Bauer Willi
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Was kommt alles in die Kläranlage?

Dieser Artikel wurde uns dankenswerterweise vom ZBV in der Schweiz zur Verfügung gestellt.

Wasser und Gewässer 2018

Eine neue Studie des AWEL im Kanton Zürich belegt den Rückgang von Nährstoffen im Wasser. Sie zeigt, wie die Maßnahmen in der Landwirtschaft Wirkung zeigen. Nun ist es an der Zeit, dass alle Beteiligten Verantwortung wahrnehmen.

Im Oktober 2018 erschien der neue Bericht Wasser und Gewässer 2018 des Amtes für Abfall, Wasser, Energie und Luft. Das Dokument enthält umfassende Informationen über den Zustand der Gewässer und über den Gewässerschutz im Kanton Zürich. Anlässlich eines Kolloquiums beim ALN wurden Teile davon durch Dr. Pius Niederhauser präsentiert. Aus dem umfangreichen Dokument kann hier nur ein kleiner Teil vorgestellt werden.

Der Bericht geht von der Entwicklung des Umfelds aus: Die Bevölkerung nimmt stetig zu, was sich unter anderem in der Zunahme des Verkehrs und der Bautätigkeit ausdrückt. Damit wächst nicht nur der Druck auf die Landwirtschaftliche Kulturfläche sondern auch der Druck auf die Gewässer. Bei der Analyse der Frachten fällt die erfreuliche Entwicklung der Stickstoff und Phosphor Belastungen aus der Landwirtschaft auf. Sie gehen deutlich und kontinuierlich zurück. Ist aber auch nicht erstaunlich. Dank der Ausrichtung auf eine umweltschonende Landwirtschaft hat die Belastung des Grundwassers durch zu hohe Nitratgehalte seit Mitte der 90 abgenommen. Heute erfüllen knapp 90% des als Trinkwasser genutzten Grundwassers das Qualitätsziel.

Wichtig für die Qualität ist die Vorsorge, denn wie Messungen belegen, ist es sehr schwierig Schadstoffe aus dem System zu eliminieren, wenn sie einmal ins Grundwasser gelangt sind. Doch die Wasserqualität allein reicht nicht aus. Für ein gesundes Gewässer braucht es zusätzlich eine gute Qualität des Lebensraumes, sowie eine ausreichende Wasserführung. Das wird offensichtlich bei den Fischen: die Fangerträge bei Fliessgewässer sind rückläufig und die Gründe sind nicht klar.

 

Während die Belastung durch Nährstoffe abnimmt, beeinflussen immer mehr Mikroverunreinigungen die Wasserqualität. Das sind Spurenstoffe wie Pestizide und Biozide. Doch in zunehmendem Masse sind es auch Umweltchemikalien und Arzneimittel Rückstände bis hin zu hormonähnlichen Stoffen. Diese Stoffe stammen aus der Industrie und aus privaten Haushalten.

Ein interessantes Ergebnis zeigt sich in der Auswertung von Einträgen über ARA (= AbwasserReinigungsAnlage). Gemessen wurden Herbiziden, Insektiziden und Fungiziden im Abwasser jeweils „vor ARA“ und „nach ARA“. Ausser bei Fungiziden wurden „nach ARA“ deutlich höhere Werte gemessen als „vor ARA“. Über die ARA erfolgt somit ein wesentlicher Eintrag, was bei korrekter Handhabung und Entsorgung der Stoffe nicht der Fall sein dürfte. Da die wenigsten Landwirte an ARA angeschlossen sind, müssen Herbizide und Insektizide aus dem Siedlungsgebiet kommen. Offenbar ist dort der korrekte Umgang zu wenig bekannt.

Während Landwirte für die Verwendung von Pestiziden geschult werden, sind sich viele private Anwender nicht bewusst, wie giftig Pflanzenschutzmittel sein können, die sie in Haus und Garten verwenden. Wichtig ist nun eine Sensibilisierung aller Beteiligten. Nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in der Industrie, im Gewerbe bis zum Privatmann, der in seinem Garten auch solche Mittel einsetzt. Die Landwirtschaft hat das Problem längst erkannt und Massnahmen umgesetzt. Weitere werden in den nächsten Jahren mit der Umsetzung des Aktionsplans folgen. Nun ist es an der Zeit, dass auch andere Beteiligte Verantwortung tragen und umweltbewusst mit Schadstoffen umgehen.

Die informative Dokumentation kann auf der Website des AWEL heruntergeladen werden. www.gewaesserqualitaet.zh.ch

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12 Kommentare

  1. Gut zu wissen, dass dank des Einsatzes von Kläranlagen knapp 90 % des als Trinkwasser genutzten Grundwassers das Qualitätsziel heutzutage erfüllen. Mein Neffe möchte sich im Bereich des Betriebs von Kläranlagen ausbilden lassen. Er hofft, dass er damit einen eigenen Beitrag dazu leisten kann, dass ein noch größerer Teil des Grundwassers Trinkwasserqualität genießt.

  2. Alexander Borchert sagt

    Ein toller Bericht der richtig Hoffnung macht.

    Es wird endlich erkannt, dass es tausende Eintragsquellen in die Gewässer gibt. Und es steht eindeutig drin, dass die Landwirte in der Schweiz Hausaufgaben gemacht haben und dass es etwas gebracht hat.
    Damit ist in der Schweiz der “Sündenbock” Landwirtschaft saniert und jetzt kommen die anderen dran.
    Wird das bei uns auch so laufen?
    Wenn wir jetzt bald das Glyphosat aufgegeben haben, wenn wir überall Uferrandstreifen haben, wenn der Düngerstreuer sauber Grenzstreuen kann, wenn die Erosionsminderung in Reihenkultueren greift,…. werden dann auch die anderen ihre Gewässereinträge stoppen müsssen?

  3. Friedrich sagt

    Kann in diesem Zusammenhang jedem raten , mal vor und hinter den Kläranlagen Wasserproben zu nehmen und zur Analyse bringen. In Hessen wurde das schon gemacht von der Wissenschaft. Danach war Ruhe, denn hinter den Kläranlagen war mehr drin , als davor. Bisher hat man die Schadstoffeinträge immer den Bauern angelastet und tut es heute noch , also mal rd. 100 Euro bei der LUFA investieren und auf N + P untersuchen lassen. Vielleicht noch auf Schwermetalle. Man kann ja vorher anrufen und die Kosten erfragen.

  4. Stadtmensch sagt

    Wir “Nutzmenschen” könnten viel gesünder sein aber das ist nicht profitabel (Mittlerweile leidet ca. ein Drittel der Kinder an chronischen Krankheiten). Also schlucken wir diese Mittelchen und fahren mit dem Automobil umher und sind der festen Überzeugung, dass nur ein Energieverbrauch von 125KWh pro Person und Tag uns Wohlstand ermöglicht. Warum soll das, was für die Industrie der Fossilenergie gilt, bei Big-Pharma anders sein: https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2018/november/sie-wussten-was-sie-tun
    Reden ist sinnlos geworden!

    • bauerhans sagt

      “(Mittlerweile leidet ca. ein Drittel der Kinder an chronischen Krankheiten)”

      die werden ja auch “in watte gepackt”,bekommen alles im überfluss und spielen ja nur noch in überheizten räumen daddelspiele,weil oma und opa heute kreuzfahrten machen,beide eltern arbeiten und diese art der materiellen erziehung die bequemste ist.
      ach ja,immer mehr abiturienten fallen duch.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        “ach ja,immer mehr abiturienten fallen durch.”

        Wundert dich das?
        Selbst die Eltern, die zwei mal sitzengeblieben sind, meinen in ihren Sprösslingen schlummert ein Einstein. 😉

  5. Ackerbauer sagt

    Alles was durch ein Toilettensiphon passt und was der Körper von Medikament und Hormoneinnahmen wieder ausscheidet!

    Off Topic:
    Die erneute Absage zur steuerfreien Rücklage für die eigene Risikovorsorge und der Vorschlag zur 3 jährigen Gewinnglättung war eine weitere sozialistisch Kriegerklärung des Staates an seine Landwirte!

  6. Gurkenhobel sagt

    Ja Willi, alles prima. Du kannst einmal versuchen, einen Einwohner der Einfamilienhaus-Vorstadtghettos dazu zu befragen. Voller Entrüstung wird er auch nur den kleinsten Verdacht von sich weisen: Aber iiich doch nicht, niiiieee! Genau so wie die Hundeleute, deren Hunde hier am Gehweg an meine Hecke kacken. Selbst wenn du die Leute dabei siehst und drauf ansprichst, haben sie eine Parallelwahrnehmung, die von meiner abweicht: Mein Hund – Niiieeee! Und genau so wird es bei Glyphosat und Co. sein, was im Heimgarten (die Profis machen das morgens um 4, damit es keiner sieht), so auf Bürgersteige und Garageneinfahrten verteilt wird…

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Damit es richtig wirkt, wird es eh doppelt konzentriert und was macht man mit dem Rest in der Spritze, richtig, man behandelt die Fläche mit dem Herbizid noch einmal.
      Die zwei Liter mit dem Insektizid schüttet man halt in den Abwasserkanal, nach dem Klärwerk kann man es den Bauern auf das Auge drücken.

      • Gurkenhobel sagt

        So sieht’s aus! Ich hatte mal einen Opa bei uns in der Straße, der hat mit seiner vollen (!!) gelben Kanne (Gloria 8 Liter!!) 10 m Bürgersteig gemacht, dann war die alle. Viel hilft viel, das musste fließen, sonst war das nix!
        Interessant ist auch, wenn Leute aus dem Ort fragen, ob ich da mal “was hätte” oder “besorgen” könnte, ich würde doch an die “ganz heißen” Produkte ran kommen. Enttäuschung, wenn dann ein klares Nein kommt. Man kommt sich schon vor wie im Drogengeschäft… Sie geben das Zeug, wenn sie was bekommen, an die smarten Stadtleute weiter, denen sie vorher erzählt haben, dass sie da einen kennen, usw., mit Augenzwinkern.
        Also, es ist durchaus bekannt, dass das keine Hobbypräparate sind. Die Leute wissen, dass sie gegen Recht verstoßen. Sie wissen, dass sie unsachgemäß und umweltgefährdend mit dem Zeug umgehen. Aber aus Bequemlichkeit wird das ausgeblendet. Ach Mensch, der Nachbar machts doch auch, warum ich dann nicht? Ist doch so eine Art Kavaliersdelikt. Wie schneller fahren als die Polizei erlaubt. Macht doch jeder!
        Bis der Tag kommt, dass die Behörden solche Leute mal richtig am Sack haben, die ganzen smarten cityboys. Darauf freue ich mich schon. Wird aber wahrscheinlich nicht passieren.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Noch vor 2004 hat man in Oberfächengewässern der Wirkstoff Dichlobenil (Prefix) gefunden. Natürlich gab man der, in diesem Fall den Winzern die Schuld.
          Ein einfaches Gespräch hätte genügt, um zu wissen, dass kein Winzer dieses Granulat mehr ausstreut, sondern andere Herbizide benutzt.

          Prefix konnte man in jedem größeren Supermarkt im Elsass kaufen.

          Ps: Mir wollte ein Mann damals , der bei der Müllabfuhr beschäftigt war, etwas gutes tun. Er hat einen 25 KG Sack, der zur Abfuhr bereitgestellt war für mich reserviert, er war enttäuscht als ich zu ihm sagte, ich will das Prefix nicht.

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