Bauer Willi
Kommentare 33

Un-Statistik des Monats August 2019

Der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Bochumer Ökonom Thomas Bauer und der Dortmunder Statistiker Walter Krämer haben im Jahr 2012 die Aktion „Unstatistik des Monats“ ins Leben gerufen. Sie hinterfragen jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Die Aktion will so dazu beitragen, mit Daten und Fakten vernünftig umzugehen, in Zahlen gefasste Abbilder der Wirklichkeit korrekt zu interpretieren und eine immer komplexere Welt und Umwelt sinnvoller zu beschreiben.

Jetzt hat es auch der Nitrat-Meßstellenvergleich in diese Hitliste der unsinnigen Statistiken geschafft.

http://en.rwi-essen.de/unstatistik/94/

Ich hatte darüber – mit Unterstützung von Georg Keckl – darüber berichtet. Darüber sind wir beide schon ein wenig stolz. Zeigt es doch, dass es noch seriöse Wissenschaftler gibt.

Übrigens haben rp-online und der Hessische Rundfunk inzwischen eine Richtigstellung gebracht.

In eigener Sache: Ich war am Sonntag und Montag zu einem Termin in Berlin und deshalb hat es mit dem Freischalten etwas gedauert.

Nitrat: wer einmal lügt…

 

 

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33 Kommentare

  1. Friedrich sagt

    “Traue keiner Statistik , die du nicht selbst gefälscht hast”. So sagte es schon Konrad Adenauer. Deshalb ist es heute, in dieser Fakezeit , um so wichtiger , daß aufrechte Menschen sich um mehr Ehrlichkeit bemühen und das Öffentlich machen. Deshalb an alle , die diese Lügen aufdecken , ein ganz dankbares Dankeschön. Diese Menschen werden immer weniger , weil eine große masse Mensch in diesem Land immer träger wird. Wenn man in der Nacht arbeitet (Schweine verladen)und zum Himmel schaut , dann gehen die Urlaubsflieger im dreiminuten Takt in den Süden. Wenn man dann noch bedenkt , daß 8 Mill. Mitbürger davon ihren Urlaub auf Pump macht , dann fällt einem garnichts mehr ein. Da bleibt dann natürlich auch keine Zeit mehr sich um andere Dinge zu kümmern. Mit solch einer Haltung kann ein Gemeinwesen auch nur untergehen. Da sind unsere Ostdeutschen Mitbürger schon wacher und überlegen sich genau , so wie die Wahlergebnisse zeigen, wenn die politisch Verantwortlichen sich nicht kümmern , diese einmal abzuwählen. Jetzt ist das Geschrei auch groß , aber keiner will etwas ändern , sondern sucht Gleichgesindte , die auch nichts gemacht haben. Die Leute wollen Antworten und keine manipulierten Statistiken. Man kann ja einen Braunkohlentagebau schließen , aber dann muß man auch sagen , wo die Leute dann arbeiten sollen, denn nur Geld geben reicht nicht . Da muß ein realistisches Konzept her , was auch die Leute mitnimmt.

    • James Taylor sagt

      Das Zitat ist das erste Mal 1946 aufgetaucht und wurde einst faelschlicherweise Winston Churchill zugeschrieben. Das Sprichwort, und auch keine Entsprechung, gibt es in der englischen Sprache uebrigens gar nicht. Es taucht erstmals in einer Biografie ueber Winston Churchill vor etwa 40 Jahren auf.
      Adenauer ist ganz falsch. Glueckwunsch!
      Sprachwissenschaftler finden Anklaenge an diese Redewendung bei August Bebel, Benjamin Disraeli, und, dies wird Sie bei dem, was Sie da textlich absondern besonders erfreuen, in einer Ausgabe des Voelkischen Beobachters vom 02.10.1942 und vom 12.10.1942. Darin geht es um die Statistik, mit wie vielen Bomben jede Bombe beantwortet wird, und dem Nachweis, ob das stimmt. Pointe am Rande: Auch diese Statistik war falsch.

      • Der Brandenburgbauer sagt

        @James Tayler. Moin, aus meiner Sicht ist es doch unerheblich von wem dieses Zitat stammt. Die Diskussion hier bei Willi sollte sich um die Sache drehen, da sind “Nebenkriegsschauplätze” doch uninteressant. Es wird vom eigenlichen Thema abgelenkt und endet wie oftmals in der ” Rubrik” Thema verfehlt.

        • James Taylor sagt

          Niemand kann etwas dafuer, wenn Journalisten oder Politiker oder Friedrich oder wer auch immer Statistiken nicht lesen und interpretieren koennen – ausser die Bildungsminister und manche Lehrer.
          Meist reicht zum besseren Verstaendnis das Lesen der gesamten Studie – der gesamten und nicht nur eines Teils. Die Diskussion ist deshalb unsinnig, weil die Statistik an sich nichts fuer den Trottel kann, der sie nicht zu lesen imstande ist.
          Also was allein hilft? Bildung – Bildung – Bildung
          Statt zu lamentieren haette sich Friedrich die Grundzuege der Statistik aneignen koennen, dazu gibt es sogar Kurse bei Youtube, und schon waere die Welt eine bessere.

  2. James Taylor sagt

    Ich goenne jedem die Freude sich ueber eine einzelne Messung oder ueber die zu flache Recherche von Journalisten zu amuesieren. Also, noch einmal freuen, denn jetzt kommt der Pointenkiller:
    Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages hat eine Aussage ueber die Mengen getroffen, die in den Jahren 2010 und 2015 auf deutsche Felder aufgebracht wurden (https://www.bundestag.de/resource/blob/527172/843713801f63311ed38a882384584c23/WD-5-056-17-pdf-data.pdf).
    In 2010 waren es 191 Millionen Kubikmeter. In 2015 waren es 208 Millionen Kubikmeter.
    Die Sickergeschwindigkeit von Fluessigkeiten im Boden kann gemittelt mit 1m/Jahr angenommen werden.
    Sprich: In den Brunnen werden momentan die Stoffe gemessen, die vor 50-60 Jahren eingeleitet wurden.
    Preisfrage: Wurde damals so viel Guelle aufgebracht wie heute? Nein.
    Also, erfreut Euch noch an den aktuellen Werten und der schlechten Arbeit einiger Journalisten, denn das dicke Ende befindet sich erst in Tiefen von 1-30m.

    • Heinrich Steggemann sagt

      Dann sollten wir mal gemeinsam überlegen, wie wir mit den rund 80Millionen Tonnen Wirtschaftsdünger menschlichen Ursprungs umgehen und welche Änderungen wir dort im Sinne einer Kreislaufwirtschaft vornehmen wollen. Kläranlagen sind keine Düngesalzrückgewinnungsanlagen.

      • James Taylor sagt

        Naja, aus dem Urin koennte man zumindest Phosphor gewinnen, dieser Rohstoff wird uns noch vor Sand ausgehen.
        Theoretisch, denn betrachtet man all die Stoffe, die sich am Ende der Nahrungskette im Menschen befinden, und nur wenn dieser Glueck hat ausgeschieden werden, besteht kaum Hoffnung auf eine sichere Verwertung. Das ist eher Sondermuell.

        • Stadtmensch sagt

          Lieber Mr. Taylor. Es kann ja sein, dass das Internet Sie klüger und andere dümmer gemacht hat. Aber Heinrich Steggemann hat wie immer recht mit seinen Anmerkungen. Die Schwemmkanalisation ist EIN Grundübel unseres Stoffwechsels mit der Natur. Bei getrennter Erfassung und Rückführung unserer festen und flüssigen Stoffwechselendprodukte wäre eine Einsparung von mineralischem N-Dünger um 21% und Phosphor um 17% (oder andersrum – müsste ich nochmal schauen) möglich. Die nötigen Technologien sind gut erforscht. Statt dessen mischen wir unser Abwasser mit allen möglichen Schadstoffen und betreiben mit hohem Energieaufwand eine anschließende Grobreinigung, bei der viel Stickstoff veratmet oder weggespült wird und Düngesalze verloren gehen. Was derzeit leider noch unterentwickelt zu sein scheint, ist die Behandlung von Arzneimittelrückständen.

        • Dorfmensch sagt

          Sehr geehrter Herr Taylor,
          so unbegrenzt wichtig wie der Umgang mit der stark begrenzten Ressource Phosphor auch ist, im Urin ist davon leider wirklich nicht viel vorzufinden. Dieser befindet sich in der festen Form der Exkremente.
          Und Sand ist für die Existenz der Menschheit bei weitem nicht so wichtig wie Phosphor. Ohne Sand kann die Natur leben, aber ohne Phosphor nicht.
          Aber eigentlich geht es heute um Nitrat im Grundwasser. Ich empfehle jeden, der sich für diese Thema interessiert, einen Blick auf die Bewertung des deutschen Grundwassermessnetzes durch die EU und die überwiegend nicht repräsentative Auswahl der Messstellen in D. Eigentlich ist diese Situation für den investigativen Journalismus gemacht. Da kann man jede Menge Schlagzeilen produzieren, ohne den Pfad der Wahrheit zu verlassen.

          • Stadtmensch sagt

            ” Würde es gelingen, sämtlichen Urin in Deutschland separat zu sammeln und in den Nährstoffkreislauf zurückzuführen, könnten damit 17 % der synthetischen Stickstoffdünger, 21 % der Mineraldünger aus Rohphosphat und 25 % der Kalimineraldünger ersetzt werden, wie Augustin in seiner Bachelorarbeit schreibt.”

            https://www.biooekonomie-bw.de/fachbeitrag/aktuell/oe-klo-wertstoffrecycling-durch-komposttoiletten

            Also, einfach Klos umrüsten (gibts für Indoor) und Entsorgung in bestehende Abhol- und Verwertungssysteme integrieren. “Eigenverbrauch” geht auch, wenn man die Fläche hat. Wie bei GVE…

            • Bauer Willi sagt

              Genau. Kompostklo muss Vorschrift in jedem Neubau werden. Und gleichzeitig möglichst komplette Dämmung des Hauses. Die Folgen kann sich jeder leicht ausdenken… 🙂

              Warum findet man so was nicht in einem Parteiprogramm? Ich habe da so eine Partei im Auge, die das aufnehmen könnte. Aber wahrscheinlich muss die demnächst mitregieren und hält sich deshalb etwas zurück…

    • Maddin sagt

      Wo kommt das Plus an Gülle her ? Schweine gleich, Rinder -40% in den letzten 30 Jahren. Milchleistung, Haltung oder Import ? Gibt’s Antworten, Statistiken etc. ?

      • Brötchen sagt

        Manche haben von Festmist umgestellt, vielleicht sind auch gärreste mitgezählt.
        Meines Wissens gibt es dazu keine offizielle Statistik, dass sind sicher nur ganz grobe Schätzungen.

        • Der Brandenburgbauer sagt

          Moin Brötchen, etwas genauer könntest du dich bei deinen Einschätzungen doch ausdrücken.

          • Brötchen sagt

            Brandenburgbauer so genau weiss ich dass auch nicht, Du bist doch Ackerbau Spezialist. Müsst ihr jeden qm Gülle melden? Die Tierbestände müssen einmal pro Jahr gemeldet werden. Bei Tierarten mit hohem Umschlag sagt diese Zahl nur grob, wie es wirklich war. Es gibt dann noch die Schlachtstatistik und mehr ist nicht.

            • Der Brandenburgbauer sagt

              Moin mein Guter, ja es ist so.Wir mussten an unseren Güllefahzeugen eine Sofware installieren die es möglicht macht die Menge und die Inhaltsstoffe genaustens zu erfassen.

    • Arnold Krämer sagt

      Vor 50 bis 60 Jahren wurden aber auch nicht einmal halb so hohe Erträge erzielt wie heute, insbesondere in den viehstarken Regionen mit ihren leichten Böden. Und hohe Nitratwerte im Grundwasser werden auch in Regionen gemessen , in denen kein Vieh steht. Die Ursachen für das, was was man den Landwirten pauschal vorwirft, sind offensichtlich sehr vielschichtig. Wie oft muss man das eigentlich noch sagen bzw. schreiben.

      • Heinrich Steggemann sagt

        Nitrat ist ein sehr vielschichtiges Thema.
        In Breisgau Hochschwarzwald ist aktuell z. B. ein dreijähriger Praxisversuch mit wissenschaftlicher Begleitung gestartet worden, bei dem man positiven Einfluss im Sinne von niedrigeren Nitratauswaschungen durch mehr pilzliches Bodenleben erreichen will. Dort in der Nähe des Kaiserstuhl gibt es viele Sonderkulturen aber so gut wie kein Vieh. Trotzdem macht das Wasserschutzgebiet Hausen bis jetzt Probleme.
        Wir brauchen keine Dauernörgler, sondern Tüftler, die sich mit immer neuen in die Praxis umgesetzten Ideen für Verbesserungen einsetzen. Dabei wird es nicht die eine Ursache bzw. Lösung für auffällige Grundwasserbereiche geben. Objektive Berichterstattung wäre dabei sehr wichtig, damit die Zukunftstüftler nicht ihre Motivation verlieren.

  3. Derartige Recherchen werden in der heutigen Zeit immer wichtiger. Teile der Wissenschaft und der entsprechenden staatlichen Stellen verfallen zunehmend dem Ökopopulismus und arbeiten nicht mehr wissenschaftlich seriös. Ohne Korrektiv führt das Ganze in eine Katastrophe. Dank an Willi und G.Keckl.

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