Bauer Willi
Kommentare 58

War früher alles besser?

Bildquelle: LK Oberösterreich 2018

Christian von der LK Oberösterreich hat einen lesenswerten Artikel zur Rolle des Pflanzenschutzes geschrieben und erinnert an große Schadensereignisse der Vergangenheit.

https://ooe.lko.at/streitthema-pflanzenschutz+2500+2927420

Im übrigen wütet der Derbrüssler 2019 schon wieder in Zuckerrüben. Erst 2018 waren ihm in Österreich rund 10.000 Hektar zum Opfer gefallen. Das Bild oben stammt aus 2018.

In früheren Zeiten wurde die Bekämpfung mit Arsen empfohlen. Wahlweise auch das Absammeln durch Kinder. Ersteres ist heute verboten, zweiteres…?

Bauer Willi

 

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58 Kommentare

  1. Peter sagt

    Am 14. Mai letzten Jahres wurde das Ganze mit dem Derbrüssler doch schon mal thematisiert. …und in der Zwischenzeit viel diskutiert…um jetzt wieder an der gleichen Stelle zu stehen. Man könnte zu folgendem Schluss kommen: Käfer sind Insekten und im Zeichen (wer auch immer dieses gesetzt hat…) von Insektensterben sofort willkommen und schützenswert. Lasst die armen Tiere fressen! Die Betriebe werden aus Steuermitteln für ihre Ernteausfälle entschädigt und dafür alle anderen Maßnahmen eingestellt. Alternativ könnten die Mitglieder der (vermeintlichen) Naturschutzvereinigungen (Gerüchten zufolge mehr als Parteimitglieder!), zu Ablese- und Umsiedlungsmaßnahmen für die tollen Käfer motiviert werden. In eigens anzulegenden Reservaten werden die Käfer umerzogen, um sich künftig von Mikroplastik zu ernähren und CO2 in reinen Sauerstoff umzuwandeln. Das Ganze wird mit mind. 70 Studien begleitet. Um richtige Ergebnisse zu erhalten, muss dies auch in Gebieten erfolgen, in denen es noch kein „Überangebot“ an den Käfern gibt. Dafür müssen zunächst einige Exemplare dort ausgewildert werden. Die Finanzierungslücke wird mit einer Insektenschutzabgabe geschlossen, welche den Fahrzeughaltern aufzuerlegen ist. Bemessungsgrundlage ist die Fläche der Frontscheibe der Fahrzeuge bzw. der Visiere von Schutzhelmen bei Fahrzeugen ohne Frontscheibe; bei langsamen Fahrzeugen die Rückseite. Das statistische Bundesamt wird beauftragt, die durchschnittliche Einschlagshäufigkeit von Insekten an einem sonnigen Tag zu ermitteln. Mittelfristig wird durch die Industrie eine Lösung gefunden, welche Insektenaufschläge auf Kfz.-Oberflächen elektronisch ermittelt, um eine verursachergerechte Abgabe zu ermöglichen. Luftfahrzeuge sind nicht Ziel dieser Abgabe. ….Klar soweit?!

  2. Sabine sagt

    Es geht ja gar nicht um früher, es geht um die Zukunft. Wir haben in Europa das erste Mal den Luxus, dass wir eben nicht in einer Mangelwirtschaft feststecken, wo jede Änderung der Produktion direkt die Gefahr von Hungersnöten in sich trägt.
    Und viele Landwirte möchten anders wirtschaften. Es gibt gerade in der Tierproduktion viele Landwirte, die ihren Tieren gerne andere Bedingungen bieten möchten, aber ein Wust von Vorschriften, die ja eigentlich auch die Tiere schützen sollen, behindern oft eine bessere Haltung. Da werden Anträge für Frischluft-Ausläufe für Schweine abgelehnt, weil die ja müffeln und die oft nicht vorhandenen Nachbarn stören könnten. Da bekommt man keine Genehmigung für einen neuen Offenstall für Rinder, weil der sich nicht so schön wie die ollen oft sehr niedrigen und dunklen Ställe aus Opas Zeiten ins Landschaftsbild passen, da verlangt das Landratsamt bei jedem Umsetzten von Hennen-Mobil-Ställen einen neue, sehr teure Bauantrag und schweigt sich darüber aus, warum ein Mobil-Stall a) eine Immobilie ist und b) wie mit rund 5000 Euro pro Antrag soetwas jemals wirtschaftlich sein kann. Landwirte, die eine schonende Schlachtung ihrer Tiere auf der Weide wünschen, um Transportstress zu vermeiden, müssen sich mühsam durch die Anträge kämpfen, während die Fleisch-Mafia scheinbar unbehelligt von Kontrolleuren todkranke Tiere im wahrsten Sinne des Wortes zur Schlachtbank schleift und wohl sehr oft erfolgreich in den Markt schleust.
    Ich denke auch, dass viele nicht-bio Betriebe gerne mit alternativen Bodenbearbeitungs- und Anbausystemen beschäftigen würden, wenn es denn möglich wäre. Nur ist halt doof, wenn man auf dem Amt kein Formular für Agroforstwirtschaft hat und man wohl daher nie eine Fläche so bestellen kann.
    Hecken kann man am Rand der Felder, aber Bäume im Feld? Nee, das geht so wohl nicht. Schade. Es gibt so viele vielversprechende Ideen,die u.a. auch von der EU gefördert werden, wenn man sie denn fehlerfrei durch den Genehmigungspakour bekommt.
    Und ja, vllt. könnte man auch diesen Rüsseltieren ein chemiefreieres Schnippchen schlagen. Technisch wäre es mit den neuen GPS gesteuerten Traktoren sicher kaum ein Problem eine Mischkultur anzulegen und zu ernten. Nur müssten solche Feldforschungen halt auch entsprechend gefördert werden und am Ende müsste sich halt auch solche Ware zu einem fairen Preis vermarkten lassen.
    Und da passiert seit Jahren scheinbar gerade auf Seiten der sonst so experimentierfreudigen Parteien nix. ‘
    Statt zum x-mal an der Düngeverordnung rumzuschrauben, gebe es da genug Gelegenheiten wirklich mal zukunftsweisendes zu ermöglichen. Aber scheinbar träumt man nicht nur bei den Grünen von Bilderbuch-Bauernhöfen wie ein Herr Pettersson und seine Katze ihn bewohnen.

    • Ackerbauer sagt

      Ja Sabine, du beschreibst hier dekadente Ausschweifungen von einer Wohlstandgesellschaft 😀

  3. Arnold Krämer sagt

    Landwirtschaft ist Wirtschaft, genauer Realwirtschaft, in der etwas Nützliches produziert wird. Früher war sie oft Subsistenzwirtschaft und sie ist es heute in vielen Entwicklungsländern immer noch. Bei uns in Mitteleuropa ist Landwirtschaft mittlerweile hochgradig spezialisiert, hochgradig technisiert und äußerst erfolgreich in der Erzeugung von Lebens- und Futtermitteln sowie Rohstoffen für die biobasierte Wirtschaft. Möglich wurde dies durch erhebliche technische Fortschritte, die im wesentlichen dazu geführt haben, die Komplexität und Ertragsvolatilität der landwirtschaftlichen Produktionsprozesse deutlich und teilweise sogar drastisch zu reduzieren.

    Produktionsprozesse in der Realwirtschaft sind unabhängig davon, ob man Waschmaschinen, Büromöbel, Kugelschreiber oder Kartoffeln, Milch bzw. sonstige Agrarprodukte erstellt, immer gekennzeichnet durch das Zusammenspiel/Zusammenwirken von den sogenannten fünf M’s, Maschine, Milieu, Material, Methode und Mensch. Dieses Zusammenspiel bei landwirtschaftlichen Produktionsprozessen zu steuern ist wesentlich schwieriger als in rein technischen, nicht-landwirtschaftlichen Herstellungsprozessen. Das liegt daran, dass die Maschine hier ein Tier (z.B. Kuh, Ferkel, Henne) oder Pflanzgut bzw. Saatgut ist, dass das Material (zum Beispiel Futter, Dünger) eine gewisse Variabilität und unterschiedliche Qualitäten aufweist oder der Dünger meist nur indirekt über den Boden verabreicht werden kann und dass sich das Milieu, in dem sich insbesondere Pflanzenproduktion abspielt, nicht so einstellen lässt, wie das in einer klimatisierten Fabrikhalle der Fall sein kann.
    Das Auftreten von externen Schädlingen und Witterungsschwankungen sind beonders charakteristisch für die besondere Komplexität der landwirtschaftlichen Bodenproduktion. Sogar die Tierhalter haben es in dieser Hinsicht unter Stallhaltungsbedingungen wesentlich einfacher als ihre Berufskollegen im Ackerbau.

    Vor diesem Hintergrund war es schon immer das Bemühen der Landwirte, die Komplexität ihrer Prozesse zu reduzieren. Dazu gehörte zum Beispiel in der Tierproduktion das Kupieren der Ferkelschwänze und die perfekte Klimatisierung der Schweine- und Geflügelställe mit vorheriger Reinigung und Desinfektion der Anlagen. In der Pflanzenproduktion außerhalb von Gewächshäusern ist die Komplexitätsreduktion z. B. durch Beregnung, flächendeckend vor allem aber durch den chemisch-synthetischen Pflanzenschutz erreicht worden.
    Wer diesen infrage stellt oder drastisch zurückfahren will, muss damit rechnen, dass die Ergebnisse der Produktionsprozesse hinsichtlich Menge und Qualität wesentlich stärker schwanken werden, als das in den zurückliegenden 50-60 Jahren der Fall war, in denen es eigentlich nur ständig aufwärts ging bzw. besser wurde.
    Außerdem ist zu bedenken, dass bei Verzicht auf diese Form der Komplexitätreduktion die Anforderungen an die Landwirte in der Beurteilung und Steuerung der Produktionsprozesse sehr stark ansteigen. Biolandbau ist grundsätzlich wesentlich anspruchsvoller, schwieriger und fordernder als konventioneller Landbau zumindestens dann, wenn er wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden soll. Nicht umsonst gibt es auch so viele Rückumsteller aus der geförderten Biolandwirtschaft.
    Die, die es leisten könnten, sind aber auch konventionell sehr erfolgreich, und fragen sich mit Recht, warum sie zu einem anderen Produktionssystem mit höherem Arbeitskräftebedarf, mit neuen Bezugs- und Vermarktungssystemen und noch größerer Politikabhängigkeit wechseln sollen, wenn die Erfolgschancen doch nicht (soviel) besser sind.

    • Stadtmensch sagt

      Ja, Bio ist anspruchsvoll und es gibt kein verallgemeinerbares Schema. Wenn der Einzelkämpfer-Agrarunternehmer mit der Komplexität überfordert ist, muss man die Produktion eben anders organisieren. Wissen teilen, allgemein zugängliche Monitoring-Systeme, Lastenausgleich usw.
      Also nicht alle gegeneinander um die Wette produzieren und sich freuen, wenn einer auf Bio umstellt um den Markt zu “entlasten”. Aber ich weiß schon: alles weltfremder Ökostuss.
      Naja, wenigstens der Herr Reber heult nicht rum, sondern nimmt sich die Zeit, Alternativen zur Chemie zu prüfen und erfolgreich anzuwenden.

      • Arnold Krämer sagt

        Es geht hier nicht um Überforderung. Die Komplexitätsreduktion wird auch von Biolandwirten z. B. mit Kupfer praktiziert und wenn es gar zu schlimm wird, erlaubt der Staat z.B. den Biowinzern in RPF vor 2 Jahren chemisch-synthetisch produzierte Fungizide zur Rebenrettung einzusetzen, ohne dass die Gefahr bestand, dass zuwenig Wein zum Konsum zu Verfügung gestanden hätte.

        • Stadtmensch sagt

          Der DBV könnte statt die Landlust herauszugeben (um sich anschließend über infantile Leser und deren Vorstellungen von LW aufzuregen), lieber ein wissensbasiertes System entwickeln lassen, was z.B. bei der Düngerbedarfsermittlung hilft.

          • Arnold Krämer sagt

            Was wissen Sie eigentlich von den Bildungs- und Beratungssystemen in der dt. Landwirtschaft? Vermutlich wenig, wenn ich ihren letzten Kommentar lese.
            Übrigens hat die „Landlust“ nichts mit landwirtschaftlichen Themen zu tun.

          • Thomas Apfel sagt

            Und wie kommen Sie auf das schmale Brett, anzunehmen das es dieses (wissensbasiertes System zur Düngebedarfsermittlung) nicht gibt ?
            In kaum einem Land der Erde ist gerade in diesem Bereich soviel wissenschaftlicher Hintergrund vorhanden und wird angewendet wie in Deutschland.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Offensichtlich geht es nicht in ihren Schädel, dass Landwirte gut ausgebildete Menschen sind, die verstehen ihren Betrieb zu leiten.

            In so einem Betrieb stecken hunderttausende, oder auch Millionen von Euros in den Inventaren und Tieren.

            Ich verstehe das ständige Unterstellen von angeblichem Unvermögen nicht. Landwirte haben die beste Schulbildung aller Ausbildungsberufen. Glauben sie eigentlich, dass ein Tante Google Bauer mehr über Landwirtschaft weiß, als ein Agraringenieur?

          • Schmeckt gut sagt

            Die größten Probleme in der Sicherstellung der Düngung nach Bedarf haben die Biobetriebe, verstärkt durch die neue DVO. Glauben sie sicherlich nicht, Stadtmensch. Alle Infos sind online verfügbar, einfach zu googeln. Kann aber verstehen, wenn sie sich weigern, dies zu erfassen, denn die Komplexität der Agrarsysteme nimmt durch Digitalisierung (der neue Hype zur Lösung all unserer Probleme), höchste Anforderungen des Handels und Bürokratisierung ungebremst zu. Träume von kleinbäuerlichen Strukturen sollen die Lösung bringen. Aber das Gegenteil wird passieren, fangen sie bei Sarah Wiener an, nachzufragen. Wie groß ist noch einmal ihr Hof?

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Biohof mit rund 80 Schweinen, 300 Rindern, 800 Hektar Landwirtschaft.

              Bei einem konventionellem Betrieb würde man würde man von einem industriellem Betrieb reden.

          • Dorfmensch sagt

            Sehr geehrter Herr Stadtmensch,
            mit der Kenntnis von “Die Wahrheit ist auf dem Feld” ignorieren Sie ganz einfach die Entwicklung der fachlichen, wissenschaftlichen Entwicklung der Landwirtschaft in den letzten 50 Jahren. (Leider habe ich das Buch verlegt und kann auf Ihren Hinweis vor einigen Tagen leider nicht mehr antworten.)
            Der ehemalige Landwirt hat auf ein gutes Beispiel von Agrarsoftware hingewiesen, dass von mehreren Landesämtern und -anstalten auf Grundlage jahrzehntelanger experimenteller Ergebnisse entwickelt worden ist. Das Programm steht übrigens auf den websites der beteiligten Institutionen zum kostenlosen download bereit. Bitte schauen Sie mal rein und testen.
            Ich weiß nicht, was Sie unter wissensbasiert verstehen. Das genannte Programm ist auf Grundlage von Ergebnissen hunderter Feldversuche entstanden. Übrigens geht da auch die Berechnung der Humusbilanz. Das Programm ist auch im ökologischen Landbau einsetzbar.
            Übrigens ist die Erarbeitung neutraler und unabhängiger Richtwerte für die Düngebedarfsermittlung und Düngung Aufgabe der amtlichen Dienststellen der Bundesländer und nicht des Bauerverbandes.
            Also bitte vorher informieren!

            • Stadtmensch sagt

              Lieber sehr höflicher Dorfmensch

              ich versuche, möglichst wenig zu ignorieren:
              https://www.bauerwilli.com/mehr-vielfalt-weniger-risiko-beim-klimawandel/#comment-150364

              Leider reicht mein Zeitkontingent für die permanente Recherche aktueller LW-Beratungssoftware (gibts ja gerade erst seit Ende 2017) nicht aus. Für mich sieht es so aus, als würden momentan nur faktenbasierte System angeboten – also Datenbankfrontends. Ein wissensbasiertes System hätte dann noch eine Dimension mehr (Regeln, nach denen die Fakten variabel sind). Also wenn ich eine Parameter ändere, bewirkt das die Änderung einer Vielzahl von verknüpften Parametern. Änderungszeitverlauf hat natürlich auch noch Auswirkungen. Ein Modell eben, das näher am biologischen Organismus Boden, Pflanze ist. Kommt sicher alles noch – dauert aber.
              Wenn ich so in die Tagungsprotokolle der VDLUFA schaue, frage ich mich, wie ein “Moderner Landwirt” zu der Aussage kommen kann, dass Glyphosat kaum Auswirkungen auf Bodenorganismen haben kann. Uff, jetzt geh ich lieber in Deckung…

              • Dorfmensch sagt

                Sehr geehrter Herr Stadtmensch,
                ich weiß nicht, ob Sie das verstehen: Sie haben zugegeben, dass Sie keinen Überblick über die LW-Beratungssoftware besitzen. Ist m. E. für einen Stadtmenschen nicht schlimm. Natürlich spielt knappe Zeit eine große Rolle. Sie haben aber gefordert dass es so etwas geben soll. Das ist Ihr großer Widerspruch. Sie richten über Dinge, von denen Sie offensichtlich nicht viel wissen. Und fragen sich, warum die Landwirtschaftsgemeinde kein Verständnis dafür hat und fehlendes Wissen sofort erkennt.
                Zur Information (da Sie möglicherweise nur “Die Wahrheit ist auf dem Feld” als Quelle haben): Beratungssoftware zur Ermittlung des Düngebedarfs gibt seit den 1970er Jahren im Osten Deutschlands und hieß zunächst DS 79. Grundlage waren schon damals unzählige Feldversuche. Die älteren Ossis unter uns werden das bestätigen können.
                Denken Sie bitte mal darüber nach.

              • Ehemaliger Landwirt sagt

                Werter Herr Stadtmensch,
                ich verstehe auch was von der Elektroinstallation eines Hauses, denn täglich mache ich mit dem Schalter das Licht an, es käme mir jedoch nicht in den Sinn, dem Elektroinstallateur sagen zu müssen, wie er seine Arbeit zu verrichten hat.

      • Thomas Apfel sagt

        Bio ist nicht anspruchsvoller, es unterliegt nur andren Regeln und hat einen geringeren Anteil von Marktfrüchten im Portfolio, weil Futter einfacher ist und die Fruchtfolge erweitert. Ich erinnere nochmal daran, dass 82 % der Bio Fläche für Futter draufgehen und im Marktfruchtbereich nach wie vor nur um 50 % gegenüber moderner LW erreicht werden. Bei dem ganzen unseligen aktuellen Gezänk um die moderne Landwirtschaft geht es nur darum mehr Geld in die Bio- Branche zu bekommen. Dazu müssen Sie nur die aktuellen Pressemitteilungen des BÖLW lesen. Bio Produkte sind übrigens auf die Tonnage bezogen schon jetzt im Pflanzlichen Bereich 2,5 mal höher subventioniert als Erzeugnisse der modernen Landwirtschaft bei tierischen Erzeugnissen sogar 4 – 5 x höher.
        Die hohen Kosten für Energie sind eine politische Entscheidung Deutschlands und nicht objektiv notwendig. Die gesamte energieintensive Industrie ist von der EEG Umlage ausgenommen. Und zwar aus gutem Grund, weil sonst nämlich sehr schnell eine De-Industrialisierung einsetzt und all die steuerfinanzierten Wohltaten und Bullshit-Jobs nicht mehr bezahlbar sind.

    • Paulus sagt

      @Arnold Krämer
      Aus den von Ihnen genannten Gründen behaupte ich nach wie vor, dass industrielle LW nicht existiert bzw. nicht möglich ist, es glaubt mir nur niemand.
      Industrielle Prozesse, von denen verstehe ich berufsbedingt etwas, kann ich Millisekunden genau steuern – sprich anfahren, unterbrechen, verändern etc. Bei modernen Produktionsabläufen spielt noch nicht einmal der Faktor Mensch eine Rolle.
      Mir ist schleierhaft wie ähnliches in der LW, mit nicht oder kaum beeinflussbaren Variablen von statten gehen soll. Die Viehwirtschaft scheint mir als Laie schon ziemlich nah dran zu sein aber so richtig kann ich das auch nicht glauben.
      Ich empfinde es auch als unglücklich wenn z.B. eine AbL versucht sich von im Grunde gleichartigen Betrieben zu distanzieren.

      • Arnold Krämer sagt

        Die Menschen suchen meist nach einfachen, eindimensionalen Lösungen auch für Probleme komplexer Natur. Und davon gibt es in der landwirtschaftlichen Produktion, egal ob Tierproduktion oder Pflanzenproduktion, mehr als genug. Mir war der Erklärungsansatz mit den sogenannten 5 M’s, der ja nicht aus der Landwirtschaft stammt, und der in Berater- und Kollegenkreisen weitgehend oder völlig unbekannt war (an ihren Veröffentlichungen in Fachzeitschriften konnte ich das oft beobachten), eine Möglichkeit, in meiner Bildungs- und Beratungsarbeit vor allem den jungen Landwirten beizubringen, dass sie ihre produktionstechnischen Probleme in vielen Fällen nach sorgfältiger Bestandsaufnahme eben nur mit dem Drehen an vielen “Schrauben” (bei gleichzeitiger Prioritätensetzung) in den Griff bekommen können. Und zu den vielen “Schrauben” gehört gerade auch in der Landwirtschaft der Faktor Mensch. Diese müssen für eine erfolgreiche Arbeit sehr viel Disziplin und Konsequenz in der Beobachtung und Betreuung der Tier- und Pflanzenbestände praktizieren. Und daran hapert es nicht selten, was auf Dauer immer dazu führt, dass die Betriebe aufgegeben werden. Deshalb verspricht man sich im Agrarsektor auch so viel von der Digitalisierung, die übrigens schon insbesondere in der Tierhaltung weit verbreitet ist. Damit glaubt man auch Bestände mit vielen Fremdarbeitskräften, die dann auch gelegentlich der deutschen Sprache nicht mächtig sind, erfolgreich führen zu können. Auch das ist ein Grund der Aversion der AbL gegenüber der sogenannten Agrarindustrie, die es im technischen Sinne (da haben Sie völlig recht!) gar nicht gibt und m.E. auch niemals geben kann.

  4. Friedrich sagt

    Ich wollte nicht zurück zu früher. Krankheiten , Hungersnöte und ständige Angstmache der Kirchen haben den Leuten schon sehr zugesetzt. Auch heute gibt es genug Leute die mit der Angstmache ihre Geschäfte betreiben. Diese Leute wohnen meistens in städtisch geprägten Gebieten und basteln sich ihre eigene Welt. Das können wir “vom Lande” am besten am Kampf dieser Leute gegen das Auto erleben. Für uns auf dem Lande und das ist die Mehrheit hier in Deutschland, wäre das ein Alptraum ohne Auto dazu stehen. Fürs Fahrrad sind die Wege doch ein bischen lang , um zur Arbeitsstätte zu gelangen. Nur durch die Steigerung des biologisch-technischen Fortschritts kann die Erde so viele und mehr Menschen auf dieser Erde tragen. Habe mal die Klimabilanz von dem Jahr 2000 – 2015 errechnet und da ist eine Verbesserung von rd. 40% bei raus gekommen . Das heißt , daß ich 40% weniger an Energie per Kilogramm Fleisch, Getreide und Rübe eingesetzt habe , als 15 Jahre zuvor und das gilt für alle Bauern hier in Deutschland. Welche Branche kann das schon von sich behaupten ? Wer will die Fortschritte in der Medizin, Medikamente , Arbeitserleichterungen, usw. schon missen , aber im selben Atemzug soll die Landwirtschaft zurückkehren in die “Gute alte Zeit” ? Auch unsere, uns kritisierenden Imker, wären ohne die chemische Milbenbekämpfungsmittel aufgeschmissen . Rapsanbau wäre auch nur noch vereinzelt möglich , wenn wir keine Schädlingsbekämpfungsmittel hätten. Die fehlenden Neonicotinoide lassen schon heute den Rapsanbau zurückgehen. Ohne unsere chemischen Hilfsmittel in der Landwirtschaft , würden wir nur noch die Hälfte Ernten . Das können wir ja heute schon beim Bioanbau sehen , obwohl dort auch mit Hilfsmitteln wie Kupfer (Schwermetall) und organischen Pflanzenschutzmitteln gearbeitet wird. Auch ein Biobetrieb braucht eine Pflanzenschutzspritze.

    • Ackerbauer sagt

      Man muss ja auch wiederum froh sein das sich die grünlinken Ökofaschos im Prinzip selbst das Bein stellen.
      Jede Missernte, jedes weitere Hektar LF im Bio-Modus entlastet die Agrarmärkte.

      • Alexander Borchert sagt

        Hallo Ackerbauer,
        als konventioneller Landwirt bin über jeden Umsteller auf Bio froh. Denn das führt zur Entlastung der Märkte. Ich habe einen Heidenrespekt vor denjenigen Berufskollegen, der sich Bio traut………….

        • bauerhans sagt

          “Ich habe einen Heidenrespekt…”

          ich nicht,wenn ich sehe,dass nur wegen der doppelten zahlungen umgestellt wir.

          • Ackerbauer sagt

            Das ist gut so, die Konjunkturschwimmer hält die Marionetten-Regierung noch eine weile über Wasser obwohl es ihm selbst bis zum Hals steht.
            Ohne die Nullzinsrepression hätte der Staat schon längst die Insolvenz anmelden müssen!

            • Ackerbauer sagt

              Diese Öko-Subuntenehmer sind für den Staat ein gefundenes Fressen.
              Überhaupt die ganze Förderpolitik im Agrarsektor ist nichts weiter als ein zentrales planwirtschaftliches Steuerungselement.
              Verdeckter Sozialismus mit süßen Monetärgift!
              Ist das allen Bauern bewusst?!?

              • Ackerbauer sagt

                und vergesst bitte nicht,
                verlauste Kommunisten haben ständig “Rekorde” im Kontext!

                Das Plansoll ist erfüllt Wir haben den Westen überholt(ohne ihn einzuholen)

                Biolandbau
                Ökolandbau erreicht neuen Flächenrekord in Thüringen
                In Thüringen haben 2018 insgesamt 635 Betriebe Ökoanbau betrieben. Sie bewirtschaften zusammen 46.637 ha

                weil es immer weniger Wettbewerb und Innovation gibt!
                Der Status fällt langsam das es nicht alle merken.
                Es macht sich Schritt für Schritt Immer mehr Miss und Mangelwirtschaft breit.

  5. Bergbäuerin sagt

    Ich finde nach wie vor biologische Landwirtschaft wünschenswert. Allerdings muss endlich die grüne Politik Farbe bekennen und klarstellen, dass es ohne Maßnahmen auf der Seite des Konsums nicht möglich ist: ZUERST muss die Verschwendung aufhören, und der exzessive Konsum tierischer Produkte: Österreicher essen immer noch 63 kg Fleisch. Johannes Voggenhuber ist der Erste, der sich im EU-Wahlkampf getraut zu sagen, dass Ökologisierung nicht ohne Verzicht zu haben sein wird.

    • Eckehard Niemann sagt

      ZUSATZ-Anmerkung: Auch in den Jahren mit Neonic-Zulassung gab es auch im konventionellen Rübenbau massive Schäden durch Rüsselkäfer. Wie ist das zu erklären?

  6. Eckehard Niemann sagt

    Aktuelle Entwicklungen im Bio-Zuckerrübenanbau
    19. Dezember 2018

    Eine private Informations- und Meldeplattform und ein Unterstützungsprogramm der Agrana sollen den Anbau 2019 erleichtern.

    In Österreich werden seit zehn Jahren Bio-Zuckerrüben angebaut. Die Nachfrage konnte meist nicht zur Gänze bedient werden. Für die Saison 2018 war das Ziel, eine Anbaufläche von 2000 ha zu erreichen, abgeschlossen wurden Anbauverträge für 1700 ha.

    Die Anbausaison 2018 war schwierig, Hitze und Trockenheit ab Anfang April im Norden und Osten Österreichs und eine noch nie dagewesene Population an Schädlingen wie Rübenderbrüssler und Rübenerdfloh hatten einen Ausfall von 70 % zur Folge. Oft wurde auch der Zweitanbau sofort wieder abgefressen, so dass heuer nur noch 550 ha Bio-Zuckerrüben zur Ernte kamen.

    Rübenrüssler Website
    Stefan Romstorfer, Bio-Landwirt, hat sich als Leidgeplagter gemeinsam mit seinem Vater eine Austausch- und Meldungsplattform für die Zuckerrüben-Bauern überlegt, welche er dann programmiert hat.
    Die “Rübenrüssler Website” ist eine Online-Plattform, auf der man mit anderen Bauern schnell und übersichtlich Informationen rund um Sichtungen des Rübenrüsselkäfers auszutauschen kann.
    Ohne Anmeldung und mit nur sehr wenigen Klicks können drei wichtige Informationen rund um den Rüben-Anbau eintragen werden:
    • Anbau: Wo und wann wurde wieviel angebaut
    • Sichtung: Wo und wann wurden wie viele Rübenrüsselkäfer gesichtet
    • Maßnahmen: Welche Maßnahme wurde gegen den Käfer gesetzt und wie gut war sie wirksam
    Romstorfer und sein Vater möchten damit den Austausch unter den Bio- aber auch unter konventionellen Bauern fördern und eine kompakte und zentrale Anlaufstelle für Sichtungen des Rübenrüsselkäfers anbieten.
    „Denn nur wenn man rechtzeitig und vorausschauend handelt, hat man eine Chance, den Käfer in der nächsten Saison zu bekämpfen. Dabei sind die Feldkontrolle und umfassende Informationen ein wichtiges Werkzeug“, so der BIO AUSTRIA Bauer.
    Rübenbrüsseler Homepage
    https://rueben.agrom.at/

  7. Eckehard Niemann sagt

    Lieber Willi, Du bist doch von Beruf auch Rübenexperte. Deshalb bitte ich Dich – ganz ernst gemeint – um eine sachliche Bewertung der nachfolgenden Position des österreichischen Imker-Präsidenten zu den Schadens-Ursachen durch Derbrüsselkäfer (stammt nicht aus diesem Jahr):

    Das freie Wort
    Der Derb-Rüsselkäfer als Symbol einer fehlgeleiteten Landwirtschaft

    In Niederösterreich wurden laut Kammeraussendung bereits 6000 Hektar Zuckerrübenfläche umgebrochen, weil der Derb-Rüsselkäfer die kleinen Rübenpflanzen frisst und somit die gesamte Ernte bereits im Vorhinein zerstört. Das ist eine Katastrophe, ich habe mit einigen meiner Freunde gesprochen, denen es heuer so ergangen ist, es ist zum Verzweifeln.

    Von manchen offiziellen Bauernvertretern und Lobbyisten wurde sogleich die Schuld gefunden: Das Neonic-Verbot für die zukünftigen Saaten sei schuld an dieser Tragödie „biblischen Ausmaßes“. Nur: Die heurige Rübensaat war aber Neonic-gebeizt, also mit den zukünftig verbotenen Insektiziden präpariert. Das beweist, dass diese Mittel einfach nicht gegen diesen Fraßschädling wirken. Und trotzdem fordert man vehement die Weiterverwendung dieser Gifte mit all ihren Umweltfolgen.

    Es ist schwer, sachlich zu argumentieren, wenn die Schuldzuweisungen derart verdreht werden. In der jetzigen Verzweiflung wird nahezu schon jedem die Schuld an dieser Katastrophe gegeben: Angefangen vom kleinen Imkermandl, „der nicht so blöd daherreden soll“, über die Umweltorganisationen, die schon sehr lange gegen die massive Verwendung von Insektiziden auftreten, über unsere Umweltministerin, die die Zeichen der Zeit erkannt hat, bis hinauf zum Herrgott selbst.

    Aber was ist wirklich passiert? Wir sind in der Sackgasse angekommen, in die uns der chemische Pflanzenschutz mit all seinen Vertretern geleitet hat. Wir wissen, dass Insekten sehr schnell resistent gegen chemische Gifte werden und deshalb einfach sehr viele Mittel eine sehr geringe Wirkung auf den jeweiligen Schädling haben. Deshalb werden immer neue chemische Bekämpfungsmittel gesucht, und in Österreich wurden voriges Jahr über 4000 Tonnen chemische Schädlingsbekämpfungsmittel verwendet (Quelle: Grüner Bericht des Landwirtschaftsministeriums, 2017).

    Nun gibt es den Grassland Butterfly Index und den Farmland Bird Index, die offiziell vorgeschrieben sind, um den Erfolg von staatlichen Förderprogrammen für die Landwirtschaft (ÖPUL) messen zu können. Die Zusammenfassung: Seit Jahren geht die Anzahl der Schmetterlinge und gleich dramatisch die Anzahl der Vögel zurück. Auch die Krefelder Gesellschaft hat den schockierenden Insektenschwund über die letzten Jahrzehnte nachgewiesen. Nur ganz Naive finden keinen Zusammenhang zwischen dem massiven Insektenverschwinden und der jährlichen massiven Insektizidanwendung.

    Nur, mit dem Verschwinden der Insekten sind auch die Vögel verschwunden. Im Jahr 1958 haben die Chinesen eine „Kampagne zur Tötung der Spatzen“ begonnen, weil die politische Führung der Meinung war, dass der Spatz die Ernte wegfrisst. Innerhalb von drei Jahren ist die Vogelpopulation zusammengebrochen, und die Folge war eine apokalyptische Insektenplage, die zu einer der schwerwiegendsten Hungersnöte der Menschheit mit Millionen verhungerten Menschen geführt hat. 1961 hat man den Fehler der politischen Führung eingestanden und den Spatz zum Nützling erklärt.

    Der Derb-Rüsselkäfer vermehrt sich bei uns explosionsartig, weil er keine Fraßfeinde mehr hat. Es fehlt massiv an Vögeln, die die Massenvermehrung von Insekten verhindern könnten. Der Zusammenhang Vögel- und Insektenpopulationen wird jetzt sicher von vielen belächelt, die Chinesen haben diese Lektion vor 60 Jahren mit Millionen toten Menschen bezahlt. Die Frage ist: Welche Katastrophen müssen wir noch erleiden, bis unsere Lobbyisten, Berater und Vertreter in der Landwirtschaft die Zusammenhänge in unserer Umwelt begreifen. Hört endlich auf, mit dem massiven Anwenden von Insektiziden in der freien Natur, unser ganzes Ökosystem und somit unser aller Lebensgrundlage zu ruinieren!

    DI Dr. Stefan Mandl, Präsident des Österreichischen Erwerbsimkerbundes, Deutsch Goritz
    Erschienen am So, 13.5.2018

    • Mark sagt

      Die Antwort darauf steht in dem o.g. Artikel von C. Krumphuber “Streitthema Pflanzenschutz” !

        • Mark sagt

          Doch:
          “Wir vergessen, dass sich die Natur über Jahrmillionen eingespielt hat, dass Schädlinge auf natürliche Weise dezimiert werden” – solche oder ähnliche Aussagen hört man häufig, wenn es darum geht, wie Pflanzenschutz oder überhaupt Landwirtschaft “stattfinden” soll – naturbasiert oder auch unter Mithilfe von Technologien. Der erste Fehlschluss in solchen Darstellungen ist, dass Landwirtschaft Natur wäre – ist sie nicht und war sie nie. Landwirtschaft ist klassischerweise eine Kulturleistung”

          • Schmeckt gut sagt

            Danke Mark. Und das Beste daran ist, dass wir diese Kulturleistung erbringen können. Wir haben es über viele Jahre erlernt. Über den Weg dahin können wir diskutieren, aber immer wieder unser Knowhow in Frage zu stellen, ja uns in die “Ganovenecke” zu stellen, ist zuende gedacht, ein “Sägen am eigenen Ast”. Falsche Entwicklungen zu identifizieren und abzustellen ist richtig und wichtig. Die Forderung, Wissenschaft durch Glauben und/oder Ideologie zu ersetzen führt aber ebenfalls zu existenzgefährdenden Fehlentwicklungen. Ein gangbarer Weg ist, meiner Meinung nach, gute Lösungen aus allen Richtungen der Agrarbranche zusammen zu bringen. Ich hoffe, Sie können mir hier zustimmen, Herr Niemann.

    • Bauer Willi sagt

      @Eckehard
      Ich habe leider den falschen Link gesetzt, habe das jetzt geändert. Nach meiner Kenntnis der Dinge (die aber nicht vollständig ist) hat das warme Frühjahr 2018 und leider auch 2019 zu einem Massenauftreten des Derbrüsslers geführt. In “normalen” Jahren ist die Anzahl normal und lässt sich über die insektizide Beize kontrollieren. Ähnliches ist auch beim Drahtwurm bekannt: wenn viele Tiere gleichzeitig an der jungen Pflanze fressen, sterben diese Tiere zwar ab, aber die Pflanze ist auch tot. Wenn aber aufgrund der Vermehrungssituation immer wieder neue Tiere “nachrücken”, haben die Rüben keine Chance. Das war bei Drahtwurm so und ist jetzt beim Derbrüssler wohl auch so, allerdings ist dieser flugfähig und nicht lokal wie beim Drahtwurm, der ja im Boden lebt.

      Die größten Ausfälle hatten 2018 die Biorüben-Anbauer zu beklagen. Dort sind 75% der Rüben vernichtet worden, bei den konventionellen Rüben waren es meines Wissens “nur” 20%.

      In etwa vergleichen lässt sich die Situation mit den Heuschreckenplagen in Afrika, die ja dann auftreten, wenn die klimatischen Gegebenheiten für eine Massenentwicklung gegeben ist. Ein Zusammenhang mit Pflanzenschutzmitteln dürfte dort nicht gegeben sein. Vögel können und konnten die Heuschreckenplagen auch nicht aufhalten.

      Ich habe mich neulich mit einem Bio-Bauern hier aus dem Rheinland unterhalten und ihn gefragt, wie er zum Rapsanbau im Bio-Landbau steht. Seine Aussage: “Wenn Sie vor haben, auf Bio umzustellen, lassen Sie die Finger vom Raps. Alle 4 Jahre ist mit einem Totalausfall zu rechnen, weil die tierischen Schädlinge (Rapsglanzkäfer, Kohlschotenmücke etc.) nicht kontrolliert werden können.”
      So gibt es auch in Deutschland so gut wie keinen Bio-Raps-Anbau (meines Wissens rund 1.200 ha Bio-Raps gegenüber rund 1. Mio. ha konventionellem, der mit Insektiziden arbeitet und den Bio-Raps quasi mit schützt.

      Du wolltest eine sachliche Bewertung.

      Die Aussagen des Präsidenten des Erwerbsimkerbundes? Zitat: “Es ist schwer, sachlich zu argumentieren, wenn die Schuldzuweisungen derart verdreht werden.”

      • Eckehard Niemann sagt

        Zu den Behauptungen in dem neu verlinkten Text zur Krautfäule –
        aus AGRAR-HINWEISE vom 21.8.2016:

        Krautfäule- und Agrarchemie-Mythen –
        – die wirklichen Ursachen der irischen Hungersnot von 1845 bis 1852

        Wir kennen sie alle aus der Agrarpresse, aus Agrarchemie-Broschüren und aus der Landwirtschaftsschule – die Geschichte von den Hungersnöten in Irland durch die Kartoffel-Krautfäule. Und zumeist wird diese Geschichte ja nicht einfach nur so erzählt, sondern zur Begründung der modernen Agrarchemie – was ja gerade bei der Krautfäule auch nicht so einfach von der Hand zu weisen ist.

        So haben auch in letzter Zeit einige Agrar-Autoren diese Geschichte wieder aufgegriffen: So etwa „Bauer Willi“ in einem Kommentar: „… Um die wachsende Bevölkerung zu ernähren, begann man mit dem Kartoffelanbau. Kartoffeln waren das „Futter für die Masse“. Hier trat ein schwerwiegendes Problem mit weitreichenden Folgen zwischen den Jahren 1845 und 1852 auf. Die Krautfäule- und Knollenfäule vernichtete in diesem Zeitraum gleich mehrere Ernten, die Knollen faulten und konnten nicht mehr gelagert werden. Infolge der Hungersnot starben 1 Million Menschen, 2 Millionen wanderten aus. Schließlich entdeckte man, dass Kupfer eine Wirkung auf den Pilz hat der diese Krankheit auslöst. So spritzte man Kupfer und bekam die Krankheit einigermaßen in den Griff. Kupfer gehört zu den Schwermetallen und reichert sich folglich im Boden an. Ist ja ein Metall! Deshalb waren die Landwirte froh, als weitere, wirksame Pilzbekämpfungsmittel (Fungizide) entwickelt wurden, die sich zudem noch abbauen. …“

        Und auch der Multi-Zeitungs-Verleger Dr. Dirk Ippen, der neben vielen Tageszeitungen und einer Beteiligung an „Land & Forst“ auch mehrere Höfe in Ostfriesland besitzen soll, ließ aktuell in seinen Zeitungen einen Kampftext gegen glyphosat-kritische „Extremisten“ und diffamierende Greenpeace-Leute abdrucken: Ohne Agrarchemie gäbe es auch in Europa immer noch Hungersnöte.

        Der Wahrheit wegen und auch zur Ehrenrettung der irischen Bauern muss aber richtiggestellt werden:
        “The Almighty, indeed, sent the potato blight, but the English created the Famine.” Auf Deutsch: „Der Allmächtige sandte die Kartoffelfäule, aber die Engländer schufen die Hungersnot.“ John Mitchel, The Last Conquest of Ireland (Perhaps), 1861
        Die irische “Große Hungersnot” (1845-1852) mit einer Million Toten beruhte unter anderem auf dem aus den USA eingewanderten Krautfäule-Pilz, der durch Missernten die Kartoffeln als damaliges Hauptnahrungsmittel vernichtete. Verantwortlich dafür aber war ebenso die in England dominierende Polit-Ideologie des „Laissez faire“ (heute würde man sagen: neoliberale Marktgläubigkeit“) mit ihrer Ablehnung staatlicher Markteingriffe oder Hilfen. Irland stand unter englischer Herrschaft, der Boden gehörte englischen Großgrundbesitzern, die irischen Bauern arbeiteten als abhängige Pächter auf kleinen Betrieben mit Anbau von Getreide und Kartoffeln sowie etwas Vieh. Getreide und tierische Produkte dienten der Pachtzahlung und gingen nach England, der Anbau von möglichst vielen Kartoffeln auf dem immer knapperen und kleineren Pachtland sicherte die Ernährung der vielköpfigen Pächterfamilien – trotz raschen Bevölkerungswachstums.

        Da sich der Boden nicht durch den Anbau anderer Kulturen erholen konnte, nahmen kartoffelspezifische Krankheitserreger zu – zumal die Pächter nur zwei Kartoffelsorten mit hoher Anfälligkeit anbauten. Die britische Regierung lehnte aber Maßnahmen ab, die früher bei Missernten erfolgreich angewendet wurden – z.B. ein Exportverbot für Getreide (das Alternativ-Nahrungsmittel). Die Iren erlebten verbittert, dass große Mengen von Nahrungsmitteln nach England verbracht wurden, während in Irland die Menschen verhungerten. Die britische Regierung kürzte sogar die Hilfsmaßnahmen für Irland. 1846 führte schlechtes Wetter nicht nur zu Missernten bei Kartoffeln, sondern auch bei Getreide – trotzdem gab es keine Erleichterungen bei der Pacht und bei der abzuliefernden Getreidemenge. Zehntausende Pächter wurden von ihren Höfen vertrieben. In den überfüllten und unterfinanzierten Armenhäusern entwickelten sich Seuchen. Erst 1847 wurden Suppenküchen eingerichtet, die 3 Millionen Menschen halbwegs ernährten. Im September 1847 erklärte die englische Regierung die „Hungersnot für beendet“ – weil diese die „Fürsorge“ zur Ursache der (weiter andauernden) Hungersnot erklärte. Aufstände wurden niedergeschlagen.
        Von den 8 Millionen Menschen in Irland starb mindestens eine Million, zwei Millionen gelang mit großen Mühen die Auswanderung, vor allem nach Nordamerika. Viele Emigranten unterstützten die irischen Aufstände der Bauern und Bürger gegen die englische Fremdherrschaft. 1903 ging der irische Boden wieder in das Eigentum der irischen Bauern über. 1921 erkämpfte Irland sein Unabhängigkeit (mit Ausnahme der nordirischen Provinz Ulster).

        Wenn man also heute eine Lehre aus der irischen Hungersnot ziehen will – dann sollte einem nicht zu allererst das Lob der Pflanzenschutzmittel einfallen – sondern vor allem die Notwendigkeit des Einsatzes für unabhängige Bauernhöfe und des Widerstands gegen Abhängigkeit, Ausbeutung und neoliberalen Markt-Fetischismus … -en
        P.S.: Ausführlicher kann man all das nachlesen in dem eindrucksvollen Wikipedia-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_Hungersnot_in_Irland

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          In dieser Zeit gab es auch in Mittelbaden eine Hungersnot. Wald wurde gerodet und der Bevölkerung zu Bewirtschaftung zugeteilt. Die Gemeinde war verpflichtet den mittellosen Bürgern Wohnung und Essen zu Verfügung zu stellen. Um dies zu umgehen, wurden denen die Schiffspassage von Genua nach Amerika bezahlt.
          Habe dies alles gelesen in den Gemeinderatsprotokollen meiner Gemeinde.

          Ein Artikel über Hungersnot im Mittelalter:

          Heiliges Feuer

          Eine weitere Begleiterscheinung von Hungersnöten war das sogenannte „Heilige Feuer“. Diese Krankheit führte zu regelrechten Massenerkrankungen mit tödlichem Verlauf, obwohl keine Infektionsgefahr durch bereits Erkrankte bestand. Vielmehr waren die Massenerkrankungen Resultate von Vergiftungen. Diese wurden durch den Verzehr von Mutterkorn, „der Dauerform eines Schlauchpilzes“, der den Roggen befällt, ausgelöst. Besonders die unteren Schichten ernährten sich im Gegensatz zu den reichen oberen Schichten, von Roggen. Und so war die Häufung der Krankheitsfälle meist auf den armen Teil der Bevölkerung beschränkt. Hunger und die Gefahr der Erkrankung standen somit in unmittelbarem Zusammenhang, da die Witterungsverhältnisse, welche sich ungünstig auf das Getreidewachstum und somit auf die Ernte auswirkten, förderlich für ein vermehrtes Auftreten der Mutterkornpilze waren. Deshalb gelangten gerade in Zeiten des Hungers und der Not große Mengen an Mutterkorn in das Mehl. Das Heilige Feuer, heute auch unter dem Namen Ergotismus bekannt, erhielt durch die brennenden Schmerzen die den Erkrankten befielen seinen Namen.

          http://deutschland-im-mittelalter.de/Kulturgeschichte/Ernaehrung/Hungersnoete

          Dem alles kann man umgehen, wir kaufen unser Essen aus Ländern, die beim Pflanzenschutz aus dem Vollen schöpfen können.

        • Thomas Apfel sagt

          Herr Niemann, was hat der Umgang der englischen Kolonialmacht mit den irischen Bauern mit der Krautfäule zu tun. Dieses Beispiel wird verwendet, weil es zeigt, dass unsere Kulturpflanzen-Sorten ohne Pflanzenschutz nicht auskommen. Die Kartoffeln sind verfault und basta, Der Hunger in seinem Gesamtausmaß geht sicher auch auf die historischen Umstände zurück.
          Nur in der Pflanzenschutzdiskussion ist das Ihrerseits nichts als ein Ablenkmanöver.

          • Stadtmensch sagt

            “Die Kartoffeln sind verfault und basta”

            Die Kartoffeln sind verfault und es wurde zum Problem, weil außer Kartoffeln nix anderes angebaut wurde. So wie heute bei uns: Raps, Mais, Rüben. Warum führen wir denn die Diskussion über weite Fruchtfolgen und Diversifizierung? Die ganze Spezialisierung bringt auch viele Nachteile mit sich: “85000er Schweineställe” (wer will da noch mithalten?), Transport von Futter, Gülle, Tieren durch ganz Europa (von wegen 40% Einsparung pro erzeugter Nahrungskalorie)! Hoftorbilanz zählt hier nicht.

            • Stadtmensch sagt

              “Dabei hat sich die Her­stel­lung von Kunst­dün­ger, ins­be­son­de­re von Stick­stoff­dün­ger, als der ener­gie­in­ten­sivs­te Ein­zel­pro­zess in der gesam­ten land­wirt­schaft­li­chen Pro­duk­ti­ons­ket­te her­aus­kris­tal­li­siert. So ent­fällt bei vie­len Feld­früch­ten sowie Obst- und Gemü­se­ar­ten mehr als ein Drit­tel der in der Land­wirt­schaft ver­brauch­ten Ener­gie auf die Pro­duk­ti­on von Agro­che­mi­ka­li­en. Die dabei anfal­len­den Ener­gie­kos­ten fan­gen pri­va­te Haus­hal­te ab, indem sie die zusätz­li­chen Strom­kos­ten ener­gie­in­ten­si­ver, von der EEG-Umla­ge befrei­ter Indus­trie­zwei­ge bezah­len. Die Preis­schil­der der Super­märk­te sug­ge­rie­ren, dass Nicht­bio­pro­duk­te bil­li­ger sei­en. In Wirk­lich­keit bezahlt aber der Ver­brau­cher einen Teil davon, indem er die Strom­kos­ten der Dün­ge­mit­tel­in­dus­trie sub­ven­tio­niert.”
              https://www.welt-ernaehrung.de/2014/09/29/energieschleuder-agrarindustrie/

              • Ehemaliger Landwirt sagt

                Das gilt auch für Klopapier, sonst wäre es auch teurer. Also was soll das dauernde Geschwätz, als wären nur die Hersteller von Düngemittel Profiteure.

                Mir ist eine Papierfabrik bekannt, die drosselt ihr eigenes Kraftwerk, um den billigen Strom zu bekommen, scheinbar rentiert sich das.

            • Thomas Apfel sagt

              Nicht desto trotz ersetzt auch eine Fruchtfolge den chemischen Pflanzenschutz nicht, möge sie auch noch so weit sein.
              Im Übrigen werden auf Deutschlands Ackerflächen nach wie vor zu 60 % die üblichen Getreidearten Weizen, Gerste und Roggen angebaut, neben Kleegras, Luzerne, Kartoffeln usw.
              Das Gelaber von den angeblich nicht vorhandenen Fruchtfolgen hat nichts mit der Realität zu tun. Es sind im Übrigen die Futterpflanzen, die kaum Pflanzenschutz brauchen. Also doch mehr Tiere oder wie denn nun.

              • Stadtmensch sagt

                Ja, mehr Tiere da, wo sie gebraucht werden. Geht aber nicht, wegen der Spezialisierung und der zu erwartenden Komplexitätssteigerung und der bereits getätigten Investitionen für mehr Wachstum und Fortschritt.

                • Ehemaliger Landwirt sagt

                  Wo werden mehr Tiere gebraucht, bitte um Informationen.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      “Hört endlich auf, mit dem massiven Anwenden von Insektiziden in der freien Natur, unser ganzes Ökosystem und somit unser aller Lebensgrundlage zu ruinieren!”

      Das würde voraussetzen,
      dass die Österreicher sinnlos Insektizide einsetzen.

      Es wäre besser ein Schulterschluss mit Bauern, als das sinnlose draufhauen.

      Möchte jetzt noch mal an einen Artikel erinnern, offensichtlich meinen die Imker es nicht so ernst, wenn es um den eigenen Profit geht.

      https://www.hochlandimker.at/?+Bio-Zucker-fuer-alle-Bienenvoelker+&id=2500,1112052

    • Bauer Fritz sagt

      S.g. Herr Niemann

      Ihr Aufstellungen und Beiträge hier in Ehren. Aber ist es nicht auch für sie etwas komisch und verwunderlich, wenn die Bio-“Vorreiter” oder die Bienen-“Retter” den ach so rückständigen konventionell produzierenden Bauern gerade den (möglichst sofortigen) Umstieg auf Bioraps oder Biozuckerrübe vorschlagen (um nicht zu sagen um die Ohren hauen). Also gerade jene Pflanzen, wo die nachhaltigen Erfolgschancen selbst bei langjährigen Biobauern überschaubar/dürftig/katastrophal sind., geschweige denn von den für Umsteiger wichtigen Anfangserfolge zwecks Motivation.

      Die einfache Schlußrechnung scheint den Vorschlägern nicht mehr ganz geläufig zu sein, die da (für Österreich; geht aber auch für Deutschland) in etwa lautet: Wenn nach 10 Jahren intensiver Bewerbung 200 ha Bioraps erzeugt werden, wie viele Jahre dauert es bei diesem Tempo, bis eine gewünschte Fläche von 40.000 ha bebaut wird ?
      Die Schlußrechnung für Biorübe lautet ähnlich.

      Und sagen sie bitte nicht es liegt am Geld oder am Willen. Es liegt hier an den völlig unrealistischen Vorstellungen der Vorschläger, die selbst nichts beitragen, um neue Möglichkeiten erproben oder nutzen zu lassen.

    • Jochen Böhrer sagt

      Herr Niemann. Schicken Sie den Dr. Mandl mal da runter. Er soll es diesen Menswchen ins Gesicht sagen: “Hört endlich auf, mit dem massiven Anwenden von Insektiziden in der freien Natur, unser ganzes Ökosystem und somit unser aller Lebensgrundlage zu ruinieren!”
      https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/heuschreckenschwaerme-nahost-staaten-kaempfen-gegen-biblische-plage/24023342.html

      Was Pilzerkrankungen bei Kartoffeln und Reben betrifft: Es wird sehr schnell wieder ein Jahr kommen, bei dem die Bios um die Zulassung von “Kaliumphosphonat” betteln werden.

      https://www.salonkolumnisten.com/zwei-klassen-chemie/

  8. Mark sagt

    “In einer Welt der (über)vollen Regale sind solche Gedanken, oder die Möglichkeit, dass es überhaupt Versorgungskrisen geben könnte, völlig aus dem Radar der Wahrnehmung entschwunden.” So paradox es klingen mag, genau darin liegt der Nährboden für die Stimmungsmache gegen die Landwirtschaft.

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