Bauer Willi
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“Wut”bauer – ratlos

So langsam könnten die Medien ja mal aufhören mit dem Begriff “Wutbauer”. Obwohl ich am Sonntag bei Jauch im Gasometer kurz davor war, mal wieder aus der Haut zu fahren. Was Schinken-Abraham und “Experte” Roeb da vom Stapel ließen, war schon derb.

Dass die Bauern an den niedrigen Preisen selbst schuld sind, darauf war ich, ehrlich gesagt, noch nicht gekommen. Da muss der Ehrenpräsident des BVE die Statistik schon ganz schön verbiegen, um behaupten zu können, dass wir Bauern überall Überschüsse produzieren um dann bei der Nahrungsmittelindustrie zu betteln, dass die doch bitte unsere Produkte kaufen. Nachdem ich mir im Netz die Sendung noch zweimal angeschaut habe, erschließt sich mir immer noch nicht, was Experte Roeb meint, wenn er sagt, das wir Landwirte immer “haben, haben, haben wollen, aber ansonsten auf dem Stand von 1970 stehen geblieben sind”. Eigentlich ein persönliche Beleidigung, da er mich dauernd dabei anschaut. Gleichzeitig schimpft er dann, dass ich Besitzer eines halben Fendt bin. Das es nur ein halber ist, hätte er erfahren können, denn es ist nachzulesen, dass ich den Betrieb in einer Kooperation mit dem Nachbarn bewirtschafte. Übrigens genau seit 1970.

Seit damals sind wir stehen geblieben. Haben nur die Gummistiefel ausgezogen und die Forke in die Ecke gestellt. Ich will überhaupt nicht wissen, wie viel hunderttausend Bauernhöfe seitdem ihre Tore zugemacht haben. Das interessiert einen Marketing-“Experten” auch nicht, denn für ihn zählen nur Fakten. Der Mensch ist Mittel. Punkt.

Und so ein Typ lehrt vor Studenten? Armes Deutschland.

Und so verteidigt er, der seine Sporen in der Drücker-Kolonne bei Aldi verdient hat, deren Machenschaften weiter. Auf die Frage, wem die Preissenkung von 4 Cent bei der Milch nützt, wenn 24 Stunden später alle anderen Märkte auch auf diesem Niveau verkaufen, gibt es keine Antwort. Beide Herren von der Dunklen-Anzug-Fraktion wissen genau, dass die Preiselastizität der Nachfrage bei Milch gleich Null ist. Auf Deutsch: kein Mensch kauft mehr Milch, wenn die 4 Cent billiger ist. Ich habe selber im Discounter ein paar Kunden gefragt. Die haben überhaupt nicht mitbekommen, dass die billiger geworden ist. Und das weiß auch Abraham. Und Roeb müsste es auch wissen.

Aber beide wollten sich nicht an der Diskussion beteiligen, wollten nur die Ansichten ihrer Verbände bzw. die der Discounter rechtfertigen. Dialog? Null! Einfach nur arrogant und abgehoben. Das konnte man auch nach der Sendung beobachten, als beide beim Bier danach wie die Fliegen um Herrn Jauch scharwenzelten und auf ihn einredeten. Das war mir dann doch zu blöd.

Dann noch kurz zu den Damen. Frau Busse bemühte sich redlich, das Tierwohl in den Vordergrund zu stellen. Mir war es, ehrlich gesagt, etwas arg vordergründig Werbung für ihr Buch. Darf man ja machen, aber ein wenig dezenter. Und der Bezug zum Thema fehlte auch etwas. Und Sie hätte etwas langsamer reden müssen. Gilt auch für Frau Künast, die mich ansonsten positiv überrascht hat. Sie ab jetzt als meine Freundin zu bezeichnen, ist noch etwas früh. Würde mich gerne mit ihr über Fachfragen unterhalten, auf die in dieser Sendung nicht eingegangen werden konnte. Ansonsten hat sie natürlich auch nicht auf Monsanto und Glyphosat sowie etliche andere Schlagworte verzichten können, das gehört zum Standard-Repertoire eines Grünen-Politikers, wenn er Werbung für seine Partei macht. Darf man ja machen.

Fazit: der Abend spiegelte dass wieder, was wir Landwirte in unserem Alltag erleben: man redet über uns, aber nicht mit uns. Zumindest die Gäste von Günther Jauch, er selber ist ganz normal und wir haben uns auch gegenseitig erzählt, wie viel Subventionen wir bekommen. Er bekommt weniger als ich.

urlaub

Und jetzt bin ich im Urlaub, im Villnöß-Tal, wir machen wieder Urlaub auf dem Außervisellhof bei Maria und Hans. Wie letztes Jahr. Unter dem Balkon laufen wieder die Brillenschafe und im Stall stehen die seltenen Geisler-Rinder. Von beiden Rassen gibt es nur noch ein paar Hundert.

Gestern sind wir angekommen und haben uns vorher mit Lebensmitteln versorgt. Im Supermarkt in Brixen. Und da ist die Welt noch in Ordnung: 3 Kaminwurzen für 4,50 €, vier Bio-Eier für 2,80 €. Man stelle sich das vor: ein Ei für siebzig Cent! Wahnsinn!

Da könnte ich glatt Bio-Bauer in Südtirol werden. Ich rede gleich mal mit meiner Frau, die schläft noch. Es ist gerade mal 6 Uhr und eigentlich sind wir ja im Urlaub. Aber das wollte ich euch noch schnell erzählen…

Euer Bauer Willi

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55 Kommentare

  1. Andreas Scherrer sagt

    Hallo liebe Kollegen,
    wir haben Dienstag morgen, die Bahn hat nun erst sechs Tage gestreikt und wollen heute wieder anfangen ! Die wollen mehr Geld !
    Wir arbeiten 365 Tage im Jahr nicht mal für den Mindestlohn mit einem sehr hohen Risiko bzw. Tierschutz, Tierseuchen, extremen Wetterlagen usw.
    Wie soll das für unsere Landwirtschaftliche Minderheit weiter gehen ?
    Wie können wir den Verbrauchern unsere Lage verständlich machen ?
    Sicherlich nicht wenn wir kostbare Lebensmittel auf den Feldern verteilen bzw. entsorgen,
    könnte ich mir auch nicht leisten !!!!
    Sollten wir mal alle auf die Straße gehen ? In Frankreich währe das schon lange passiert.
    Fakt ist wenn das so weiter geht sitzen wir alle irgendwann auf der Straße, egal wer alle !!!

  2. Ehemaliger Landwirt sagt

    Habe meinen beiden Söhnen empfohlen, ein anderen Beruf zu wählen, einen wo sie ihren Lebensunterhalt verdienen können. Auch habe ich ihnen gesagt, wenn das nicht alles klappt, dann können sie Harz IV beantragen, na ja Reich werden sie nicht damit, aber immerhin werden sie nicht blöd angemacht.

    Übrigens der älteste ist Diplominformatiker und de jüngste Studiert Physik.

  3. Matthias W. sagt

    Hallo Willi,
    zunächst mal herzlichen Dank für deinen Einsatz bei Jauch!
    Fand auch, dass die beiden Herren nur Stroh gedroschen haben, Frau Busse zu viel von Ihrem Buch erzählte und Frau Kühnast halt Politikerin ist und die Spielbälle nutzte…

    Was hat`s gebracht? Zunächst mal “Breitenwirkung” und vielleicht bei dem ein oder anderen Zuschauer Nachdenklichkeit, wenn er das nächste Mal eine Kaufentscheidung treffen muß.
    Das war es wert, sich dem Thema zu stellen.
    Talk Shows haben andererseits den riesen Nachteil, dass es meist keinen Fakten-Check gibt, die verwendeten Zahlen nicht direkt geprüft werden können und man geneigt ist, aus dem Bauch eine Zustimmung zu geben. Es bleibt halt an der Oberfläche und vielleicht bleiben andererseits Eindrücke, die zu Verhaltensänderungen beitragen. Wäre zu wünschen.
    Wünsche Dir und Deiner Frau schönen Urlaub in Südtirol!
    Bin beruflich seit 15 Jahren auch in Bruneck tätig. Kann bestätigen, dass Südtirol attraktiv ist und man Erholung finden kann…

  4. Schweinebauer Piet sagt

    2005 habe ich eine Seminararbet über die Milchquotenbörse geschrieben. Aus Literaturrecherchen und Gesprächen mit dem Prof wurde mit schnell klar, dass der Wegfall der Quote zunächst keine annehmenen Preise erwarten lässt.
    Prof Roeb und Abraham haben für mich die Sache sehr sachlich betrachtet. Beim Studium habe ich den Milchmarkt intensiv betrachtet, hatte oft Gespräche mit dem Prof, bei denen ich zur Erkenntnis kam, dass der BDM sich mit seinen Forderungen lächerlich macht.

    Meine Frage in die Runde ist, ob wir uns lächerlich machen machen wollen? ??
    Ist das das Ziel Bauer Willi?

    • Alois Wohlfahrt sagt

      Guten Morgen Piet,
      ehrlich gesagt, ich verstehe Deine Frage nicht.
      Niemand will sich “lächerlich” machen.
      Prof Roeb und der Herr Abraham kamen bei der Diskussion arrogant rüber. Das ist deren Problem.
      Von der Sache her vertreten sie die Marktwirtschaft und mit ihrer Art bringen sie ans Licht, dass die Landwirte um die Marktbeherrscher, nämlich Verarbeiter und Handel, nicht vorbeikommen.
      Nun können sich die Landwirte ja entscheiden, ob sie nach der Pfeife der Marktbeherrscher tanzen, sprich immer effizienter und billiger produzieren, oder ob es nicht doch noch andere Möglichkeiten gibt?
      Das ist für mich der Sinn und das Ziel der Diskussion hier.
      Alois

      • Schweinebauer Piet sagt

        Moin Alois,
        mir geht es darum sachlich den Milchmarkt zu betrachten. Das heißt die Marktwirtschaft mit Angebot und Nachfrage unter die Lupe zu nehmen. Klar können wir einfach Preise fordern. Dann sind sachliche Diskussionen aber schwierig. Dann müssen wir auch damit rechnen, dass nachher, die andere Seite zu hoch bezahlte Preise der Vergangenheit zurück fordert. Ich denke so etwas möchte niemand.

        Jauch habe ich schon 3mal gesehen und Roeb und Abraham haben sachlich geantwortet, auch wenn man die Antwort nicht gut findet, sollten wir sachlich damit umgehen.

        • bauerhans sagt

          landwirtschaft und die dazu gehörenden “märkte” kann man nicht sachlich betrachten! der bauer sollte/muss seinen betrieb unbedingt sachlich betrachten und sich vor allen dingen selbst realistisch einschätzen.

        • Alois Wohlfahrt sagt

          Hallo Piet,
          dass die Kontingentierung bei Milch nichts gebracht hat ausser Kosten für die Milcherzeuger, ist inzwischen klar.
          Darum sind Forderungen nach Staat und Mindestmilchpreis wohl Quatsch. Für den Milcherzeuger wird es aber höchste Zeit sich auch um den Absatz seiner Mengen zu kümmern. Die Aussage von Wessels “mein Berater hat mir geraten auf 500 Kühe aufzustocken” spricht leider Bände, wie wenig marktorientiert hier ein Unternehmer handelt. Die Entscheidungen trifft der Unternehmer, sprich der Bauer. Und dazu müssen wir stehen. Nach dem Ende der Kontingentierung kommt viel mehr Verantwortung und Spielraum auf die Molkereien zu. Um den Absatz seiner Milch zu ertragreichen Preisen muss sich der Unternehmer auch aktiv kümmern. Das muss jedem Milcherzeuger klar werden. Das hat auch gar nichts mit Roeb oder Abraham zu tun.

  5. Christoph Thobe sagt

    Die Diskussion hat gezeigt wer das sagen hat! Ich persönlich kann mir jetzt vorstellen wie es in den nächsten Jahren weiter geht!

    WACHSE oder WEICHE

  6. Anestis Papadopoulos sagt

    Hallo Bauer Willi,

    ich hab mir die Sendung mit Verspätung auf der Mediathek angeschaut. Im Verlauf der Diskussion hat mich mal wieder das bekannte Gefühl beschlichen das sich die öffentliche Wahrnehmung von der Realität mehr und mehr entkoppelt.

    Jedenfalls hatte ich nicht den Eindruck das sich die Teilnehmer für das Geschäft des Landwirts besonders interessieren.

    Die Landwirtschaft ist historisch eine Erfolgsgeschichte. Dargestellt wird sie derzeit aber als Menschheitsverbrechen. Dazu werden Emotionen bedient die in uns drinstecken.

    Mir als Verbraucher bedeutet das Tierwohl etwas. Z.B. als Kind konnte ich es nicht ertragen wenn ein Lamm oder Kälbchen geschlachtet wurde. Wir essen gerne Fleisch, aber die wenigsten wollen beim schlachten dabei sein oder gar selbst ein Tier schlachten. Ich auch nicht. An diesem „Schuldkomplex“ kann man Menschen packen. Und die Bauern eignen sich da natürlich bestens als Abladeplatz für selbstfabrizierte Schuldkomplexe.

    Bei den Ausführungen von Herrn Abraham und dem anderen Herrn, wie hieß er noch…… egal, war zu erkennen das für sie ein Landwirt nur ein austauschbarer Sublieferant ist. Vielleicht vergleichbar mit der Autoindustrie. Jeder kennt VW, BMW und Daimler. Aber wer kennt ihre Zulieferer? Die Kommunikationsmacht mit dem Verbraucher haben jedenfalls die Besitzer der Marken. Nicht ihre Lieferanten. Frau Künasts Auforderung an Sie, sich doch einfach mit dem Verbraucher zu verbünden halte ich, mit Verlaub, für eine Abwimmler Phrase.

    Kleiner Zynismus zum Schluß:

    Als Frau Busse so emotional über Kühe und Schweine sprach, dachte ich mir:
    „Und am Ende kommt trotzdem der Herr Abraham und macht nen Schinken draus.“

    Schönen Urlaub und weiter viel Erfolg

    Anestis Papadopoulos

  7. Johannes Küppers sagt

    Es war eine recht wilde Sendung.Als Diskussion konnte man das nicht bezeichnen.Ich habe während der Sendung innerlich eingepackt.Ich hege den Verdacht,wenn eine sachliche Beziehung zu den Grünen aufgebaut würde, es nicht das schlechteste wäre.Das miteinander reden muss bleiben,sonst gibt es keine annehmbare Lösungen.

  8. Brilke sagt

    die Nummer mit dem Haben Haben Haben Haben kann ich nur bestätigen … hab selten einen geldgierigeren Menschenschlag kennengelernt als Bauern !!!

    • Bauer Willi sagt

      Vielen Dank für die Pflege: deiner Vorurteile. Aber wahrscheinlich bist du schon wieder auf der nächsten Homepage und bekommst die Antwort nicht mehr mit……
      Bauer Willi

    • Gernot sagt

      Es ist aber auch wirklich eine Sauerei, dass Bauern für Ihre Arbeit Geld wollen.
      Sie haben einen Beruf, der es ihnen ermöglicht viel an der frischen Luft zu sein und sind Ihr eigner Herr.
      Eigentlich sollten Sie dies alles aus ihrem Stolz heraus machen und nicht für schnöden Mamon.
      /Satire aus
      Seien wir doch mal ehrlich.
      Fast jeder hat das Gewinnstreben in sich und wenn hierzu ethisch akzeptable Methoden angewannt werden ist es auch richtig und gewollt.
      Dies unterscheidet das Menschenbild des Kapitalismus vom utopischen Menschenbild des Sozialismus.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Den Erfolg der bäuerlichen Geldgier kann man im Internet nachlesen. Bauern sind die einzigen, die ihre Entlohnung öffentlich machen müssen.

      Offensichtlich sind nicht alle in der Lage, dies nachzuschauen, da holt man lieber den Holzhammer raus.

  9. Jürgen Stadler sagt

    Wenn ich schon höre dass der Herr Dozent Roeb die Stiftung Warentest als Instanz für die Qualität von Lebensmitteln heranzieht!Da ist ja auch das Olivenöl für 3,99 vom Discounter top.Herr Roeb disqualifiziert sich selbst,wenn er diese Bildzeitung für Verbrauchertests überhaupt erwähnt!

  10. Hans sagt

    Lieber Willi,
    Euch Beiden einen schönen, erholsamen Urlaub !
    Laß die Seele baumeln und die Finger von der Tastatur 😉
    Du hast einen Super-Job gemacht und vor Allem, Deine kurze
    Zusammenfassung am Ende !!

  11. Detmar sagt

    Moin Willi!
    Deine Einschätzung der beiden Anzugträger teile ich. Aber sowas von! Den Roeb empfand ich als unerträglich. Aus seiner Sichtweise heraus vielleicht noch verständlich, wenn auch ekelhaft für uns Bauern. So richtig erklären konnte der gar nichts. Hat für Verbraucher wie für uns Bauern nur alles schlimmer gemacht.
    Eines stimmt allerdings: Das wir selber Schuld sind an unseren Preisen. Na gut, zumindest zu einem Teil. Zu einem großen Teil, wenn wir die Genossenschaftensmolkereien auch zu uns selber mit dazu zählen (wovon ich abrate).
    Wer sollte sonst Schuld sein? Aldi? Der LEH? Wieso?
    Ein Milchproduktehändler einer großen norddeutschen Marke (samt Handelsmarken der Discounter) erzählte mir mal, wie solche Verhandlungen zwischen LEH und Molkereien (bzw. ihm in Vertretung) laufen: Da schreibt Aldi die Firmen an, was es haben will und wie viel davon und für welchen Zeitraum. An Molkereien und Händlern ist es dann, die Lieferfähigkeit zu bestätigen und einen Preis anzubieten. Daraus sucht sich Aldi dann den günstigsten Anbieter aus.
    Die Methode ist nicht verwerflich. Wir machen es doch wohl auch so, wenn wir Dinge einkaufen. Oder nicht? Geben uns Landmaschinen- und Futtermittelhändler deswegen die Schuld an ihrer Unwirtschaftlichkeit, weil wir die Preise so drücken? Nein? Na also! Wieso ist es dann aber für uns Bauern ganz normal, anderen die Schuld zu geben, wenn es für uns nicht reicht?
    Einst hatten wir Bauern, Jahrzehnte ist es her, Genossenschaften gegründet, um dem Handel effektiver anbieten zu können und bessere Preise aushandeln zu können. Die Idee war gut. Leider hat sich das Genossenschaftswesen in der Zwischenzeit vielfach verselbstständigt. Wir Bauern haben es aus der Hand gegeben. In vielen Molkereigenossenschaften bestimmt mittlerweile nur noch der Vorstand alleine über alles. Bis auf Vorstandswahlen haben Bauern keinen Einfluss mehr auf die Genossenschaft.
    Der ursprünglich genossenschaftliche Gedanke, keine Konzerneinkünfte zu erwirtschaften, sondern alles eingenommene Geld an die Bauern auszuzahlen, existiert auch kaum mehr. Wie sonst sollte etwa das DMK tönen können, es würde in schwierigen Zeiten freiwillig und zu Gunsten der Mitglieder auf Gewinne verzichten wollen? Und woher haben die überhaupt Gewinne, wenn doch Aldi und Co so gnadenlos die Preise drücken?
    Gerade daran sieht man doch, dass es gar nicht Aldi ist, der die Preise drückt. Sonst hätten Molkereigenossenschaften keine Gewinne mehr. Haben sie aber. Und lassen uns Bauern finanziell ausbluten dafür, dass es so bleibt. Ist es also nicht auch unsere Schuld, wenn wir den Genossenschaften derlei erlauben? Ich meine: Ja!
    Hab trotzdem einen schönen Urlaub. Schalte ab. Wenigstens für eine entspannende Weile.

    • Alois Wohlfahrt sagt

      Hallo Detmar,
      in der Wirtschaft ist es üblich Geschäftsführer am Unternehmenerfolg mittels Boni zu motivieren. Der wirtschaftliche Erfolg wird dann an Gewinn oder Umsatz oder sonstigen Effizienzfaktoren gemessen. In allen diesen Fällen ist der Einkauf des Rohstoffes (z.B Milch) ein negativer Kostenfaktor. Also hat der Geschäftsführer von sich aus nicht das Interesse für diese Kosten viel zu bezahlen. Ergo würde er sich sogar schaden den eigenen Bauern mehr zu bezahlen. Vielleicht wäre es mal angedacht diese Boni (auch) an die ausgezahlten Erzeugerpreise zu koppeln. So nach dem Motto: Geht es den Genossenschaftsmitgliedern gut, geht es auch mir gut.
      Alois

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Detmar
      Trotz Urlaub, danke. Nach dem Urlaub mehr, denn bei den Genossenschaften könnte ich Bücher schreiben. Wie es toll funktioniert und auch anders: wo die Mitglieder nur eine anonyme Masse sind. Und auch bleiben wollen. Mach ich mal nach dem Urlaub und erinnere mich dran. Wegen Alzheimer, gehe ja auf die 61 zu
      Bauer Willi

  12. fritz33033 sagt

    Hallo Urlaubsbauer Willi !
    Zunächst mal Danke!
    Danke dafür, dass sich erneut ein Erzeuger den Medien stellt. Und sich, wie auch der Milchbauer auch mal über Vertragsgestaltungen erklärt.
    Lassen wir mal den Diskussionverlauf ein wenig aussen vor. Dann könnte man dem sich entwickelnden Mainstream folgen, der uns sagt: back to the roots!
    Alle ?? Nicht wirklich ! Dafür sind die Ansprüche zu hoch und die verfügbaren Einkommen in der Breite zu tief 🙁
    Also werden wir Menschen insgesamt auch nicht ohne Erzeuger wie den Bauern Willi und seine Mitstreiter in der “Massenproduktion” auskommen. Ihr sichert mit eurem täglichem Einsatz (wie schafft ihr es nur, da auch noch 2 Wochen in den Urlaub zu fahren…..) unsere Versorgung mit Mitteln zum Leben. Diese Begrifflichkeit sollte Mensch sich mal durch den Sinn gehen lassen, wenn das das nächste mal wieder etwas von der viel zu billigen Produktion einfach weggeworfen wird !
    Und ich glaube, hier muß dann auch der Ansatz sein, etwas an der heutigen Perversität im Umgang mit den Mitteln zum Leben zu ändern. WENIGER IST MEHR !! Ein leicht zu sagender Slogan. Aber mit ein klein wenig Selbstdisziplin und Kreativität wirklich leicht umzusetzen. Wie auch das zuvor genannte Beispiel “Regionalwert” gut beschreibt. Ein ähnliches Beispiel dem ich folgen kann und darf, ist z.B. Milch vom regionalen Bioland Bauernzusammenschluß ( bliesgaumolkerei.de ) kaufen. Gibt es immer häufiger auch im Supermarkt vor der Tür.
    Und da gibt es zunehmend auch immer mehr Kleinerzeugergemeinschaften, denen man für relativ bescheidene Beiträge im Vergleich zur Gesamtleistung, beitreten kann. Oder Solidarische Landwirtschaften, ob nun Bio, vegetarisch oder eher konventionell und regional verankert sei mal dahin gestellt. Ich darf auch an so einer neu gegründeten teilnehmen ( wahlbacherhof.org ).
    Und auch durchaus vorstellbar wäre es doch auch – um den Kreis mal wieder zu schließen – wenn “Großbauern” wie der Bauer Willi und sein Traktormitbesitzer einen Teil der Ernte ab Hof direkt vermarkten würden ! Der “normale” Konsument würde ein Kilo Kartoffeln z. B. für 30 Cent immer noch als preiswert empfinden und kaufen. Eine win- win Situation mit überschaubarem Risiko – oder ?

    Wünsche euch noch einen schönen Urlaub !!
    Fritz33033

    Ps. Ein Bio Ei für 70 Cent ?? Unser regionales Bioland SoLaWi Ei in Größe L kostet max. 40 Cent.

  13. Helmut Gurk sagt

    Lieber Bauer Willi,
    Zunächst wünsche ich Ihnen einen schönen und erholsamen Urlaub.
    Ich fand es toll, dass Sie sich in so eine Sendung “gewagt” haben. Man kann die besten Ideen haben, die werden aber von den Funktionären nach allen Regeln der Kunst abgeschmettert. Die Meisten dieser Leute kommen vom Studium, reden über etwas wovon sie keine Ahnung haben. Vielleicht haben sie selbst noch nie einen Bauernhof aus der Nähe gesehen.
    Ich selbst wohne in Ahlhorner, wo wir eine sehr große Putenschlachterei haben. Als sich kürzlich eine Hähnchenschlachterei dieser anschließen wollte, hagelte es Proteste gegen Massentierhaltung etc. etc. Nach der Demonstration Rennen die gleichen Personen dann direkt in den nächsten Supermarkt, um ein Suppenhuhn für € 2,95 zu kaufen.
    Da kann man wirklich nur sagen:” lieber Gott, lass Hirn regnen!”

    Ihnen und Ihrer Frau alles Gute
    Helmut Gurk

  14. Die Wiederholung macht aus einer simplen Sache keine Wahrheit und bringt keine Erkenntnis. “Wenn ich kein Alleinstellungsmerkmal (hübsches Kauderwelsch) und kein Produkt habe, welches stark nachgefragt ist (eben Alleinstellungsmerkmal), muß ich halt den Preis akzeptieren, den der Markt hergibt.” Da die Bauern in den 1970er stehen geblieben sind, ist es wohl auch allen entgangen, daß es keine “kleinen” Molkereien mehr gibt. Wenige Abnehmer stehen vielen Anbietern gegenüber und Milch wird nach China exportiert, folglich kann sie auch importiert werden. Das ist nur ein Beispiel. Ich habe “Bio-Eier” gekauft, bis es hieß, daß es Herkunftstempel ohne Hof gibt. Bis es hieß, Bio-Eier hätten Spuren auf den Schalen, die für Käfig-Eier typisch sind. Wer sich “schlau machen will” ist auch Opfer der Meinungsmache, denn es wird viel berichtet, wenn der Tag lang ist.
    Ein Holländer hat Länder der ehemaligen LPG’s gekauft, aber das Land an “Juncker” zu geben, die im Widerstand waren, das geht natürlich nicht. Jetzt versucht man in Thüringen, die Produktionsmethoden zu regulieren – pressewirksam und dann…?
    Meiner Meinung nach, gibt es in der Diskussion zu viel Meinung und viel zu wenig Fakten.

  15. Alex sagt

    Was du schreibst, habe ich während der Sendung genauso empfunden (war ebenso auch ein wenig positiv überrascht von Frau Künast – wer hätte das gedacht?!).
    Ansonsten gab es in der Runde nur die radikal-missionarisch ihren Standpunkt vertretende Fraktion, die es nicht nötig hat, mal über den Tellerrand zu schauen. Meinung aus Beton. Da warst du der Einzige, der überhaupt mal die andere Seite der Medaille angeschaut und angesprochen hat, die er da in der Hand hält (z. B. als du sagtest, die Bauern hätten auch lange verpennt, den Verbraucher auf die Höfe und in den Fortschritt mitzunehmen).
    Aber wenn´s nur einer ist, kommt eben kein Dialog zu Stande. Leider war das eher eine Positionierungsshow, in der niemand sonst mal seine Fronten aufweichen wollte. Schade.

    Aber: Du hast dich super geschlagen, fand ich. Und ein Bauer, auch wenn es ein “Wut”Bauer ist 🙂 in so einem TV-Format, mit einer so reflektierten Ansicht, das gibt es nicht alle Tage. Das bleibt bei den Leuten hängen, hoffe ich.

  16. Sandra Harms sagt

    Hallo Willi,
    was mich sonntag gestört hat und was du auch nicht erwähnt hast…
    ist dieses fürchterliche sich gegenseitig ins wort zu fallen !
    du warst der einzigste dort , der wirklich “GUTE KINDERSTUBE ” gezeigt hat !
    Mach weiter so ! alles gute Sandra

  17. Gernot sagt

    Lieber Bauer Willi,

    erst mal einen schönen Urlaub.
    Freut mich, dass Du Lebensmittel gefunden hast die ihren Preis wert sind, und schön, dass Du Sie Dir leisten kannst.
    Ehrlich 70 Cent pro Ei, ist das nich ein bisschen viel?
    Ich lebe in CZ und kaufe meine Eier bei einem Nebenerwerbs (Hobby) Bauern von Hühnern die draussen leben, auf dem Mist scharren und Gras fressen dürfen für 2 KC ( etwa 8 Cent) also in DE zahle ich gerne 30 – 35 Cent für ein Bio Ei aber dann sollte Schluss sein.

    Zum Thema:
    “Dass die Bauern an den niedrigen Preisen selbst schuld sind, darauf war ich, ehrlich gesagt, noch nicht gekommen. Da muss der Ehrenpräsident des BVE die Statistik schon ganz schön verbiegen, um behaupten zu können, dass wir Bauern überall Überschüsse produzieren um dann bei der Nahrungsmittelindustrie zu betteln, dass die doch bitte unsere Produkte kaufen. ”
    Ach, das überrascht Dich.
    Das überrascht nun mich. Angebot und Nachfrage machen den Preis im Markt. Wenn alle Bauern das selbe produzieren, und dass im Überschuss woher soll dann der Preis kommen.
    Wenn ich kein Alleinstellungsmerkmal habe und kein Produkt habe welches stark nachgefragt ist, muss ich halt den Preis akzeptieren den der Markt hergibt.

    Liebe Grüße
    Gernot

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Gernot
      ich verfüge über die medial notwendige Fähigkeit, mich dümmer zu stellen als ich bin. Psst, nicht verraten 🙂
      Wo steht denn, dass ich die Bio-Eier gekauft habe? Ich bin doch nicht blöd (Satire!)

      Meine Frau ist zum Zahnarzt. Plombe! Drum schreib ich noch schnell mal ein paar Kommentare. Aber dann beginnt wirklich der Urlaub
      Bauer Willi

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