Bauer Willi
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“Weniger Agrar-Freihandel” – meint Ökonom Prof. Binswanger

Während des Sommer-Urlaubs waren wir bei Hubert am Bodensee. An einem Sonntag hat er einen “Politischen Frühschoppen” veranstaltet. Natürlich unter Corona-Bedingungen. Den Vortrag von Prof. Binswanger, VWL-Professor in der Schweiz gibt es hier im Podcast. Er sieht den Welthandel mit Agrargütern kritisch.

 

Das Interview mit ihm hier noch mal zur Erinnerung

Weniger Agrar-Freihandel – meint Prof. Binswanger (Video)

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10 Kommentare

  1. Marko sagt

    Der Herr Dr. Binswanger hat meines Erachtens die Agrarstellung in unserem System sowohl in der globalen, als auch in der regionalen Wirtschaft vor Augen geführt.

    Wir sind so reich, dass wir Selbstversorgung gar nicht nötig haben. (So habe ich das zumindest verstanden)

    Grundsätzlich nicht schlecht, solange die innländische Wirtschaft stark bleibt.
    Aber wenn ich mir die grüne und die vergrünte schwarz-rote Politik so ansehe, machen wir uns langfristig nicht nur in Bezug auf Lebensmittel, sondern auch auf Energie abhängig.
    Hoffentlich geht das nicht schief und wir werden ein wunderbares ,,Portugal-England-Beispiel,, welches Herr Binswanger anbringt, denn dann müssten wir eine Dieselkalkulation durchführen, bevor wir den nächsten LEH mit unserer Trekkerdemo heimsuchen.

    • Thomas Apfel sagt

      Früher gabs für dieses Verhalten den Begriff “Osterinsel – Mentalität”. Man war davon ausgegangen, dass die Priester auf den Osterinseln die Oberhand bekommen hatten und im Wettkampf um die grössten Götterstatuen die meisten Ressourcen (Arbeitskräfte) gebunden, und die Landwirtschaft und Ernährungssicherheit vollkommen vernachlässigt hatten. Die Kultur um die bekannten Götterstatuen ist jedenfalls untergegangen. Nach neueren Untersuchungen waren wohl eher eingeschleppte Krankheiten die Ursache des Unterganges.
      Trotzdem ist das auch ein Bild, das für unsere Situation zu gebrauchen ist. Wir fühlen uns derart sicher in unserem Reichtum, dass wir die Grundlagen aus den Augen verlieren.
      Dass man Geld nicht essen kann, ist immer noch eine wahre Aussage.

      • Inga sagt

        Ach,
        jetzt sind wohl die Bauern auch noch an Corona Schuld, was???

        Hätten sie all die Jahre umsonst gearbeitet, wie es sich gehört, die
        Biodiversität
        umsonst erhalten, auf künstliche Dünger- und Spitzmittel verzichtet, dann hätten wir hier bestimmt eine Pflanze (Unkraut, Heilpflanze) die einen Wirkstoff gegen Corona hätte.

        Und die Erträge unserer speziellen Nutzpflanzen wären nicht so hoch, sie blieben dadurch teurer und die Leute wären gottesfürchtige, weil die Produkte aus seiner Natur was kosten würden.
        Sie hätten dann auch nicht so viel Geld für Konsum und Freizeit übrig.

        Die Wirtschaft würde schrumpfen, oder? Würde gar nicht so weit an Bedeutung gefunden haben, das ein GATT oder WTO zu stande gekommen wäre.
        Denen haben wir ja die Weltmarktpreise für landw. Produkte zu verdanken.

  2. Thomas Apfel sagt

    Es ist schon erstaunlich, dass die Schweizer Bauern bei 3 Mrd Fr. aus dem Aussenschutz und 3 Mrd aus den Direktzahlungen (die ja interessanterweise zu 100 % als Ausgleich für Landschaftspflege und Auflagen gedacht sind – so wie´s die EU auch gern hätte) trotzdem nicht klarkommen. Offensichtlich verschwindet da noch mehr Marge in Handel und Verarbeitung. Ermutigend ist das nicht gerade.
    Das mit dem Aussenschutz funktioniert/funktionierte ganz gut. Ich habe vor einigen Jahren einen großen Erdbeeranbauer am Schweizer Bodenseeufer besucht. Ab dem Zeitpunkt, wenn genug einheimische Erdbeeren am Markt sind, werden keine Importe ins Land gelassen. Die Preise sind dadurch auf einem stabil kostendeckenden Niveau. Daher können auch Stundenlöhne von umgerechnet 15 € an die Saisonkräfte gezahlt werden.
    Aber auch das nützt den “Rohstoffbauern” nichts.
    Biswangers Vortrag ist eine Lagebeschreibung, wie wir schon viele in dieser Art hatten.
    Wie man die Anteile am Endverkaufspreis wieder in Richtung Bauern bewegen kann/will ist mir nicht klar. Ohne Zerschlagung zu grosser Strukturen auf Abnehmerseite wird da wohl nix draus. Der Anteil der Bauern am Endverbraucherpreis hat sich in Dt. analog von 50 % in den 70 -igern auf unter 30 % heute entwickelt. Und dabei sind die Lebensmittel für den Endkunden durchaus teurer geworden !!

    • bauerhans sagt

      “Stundenlöhne von umgerechnet 15 € an die Saisonkräfte”

      die lebenshaltungskosten sind sehr hoch in der Schweiz!

    • “Es ist schon erstaunlich, dass die Schweizer Bauern bei 3 Mrd Fr. aus dem Aussenschutz und 3 Mrd aus den Direktzahlungen (die ja interessanterweise zu 100 % als Ausgleich für Landschaftspflege und Auflagen gedacht sind – so wie´s die EU auch gern hätte) ”

      Das habe ich anders verstanden. Der größte Posten der Direktzahlungen ( 40 %) dient doch zur Sicherung der Versorgung, die nun mal eine herausgehobene Stellung hat.

      Danke Willi für den Vortrag. Ich fand ihn sehr interessant, auch wenn ich viele Gedanken nicht teile. Sie sogar für falsch halte. Richtig und wichtig ist aber der Hinweis, dass wir es nicht mit einem neuen Thema zu haben. Landwirtschaft, internationaler Hand und Protektionismus sind uralte Themen. Und wir sind gut beraten, wenn wir aus der Geschichte lernen.
      Ricardos Theorie ist heute genauso aktuell wie damals. Es ist ein sehr einfaches Modell , trotzdem laut Nobelpreisträger Samuelson auch für intelligente Menschen nicht immer auf den ersten Blick einleuchtend. Möglicherweise war das Ricardo auch bewusst . Und daher hat er es in diese für England positive Wein-Tuch- Geschichte eingebettet. Denn
      er hatte große Sorge, dass England nach dem Ende der napoleonischen Kriege und der Aufhebung der Kontinentalblockade gegen England durch hohe Schutzzölle den wieder aufblühenden Handel abwürgen würde. Ein wichtiger Bestandteil waren dabei die sogenannten Corn Laws, Zölle und Importverbote für Getreide. Nach dem Kriegsende fielen auf dem Weltmarkt die Getreidepreise und angesichts einer steigender Bevölkerung befürchtete die Regierung eine größere Abhängigkeit von Importen. Möglicherweise fürchtete die Regierung auch den Zorn ihrer Stammwähler, den englischen Landbesitzern. Um die Versorgung der breiten Bevölkerung ging es hingegen eher nicht, was sich dann später auch in diversen Protestaktionen deutlich zeigte.
      Und zur Steigerung des Wohlstandes in England hat diese Phase auch eher wenig beitragen, der internationale Handel hingegen sehr viel. Ricardo hatte Recht und insbesondere die Schweizer haben ja auch gut zugehört. Daher bleibt mir die Botschaft von Prof. Binswanger leider unklar.

      • Inga sagt

        Die Einflussreichen regieren die Welt, sogar den Welthandel durch WTO,
        indem die die Politik beeinflussen.
        Der ist so erfolgreich, dass der Mensch und die Natur ausgenutzt werden.
        Aber nur der Mensch als Land- und Forstwirt kann die Natur retten.

        Da wird keine Rücksicht drauf genommen, Hauptsache der “Rubel rollt”
        Wie lange können wir uns das noch leisten?

        Ist dieser Welthandel und die dadurch Übernutzung der Natur Schuld an Corona?

        Heute sind die Zollschranken zwischen den Afrikanischen Ländern gefallen.

        Werden die auch mal eine Marktmacht?
        Stehen uns dann ihre Produkte noch weiterhin so billig zur Verfügung?
        Wie lange kommen dann noch billige Arbeitskräfte aus den ärmeren Ländern dieser Welt?

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Waren vor Jahren mit dem Obstbauverein im Basel Land bei einem Obstbauern, der war direkt Lieferer für Migros.
      Um 2 Uhr 30 bekam er per Fax die Bestellung, musste aber auch liefern. Konnte er nicht wurde beim Zweitlieferer bestellt. Das Obst stand um 8 Uhr im Regal.
      Verlangt wurde Top Ware, die auch entsprechend bezahlt wurde. Daher konnte er seine Angestellten gut bezahlen, Angestellte auf die er sich 100%ig verlassen konnte.

  3. Der Bauer muss liefern wie es vom Verarbeiter verlangt.

    Also muss er die Natur verbiegen, sonst ist sein Produkt nichts wert!
    Das ist ein Kunststück,
    Sind sie deswegen der Verlierer dieses künstlichen Wirtschaftssystem?

    So geht die Wertschöpfung immer mehr vom Bauernhof weg.
    Müssen aber mit der göttlichen Natur arbeiten.

    Sollten wir unser Wirtschaftsystem nicht nach der Natur, die wir ja erhalten wollen ausrichten?

    Versündigen wir uns mit diesem jetzigem ?
    Und da ist der Bauer keine Schuld dran, oder?

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