Bauer Willi
Kommentare 112

Weniger Massentierhaltung – mehr Bauern

Neulich musste ich mich aus einem anderen Grund mit Agrarstatistik in NRW beschäftigen. Dabei fielen mir diese Zahlen auf, die aus mehrfacher Hinsicht interessant sind.

  1. Die Zahl der Tiere ist (Ausnahme Schweine) zurückgegangen
  2. Die Zahl der Viehhalter hat in allen Bereichen dramatisch abgenommen
  3. Die Zahl der Tiere pro Halter hat zugenommen

Für die Zukunft bedeutet das:

Wenn die Gesellschaft weniger Tiere pro Betrieb will, müssen wieder mehr Tierhalter her. Und zwar sehr viel mehr. Doch woher sollen die kommen?

Wenn wieder weniger Tiere pro Betrieb gehalten werden sollen, müssen entweder weniger tierische Produkte (Fleisch, Milch, Eier etc.) verzehrt werden, oder die Produkte müssen importiert werden.

Oder habt Ihr noch eine andere Idee?

Euer Bauer Willi

(Aufrufe 3.466 gesamt, 1 heute)

112 Kommentare

  1. Sabine sagt

    Hühner im Vorgarten, der waffenscheinpflichtige Hahn von Opa Wilhelm, wegen dem er seinen Briefkasten außen am Gartenzaun aufhängen musste. Der Hahn mochte niemanden besonders, aber das mit dem Postboten, das war Hass auf den ersten Blick gewesen. Nie wieder hab ich sowas urkomisches gesehen. Meine erste Sitcom hieß Peter und der Postbeamte. Pummelige Kaninchen in windschiefen Gartenhäuschen vom Onkel Eugen, den wir Kinder mochten, vor dem wir aber auch so ein bisschen Angst hatten, wegen der Schüttellehmung,die er hatte …. das Gänsepaar im Baumhof der Krings, wo wir nie wussten, ob der kleine graue Hund die Gänse bewachte oder die Gänse den kleinen grauen Hund, war auch ziemlich egal alle drei bissen zu, wenn sie einen von uns erwischen konnten. Es gehörte zu den Mutproben der Jungs einmal durch den Hof zu laufen. Ziemlich dämlich, wenn die Viecher einen nicht erwischten, dann die olle Krings mit ihrem Teppichklopfer am Törchen…die Hippen von Frau Reimann, die nur am Waschtag und an Feiertagen eingesperrt wurden und sonst an der langen Leine zwischen den Wäschestangen hin und her spazierten. Männer beim Kartenspielen im Garten, mit einem Auge auf dem Taubenschlag. Die Frauenecke unter dem Pflaumenbaum, wo auch meine Mutter oft saß und Gemüse und Obst in Einkochgläser schnibbelte. Das war nicht auf dem Land und das ist noch nicht soo lange her. Ich war letztens noch mal da. Die Häuser sind alle renoviert, der dunkelrote Backstein ist hinter freundlich buntgestrichener Dämmung verschwunden, da wo die Ställe waren, stehen jetzt Garagen und die Bäume sind alle weg, da ist angebaut oder neu gebaut worden. Außer mir wird das wohl niemand vermissen, denn Kinder hab ich genau so wenig gesehen wie Viecher. Meine Eltern haben das nie vermisst, für die war es alles andere als schön da gewesen.

    • Stadtmensch sagt

      freundlich buntgestrichener Dämmung ,… jetzt Garagen,…Bäume sind alle weg…

      Und im Briefkasten die “Landlust”.

      Menno – bin heut sowieso schon schlecht drauf und jetzt noch das. Ich hätte es fast geschafft, mir einzureden, dass Tablet-Wischen, Amazon-Shoppen und DuRöhre Gucken ein ganz passabler Ersatz sind für das, was du beschreibst.
      Aber nein, aus Grabestiefen hallt das Echo der Kritischen Theorie herauf: Ihr seid alle Zombies!
      https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/absurde-apokalypse

      „Das ist der Triumph der Reklame in der Kulturindustrie, die zwanghafte Mimesis der Konsumenten an die zugleich durchschauten Kulturwaren.“

      • Sabine sagt

        Stadtmensch, das waren olle Arbeiterhäuser, die den Krieg mit ach und krach überlebt hatten, eng und verschnitten, mit zugigen Holztreppenhäusern, WC auf der Zwischen-Etage und Bad im Keller neben der Waschküche, Kohlenöfen und alten Holzfenstern, die im Winter oft bis zur Hälfte von innen zu froren, der einzig wirklich warme Raum im Winter war die Essküche, Wir hatten mit drei Kindern ein Zimmer, dass vllt. zehn qm hatte und nicht richtig beheizbar war.
        Meine Mutter hatte die Faxen einfach dicke. Ständig war was mit uns Blagen, irgendwer schnieft oder hustete immer. Ne Wohnung mit Zentralheizung und ner Einbauküche, das war was.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Es war im vorigen Jahrhundert, damals noch ein kleiner Junge, hatten wir einen Hahn, der hatte mich auf dem Kicker, immer wenn ich kurze Hosen an hatte, ging das Vieh aus mich los und pikte mich in die Waden. Als es mir zu Bunt wurde, nahm ich ein Lattenstück und ging auf den Los, bevor ich mich rächen konnte, hielt ein Mann mich zurück.

      Der Mann, der mir zusah stand am anderen Tag auf der Matte und beschwerte sich über mich.

      Mein Vater kannte seinen aggressiven Gockel und hatte Verständnis für mich.

      • Sabine sagt

        Die kleinen Könige vom Hühnerhof können schon sehr speziell sein. Als Kind fand ich es nur komisch wie ein erwachsener Mann in Uniform sich ständig von einem Hahn austricksen ließ. Heute find ich den Mut der kleinen Biester oft schon beeindruckend.
        Die oben abgebildete Tabelle, erfasst wahrscheinlich nur die offiziell gemeldeten Tierhalter. Ich glaub nicht, dass damals irgendwer sein Kleinvieh irgendwo angemeldet hatte….. vielleicht im Zuchtverein, aber selbst heute sind da die Bestandserfassungen ja nicht so einfach. Was wir wissen ist, dass es schwieriger geworden ist privat Vieh zu halten. Die Auflagen sind, nicht nur im Bereich Geflügel und nicht nur während der Grippewelle, mehr geworden. In Wohngebieten ist es oft unmöglich Nutztiere zuhalten, weil weder Nachbarn noch Ämter besonders viel Verständnis haben. Wir hatten gerade in dem Bereich Rassegeflügel eine ewig Diskussion über “Qualzuchten” Federfüße, Krüperfaktor, Hauben, Zahl der Handschwingen….. alles ist verdächtig. Bei größerem Vieh muss man echt Glück haben. Wer ein paar Schweine haben will, muss sich oft durch die selben Formulare und Vorschriften kämpfen, wie ein Landwirt. Was auch teilweise Sinn macht. Nur sehe ich z.B. das viel beschworene “Right to Farm”, also das Recht sich selber mit Nahrung zu versorgen, immer weiter beschnitten durch ein meiner Meinung nach nicht existierendem Recht zu Exportieren. Vieles was wir “Kleinen” gerade erleben wird nämlich weder mit Tierwohl noch mit Naturschutz begründet, sondern damit, dass die “Großen” durch die schiere Existenz einer vllt. sehr konstruierten Möglichkeit einer Mutation in ihren internationalen Handelsmöglichkeiten eingeschränkt werden könnten. Da wird von der Politik an die Solidarität der Hobbyhalter und Rassezüchter gegenüber Wiesenhof und Co. appelliert. Ein merkwürdiger Appell, wo wer heute nicht mit einem Hund gassi-geht, sondern mit nem Mistkratzer und Schubkarre loszieht meist ein Überzeugungstäter ist, der genau diese “Großen” als Teil einer fehlerhaften Entwicklung sieht. Wir haben sicher in den letzten Jahrzehnten durch Preiskämpfe und immer neue Auflagen viele kleine landwirtschaftliche Betriebe verloren, aber wir haben auch Millionen von kleinen Haltern verloren. Die Haltung da, war sicher nicht perfekt, aber da ist eine Stück Kultur und ein ziemlicher Brocken Wissen verloren gegangen. Wenn heute die “erstaunliche Intelligenz” von Hühnern Schlagzeilen macht und es wissenschaftliche Arbeiten gibt, um ihre Empathiefähigkeit zu belegen, wird eigentlich nur belegt was Opa Wilhelm von seinen “Püppies” wusste. Und der war wirklich so richtig aus dem letzten Jahrhundert, der hatte sein steifes Knie nicht aus dem 2. Weltkrieg, sondern aus dem ersten.

        • Stadtmensch sagt

          “aber da ist eine Stück Kultur und ein ziemlicher Brocken Wissen verloren gegangen”

          Du sagst es!

          Wenn das Wissen verloren geht (bzw. der Zugang dazu versperrt wird), geht auch die Würde der “Ausgesperrten”. Die meisten merken es bloß nicht und geben lieber anderen “Ausgesperrten” die Schuld für den Zwang, täglich um die eigene Existenz betteln zu müssen.

  2. Friedrich sagt

    Bei allen Beiträgen sollte nicht vergessen werden , daß wir einen EU-markt haben , also abschotten ist nicht. Auch sollten wir nicht vergessen , daß ein Drittel des verwertbaren Fleisches unsere Mitbürger nicht mehr essen und ins Ausland exportiert werden muß.Hier geht es um Innereien (Leber z.B) , Kopfteile, Bauch und Beine usw. . Die Weltmarktpreise für Getreide werden nicht sinken , auch bei kurzer Mehrproduktion nicht, weil dann automatisch die Mengen sinken. Unter 15 Euro/dt kann keiner auf der Erde Getreide anbauen. Zu den GRÜNEN oder Herrn Habeck ist zu sagen , daß die sich inzwischen auch nach dem Wind drehen, siehe die z.Zt. laufende Terrordebatte. Ebenso ist das mit den Medien , da haben wir ja einen regelrechten Rudeljuornalismus.Einer schreibt und die anderen schreiben ab. Recherchiert wird nicht mehr , sonst wäre vieles anders. Übrigens mit mehr Bauern und weniger Tieren hat unser Willi mit der obigen Darstellung aus NRW recht. Solange der Einzelhandel und die Verbraucher nur billig ,billig leben , wird sich nichts ändern, außer daß es immer weniger Bauern werden.

  3. BerndK sagt

    Und ich dachte, das ein Konsens darüber besteht, daß die Tierzahl/Tierhalter nichts über eine artgerechte Haltung und über das Tierwohl aussagt.

    • Mark Rössler sagt

      Die Ställe von früher waren doch laut “Agrarexperten” kleinbäuerlich und damit fühlten sich Tiere in den dunklen, feuchten Verschlägen einfach nur wohl…
      Friedrich O von den Grünen betont das doch immer wieder und der Rest der Bagage trällert dieses verordnete gefühlte Tierwohl nach.

      • Sabine sagt

        Mark, ich will auch nicht in dem Haus meiner Kindheit wieder wohnen und ich denke, die Ställe hinterm Haus waren auch nicht so hit-verdächtig, aber das muss ja auch nicht sein. Ich denke, man könnte schon tierfreundliche und pflegeleichte Ställe bauen. Bei Haustieren, wie Pferden klappt das schon ganz gut. … Richtig, da spielt Geld so gut wie keine Rolle, sind ja Haustiere und Freizeitpartner, aber das heißt aber nicht, dass man im Nutztierbereich nicht neu über Stallbauten und Haltungssysteme nachdenken braucht.

  4. Gepard sagt

    Ich bin für weniger tierische Produkte, was sich dann evtl. über den Preis selbst regelt. Und wenn die Leute dann doch wieder günstiger wollen, müssen halt mehr Tierhalter her. Natürlich müssten dann die Importe kontrolliert werden, dass sie zum Beispiel nur von Anbietern stammen, die den deutschen Vorgaben (max. Tiere pro Betrieb) genügen.

    Die von Veganern gewünschte Abschaffung der Tierhaltung, wird meiner Ansicht nach aber wenig bringen. Dann gibt es halt mehr illegale Tierhaltung mit möglicherweise noch schlechteren Haltungsbedingungen.

    • Tierhaltung im Keller wie damals mit den Schnapsbrennereien in den USA der Prohibition. Für Fleischsüchtige kann es ja limitierte Tierhaltung mit staatlich kontrollierter Fleischabgabe geben.
      Nicht jeder Veganer ist für ein Verbot. Verbote haben in einer Demokratie nur Bestand, wenn sie auch mehrheitlich gewollt sind und/oder nicht als unverhältnismäßig empfunden werden.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      “. Natürlich müssten dann die Importe kontrolliert werden, dass sie zum Beispiel nur von Anbietern stammen, die den deutschen Vorgaben (max. Tiere pro Betrieb) genügen.”

      Bei diesem Wunschdenken werden sie selbst bei den Grünen auf taube Ohren stoßen.

  5. Will die Gesellschaft wirklich weniger Tiere pro Betrieb? Durch größere Konzentration der Tierbestände lassen sich die Betriebe besser kontrollieren; ohne Verfolgungsrisiko bekanntlich keine Normentreue – das gilt für alle Lebensbereiche. Problematisch an größeren Beständen ist aber, dass bei Erkrankung einzelner Tiere gleich viel größere Bestände “metaphylaktisch” mit Antibiotika behandelt werden, was die Resistenzbildung von Keimen begünstigt. Gibt es dagegen Maßnahmen, etwa baulich-technischer Art?

    • bauerhans sagt

      bei hähnchen sind ja 40000 ne gängige grösse,um günstigste preise zu haben.
      wenn man jetzt z.b. 10 ställe mit jeweils 4000 dafür einrichtet,die alle voneinander abgeschottet sind,werden die kosten erheblich höher sein,das risiko der infektion aber nicht erheblich geringer.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Habe schon mehrfach gelesen, dass nach Abzug sämtlicher Kosten je Hänchen 8 Cent übrig bleibt, da macht bei 40.000 Stück 3.200 Euronen.

        Folglich müsste ein Betrieb 800.000 Hähnchen mästen, damit er auf den Lohn des Handwerkers kommt, der ihm die Tränke installiert hat.

        • bauerhans sagt

          ich glaube die schaffen so 8 durchgänge pro jahr=320000=25000€.
          da in dem bereich alles genau organisiert ist und der bauer nur überwachen muss und das risiko trägt,ist der stundenlohn wohl ok.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            25.000 Euro Gesamtaufwand Arbeitgeber?

            Würde meine Frau statt Teilzeit, die vollen 38,5 Stunden Arbeiten, dann wäre der Gesamtaufwand für den Arbeitgeber ca. 60.000 Euro.

            Bei dieser Rechnung kommt ca. 2500 Euro Nettolohn heraus.

            Warum soll der Bauer eigentlich nur mit dem Lohn eines Gebäudereinigers zufrieden sein?

  6. Ehemaliger Landwirt sagt

    “Wenn die Gesellschaft weniger Tiere pro Betrieb will, müssen wieder mehr Tierhalter her. Und zwar sehr viel mehr. Doch woher sollen die kommen?”

    Jetzt schreib ich mal als Verbraucher, nicht als ehemaliger Landwirt.

    Mir ist es schlicht und einfach egal wo mein Fleisch herkommt, wichtig, dass in Deutschland mit der Massentierhaltung mit über 100 Rindern aufhört, Ich kaufe das Fleisch eh bei ALDI & Co, daher frage ich mich, warum brauchen wir die Landwirte noch, der Lebensmittelhandel hat doch genug davon.

    Wenn schon, dann sollen die das Fleisch aus Colarado, oder von der Pampa kaufen, da wo es die Rinder “besser” haben, als bei deutschen Bauern.

    https://www.youtube.com/watch?v=Eq2syToCtDQ

    http://www.lksh.de/fileadmin/dokumente/Bauernblatt/PDF_Toepper_2013/BB_03_19.01/36-37_Kunz_EF.pdf

    http://www.dandc.eu/de/article/aufschlussreiche-fakten-ueber-argentinische-rinderhaltung

    http://www.dandc.eu/de/article/wandel-der-argentinischen-rinderzucht-aber-nicht-zum-besseren

    http://www.taz.de/!5032134/

    http://diepresse.com/home/leben/ausgehen/743222/Steak_Den-Dreck-duerfen-die-Argentinier-essen

  7. Astrid sagt

    Früher war nicht alles besser!
    Dass es mehr gequälte Tiere gibt und weniger Bauern ist nicht neu.
    Ca. 30% der Lebensmittel, also auch der totgequälten Tiere landen im Müll.
    So gehen wir mit Tieren um und das zeigt wir brauchen keine Tiere mehr zu töten, weil wir auch keine zu essen brauchen.

    Landwirtschaftsminister Dr. Robert Habeck sagt:
    Die Tötung von ‘Nutztieren’ ist nicht mehr zu rechtfertigen.
    Nach Habecks Auffassung ist der Tierhaltung und der damit verbundenen Tötung von Tieren für Nahrungsmittelzwecke mit der Verfügbarkeit alternativer Nahrungsmittel eine wichtige Begründung abhanden gekommen. Die Tierhaltung diene heute nicht mehr der Versorgung mit lebensnotwendiger Nahrung, so Habeck
    Laut Tierschutzgesetz bedarf es eines ‘wichtigen’ Grundes ein Tier zu töten und Spaß (Gaumenfreude) und Geld gehören zu den niedrigsten Beweggründen für das Töten die wir kennen.

    Wir brauchen mehr Lebenshöfe, mehr Landwirtschaft, keine Tierausbeutung.
    Genauso wenig wie wir das Recht haben Menschen auszubeuten, genauso wenig haben wir das Recht andere Tiere auszubeuten. Ausbeutung ist Gewalt und Gewalt wollen wir ja nicht.

    • bauerhans sagt

      “Landwirtschaftsminister Dr. Robert Habeck sagt:
      Die Tötung von ‚Nutztieren‘ ist nicht mehr zu rechtfertigen.”

      und wie sind dann autos,flugzeuge,schiffe und eisenbahnen noch zu rechtfertigen.
      gestern gerade wieder ein tödlicher unfall auf der A2 und am unbeschrankten bahnübergang in MI-LK.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Was Herr Habeck sonst noch sagt:

      Eine Mitschuld seiner Partei an Auswüchsen in der gegenwärtigen Tierschutzdebatte hat der Grünen-Politiker Dr. Robert Habeck eingeräumt. Bei einer Podiumsdiskussion zum Abschluss des Deutschen Bauerntages am vergangenen Donnerstag in Erfurt distanzierte sich der schleswig-holsteinische Landwirtschaftsminister entschieden von persönlichen Angriffen auf Landwirte und deren Familien sowie Verbandsvertreter.

      Die Diskriminierung und Verleumdung von Menschen sei „unter keinen Umständen akzeptabel“. Man müsse dringend wegkommen von einer Individualisierung der Auseinandersetzung um die landwirtschaftliche Tierhaltung, „an der auch meine Partei einen Anteil hat“, mahnte Habeck.

      Stattdessen müsse die Diskussion versachlicht und auf eine ökonomische Ebene gehoben werden. Gleichzeitig wies der Minister den Vorwurf zurück, seine Partei fahre eine Kampagne gegen die konventionelle Landwirtschaft: Ein Grund für das Misstrauen gegenüber Teilen der Landwirtschaft sei vielmehr die Diskrepanz zwischen romantisierenden Bildern auf Lebensmittelverpackungen und der Realität auf den Betrieben.

      Topagrar.com – Lesen Sie mehr auf: https://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Podiumsdiskussion-Habeck-raeumt-Mitschuld-der-Gruenen-ein-1994087.html

      • Andreas Schmid sagt

        Redet Habek bei den Bauern anders als bei den Tierschützern??????????

        Sowas nennt man einen Wendehals.

  8. bauerhans sagt

    die gesellschaft will viel “heile umwelt” vor ihrer haustüre und die politik hat dafür umweltämter mit umweltberatern eingerichtet.
    maßnahmen der bauern,die dem naturschutz dienen,werden erst seit wenigen jahren finanziell realistisch ausgeglichen.
    der andere punkt ist,dass die mehrheit der verbraucher günstig und bequem essen will,wofür eine moderne und effektive landwirtschaft gebraucht wird.
    gleichzeitig wird von vielen seiten auf die bauern medial “eingeprügelt” und ein zurück in die “gute alte zeit” gefordert.
    aber wer will und kann das bezahlen??

  9. Florian sagt

    Laut der Statistik werden 2014 je Halter im Durchschnitt 80 Rinder gehalten. Würden alle nur 80 Rinder halten hätten wir keine gesellschaftliche Diskussion über Massentierhaltung. Es geht um Betriebe, die weit jenseits des Durchschnitts liegen. – Das muss man auch als Landwirt nicht gut finden.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Was der Landwirt gut findet, oder auch nicht hat nichts mit der Realität zu tun.

      Tatsache ist, dass kleinere Tierhaltung wegen Unrentabilität aufgegeben wurden und der Staat durch finanzielle Unterstützung größere Strukturen geschaffen hat. Dies war durch den Verbraucher durchaus gewünscht.
      Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass durchschnittlich 80 Rinder gehalten werden, müssen wir auch davon ausgehen, dass die Betriebe unter 80 Rinder mit dem nächsten Generationswechsel aufgeben. Der letzte Strohhalm, auf BIO umzustellen funktioniert nur noch so lange, bis der BIO-Markt den vollen Bedarf liefern kann.

      • Hallo Ehemaliger Landwirt,
        ich bewirtschafte nun seit fast 30 Jahren meinen Hof nach den immer besser und verfeinerten Ökol. Richtlinien. Und genauso lange höre ich von meine Kollegen genau diese Worte immer wieder. Und genau „Die“ haben mittlerweile ihren Höfe aufgegeben, ist ja auch die einfachste Lösung, man muss nicht viel denken, „DER“ andere macht das schon.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Also, den Hof habe ich auch nach meinem 65. Geburtstag nicht aufgegeben, den gibt es immer noch, nur zum größten Teil verpachtet.

          Es war nicht ein finanzieller Grund, sondern meine Söhne haben lieber eine akademische Laufbahn eingeschlagen.

          Viel leicht waren sie auch zu “dumm” um in den BIO Obst und Weinbau einzusteigen.

    • Reinhard Nagel sagt

      Ja, Florian du hast recht, eigentlich müssen wir uns nur richtig von den anderen trennen. Das muss aber für den Verbraucher zuerkennen sein, dann kann der Verbraucher auch besser entscheiden was und wie er es gerne hätte. Ist eigentlich ganz einfach oder? Ein bisschen Risiko und Ehrgeiz sind schon erforderlich, aber es geht sag ich als alter Hase!

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Wenn ein Autokauf ansteht, weiß doch jeder, dass der schicke BMW eine bessere Qualität als der 500 Fiat zu bieten hat und dadurch auch mehr kostet, warum sollte der selbe Mensch das bei Lebensmittel nicht auch erkennen.

        Nein, der selbe Mensch will die Wohlfühloase für das Tier, aber das Stück Schweinebraten vom Arsch soll nicht mehr als 1,99 Euro je Kg kosten.

        • Josef sagt

          Beim Autokauf sind die verschieden hohen Standards auch gut erkennbar. Das ist bei Lebensmitteln nur bei ÖkoWare der Fall, und siehe da, es sind mehr Verbraucher bereit, dafür Geld auszugeben, als innländische Ware vorhanden ist. Darüber hinaus werben Automobilbranche und auch alle anderen Branchen auch mit emotionalen Aussagen. Gerade beim Essen spielen Emotionen eine sehr große Rolle und wir sind unfähig das zu erkennen und zu nutzen. Lieber setzen wir auf wissenschaftliche Studien und Laboranalysen, die meist zum Ergebnis kommen, dass alles gleich ist, egal woher es kommt und wie es erzeugt wurde.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Aha, nur bei ÖKO Ware ist der höhere Standard erkennbar?

            Woran erkannt man das?

            Meine Frau hat mal BIO Möhren gekauft, die waren genau so geschmacklos wie alle anderen, jetzt baue ich die selbst an, mit einer alten Sorte. Die schmecken noch nach Möhren, das meint selbst noch meine Schwiegermutter. Nur, meine Möhren müssen sich mit Mineraldünger zufrieden geben.

            Habe mal Büffelwurst gekauft, Bioware, 30 Euro das Kilo, die waren so was von gewöhnungsbedürftig, die Mozzarella, die war aber richtig gut.

  10. Sandra Harms sagt

    Willi, leider hast du keine zahlen von 1990. daran würde man erkennen das auch die schweine weniger geworden sind.
    die zahlen von 1960 mögen ja auch auf die landwirtschaft zutreffen, aber was war mit den privaten haltern von tieren in dieser zeit, soweit ich das weis, hielt sich damals jeder der irgendwie konnte selbst, ein schwein,hühner,enten,kanickel,gänse,hänchen,ziegen usw usw… jeder das was er mit futter versogen konnte, so wurden bei uns noch bis in die 1980er jahre die wegränder zum zur futter gewinnung an privat leute verpachtet….. von daher bin ich der meinung das die zahlen von 1960, bei den kühen stimmen, aber bei allem anderen nur das bild der landwirtschafft wider geben, die tatsächlichen zahlen müssten garantier viel höher liegen bei allen anderen tierarten die du aufgezählt hast.

  11. Reinhard Nagel sagt

    ich schlage vor den Hebel bei der Nahrungsmittel Verschwendung anzusetzen. Diese liegen zwischen 20 und 50 % aller Nahrungsmittel. Dieses Argument ist ganz in Vergessenheit geraten, oder gibt’s dafür neuere Zahlen? Diese sind aus 2014. Das würde schon richtig was bringen. Und das Gute daran ist, jeder von uns kann etwas mitmachen, muss somit nicht auf irgendjemand warten der eine Vorschrift macht. Na ist doch was oder????????????

    • Mark Rössler sagt

      Die “Verschwendung” müsste mal bereinigt werden, Bananenschalen und Knochen sind keine Verschwendung sondern anfallende Reste.

    • Am meisten wirft der Einzelhandel weg, weil er den Kunden von morgens bis abends das vollständige Sortiment anbieten will. Die Entsorgungsunternehmen vermarkten die organischen Stoffe aber teils zur Kompostierung und Vergärung, teils als Viehfutter, vor allem Backwaren. Davon profitieren wiederum Landwirte.

      Wenn man möchte, dass weniger Nahrungsmittel dem direkten menschlichen Verzehr verlorengehen, bräuchte es einer besseren Koordination der Warenströme, die der Einzelhandel nur mit Big Data noch wesentlich verbessern kann, aber auch eines Bewusstseinswandels, dass eben nicht jederzeit alles im Laden erhältlich ist. Mit DDR-Flair kann der Einzelhandel aber kein Geld verdienen. Also sind wir wieder bei der Frage, ob es gesamtgesellschaftlich nicht sinnvoller ist, von vornherein weniger für den menschlichen Verzehr geeignete Nahrungsmittel (Getreide) an Tiere zu verfüttern. Dann dürften auch die Weltmarktpreise für Getreide sinken, wovon vor allem arme Menschen profitieren.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Wenn der Weltmarktpreis für Getreide sinkt, dann profitiert der arme Mensch, möglicherweise.

        Gleichzeitig verarmt der Bauer in den armen Ländern und macht genau das was viele andere auch Tun, er gibt die Landwirtschaft auf und zieht in die Stadt und lebt von den Geflügelteilen, die der deutsche Verbraucher ablehnt.

        Und somit haben wir wieder diejenigen, die an allem Schuld sind, die deutsche Landwirtschaft, gell?

        • Sie immer mit der Schuldfrage. Es geht um die politische Rahmensetzung, nicht um “Individualisierung der Auseinandersetzung um die landwirtschaftliche Tierhaltung”, wie Sie oben Habeck (dessen Partei ich nie gewählt habe) wiedergegeben haben.

          Es stimmt, dass einige der Ansicht sind, preiswerte Importnahrungsmittel wie die bekannten Geflügelteile, schadeten den einheimischen Erzeugern. Das kann auch für Getreideimporte zutreffen. Es ist eine komplexe Angelegenheit. Die kleinstbäuerliche Subsistenzwirtschaft wird aber auch nicht mehr als optimale Entwicklungsgrundlage für arme Länder angesehen, weil sie anfällig für Ernteausfälle ist. Ohnehin sind einige Länder auf Nahrungsmittelimporte angewiesen. Das gilt insbesondere für viele Subsaharaländer und die Nahostregion, die Getreide importieren müssen und von geringeren Preisen profitieren würden. Letztlich fällt es jedem Land selbst zu, für Ernährungssicherheit zu sorgen. Wenn armen und krisengeschüttelten Länder am Weltmarkt nicht dauernd von den reichen Ländern ausgestochen würden, wäre das nur fairer und sie hätten mehr Möglichkeiten.

      • Bauer Willi sagt

        Leider falsch: LEH 5%, Privathaushalte 65%. Wir haben schon darüber berichtet.
        Bauer Willi

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          In Berlin gibt es einen Resteladen von Herta, da kann man zb. Bacon kurz vor Ablauf der Mindesthalbarkeit für 9. Cent je 200 gr kaufen, da wird auch nix weggeworfen.

        • O.k.,danke. Gilt aber auch für Privathaushalte, dass organische Abfälle über die Biotone zur Kompostierung und Vergärung werwendet werden. Die Trog-oder-Teller-Frage stellt sich auch unverändert.

            • 😉 Danke. Brot bleibt bei uns nicht übrig. Dafür sorge ich schon höchstpersönlich. Das Problem waren die Gewürze, die wir uns für einzelne Rezepte zugelegt hatten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert