Bauer Willi
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Wer beim Landwirt spart…

Ein Gastkommentar von Christian

Christian ist kein Landwirt. Es kommt noch schlimmer: Er ist Mitglied der Partei “Die Linke” und ernährt sich vegan. Aber sieht es nicht ganz so eng, wenn seine Familie Fleisch isst oder im Topf auch mal was anderes als Gemüse schmort  🙂 Wir sind seit längerem in Kontakt, weil ich ihn für seine unkonventionelle Art zu denken, schätze. Einer, der von außerhalb der landwirtschaftlichen Filterblase  ein interessiertes Auge auf unser Tun wirft, verständliche Fragen stellt und dann reflektiert.  Ich teile nicht alle seine Ansichten und er auch nicht alle meine Ansichten. Und dass macht den Text so interessant und lesenswert. Ich bin gespannt, was ihr dazu sagt. 

„Immer mehr Bauernkinder werden gemobbt.“
Als ich den Artikel mit obiger Überschrift in der Nordwest-Zeitung hier in Niedersachsen im April 2017 gelesen hatte, habe ich damals mit 36 Jahren nicht länger Nichtwähler sein wollen, zumal ich selbst Vater zweier Kinder war. So war 2017 die Bundestagswahl auch meine erste Wahl, an der ich teilnahm. Ich dachte mir, wenn man wirklich was ändern will, muß man auch aktiv mitmachen: Anfang 2018 bin ich dann auch der Partei beigetreten, der ich als einziges abgenommen habe, daß sie wirklich dafür kämpft, daß es die nächste Generation besser haben soll als wir, nachdem ich auch alle Parteiprogramme mit näherem Blick auf die Agrarpolitik durchgelesen hatte.

Für mich war das nie eine Frage von Steuern und Auflagen, sondern eine Frage von Wertschätzung, fairen Preisen, Gerechtigkeit und Konsum. Denn wer beim Landwirt spart, spart bei Tier und Umwelt. Und essen müssen wir alle, also sollten doch Landwirte unabhängig von Subventionen gut wirtschaften können, egal ob großer Hof oder kleiner!

Damit komme ich auch zur Utopie:

Denn meine Entscheidung fiel auf die LINKE. Das hier soll jedoch keine Parteienwerbung werden. Denn auch die LINKE kämpft um Stimmen, und diese gibt es eher in der Stadt, wo mehr Menschen einfacher erreicht werden können mit einem Infostand in der Fußgängerzone, gerade wenn man wenige Kapazitäten hat.

Auf dem Land muß man die Ärmel höher krempeln, Landwirtschaft kennt keine Politik; Landwirtschaft gab’s schon vor den Politikern, die nette Poserphotos vor Hofidyll zur Eigenwerbung machen und über Stadtmenschen oder Vegetarier lästern von wegen Stimmenfang, und es wird sie auch danach noch geben. Doch welche Landwirtschaft wollen wir, eine gute nachhaltige Landwirtschaft stellt sich jeder anders vor, so hat man oft den Eindruck?

Landwirtschaft. Industrie. Dienstleistung.

Geboren 1980 waren dann in den Neunzigern Strategiespiele auf dem Computer mein stärkster Kontakt zur Landwirtschaft. Das Prinzip war einfach: Erst muß die Grundlage geschaffen werden, Essen und ein Dach über dem Kopf, dann hat man Arbeitskräfte. Diese bauen Rohstoffe ab und bilden die Grundlage für die Industrie. Damit kann man dann seine Armee aufbauen und sich anschicken, die Welt zu erobern. Ähnlich wie’s die alten Römer schon taten. Und wer weiß heute noch, daß der Kriegsgott Mars eigentlich ein Ackergott und Schutzherr der Felder war? Wenn wir „Im Märzen der Bauer“ singen, in dem Monat, der ebendiesem Gott gewidmet wurde. In Real das Ganze aber bitte ohne Eroberungsfeldzug, ich bin immer noch Linker.

Wenn wir in der gemäßigten Zone dann doch mehr produzieren können, haben wir was zum „Tauschen“ gegen Schokolade, seltene Erden und Co. und können den Welthunger bekämpfen helfen. Denn Dienstleistungen kann man schlecht handeln, und unsere Industrie ist abhängig von Rohstoffimporten und nicht unschuldig bei der Schaffung von Fluchtursachen. Die tragende Säule bleibt jedoch immer die Landwirtschaft!

Landwirtschaft ist mehr als nur das Essen auf unseren Tellern!

Ich möchte viele Höfe aller Größenordnungen erhalten. Es geht nicht nur um die Vielfalt, sondern jeder Hof ist auch eine Familie, teilweise mit mehreren Generationen, die solidarisch auf dem Hof leben, oft noch zusätzliche Arbeitsplätze schaffen und soziales Engagement einbringen bis hin zum Bau von Wartehäuschen an Bushaltestellen zusammen mit Zimmerleuten wie hier in meinem Heimatort. Der Landwirt ist ein ehrbarer Berufsstand, der letztlich auch die Verbindung von Verbrauchern zu den Lebensmitteln herstellt, Essen wächst nicht im Supermarkt. Für mich auch ein Grund, daß Fremdinvestoren in der Landwirtschaft nichts zu suchen haben; Anleger, die mit der Bodenspekulation Profit machen wollen und die Bodenpreise hochtreiben. Mit solchen industriellen Investoren ist es dann wirklich „Agrarindustrie“. Um all die großen und kleinen Höfe zu erhalten, kann es sinnvoll sein, daß diese auch regional stärker zusammenarbeiten, hofübergreifende regionale Anbaustrategien entwickeln, den Genossenschaftsgedanken wieder stärken.

Wertschätzung hängt an der Produktionsweise!

Das Mobbing von Bauernkindern zeigt auch, daß die Produktionsweisen stärker zu hinterfragen sind. Vorab: Ich wehre mich gegen den Begriff „Massentierhaltung“. Ein Vater kann sich rührend um fünf Kinder kümmern, der andere ist womöglich schon mit einem überfordert, die Menge sagt nichts über die Qualität aus. Doch ich sehe auch, wie der Preisdruck immer höhere Produktivität abverlangt, immer günstigere Produktion, und wer nicht mithalten kann, muß weichen. Herbizide sind billiger als Kraftstoff für den Pflug, nicht-flächengebundene Tierhaltung erlaubt mehr Masse, während nicht mal Ebermast und Bruderhahnzucht wirtschaftlich als Standard aufgefangen werden können. Hauptsache die Qualität zählt, zum QS-Siegel sage ich mal lieber nichts. Über Bio kann man streiten, wie nachhaltig und tiergerecht es wirklich ist oder ob nur ein Feigenblatt für eine verfehlte Agrarpolitik u.v.m. Landwirtschaft sollte in sich nachhaltig, tiergerecht und fair sein, Bio keine Randerscheinung fürs gute Gewissen!

Doch eben diese auf Produktivität, Erträge und kurzfristige Profite ausgerichteten Produktionsweisen sind es, die den schlechten Ruf anheizen, während schwarze Schafe unter den Erzeugern immer wieder in den Medien auftauchen, selbst die Tierquälerei in Schlachthöfen fällt auf den Tierhalter zurück. Und dazu von Erzeugerseite nicht selten der Eindruck, als müsse Deutschland die ganze Welt ernähren, als müsse man immer mehr produzieren.

Ich unterstütze die Mentalität, die man nordamerikanischen Ureinwohnern nachsagt: Entnehmen, was man braucht, möglichst nichts wegwerfen! Auch Frau Temple Grandin hat schon Konzepte für Schlachthöfe entworfen, die vorbildlich sind. Anzudenken wären wie bereits erwähnt regionale Konzepte und hofübergreifende Planungen, Fokus auf Selbstversorgung unserer 80 Millionen Einwohner, Direktvermarktung wie der abonnierte Landwirt (solidarische Landwirtschaft), aber auch staatliche Eingriffe, wenn es um die Verteilung der Marge nach Risiko geht; wieso dürfen Verarbeiter und vor allem Handel sich den Großteil einstreichen? Unfaire Handelspraktiken (kurzfristiges Stornieren etc.) oder auch die Konventionalisierung im Bio-Bereich zeigen, daß der Markt selbst es nicht richten wird, mit billigen Lebensmitteln verdrängen unsere Discounter bereits Supermärkte in Australien und Co. und fördern eine Konsum-Mentalität von viel und billig.

Subventionen dürfen nicht das System erhalten und zu wenigen Großbetrieben hinführen, sie müssen zum Systemwechsel beitragen, weg von immer mehr, immer billiger durch immer größere Betriebe, die halt günstiger produzieren können dank Mengenrabatten und niedrigerer Produktionskosten etc., wo es dann nur noch wie in einer Fabrik zugeht. Auch sollte man ein Gesamtkonzept anstreben, vorstellbar wäre die so genannte hybride Landwirtschaft (Michael Horsch), die mit Mechanik die Nebenwirkungen reduziert, die mit Chemie einhergingen (DDT, Lindan, Tallowamin, Diuron usw.), gleichzeitig jedoch die Technik optimal nutzt.

Die so genannte „moderne“ wachstumsorientierte Landwirtschaft ist wie ein Sprinter, der einen Marathon zu laufen hat. Und jede Einsparung auf Produktionsseite wird vom Handel bzw. Verarbeiter ohnehin wieder eingepreist. Also warum einen Abwärtskampf führen und sich immer weiter auspowern?

Damit ist man auch beim Konsumenten. „Bewußt einkaufen“ steht nicht für nachhaltig und fair, sondern für viel und billig. Doch die Dumpingpreise darf der Handel gar nicht erst vorgeben, während man als Sozialstaat auch mit fairem Mindestlohn, würdevollen Sozialleistungen, Mietdeckel und ähnlichem mehr für die nötige Kaufkraft sorgen muß, damit keiner von Discountern und Tafeln abhängig wäre. Oder anders: Wieso dürfen Mietkosten und Energiepreise immer weiter steigen, aber Lebensmittel sollen billig sein? Billiges Essen brauchen wir doch nur für niedrige Löhne für mehr Profit im Export etc. Deswegen muß auch die Wirtschaftsphilosophie anders werden. Wachse oder weiche, ewiges Wachstum und Produktivitätssteigerung, da macht einem spätestens irgendwann die Natur einen Strich durch die Rechnung. Manch einer spricht nicht ganz unbegründet vom menschengemachten Klimawandel als nur einem Beispiel, Höfesterben, Niedriglohnsektor bis hin zu immer mehr Kinder- und Altersarmut sind weitere Beispiele der aktuellen Wirtschaftsphilosophie.

Landwirtschaft nicht losgelöst betrachten.

Landwirtschaft ist immer schon ein Eingriff in die Natur gewesen. Es obliegt auch der Gesellschaft, ein Gegengewicht zu schaffen, wenn effiziente Erntemaschinen keinen Halm mehr stehenlassen und damit Insektenkokons vernichten, muß im kommunalen Verantwortungsbereich auch ökologisch für Ausgleich gesorgt werden, keine Vorgärten aus Stein oder mit Golfrasen, keine Pflanzenschutzmittel in nicht fachkundigen Händen, Unterstützung von Landwirten bei ökologischen Maßnahmen. Und warum dürfen Biozide wie Diuron an Hausfassaden verwendet werden, während die Landwirtschaft hier schon weiter ist und es dort verboten wurde, aber Schuld haben soll, wenn Diuron im Wasser nachweisbar ist … von der Düngemittelverordnung, die alle über einen Kamm schert und zum weiteren Selektionsfaktor wird, kleine Betriebe noch stärker in ihrer Existenz gefährdet, ganz zu schweigen?

Konservativ heißt erhaltend!

Thema Ackerbau: Mechanik schlägt Chemie, auch glyphosatresistente Pflanzen werden einfach untergepflügt, phytosanitär besser, hält Schnecken und Mäuse fern, weniger unerwartete Nebenwirkungen und geringerer ökologischer Fußabdruck (beim Wirkstoff Glyphosat der Shikimatweg, der nicht nur Pflanzen betrifft, von Zusatzstoffen wie Netzmitteln ganz zu schweigen). Aber Mechanik ist auch teurer (Kraftstoff), womit man wieder beim Preis ist, und verzeiht weniger Fehler, Stichwort Erosion und richtiges Equipment (z.B. asymmetrisch angeordnete Rollhacksterne bei Anbau am Hang). Züchtung und Gentechnik gehören auf den Prüfstand (aber auch bei Haustieren), denn zu oft wird nur auf Ertrag gezüchtet und manipuliert, oder Pflanzen sollen gegen das nächste Herbizid resistent gemacht werden (roundup-ready, Xtend), das ist ein Teufelskreis ganz im Sinne von viel und billig mit allen Mitteln.

Verbraucher müssen mehr mit Landwirtschaft in Kontakt kommen, Fleisch wieder ein Gesicht haben für die nötige Wertschätzung, denn es ist lange her, daß man in Nachkriegszeiten selbst ein Hausschwein hatte oder einen eigenen Garten, der Bezug zu Lebensmitteln noch größer war. Und es geht auch nachhaltiger als Bio, wenn man innovative Konzepte wie Hydroponik und Aquaponik einsetzt, zum Beispiel in leerstehenden Hallen direkt in Städten, Urban Farming, bodenunabhängig und als geschlossene Systeme mit minimalem Wasser- und Pflanzenschutzeinsatz (z.B. EU Projekt InaPro, deutscher Anbieter ECF Farmsystems, SPREAD Vertical Farming aus Japan).

Im Sinne eines weiteren Dialoges möchte ich auch eine Lanze für die so genannten NGOs brechen, Verbraucherorganisationen, die sich für Umwelt- und Tierschutz einsetzen. Deren Kameras decken Mißstände auf, wo die Politik eine aus den Augen, aus dem Sinn Politik forciert, denn so kann nötiger Reformdruck entstehen. Auch haben Nabu, Bund und Co. die Möglichkeit, Politik und Handel vor sich herzutreiben, wo die Landwirtschaft es nicht kann, weil sie am Ast sägen würde, auf dem sie sitzt (man läuft bei zuviel Kritik halt Gefahr, ausgelistet zu werden). Der Landwirt produziert für den Verbraucher, nicht für den Handel. Wir sollten miteinander reden, nicht übereinander. Konzepte der positiven Bestärkung statt der haufenweisen Verbote, aufzeigen von Alternativen statt alles auf Landwirte abzuwälzen.

Und der Staat muß Landwirtschaft und Lebensmittel lieben, nicht Edeka! In Deutschland wird Containern hoch bestraft, niemand soll die weggeworfenen Lebensmittel sehen sozusagen, in Frankreich hat man’s umgedreht, nichts wegwerfen! Auch ist auffällig, wie für das Auto immer beim Essen gespart wird; die Industrie träumt von mehr Absatz in Südamerika dank Freihandelsabkommen, während die Politik damit unserer eigenen Landwirtschaft noch mehr einheizt … Auto wichtiger als Essen, das kann’s doch nicht sein?!

Und bei Verpackungen bietet Bio4Pack eine gute Alternative zu Plastik, abbaubar durch Kompostierung in drei Monaten. Also Innovation dort, wo sie sinnvoll ist, nicht mit Fokus auf billig und viel, sondern auf Nachhaltigkeit allgemein.

Als jemand, der sich vegan ernährt, erwarte ich nicht, daß alle Veganer werden, Ackerland ist auch kein Weideland und wir brauchen die Stoffkreisläufe, da fehlt das Bewußtsein noch bei vielen Verbrauchern. Doch ich erwarte, daß wir Maß und Mitte finden, nachhaltig, wertschätzend und solidarisch. Meine Frau und Kinder essen hin und wieder auch Fleisch. Doch Fleisch darf kein Symbol von zelebriertem Wohlstand sein, der Sonntagsbraten nicht alltäglich, ebenso wenig wie Nahrungsergänzungsmittel auf unseren Speiseplan gehören sollten. Und da es lange her ist, daß die Nachkriegsgeneration sich oftmals ein Stück weit selbst versorgen mußte, muß die Landwirtschaft auf Verbraucher zugehen. Lehrer sollen sich keine Nase rümpfen bei der Klassenexkursion auf den Hof, bildhaft formuliert.

Und wenn ein Schweinestall abbrennt, kann es nicht angehen, daß Veganer meinen, mit einer anderen Ernährung wäre das nicht passiert, während die Fleischliebhaber frotzeln, daß es bestimmt lecker nach Grill rieche.

Ich möchte mit Bismarck enden: „Im Verfall der Landwirtschaft sehe ich eine der größten Gefahren für unseren staatlichen Verband.“

Danke für Eure Aufmerksamkeit

Chris

P.S.: Ich stelle mir unsere heutige Landwirtschaft vor wie einen Mann auf der Planke, vor ihm der Pirat (Wirtschaft und Politik) mit fuchtelndem Degen, unter ihm der Hai (Natur/NGOs) mit aufgerissenem Mund. Immer weniger Geld bei immer höheren Auflagen kann nicht funktionieren! Ich will, daß der Hai den Piraten frißt 😉

 

P.S von mir: Danke an Ingmar, der mir den Vortritt gelassen hat. Eigentlich sollte dieser Artikel zuerst bei Hofhuhn erscheinen. Da kommt er dann auch noch. Mit vielen anderen Autoren. Schaut mal rein.

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190 Kommentare

  1. Elisabeth Ertl sagt

    Sie bringen Dinge in Zusammenhang, die man trennen muss.
    Das eine ist, dass globaler Freihandel im kapitalistischen System für die Landwirtschaft zerstörerisch ist: Afrikas Landwirtschaft wird durch unseren Export ruiniert, die heimische Zuckerproduktion wird durch Import aus Lateinamerika ruiniert, wo dann dort der Boden zerstört wird. Schaffleischimport aus Neuseeland nach Österreich zerstört die Landschaft in beiden Ländern. Mercosur würde in Südamerika verheerende ökologische Folgen haben und unsere Landwirtschaft ruinieren etc.
    Das andere lassen Sie mich einmal am Beispiel anderer Länder erklären. Sehen Sie sich die Selbstversorgungsquoten Österreichs an: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/land_und_forstwirtschaft/preise_bilanzen/versorgungsbilanzen/index.html
    Fleisch 109%, Milch einschließlich Milchprodukte (geht so aus dieser Statistik nicht hervor) 112%; Getreide 86%, Kartoffeln 80%; demgegenüber Gemüse 56%, Obst 40%; Ölsaaten überhaupt nur 27%.
    Nun hat die Unterversorgung mit Gemüse schon auch mit der Billigkonkurrenz aus der südeuropäischen Sklavenwirtschaft zu tun, die eigentlich ein EU – Skandal ist; die Unterversorgung mit Obst hat mit den Billigprodukten aus Osteuropa zu tun, wodurch hier in der Oststeiermark beste Obstlagen verwildern, gefördert allerdings von der EU, weil hier das Holz extrem schnell wächst und im Sinne des Klimaschutzes als Energieträger gebraucht wird – über den Sinn dieser Entwicklung kann man also streiten.
    Aber diese Versorgungsbilanzen haben nicht nur mit unfairem Wettbewerb zu tun. Österreichs Agrarfläche ist zu 60% Dauergrünland, die Hälfte davon Almen meist weit über 1200 Höhenmetern. Österreichs Fläche wird zu 2/3 von den Alpen eingenommen. In weiten Teilen des Landes können Sie daher weder Obst noch Gemüse noch Ölsaaten und nicht einmal Roggen und Kartoffeln anbauen. In der vorindustriellen Zeit schon war in den Alpen das Hauptnahrungsmittel die Milch, nicht das Getreide. Wir sind eine Viehzüchternation.
    Ich wollte demgegenüber die Statistik Griechenlands anführen, aber ich finde sie leider nicht. Ich weiß nur, dass der Selbstversorgungsgrad bei Fleisch dort nur 58% beträgt. Warum? Versuchen Sie einmal bei 45 Grad einen Wiederkäuer zu halten ohne Klimaanlage. Der wird ihnen kollabieren. Deshalb haben sich dort die Schafe und Ziegen im Sommer immer weit oben im kargen Gebirge aufgehalten, wo nicht viel wächst, oder halt auf den windigen Inseln. Und deshalb ist die Mittelmeerkost so fleischarm.
    Es ist ja richtig, dass in der GANZEN EU, mittlerweile tendenziell auf der ganzen Welt der Fleischkonsum zu hoch ist. dass man mit weniger Fleisch mehr Menschen ernähren könnte und die Umwelt schonen. Aber wenn Sie den zurückfahren, wird tendenziell Deutschland immer noch tierische Produkte exportieren und Gemüse importieren. Sie können also einen Exportüberschuss bei bestimmten Produkten nicht automatisch mit Überproduktion gleichsetzen, nicht bei einem Selbstversorgungsgrad von 85%. Und den Handel ganz aufgeben zu wollen, das rate ich Ihnen nicht! Was tun Sie bei Ernteausfällen? Da ist der globale Handel schon ein Segen. Und der wird nur funktionieren, wenn in so einem Fall anderswo jemand zu viel hat. Und in dieser globalisierten Welt hat daher die wachsende Produktivität der Landwirtschaft mit der Bevölkerungsexplosion zu tun, auch wenn das “linke” Auge dafür blind ist.
    Aufgabe der Politik wäre es, die Wirtschaft als Ganze wieder vom konkreten Bedarf aus zu denken, nicht vom Geldwert.

  2. James Taylor sagt

    Sehr geehrter Herr Suhr,
    nun gaebe Ihre Rundumsicht wahrlich Grund das Thema ueber Monate gegenseitig zu beleuchten,… gaebe …, denn auch in Ihrer Einlassung liegt ein kleiner aber erheblicher optischer Fehler, denn zuerst muessten wir uns alle ehrlich machen und realisieren, dass „Landwirtschaft“, und dies schliesst sogar teilweise „Biolandwirtschaft“ ein, nichts mit dem zu tun hat, was dieses Wort im Bildarchiv unseres Gehirns ausloest. Wir sprechen ueber Industrie, industrialisierte Landwirtschaft, optimierte Produktionsverfahren, margenorientierte Tierhaltung und ueber Gewinne von Cent/Einheit. Und, machen wir es noch ehrlicher, sind die „grossindustriellen Landwirte“, gepampert mit den Milliarden aus Bruessel und geknechtet von Millionenschulden für Riesenstaelle, gigantische Maschinenparks und damit unter dem Druck von Umsatzerwartungen – sonst droht die Kuendigung der Kredite – nicht auch mehr Opfer ihrer Funktionaere und nicht nur Taeter?
    Es ist aus meiner Sicht wenig zielfuehrend, ein Bild von Landwirtschaft zu bemuehen, dass aus der Vergangenheit stammt, sondern Landwirtschaft muss neu gedacht werden. Im Grunde muss ein Modell, das 10 Mrd. Menschen ernaehren soll, auf Grundlage einer ethischen (nachhaltig ist zu wenig) Bewirtschaftung erfunden werden. Mit den Bildern von Landwirten auf bluehenden Wiesen, eine Kuh streichelnd und mit roten Wangen in eine Kamera laechelnd kommen wir da wohl nicht weit genug.
    J.Taylor

    • Elisabeth Ertl sagt

      Beispiel Wolf: Rund 14.000 Betriebe in Österreich halten insgesamt 357.000 Schafe und 72.000 Ziegen, das entspricht einer durchschnittlichen Herdengröße von 25 Schafen und 7 Ziegen je Betrieb. Damit könnte man maximal 12 000 Tonnen Fleisch erzeugen. Wenn jeder Betrieb 2 Herdenschutzhunde hält, dann braucht man dafür 12 000 Tonnen Fleisch als Futter. Einem städtischen Wolfsfreak fällt dazu nur ein, dass der Staat das Hundefutter zahlen soll. Die gegenüber einer Naturlandschaft deutlich erhöhte Biodiversität einer Weidelandschaft verdankt nun einmal ihre Existenz der Tatsache, dass der Mensch sich daraus ernähren muss, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Deshalb ist der Wolf ausgerottet worden.
      Meine Mähwiese besteht aus ca. 100 Pflanzenarten. Wenn ich dem Ampfer erlaube, diese Zahl auf 101 zu erhöhen, dann habe ich mittelfristig schließlich eine Ampfermonokultur.
      Ebenso einfältig ist die Rechnung, der Wolf erhöhe die Biodiversität der Kulturlandschaft um eine Art.

      • James Taylor sagt

        Ich denke, beim Wolf wird der Mensch emotional. Wenn der Kulleraugen haette, waere es allerdings noch schlimmer.
        Nein, ehrlich machen bedeutet sich beispielsweise anzusehen, wie viel Wasser welche Produkte benoetigen. Der sogenannte “blaue Planet” besitzt naemlich akuten Wassermangel, weil nur ein Bruchteil, etwa 2,5%, genutzt werden koennen.
        Die Rechnung geht so: 1kg Weizen benoetigt 1.400 Liter Wasser; 1kg Erdbeeren benoetigen etwa 280 Liter Wasser; 1 Liter Milch benoetigt etwa 600 Liter Wasser; und 1kg Aepfel benoetigt sogar 700 Liter Wasser. Riesige Mengen Wasser fuer kleine Mengen Lebensmittel.
        Da die verfuegbare und noch nicht verschmutzte Menge Wasser kleiner als 2,5% ist, dazu noch unguenstig verteilt und auch nicht komplett nutzbar, ist die Menge der landwirtschaftlichen Produktionshoehe allein dadurch begrenzt. Moderne Landwirtschaft der Zukunft muss folglich in Kreislaeufen denken, nicht nur beim Duenger und bei der Fruchtfolge.

        • Obstbäuerin sagt

          Sind sie sicher, dass das stimmt, James Taylor? Dann bräuchten wir bei einer Produktionsmenge von 300 t Äpfel sage und schreibe 210.000.000 Liter Wasser.
          Oder hab ich da einen Denkfehler?
          Zum Glück sind unsere Äpfel mit weniger zufrieden.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Ein Kg Äpfel von meinem Bäumen ist meines Erachtens mit einem 1/4 bis 1/2 Liter Wasser zufrieden, das brauch ich für den Pflanzenschutz.
            Der Rest ist vermutlich Regen, der fällt auf das Grundstück auch ohne Apfelbaum. 9,5 Millionen Liter je Ha im Schnitt bei uns.

          • James Taylor sagt

            Diese Zahlen nutzt man zur Ressourcenplanung. Mein Lieblingsgetraenk, Kaffee, bracht sogar etwa 25.000 Liter pro kg und damit das Dreifache dessen, was fuer 1kg Schweinefleisch benoetigt wird.
            Zu den Zahlen in Ihrer Klimaregion: Ziehen Sie davon die Regenmenge und die natuerliche Bodenfeuchtigkeit ab. Dann wissen Sie aber auch, warum ein Sommer wie 2018 solche Probleme macht.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Sie sollten diesen Unsinn der Wassermengen mal genau aufschlüsseln.

          Warum soll ein Kg Weizen 1.400 Liter Wasser brauchen und die Erdbeeren nur 280 Liter?

          • James Taylor sagt

            Die Zahlen bekommen Sie in Deutschland beispielsweise bei Statista. In der Klimaregion, in der Sie leben, sind es lt. Statista 1.350 Liter. Mittelt man das mit den Werten anderer EU-Staaten, kommt man auf die Zahl.

        • Thomas Apfel sagt

          Selten so einen Müll gelesen.: Es werden auf bewässerten Apfelflächen ca. 450 mm Niederschlag bzw. Bewässerungsäquivalent benötigt. das sind bei 50 to/ha 70 l Wasser je kg. davon fällt ein Teil als Niederschlag und sickert ins Grundwasser oder fließt in Oberflächengewässer. Diese merkwürdigen Zahlen sind in etwa so bekloppt wie die angeblichen 70 l Mineralölverbrauch für ein Schnitzel von dem schwedischen Klimafuzzi.
          Weizen kommt mit 400 mm ohne Zusatzregen gut über die Runden seiner Vegetationszeit. Das sind pro kg bei 90 to/ha 44 l/kg Weizen. Und auch hier “verschlingt” der Weizen nicht die gesamten Niederschläge. Wie kommen Sie auf solche hirnrissigen Zahlen, bitte ab und an mal das logische Gedächtnis einschalten !!

          • Brötchen sagt

            Dito hanebüchener Schwachsinn, diese ständig kolportierte Wasserverbräuche. Würde ein Feld brachliegen, würde genauso das Wasser darauf fallen auch ohne Nutzung. Die wasserverbräuche spielen nur eine Rolle, wenn jemand anders das Wasser braucht und wie richtig geschrieben, dienen die Zahlen für die Ressourcen Kalkulation. Dafür macht es Sinn. das die obstbäuerin diesen Schwachsinn noch nachrechnet hätte ich nicht gedacht. Sonst könnte man auch den Sauerstoffverbrauch jedes Menschen nachrechnen und sich daran aufgeilen.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Ich glaube zumindest, dass mein Wasserverbrauch höher war, als deiner. Tagelang habe ich Zwetschgen, manchmal bei strömenden Regen geerntet, währen Du bei schönsten Wetter in der Kabine des Mähdrescher durch das Fenster schauste. 🙂

          • James Taylor sagt

            Ich habe geschrieben “benoetigt” und ich habe nicht geschrieben “verbraucht”.
            Bei Duenger richten Sie sich doch auch an die Vorgaben, wie viel im Boden vorhanden sein muss und nicht exakt danach, was davon die einzelne Pflanze dann tatseaechlich bis zur Ernte nutzt.

            • Brötchen sagt

              Ja ist ja richtig, es suggeriert aber, das das Wasser jemand weggenommen wird. Wird es ja nicht, jedenfalls im groben. Ich weiß jetzt nicht, ob auf einem Roggenacker im Vergleich zum Dauergrünland oder einer Stilllegungsfläche substantiell Unterschiede vorhanden sind, was die Grundwasserbildung betrifft.

              Genauso ist es doch auch mit den fiktiven Wasserverbräuchen, was die tier. Erzeugung betrifft.

              • bauerhans sagt

                “…. es suggeriert aber, das das Wasser jemand weggenommen wird.”

                genau,wir benötigen hier das wasser,was in afrika fehlt,weshalb die so gern hierher kommen.

        • Ich glaube, das Thema „virtuelles Wasser“ erfordert noch einiges an Aufklärungsarbeit.

          Um mal ein Beispiel zu nennen beim Beispiel Fleisch:

          Das Wasser, was das Tier trinkt.
          Das Wasser, was die Futtermittel aufgenommen haben oder beim Anbau dieser versickert ist (wenn die Pflanzen auch nur einen Bruchteil aufnehmen mag, beregnet oder bewässert wurde sie über den akuten Bedarf hinaus).
          Das Wasser, was während Schlachtung, Transport und Zubereitung verwendet wird.
          Usw.

          Also die Menge an Wasser, die geflossen ist bis zum fertigen Produkt. Wasser, das in dem Moment für nichts anderes fließen konnte, wenn man es andersrum betrachten möchte.

          Dazu gibt es viel online zu finden. Anderer Suchbegriff wäre noch „Wasserfußabdruck“. Apropos: Auch interessant ist der „ökologische Fußabdruck“.

          Ich persönlich mag ergänzende Urban Farming Konzepte wie Aquaponik, weil bis zu 90% Wasser eingespart werden können, bodenunabhängig, minimaler Pflanzenschutzmitteleinsatz, geeignet für Kräuter, Salat, Tomaten und ähnliches.

          • Thomas Apfel sagt

            Lieber Herr Suhr,
            Das Wasser, welches VERBRAUCHT ist, also chemisch gebunden, ist tatsächlich anderweitig unterwegs als im direkten Wasserkreislauf. Ansonsten wird (zu mindestens bei uns, die wir kein Versalzungsproblem haben) das Wasser GEBRAUCHT und bleibt im Kreislauf. Und wenn ich Ressourcen plane, dann plane ich den zu erwartenden GEBRAUCH inclusive des (geringen Anteils) VERBRAUCH. Ressourcenplanung heißt: wie viel brauche ich, wo ist die Quelle dafür, wie groß muss das Speichermedium sein. Wenn ich zu Beispiel sonst abfließendes Niederschlagswasser aus Bächen und Flüssen zurückhalte, verbessert das den LANDSCHFTSWASSERHAUSHALT, falls Sie den Begriff schon mal gehört haben. das Auch das Wasser, das bei der Verarbeitung, Verpackung und so weiter verbraucht wird bleibt zu 98 % im Kreislauf. Es ist nicht weg, wird nicht wie unser Plastemüll deponiert, sondern geht weitgehend gereinigt in den Kreislauf zurück.
            Irgendwie habt ihr Medienleute ein Bedürfnis jeden normalen Vorgang als Problem darzustellen !!

        • Schmeckt gut sagt

          Lieber Paul. Wie sieht die Welt aus, in der sie leben? Meinen sie allen erstens, dass Gänse Wölfe vergrämen können. Leben sie in einer Großstadt? Dann werden sie niemals Kontakt mit Wölfen haben. Hoffentlich, denn bei ihrer Naivität werden sie diesen Kontakt nicht überleben. Ein ausgewachsener Rüde kann fast so groß werden wie eine Dogge. Zwar schlanker und leichter, weil dauernd in Bewegung, aber ungleich aggressiver. Ein Biss und der Kopf der Gans ist weg, die Brust aufgerissen. Ein Rudel kann nur durch den Menschen aufgehalten werden. Es kommt oft vor, dass gerissene Tiere, lebend angefressen werden. Wölfe sind keine Kuscheltiere, sondern extrem effektive Jäger – und selbstverständlich gehören auch Menschen zum “bejagbaren Wild”, wenn der Aufwand für diese Jagd gering ist.

        • Inga sagt

          Paul, kennst du nicht das Kinderlied:

          Fuchs du hast die Gans gestohlen…. ?

          Früher sind die Gänse und auch die Hühner des nachts immer von der Weide geholt und in den Stall gesperrt worden, damit sie nicht vom streunenden Fuchs gefressen werden. Dieser wurde verrammelt!

          Wölfe werden sich nicht viel anders verhalten!
          So entstehen Kinderlieder, praktisch von Natur zur Kultur.

          Schmeckt gut
          hat Recht!

    • Stadtmensch sagt

      Sie sollten lieber auf Englisch schreiben. Das Geschwurbel versteht kein Mensch.
      Was macht Neusprech mit uns? Sind es die gepamperten Landwirte, die rotbäckig über blühende Wiesen gehen? Wir müssen ganzheitlich über Skaleneffekte nachdenken, den nachhaltig ist nicht zielführend.

    • Hallo! Sie argumentieren standardmäßig gegen das, was Sie von Öko-Seite oft lesen. Aber bitte lesen Sie sich meine „Einlassung“ genauer durch. Ich habe kritisiert, daß höhere wirtschaftliche Zwänge auch zu entsprechenden Handlungsweisen geführt haben und weiterhin führen. Produktivitätssteigerung durch Herbizide, nicht-flächengebundene Tierhaltung, Kükenschreddern, Ferkelkastration und was nicht alles mehr, welche letztlich ja das sind, was Verbraucherorganisationen durchaus bemängeln dürfen.

      Der Landwirt arrangiert sich mit einem System, das in sich marode ist. Der Bauernverbandschef Herr Rukwied empfindet es als „natürlichen Strukturwandel“, wenn 5.000 Höfe jährlich aufgegeben werden müssen. Und statt sich mit dem Handel oder der Politik anzulegen … wer sägt schon am Ast, auf dem er sitzt, wird sich immer nur gerechtfertigt und der Verbraucher wäre ganz allein Schuld, wenn er bei vermeintlich gleicher Qualität im Supermarkt das billigere Angebot auswählt, während Löhne fallen und Mietkosten sowie Energiepreise steigen.

      Ich habe auch die hybride Landwirtschaft von Michael Horsch angesprochen.

      Insofern kann ich nur mutmaßen, Ihre Antwort entstammt der Retorte. Aber dann haben Sie sich leider nur auf einzelne andere Kommentare oder ein paar Schlüsselwörter bezogen.

      Also bitte lesen vor dem Kommentieren! „Unsere kleine Farm“ sehe ich auch nicht als zukunftsfähig mit Blick auf unsere Ernährung. Doch ich möchte auch keine Entwicklung hin zu Agraroligopolen oder -monopolen, das schadet allen!

      Aber – wie ich ebenfalls kritisiert habe – mag ich Ihren Gedankengang nicht von wegen Deutschland müsse die Welt ernähren, Sie sprechen von 10 Milliarden Menschen, ich von gut 80 Millionen hier in Deutschland, da sollte man anfangen!

      Höher, schneller, weiter? Das kann’s doch nicht sein, da macht uns die Physik/Natur irgendwann einen Strich durch die Rechnung. Aber auch das habe ich oben beschrieben.

      Ja, ich weiß, der Text ist lang … aber Sie müßten es nur lesen, ich habe es geschrieben, die Zeit war es mir wert!

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Verbraucherorganisationen sollten nicht nur bemängeln,
        sondern auch zu Lösung beitragen.
        Es wurde nur noch auf die Landwirtschaft eingedroschen und damit die Bauern Gesellschaftlich in das Abseits gestellt.

        Es ist richtig, dass der Verbraucher bei vermeintlich gleicher Qualität zum billigsten greift, wie soll der Bauer höhere Qualität (wie zb. Weiderinder) liefern, wenn der Verbraucher eh meint, er wird über den Tisch gezogen.
        Fatal finde ich die Test, wie von Nelson Müller. Es mag sein, dass manche Firmen die selbe Qualität auch in die Billigschiene packen, aber nicht alle.
        Somit wird dem Verbraucher suggeriert, dass zwischen Billigware und Qualitätsware es keinen Unterschied gibt.

        Meine persönliche Meinung ist, so lange der Handel nicht bereit ist für bessere Qualität einen gerechten Preis zu bezahlen, wird es sich nichts ändern.

  3. Elisabeth Ertl sagt

    Herr Suhr, die Landwirtschaftspolitik der CDU/CSU muss Ihnen selbstverständlich nicht gefallen. Und den Landwirten täte eine wählbare Alternative auch zweifellos gut. Es ist nur derzeit leider so, dass die Konservativen (in Österreich die ÖVP) als einzige Partei mit einer ernst zu nehmenden landwirtschaftlichen Expertise übrig geblieben sind. Alle anderen arbeiten mit populistischen Lügen, z.B. dass die hohen Erträge der heimischen Landwirtschaft ausschließlich dem Profit aus einem subventionierten Export nach Afrika dienen, um dort die Landwirtschaft zu ruinieren; dass man damit die eigene Natur ausbeutet, die man stattdessen ganz einfach wieder in jene artenreiche Idylle zurückverwandeln könnte, die in den Hungerjahren vor dem 2. Weltkrieg noch existierte. Man will die Tatsache nicht öffentlich machen, dass auch die EU als ganze beim derzeitigen Konsum ihre 500 Millionen nur zu 95% selbst versorgen könnte. Und in Österreich wird gerade die heimische Schaffleischproduktion ruiniert mit Billig-Importen aus Neuseeland, wo der steigende Viehbesatz die einzigartige Natur zu zerstören beginnt. Bei uns verwildern dafür die Almen, was ein ebenso großes ökologisches Problem darstellt. Die regionale Landwirtschaft bräuchte überall auf der Welt Schutz vor der Globalisierung, auch in Europa. Deshalb soll der Handel nicht zur Gänze unterbunden werden, es braucht eben Schutzzölle. Aber auf Intensivlandwirtschaft kann man trotzdem nur sehr beschränkt verzichten, und der einzige Weg dorthin führt über Konsumverzicht.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Ich sehe in der Verwilderung der Almen weniger ein ökologisches Problem, sondern die Lawinengefahr.
      Ein Problem ist die Lawinengefahr, die besonders durch Aufgabe der Landwirtschaft verursacht wird. So sinkt die Lawinengefahr mit normaler Weidewirtschaft. Bei Aufgabe der Landwirtschaft wächst auf den Hängen hohes Gras , das nicht mehr gemäht wird. Dieses hohe Gras kann den Schnee nicht mehr halten und wirkt wie ein Brett, auf dem der Schnee herunter rutschen kann.

      • Elisabeth Ertl sagt

        Flachere Hänge bewalden sich. Das Problem herrscht auf Steilhängen über 22,5 Grad. Aus Oberlawinen, ermöglicht von der Terrassierung durch die Viehgangeln und die Grasstoppeln, werden Grundlawinen, welche aufkommendes Gehölz entwurzeln und damit den Oberboden entfernen, der in solchen Höhen 500 Jahre zur Regeneration braucht. Dort setzt dann auch die Abspülung an. Die vom Viehtritt bewirkte Bodenverdichtung geht zurück, es kommt zu Unterspülungen und Murenabgängen. Desertifikation könnte nur durch Hochlagenaufforstung unter Lawinenschutz vermieden werden, was in diesen Größenordnungen finanziell unmöglich ist. All das war mein Dissertationsthema. 🙂

    • Das Thema Konsumverzicht stimmt, aber es ist nicht nur eine Frage der Verbraucher. Siehe Umgang mit weggeworfenen Lebensmitteln in Frankreich im Vergleich zu Deutschland (Stichwort Containern).

      Auch haben wir eine horrende Wegwerfquote, vor allem bei Frischgemüse.

      Und an der BMEL Quote zur Selbstversorgung erkennt man, daß 120% tierische Produktion bestehen. Wobei man da auch festhalten muß, daß die 100% Schwelle nicht unbedingt einem nachhaltigen Konsum entspricht nach dem Motto jeden Tag Fleisch muß sein. Das bedeutet, daß nach Nachhaltigkeitsmaßstäben die Werte womöglich noch deutlich weiter übers Ziel hinausschießen in manchen Bereichen.

      Unsere Einwohnerzahl hat sich nicht groß verändert, Tiere liefern mehr Milch und Fleisch, Erträge sind gestiegen, Zucht, Dünger und Co. lassen grüßen. Aber die Frage ist und bleibt, wie Konsum aussehen sollte mit Blick auf Nährstoffe und Geschmack. Selbst Tieren werden Vitamine gespritzt etc., weil die Haltungsbedingungen die Nährstoffbildung beeinträchtigen.

      Schlimmer noch: Es gibt Rabatte auf Menge, während man doch mit Rohstoffen sorgsam umgehen sollte. Mehr kaufen bringt halt mehr Umsatz.

      Nicht zu vergessen in der Industrie die geplante Obsoleszenz, im Lebensmittelbereich das selbstgegebene Mindesthaltbarkeitsdatum, viele werfen es dann sofort weg oder konsumieren es schon nicht mehr, wenn es nur ein, zwei Tage vor Ablauf ist.

      Es fehlt irgendwie eine Organisation, die sich ganzheitlich mit Lebensmitteln und Lebensmittelerzeugung auseinandersetzt, alle zeigen immer nur ihre Seite der Medaille 🙁

      • Elisabeth Ertl sagt

        Auf Vieles von dem, was Sie da schreiben, habe ich schon weiter unten geantwortet, aber Sie ignorieren das eben. Selbstverständlich ist Vieles eine Frage der Politik. Wie erreichen Sie als Politiker weniger Fleischkonsum? Wenn die Politik ein Konzept hat gegen geplante Obsoleszenz, bin ich sofort dabei.
        Zu den Mineralien und Vitaminen im Futter: Wir bewirtschaften hier seit 10 Jahren Hangflächen, die davor jahrelang nur abgeschlägelt wurden, also keineswegs ausgebeutet. Trotzdem neigen unsere Tiere zu X-Beinen, wenn in der Leckmasse nicht auch Kalk ist. Warum? Weil das Ausgangsgestein des Bodens eben keinen Kalk enthält, deshalb muss man auch die Flächen immer wieder kalken.
        Wenn Sie das Auslaugen der Böden meinen – nun, dann bringen wir eben die gesamte menschliche Fäzes wieder auf den Boden auf wie früher, dann haben wir wieder die früher üblichen Seuchen.

        • bauerhans sagt

          “…dann haben wir wieder die früher üblichen Seuchen.”

          hier ist ein versorgerkonsortsium dabei,klärschlammverwertung zu entwickeln d.h. p2o5 zu gewinnen,wahrscheinlich gehts aber um neue geschäftsfelder.

      • Obstbäuerin sagt

        Gott schütze uns vor noch mehr Organisationen, die an der Praxis vorbei Einfluss auf das Verhalten der Kunden nehmen wollen. Die Sterneköche reichen schon.

      • Elisabeth Ertl sagt

        Hier ein interessanter Link zur Selbstversorgung. Da heißt es: “Aus diesem Grund muß auch der langsam sinkende Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln insgesamt kritisch beleuchtet werden. In Deutschland gab es 1990 noch einen Selbstversorgungsgrad von 98 Prozent, der bis 2017 auf 85 Prozent abgesunken ist. Nach einer Statistik der Zeitschrift „Schweizer Bauer“ lag der Selbstversorgungsgrad der Schweiz 2011 nur bei knapp 60 Prozent, der der EU bei 90 Prozent, jener von Rußland bei über 110 Prozent und der der USA und Indonesiens bei knapp über 120 Prozent. Spitzenreiter in dieser Statistik sind Kanada mit 180 Prozent, Australien mit 210 Prozent und Argentinien mit 270 Prozent. Es sind vor allem die hohen Futtermittelimporte, die den Selbstversorgungsgrad der EU unter 100 drücken.”
        Die Reduktion des Konsums tierischer Produkte und des Wegwerfens ist also allein deshalb nötig, um die Selbstversorgung zu sichern.

        • Elisabeth Ertl sagt

          Hab gerade gesehen, dass die Quelle nicht meiner politischen Überzeugung entspricht, sorry! Inhaltlich trotzdem interessant.

  4. Paulus sagt

    Auch wenn das dumme Geseihere eines Linken hier noch so weichgespült und nahezu weinerlich rüberkommt.
    Es hat keinen Sinn das bestehende kapitalistische System zum Einsturz bringen zu wollen ohne glasklar Folgen abzuschätzen und brauchbare Alternativen aufzuzeigen. Bis jetzt sind alle sozialistischen Experimente weltweit gescheitert und endeten in z.T. grauenhaften Diktaturen. Wer das immer noch nicht begriffen hat, dem ist nicht mehr zu helfen.
    Ich empfehle den Linken einen Besuch auf der, von zwei bis heute verherrlichten und glorreichen Revolutionen heimgesuchten Insel Kuba. Die ehem. DDR war auch so ein erfolgreiches Beispiel. Die Trümmer durfte der geschmähte kapitalistische Westen mit einem gigantischen finanziellen Aufwand beiseite räumen.
    Die sogen. bäuerliche LW, die nach meiner Auffassung und dem Grunde nach nicht viel anders tickt als global operierende Unternehmen, benötigt nach meiner Auffassung in erster Linie Rechtsicherheit. Das scheint mir neben den vielfachen anderen Risiken, gerade was mögliche Hofnachfolger betrifft, das A und O zu sein. Mit irgendwelchen linksgrünen Träumereien ist denen nicht geholfen. Das beginnt bei der Anwendung irgendwelcher PSM und endet in dieser unsäglichen Debatte um den Wolf.
    Meinetwegen kann Bauer Willi diesen Beitrag mal wieder löschen und steinigen dürft ihr mich auch.

    • Arnold Krämer sagt

      Nicht nur Verbraucher, auch Landwirte sind Nutznießer des „kapitalistischen“Systems. Vielen aktiven und auch nicht mehr aktiven Landwirten geht es gut oder sogar sehr gut. Die Technisierung hat die Arbeitsvorgänge wesentlich erleichtert. Sie verdienen Geld und zahlen als Mittelständler oft prozentual mehr Einkommensteuer als manches Großunternehmen. Mit den körperlichen Entlastungen sind zwar die psychischen Belastungen gewachsen. Aber ist das in vielen selbständigen Berufen nicht auch so? Und die Landwirte wollten und sollten nach Meinung des Bauernverbandes doch Unternehmer sein, auch wenn einige trotzig forderten, Bauer bleiben zu wollen, was immer das auch heißen sollte.
      Ja, der Berufsstand braucht Stabilität in den Rahmenbedingungen und Rechtssicherheit. Das fehlt seit geraumer Zeit und das ist Gift.
      Die Amortisationszeiträume sind lang und man kann nicht jeder Forderung einer saturierten Gesellschaft nachkommen, insbesondere dann nicht, wenn sie intolerant und mit einem medial gepuschten Alleinvertretungsanspruch daher kommt.

      • Elisabeth Ertl sagt

        Dass Landwirte nicht der einzige Berufsstand sind, der sich psychisch überfordert fühlt, ist aber auch kein Trost.

        • Arnold Krämer sagt

          Gefordert ist was anderes als überfordert.
          Ja, ein Landwirt muss heute „Qualitäten“ mitbringen, die vor 50 oder 60 Jahren nicht erforderlich waren.
          Die Frage ist in diesem Zusammenhang auch: Wer erzeugt von außen mit welcher Motivation welchen Druck?

    • Elisabeth Ertl sagt

      Die Frage ist halt, wie weit man sich als Landwirt bei all diesen Preisdrückereien und Rechtsunsicherheiten und bei diesem Ausgeliefertsein auch schon so ähnlich wie in einer kapitalistischen Diktatur fühlen kann.

    • Stadtmensch sagt

      Buhuu, Bauer Willi hat meinen Beitrag gelöscht! Dabei hat meine Sockenpuppe doch nur einem Mitforisten (der hier mit Klarname argumentiert) “weinerliches Geseiere bescheinigt”.
      Was ein kerniger Typ! Kriegst noch ein Däumchen von mir.

      Und das mit dem “gigantischen finanziellen Aufwand”, der die Looser mit ihren “linksgrünen Träumereien” rausgehauen hat, vergiss ma ganz schnell.

      Offensichtlich hast du in deinen verantwortlichen Positionen nicht allzuviel vom “Wirtschafskrieg” gegen die DDR (Embargo auf alles Wichtige) oder den Reparationen an die Russen mitbekommen. Ich könnte jetzt endlos weiter erzählen, wie der Westen (den heute hier übrigens niemand geschmäht hat) sich gesund gestoßen hat am neuen Absatzmarkt, an Produktionsmitteln, Immobilien und den vielen gut ausgebildeten Leuten.

      • James Taylor sagt

        Hallo Stadtmensch,
        ein “Looser” ist ein “lockerer” und ein “Loser”ist ein Versager oder Verlierer. Meinen Sie die erste Bedeutung, waere Ihre Einlassung zumindest unfreiwillig komisch. Immerhin.

      • Paulus sagt

        Hallo Stadtmensch,
        was ich nach der Wende „in verantwortlicher Position“ 🙂 an Produktionsmitteln vorgefunden hatte war schlicht und ergreifend Schrott. Mit den Produktionsmitteln und -methoden konnte man bestenfalls Tapeziertische oder Kittelschürzen für westdeutsche und englische Versandhäuser, aber noch nicht einmal halbwegs brauchbare Autos herstellen.
        Irgendwelche vorhergegangenen Embargos oder Reparationsleistungen an die Russen hatten nach der Wende keinen mehr zu interessieren. Da ging es um zwingend notwendige Aufbauleistung und darum, eine nicht wettbewerbsfähige Wirtschaft wieder auf die Beine zu stellen, also sozusagen zum Wohle des Volkes. Selbstverständlich gab es in der ehem. DDR bestausgebildete Fachkräfte, gerade im technisch- wissenschaftlichen Bereich, sie hatten aufgrund ihrer Sozialisation nur häufig die falsche, oder vorsichtig ausgedrückt, eine ungünstige Mentalität. Das bekommt man aus manchen Köpfen eben nicht von heute auf morgen raus. Das bei diesem wirklich gigantischen und für meine Begriffe gelungenen Projekt auch die „Fratze“ des Kapitalismus zum Vorschein kam und es zweifelsfrei Verlierer gab streite ich nicht ab. Ich habe mich im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten übrigens immer dagegen gewehrt.
        Was die industrielle Produktion betrifft kann ich schon mitreden, von der LW und der Entwicklung nach der Wende habe ich keine Ahnung, wobei es mich wirklich interessieren würde.

        • Obstbäuerin sagt

          Hallo Paulus, ich will nicht abstreiten, dass Deine Erfahrungen nicht stimmen aber es gab auch die andere Seite. Eine Kaffeerösterei hier bei uns wurde geschlossen, obwohl sie auf damals höchstes technisches Niveau umgerüstet war.
          Da spielte wohl doch auch der Konkurenzausschluss eine Rolle. Schließlich war es ja irgendwie auch ein Konjunkturprogramm mit 17 Millionen neuen Kunden.

        • Stadtmensch sagt

          Ok Paulus. Du darfts deine Meinung behalten. Hier ist nicht der Ort für Wirtschaftsgeschichte und außerdem ist es doch egal, welche Organisationsform (Stamokap oder Sozialismus) am effektivsten Rohstoffe zu Müll verarbeitet und nebenbei Konsumzombies erzeugt. Falls es in absehbarer Zeit noch jemanden gibt, der Aufzeichnungen über diesen ganzen Lärm studieren kann, möge dieser jenige welche entscheiden, was die bessere Idee war. Ansonsten stehe ich zu meiner “ungünstigen Mentalität” (also meiner antrainierten kollektivistischen Einstellung). Damit fahre ich momentan sehr gut.

    • Bauer Willi sagt

      Was heißt hier “mal wieder löschen”. Wann habe ich einen Kommentar von Dir gelöscht? Junge, jetzt aber mal ganz vorsichtig, sonst lösch ich den Kommentar 🙂 🙂

    • Mimimi … habe ich Ihnen auf den Schlips getreten, weil ich ein LINKER bin … lassen Sie mich raten, was Sie sind 😛

      Es gab noch keinen demokratischen Sozialismus. Aber ich wette, für Sie waren auch die Nazis links, hatten ja „sozialistisch“ im Namen drin? Und nervige Fundis gibt es überall, doch das wissen Sie sicherlich auch?!

      Aber versuchen Sie’s gern weiter mit einer roten Socken Kampagne. Die armen Geistlichen, die Sie wegen der Kreuzzüge und Hexenverfolgungen der Kirche auch so offensiv angehen … oder sehen Sie es da anders?

      Wollen Sie einen Plan, hier haben Sie einen: Wirtschaftsphilosophie des Keynesianismus, viel Spaß beim „Googeln“! Nennen Sie es meinetwegen soziale Marktwirtschaft, Wirtschaftswunderjahre oder was auch immer. Kaufkraftflüsse beachten, das Geld muß fließen, Trickle down Effekt funktioniert nicht und massiven Investitionsstau haben wir auch trotz zunehmender Deregulierungen … also … jammern kann jeder, was ist Ihr Plan! Oder besser: Welcher Partei gehören Sie an, dann kenne ich Ihren Plan 😉

      • Paulus sagt

        @Christian Suhr
        Also wenn sie es genau wissen wollen. Ich bin ehem. Mitglied der FDP und wähle diese Partei noch immer. Mein Parteiaustritt hatte etwas mit einem persönlichen Disput mit Herrn Westerwelle zu tun, ist aber Schnee von vorgestern und völlig uninteressant.

        Was Keynes oder auch Hayek betrifft benötige ich, wahrscheinlich im Gegensatz zu ihnen und manch andern Linken kein Google. Ich habe nach meinem Ing.-Diplom noch ein Studium zum Wi-Ing. drangehängt. Ebenfalls mit einem exzellenten Abschluss. Über meine weiteren akademischen Weihen und beruflichen Tätigkeiten kläre ich sie nicht auf, es könnte sie ggf. verunsichern wie man so schön sagt.
        Obwohl, ein gestandener Linker ist ja nicht so leicht aus der Bahn zu bringen, das muss man euch schon lassen.
        Ich mag diese eher harmlosen verbalen Kloppereien. Vor ca. 40+x Jahren haben wir uns noch gegenseitig die Fressen blutig geschlagen und Zähne geopfert. Das war jetzt auch nicht so toll.
        Insofern hat dieses komische Internet schon zu einer gewissen Humanisierung beigetragen. Ich betrachte das bei allen als negativ empfundenen Begleitmerkmalen als Fortschritt.
        Zufrieden?

      • Elisabeth Ertl sagt

        Der Keynesianismus war ein passendes Konzept nach dem 2. Weltkrieg und hat sich über mehrere Jahrzehnte bewehrt. Er führt nur früher oder später unweigerlich in unbeherrschbare Staatsschulden. Und deshalb will niemand mehr ernsthaft dorthin zurück. Der Kommunismus ist auch gescheitert, der neoliberale Finanzkapitalismus läuft gerade darauf zu. Mir gefällt am besten jenes Konzept, das schon Rudi Dutschke vertreten hat und später Otto Schily: https://www.dreigliederung.de/
        Bei uns wollte Kaiser Karl I. das verwirklichen, aber da ist – leider 🙂 – das Ende der Monarchie dazwischen gekommen.

  5. bauerhans sagt

    ich hatte letztes jahr dem kreissprecher der Linken hier bz. glyphosatverbot auf öffentlichen pachtflächen vorgeschlagen,Kirsten Tackmann zu befragen,bevor er sich vollkommen unwissend öffentlich äussert.
    ich hatte nie eine antwort bekommen.
    den Grünen hier hatte ich das statement von E.Niemann zukommen lassen,der ja vorschlug,den dialog mit den bauern zu suchen.
    auch da keine antwort.

    • Ja, mit Kirsten stehe ich auch im regelmäßigen Austausch, soweit es ihre Zeit als Bundestagsabgeordnete zuläßt. Sie hat auch vieles veröffentlicht dazu. Bei Glyphosat einfach die menschliche: Wenn etwas irgendwie im Verdacht steht, gefährlich zu sein, tritt man erstmal auf die Bremse und testet es.

      Aber ich zähle auch zu denen, die wie Sie auch bei Begriffen wie „Massentierhaltung“ allergisch reagiert, möchte ich sagen. Während andere Linke solche populistischen Begriffe durchaus noch nutzen. Auch in eigenen Reihen braucht es Aufklärungsarbeit.

      Die AbL hatte im Frühjahr eine gute Demo zu fairen Erzeugerpreise und Wertschätzung in Oldenburg initiiert, viele Verbraucherorganisationen hatten sich angeschlossen (ich hatte die Werbemittel gestaltet).

      • Obstbäuerin sagt

        Christian, wenn 40 Jahre Dauertest in der Praxis nicht anerkannt werden, dann scheint da was nicht zu stimmen. Wir haben mit 40 Jahren Glyphosaterfahrung keinen Artenschwund und auch keine höhere Mortalität. Wenn die Politik glaubt, dass sie Wählerstimmen gewinnt mit der Verhinderung von Gefahren, die gar nicht vorhanden sind, wird es irgendwann auf ihre Glaubwürdigkeit zurückfallen und das hoffentlich bald.

        • Naja, das erbgutschädigende Tallowamin wurde rund 40 Jahre aktiv als Netzmittel bei Glyphosat eingesetzt und erst dann hat man es erkannt, das ist auch irgendwie … doof gelaufen … wenn man halt nur den Wirkstoff testet …

          Und den Shikimatweg nutzen nicht nur Pflanzen, sondern auch Mikroben. In den USA wird aufgrund des Unkrautdrucks ganzjährig gesprüht, so daß unterm Jahr auch Bienen damit in Kontakt kommen. Deren Darmflora enthält solche Mikroben, die dann hops gehen, der Darm ist essentiell für das Immunsystem … Desorientierung, Tod.

          Sollte was in Gewässer gelangen, führt es zu massivem Amphibiensterben, auch schon passiert, je nach Zusatzstoff, weil der Wirktstoff Glyphosat allein nicht an der Wachsschicht von Blättern haftet.

          Das Ding mit der fachkundigen Anwendung ist auch immer die Frage, wer’s denn überhaupt kontrollieren kann.

          Ansonsten sind die Meinungen sehr heterogen, siehe Landwirte hier:
          https://www.landwirt.com/Forum/412163/Pfluglose-Ackerbewirtschaftung.html

          Gegrubbert bzw. aufgelockert werden muß der Boden oft auch, Mäuse und Schnecken hält der Pflug effektiver fern, auch ist er phytosanitär besser (Pilze wie Fusarium) usw. Bei dünnen Humusschichten, in trockeneren Regionen oder bei tonhaltigen Böden mag der pfluglose Ackerbau präferiert werden, aber auch hier kann vielleicht die Technik helfen, siehe aktuelles Gerät von IAT, der GlyphoNo Flachgrubber, wenn ich das richtig gesehen hatte. Erosionsminderndes Arbeiten am Hang ist möglich mit asymmetrisch angeordneten Rollhacksternen etc.

          • Thomas Apfel sagt

            Die Versuche hinsichtlich der Darmflora der Bienen sind wie Herrn Randolf Menzels Versuche mit dem (vom Institut für Bienenschutz in Braunschweig als für Honigbienen als absolut ungefährlich eingestuften) Neonicotiniod Thiacloprid mit völlig überhöhter, praxisferner Aufwandmenge durchgeführt worden.
            Häufigere Spritzung mit Roundup in den USA hat mit Resistenz der Unkräuter nichts zu tun. Wenn eine Pflanze resistent ist, ist sie Resistenz und kann mit dem entsprechenden Wirkstoff überhaupt nicht mehr bekämpft werden. Die häufigeren Spritzungen basieren auf der geringen Dauerwirkung von Glyphosat, es hat auf nicht gekeimte Samen gar keine Wirkung. Der Grund warum in Europa weniger Glyphosat eingesetzt wird, ist die stärkere Verwendung von Bodenherbiziden (Keimhemmern). Glyphosat wird in Europa in der Regel einmal vor der Aussaat der nächsten Kultur zum Ausschalten der schon vorhandenen Konkurrenzpflanzen eingesetzt. Dieses Konzept ist ein anderes und aus meiner Sicht sinnvolleres als das Roundup-Ready -Konzept der USA.

          • Elisabeth Ertl sagt

            Was in den USA geschieht, kann man nur mit Handelsabkommen beeinflussen. Ich bin sowieso für Handelsschranken.

  6. Georg Summerer sagt

    Sehr geehrter Herr Suhr, Ich verwechsle mit Sicherheit nicht “knapp” mit “weniger”, das was Sie meinen ist “zu wenig”! Das war weder bei Obst und Gemüse noch bei Butter der Fall. Es hat nur die Möglichkeit bestanden dass jede Nachfrage in jeder Grösse möglicherweise nicht sofort befriedigt werden könnte und das führte zu einem Preisanstieg mit den entsprechenden Folgen. Aber es wird sich keine Partei egal welcher Farbe auf das Risiko “zu wenig” einlassen und statt dessen lieber auf ein wenig Überproduktion setzen, und das ist in einem freien Markt für die Erzeuger eine Katastrophe wenn die Produktionsmengen überhaupt nicht geregelt werden und auch noch die Importe mit Niedrigstandarts zugelassen werden. Da hilft dir eine steuerfreie Risikorücklage auch nichts.

    • Hallo! Die Selbstversorgungsquote vom BMEL ist Ihnen sicherlich bekannt, auch daß Verbraucher im Winter halt nicht nur Kohl essen, vieles an Gemüse importiert wird, während andererseits die Produktion von tierischen Lebensmitteln bei 120% über der Selbstversorgungsquote liegt, wobei auch da schon in Frage gestellt werden muß, wo die 100% liegen sollten (täglich Fleisch oder eher Sonntagsbraten).

      Das Thema Import ist eine Frage, die politisch leicht geklärt werden könnte.

      Und Sie haben auch Recht damit, daß man bei Lebensmittel lieber etwas mehr als weniger hat. Doch das ist der Beweis, daß Lebensmittel nicht vom Markt reguliert werden können, und wenn man immer zu viel hat – Angebot und Nachfrage – fallen die Preise in einem unregulierten Markt.

      Doch eine nahezu unregulierte Wirtschaft führt zu nicht wenigen Katastrophen. Wenn man zum Beispiel lieber in Südamerika Kaffee für den EU-Markt anbaut statt Lebensmittel fürs Volk, sollte man das sehr kritisch sehen.

      Die Frage ist eher, wie könnte man mit welchen Maßnahmen was bewerkstelligen?
      Und noch wichtiger: Muß Essen billig sein, ist das so gewollt von wegen niedrige Lebenshaltungskosten für niedrige Löhne für weniger Produktionskosten für mehr Industrieexporte?

      Es gibt da zahlreiche Kausalitäten, Landwirtschaft kann man nicht allein betrachten.

      Warum gibt es bis heute keine Maßnahmen gegen Bodenspekulationen im Agrarmarkt?
      Warum soll die 2. Säule der GAP gekürzt werden?
      Warum hat man Mercosur zugestimmt?
      Usw.

      Ich bleibe dabei, mit Blick auf den Profit (der Wenigen) ist das Auto wichtiger als unser Essen. Und das bringt mich zu der Frage, wie wir unsere Wirtschaft ausrichten sollten, Stichwort Exportüberhang. Denn wir leben von der Substanz und Freihandelsabkommen wirken auf mich eher wie ein Schneeballsystem … die Ersparnis bei Zöllen soll Produkte billiger machen, damit die fallende Kaufkraft durch immer mehr Wegrationalisieren und Lohndumping sich diese Produkte noch leisten kann ohne Profiteinbußen (also faktisch werden aus Zolleinnahmen Profite für die Unternehmer, der Staat verzichtet, damit die Wirtschaft profitiert; siehe EPAs mit Afrika, teilweise sind mit den Zöllen auch ein Drittel des Staatshaushaltes weggebrochen, Geld, daß dem Staat dann überall fehlt).

      • Elisabeth Ertl sagt

        Herr Suhr,
        wenn Sie von Überversorgung mit Fleisch sprechen, dann müssen Sie auch die Unterversorgung mit Obst und Gemüse (ob jetzt Kohl oder etwas anderes) dem gegenüber stellen. Der Grund: Wir leben in einer globalisierten Wirtschaft, und die klimatischen Bedingungen für Gemüse und Obst sind in Südeuropa halt weitaus besser als in Deutschland, und beim Vieh ist es umgekehrt. Da kommt es halt zur Arbeitsteilung. In der Bilanz reicht es für den Lebensstil der Deutschen auch ohne solche Arbeitsteilung (und ich hätte ja nichts dagegen, wenn man regionaler würde) nicht. Es gibt zu viel, weil mehr importiert als exportiert wird. Ja, ich fände es gut, wenn nur ein bis zweimal pro Woche Fleisch gegessen würde und nichts weggeworfen, und wenn die Bauern einen fairen Preis bekämen. Wenn Sie ein funktionierendes Konzept haben, wie man das durchsetzt, wird kein Bauer etwas dagegen haben.
        In Österreich hat man mit jahrzehntelangen Kampagnen erreicht, dass regional halbwegs beliebt ist, wenn auch immer noch viel zu wenig. Und weil die Lebensmittel bei uns teurer sind als in Deutschland, wird regelmäßig in den Medien darüber gejammert. Einfach ist es nicht, den Konsumenten umzuerziehen.
        Warum man der Bodenspekulation zuschaut, würde ich auch gerne wissen, ich weiß es aber nicht. Ebenso Mercosur.

        • Das Makabere ist: Es wird eigentlich mehr exportiert als importiert. Nur bei Lebensmitteln sieht man den Preis dafür, was der Autofetisch fordert.

          Vielleicht wäre schon viel gewonnen, wenn man die Marge nach Risiko verteilen würde, was ohne große Eingriffe möglich sein sollte.

          Ideen habe ich viele, doch was praktikabel wäre, kann man nur mit Landwirten gemeinsam erarbeiten. Viele – so mein Eindruck – sind beherzt dabei, Neues auszuprobieren, hier bauen so zwei Landwirte neuerdings Fenchel an.

          Die Frage ist: Wer sucht aufrichtigen Dialog statt nur seine Ideale und Wünsche durchboxen zu wollen? Wie kann man gemeinsam Ideen sammeln?

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        kein Mensch verlangt, dass der Verbraucher im Winter nur Kohl ist, zumal Deutschland bei weitem den Bedarf an Gemüse nicht bereitstellen kann.
        Verzichten könnte der Verbraucher schon aus Umweltgründen auf Flugware,
        braucht man an Weihnachten Erdbeeren und Trauben, oder Blumen aus Kenia?

        https://www.ugb.de/lebensmittel-im-test/flugtransporte-von-lebensmitteln/?treibhausgase-klimaschutz

        Wenn die Tierische Produktion auf 100% zurückgefahren würde, wer ist die Teile, die derzeit der deutsche Verbraucher verschmäht? Gehen die in die BIOgasanlage?

        Es war schon früher so, dass man das Angebot auch über den Verbrauch hochgehalten hatte.

        Im Bereich von zb. Zwetschgen wurde eine Ernteschätzung bei der Beratung vor Ort abgefragt um danach die Einfuhrkontigente aus Ungarn zu bestimmen. In weiser Voraussicht haben die Schätzer in der Beratung die deutsche Ernte höher eingeschätzt, damit der Preis nicht in das uferlose viel.

  7. Moin und danke, Willi, daß ich zum Dialog zwischen Erzeugern und Verbrauchern (hoffentlich) was beitragen konnte!

    Ich merke, daß die Diskussion wieder oft über Konventionell vs. Bio läuft, Letzteres kritisiere ich selbst ja genauso, Stichwort Konventionalisierung. Es ist eine Nische, die nur einen geringen Marktanteil hat, aber medial groß ausgewalzt wird, gleichzeitig die Konventionellen noch stärker ins Fadenkreuz rückt.

    Und ich sehe auch, daß die Diskussion um die Landwirtschaft auch nicht objektiv geführt werden kann. Soll man jemandem, der mit Futtermitteln und Tierhaltung sein Auskommen erwirtschaftet, von weniger Fleischkonsum vorschwärmen? Da könnte ich auch Organisationen wie IVA oder Forum Moderne Landwirtschaft, in denen Bayer drinsteckt, fragen, wie sie zum Pflug oder zu Bio stünden. Oder würde jemand, der im Nebenerwerb Saatgut für Energiepflanzen vertickt, beim Thema Verheizen von NawaRos objektiv argumentieren? Ohne Veränderung auf allen Seiten funktioniert es mit der Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit nicht!

    Bauern bleiben auf Bio-Milch sitzen:
    https://www.welt.de/regionales/bayern/article178897768/Landwirtschaft-Bauern-bleiben-auf-Bio-Milch-sitzen.html

    Man könnte mutmaßen, daß Bio mit Blick auf etwas bessere Preise für manch einen vielversprechend war. Aber wenn das Angebot wieder größer als die Nachfrage ausfällt, landen wir wieder beim Unterbietungswettkampf im Preis (Konventionalisierung). Dieser kann dann nur mit mehr Spezialisierung begegnet werden, Bio ist am Ende kein Bio mehr (wenn es das je war, für Fairneß steht es nämlich schon jetzt nicht).

    Nahezu niemand hat einen Plan, wie man weg von Automobilfokus und Exportfetisch kommt, also wird eine Politik gestaltet, die das Auto als Prio behandelt. Siehe Fracking-Gas-Zustimmung (auch von Grün regierten Landesregierungen) sowie mehr US-Burgerfleisch, um Strafzölle auf Autos zu vermeiden. Oder Mercosur-Abkommen mit Agrarriesen Südamerika. Vielleicht muß auch die Landwirtschaft ein bißchen politischer werden, statt auf Produktivität lieber auf ein Konzept von Wirtschaftlichkeit und Schaffung von Arbeitsplätzen setzen. Berufliche Perspektive auf dem Land … statt zu schauen, wer bei der Reise nach Jerusalem (Höfesterben) am Ende noch seinen Platz findet?!

    An dieser Stelle möchte ich nur ergänzen, daß der Dialog sehr wichtig ist und wir uns alle bei dem, was wir lesen und hören, auch immer des Botens bewußt sein müssen.

    Wegen der Ende-Gelände-Aktion wurde Willi am Ende in die Rechte Ecke gestellt, ich habe auch dagegen kommentiert. Wenn es um Ferkelkastration geht, kommen Sprüche wie Landwirte sollten kastriert werden, das geht gar nicht! Und wenn es um faire Preise, Nachhaltigkeit und Tierwohl geht, soll immer der Verbraucher Schuld haben. Dazu dann noch Sprüche, daß man nur mitreden könne, wenn man selbst einen Hof hätte. Ich kämpfe auch für Frieden und lehne Krieg ab, dafür muß ich kein Soldat sein, so als Gedanke! Menschen persönlich diskreditieren zu wollen, um deren Meinung mit ihnen zu entwerten, hat nichts mehr mit Dialog zu tun – erlebe ich häufig auf Facebook als Beispiel.

    Ich glaube, es ist für Landwirte, Verbraucher, Tiere und Umwelt besser, wenn Landwirte und Verbraucher aktiv den Dialog suchen. Niemand hat die Weisheit mit Löffeln gefressen. Ich bin Verbraucher, ich habe auch lange Discounter-Produkte konsumiert … das Bewußtsein zur Veränderung findet sich schwer, wenn man oft Sprüche hört wie „Wenn ich es nicht mache, macht das jemand anderes“ oder „Wenn andere das nicht zuerst machen, mache ich das auch nicht, allein was zu verändern, ändert ja nichts“.

    Und wo andere nur über Öko sprechen, sehe ich vor allem das Soziale in Gefahr, kann ja nicht sein, daß ich als Einziger über Mobbing und Selbstmord unter Landwirten spreche oder es super finde, wie solidarisch oft mehrere Generationen am Hof mit Herzblut den Betrieb führen und zusammenleben, das öffentliche Leben mitgestalten!

    Abschließen möchte ich mit der Frage:
    Mit wem kommt es eher zum Dialog, mit den Kritikern der aktuellen Agrarpolitik oder mit denen, für die Essen so selbstverständlich ist, daß es sie nicht kratzt, wo’s herkommt und wie es produziert wurde?

    Nochmals danke, daß ich meine Gedanken mit Euch teilen durfte. Sicherlich muß ich noch viel Lehrgeld zahlen, aber wenn jeder alles wüßte, bräuchten wir nicht miteinander sprechen!

    Chris

    • Elisabeth Ertl sagt

      Herr Suhr,
      ich halte Schafe und bin trotzdem für weniger Fleischkonsum. Ich bin gegen Verheizen von Essen, verheize aber Holz (auch ein NaWaRo) In Österreich wirtschaften 25% der Bauern Bio. Aber nur 9% der KonsumentInnen kaufen Bio. Es sind aber nicht 91% der Österreicher so arm, dass sie es sich nicht leisten könnten, es sind auch nicht 75% so arm. Es ist ihnen privat einfach etwas anderes wichtiger, auch wenn man hier gerade mit großer parlamentarischer Mehrheit Glyphosat total verboten hat und damit noch mehr Bauern zum Umstieg auf Bio zwingen will.
      Und ja, es wird besser bei uns, weil schon seit Anfang der 90er Jahre eine Kampagne läuft zur Änderung der Mentalität der Bevölkerung. Unser Bauernladen verzeichnet einen steigenden Umsatz. Und die Bauern leisten unglaublich viel für die Direktvermarktung ihrer Produkte: https://www.gutesvombauernhof.at/intranet/allgemeines-recht/studie-direktvermarktung-in-oesterreich.html
      Und doch geht es beim Konsumenten SEHR SEHR langsam voran, und auch unsere Bauern fürchten ständig um ihre Existenz. Warum? Weil der Konsument am längeren Ast sitzt.

      • Obstbäuerin sagt

        Und in manchen Gegenden, vor allem in Grenznähe zu Billiglohnländern, geht es stetig bergab mit der Direktvermarktung und nicht nur mit dieser. Es ist doch kein Zufall, dass Frankfurt Oder die zweitärmste Kommune in Deutschland ist, während Slubice (vor dem 2. Weltkrieg Dammvorstadt Frankfurts) zu den reichsten Städten Polens gehört. Oldenburg liegt sehr weit im Westen, da hat man die Probleme des Ostens nicht so im Blick.

        • Elisabeth Ertl sagt

          Wir hier in der Oststeiermark sind auch in Grenznähe zu Billiglohnländern, und bei uns geht es mit der Direktvermarktung bergauf. Es liegt schon auch an der Politik, aber es ist ungeheuer mühsam.

      • Ich weiß, was Sie meinen. Meine Großtante hat eine Alm in der Steiermark (Schladming). Die wurde gerade ausgebaut mit Ferienwohnung, Waldflächen werden verpachtet und Landwirtschaft ist schon länger nicht mehr gegeben. Ist ein älteres Haus mit Glocke am Dach, um die Belegschaft damals zusammenzurufen, wenn ich das richtig verstanden habe.

        Landwirte europa- und weltweit sind vom Kurs einer Wirtschaftspolitik betroffen, bei der es um Niedriglöhne geht, um die Produktionskosten in der Industrie zu drücken, um Industrieexporte zu steigern.

        Und weil mit den Löhnen weltweit die Kaufkraft fällt, müssen Produkte immer billiger werden, Zölle müssen weg, weil diese den Preis erhöhen, Lebensmittel günstiger sein und Steuern für Unternehmen werden auf 0 reduziert, bis man sich wundert, ob es eine marode Straße ist, über die man führt, oder doch schon der Trümmerhaufen einer Schule.

        Wir fahren noch Autos und lassen uns von Smartphones ablenken beim Fahren, wenn wir am Hungertuch nagen …

        • Elisabeth Ertl sagt

          Es war genau umgekehrt: Nach der Wende hat man hier den Brutalkapitalismus damit beworben, dass die Globalisierung uns billigere Waren aus aller Herren Billiglohnländer bescheren wird. Das hat dann zunächst tatsächlich auch den hiesigen Reichtum vermehrt. Was man aber verschwiegen hat: Dass die hiesigen Arbeitnehmer dann in Konkurrenz mit ihren ausländischen Billiglohnkollegen geraten werden und die Reallöhne dementsprechend sinken. Und in dieser Spirale sind wir drinnen zum Wohl der arbeitslosen Shareholder, welche die einzigen Gewinner in diesem Szenario sind.

  8. Bauer Ernst sagt

    Wo ist eigentlich das Problem wenn Landwirte aufhören und andere den Betrieb durch diese Flächen vergrößern. Die Nachbarn die ich gepachtet habe sind zufrieden, haben Pachteinnahmen, einen Arbeitsplatz und in ihrer Freizeit gucken sie mir bei der Arbeit zu und ich kann jederzeit auch verpachten, aber noch machts Spaß !

    • Es sind nicht alles nette Landwirte, die man zum Nachbarn hat.

      Stichwort Bodenspekulation …

      Von der Höhe der Pachtpreise ganz zu schweigen, die auch nicht unbedingt fair ausfällt.

      Hier konkurrieren Landwirte, Wasserversorger und Gemeinde nicht selten um Land. Woanders kaufen es Rethmann, Fielmann und Co. auf.

      Die, die größer werden durch die aktuelle Politik, können bei der nächsten Runde auch zu den Kleinen zählen. Wer weiß, eine Dürre, Tierseuche oder Freihandelsabkommen später … das System bietet keine Sicherheit und Stabilität. Und größer werden muß man oft, um mit mehr Ertrag und niedrigeren Produktionskosten überhaupt noch über die Runden zu kommen, wachse oder weiche 🙁

      • Elisabeth Ertl sagt

        Wenn Sie wollen, dass die Betriebe wieder kleiner werden, wo finden Sie die vielen zusätzlichen Landwirte, wenn schon jetzt viele keine Nachfolger mehr finden?
        Das ist ein großes Problem. Es gibt viele Städter, die mit Hurra einmal mit Selbstversorgung beginnen. Die meisten hören nach wenigen Jahren wieder auf. Sie kennen ja noch das Stadtleben, das bereits eine wesentlich größere Freiheit bot, sie haben das ja nicht vergessen.
        Da muss erst eine große Hungersnot kommen, dass man sich die Knochenarbeit wieder antut.

      • Bauer Ernst sagt

        wenn Grün rot rot mal regieren geht der Strukturwandel genau so weiter, oder wollen sie Landwirte zwingen ihre Höfe weiterzubewirtschaften, es gibt kein Bauernsterben, die leben alle und es geht ihnen gut

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Bauersterben gibt es, jeder von uns muss den Weg des Irdischen gehen.

          Doch das Höfesterben ist Real, trotzdem leben die Politiker in dem Wahn einer Agrarwende mit Verkleinerung der Höfe.

          Seit eine 16 Jährige für die Umwelt streikt, drehen alle, einschließlich der Politiker durch und meinen die anderen Parteien mit immer mehr Auflagen, wie 50% weniger Pflanzenschutz, übertrumpfen zu müssen. Wie das ausgeht wurde wurde schon mehrfach dargelegt.

  9. Uwe Reifenrath sagt

    Ich bin erstaunt und überrascht zugleich….. Lesen tut sich das gut, Umsetzen wird es wieder keiner, oder Annehmen…..Aufnehmen….Verstehen…..

    • Weiterso führt jedoch auch zu nichts, anders rum gesagt!

      Insofern ist der Dialog mit Verbrauchern, und ja, auch mit überkritischen Verbrauchern und NGOs, vielleicht hilfreich, um politisch mehr Gewicht auf die Waagschale zu bringen.

      Naja, ich bin Verbraucher … also mich läßt das Thema nicht mehr los und hat Einfluß bis tief in mein eigenes Konsumverhalten. Mir tut alles Essen weh, was ich wegwerfen muß, ich frage mich bei jedem Produkt, wo es herkommt, welche Molkerei wohl bei Milch am fairsten mit Erzeugern umgeht, damit sie auch besser wirtschaften können, nicht zuletzt auch mit Blick auf deren Kühe, und ähnliches mehr. Dinge, über die ich vor wenigen Jahren nicht ansatzweise nachgedacht habe.

  10. Ehemaliger Landwirt sagt

    “Im Sinne eines weiteren Dialoges möchte ich auch eine Lanze für die so genannten NGOs brechen, Verbraucherorganisationen, die sich für Umwelt- und Tierschutz einsetzen. Deren Kameras decken Mißstände auf, wo die Politik eine aus den Augen, aus dem Sinn Politik forciert, denn so kann nötiger Reformdruck entstehen.”

    Gerade die NGO haben die Landwirte mit einseitiger Schuldzuweisung und vielfacher Lügen an den gesellschaftlichen Rand gedrängt.

    “Auch haben Nabu, Bund und Co. die Möglichkeit, Politik und Handel vor sich herzutreiben, wo die Landwirtschaft es nicht kann, weil sie am Ast sägen würde, auf dem sie sitzt (man läuft bei zuviel Kritik halt Gefahr, ausgelistet zu werden).”

    Derzeit ist es bei uns so, dass die NGO die Umwelt vermehrt auch außerhalb der Landwirtschaft auf der Agenda haben, in den Augen der Menschen hat sich der ständige Fingerzeig auf die Landwirtschaft eingeprägt.

    • Christian Bothe sagt

      Eine katastrophale Einschätzung zu den NGOs von dem „linken“ Herrn…Alles weitere dazu hat ehem.LW gerade richtig kommentiert.

    • Elisabeth Ertl sagt

      Bei uns allein in der Steiermark hat der von den NGOs verteidigte Fischotter im letzten Jahr 500 Tonnen Fisch vernichtet, weil die empfohlenen Schutzmaßnahmen eben nichts nützen. Dazu kommt, dass zuweilen Menschen aus der bitterarmen östlichen Nachbarschaft nächtens stromfischen, wovon auch schon ein Freund von mir betroffen war. Jeder Produzent von Luxusartikeln würde unter solchen Bedingungen sich eine andere Einkommensquelle suchen. Der Bauer tut es nicht, weil er weiß, dass er damit nicht nur seinen Mitmenschen, sondern auch sich selber die Lebensgrundlage zerstört. Somit ist der Bauer erpressbar.

    • Mit den Finger auf andere zeigen, kann jeder!

      Was sind NGOs denn anderes als Verbraucherorganisationen, die sich zusammensetzen aus den Menschen, die eine Entwicklung sehen, die ihnen nicht gefällt, und dagegen was unternehmen wollen.

      Beide zeigen mit Finger aufeinander … glauben Sie, so wird die Situation besser?

      Ein Beispiel:
      Der NABU hat mit einer Forsa-Studie Stellung für die Landwirte bezogen, siehe hier:
      https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/agrarpolitik/26215.html

      Und was lese ich auf Seiten von Bauernverband unter den Kommentaren:
      Aus der Tatsache, daß es wirtschaftlich auch darstellbar sein muß, daß es finanziell auch die Wertschätzung braucht, um tiergerecht und nachhaltig zu wirtschaften, drehen die Gegner der NGOs ein Argument mit der Behauptung, der NABU wolle sagen, daß Landwirte nur nachhaltig handelte, wenn man sie bezahlen würde.

      Und ja, es gibt auch Mist, das mit dem 75% Insektensterben nach Hallmann et al., zumindest wenn ich diese Schlußfolgerung lese:
      https://sciencefiles.org/2017/10/19/das-grose-insektensterben-oder-doch-nicht/
      25% ist auch viel, erlaubt jedoch andere Schlußfolgerungen.

      Wenn man sich gegenseitig immer niedermacht, wird das nichts, Erzeuger gegen Verbraucher. Denn den Schuh müssen sich beide Seiten anziehen. Vorurteile kann man sachlich aus der Welt räumen.

      Bedenken Sie, daß einfach zu oft schwarze Schafe den Ruf der Landwirtschaft nachhaltig zerstört haben, Stichworte wie Downer-Kühe, Kükenschreddern, Pflanzenschutzmittel, die eingesetzt aber mittlerweile verboten wurden, Anbindehaltung, elendig im Stall verendete Tiere, Lebensmittelskandale, totgeprügelte Tiere, fragwürdige Tiertransporte, Fäkalien in Gewässern und ähnliches mehr.

      Bester Beweis:
      Wenn ein Schweinestall abfackelt, noch ohne Kenntnis vom Täter, kommen Sprüche, es wären Tierschützer/-rechtler gewesen. Ist das fair? Die lassen doch Tiere eher frei als sie zu verbrennen. Genauso gut könnte ich spekulieren, daß Rechte den Stall abgefackelt hätten, damit der Halter und andere Landwirten wütend sind, mit Vorurteilen gegen die Verbraucher wettern und sich dann von Rechten Bauernfängern einkassieren ließen.

      Ohne Dialog wird es nichts.

      Bedenken Sie die Diskussion um das Miniaturenwunderland und wie engagiert die Verantwortlichen sogar den direkten Kontakt mit Landwirten suchen, während sie auf Facebook oft massiv angegriffen wurden … der Rechtfertigungsmodus holt die Kuh nicht vom Eis, er sagt nur, man will sich nicht verändern. Wobei man aber vom Verbraucher fordert, er solle sich beim Konsum ändern. Das paßt nicht!

      • Elisabeth Ertl sagt

        Lieber Herr Christian Suhr,
        in meiner Kindheit hat man im Dorf öfter mit dem Auto warten müssen, weil der Bauer gerade seine Kühe auf die Weide oder zurück getrieben hat. Diese Tiere hatten Hörner, gingen im Stall freiwillig auf ihren Platz, wo keine andere Kuh ihnen das Futter streitig machte, wurden dort über Nacht angebunden und von den Menschen gestriegelt und gemolken. Den Viehtrieb zu den hofnahen Weiden haben die Autofahrer-Vertretungen abgestellt. Das Weiden in der Nähe von Wohnsiedlungen hat man irgendwann auch verboten wegen Lärm- (“Muuuh”) und Geruchsbelästigung. Als dann die Kühe im Stall blieben, waren wieder die Bauern die Bösen. Und wenn dann im Laufstall die Hörner amputiert werden müssen zur Sicherheit von Mensch und Tier, dann hat es auch dagegen in der Schweiz schon eine Bürgerinitiative gegeben, die nur knapp ihr Ziel verfehlt hat. Und wenn dann unsere Bauern ihre behornten Tiere auf die Alm treiben, dann will sich niemand davon das Recht nehmen lassen, seinen Hund zur Wanderung mitzunehmen (was unsereiner von klein auf nie gemacht hätte) und wenn dann ein Unglück passiert, dann wird der Bauer zu 400.000 Euro Schmerzensgeld verdonnert; denn der Bauer, der von früh bis spät arbeitet und kaum noch was verdient, soll sein Vieh besser beaufsichtigen. Diese Entwicklungen sind es, welche die Kommunikation mit den Verbrauchern so schwer machen! Die Verbraucher sind in die Rolle der ehemaligen Lehensherrn geraten.

        • Elisabeth Ertl sagt

          An diesem Beispiel und an den stetig den Verbrauchern zuliebe sinkenden Preisen sehen Sie, wie viel sich für die Bauern schon verändert hat. Beim Verbraucher ändert sich wenig.

          • Paulus sagt

            Im Zusammenhang mit den Kühen ein recht lustiger Nebenaspekt aus einer anderen Region. Mittelgebirgslandschaft in Südwestfalen. In meinem Geburtsort haben 7 von 8 ehem. LW und 1 von 2 auswärts liegenden Höfen aufgegeben. Übrig blieben Fichten, Weihnachtsbaumplantagen und Grünland. Man konzentrierte sich auf Sommergäste und das Dorf wurde herausgeputzt und verkitscht bis zum geht nicht mehr. Ich habe es schon mal als pervers und als Mickey-Mouse-Welt bezeichnet und wurde dafür heftig angegriffen.
            Nachdem die Gäste die gewünschte ländliche Idylle nicht mehr vorfanden, und ein armseliges Tretbecken nun auch nicht so der Hit war, kam seitens des Fremdenverkehrs die dringende Forderung, die Kühe wieder auf die Weide zu treiben, allerdings ohne Vergütung für den Aufwand. Die beiden verbliebenen Bauern haben aber schon vor Jahren in große moderne Ställe investiert und Weidezäune gibt es auch nicht mehr. Die Anzahl der Gäste bzw. Übernachtungen ist rückläufig.
            Ich bin manchmal gezwungen dort zu übernachten. Sauerländische sprich heimische Spezialitäten – Fehlanzeige. Es gibt dort keine regionalen Produkte. Alles was dort auf den Tisch kommt wird im 15 km weit entfernten Aldi oder bei Netto eingekauft. Dort kaufen auch die Bäuerinnen ein, genauso wie die Verbraucher in Köln-Kalk. Ja, die Bauern und Dörfler sind im Gegensatz zu den Städtern ganz tolle Leute.

            • „Unsere kleine Farm“ als Touristenfalle. Und dann überspannt man wieder den Bogen und wundert sich, wenn’s irgendwann nicht mehr läuft 🙁

              Hier im Ort ist es anders:
              Der Bürgermeister hat jüngst erst davon schwadroniert, wie man doch unsere Gemeinde zur „Stadt“ erheben solle. Nun ginge es nicht mit mehr Rechten oder mehr Geld einher, aber klingt halt schöner, wenn man der Bürgermeister ist, der aus dem Ort eine Stadt gemacht hat. Und wir haben hier noch sehr viel Landwirtschaft, liegen zwischen mehreren Städten, das Land sozusagen als Gegenpol. Allerdings ziehen auch viele aus den Städten zu uns in die Gemeinde, während aber der Ort immer mehr zu einer Schlaf- und Pendlerstätte wird.

              Wann hat es angefangen, daß „Stadt“ in den Köpfen vieler mehr wert war als „Land“?

              • Ehemaliger Landwirt sagt

                In der Nähe gibt es eine Stadt, die hat weniger Einwohner als meine Gemeinde.
                Für Angeber hat die Stadt halt was.

          • Auch beim Verbraucher ändert sich viel. Verbraucher sind oft auch Arbeitnehmer, das ganze System setzt auf Ausbeutung, der letzte in der Reihe ist immer am Ar***.

            In der Wertschöpfungskette Erzeuger – Verarbeiter – Handel ist der Erzeuger quasi auch nur Arbeitnehmer, und Arbeitnehmer haben einen schweren Stand … Oft trifft die Kritik denjenigen, der womöglich keine Schuld hat, siehe auch Pflegekräfte, Postboten, Kellner, Polizei, Lehrer, Betreuer usw.

            Und als Landwirt ist man auch nicht in der besten Verhandlungsposition, wenn man einen Kredit im Nacken hat und die Ernte auf dem Feld zu verrotten droht, salopp gesagt.

            • Elisabeth Ertl sagt

              Jaja im Lebensumfeld des Verbrauchers ändert sich viel. Aber als Lebensmittelkonsument befindet er sich dem Bauern gegenüber auf der Butterseite.

              • So wird das nichts mit dem Dialog. Der Verbraucher sieht eher, daß ein Landwirt noch einen großen Hof hat, während er kaum weiß, wie er die Miete zusammenbringen soll für seine kleine Bude.

                Oder anders: Man hat sich so weit voneinander entfremdet, daß manch ein Erzeuger anscheinend verächtlich auf Verbraucher schaut, umgekehrt Verbraucher bei Landwirten die Nase rümpfen.

                Also nochmal … keine Pauschalurteile und Dialog, sonst wird das nichts. Wir sitzen alle im Glashaus beziehungsweise im selben Boot, auf Kosten von Erzeugern und Arbeitnehmern machen sich andere eine goldene Nase und freuen sich, wenn wir uns kloppen 🙁

                • Elisabeth Ertl sagt

                  Was kann der Bauer für die kleine Bude eines Unterschichtlers? Ja, es sind die Shareholder, denen wir alle ausgeliefert sind. Trotzdem sind es auch die überheblichen Konsumenten. die uns das Leben schwer machen, und zwar auch jener Mehrheit, die sich redlich bemüht, das ist der springende Punkt. Weil es irgendwelche Einpeitscher gibt, die sie medial aufhussen, weil die Konsumenten die MEHRHEIT sind und die Bauern eine hilflose MINDERHEIT, und weil sich diese Tatsache wunderbar politisch instrumentalisieren lässt. Warum finden die bauern denn keine Hofnachfolger mehr, warum reißen sich denn diese kritischen Konsumenten nicht darum, selber Landwirtschaft zu machen? Und dieses Beispiel mit den Kühen ist schon eines, welches den Dialog mit den Bauern verunmöglicht hat. Wissen Sie, dass jetzt die Touristen auf unseren Almen Kühe mit Lackspray lila bemalen, um die Bauern zu ärgern? Dass es eine digitale Initiative gibt, die Leute auffordert, Alm-Kühe liebevoll zu küssen (eben nicht blöse mit dem Hund zu jagen), um einen Unfall zu provozieren, den man dann wieder den Bauern umhängen kann? Dass man sich an keine Wege mehr hält und das Almvieh unnötig beunruhigt? Dass Touristen in der Nacht mit dem Krampen Wege über die Wiesen der Bauern bauen, weil dort die Aussicht schöner ist als auf dem offiziellen Weg, und dass sie damit Bodenerosion auslösen? Mit dem Argument, die Landschaft gehört nicht dem Bauern allein, sie gehört uns allen. Dass sie in unbeobachteten Momenten mit der Motorsäge Schneisen in den Bannwald schlagen, um mit dem Paragleiter besser starten zu können? Das erreicht man mit solchem medialem Dauer-Bauernbashing.
                  Ja, man hat nach dem Krieg im Kampf gegen den Hunger Mittel verwendet, die sich später als sehr problematisch erwiesen haben. Aber heute geht es bei den Diskussionen doch oft nur noch um FÜR und WIDER, wo man unterschiedlicher Meinung sein kann, wie beim Glyphosat.

      • Obstbäuerin sagt

        Der Dialog ist deshalb so schwierig, weil es keine einheitliche Basis gibt. Der Verbraucher riskiert nichts, wenn er die Abschaffung der modernen Landwirtschaft bei WIR HABEN ES SATT fordert. Essen kommt dann halt woanders her. Die NGO´s profitieren sogar von der Panik um die moderne Landwirtschaft, die alles vergiftet, quält oder umbringt, weil Angst machen Spenden generiert. Da kann gefordert werden, alle notwendigen Produktionsmittel zu verbieten, weniger Tiere zu halten, Unkraut in den Feldern zuzulassen usw. usw. Es trifft sie persönlich nicht – das Leben geht für sie in gewohnter Weise weiter. Nur der Landwirt muss zusehen, wie er die Verbote, die Forderungen, die Auflagen, die Einbussen verkraftet und dann entscheiden, ob er und seine Familie dann noch von der Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt erwirtschaften kann. Eigentlich wäre es die Aufgabe der Politik diese unterschiedlichen Voraussetzungen so zu lenken, dass zum Schluss ein sinnvolles Ergebnis rauskommt. Das sehe ich im Moment nicht bei den Grünen, den Linken, der SPD und zunehmend auch nicht bei der CDU.

        • Der Verbraucher denkt, er riskiere nichts. Was da aus Südamerika kommt hat nicht unseren Standard. Und daß Monopole und Oligopole es selten gut mit Verbrauchern meinen, ist auch nicht jedem bewußt.

          Ich glaube sogar, die wenigstens lesen, ob die Kartoffeln aus Deutschland, Spanien oder Ägypten kommen, Essen ist da, fertig 🙁 Ich bin froh, daß ich als Kind noch mit Hinterhofacker aufgewachsen bin, meine Oma war es aus Kriegs- und Nachkriegszeiten noch gewohnt, sich sein Stück weit selbstversorgen zu können, auch men Vater kennt noch die Zeit vor den Wirtschaftswunderjahren.

          Doch wäre ich Landwirt und müßte ich mir Verbraucher suchen, mit denen ich überhaupt eine Chance hätte, auf einen grünen Zweig zu kommen, dann wären es nicht die, die anstandslos alles essen, sondern vermutlich Ökos, Vegetarier und Co. Diejenigen, die die Forderungen stellen – sind ja nicht unbedingt unberechtigt, sehen oft jedoch nur eine Seite der Medaille – sind auf jedenfall interessiert. Wie im Beschwerdemanagement: Der treuste Kunde ist der, der sich beschwert, dessen Beschwerde ernst genommen wird und sich ernst genommen fühlt

          • Obstbäuerin sagt

            Da ich mit absoluter Überzeugung konventioneller Obstbauer bin und weiß, dass nur 2% der Nahrungsmittel, die hier verbraucht werden bio und damit 98% ganz normal produzierte gute Lebensmittel sind, werde ich auf keinen Fall für eine Kaste von elitären Essern meine Anbauweise ändern und auf notwendige ausreichend geprüfte Pflanzenschutzmittel verzichten. Ich weigere mich auch, für eine Luxusproduktion in Europa durch den zusätzlichen Verbrauch wertvollen Ackerlandes in Afrika die Nahrungsmittelknappheit dort noch zu steigern. Und ich vertraue den 98 % der Kunden die mir vertrauen, dass ich sie nicht vergiften werde und meine Äpfel auch selber mit gutem Gewissen essen kann.

            • Ich finde Begriffe wie „ausreichend geprüft“ sehr kritisch. Gerade mit all den Ausnahmeregelungen, mit all den bereits verbotenen Substanzen.

              Auch habe ich oben nicht Bio favorisiert, auch wenn Sie sich gern zu diese Thema auslassen wie viele hier. Mir geht es um Dialog und Bewußtsein. Und das Soziale scheint ganz auf der Strecke geblieben zu sein im ewigen Rechtfertigungsmodus, dabei nimmt das den größten Teil meines Gastkommentares ein … schade 🙁

              Ihr Handeln könnten Sie aber nicht mit Landgrabbing in Afrika und Co. rechtfertigen. Das ist vom Schlage: „Wenn ich es nicht mache, macht es jemand anderes.“ Wenig konstruktiv.

              Je vehementer jemand reagiert, desto eher muß man annehmen, daß er genau weiß, wo man nicht so genau hinschauen darf. Nur erwarte ich doch gar nicht, daß Sie auf Bio umstellen 😀 Ich kann höchstens den Anspruch haben, daß Sie selbstkritisch bleiben und ihr Pflanzenschutzmanagement so wie die Wahl der Mittel regelmäßig auf den Prüfstand stellen statt wie Omi vierzig Jahr Persil zu verwenden oder was auch immer, weil man’s gewohnt ist.

              Im Bioanbau wird Kupfer verwendet, auch nicht geil. In Bayern wurden aus Unsicherheit heraus viele Streuobstwiesen plattgemacht usw.

              Komisch, warum Landwirte auf Bio so allergisch reagieren zuweilen. Wenn man gut wirtschaften könnte mit Bio, wäre es dann nicht wumpe, wenn man dafür dann sogar weniger Ertrag hätte? Von wegen weniger Ertrag auch weniger Angebot gleich bessere Preise? (Wobei wir zu wenig Obst aus der Region konsumieren, das stimmt schon.) Es geht doch um Wirtschaftlichkeit für den selbständigen Landwirt. Und mit einer nachhaltigeren Anbauweise dürfte man doch kein Problem haben, wenn es wirtschaftlich keinen Verlust bedeutet. Also warum über Bio lästern und nicht über die Wirtschaftlichkeit?

              • Obstbäuerin sagt

                Sehr geehrter Herr Suhr, ich lästere nicht über Bio, ich lehne es begründet ab. Wenn sie glaube, dass im Bioanbau nur Kupfer verwendet wird, liegen Sie nochmal falsch. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist Pyrethrum selbst nicht als Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln zugelassen, allerdings bestehen in all diesen Ländern Zulassungen für aufgereinigtes Pyrethrum, die Pyrethrine. Ihre Verwendung ist auch im Ökologischen Landbau zulässig.[6] Während 1983 Kenia und Tansania über 90 % der Welternte lieferten, stammt heute etwa ein Drittel des weltweiten Bedarfs an Pyrethrum aus Tasmanien. Der wichtigste Abnehmer sind die USA.[3]

                Die Herstellungskosten von natürlichem Pyrethrum sind hoch und der Bedarf an Insektiziden kann damit allein nicht gedeckt werden. Dies führte dazu, dass ausgehend von Pyrethrum selektive, hochwirksame Verbindungen, sogenannte Pyrethroide, entwickelt wurden, die erst für die breite Verwendung im Veterinär- und Pflanzenschutz geeignet waren.[1]

                Wirkung
                Pyrethrum wirkt als Kontaktgift, das für Insekten neurotoxisch ist. Der Wirkmechanismus beruht darauf, dass das Wiederverschließen der spannungsabhängigen Natriumkanäle in den Axon-Membranen verhindert wird, wodurch die Nervenzellen ihr Ruhemembranpotential nicht wieder aufbauen können.
                Toxikologie
                Pyrethrine wirken neurotoxisch auf sensorische wie auch auf motorische Nerven. Die letale Dosis für Pyrethrin I und II liegt für Nagetiere im Bereich von 130 bis über 600 mg/kg Körpergewicht. Falls die Substanzen in mehreren kleinen Dosen über 12 bis 48 Stunden verabreicht werden, beträgt die letale Dosis bis zu 2900 mg/kg Körpergewicht.[15] Ein zweijähriges Kind starb, nachdem es 14 g Pyrethrum-Pulver gegessen hatte. Es gab auch tödliche Vergiftungen durch inhaliertes Pyrethrin-Aerosol.
                Wenn Nachhaltigkeit bedeutet, dass die Artenvielfalt erhalten bleibt, der Boden nicht ausgelaugt wird und die erzeugten Lebensmittel nicht belastet sind, dann ist unsere Produktionsweise sehr nachhaltig.

      • Elisabeth Ertl sagt

        Sie vergessen, dass der Verbraucher heute ein Privileg genießt, wie es früher nur die Lehensherrn hatten: Lebensmittel quasi umsonst, dadurch finanziellen Freiraum zum luxuriösen Leben. Und wenn man als Mehrheit die Politik hinter sich weiß, kann man seine Ansprüche immer weiter nach oben schrauben. Davon hat seinerzeit schon die kommunistische Band “Schmetterlinge” gesungen:
        Ein Junker fuhr mit sieben Gulden
        zur Stadt, und in den Gassen
        sieht er reiche Bürger prassen,
        und macht beim Fugger Schulden.
        Muß Bauern schinden lassen,
        die Bauern müssen`s dulden.
        Aufs Blut und in den Tod
        trifft mich ein jeder Stoß,
        da ist des Bauern Not so groß
        des Bauern große Not.

      • Thomas Apfel sagt

        Das Konzept des NABU für eine Landwirtschaft “fit, fair und nachhaltig” scheint Ihnen nicht bekannt zu sein. Kernstück ist die alte Forderung von NABU, BUND und insbes. UBA: “Wenn ihr uns 20 % der Anbaufläche für Naturschutz überlasst, könnt ihr auf dem anderen Teil der Fläche konventionell weiter produzieren”.
        Erstens, sind das 3.200 000 ha teils besten Ackerlandes und zweitens möchte man für sich hiermit die “Seite der Guten” und damit weitere Deutungshoheiten sichern.
        Drittens sind die bisherigen 5 % über das Greening verwendeten Fläche genug um die positiven Effekte für Gewässer, Artenvielfalt und Insektenmenge zu generieren. Auch das sind ja 800.000 ha in Summe.Es ist eher die Frage welche Maßnahmen und Saumstrukturen den Zweck am besten erfüllen.
        die Förderung für die ökologischen Vorrangflächen soll einheitlich bei 1.350 €/ha liegen. Bio-Betriebe sollen als Ersatz für die bisherige Bio- Förderung für die gesamte Betriebsfläche (egal was da produziert wird oder auch nicht) diese 1.350 €/ha erhalten. Dieses Modell setzt in der Gesamtkalkulation voraus, dass 40 % der Betriebe gar keine Förderung mehr bekommen und damit rund 2 Mrd €der bisherigen GAP-Mittel (30 % des Volumens) bei den 10 % BIO-Flächen landen. Das wäre eine Verdreifachung der Förderung der Bio-Betriebe. Wer das von den 90 % Nicht- Bio-Betrieben verstanden hat, kann mit dem NABU dem was Dieser und andere NGO´s unter “Agrarwende” verstehen wohl kaum eiverstanden sein.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Beim Lesen meines Kommentares müsste ihnen aufgefallen sein, dass sich meiner Meinung nach die NGOs die Umwelt vermehrt auch außerhalb der Landwirtschaft auf der Agenda haben.
        Daran ändert nicht an der Tatsache, dass die sich am Anfang nur auf die Landwirtschaft mit unlauteren Mitteln eingeschossen haben. Das haben die inzwischen als großen Fehler eingesehen.

        Schwarze Schafe gibt es überall, nicht nur in der Landwirtschaft, es wird auch gegen die Verkehrsregeln verstoßen und keiner verlangt, alle sollen ihr Auto von Hand schieben.

        Dass Pflanzenschutzmittel die Zulassung verloren haben, ist nicht Neues das passiert jedes Jahr, was ist daran zu kritisieren, wenn es legal angewendet wurde.
        Eternitplatten dürfen nicht mehr verwendet werden, trotzdem sind noch welche auf den Dächern.
        Kükenschreddern könnte verhindert werden, man braucht nur den Verbraucher der die Mehrkosten für den Bruderhahan bezahlt. Bei einem Eierpreis von 1,09 Euro für 10 Eier werden sie niemand finden, der noch genau so viele Bruderhähne mästet, wie er Hühner hat. Sie gehen auch nicht Arbeiten und bringen noch Geld mit.

        Anbindehaltung, die gab es bereits vor 70 Jahren und mehr, würde man diese Verbieten, werde viele kleine Betriebe, die Nebenberuflich bewirtschaftet werden, aufgegeben. Diese Betrieb sind in der Regel in landschaftlich schönen Gebieten. Wer das will, sollte sich über die Konsequenzen im klaren sein.

        Für die Lebensmittelskandale und fragwürdige Tiertransporte kann man nicht die Landwirtschaft haftbar machen.

        Dass nicht mehr lauffähige Rinder lebend aufgeladen werden, ist ein Akt der Tierquälerei, in der Nähe meines Wohnortes wurde eine Ehefrau von ihrem Mann so verprügelt, das sie an ihren Verletzungen verstarb. Glauben sie mir der Ehemann war kein Bauer.

        Verendete Tiere im Hühnerbereich sind ganz normal, die gab es auch als unsere 15 Hühner einen Auslauf von 3000 qm hatten.

        • Sie haben Recht, die Landwirtschaft wird oft unverschuldet angegriffen.

          Natürlich kann man sagen, wenn jemand für China produziert, weiß er auch, daß es ohne Transport nicht gehen wird, dann wird das schon einkalkuliert, insofern schon ein Stück weit Verantwortung, die man hat. Ich nenne Ihnen jedoch noch ein besseres Beispiel als die Tiertransporte. Kennen Sie die Label wie Gut Ponholz, ein Logo, das Bauernhofidyll assoziiert, in Wirklichkeit steckt eine Schlachtfabrik dahinter. Gleichzeitig fallen Schlachthofskandale auf Tierhaltung allgemein zurück und treffen versteckt die Halter. Sprich man will das positive Image des heimeligen Bauernhofes im Handel, aber wenn’s schiefläuft, fällt’s auch auf die Höfe zurück.

          Aber vieles ist zu hinterfragen: Ein Halter meint es gut, wenn er die Schwänze seiner Schweine kupiert, damit diese sich nicht blutig beißen. Der kritischere Verbraucher wünscht sich jedoch Haltungsbedingungen, bei denen es trotz Schwänzen nicht zum Beißen käme, mehr Platz, mehr Beschäftigungsmöglichkeiten, also weniger Streß sozusagen. Die Forderung ist nachvollziehbar, doch selten wirtschaftlich darstellbar. Doch dann ist die Forderung ja nicht das Problem, sondern daß die wirtschaftliche Frage im Zuge dessen nicht auch gestellt wurde, also man fordert wieder ohne Rücksicht auf den Landwirt, der sich auch kein Geld aus den Rippen schneiden kann. So wird eine verständliche Forderung zum Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt, so mein Eindruck.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Der Bürger ist inzwischen soweit von der Nutztierhaltung entfernt, dass er nicht mehr erkennt, dass Nutztiere nicht wie der Fiffi oder die Mieze halten kann.
            Möglicherweise hat man seitens der Landwirtschaft vergessen, den Verbraucher aufzuklären, das die schönen Bildchen auf den Lebensmittel nicht mit der Realität zu tun haben, auch nicht im Biobereich. Nur dort glaubt man noch, dass die Henne vom BIO Ei noch auf dem Misthaufen kratzt. Dass der größte BIO Hühnerhalter 800.000 Hühner halt, wird gerne verschwiegen, wen das Hohelied auf BIO gesungen wird.

            Nur zur Information, außer 4 Hühner habe ich keine Tiere.

          • Elisabeth Ertl sagt

            Ich kenne mich mit Schweinen nicht aus.
            Aber als Schafhalterin weiß ich, dass da oft sehr laienhaft argumentiert wird. Ich persönlich kupiere die Schwänze meiner Schafe nicht. Ich habe nur wenige Tiere. Wenn ich sorgfältig arbeite, kann ich das Durchfallrisiko gering halten. Und wenn trotzdem ein einzelnes Tier Durchfall hat, dann bin ich halt mit Waschen und Wolle ausschneiden einmal ausnahmsweise ordentlich beschäftigt. Ein Halter mit mehreren hundert Tieren kann das nicht leisten. In diesem Zusammenhang muss man wissen, dass Wildschafe einen kurzen Schwanz haben, der nur die Zucht bedeckt und vor Fliegen schützt. Bei Wollschafen hat man im 19. Jahrhundert lange Schwänze geschätzt, weil sie die Wollausbeute vergrößerten. Man hat das züchterisch gefördert. Und das jetzt wieder wegzüchten wäre ein langwieriger Prozess, weil ich ja bei der Zuchtwahl zuerst einmal auf andere Eigenschaften achten muss. Das Schaf braucht aber zu seinem Wohlbefinden keinen langen Schwanz. Daher wird kupiert. In den ersten Lebenstagen ist das Schmerzempfinden minimal, da hat man das immer mit einer geeigneten Zange schnell erledigt. Weil die NGOs das durchgesetzt haben, muss jetzt der Tierarzt kommen und das Tier narkotisieren. Wer es miterlebt, weiß, dass das alles viel belastender ist als zuvor. Und das nimmt halt dann für NGOs nicht besonders ein.

  11. brötchen sagt

    Der Beitrag enthält viel viel Wunschdenken und Träumereien:

    z.B ein kleine Bsp,

    “Für mich war das nie eine Frage von Steuern und Auflagen, sondern eine Frage von Wertschätzung, fairen Preisen, Gerechtigkeit und Konsum. Denn wer beim Landwirt spart, spart bei Tier und Umwelt. Und essen müssen wir alle, also sollten doch Landwirte unabhängig von Subventionen gut wirtschaften können, egal ob großer Hof oder kleiner!”

    – Wertschätzung OK
    fürs auf die Schulterklopfen kann ich mir nichts kaufen, aber schön ist es.
    einmal Bauchpinseln.

    Toller Artikel ganz toll 😉

    – Was sind faire Preise?

    Definition!

    – Was ist Gerechtigkeit in einer Marktwirtschaft?

    Alle haben die gleichen Ausgangsbedingungen.

    Ich erinnere mich an eine betriebswirtschaftliche Auswertung über die Kosten für Veterinärmedizin in einer Tierhaltung. Framingbegriff “Antibiotikaverbrauch”.

    Fazit des Vortrages:
    Der Betrieb mit den geringsten Kosten hatte die besten biologischen Parameter (Leistungen und Verluste usw.) und die mit den höchsten Kosten die schlechtesten.
    Nun erklären Sie mir, wie Sie das Problem auflösen wollen?

    – essen müssen wir alle und Konsum

    Der Mensch braucht als Grundbedarf, Wasser ein Stück Brot und eine Decke…
    Ab wann ist es Luxus?

    Ich bin zum Mauerbau geboren und habe das System erlebt, wo die Gerechtigkeit Staatsziel war. Da ging es teilweise nur darum, jemand zu kennen, der jemand kennt und was besorgen konnte. Also nach Nase und wer am besten lügen konnte, ohne rot zu werden.
    Ich war SED Mitglied.
    Die Bereiche, wo es knallharten Leistungsdruck gab, wie Leistungssport und Schule waren teilweise Weltspitze.

    Jetzt zum Bauern im Sozialismus:
    Der “Klein”- und “Gross” Bauer ist im sozialistischen System ein reaktionäres Überbleibsel der Vergangenheit, weil im Sozialismus sind die meisten Produktionsmittel vergesellschaftet. Ein Bauer Willi wäre mit 100 ha entschädigungslos enteignet worden. Genossenschaften sind im Sozialismus “erlaubt”.
    In der “höheren” Gesellschaftsform, dem Kommunismus sind alle Produktionsmittel vergesellschaftet und gehören damit allen. Das ist das Paradies.

    Sicher wurde der Bauer im Sozialismus sehr wertgeschätzt. Weil das System aus wirtschaftlichen Gründen (keine konvertible Währung) auf weitgehende Autarkie angewiesen war. Deshalb wurden wirtschaftlich unsinnige Sachen in der Lw. gemacht. Z.B. doppelt bis dreifach höhere Viehbestände als heute.

    <Und der Staat muß Landwirtschaft und Lebensmittel lieben, nicht Edeka! In Deutschland wird Containern hoch bestraft, niemand soll die weggeworfenen Lebensmittel sehen sozusagen, in Frankreich hat man’s umgedreht, nichts wegwerfen! <

    Wenn der Staat die Lw. nicht lieben würde, dann wären schon alle Familienbetriebe weg.
    Das weiss der Staat auch.

    Das mit dem "Wegwerfen" ist auch eine rechtliche Frage!:

    Die Lebensmittel sind Eigentum dessen, der sie "wegwirft".
    Wenn Sie das Eigentum rechtlich aufweichen, landen Sie unweigerlich im Sozialismus, irgendwann. siehe oben.
    Wo ziehe ich Grenzen, ab wann sind die Lebensmittel weggeworfen (rechtlich), wer haftet wenn mit den Lebensmitteln was ist!
    Was passiert, wenn der "Containerer" sich am Container verletzt.
    Mich kostet die Entsorgung eines toten Tieres richtig Geld!

    Der Kapitalismus ist ein Luxussystem und bringt einen immensen Reichtum hervor.
    Das System läuft nur, wenn ständig Reichtum hervorgebracht wird, das System geht unter, wenn der Kreislauf ins Stocken gerät.
    Nur zum Verständnis, ich bin auch eher für solange nutzen, wie geht.
    Mein Auto hat Schadstoffklasse 3 und ist 20 Jahre alt und hat 285 Tsd km auf dem Tacho.

    Ich war als junger Mensch SED Mitglied, nie wieder will ich so ein Gesellschaftssystem haben, auch wenn es noch so seicht und verlockend daher kommt, mit Begriffen wie fair und gerecht und die kleinen werden geschont usw…
    Weil die Kleinen ja so lieb und niedlich sind.
    Worte Worte Worte lieber ist mir ein einfaches System, mit klaren regeln, die auch durchgesetzt werden. Der fleissig ist, soll sich Reichtum erarbeiten können.

    ein willkürliches Bsp. habe ich gerade gefunden….http://www.ag-gm.de/seite/315590/wir-%C3%BCber-uns.html

    sehen sie den leuten uns Auge, warum ist ein Bauer Willi mehr "wert" als die Leute auf dem Bild.

    • Sind es nicht immer Wunschdenken und Träumerei, die uns zu dem antreiben, was wir tun?

      Ich weiß nicht, wieso Sie sich über Wertschätzung aufregen, denn ich sprach direkt nach diesem Wort auch von fairen Preisen, ich habe sogar argumentiert, wie man zu fairen Preisen finden kann, indem man wirtschaftspolitisch – auch wenn es für Sie Wunschdenken sein mag, daber das liegt an Ihrem eigenen Wahlverhalten 😀 – auch für faire Löhne achtet und die Kaufkraft erhält. Zum Beispiel mit Mietdeckel Wuchermieten ausbremsen, so Kaufkraft der Mieter freisetzen für nachhaltigeren Konsum, so geschehen gerade in Berlin, insofern … so viel Wunschdenken ist es gar nicht.

      Faire Preise kennen Sie. Oder soll ich davon philosophieren, wie Landwirte teilweise unter Wert verkaufen und nur durch die Subventionen überhaupt kostendeckend arbeiten können. Oder darüber, warum Landwirte noch einen Nebenerwerb brauchen?

      Wir können auch über unfaire Geschäftspraktiken sprechen und ähnliches. Doch wenn Sie da nicht konkreter sind, dann kann ich schwer was erwidern. Die Frage ist doch, ob ein 24/7-Job so niedrig wie bisher entlohnt werden darf, den Lohndurchschnitt in der Landwirtschaft finden Sie online.

      Von Antibiotikaverbrauch oder Co. habe ich nichts geschrieben, das klingt nach Whataboutism, nur um anti zu sein, finde ich nicht konstruktiv, schade 🙁 Aber um das mal auszubremsen, ich zitere gern auch einen Nicht-LINKEN, der auch von Antibiotika gesprochen hat:

      CDU-Abgeordneter Karl-Heinz Florenz:
      „Als ich meine Ausbildung angefangen hab, hatte mein Vater 80 Mastschweine, ich hatte dann eine Generation später 800, und mein Nachbarssohn, der den gleichen Betrieb hat, der hat jetzt 3.000. Wenn man sich das vor Augen hält, dann kann man nicht sagen, weiter so.

      Nicht jeder, der sich über die Nachhaltigkeit Gedanken macht, ist ein Aussteiger oder ein Träumer, sondern ganz im Gegenteil. Es kann so nicht weiter gehen. Es muss eine ökologische Komponente da rein, aber nicht als Almosen, sondern als Dienstleistungsauftrag.

      Ich bleib dabei, dass es eine falsche Strategie ist, wenn eine Bauernfamilie 3.000 Mastschweine halten muss, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Wenn sie nur halb so viele Schweine haben auf derselben Fläche, dann haben sie weniger Gülle, dann haben sie weniger Antibiotika, das würde allen helfen. Voraussetzung ist aber, dass der Landwirt sein Betriebsergebnis weitgehend über den Markt bekommt.“

      Ich habe außerdem an mehreren Stellen Konzepte angesprochen, wie man da was machen kann, ob regionale hofübergreifende Konzepte, Landwirtschaft stärker ins Bewußtsein der Verbraucher bringen, innovative Technik auf Äckern (IAT hat jüngst einen Flachgrubber vorgestellt als Beispiel), politische Stellschrauben etc.

      Luxus ist Essen dann, wenn das große Wegwerfen losgeht, Ladentheken bis Feierabend voll sein müssen, wenn Eltern jammern, warum ihre Kinder mittags im Kindergarten kein Fleisch bekämen, als könnten sie zu Hause nichts essen?

      Wir alle hier lehnen die DDR ab, würde ich sagen. Ich war 9 und bin Niedersachsen. Und ich bin bis heute heilfroh, daß die verdammte Mauer weg ist. Denn auch meine Familie wurde von ihr zerrissen. Fangen Sie nicht mit Roter Socken Kampagne an, nur weil die LINKE der SED nachfolgte, wo soll das enden, Pastoren müssen sich dann auch rechtfertigen für die Kreuzzüge? Bewerten Sie ein System nach den Fakten, nicht nach dem Etikett … Etikettenschwindel bei Lebensmitteln ist ihnen sicherlich bekannt!

      Um aber mal ein positives Beispiel aus der DDR-Wirtschaft zu bringen, welches mir bekannt ist. Die so genannte Mangelwirtschaft hat zu einem fürsorglichen und nachhaltigen Wirtschaften geführt. Während im so genannten Westen mit geplanter Obsoleszenz möglichst schnell alles auseinanderfallen soll, damit man es neu kaufen muß … bis heute … Paradebeispiel war die Glühbirne.

      Wirtschaftsphilosophisch bin ich selbst Keynesianer (Stichwort Wirtschaftswunderjahre, bevor es unter der Kohl-CDU/FDP komplett umgekrempelt wurde und von der SPD/GRÜNEN mit dem Ausbau des Niedriglohnsektors noch forciert wurde). Bedenken Sie, die LINKE steht für demokratischen Sozialismus, nicht für Kommunismus und Co. Wir diskutieren über verschiedene Wirtschaftsmodelle, doch der Fokus liegt immer auf ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit.

      Die Regierung, die unseren Staat vertritt, liebt nicht Lebensmittel, sie weiß nur, daß ein voller Bauch nicht gern rebelliert.

      Ohne staatliche Eingriffe wird es nicht funktionieren. Denn der Markt kann es nur richten, wenn alle Handelspartner auf Augenhöhe zueinander sind. Da das selten der Fall ist, braucht es Regularien. Denn wenn es heißt Win-Win-Situation wird auch gern der Dritte vergessen, der Verbraucher.

      Kapitalismus ist kein Kreislauf. Das akkumulierte Vermögen in den Händen weniger fordert immer mehr Zinsen. Aber das Geld rammelt nicht im Tresor, sondern diese Zinsen müssen von immer mehr Arbeit erwirtschaftet werden, Produktivitätssteigerung. Immer mehr Arbeit für immer weniger Lohnkosten. Deswegen haben wir doch den massiven Niedriglohnsektor, Zurückfahren des Sozialstaates, marode Infrastruktur etc. Zinsen sind der von Arbeitnehmern erwirtschaftete Mehrwert, denn nicht diese selbst bekommen, sondern die Anleger. Siehe auch Situation in der Pflege, Personalmangel für mehr Rendite, weil man sich Löhne spart, aber die Pflegekräfte sollen Dutzende Menschen gut betreuen … so ähnlich wie auch in der Landwirtschaft … immer weniger Betriebe sollen immer mehr produzieren und werden auch noch angepunkt, wenn sie sich nicht gut kümmern sollten aus Sicht der Verbraucher, so wie Pflegekräfte kritisiert werden von Angehörigen, weil sie zu wenig Zeit für die Patienten hätten. Das hat System!

      Für Ihre Vergangenheit kann ich nichts, doch auch ich habe mit Schrecken von Vorbeugekomplex, Spitzelsystem und vielem mehr gelesen und gehört. Insofern verstehe ich Ihre Ablehnung. Doch bedenken Sie, daß eine demokratische Mehrheit auch die Minderheit nicht aus den Augen verlieren darf. Und das mit dem Fleiß ist so eine Sache, wenn dieser nur nach Erträgen bewertet wird, spätestens wenn der Fleißige sich mit Tierseuchen oder Dürren konfrontiert sieht.

      Und daß es mir nicht um die Bevorzugung der Kleinen geht, habe ich deutlich gemacht, siehe meine Kritik am Begriff der „Massentierhaltung“.

      Ich möchte mehr Staat, mehr gesellschaftliche Teilhabe und Verantwortung. Äußerungen wie „Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht“ vergessen Kinder, Alte, Kranke und Schwache, die nicht an sich selbst denken können. Deswegen reicht es einfach nicht, alles auf den Leistungsgedanken zu reduzieren!

      Aber wie gesagt, ich verstehe Ihre Ablehnung, wenn Sie in der DDR aufgewachsen sind, einem autoritären System, auch sehe ich sehr wohl, wie die so genannten Roten Junker/Roten Barone oder – wenn auch mittlerweile pleite – Betriebe wie KTG Agrar im Osten fuhrwerken.

      Die Frage ist, ob wir uns einreden lassen, daß der Markt es richten wird … das bedeutet aber auch, daß jährlich 5.000 Höfe aufgegeben werden müssen, Essen immer billig sein soll, Arbeitnehmer immer nur als Kostenfaktor betrachtet werden statt als Mehrwert (Löhne = Kaufkraft als nur ein ökonomischer Gedanke).

      • Arnold Krämer sagt

        Die bisherige Grundlage für das Wachsen oder Weichen existiert immer weniger. Aus 3000 werden so svhnell keine 6000 Mastschweineplätze. Es gibt praktisch keinen Arbeit sparenden technischen Fortschritt mehr, Ausnahme Melkroboter, mit dem die Arbeitsproduktivität stetig verbessert werden konnte. Wir sind jetzt in der Phase des Weichens (durch staatliche Vorgaben, Demotivation, fehlende Kinder, Hofnachfolger, Verschuldung etc.) und Wachsens durch die Übernahme von Flächen und Ställen durch die “Verbleibenden”. Der “Schwachpunkt” sind die offenen Grenzen, Stichwort Mercosur.

        • Obstbäuerin sagt

          Schon innerhalb der EU sorgen enorme Ungleichheiten zwischen den einzelnen Ländern dafür, dass es keine win-win Situationen gibt. Das fängt bei den Löhnen an (Bulgarien 1,72 €, Polen 3,05 €, Spanien 5,45 €, Deutschland 9,19 €) und hört bei den zugelassenen Pflanzenschutzmitteln nicht auf. Gerade bei handarbeitsintensiven Kulturen ist ein fairer Wettbewerb ausgeschlossen und wird dazu führen, dass Hofnachfolger ausbleiben.

        • Elisabeth Ertl sagt

          Du kannst in der globalisierten Wirtschaft eine Textilfabrik ins Billigstlohnland transferieren, aber nicht die Magdburger Börde.

        • Das ist so nicht richtig! Bedenken Sie, wieviel Milch Kühe damals und heute geben. Wie man von CRISPR und Satellitenüberwachung schwärmt. Wie billige Arbeitskräfte in Schlachtereien ausgebeutet werden.

          Aber vor allem: Wie durch Wachse oder Weiche Höfe versuchen, größer zu werden, um dadurch mehr produzieren zu können bei niedrigeren Produktionskosten (Mengenrabatte im Einkauf etc.). Das Wachstumsstreben existiert sehr wohl, aber es frißt die Nachbar sozusagen.

          Und das mit den Grenzen ist politische Verantwortung. Da kann man mit mehr Protektionismus einiges erreichen. Am Beispiel Gentechnik: Keine Gentechnik im deutschen Markt erlauben, schwupps, alles an gentechnisch Verändertem bliebe draußen. Es gibt da mehrere Ansätze.

          Wachse oder weiche geht einher mit Tausendfachem Höfesterben jährlich, ich für meinen Teil will das nicht!

          • Obstbäuerin sagt

            Irgendwie prallen die Argumente an Ihnen ab, Christian. Wenn wir hier weniger produzieren, meinetwegen Bioäpfel, was eher nicht unbedingt nachhaltiger ist, dann kommt die reduzierte Menge konventionelle Ware aus Polen oder Ungarn. Der LEH wird dort einkaufen, wo es billig ist und was die Kunden verlangen und das sind nicht noch mehr Bioäpfel.

            • Elisabeth Ertl sagt

              Aber wenn jemand eine konkrete Idee hat, wie man die Konsumenten dazu bringt, regionale Lebensmittel zu kaufen, dann ist grundsätzlich nichts dagegen zu sagen. In Österreich scheint das tatsächlich tendenziell besser zu funktionieren als in Deutschland – allerdings auch nur teilweise. Das hängt schon mit einer entsprechend langjährigen öffentlichen Bewerbung zusammen.
              So weit kann man Christian Suhr schon recht geben, dass der Konsument auch nicht ganz unbeeinflussbar ist.

            • Wie ich sagte: „Wenn wir das nicht machen, machen es andere.“ Auf diese Weise verlieren Sie den Abwärtskampf und der Handel hat Sie da, wo er Sie haben will.

              Die Politik muß den Handel regulieren. Aber das traut sich nicht mal der Bauernverband zu fordern, und ich glaube, selbst bei den Grünen wird das nichts.

              Daß es mit weniger auch fairer werden kann, sehen Sie hier am Beispiel der Kartoffel ab Minute 27, Wertschätzung inklusive:
              https://www.youtube.com/watch?v=TwelcZf5rd0

              • Thomas Apfel sagt

                “Wir müssen das machen” Wer ist wir. Wir für unseren Betrieb betreiben Direktvermarktung im Raum Berlin seit 30 Jahren. Ich weiß also wovon ich rede, wenn ich sage, die Nachfrage nach regionaler Ware wird zunehmend durch die Vollsortimenter im LEH abgedeckt und auf den Wochenmärkten immer stärker durch polnische Ware dominiert. es ist auch Unsinn ständig zu behaupten, die Ware im LEH wäre minderwertig. Es sind die Dinge, die wir mit hohen Auflagen selbst produzieren. Die Suche nach dem letzten Kick auf den Wochenmärkten DAS Besondere zu finden beschäftigt nur noch eine kleine Gruppe der Gesellschaft. Qualitativ gute Produkte sind in jeder Preis- Label- und Qualitätsstufe im LEH zu haben. Deshalb bleiben Nischen Nischen und wer es schafft eine solche DAUERHAFT zu besetzen kann sich glücklich schätzen. Für die Mehrzahl der Betriebe ist der LEH unser Partner und mit ihm müssen wir uns auseinandersetzen. Daran ändern auch die 5 % direkt vermarktete Ware und die 0,003 % SOLAWI – Flächen nichts.

              • Elisabeth Ertl sagt

                Es ist nicht mit weniger fairer geworden, es gab ja Kartoffeln aus Ägypten. Wenn es gar keine Kartoffeln mehr gegeben hätte, dann wäre es spannend geworden.

      • brötchen sagt

        Sehr geehrter Herr Suhr!

        Ich bin nicht irgendwer.
        Löhne und Kostenstruktur ist mir bekannt, dass ist mein tägliches Brot.
        Wir zahlen im Betrieb Mindestlohn, selbst den können wir kaum erwirtschaften.
        Und Rote Socken Kampagne, ich war selber eine Rote Socke, deshalb habe ich das erwähnt.

        Ich möchte wesentlich weniger Staat und viel mehr gesellschaftliche Teilhabe.

        Der Staat kriegt sowieso kaum noch was auf die Reihe und in 10 Jahren ist beim Staat die Hälfte an Leuten verschwunden und in der LW ist das auch nicht anders.

        Wenn ich Politiker wäre, würde ich mir verstärkt Gedanken machen, wie man alles was der Staat macht, vereinfachen kann. Und mir nicht noch mehr Arbeit an Land ziehen.

        <Kapitalismus ist kein Kreislauf. Das akkumulierte Vermögen in den Händen weniger fordert immer mehr Zinsen. Aber das Geld rammelt nicht im Tresor, sondern diese Zinsen müssen von immer mehr Arbeit erwirtschaftet werden, Produktivitätssteigerung. Immer mehr Arbeit für immer weniger Lohnkosten. Deswegen haben wir doch den massiven Niedriglohnsektor, Zurückfahren des Sozialstaates, marode Infrastruktur etc. Zinsen sind der von Arbeitnehmern erwirtschaftete Mehrwert,<

        das habe ich genauso gedacht wie sie es unten geschrieben haben. Sie schrieben ja genau was vom Kreislauf!

        Wir haben einen Niedriglohnsektor, weil wir dadurch auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig mit China geworden sind, sonst wäre hier schon lange das Licht aus. Deshalb boomte ja die Wirtschaft und durch die abgewertete DM(deutscher Euro).

        Definieren Sie mir konkret was ist ein " fairer" Preis und durch welche wirtschaftspolitischen Massnahmen wollen Sie den erreichen???? Wer bestimmt diesen Preis!
        Anmerkung alles schon mal dagewesen :
        Wir hatten diese wirtschaftspol. Maßnahmen schon mal. Das war die sogenannte Marktordnung mit der Quotenregelung. Bei Überproduktion gab es sogenannte Intervention und eine Exportförderung. Das wurde gerade abgeschafft.

        Wenn Sie so eine Marktordnung haben, dann beraubt es sie jeglicher Möglichkeit weltmarktmäßig zu agieren.

        Bsp. unserer Chef vom Bauernverband hat dieser Woche gesagt: er würde keinem LW empfehlen auf Bio umzustellen, weil Getreide zur Zeit unverkäuflich ist. Er ist selber Biobauer.

        Ich bin schon lange der Meinung, das es ohne Veredlung und gerade im Biobereich nicht geht. Das ist auch mein tägl. Brot.

        So und nun erklären Sie mir, wie Sie das wirtschaftspolitisch auf die Reihe bekommen wollen???

        Mit noch mehr Staat und Wer das Wo machen soll??

        • Mehr Staat heißt mehr gesellschaftliche Teilhabe, Stichwort öffentliche Hand.
          Womöglich daher das Mißverständnis.

          Bitte schütten Sie das Kind nicht mit dem Bade aus! Nicht der Staat per se bekommt nichts auf die Reihe, sondern die Regierung(en). Der Sozialstaat, der niemanden durch die Maschen fallen ließe sozusagen, wird so madig geredet, weil die aktuelle Politik massiv versagt in vielen Bereichen.

          Die AfD will einen schlanken Staat, der nur noch verwaltet. Aber das hieße, daß alle Dinge des öffentlichen Lebens, des sozialen Miteinanders in private Hand gegeben werden. Man denke an die Trinkwasserversorgung! Sie sprechen von Unternehmen, die in Deutschland Steuern zahlen sollen, gleichzeitig jedoch wollen sie alle Steuern reduzieren und abschaffen, sogar die Gewerbesteuer auf den Prüfstand stellen, nach dem Motto hier Steuern zahlen, aber 0 Steuern bringen auch nichts.

          Der Gegenentwurf zu mehr Staat heißt mehr Eigenverantwortung, wenn auch der Ärmste Aktiensparen soll zur Altersvorsorge oder bis zum Umfallen arbeiten muß. Das hatten wir schonmal.

          Informieren Sie sich mal über Keynesianismus, das könnte vielleicht einem Konzept entsprechen, welches auch Ihnen entgegenkäme.

          Sie sagen, die Wirtschaft boomt, weil wir einen Niedriglohnsektor haben. Ich sage, wenn wir Menschen in Armut pressen müssen, kann man nicht von „Boom“ sprechen. Wieso müssen wir denn mit anderen in Konkurrenz liegen, Sie müssen doch auch nicht jedes Jahr mehr essen?

          Faire Preise hieße, daß Landwirte ohne Subventionen und Nebenerwerb unter Berücksichtigung nachhaltiger Produktionsweisen wie flächengebundene Tierhaltung gut wirtschaften könnten inklusive Risikorücklagen.

          Mit der Quote haben die Landwirte für den Staat produziert, ohne Quote für den Markt. Siehe die Milchkrise nach Wegfall der Quote, jeder witterte das große Geld, wollte Profit mit mehr Masse machen, aber weil alle es taten, Rußland sanktioniert wurde etc., stürzte der Preis ab, unter anderem befeuert von Alois Müller (Müller Milch). Warum denn nicht für den Staat produzieren sozusagen?

          Siehe hier, angeblich hätte die Quote die Entwicklung wettbewerbsfähiger Betriebe erschwert. Nun, wettbewerbsfähig sind unsere Betriebe auch heute nicht wirklich ohne Quote (Subventionen?!), aber der Konkurrenzdruck wurde so massiv gesteigert, so daß das wachse oder weiche Modell forciert wurde. https://www.deutschlandfunk.de/agrarwirtschaft-rueckkehr-zur-milchquote-ist-keine-loesung.769.de.html?dram:article_id=329821

          Informieren Sie sich über das Ziel des Mansholt-Planes (GAP) … dessen angestrebtes Ziel ähnelt doch sehr dem, was wir heute haben, wo es sich dank Wirtschaftsliberalismus hinentwickelt, oder?

          Der Staat, also die Gesellschaft, muß in Fragen der Grundversorgung mehr regulieren, von Mietpreisdeckel gegen Mietwucher, damit Einkommen nicht vom Wohnen aufgefressen werden, bis zu fairen Erzeugerpreisen. Lebensnotwendiges lädt zu Schindluder ein, weil wir davon abhängig sind.

          • brötchen sagt

            Danke für die Antwort!

            bleiben wir bei einem Thema wird sonst zu unübersichtlich.

            Wie wollen Sie das wirtschaftspolitisch durch welche Maßnahmen durchsetzen? Haben Sie da mal einen Preis gerechnet für ein einzelnes Produkt?

            Wieso darf ein Landwirt kein Geld verdienen und wieso sind 50 oder 100 tsd Euro mehr, nun gleich großer Profit? Um die Summen geht es doch meist.
            Der Lw. muss doch Geld erwirtschaften um investieren zu können, die Auflagen nehmen deutlich zu, das kostet alles Geld die ganzen Standards umzusetzen.
            Ich könnte Ihnen eine ganze Latte nennen, aus unserem Betrieb.

            • brötchen sagt

              “Faire Preise hieße, daß Landwirte ohne Subventionen und Nebenerwerb unter Berücksichtigung nachhaltiger Produktionsweisen wie flächengebundene Tierhaltung gut wirtschaften könnten inklusive Risikorücklagen.”

              das Zitat wurde irgendwie gelöscht bezieht sich darauf.

          • Thomas Apfel sagt

            Die einzigen Branchen, die in Deutschland tatsächlich einen nationalen Außenschutz haben, sind Politik und öffentlicher Dienst. Die Autoindustrie hat es verstanden die bestehenden nationalen und internationalen Wohlstands- und damit Kostendifferenzen zu nutzen, indem sie die Produktion teilweise in “Billiglohnländer” verlagert hat, aber die technologische Führung im Stammland belassen hat, was quasi auch eine Art Protektionismus ist. Die Landwirtschaft und arbeitsintensive Teile der Industrie (z.B. Textil) sind das “Bauernopfer” für die Teile der Industrie, die den deutschen Wohlstand begründen.
            Daher schwätzt es sich von der Politik und dem öffentlichen Dienst aus immer leicht über den “Sozialstaat”. In diesen Bereichen gilt: Wenn du mehr brauchst, musst du es nur fordern, nicht erwirtschaften. In sofern unterscheidet die Linke von den Grünen “nur” die stärkere Orientierung der Wohltatenverteilung auf den sozialen Bereich und eine (aus der Opposition heraus wohlfeile) Anti-Kriegs-Politik, die ich im Grundsatz richtig finde. In Bezug auf die Grünen Themen Landwirtschaft- Natur- und Umweltschutz sollte die Linke nicht noch radikaler als die Grünen sein wollen, Sie sind sonst nicht mehr zu unterscheiden und rutschen mit diesen Auffassungen näher zum hedonistischen Wohlstandsklientel der Städte, die wählen aber das Original: die Grünen.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Derzeit will die SPD noch mitmischen,
              zum einen meint Andreas Stoch Landesvorsitzender der SPD in BW, die PSM müssen um 50 % reduziert werden und die Bundesumweltministerin will ihre Klientel mit weiteren Steuern auf Energie beglücken.

            • sonnenblume sagt

              Wie viel und in welcher Form wäre Außenschutz denn überhaupt möglich, ohne mit Gesetzen und Regelungen seitens der EU, der WTO oder sämtlicher Handelsabkommen in Konflikt zu kommen? Von den Interessen der Industrie mal ganz abgesehen.
              Zu dem Thema würde mich eine Einschätzung schon sehr interessieren.

              • Obstbäuerin sagt

                Wenn man dazu noch weiß, dass der EuGH jede nationale politische Entscheidung mit links kippen kann, wird alles noch fragwürdiger. Vielleicht könnten Sie sich, Christian Suhr, mal nur zu diesem einen, von Sonnenblume aufgeworfenen Thema äußern?

            • Stadtmensch sagt

              “Daher schwätzt es sich von der Politik und dem öffentlichen Dienst aus immer leicht über den „Sozialstaat“.”

              Mal wieder dieses unreflektiert “Sozialromatiker-Bashing”. Da hätte ich von gestandenen Unternehmern mehr erwartet.

              Wenn man der Umverteilung von unten nach oben nicht wenigstens ein bisschen entgegen wirkt, hat man (das brave Werte-schaffende Bürgerlein bzw. der Bürge) später massive Probleme (siehe sinkende Lebenserwartung im Vorzeigeland des Kapitalismus).

              Es sind die Linken die die “gärtnernde” Rolle von rudimentär demokratisch legitimierten Institutionen auf (supra)nationalstaatlicher Ebene halbwegs transparent machen: Siehe Kevin Kühnerts Aufsatz bei Zeit.de “Der Mythos der sozialen Marktwirtschaft”.

              Den Rechten fällt nix ein außer “Todeslisten”: https://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Deutschland-Welt/Rechtes-Terrornetzwerk-plante-politische-Morde-in-ganz-Deutschland

              • Thomas Apfel sagt

                Das ist insoweit richtig was Ihre Einschätzung der Rolle der Linken (die SPD zähle ich nicht dazu) betrifft.
                Nur geht das Wohltaten verteilen nur dann, wenn genug Steuereinnahmen da sind. Da verlieren die Linken mit ihren Vorschlägen gern mal aus dem Auge, dass die Basis dafür ist, dass die Wirtschaft brummt. Abgesehen davon, dass der dt. Wirtschaftserfolg auch auf Strukturen der Ausbeutung beruht, die mit der Kolonialisierung im 16. – 19. Jhd. beruhen. Das ist wiederum ein anderes Thema.
                Und bitte gewöhnen Sie sich doch mal diese dämliche Argumentationkeule mit der extremen Rechten ab. Nicht Jeder der linke Utopien nicht ungeprüft nachlabert ist ein Nazi !!!

                • Stadtmensch sagt

                  “dämliche Argumentationkeule”

                  …ich versuchs.

                  Da ich aber in Sachsen wohne, bin ich leider etwas “vorgespannt”.

                  Den dt. Wirtschaftserfolg sehe ich eher in der “Protestantischen Ethik und dem Geist des Kapitalismus”, (bzw. Kadavergehorsam: “Der Untertan” oder eben nochmal: mit Weber: Berufsmensch ohne Geist, Genussmensch ohne Herz). “Made in Germany war ja mal ein Stigma. “Soll jetzt nicht großkotzig sein, aber man kann doch nicht so für eine Sache brennen und darüber alles andere vergessen und die, die das können, ständig als Vorbild hinstellen.

            • Naja, die Grünen haben die Forderung der LINKEN nach steuerfreier Risikoausgleichsrücklage strikt abgelehnt, lediglich die Weidetierprämie sind sie mitgegangen im Bundestag.

              Und gegen Bodenspekulation finden Sie das hier, abgelehnt von SPD und UNION:
              http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/018/1901853.pdf

              In Thüringen macht man das, was im Bundestag abgelehnt wurde nebenbei.

              Und die LINKE ist wirtschaftsphilosophisch die einzige andere Partei, die halt nicht vom ewigen Wachstum träumt oder vehement am Auto festhält. Wobei auch wir aufpassen müssen, daß wir manchmal kritischer sein sollten (unsere Brandenburger Parteifreunde sind eher die Getriebenen, so wirkt es).

              • Thomas Apfel sagt

                Die Linke träumt, dort wo sie bislang in der wünsch dir was Position der Opposition ist. In Brandenburg und Thüringen
                kollidieren die Wünsche mit der Wirklichkeit. Was dabei herauskommt, ist eine Politik, die von der der SPD nicht zu unterscheiden ist. Politik trifft in Regierungsverantwortung immer auf einen relativ gleichen Gestaltungsrahmen und schließt, egal welche Partei, dann Kompromisse die für den Wähler kaum noch Unterschiede erkennen lassen. Also, bleibt in der Opposition und träumt weiter, vielleicht kommen aus Träumen ja Lösungsansätze, die in der täglichen Arbeit in politischer Regierungsarbeit untergehen.

      • brötchen sagt

        Das war ein Bsp. um zu verdeutlichen, das sie bestimmte Dinge nicht so einfach regulieren können. Das wird alles viel zu kompliziert, das ist jetzt schon zu kompliziert in der Umsetzung.

      • Elisabeth Ertl sagt

        Es wäre schon viel, wenn man den Finanzsektor wieder auf seine ursprüngliche Aufgabe zurückführen könnte, nämlich der Realwirtschaft zu dienen. Das war nämlich bis vor der Wende so. Wenn man unseren EU – Politikern vertrauen darf, dann wären wir schon weiter, wenn im Rat das Einstimmigkeitsprinzip fallen würde. Jetzt setzen sich immer Länder mit starkem Bankensektor wie Luxemburg mit ihrem Veto dagegen durch, und das ist Diktatur des Einen und keine Demokratie.
        Auch das Crowd Funding ist eine Möglichkeit, sein Geld dort anzulegen, wo man eine bestimmte Form des Wirtschaftens fördern will. Man muss mit diesem Unfug aufhören, in Geld eine Ware zu sehen.
        Und weil man landwirtschaftlichen Grund nicht auslagern kann, deshalb muss es in reichen Ländern auf diesem Gebiet Schutzzölle geben. Die Agrarflächen in einer nachhaltigen Kultur zu belassen, das ist in einer globalisierten Welt nicht nationalistisch gedacht, sondern im Sinne der Ernährung der Weltbevölkerung. Bei uns verwildern immer mehr extensive Flächen, weil nicht einmal mehr im Nebenerwerb rentabel.
        Ich habe kürzlich beim Aufräumen ein Geografiebuch aus den späten 60ern gefunden. Da stand geschrieben: Man muss den Entwicklungsländern die Möglichkeit geben, Agrarprodukte zu exportieren. Nur mit diesen Einkünften können sie eine Industrie aufbauen und ihren Entwicklungsrückstand aufholen. Das hat offenbar bis heute nicht funktioniert, deshalb treibt man es immer weiter.
        Bei uns wurde die Industrie im 19. Jahrhundert mittels Ausbeutung der Kolonien aufgebaut, nicht über Export von Rohstoffen. Man muss solche Glaubenssätze einmal hinterfragen.

      • Obstbäuerin sagt

        CDU-Abgeordneter Karl-Heinz Florenz:
        „Als ich meine Ausbildung angefangen hab, hatte mein Vater 80 Mastschweine, ich hatte dann eine Generation später 800, und mein Nachbarssohn, der den gleichen Betrieb hat, der hat jetzt 3.000. Wenn man sich das vor Augen hält, dann kann man nicht sagen, weiter so.
        Der Grund für diese Entwicklung ist aber mitnichten Gier und Großmannssucht sondern das Bestreben, ein stabiles Einkommen auf gleichem Niveau wie der Vater zu erwirtschaften. Reichte noch in den 70ger Jahren ein Betrieb mit durchschnittlich 20 ha für ein normales Familienauskommen, sind es jetzt durchschnittlich 65 ha. Das heißt, die Preise sind gesunken oder gleichgeblieben aber die Kosten sind so gestiegen, dass nur über eine Vergrößerung ein einigermaßen ausreichendes Einkommen erzielt werden kann. In den kleineren Betrieben, die keine Nische erhascht haben, bleibt nur die Selbstausbeutung für ein einigermaßen ausreichendes Gehalt.

        • Richtig, wachse oder weiche halt. Aber soll das wirklich immer so weitergehen? Hofft jeder Landwirt, er hätte am Ende den Großbetrieb und andere müßten aufgeben?

          Wären mehrere kleinere Höfe oder wenige Großbetriebe für die Gesellschaft und Verbraucher besser mit Blick auf Abhängigkeiten, Nachhaltigkeit, Dialog zwischen Erzeuger und Verbraucher, soziales Engagement auf dem Land seitens der Landwirte?

          • Obstbäuerin sagt

            Für die Verbraucher wären auch kleine Bäckereien und Fleischereien sehr viel netter und doch machen die Großen das Rennen. Bei Bekleidung und Schuhen ist das Thema schon länger durch. Woran das liegt und ob man das in diesem System aufhalten kann, wurde auch schon ausreichend diskutiert. Da kann der einzelne Landwirt hoch und niedrig springen und der Verbraucher sich sonstwas wünschen – entscheiden wird die Wirtschaftlichkeit und zunehmend die Bereitschaft der Bauern und Nachfolger unter diesen Bedingungen sein Arbeitsleben zu leben.

  12. Obstbäuerin sagt

    Hallo Christian, Dein Beitrag liest sich für mich wie ich wünsch mir wenigstens in der Landwirtschaft eine bessere Welt. Wir leben aber nicht abgeschlossen vom Rest der Gesellschaft und deren Gesetzen. Der Freihandel zwingt uns, immer preiswerter zu produzieren und wer da nicht mithalten kann ist weg. Würde die Linke etwa Protektionismus zustimmen, um die kleinteilige Landwirtschaft zu retten?
    Ein Beispiel noch aus meiner Sparte; egal ob ich es Bio nenne oder nachhaltig, wenn ich Äpfel ohne chemische Pflanzenschutzmittel produzieren soll, dann muss ich biologische (Pyrethrum) nehmen, denn ohne geht nicht. Kann man in diesem Jahr sehr schön an den Kirschen sehen, die fast 100% madig sind ohne Behandlung. Dieses biologische Insektizid wird aber aus Chrysanthemen gewonnen, die in Afrika produziert werden und dort wertvolle Ackerflächen verbrauchen. Und wenn ich mir die solidarische Landwirtschaft bei uns hier ansehe, dann ist der Flächenverbrauch exorbitant (3-4 mal so hoch).

    • Elisabeth Ertl sagt

      Ich habe es so verstanden, dass die Politik nationale Selbstversorgung ermöglichen soll. Ja, wenn die Menschen wieder verstehen, dass schorfige Äpfel nicht ungesund sind, dann ist etwas gewonnen, wenigstens Kupfer. SoLaWi könnte zumindest theoretisch flächeneffizienter arbeiten.

      • Obstbäuerin sagt

        Sehr geehrte Frau Ertl, wenn Schorf nicht mehr bekämpft werden kann oder soll, dann wird es keinen Obstanbau in Deutschland mehr geben, denn Schorf bedeutet große Schäden bis zum Totalausfall auch der Bäume. Das kann man mit dem Befall im Hausgarten nicht vergleichen. Wer möchte denn für einen mißgestalteten Apfel etwas bezahlen? Wir hatten schon oft Anfragen nach Äpfeln, die im Handel durchgefallen sind aber dann bitte umsonst.

        • Elisabeth Ertl sagt

          Es ist so, aber ob Christian weiß, dass das problematische Kupfer auch im Biolandbau verwendet wird?

          • Ja, das weiß Christian … 😉

            Pflanzenschutzmanagement wird es immer brauchen.

            Ich habe nicht Bio favorisiert, Stichwort Konventionalisierung. Siehe auch Anmerkung zur hybriden Landwirtschaft von Michael Horsch, welches ich zuerst hier bei Willi gesehen hatte nebenbei (also Dialog funktioniert 😉 ).

            Man sollte sich eher mal zusammensetzen und schauen, was wirklich wie funktionieren kann. Oder wenn Ackerchemie, dann auch wirklich richtig testen samt Zusatzstoffen und nicht nur die Wirkstoffe etc. als Beispiel, ohne Ausnahmezulassungen oder ähnliches.

            • Thomas Apfel sagt

              Die Testung und Zulassung von PSM kostet mehrere Millionen je Wirkstoff.
              Dazu kommt, dass Deutschland bei den Wirkstoffen, bei denen es für die Beurteilung zuständig ist, im Gegensatz zu anderen EU-Ländern, in der Regel über 5 bis teilweise 7 Jahre braucht (auf Grund des VETO-RECHTS und der damit verbundenen Blockadehaltung des UBA). Zudem haben wir im Gegensatz zu anderen EU-Länder die INDIKATIONSZULASSUNG. Das führt dazu, dass viele Hersteller die Zulassung für kleine Sonderkulturen fallen lassen um die Zulassung in den Hauptkulturen nicht zu verlieren. Dafür gibt es dann die Arbeitsgruppen “Lückenindikation” und die Notfallzulassungen. Deutschland hat in der EU die meisten Notfallzulassungen, aber nicht weil mehr gespritzt wird, sondern weil NICHT überall in Europa die Indikationszulassung gilt und die anderen EU-Länder nicht diese Verzögerungstaktik fahren . Das kostet die Betriebe Geld, weil sie das im Wesentlichen selbst finanzieren müssen und das Damoklesschwert der Ablehnung schwebt immer über den Sonderkulturbetrieben. Auch das ist ein Baustein zur vermehrten Betriebsaufgabe kleiner Höfe.

            • Obstbäuerin sagt

              Wer ist man, Christian? Die Pflanzenschutzwissenschaftler der Unis, die zugelassene Pflanzenschutzmittel für ausreichend getestet halten und diejenigen, die möglichst alle noch vorhandenen verbieten möchten? Bei den Neonicotinoiden hat es ja hervorragend geklappt – in Deutschland verboten ohne Ausnahmezulassungen. In den meisten anderen EU-Ländern sofort mit Ausnahmegehmigungen wieder eingesetzt. Und die erzeugten Produkte dürfen dann ohne weitere Kennzeichnung in Deutschland den Markt fluten.

            • Elisabeth Ertl sagt

              Ja, was FUNKTIONIERT, einverstanden. Und die Natur ist so gestrickt, dass sie überall anders funktioniert und sich nicht in Schubladen wie Konvi, Bio oder Hybrid stecken lässt. Ich beweide alte Streuobstwiesen mit Shropshireschafen. Die vertragen kein Kupfer, also sind meine Äpfel schorfig und werden zu Saft verarbeitet.
              Man soll den Bauern messen an der Qualität (gesundheitlichen Unbedenklichkeit) seiner Produkte und daran, dass seine Flächen ökologisch nachhaltig funktionieren (und nicht irgendeinem vorindustriellen Ideal einer NGO entsprechen) Und dann soll man bei der Wahl der Methoden auf seine Expertise vertrauen. Ich nehme die ÖPUL – Förderung nicht in Anspruch, weil ich dann meine wunderschöne naturnahe Blumenwiese erst am 15. Juni mähen dürfte, was hier so gut wie immer zu spät ist. Ich weiß selber, wann der richtige Zeitpunkt ist.

        • Obstanbau hat übrigens ein ganz anderes Problem, die Erntehelfer und deren Löhne fallen mir dabei auch ein.

          Ich verstehe, daß man nur mit guten Erträgen den Kampfpreisen begegnen kann. Und gute Erträge brauchen wieder mehr Pflanzenschutz usw. Und wo die Nachfrage innerlandes nicht reicht, träumt man vom Export. Doch auf diese Weise ist man im Unterbietungswettkampf gefangen, siehe die Milchkrise und wie da eines zum anderen führte.

          Und Bio ist auch in der Falle der Konventionalisierung, ein Feigenblatt für eine in sich verfehlte Agrarpolitik, in der der Handel am längeren Hebel sitzt.

          Aber ich wünschte mir mehr Widerstand, mehr Solidarität statt Rechtfertigungen, Verbraucherbashing und Resignation, wenn ich ehrlich bin 🙁 Was haben Landwirte damals noch gemacht, als der Mansholtplan bei der GAP aufkam. Jetzt haben wir praktisch das Ergebnis, was man damals erreichen wollte, aber ohne Widerstand, weil der Handel geschafft hat, was die Politik nicht durchsetzen konnte direkt …

          • Thomas Apfel sagt

            Es gibt außerhalb der “Konventionalisierung” , wie Sie das nennen, keine nennenswerte Produktion im BIO-Bereich. Wenn Bio überhaupt etwas erreichen will, muss sich die Produktivität verbessern. In Brandenburg bewegen sich von 280 ha Bio-Äpfeln nur 20 ha im Bereich nennenswerter Produktion. Die Versorgung der Bevölkerung ist keine Spielwiese für Aussteiger !!!
            Ich habe in Projekten gerade mit extensivem Streuobst zu tun. Für die Biodiversität ist das wunderbar, mit Landwirtschaft hat das aber nichts zu tun, wenn ich mich freue von 7 ha Fläche 5 to. Äpfel zu ernten.

      • brötchen sagt

        Elisabeth ein Anmerkung: D. konnte sich noch nie selbst versorgen, auch nicht zu den Zeiten, wo Ostpreussen und Schlesien noch zu D. gehörten.

        • Elisabeth Ertl sagt

          OK, aber Christian will ja weniger Ertragsdruck plus Selbstversorgung, und das bei ungebrochener Zuwanderung.

          • Sie kommen jetzt nicht im Ernst mit Migration, oder?

            Dann komme ich mit Wegwerfquote, Cum Ex, Milliardenabzocke, Steuerflucht, Landgrabbing, Bodenspekulation und vielem mehr.

            Sie vergessen, daß es bei Zuwanderung auch Konzepte gibt. Stellen Sie sich vor, mit Seebrücken-Initiative oder Solidarity Cities könnte man einfach direkt Kommunen und Städte in die Verantwortung versetzen, zu entscheiden, ob sie Kapazitäten und Bereitschaft zur Aufnahme hätten, dann wäre der Drops gelutscht.

            Sie spielen Zuwanderung aus für mehr und billige Produktion, weil Deutschland die Welt ernähren soll, ist das Ihr Gedanke? Also Milliarden von Menschen verlassen sich auf Deutschland allein?

            Glauben Sie nicht alles, was man von Rechts hört. Schon jetzt sind Millionen Menschen unterwegs, die sind meist nicht auf dem Weg zu uns nebenbei!

            • Elisabeth Ertl sagt

              Entschuldigung, Sie fordern doch Selbstversorgung Deutschlands mit Lebensmitteln. Dann wird aber die Produktivität mit wachsender Bevölkerung auch steigen müssen, was sonst? Damit habe ich ja noch nichts gegen Flüchtlinge gesagt, nur, dass ab einem gewissen Maß die Selbstversorgung nicht mehr funktionieren wird, dass man nicht alles gleichzeitig haben kann.

              • Also ich denke, unsere Bevölkerung wird so schnell nicht so stark wachsen. Und mit Blick auf die Wegwerfquote haben wir einen guten Puffer. Da ist noch ordentlich Spielraum. Und auch ohne daß man bei Fleisch wieder zu Maß und Mitte findet ginge noch einiges.

                Man kann nicht alles gleichzeitig haben, aber das Thema Migration ist definitiv nicht Schuld am Höfesterben, Klimawandel, Niedriglohn, Alters- und Familien-/Kinderarmut etc.

                • Thomas Apfel sagt

                  Der Puffer der Wegwerfquote liegt bei 4 % der Menge der verbrauchten Lebensmittel (etwa die Hälfte der noch genießbaren 8-9 % des Gesamtverbrauches die weggeworfen werden, sind reales Einsparpotential) nicht mehr und nicht weniger.

                • Elisabeth Ertl sagt

                  Ich habe den Migranten überhaupt keine Schuld gegeben an irgendetwas. Sie müssen nur endlich begreifen, dass die Intensivlandwirtschaft nach dem Krieg den Hunger beendet hat. Ja, es gibt Spielraum mit Wegwerfverzicht und Fleisch-Reduktion. Aber Sie tun so, als ob die ständig wachsende Weltbevölkerung und somit die weiter zu erwartende Immigration irgendwie keine Rolle spielt.

            • Elisabeth Ertl sagt

              Und ich bin davon überzeugt, dass in dieses superreiche Land noch SEHR VIELE Flüchtlinge kommen werden, kommen müssen, weil es nicht anders geht; irgendwann wird die niemand mehr aufhalten können.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Man brauch auch bei den Discountern nur die BIO Äpfel anschauen, die sind genau so makellos wie die Konventionellen. Offensichtlich kauft deren Kundschaft auch keine Äpfel mit selbst einem kleinen Schorffleck.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Man braucht auch bei den Discountern nur die BIO Äpfel anschauen, die sind genau so makellos wie die Konventionellen. Offensichtlich kauft deren Kundschaft auch keine Äpfel mit selbst einem kleinen Schorffleck.

    • Hallo,

      mir ist durchaus bewußt, daß wir nicht alles für sich losgelöst vom Rest der Welt betrachten können. Wer faire Preise will, muß Konsumenten auch die Mittel für dieses faire Einkaufsverhalten zur Verfügung stellen, damit auch bei der Wirtschaftspolitik für ebendiese sorgen, und das funktioniert mit einer exportfokussierten Wirtschaft nicht, Stichwort Freihandel, siehe Mercosur.

      Auf der einen Seite heißt es, mit weniger Produktion würden die Preise steigen. Auf der anderen daß mit mehr Bio oder ähnlichem der Flächenbedarf steigen oder besser gesagt die Erträge runtergehen würden. Insofern könnte man mutmaßen, daß ein ökologisch nachhaltigeres Wirtschaften zu weniger Erträgen führen wird, aber dieses Weniger an Ertrag dann auch weniger Angebot am Markt bedeutet, was zu fairen Preisen und weniger Wegwerfen führen kann.

      Bei Leguminosen ist meines Wissen der Ertragsunterschied zwischen so genannt konventionell zu bio nur maximal 5%, teilweise keine Ertragsunterschiede. Und man darf nicht vergessen, daß der Ertragsunterschied je nach Studie variiert, wer sofort nach Umstellung im Folgejahr auf den Ertrag schaut, wird einen niedrigeren Ertrag sehen als zum Beispiel ein paar Jahre später, denn Umstellungsprozesse brauchen Zeit!

      Die Frage ist doch: Aktuell heißt es immer mehr und mehr … ist das zielführend und überhaupt möglich auf lange Sicht?

      • Thomas Apfel sagt

        Bei der Frage nach den Erträgen brauche ich für unseren Raum keine Studien, sondern da reicht die reine Statistik. BÖLW und AMI-Daten bescheinigen der Bio – Wirtschaft insgesamt eine Produktivität um 33 % gegenüber moderner Landwirtschaft. Immer schön bei den Fakten bleiben und nicht hätte, würde, könnte! Prinz Löwenherz´s Aussagen und die Berkeley-Studie vergleichen vorrangig tropische ausgelaugte Böden in Bezug auf Bio und konventionell. “Konventionell” ist in diesem Falle die Praxis der Subsistenzwirtschaft, die entnommene Nährstoffe in der Regel nicht ersetzt (ersetzen kann). Mit konventionell im Sinne der modernen Landwirtschaft bei uns hat das nichts zu tun. Und auch das nochmal: bei gleich hohen Erträgen ist der diffuse Stickstoffaustrag exakt gleich hoch !

        • Ich kenne die Studien, ich weiß auch, wer bei IVA etc. alles mit drin sitzt und muß sogar die Testweisen kritisieren. Direkt nach der Umstellung sind die Erträge deutlich niedriger als wenn Bio eingespielt ist. Bei Leguminosen nahezu keine Ertragsunterschiede usw.

          Auch habe ich nie Bio favorisiert, siehe Konventionalisierung, sondern sehe es nur als Feigenblatt für eine verfehlte Agrarpolitik, hybride Landwirtschaft finde ich hingegen spannend.

          Wir können auch über Nährstoffe und Wasserbedarf sowie Pflanzenschutzmanagement im aquaponischen Bereich sprechen von wegen Nachhaltigkeit.

          Es ist ein weiter Mix, aber Sie verwenden nur ein Argument, welches vermutlich auch aus der Schublade gegen Grüne kommt. Und wieder die Frage: Wenn viel Angebot die Preise drückt, würde weniger – zwangsweise durch Bio als Beispiel – dann nicht die Preise stabilisieren?

          Hier eine Quelle der EU, auch mit der klaren Aussage, daß Bio auch eine ganz andere Herangehensweise erfordert (Umstellung etc.):
          https://ec.europa.eu/knowledge4policy/publication/comparing-yields-organic-conventional-agriculture_en

          Hier ab Minute 27 schön zu sehen, wie die Dürre zu deutlich weniger Ertrag führte, aber was das für Auswirkungen auf Preis und Konsumverhalten hatte:
          https://www.youtube.com/watch?v=TwelcZf5rd0

          Und wieder die Frage: Müssen wir die ganze Welt ernähren? Oder braucht es soviel Fleisch- und Futtermittelproduktion?

          Wenn es für Sie preislich keinen Unterschied bedeuten würden, wäre dann nicht weniger Ertrag bei nachhaltigerer Anbaumethode auch okay? Oder was ist Ihre eigentliche Sorge?

          • Obstbäuerin sagt

            Irgendwie prallen die Argumente an Ihnen ab, Christian. Wenn wir hier weniger produzieren, meinetwegen Bioäpfel, was eher nicht unbedingt nachhaltiger ist, dann kommt die reduzierte Menge konventionelle Ware aus Polen oder Ungarn. Der LEH wird dort einkaufen, wo es billig ist und was die Kunden verlangen und das sind nicht noch mehr Bioäpfel.

          • Elisabeth Ertl sagt

            Nochmal: Deutschland ernährt nicht die ganze Welt, es ernährt nicht einmal seine eigene verschwenderische Bevölkerung zur Gänze. Nehmen Sie das bitte endlich zur Kenntnis!
            https://de.statista.com/statistik/daten/studie/659012/umfrage/selbstversorgungsgrad-mit-nahrungsmitteln-in-deutschland/
            Nur dass internationale Arbeitsteilung herrscht und daher sowohl viel importiert wie auch exportiert wird, ändert ja an der Bilanz nichts. Der Spielraum ist kleiner als das, was weggeworfen und zuviel an Fleisch produziert wird. Ja, da gibt es einen gewissen Spielraum, aber wie bringen Sie die Bevölkerung dazu, zu verzichten? Das ist der springende Punkt. Wenn dieser Spielraum nicht demnächst ohnehin durch eine letztlich nicht zu verhindernde Zuwanderung geschlossen wird?

          • Andi sagt

            Christian, so ganz scheint die These, dass man nur das Angebot verknappen müsste und damit der Preis steigen würde nicht zu funktionieren. Sieht man heuer bei Raps. Trotz knappem Angebot haben es die Abnehmer geschafft, die Preise im Keller zu halten.

            • Bauer Willi sagt

              @Andi
              das ist nicht ganz richtig. Nicht die Abnehmer sind es, sondern die Regeln des Weltmarktes. Pflanzenöle werden weltweit gehandelt und da interessiert es schlichtweg niemand, ob Raps in Deutschland knapp ist. Kommt das Öl halt woanders her. Ohne Außenschutz wird sich das nicht ändern und da will keiner ran.

              • Andi sagt

                Hallo Willi. Habe mich wohl etwas missverständlich ausgedrückt. Wollte nur damit zum Ausdruck bringen, dass das Ganze so einfach eben nicht ist. Es gäbe noch viele Beispiele.

                • Was Sie ansprechen ist der Weltmarkt und Import, siehe auch Mercosur-Abkommen jüngst.

                  Da ist die Politik gefragt.

                  Was ich anspreche ist mit meinem Kommentar die Frage, warum Erzeuger und Verbraucher die Politik nicht gemeinsam dazu bewegen, etwas zu verändern!

                  Denn Sie haben Recht: Ändert nur der Landwirt allein was hierzulande, ist er weg vom Fenster.

                  Aber hier auch ein Beispiel, welches ich häufiger bringe. Knapp gewordene Kartoffel dank Dürre, und es läuft samt guten Preisen und Verbraucherwertschätzung (ab Minute 27):
                  https://www.youtube.com/watch?v=TwelcZf5rd0

          • Elisabeth Ertl sagt

            “Wenn es für Sie preislich keinen Unterschied bedeuten würden, wäre dann nicht weniger Ertrag bei nachhaltigerer Anbaumethode auch okay? Oder was ist Ihre eigentliche Sorge?”
            Das ist immer der Punkt, wo wir beim Indianer anfangen müssen, der uns darauf hinweist, dass man Geld nicht essen kann. Die Hauptfrage ist nicht, wie viel Ertragsminderung man finanziell verkraften kann, sondern wo der Hunger anfängt.
            Deutschland hatte 1945 noch keine 70 Millionen Menschen, und es herrschte Hunger. Das war der Grund, warum man mit all dem angefangen hat, was Ihnen nicht gefällt: Kunstdünger, Pflanzenschutz, schwere Maschinen etc. Zwischenzeitlich hat man es übertrieben, das rief die Biobauern auf den Plan. Mittlerweile haben wir eine Klimakrise, und die Städter wollen Ökostrom, und den muss auch u.a. der Bauer liefern. Die Bevölkerung ist auf 83 Millionen gestiegen und in den letzten 70 Jahren wurde enorm viel landwirtschaftlicher Grund zubetoniert. Und jetzt sollen wir die Leute mit weniger Essen satt machen. Ja, wenn nicht so viel weggeworfen, Fleisch geprasst und zerstrampelt wird, wär da noch was drin. Aber darauf haben ja wir keinen Einfluss. Diese Kartoffelgeschichte lässt natürlich auch wieder die Hauptsache weg: Irgendwann im Frühjahr gab es keine deutschen Kartoffeln mehr, da kamen sie dann aus Ägypten, einem Land, das sich nur zur Hälfte selbst mit Lebensmitteln versorgen kann, und wo die steigenden Lebensmittelpreise ein Fluchtgrund sind. (siehe weiter unten) Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger, Herr Suhr!

  13. Elisabeth Ertl sagt

    Ein paar Einwände:
    Beim gegenwärtigen Konsum (Fleisch; Wegwerfen von Lebensmitteln) kann sich Deutschland schon jetzt nicht zu 100% selbst versorgen, da gibt es keinen Exportüberschuss.
    “Herbizide sind billiger als der Pflug” Man müsste in Zeiten des Klimawandels den Energieeinsatz bei der Produktion von Herbiziden dem Dieselverbrauch beim Pflügen gegenüberstellen.
    Wir leben in einer übervölkerten Welt. Ist es da sinnvoll, Bruderhähne mit einem enormen Futterbedarf (v.a. Getreide) bei wenig Fleischoutput großzuziehen?
    “Wieso dürfen Mietkosten und Energiepreise immer weiter steigen, aber Lebensmittel sollen billig sein?” In Zeiten des Klimawandels ist das Steigen der Energiepreise nicht zu vermeiden, wir müssen weniger Energie verbrauchen. Billige Mieten führen zu immer mehr Wohnbau, mehr Singlewohnungen und damit Verbrauch landwirtschaftlicher Fläche. Wir müssen wieder lernen, uns in einer Wohnung zu vertragen.
    Lebensmittel müssen vor allem für die Reichen teurer werden durch Landwirtschaft ohne Subvention. Dann kann man das Subventionsgeld in Lebensmittelmarken für Arme stecken.
    NGOs leisten nur dann einen wertvollen Beitrag, wenn die Mitglieder praktische Erfahrung haben in dem Feld, das sie kritisieren. Sie sollten verpflichtet werden, sich entsprechende Experten zu halten, wie das auch die Parteien tun. Sonst richten sie mehr Schaden als Nutzen an.
    Ansonsten ein sehr wichtiger Text, der zur Verständigung von Landwirten und Verbrauchern beiträgt! Danke.

    • Elisabeth Ertl sagt

      Noch etwas: Es ist heute nicht die Realwirtschaft, der man Profitgier anlasten sollte, auch nicht dem Handel als solchem. Es sind die Shareholder dahinter. Das Problem ist die Finanzwirtschaft, welche in die völlige Gesetzlosigkeit entlassen wurde, die keinerlei Moral mehr zu folgen hat.

    • Sabine sagt

      Das Großziehen von männlichen Hähnen aus Legehybridlinien oder männlichen Kälbern der Hochleistungsmilchrassen beim Rind ist nur ein Problem, wenn die Mast weitestgehend über Kraftfutter geht und man als Tierleistung nur das Schlachtgewicht einrechnet.
      Ein Landwirt, der die unrentablen Hähne z.B. in erster Linie im Obstbau als Teil einer Strategie zur Bekämpfung von z.B. Kirschfruchtfliegen im Herbst und Frühjahr in seine Bestände setzt, könnte anders rechnen als einer der nur Hahnenmast betreibt. Dafür muss aber eine Verbindung von Huhn und Baum erstmal in einem machbaren Haltungssystem gefunden werden und es müssen dafür auch Nachweise her, dass die Arbeit der Hühner im Obstbau wirklich funktioniert. Als kleiner Hühnerhalter kenne ich meine Tucken und weiß, dass wenn sie einen Bäumchen besonders lieben, da der Wurm dran ist. Solange man als Hobbyhalter aber irgendwie nur den Eindruck hat, dass die Tiere dem Baum das Ungeziefer vom Hals schaffen, heißt das leider nicht, dass man schon eine landwirtschaftlich anwendbare Strategie hat.
      Auch wären Hähnchen als Mitarbeiter in Kompostieranlagen denkbar, niemand freut sich so über einen Berg vor sich hin rottender Pflanzen wie ein Huhn. In kleinen Permakultursystemen werden Hühner meist nur als Kompostfacharbeiter im System gehalten. Allerdings ist Permakultur immer nur auf kleinteilige Wirtschaftsweise ausgelegt, wie man soetwas sinnvoll skalieren könnte, wäre eine Frage an die Institute der entsprechenden Universitäten und Fachhochschulen.
      Ähnliche Anwendungen könnte man sicher auch für die Kälber aus Milchviehlinien finden, wo weniger der Ertrag aus der Mast als die Wirkung ihrer Weideleistung oder ähnliches im Vordergrund steht und den Mehrwert erzeugt, der in der Fleischleistung fehlt.
      Der spezialisierten Landwirtschaft fehlt leider oft die Möglichkeit und die Mittel zu bewerten, was ein Tier neben der gewünschten Leistung noch alles kann, und deshalb lässt man diese Talente oft ungenutzt oder man überlässt den dadurch erzielbaren Mehrwert pfiffigen Händlern, die dann z.B. 5 Kilo Kuhscheiße im Baumarkt in der Stadt für 8 Euro als Bio-Spezial-Dünger verkaufen, während der Milchbauer um Centbeträge mit der Molkerei verhandeln muss.

      • brötchen sagt

        Sabine Wunschdenken!

        Ich habe selbst 120 Hühner mit eigener Aufzucht.

        Zur Zeit 70 Nachzucht.

        Das ist real gerechnet unbezahlbar, wenn man die Arbeitskraft noch rechnet.

        Das teuerste ist die Arbeitskraft und Du landest immer irgendwie bei 1000 mindestens.

        Alles andere ist Hobby.

        Alleine die Rattenbekämpfung hat mich gerade wieder 100 Euro gekostet.

        • Sabine sagt

          Ich weiß, dass alles unter 5000 Tieren Hobby ist. Mein Ansatz ist nur zu schauen, was ein Tier oder eine Pflanze noch, außer Lebensmittel zu produzieren.
          Moderne Landwirtschaft ist häufig genau so eingeschränkt im Blick auf die Umwelt wie der kleine Gartenbesitzer, der die Maulwürfe totschlägt und jede Distel und jede Brennnessel rausreist, um sich anschließend zu wundern, warum der so gepflegte Rasen plötzlich von Engerlingen zerstört wird und er keine Schmetterlinge und Vögel mehr sieht.

    • Es ist keine übervölkerte Welt. Der Bestand entwickelt sich doch immer relativ zur Versorgungsmöglichkeit. Das sind gefährliche Töne, die Sie da anschlagen. Es ist sogar schlimmer: Eine Unterversorgung führt nicht selten auch zu mehr Nachwuchs, weil man sich von mehr Kindern eine Altersvorsorge verspricht. Aber wenn alle so denken, gibt es nicht genug Arbeit und Nahrung für alle … nennt sich dann auch wohl wachse oder weiche …

      Gegenbeispiel: Siehe die Zahl an Kindern in akademischen Haushalten oder bei höheren Einkommen im Verhältnis.

      In Soylent Green hat man gezeigt, wie eine übervölkerte Welt aussieht. Wir leben in einer Welt, in der der Reichtum ungleichmäßig verteilt ist, das hingegen können Sie sagen. Und die einen rechtfertigen ihren Wohlstand gern, wohlwissend daß andere leiden.

      Was ich Ihnen garantieren kann: Mit Fleisch kann man weniger Menschen ernähren als mit Pflanzen energetisch betrachtet. Siehe Fleischhunger in Deutschland seit der Wirtschaftswunderjahre oder aber aktuell in China mit aufkommendem Wohlstand eines Teils der Gesellschaft, während der andere in Lohnsklaverei gepreßt wurde (kommt bekannt vor, oder, so mit Blick auf Deutschland heute)?

      Energie bei Diesel oder auch Emissionen ist nicht alles. Der ökologische Fußabdruck in toto ist bei Herbiziden größer mit Blick auf Nebenwirkungen, warum wurde so vieles sonst verboten, wenn es nicht erbgutschädigend oder sonstwas wäre. Man muß alle Faktoren betrachten, nicht nur die, die etwas positiv aussehen lassen.

      Aber das sind sehr konkrete Themen. Mir geht es erstmal um einen Dialogansatz. Auch Verbrauchern wird zunehmend bewußt, wie Landwirte geprügelt werden. Nicht zuletzt auch dank des Einsatzes von Insidern wie Bauer Willi.

      • Elisabeth Ertl sagt

        Das ist doch alles nichts Neues. Ja, die Bevölkerungsexplosion kann und soll durch gerechtere Verteilung beendet werden, z. B. indem auch Deutschland wieder mehr Flüchtlinge aufnimmt und den Wohlstand mit ihnen teilt. (Ich lasse übrigens gerade einen Flüchtling mehr oder weniger umsonst in einer kleinen Garconniere wohnen, die ich jetzt nicht nutze, ich bin da ganz unverdächtig.) Und mit weniger Fleisch kann man mehr Menschen ernähren. Das ändert aber nichts daran, dass – aber nur mit intensivster (!) Landwirtschaft – bei 11 Milliarden Menschen Schluss ist, einfach, weil der Planet nicht größer ist, und 7,5 Milliarden haben wir schon. Außerdem können Sie nicht die gesamte Viehwirtschaft durch Produktion pflanzlicher Lebensmittel ersetzen. Wie soll das zum Beispiel in den Alpen gehen?
        Vor solchen Dingen darf man eben nicht die Augen verschließen, das darf man nicht tabuisieren. Und gerade wenn man keine Menschen zurücklassen will, dann muss man es sich gut überlegen, wie weit man sich mit einer produktiven Landwirtschaft anlegen will. Wie naturnah eine Landwirtschaft sein kann, hängt von den Naturvoraussetzungen ab. Das ist der Grund, warum Österreich 25% Biolandwirtschaft hat und Deutschland nur 6%.

  14. Piet van Veghel sagt

    Man kann gift darauf einnehmen das Fleisch knapp und teuer wird: umständehalber kaufen China’s Einkäufer momentan alle Lebensmittelnd die sie kaufen können. Dabei gibt’s heute ziemlich viel Ernteverlusten durch das verbot von Neonicotinoiden und Bauern die aufhören. Wer kann sein Kind so etwas antun?

    • Inga sagt

      Wenn Bauernhöfe aufhören?

      Seine Äcker bleiben, sie werden nur von Nachbarn bestellt, der dann darauf erntet, für den Staat und Verbraucher bleibt alles gleich!

      • Nein, es bleibt nicht gleich. Die Agrarpolitik ändert sich. Auch bricht dann die soziale Struktur weg, wenn Landwirtschaft dem gleichen Rationalisierungswahn unterliegt wie alles andere, wenn aus Landwirten Arbeitnehmer in landwirtschaftsfremden Betrieben werden … der soziale Kitt auf dem Land ist nicht selten die Landwirtschaft (gewesen, könnte man jetzt schon fast sagen).

        Hinzu kommt der Aspekt, daß Oligopole oder gar Monopole mit Blick auf Vielfältigkeit, Verbraucherschutz und Nachhaltigkeit gefährlich sind.

        • Elisabeth Ertl sagt

          Was droht, ist die Übernahme des Bodens durch große Konzerne, welche die Flächen mit Sklaven bewirtschaften, wie jetzt bereits in Südeuropa. Und wenn die alles übernommen haben, dann geht der Preis nach oben.
          Das Mitsprachebedürfnis der Bevölkerung bei der Landwirtschaft entspringt nicht unbedingt einem entsprechenden Fachwissen, eher der Sorge um die Gesundheit, vor allem aber einem Unbehagen, welches sich daraus ergibt, dass die Pyramide auf dem Kopf steht: sehr wenige Bauern, wenige Handwerker, viele Bildschirmarbeiter, viel zu viele Theoretiker. Man fürchtet das Kippen. Wenn nur die Theorie nicht so bequem und die handfeste Arbeit so anstrengend wäre …

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Arbeitnehmer in landwirtschaftlichen Betrieben, das kennen wir im Osten, wo die Bauern in Flächen in Produktionsgenossenschaften eingebracht haben.
          Als Angestellte haben die ihre geregelte Arbeitszeit ihren Urlaub usw., während das Landwirtsehepaar schuften bis zum umfallen und sich noch wüste Beschimpfungen über sich ergehen lassen müssen.

          Ich kann sie beruhigen, aus Landwirten werden keine landwirtschaftlichen Arbeitnehmer, zumindest nicht in unserer Gegend, die gehen in die Industrie und betreiben den Betrieb nebenher weiter, zumindest so lange bis sie im Krankenhaus landen.

          In unserer Gegend gibt es Gemeinden wo früher in jedem Haus Rinder gehalten wurde, jetzt kein einziges Tier mehr.
          Womit wir wieder bei den Insekten und der Ursachenforschung von Herwig Scholz wären.

  15. Arnold Krämer sagt

    Alles schön und gut. Ein Gedanke fehlt: nur was knapp ist ist auch teuer. Erst wenn das, was Landwirte produzieren, wirklich knapp wird und knapp ist, steigen die Erzeugerpreise. Dabei sind auch immer die offenen Grenzen zu beachten, mit denen ggfls nationale Knappheiten ausgeglichen werden. Aktuelle Beispiele gefällig? Schlachtschweine, Ferkel, Kartoffeln auf der einen Seite. Milch, Schlachtrinder, Getreide auf der anderen Seite. Und es sind nicht nur Landwirte, die sich “zu Tode” konkurrieren. Auch in anderen Wirtschaftssektoren passiert das. Beispiel Luftfahrt. Frage? Was kann, was muss der Staat tun? Welches Interesse hat er an herkömmlichen sozioökonomischen Strukturen in der Landwirtschaft, an biligen Agrarrohstoffen, Lebensmitteln?

    • Georg Summerer sagt

      Lieber Arnold, du glaubst was knapp ist ist auch wirklich teuer. Glaubst du Knappheit ist bei bei Lebensmitteln wirklich eine gute Idee? Als vor ein paar Jahren Äpfel und Gemüse ein paar Cent teurer als normal waren ist die Bevölkerung in die Obstgärten und Gemüsefelder eingebrochen und hat sich einfach selbst bedient. Und als im Herbst 2017 Butter endlich einen für uns normalen Preis erreicht hatte ging für einige Verbraucher die Welt unter. Es ist in der Freien Marktwirtschaft eine verzwickte Sache mit der Knappheit eines lebenswichtigen Produktes weil vor allem Lebensmittel nicht “just in Time” produziert werden können und es sehr schnell zu Preisexplosionen und Mangel kommen kann. Das heisst, Lebensmittel müssen immer über Bedarf erzeugt werden um dem vorzubeugen, sonst rennen uns die Verbraucher irgendwann über den Haufen. Leider wissen unsere Abnehmer das auch und können deshalb völlig Risikolos unsere Preise bis ins Unendliche drücken, auch wenn die Produzenten unter dem Preisdruck zusammenbrechen. Im Ernstfall ist immer der Bauer schuld und die Politiker sollens richten. Eigentlich müssten Freihandel und Kartellrecht zugunsten der Bauern komplett geändert werden, wollen aber weder Verbraucher noch Politiker wirklich.

      • Sie verwechseln knapp mit weniger, Maß und Mitte! Knapp hieße, daß es zu wenig gäbe, dann werden Mundraub etc. an der Tagesordnung sein.

        Doch ich verweise hier nochmal auf ein ganz einfaches Beispiel anhand der Ertragseinbußen der Kartoffel während der Dürre letztes Jahr, siehe Minute 27:
        https://www.youtube.com/watch?v=TwelcZf5rd0

        Der Verbraucher hat meist keine Meinung zum Freihandel, man sagt ihm nur, alles würde günstiger, deswegen dann höchstens die Begeisterung. Er wird an der Nase durch die Arena geführt.

        Und bis heute verstehe ich nicht, warum Landwirte immer noch der CDU die Treue halten, von wegen die Politik will es nicht. Das ist wie vierzig Jahre Ariel-Waschmittel kaufen, danach ändert sich das Konsumverhalten auch nicht mehr. Selbst wenn man Sprüche reingedrückt bekommt wie man müsse vor der Welle schwimmen (Frau Klöckner) und die Agrarpolitik bewußt so ausgestaltet wurde auf viel und billig. Ich verweise darauf, daß ein Antrag der LINKEN gegen Bodenspekulation von der Regierung abgelehnt wurde.
        https://www.agrarheute.com/politik/koalition-lehnt-linken-antrag-bodenmarkt-transparenz-ab-550257

        Und man beißt sich sogar mit der steuerfreien Risikoausgleichsrücklage die Zähne aus, als wäre das was total Weltfremdes:
        http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/034/1803415.pdf (2014)
        http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/012/1901298.pdf (2018)

        Als würde man lieber den Henker wählen, den man kennt, als einen Fremden, so scheint es manchmal 🙁

        • Elisabeth Ertl sagt

          Früher einmal waren die Grünen eine für Landwirte wählbare Alternative. Aber sie haben sich ins landwirtschaftliche Wolkenkuckucksheim verabschiedet. Diese Enttäuschung wirkt nach, da ist man vorsichtig.

          • Elisabeth Ertl sagt

            Und mit dem aggressiven ideologischen Leugnen der Herausforderungen für die Landwirtschaft durch eine wachsende Bevölkerung wird man kein Vertrauen gewinnen.

            • Das mit dem Bevölkerungswachstum ist ein Mantra, welches man häufiger hört. Bringen wir da mal ein bißchen Faktenkenntnis rein … und nein, es kommt nicht die ganze Welt nach Deutschland … oder anders: Solange die ganze Welt nicht nach Deutschland gekommen ist, macht die Logik auch keinen Sinn, mehr produzieren zu müssen 😉

              https://www.laenderdaten.info/Europa/Deutschland/bevoelkerungswachstum.php

              1989 war das keine Bevölkerungsexplosion sondern die Wiedervereinigung nebenbei 😉

              Und geht man aufs Alter, sieht man, daß die Jugend arm dran ist, eher zu wenig Bevölkerung auf lange Sicht.

              P.S.: Ich mag all die Anspielungen nicht von wegen Zuwanderer wären Schuld, das wird dem Thema nicht gerechnet und den Menschen schon gar nicht!

              • Elisabeth Ertl sagt

                Wenn Sie mich unbedingt missverstehen wollen, erübrigt sich natürlich jede weitere Diskussion.

                • Hallo! Nein, eine Diskussion erübrigt sich nie. Wenn ich Sie falsch verstanden habe, korrigieren Sie mich bitte.

                  Ich höre nur zu oft das Thema steigende Weltbevölkerung und damit die Rechtfertigung, daß man immer mehr Masse für den Export produzieren solle. Aber das paßt einfach nicht ins Bild.

                  1. Unsere Selbstversorgungsquote liegt bei 85%, Fleischkonsum ist zu hoch (alltäglich geworden), aber dann für den Weltmarkt produzieren wollen?
                  2. Unsere Einwohnerzahl pendelt um die 80 Millionen, ziemlich stabil.
                  3. Reste von Geflügel oder auch europäischer Mais gehen zollfrei nach Afrika, wo man eigentlich Reis essen würde. Doch unsere Produkte sind teilweise einfach viel billiger, so daß die heimische Landwirtschaft dort nicht in die Puschen kommt. Entwicklungshilfe ist dann fast eher wie das Antriggern mit unseren Produkten, während Nestle dort auf Grundwasser sitzt und ähnliches mehr.

                  Müssen wir nicht erstmal uns selbst versorgen, so daß es nachhaltig ist, auf lange Sicht funktioniert?

                  Denn aktuell ist ALDI so in der Lage, heimische Supermärkte durch billige Lebensmittel zu verdrängen und ändert damit sogar das Konsumverhalten der Verbraucher hin zu viel und billig, der Alptraum für die Erzeuger, siehe hier:
                  https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/discounter-in-australien-wie-aldi-einen-kontinent-umkrempelt/12880730.html

                • Ehemaliger Landwirt sagt

                  @Christian Suhr

                  Es ist nicht die Schuld der Hünchenmäster, dass Geflügelteile nach Afrika verscherbelt werden, sondern der Verbraucher, der diese Teile nicht isst.

                  Ebenso gehen Schweinebäuche und Füße/Ohren nach Asien, die der deutsche Verbraucher verschmäht.

                  Jeder solle sich an die eigene Nase fassen, bevor er sich um das Einkaufsverhalten der Australier kümmert.

          • Der Brandenburgbauer sagt

            @Elisabeht Ertel. Moin ,Ihre Einschätzung, was die Wählbarkeit der Grünen betraff, kan ich in keinster Form teilen.
            Können Sie das irgendwie begründen.

            • Elisabeth Ertl sagt

              Meine Erfahrung ist die einer Österreicherin. Ich habe den Beginn der Grünen damals Ende der 70er miterlebt, also lang vor der Wende. Damals begann erst das Bewusstsein für die Problematik von Giften in der Landwirtschaft, da war man noch viel unbekümmerter in der Anwendung als heute. Außerdem war es die Zeit der Milchseen und Butterberge, also einer tatsächlichen Überproduktion. Da hatte die Gegenbewegung der ökologischen Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Und sie war damals auch noch verknüpft mit Konsumkritik – diesbezügliche Galionsfigur war Kaspanaze Simma. https://de.wikipedia.org/wiki/Kaspanaze_Simma
              Und deshalb waren die Grünen für fortschrittlich denkende Landwirte wählbar.

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