sehe auch die Sackgasse und ich sehe auch wie wir da hineingeraten sind. Mein Rezept ist nicht „Amish People“ (obwohl ich Askese mag und über genügend Selbsthass verfüge), sondern Organische Landwirtschaft. Dezentrale Produktion und Konsumtion. Ganzer Landwirt. Zahlreiche, teilweise über jahrzehnte andauerne Freilandversuche (Rodale, Fibl) haben gezeigt, dass Eträge von bis zu 90% im Vergleich zu nicht nachhaltiger LW möglich sind. Davon abgesehen ist kleinteilige LW mit leichtem Gerät viel effizienter. Angenehmer Nebeneffekt: Kohlenstofffixierung im Boden (Dauerhumus) und damit „Weltrettung“.

          Lassen wir die Idioten weiter ihr Halligalli-Hedonistenleben leben.
          „Nach der Wirtschaft“ kommen sie dann angekrochen und können nichts Brauchbares, außer den Amazon-Bestellknopf bedienen. Aber den gibts dann nicht mehr.

          • Die Landwirtschaft, die gegen 1800 an ihr Ende kam, war genau das: organisch und dezentral. Das Produzierte hat nicht mal für 200 Millionen Menschen gereicht. Die meisten Menschen waren damals in der Produktion beschäftigt.
            Heute sind über 500 Millionen allein in Europa zu ernähren und nur noch knapp 1/4 ist in der Produktion beschäftigt.
            Außerdem: Gerade dort, wo die LW besonders organisch und dezentral ist wie in Afrika, gibt es Menschen, die Hunger leiden oder unterernährt sind.
            Es geht nicht drum, dass auf einzelnen Feldern im Vergleich ein Ertrag von 90% herauskommt. In der Summe kommt auf organisch-biologisch geführten Feldern bloß die Hälfte an Ertrag raus. Darauf kommt es an.

            Der Weg, den Sie favorisieren, führt nicht aus der Sackgasse heraus.

            Aber selbst wenn alle Details bzgl. LW so wären, wie Sie behaupten, was ich, wie gesagt, nicht glaube, will die Mehrheit der Menschen diesen Weg ja offensichtlich nicht gehen. Gegen den Willen der Menschen können Sie jedoch langfristig nichts durchsetzen. Es sei denn, die greifen zu brachialen Methoden. Eine Welt, in der die Menschen mittels Gewalt, Gehirnwäsche, Genmanipulation, KI, Umerziehungslager oder was auch immer zu ihrem angeblichen Glück gezwungen werden, ist tausendmal schlechter als die Welt, die wir jetzt haben.

            • Stadtmensch sagt

              “ Das Produzierte hat nicht mal für 200 Millionen Menschen gereicht.“

              Meine Quelle sagt etwas anderes:
              Seite 9, http://www.exit-online.org/pdf/schwarzbuch.pdf

              Die Ressourcen wurden übernutzt, weil man alles in kriegerische Expansion „investiert“ hat. Zu allem Unglück für die Subalternen kam mit Beginn des Industriezeitalters auch noch die Beseitigung der letzten Möglichkeiten zur Subsistenz, Privatisierung von Land, Geld und Arbeitskraft als Ware. Karl Polanyi, Great Transformation, Das Elend war perfekt. Krieg und Militärapparat kanibalisiert sich selbst. Der 30-jährige Krieg hätte 1621 zu Ende sein können, aber Wallenstein musste weiter machen, um seine Gläubiger zu bezahlen. Habt ihr überhaupt eine Ahnung, was Kapitalismus bedeutet?

            • Mark sagt

              @Stadtmensch
              Wagen Sie Ihre persönliche Transformation, mutieren Sie vom Stadtmensch zum Landmensch. Bei Ihrem phänomenalen Wissen über Agriculture können Sie nur gewinnen!

            • „Die Ressourcen wurden übernutzt, weil man alles in kriegerische Expansion investiert hat.“

              Ja, genau. Aber dieser Prozess begann nicht mit der Industrialisierung, sondern mit der Agrarisierung vor 10.000 Jahren. Die Wiege unserer Zivilisation war mal der fruchtbarste Landstrich der Welt, das „Paradies“ der Bibel, heute ist es Wüste. Und das liegt nicht am Klimawandel.

              Wenn Jäger- und Sammlergesellschaften Krieg führen, dann werden damit die Bevölkerungszahlen den natürlichen Gegebenheiten angepasst. Übervölkerung wird so verhindert.
              Der Mensch passt sich demografisch der Natur an. Das ist nicht friedlich, aber es hat zumindest mehrere hunderttausend Jahre lang funktioniert.

              Agrarisierung bedeutet die Umkehrung dieses Schemas: die Natur wird den Bevölkerungszahlen angepasst. Das führt mit Schwankungen zu einer kontinuierlichen Zunahme der Zahl der Menschen auf diesem Planeten. Das macht kriegerische Expansion notwendig.

              Die Industrialisierung ist die logische Weiterentwicklung der Feuernutzung, ebenso wie der Kapitalismus eine notwendige Folge der Agrarisierung ist. Industrialisierung und Kapitalismus sind keine primären Ursachen, sondern Schritte in einem Prozess, der viel früher angefangen hat.

              Zusammen mit der Agrarisierung kam die Klassengesellschaft und die Sklavenhaltung. Mit der Industrialisierung übernehmen Maschinen die Funktion von Sklaven.

              Seit der Agrarisierung hat die Menschheit das Problem, dass es immer mehr Menschen gibt, als die Natur verkraftet. Wo Menschen sich ausbreiten, verwandeln sie Natur in Kulturland, und das bedeutet, dass der Natur, wie sie ursprünglich mal war, Ressourcen abgepresst werden.

              Das hat 10.000 Jahre lang funktioniert, aber jetzt kommt die Menschheit an den Punkt, wo es mit der kriegerischen Expansion nicht mehr weitergeht, weil der Mensch sich auf der Erde bereits überallhin verbreitet hat.

              In den 60er Jahren hat man noch geglaubt, in den Weltraum expandieren zu können. Die Erkenntnis, dass der Weltraum kein Lebensraum für uns ist, ist die Ursache für die Krise, in der wir uns jetzt befinden. Das Expansionsmodell funktioniert nicht mehr. Es ist kein Zufall, dass kurz nach der Mondlandung der Club of Rome mit seinen „Grenzen des Wachstums“ herauskam.

              Im Moment behelfen wir uns noch damit, dass wir in virtuelle Räume expandieren. Das erklärt den Erfolg des Internets. Es ist ein Ventil für den Expansionsdruck.

              Das Bevölkerungswachstum kommt offenbar nur bei Übertechnisierung von selbst zum Stillstand. Das ist hier in Europa der Fall. Übertechnisierung und Kinder passen nicht zusammen. Kinder aufzuziehen, wird in unserer Technosphäre so stressig, dass viele darauf verzichten. Viele werden auch unfruchtbar. Eine Welt, in der für Kinder kein Platz mehr ist, ist allerdings keine schöne Welt. Alles hat wohl seinen Preis.

            • Mark sagt

              Schön aus den philosophischen Fingern gezogen, die Agrarisierung ist die Wurzel allen Übels, womit wir wieder mal zur Erkenntnis gelangen: der Bauer ist an allem schuld.

            • @ Mark

              Das war ja klar, dass jetzt so was kommt. Da aber durch die Jahrtausende hindurch 80% aller Menschen Bauern waren und die restlichen 20% von den 80% gelebt und da heute 96% aller Menschen von 4% Bauern leben, bringen Schuldzuweisungen nicht das Geringste, weil ALLE zusammen diesen Weg gegangen sind und immer noch gehen.

              Man wird trotzdem noch sagen dürfen, was Sache ist. Es kann ja wohl niemand bestreiten, dass der Begriff „kriegerische Expansion“ die in Mesopotamien entstandene Zivilisation ziemlich gut beschreibt.

              Schon mal drüber nachgedacht, dass zusammen mit der Agrarisierung der Schuldbegriff überhaupt erst in die Welt kam und dass gerade unsere Zivilisation durch und durch vom Schuldbegriff geprägt ist? Was beschreibt der biblische Sündenfall denn anderes als den Beginn der Agrarisierung?

              Schon mal drüber nachgedacht, dass gerade Bauern überempfindlich reagieren, wenn von Schuld die Rede ist? Überempfindlich reagiert der doch Mensch nur, wenn er sich getroffen fühlt. Schuld ist der Schuh, den die Bauern sich selber angezogen haben und nun an den Verbraucher weitergeben wollen.

              Ich habe hier auf dem Blog den Eindruck gewonnen, dass Bauern grundsätzlich in einer Verteidigungshaltung sind, was jede normale Diskussion unmöglich macht.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              >>Schon mal drüber nachgedacht, dass gerade Bauern überempfindlich reagieren, wenn von Schuld die Rede ist? Überempfindlich reagiert der doch Mensch nur, wenn er sich getroffen fühlt. Schuld ist der Schuh, den die Bauern sich selber angezogen haben und nun an den Verbraucher weitergeben wollen.<<

              Habe soeben in eine ältere Zeitschrift (Natur) reingeschaut.
              Meine schlimmsten Befürchtungen habe sich als unbegründet erwiesen.
              Da wurde unter anderem dem Verbraucher empfohlen, auf Brokkoli zu verzichten, oder zumindest eine nicht so dunkelgrüne Farbe zu akzeptieren, dann könne auf ein Teil des Stickstoffdünger verzichtet werden.

              Was macht der Verbraucher, der dunkelgrüne wird gekauft, dem Bauern wird Überdüngung vorgeworfen.

              Sagt der Bauer dem Verbraucher, dass er nur das macht, was der Verbraucher wünschst, kommen vermeintlich schlaue Verbraucher daher und erklären dem Bauern, dass er überempfindlich reagieren würde.

            • Mark sagt

              @fingerphil
              Ah, jetzt kommt das Totschlagargument von den getroffenen Hunden. Sieht so die Diskussionskultur aus, wie sie Ihrer Meinung nach sein sollte? Und, welchen Schuh meinen Sie eigentlich??

            • bauerhans sagt

              „was jede normale Diskussion unmöglich macht.“

              das ist doch hier keine normale diskussion,sondern das aneinandereihen von untergangstheorien.

    • Zenzi sagt

      @fingerphilosoph:“In Wirklichkeit weiß keiner, was Glyphosat oder Kupfersulfat langfristig in einem offenen System (wie die Erde eins ist) anrichten oder auch nicht anrichten.“
      Dass Glyphosat gewässerschädlich ist, weiß man aber sehr wohl. Es sollten Gesetze und Stellschrauben her, welche diese Gefahren des PSM stärker reglementieren. So darf es nicht möglich sein, an Acker-Hanglagen zu Bächen, Flüssen Glyphosat auszubringen uvm.
      Vor allen Dingen gehört das Spritzmittel für Privat- und Hausmeisterdienste verboten und nur in die fachkundigen Hände der Landwirte (…) die sich dann hoffentlich auch an neue Gesetze halten.
      Ich möchte mich nicht zwangsweise damit abfinden, dass Glyphosat in geringsten Konzentrationen auch im menschlichen Organismus nachweisbar ist – eben WEIL man nicht weiß ob Blasenkrebs z.B. davon kommen könnte. Nur weil keiner diese Forschungen betreibt, heißt es ja nicht im Umkehrschluss dass es unschädlich ist.

      So holzschnittartig wieder mal Willis Vorgabe ist, wäre es besser differenzierter auf die Probleme einzugehen und nicht gleichermassen mit Pawlowschen Argumenten hier rumzupfuschen.

      Mir bleibt noch mehr Handlungsspielraum übrig als mich nur mit „Memen infiziert, Spielchen zu spielen“

      In die Zukunft kann man mit Computersimulationen sehr wohl sehen (kommt natürlich auf die Zusammenhänge an) – aufgrund von Daten einer langen Vergangenheit und dem Ist-Zustand. Aber auch ohne Computer läßt sich in die Zukunft aufgrund der Vergangenheit schauen…

      Dass mit zweierlei Mass gemessen wird, ist doch eine alte Hacke.
      Wer zahlt schafft an.

      • Die Zukunft mit Computersimulationen vorherzusagen, ist eine Illusion, in der wir uns wiegen, weil wir Sicherheit und Planbarkeit wollen. Die Zukunft ist keine Wiederholung der Vergangenheit und deshalb lassen sich Trends in die Zukunft hinein nur sehr begrenzt ableiten. Die Zukunft könnte man nur vorhersagen, wenn wir in einem geschlossenen System leben würden. Das tun wir aber nicht. Leben ist ein offenes System und deshalb unvorhersagbar.

        Sie können jemanden auch mit Wasser umbringen. War eine beliebte Foltermethode im Mittelalter. Es gibt keine Stoffe, die nur positive (bzw. unschädliche) Eigenschaften haben. Sauerstoff ist ein Zellgift, und trotzdem können Sie ohne Sauerstoff nicht leben.

        Wenn Glyphosat umbenannt und unter anderem Namen positiv in den Medien vermarktet würde, würde das kaum jemand merken. Denn wer merkt sich schon chemische Formeln?

        • Zenzi sagt

          @fingerphilosopf „Wenn Glyphosat umbenannt und unter anderem Namen positiv in den Medien vermarktet würde, würde das kaum jemand merken.“
          Ach, bist du wohl auch ein Freund von Euphemismen (beschönigende Umschreibungen) aus Windscale wurde Sellafield, beides genauso gefährlich und bis in die Zukunft eine Altlast. https://de.wikipedia.org/wiki/Sellafield
          Auch Contergan wurde damals „positiv vermarktet“ (…)
          DDT wurde als das Glück gegen Insektenfraß vermarktet (…)
          Selbst wenn Glyphosat (RoundUp) unter „Wiesengrün“ verkauft werden würde, muss sich keiner eine chemische Formel merken um dem Wolf im Schafspelz auf die Schliche zu kommen.

          Deine etwas einfachen Welterklärungsformeln, heruntergebrochen auf die schlichte Dualität der Dinge erschliesst sich mir nicht.
          Phrasen wie „Sie können jemanden auch mit Wasser umbringen. War eine beliebte Foltermethode im Mittelalter. Es gibt keine Stoffe, die nur positive (bzw. unschädliche) Eigenschaften haben.“ kannst du dir echt sparen.

          • Aber hallo! Das mit der schlichten Dualität ist doch auf deinem Mist gewachsen, nicht auf meinem. Es ist deine Schwarz-Weiß-Malerei, dass „böse Stoffe“ wie Glyphosat nicht mal in „geringsten Konzentrationen“ sein dürfen, zumindest nicht im menschlichen Körper. Falls du es nicht gemerkt hast: eben diese Schwarz-Weiß-Malerei stelle ich in Frage. Die Dosis macht das Gift.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            >>DDT wurde als das Glück gegen Insektenfraß vermarktet (…)<<

            Wir alle, auch die Bauern sind zufrieden, dass wir seit Jahrzehnten auf DDT verzichten können. Dass DDT Menschenleben gerettet hat und immer noch rettet wird gerne vergessen.

            1948 erhielt der Schweizer Paul Hermann Müller für seine Entdeckung des DDTs als Pestizid den Medizinnobelpreis. Es war das erste Mal, dass dieser Preis nicht an einen Mediziner verliehen wurde. Grund für die Preisverleihung war, dass DDT enorm dazu beigetragen hatte, die Hygiene zu verbessern und ansteckende Krankheiten, die durch Insekten verbreitet wurden, einzudämmen.

            Mitten im Zweiten Weltkrieg kam DDT unter den Markennamen Gesarol und Neocid 1942 auf den Markt. Im Deutschen Reich wurde es sogleich in großem Umfang gegen den Kartoffelkäfer und als Entlausungsmittel eingesetzt. Als 1943 in Neapel / Italien eine Typhusepidemie ausbrach zeigte sich erstmals der medizinische Nutzen des Mittels. Da die lebensbedrohliche Krankheit von Läusen übertragen wurde, konnte man sie sehr schnell eindämmen, indem man die Menschen mit DDT einsprühte.

            Die Weltgesundheits-Organisation (WHO) empfiehlt den Einsatz von DDT seit 2006 ausdrücklich, und zwar für die Anwendung im Rauminnern. Dabei werden Wände mit einer DDT-Suspension besprüht.

            Die Methode ist umstritten. Neben der WHO propagieren vor allem die USA den DDT-Einsatz.

            Die Befürworter machen geltend, dass DDT Leben retten kann: Angesichts von jährlich über einer Million Malaria-Toten wäre es zynisch, das Insektizid wegen möglicher Gesundheitsschäden pauschal zu ächten, gibt der Malariaspezialist Marcel Tanner zu bedenken. Zudem drohten bei niedriger Dosierung keine Schäden.

        • Stadtmensch sagt

          „Die Zukunft mit Computersimulationen vorherzusagen, ist eine Illusion, in der wir uns wiegen, weil wir Sicherheit und Planbarkeit wollen.“

          Die einen wollen Macht, die anderen Sicherheit:

          vimeo:

          All Watched Over by Machines of Loving Grace – Episode 1 – Love and Power

          Schulden wurden schon immer erlassen. Die Landwirtschaft ist nicht Schuld an der Übernutzung, sondern die Verschwendung durch Konkurrenz statt Synergie durch Kooperation. Wir sollten uns nicht von den Geschichten der vermeintlichen „Sieger“ einlullen lassen. Die Sche…e fing an, als Ökonomen von sich behaupteten, exakte Wissenschaft zu betreiben.

  5. Lieschen Müller sagt

    Gerade beim Klimawandel, also dem Fakt, dass der Kohlendioxid-Anteil in der Atmosphäre unaufhörlich ansteigt, kann ich deiner Argumentation folgen: es ist allen klar, aber verbieten oder sich einschränken will keiner.

    • Thea S sagt

      War denn der Klimawandel nach der letzten Eiszeit in Mitteleuropa vor 20 000 Jahren „schädlich“?

      • Lieschen Müller sagt

        Nun ja. Das ist die übliche Argumentationskette.
        Wenn sich aber innerhalb eines Jahrhunderts die Konzentration eines Spurengases in der Athmosphäre fast verdoppelt, gehe ich davon aus, dass irgendetwas passieren wird.
        Etwas doch irgendwie großflächiges, was vielleicht nicht nur mein schönes Thüringen betreffen wird……

      • Berglens, Peter sagt

        Es macht aber einen gewaltigen Unterschied, ob der Wandel in 1000 oder 100 Jahren stattfindet. Und letzteres passiert in der Geschichte nun zum 1. Mal. So schnell können sich Lebewesen kaum anpassen, denke nicht nur ich.

        • Mark sagt

          Laut Prof. H. Lesch, grüner ZDF-Welterklärer und Klimaalarmist, hat das anthropogene CO2 die derzeit anstehende Eiszeit um 30000 -50000 Jahre in die Zukunft verschoben, also genügend Zeit für Lebewesen, um sich anzupassen.

            • Mark sagt

              IPCC, Summary for Policymakers, 2013, S. 16 Fußnote : „No best estimate for equilibrium climate sensitivity can now be given because of a lack of agreement on values across assessed lines of evidence and studies.“

            • Lieschen Müller sagt

              @Mark: Leider ist mein Englisch nicht gut genug, was besagt die Fußnote zur Grafik?

            • Mark hat eine Fußnote aufgespürt, mit der der IPCC seine eigene Aussage aushebelt. Das hat ja schon die Dramaturgie von Esoterikern à la Kopp.

              Die Fußnote bezieht sich auf folgende Aussage:

              „The equilibrium climate sensitivity quantifies the response of the climate system to constant radiative forcing on multicentury
              time scales. It is defined as the change in global mean surface temperature at equilibrium that is caused by a
              doubling of the atmospheric CO2 concentration. Equilibrium climate sensitivity is likely in the range 1.5°C to 4.5°C (high
              confidence), extremely unlikely less than 1°C (high confidence), and very unlikely greater than 6°C (medium confidence) [Fußnote].“

              Auf Grundlage dessen, worüber sich das Panel einig ist, kam es 2013 (und heute?) eben „nur“ zu der o.g. Spanne mit den darin genannten Evidenzgraden und nicht zu stärker eingegrenzten Schätzwerten. Sehr skeptische Meinungen über das Maß der Erderwärmung wurden also berücksichtigt.

              Seltsam, bei Glyphosat wird der wissenschaftlichen Mehrheitsmeinung blind vertraut, dieselben Leute lehnen aber die Mehrheitsmeinung zur anthropogenen Erderwärmung ab. Offenbar liegt dem das wissenschaftliche Konzept der Rosinentheorie zugrunde.

            • Mark sagt

              Die Richtigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse hat nichts mit Mehrheiten zu tun. Die Kunst besteht eben darin, das Richtige vom Falschen zu unterscheiden.

            • Die Kunst besteht darin, das Richtige vom Falschen zu unterscheiden. Wie wahr! Richtig ist, nur so schnell durch den Nebel zu fahren wie man auch angemessen reagieren kann, selbst wenn man nicht erkennen kann, ob ein Kind auf der Straße steht.

          • Lieschen Müller sagt

            In 100.000 Jahren wird das heutige Klima nur noch ein kleiner Peak sein. Insofern mag das schon stimmen. Aber was ist in 10 Jahren? Wohin mit den ganzen Menschen, die dann kein Wasser und kein Weizen mehr haben? Zu uns nach Deutschland, weil wir müssen ja kein Wasser sparen?

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