Bauer Willi
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Stiller Protest -lauter Protest…und nun?

Die letzten Wochen mit dem Aufstellen der grünen Kreuze, den vielen Medienberichten und schließlich die vielen lauten Proteste in Deutschlands Städten: das hatte schon was Besonderes. Selten war die Solidarität unter Landwirten so groß.

Bleibt die Frage, was von alledem beim Mitbürger hängengeblieben ist? Was man so hört , fand er im Großen und Ganzen die Demonstrationen wohl in Ordnung. Von den Medien wurde jedoch vielfach die Botschaft gesendet “dass die Bauern gegen das Agrarpaket der Bundesregierung demonstrieren, in dem mehr Naturschutz, weniger Dünger und weniger Pestizide gefordert wird.”  Wenn die Botschaft, dass die Bauern gegen Naturschutz  und für Kunstdünger und Pestizide protestieren, hängengeblieben sein sollte, wäre das fatal. Übrigens hat der WDR bei den Bürgern nachgefragt, ob sie die Bauernproteste für berechtigt halten. Hier die Antworten. Von den Nöten und Ängsten der Bauern spricht da kaum einer.

https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/tagesgespraech/tg-zweiundzwanzigster-oktober-104.html

Jetzt ist die Demo vorbei. Man wird sich noch eine Weile an den Berichten und Videos erfreuen und an dem tollen Gefühl der Zusammenhörigkeit. Es wurde viel auf die Parteien geschimpft, besonders auf die CDU und überhaupt auf “die Politik”. Andere Parteien haben die Situation für taktische Spielchen genutzt, mit dem Ziel, die Regierung vorzuführen. Geschimpft wurde auch auf die Bauernverbände und deren Tatenlosigkeit. Schnell wurden, wie so oft, Aufrufe zum Austritt laut. Als ob das etwas ändern würde.

Doch jetzt  kommt wieder der Alltag und damit die Frage: Was nun? Was kommt jetzt? Es scheint eine gewisse Katerstimmung, eine gewisse Ratlosigkeit aufzukommen, weil bisher in der Sache nicht viel erreicht wurde. Und aus den Medien sind die Demos auch schon wieder verschwunden. Also jetzt wieder zur Trecker-Demo aufrufen? Aus welchem Grund?

  • Was soll erreicht werden?

Was das Agrarpaket angeht (übrigens der Auslöser für die grünen Kreuze) wäre der sinnvollste Weg, wenn das gesamte Papier vorerst “auf Eis” gelegt würde. Wenn aber niemand diese Forderung stellt, wird es niemand tun. Wenn es also gewünscht ist, muss es laut und deutlich an den entscheidenden Stellen artikuliert werden. Schriftlich. Während dieser Denkpause sollten alle überlegen, wie man das angestrebte Ziel am besten erreicht.

Vom Ansatz her ist das Agrarpaket in der jetzigen Form nicht erfolgversprechend, weil es nicht auf Kooperation sondern auf Ordnungsrecht aufgebaut ist. Den Kooperationsgedanken, für den es gerade in der Landwirtschaft zahlreiche und gut funktionierende Beispiele gibt, gilt es in Politik und Gesellschaft zu tragen. Dazu enthält das Insektenschutz-Programm auch einige fachliche Schwächen. Ein Beispiel: der Insektenvielfalt mangelt es vor allem an sogenannten “unordentlichen Flächen”, wie sie zum Beispiel auf Truppenübungsplätzen vorzufinden sind. Wir Bauern können ganz spezifische Habitate je nach Art anlegen, sofern uns die Naturschützer sagen können, was sie wünschen. Wir können der Politik also sinnvolle und nachvollziehbare Alternativen zum derzeitigen Papier vorlegen. Und ganz wichtig: es muss eine Erfolgskontrolle geben. Wie die allerdings wissenschaftlich sauber erfolgen soll, ist mir nicht klar, weil ja in den meisten Fällen die Ausgangsbasis fehlt. Gut, die soll jetzt in einem Monitoring festgestellt werden. Wobei die Reihenfolge ja eigentlich unlogisch ist: wie will ich die richtigen Maßnahmen ergreifen, wenn ich nicht weiß, wie die Sachlage ist?

Klar hingegen dürfte sein, dass alle erforderliche Maßnahmen nicht ohne finanziellen Ausgleich gemacht werden können. Wer bestellt, bezahlt.

  • #grüneAgrarpakete

Somit beginnt jetzt die eigentliche Arbeit. Wenn am Agrarpaket noch etwas verändert werden soll, geht es darum, die Abgeordneten aller Parteien, zu informieren, welche konkreten Auswirkungen es für die Bauern hat. Wer in einer Partei für die Themen Rente oder Bildung zuständig ist, wird sich mit dem Agrarpaket kaum befasst haben. Aber er stimmt mit ab. Deshalb hier noch einmal die Aufforderung, #grüneAgrarpakete zu verschicken und die Abgeordneten aller Parteien zu einer persönlichen Stellungnahme zu veranlassen.

  • Was wird aus dem Insektenschutzprogramm?

Zum speziellen Thema Insektenschutzprogramm sind bisher noch keine entsprechenden Gesetzesentwürfe vorgelegt worden, über die abgestimmt werden könnte. Deshalb kann dort jetzt Einfluss genommen werden auf das, was einmal Gesetz werden soll. Über die Gesetzesentwürfe muss dann im Bundestag abgestimmt werden. Wenn diese in der ersten Lesung zu einer Mehrheit führen, sind sie als Gesetz verabschiedet. Wenn nicht, wird es in die Ausschüsse verwiesen und nach Änderung erneut zur Abstimmung gestellt. Übrigens: für die Gesetzesentwürfe zeichnet hier das Bundesumweltministerium mit Svenja Schulze verantwortlich. Vielleicht schickt man ihr ja ein #grünesAgrarpaket. Bisher hat sich das BMU ja mit Äußerungen sehr zurückgehalten und Kontakte zu Landwirten scheint es auch noch nicht gegeben zu haben.

Sollten die entsprechenden Maßnahmen tatsächlich von uns Landwirten so umgesetzt werden müssen, wie sie derzeit im Entwurf stehen, so ist klar, dass die entsprechenden Eingriffe auch finanziell ausgeglichen werden. Die bisher angekündigten 75 Mio. € dürfen bei weitem zu wenig sein. Landwirtschaftlich nicht mehr nutzbare Gewässerrandstreifen, ein Verbot von Herbiziden und bestimmten Insektiziden (welche das sind, ist noch nicht klar) in FFH-Gebieten, je nach Bundesland eventuell auch in Vogelschutzgebieten, werden für den traditionellen Ackerbau faktisch nicht mehr nutzbar. Auch fehlt es an dem angekündigten Diversifikations-Katalog, der rechtlich auf tönernen Füssen steht. Insgesamt gilt es, von Seiten der Landwirtschaft seriöse Kalkulationen aufzustellen, um als ernsthafter Gesprächspartner wahrgenommen zu werden.

  • Mercosur, Düngeverordnung, GAP, Wolf, Tierwohl, JGS…

Neben dem Agrarpaket ist noch eine ganze Reihe anderer Baustellen zu bearbeiten. An manchen wird tatsächlich gearbeitet, an anderen hat man lediglich ein paar Warnleuchten aufgestellt, ohne dass man einen Fortschritt feststellen könnte. Dass in Zeiten, in denen für die deutsche Landwirtschaft immer höhere Vorschriften in Sachen Umwelt- und Artenschutz diskutiert werden, ausgerechnet ein Freihandelsabkommen mit Südamerika auf den Weg gebracht wird, ist nicht mehr zu vermitteln. Der Zielkonflikt von mehr Weidehaltung und Wolfsschutz bleibt ebenfalls ungeklärt. Und dann ist da noch Ferkelkastration, Anbindehaltung und Kükenschreddern. Was davon ist zufriedenstellend gelöst? Wo haben die Bauern Planungssicherheit?

  • Gesprächsrunden, Runder Tisch, Gesellschaftsvertrag…

Es soll in den kommenden Wochen zu Gesprächsrunden zwischen den Beteiligen kommen. Zum einen will die Politik diese organisieren (Merkel, Klöckner)  zum anderen wollen diverse Basis-Bewegungen zu solchen Terminen einladen. Dazu bedarf es in allen Fällen einer Agenda. Was sollen die Themen sein? Wer sitzt in der Runde? Wer moderiert? Was soll als Ergebnis erreicht werden? Wie wird sichergestellt, dass die Ergebnisse auch umgesetzt werden?  Und was passiert eigentlich, wenn ein gewünschter Gesprächsteilnehmer überhaupt nicht kommen will? Oder vorzeitig den runden Tisch verlässt?

Um ein vernünftiges und ergebnisorientiertes Gespräch zustande zu bringen bedarf es einer sorgfältigen Vorbereitung. Es bedarf auch Personen und Persönlichkeiten, die nicht vorschnell urteilen, um ihre Aussagen schon kurze Zeit später wieder revidieren zu müssen. Die Menschen, die für die Landwirtschaft sprechen, müssen Zeit, fachliche Expertise, rhetorische Fähigkeiten, Verhandlungsgeschick und Kompromissbereitschaft mitbringen um solche Gespräche erfolgreich zu führen. Und sie müssen wissen, dass die Bauern, die sie vertreten, hinter ihnen stehen und dass sie deren Verhandlungsvollmacht haben. So schnell, wie sich eine Gruppe gebildet hat, so schnell kann sie auch wieder verschwunden sein.

Wie gesagt, jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Es bleibt abzuwarten, wie viele sich daran beteiligen.

 

 

 

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175 Kommentare

  1. firedragon sagt

    Guten Morgen Deutschland,

    Stiller Protest – lauter Protest und nun…

    Auf, auf zum Schloß!

    Wo, wenn nicht in der “Wiege der Deutschen Demokratie”, lässt sich ein Dialog führen?

    Ich wünsche Euch gutes Gelingen.

  2. Arnold Krämer sagt

    Sehr geehrter Herr Suhr!
    Sie waren diesmal wieder sehr eifrig mit Ihren Kommentaren unterwegs und schreiben in dem vorletzten:

    “Viele Akteure in der Landwirtschaft suchen den Dialog nur, um ihre Meinung den anderen aufzusetzen. Das ist kein Dialog, sondern Monolog”.

    Frage: Was machen Sie anders oder besser?
    Sie wollen als Vorstandsmitglied der Linken im Kreisverband Oldenburg-Land politische Macht und die Welt in Ihrem Sinne retten, die Landwirte ihren Beruf oder Hof erhalten.

  3. Karl Timme sagt

    “Die Menschen, die für die Landwirtschaft sprechen, müssen Zeit, fachliche Expertise, rhetorische Fähigkeiten, Verhandlungsgeschick und Kompromissbereitschaft mitbringen um solche Gespräche erfolgreich zu führen. Und sie müssen wissen, dass die Bauern, die sie vertreten, hinter ihnen stehen und dass sie deren Verhandlungsvollmacht haben. So schnell, wie sich eine Gruppe gebildet hat, so schnell kann sie auch wieder verschwunden sein.”
    Leider sieht es so aus als wenn der Erfolg und das daraus weitere Vorgehen nicht einheitlich gesehen wird. Hier eine Analyse eines Orgateammitglieds:
    Tausende Trecker in Berlin – die nächste Demo?
    Wir haben alle noch die sehr beeindruckenden Bilder von friedlich demonstrierenden Bauern vor den Augen. Auch ich hätte dies nie für möglich gehalten, weil mir die Erfahrungen und Bilder vom Milchstreik noch zu präsent waren. Alles super?
    Wohl kaum!
    Die Emotionen und Erwartungen der Bauern sind nicht mit den erwarteten Ergebnissen durch die Politik belohnt worden, was die Lage nicht gerade beruhigt hat. Der extreme Frust, der durch die “Land schafft Verbindung“ Bewegung geradezu bestätigt und geweckt wurde, wird nun für die Bewegung selber zum Problem. Die geweckten Hoffnungen auf eine schnelle Lösung werden für die Bewegung und ihre “Organisten“ zu einer sie selbst überfordernden Aufgabe.
    Häufig sehr junge und unerfahrene Leiter der einzelnen Teams überwachen ein Schwimmbecken, ohne selber einen Schwimmkurs gemacht zu haben.
    Durch die fehlenden demokratischen Strukturen gibt es in der Ausrichtung und Programmatik der Bewegung keine klare Linie, die nun mehr den je erforderlich gewesen wäre, um diese unkontrollierten und unabhängigen Einzelgruppen, die alle durch anarchische Strukturen geführt werden, zu steuern und zu lenken.
    Diese sehr undurchsichtige Lage wird durch die Aufspaltung des “Hauptorga Teams“ nicht gerade besser.
    Auch wenn sich große Teile zu den benötigten Strukturen des Bauerverbandes eindeutig bekennen und der AfD deutlich abschwören, ist es sehr erschreckend und beängstigend, wie zum Teil in den WhatsApp Gruppen der AfD Sieg in Thüringen gefeiert und der DBV als Unheil allen Übels dargestellt wird. Viele Kommentare und Videobotschaften machen auf mich einen sehr befremdlichen Eindruck.
    Unter normalen Bedingungen, ohne den Tunnelblick, würde sich der ein oder andere erschrecken und wundern über das Verhalten seiner nächsten Bekannten.
    Für mich ist es schon erstaunlich, dass einige Bauern auf einmal viel Zeit haben, sich ehrenamtlich für eine gemeinsame Idee zu begeistern, und dass die Arbeit auf dem Betrieb nicht mehr im Vordergrund steht, wo sie doch sonst immer dieses als ersten Vorwand bzw. Entschuldigung hatten, wenn es um ihren persönlichen Einsatz für die Allgemeinheit bzw. den Berufsstand ging.
    Warum nutzen wir diese neue Energie nicht, um die Strukturen und die Bedeutung des Bauernverbandes zu stärken und mit neuem Schwung zu versehen?
    Gerade die demokratischen Grundsätze des Verbandes und sein hauptamtlicher Apparat machen ihn auch jetzt und in Zukunft zu einem verlässlichen Ansprechpartner für zum Beispiel die Politik.
    Eine Bewegung ohne demokratische Legimitation wird keine stabile Basis bilden können, um auf Dauer ernst genommen zu werden. Durch Wahlen schafft man Klarheit und Verlässlichkeit und beugt einer “Selbstzerstörung“ bzw. Ideologisierung vor.
    Für mich ist sehr wichtig, dass wenn ich einer Idee bzw. Gruppe folge, dass ich weiß wer der Fahnenträger ist und welche Ideale dieser verkörpert.
    Solange dies nicht klar ist, werde ich auch an der nächsten Demo nicht teilnehmen!

    • Karl Timme sagt

      Hier eine weitere Analyse eines Mitglieds aus dem Hauptorgateam, beides zusammen stellt den Augenblicklichen Konflikt dar, auf der einen Seite die Einbindung von Verbänden und Politik, auf der anderen Seite die Bewahrung der absoluten Unabhängigkeit und damit der Verzicht auf Professionalität:

      Ich habe am 01.10.2019 die Entscheidung getroffen, dass ich mich einsetzen möchte. Für meinen Mann, meine Kinder, für unseren Berufsstand.

      Und durfte erleben, wie diese Idee bei vielen dankbar aufgenommen wurde. Von Anfang an war die Bewegung vollkommen verbandsneutral aufgestellt. Schnell wurde die Gruppe größer, ich war auf meinem Weg nicht mehr alleine. Es fanden sich Mitstreiter, auf deren Schultern man dieses Projekt gemeinsam verteilen konnte. Der Zeitaufwand, dass wissen wir alle, der Druck der entstandt, war enorm und forderte dann auch seinen Tribut. Menschen schieden aus gesundheitlichen Gründen aus, oder sie waren dem Druck nicht gewachsen, zwei zogen sich zurück, weil sie im Verband tätig waren und uns das angekreidet wurde, von zweien haben wir uns getrennt, weil ihre Ansichten nicht klar zu erkennen waren. Wir haben auch versucht, neue Mitstreiter zu gewinnen, die aber auch wieder gegangen sind, weil es ihnen nicht möglich war, sich in dieses intuitive Chaos hineinzufinden. Man wurde langsam schon etwas paranoid.
      So waren wir am Sonntag vor der Demo nur noch ein Team von sechs Menschen, die es in einer Nacht und Nebelaktion geschafft haben, diese Veranstaltung friedlich über die Bühne gehen zu lassen, obwohl andere Kräfte uns in eine andere Richtung manövrieren wollten.

      Wir alle GEMEINSAM haben hier etwas Unglaubliches auf die Beine gestellt. Menschen haben GEMEINSAM, vollkommen verbandsneutral, eine Veranstaltung auf die Füße gestellt, die es so in unserer jüngsten Geschichte nicht gab. Jeden Tag in den Vorbereitungen könnte man spüren, was für eine positive Energie sich da entwickelte. Sicher sind Fehler passiert. Wir haben vollkommen auf den Rat von Profis verzichtet, die sich ständig darüber die Haare gerauft haben. Aber die intuitive Umsetzung der Bewegung war der richtige Weg, um sie zum Erfolg zu bringen. Und dafür war ich, waren wir alle, unglaublich dankbar. Und sind es heute noch.

      Wir haben alle GEMEINSAM an diesem Tag gezeigt, dass man mit uns rechnen muss.

      Heute sitze ich in meiner Küche und frage mich, warum ich das gemacht habe. Und ich kann die Frage immer noch so beantworten, wie am 01.10.2019. Für meinen Mann, meine Kinder und für alle Berufskollegen, die durch die Politik und ihre Berufsvertretungen nicht wirklich mehr wahrgenommen werden.

      Wir haben nur diese eine Chance. Wenn wir uns wieder den Verbänden zuwenden, wird sich nichts ändern. Wir müssen das Selbstvertrauen in uns selbst, was die letzten Wochen entstanden ist, weiter pflegen und dürfen uns nicht von irgendwelchen Menschen wieder in die Hände der Verbände treiben lassen.
      Bei uns ist jeder Landwirt willkommen, der GEMEINSAM uns Bauern eine Stimme geben will. Vollkommen verbandsneutral mit einer klaren Zielrichtung. Wir sind kein Stimmvieh, sondern Menschen, die mit Leidenschaft ihrer Berufung folgen. Und das auch weiterhin für unsere Nachkommen erhalten wollen. Auf einem neuen, anderen Weg. Der Fehler macht, aber daran wächst. Und der eine Kommunikation in Gang gesetzt hat, die ihresgleichen in der Gesellschaft sucht.

      Gehen wir diesen steinigen Weg weiter und sorgen wir dafür, dass wir alle GEMEINSAM unserem Berufsstand seinen Platz in der Gesellschaft wiedergeben.

      Nutzen wir diese eine Chance. Für unseren Berufsstand in der Mitte der Gesellschaft. Mehr Chancen werden wir nicht bekommen.

      • Reinhard Seevers sagt

        Es wird wohl kein Weg um eine irgendwie geartete Kombination von “neuer” Bewegung und althergebrachter Standesvertretung, zu erreich. Der BV muss sich neu aufstellen und aufstellen lassen. Ich sehe keine Chance ohne das Wissen und die Netzwerke des BV und deren Vertreter und ohne den drive der jetzigen Bewegung.

      • Lieber Karl Timme,
        ich kenne Dich nicht, ich weiß auch nicht, welche Intension deine beiden Postings haben. Die bringen aber einiges durcheinander.
        So wäre es gut gewesen, wenn die zitierten Personen auch namentlich genannt werden würden. Im Posting 1 ist das Amos Venema gewesen. Und der ist bisher noch NIE im Hauptorgateam gewesen.
        Im zweiten Posting wird Maike Schulz-Broers zitiert. Sie hat die Facebookgruppe “Land schafft Verbindung” Anfang Oktober gegründet.

      • Bauer Willi sagt

        @Karl Timme
        es ist hier auf dem Blog üblich, Zitate von Dritten kenntlich zu machen. Und ansonsten interessiert uns auch die eigene Meinung….

        • Karl Timme sagt

          Ok, die Namen wurden von Bernhard Barkmann genannt. Die eigene Meinung hierzu ist zwiespältig. Beide Positionen passen in mein Meinungsbild. Ich selber habe mein Lebenlang darauf geachtet während meiner Ehrenamtlichen Tätigkeit keine Partei-politische Meinung nach Außen zu vertreten. So bin ich den auch seit 1991 als Vertreter der Gemeinde in einem Unterhaltungsverband tätig und das bei wechselnden Parteipolitischen Mehrheiten, gewählt vom Gemeinderat wegen meinem Sachverstand. Auf Landesebene in der Landberatung tätig. 20 Jahre Vorsitzender eines Beratungsrings. Und eine Reihe weiterer Ehrenämter. In einigen Kommentaren wurde die Verbändelung des Bauernverband mit der CDU schon mehrfach angesprochen. Der Bauernverband bemüht sich seit einigen Jahren um Nachwuchs, beziehungsweise um mehr Atraktivität für die Jugend, aber auch hier wieder, wer hier vorankommen will sollte das richtige Parteibuch haben, zumindest in dem Dunstkreis in dem ich mich Bewege (habe auch auf der Tarmstedtausstellung an Eröffnungstagen Standdienst gemacht). Und hier ist Maike Schulz-Boers in Ihrer Art gut bei der Jugend gelandet.

    • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

      Nicht jeder, der die Verbandspolitik unserer “einen Bauernstimme” in den vergangenen Dekaden als mitursächlich für unsere derzeitige Bauernmisere sieht, ist der AfD zugetan.

      Damit liegen Sie, hochverehrter Herr Timme – und damit befinden Sie sich in bester Gesellschaft mit unserem hochverehrten Bauernprovokateur Jost Maurin- mal soeben grandios daneben.

      Bevor man nicht ansatzweise gewillt zu sein scheint, in der Herangehensweise zunächst einmal eine grundehrliche Analyse vornanzustellen, wird’s wohl mehr als schwierig bis unmöglich mit einheitlich gestrickten Lösungsansätzen. – Leider!

      • Karl Timme sagt

        Mich mit Herrn Jost Maurin zu vergleichen ist eine Provokation in sich.
        Aber mich in die Ecke der AfD zu verorten ist eine Frechheit. Wenn hier bemängelt wird das ich zu den beiden Zitaten keine Meinung kunnt getan habe frage ich mich wie sie dann zu dieser Analyse kommen.

  4. Günter Reichard sagt

    Nachhaltiger Protest braucht einen langen Atem und Kontinuität.
    Erst wenn Verantwortliche und Politiker merken, dass es nicht mehr so einfach ist,
    Betroffene einfach zu ignorieren, kommt Bewegung in das Ganze.
    Dabei besteht die Gefahr, dass sich der Protest der einzelnen Gruppierungen
    auseinanderläuft. Darauf spekulieren die Verantwortlichen und Politiker.
    Es bleibt zu hoffen, dass der Protest weitergeht.
    Schönen Feiertag und viele Grüße aus Südtirol

  5. Reinhard Seevers sagt

    Wie die Politik auf die Öffentlichkeit einwirkt und beeinflusst hab ich mal angefügt (aus einem Antwortschreiben an einen “Andersdenkenden”):

    Es geht noch dämlicher. In der neuen ZEIT lag eine Beilage von Projekt 17GbR (“seventeen goals”). Darin ein Interview mit Prof. Dr. Günther Bachmann, Generalsekretär des Nachhaltigkeitsrates der Bundesregierung.

    Im Interview wird er gefragt: “2001 wurde der Nachhaltigkeitsrat unter der rot-grünen Regierung Schröder ins Leben gerufen. Was hat sich in Deutschland durch die Arbeit des Rates verändert?”

    Bachmann: “Laut einer Umfrage können heute 84% der Deutschen etwas mit dem Begriff Nachhaltigkeit anfangen, 2001 waren dies gerade einmal 13%. Das geht natürlich nicht alles auf uns zurück, aber wir konnten so manche gesellschaftliche Veränderung anschieben: durch Ermutigung, Zuspruch, viele eigene Initiativen und indem wir Ziele vorschlagen. Sie müssen wichtig und spannungsreich sein und die Menschen müssen sich konkret etwas darunter vorstellen können. Ein Beispiel ist der Ökolandbau. Das damals von uns aufgestellte Ziel lautete 20 Prozent ökologisch bebaute Fläche. Da haben alle gesagt:” Das ist doch verrückt, total illusionär.” Aber heute gibt es einen regelrechten Run: Immer mehr Landwirte wollen in den Ökolandbau, weil man damit Geld verdient und zu den Guten gehört. Die Supermärkte haben ebenfalls reagiert. Das ist eine Entwicklung, die vor 20Jahren keiner für möglich gehalten hätte.”

    Da kann man doch sehr schön erkennen, wie man den Bürger für blöd verkaufen kann und sich als Politiker noch als Heilsbringer darstellen kann. Der Ökolandbau hat sich seit 1996 von 4% auf in 2019 gerade einmal 9,1% erhöht. Also in gut 20Jahren auch unter größter Zuhilfenahme der Denunzierung und Herabwürdigung, der Hetze und der Verleumdung durch Medien, Politik und NGOs ist es immer noch nicht gelungen, dieses Volk so umzuerziehen, dass die versprochenen Fakten eintreffen. Nun wird das Ordnungsrecht bemüht und die letzten konventionellen Bauern gezwungen, ohne höhere Preise, ohne Ausgleich für die Leistungen, ohne Anerkennung, diese hehren Ziele evtl. doch noch zu erreichen.

    Und nun wundern sich die Menschen, dass sich Bauern wehren? Das ist schon skurril. Wo ist der Rest des gesellschaftlichen Handelns?

    1% der Bevölkerung soll den Rest ernähren und die Kosten für alle Ökoforderungen tragen und auch noch die Wange hinhalten damit man sie erneut schlagen kann?

  6. Obstbäuerin sagt

    Hallo Bauer Willi, die Nutzer werden nicht weitergezählt und werden erst aktualisiert, wenn der nächste Beitrag eingestellt wird. Auf der Hauptseite stehen bei mir noch 23 Kommentare zu diesem Beitrag.

    • Reinhard Seevers sagt

      Die Anzeigen der Kommentare auf der Hauptseite stimmen nicht mit denen auf den Betreffseiten überein. Die Hauptseite steht still, wie es scheint.

  7. Obstbäuerin sagt

    Liegt der Fehler an meinem Computer oder funktioniert das Programm zur Zeit nicht richtig?

    • Reinhard Seevers sagt

      Scheint ein wenig durcheinander zu sein….”Neue Kommentare” wechseln ständig.
      Ein Angriff der “Clown”-Krieger? 🙁

  8. Der Brandenburgbauer sagt

    Moin. meine Meinung zur Demo und zu den Verbänden. Viele streiten jetzt darüber ,ob Verbände überhaupt noch gebraucht werden. Doch, die Arbeit der Bauernverbände in der Fläche und die Mitwirkung ihrer Experten bei Gesetzgebungen sind lebenenswichtig. Sie kann keine noch so große Demo ersetzen. Aber :: Verbandsarbeit hat sich offenbar teilweise
    weit von der Basis entfernt. Auch hier ist mehr neues Denken nötig.

  9. Elisabeth Ertl sagt

    Soeben im Postfach Infos vom Schafzuchtverband gefunden:
    Lämmer, die nicht mit 4 Monaten 45 kg haben, sind kaum noch absetzbar. Der Kunde kauft sie nicht, daher nimmt der Handel sie nicht.
    Empfehlung an die Bauern, um nicht pleite zu gehen: nur noch hochgezüchtete Fleischrassen verwenden, Mütter schlachten, sobald die Leistung nachlässt, Futter nur von Intensivgrünland plus Kraftfutter (Getreide vom Acker) Gilt für Bio genauso wie für Konvi.
    Ich als Hobbyzüchterin werd mich daran nicht halten: Ich züchte zuerst auf Robustheit, Sportlichkeit und Futtergenügsamkeit, und erst dann auf Fleischigkeit. Aber ich hab gut reden: Ich leb von der Pension und von dem, was mein Mann verdient. Wir schlachten entweder für uns oder für Freunde und Bekannte, denen das Fleisch besser schmeckt als das, was der Markt liefert. Aber was soll jemand tun, der von dem Geschäft leben muss?

    • Elisabeth Ertl sagt

      Intensivgrünland, das ist diese Wiese mit den 10 bis 20 Pflanzenarten. Auf meiner Wiese wachsen ungefähr 90 Arten.

        • Elisabeth Ertl sagt

          Shropshire sind zwar eine englische Rasse 🙂
          Aber ich bin trotzdem davon überzeugt, dass Schafe immer noch primär dazu da sind, aus kargen Landschaften einen landwirtschaftlichen Nutzen zu ziehen, und nicht zu Schweinen umgezüchtet zu werden.

  10. Dieter sagt

    Es gibt Zeitgenossen, denen sind ihre Grundrechte egal, solange das Kilo Grillfleisch nicht mehr kostet als eine Sechserpackung Leichtbier.
    Das aber sind genau jene Konsumenten, die sich in unserer Konsumwelt bewegen wie die Affen im Zoo. Was aber ist mit den Warnungen der Presse vor giftigen Rückständen im Blumenkohl, vor Hormonen in Hähnchen, vor den Mastmethoden der Bauern und ihren Missbrauch von Insektiziden?
    Unsere Medien informieren immer wieder über die Skrupellosigkeit unsere Nahrungsmittelindustrie. Es gibt ausführliche Fernsehbeiträge, Tageszeitungen bringen seitenlange Enthüllungen, wie die großen Konzerne Milliarden verdienen, in dem sie unser Essen denaturieren.
    Der Koch

    • Schmeckt gut sagt

      Was wollen sie uns damit sagen? Dass wir deutschen Bauern skrupellose Vergifter und “Sünder” sind? Danke für diesen wirklich wertvollen Beitrag. Da unser Betrieb einen sehr weit von ihrem Weltbild entfernten Anspruch hat, fühle ich mich überhaupt nicht angesprochen. Ich denke, dies gilt für 99,9% der deutschen LW. Schwarze Schafe gibt es überall und meistens sind es die, die am lautesten schreien 😉 . Im Gaststättenbereich gibt es anscheinend keine Probleme??? Ich denke die Lebensmittelüberwachung gibt Zahlen heraus, die eine andere Sprache sprechen und eher der Landwirtschaft ein ordentliches Zeugnis ausstellen. Was Lebensmittelverarbeiter mit unseren hochwertigen Erzeugnissen machen, liegt leider meistens nicht in unserer Hand. Und kommen sie jetzt nicht damit, dass wir uns in Konzernentscheidungen einmischen sollen. Wir haben genug mit der Abarbeitung einer ganzen Reihe von Menschheitsproblemen zu tun: Klimawandel, Hunger, Migration, Vergiftung durch Pestizide, Überdüngung, Überschwemmung der Entwicklungsländer mit LM zu Dumpingpreisen, Abbrennen der Regenwälder und ….Weltfrieden. Habe mit Sicherheit noch etwas vergessen 😉 , 😉

    • Obstbäuerin sagt

      Ich empfehle Ihnen einen Film. Er heißt: Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber.

    • Arnold Krämer sagt

      Das Problem ist die permanente und massive mediale Skandalisierung von Erscheinungen, die teilweise etwas mit gesetzlichen Rahmenbedingungen, überwiegend aber mit dem individuellen, wie auch immer motivierten oder erklärbaren (Dummheit, Gedankenlosigkeit, Gier) Fehlverhalten Einzelner zu tun hat. Die sehr große Masse der korrekt arbeitenden Menschen in der Landwirtschaft fühlt sich nach jahrelangem “Beschuss” sowie darauf aufbauenden politischen Entscheidungen dermaßen in die Enge getrieben, dass sie ziemlich geschlossen am 22.10. in einer Form protestiert hat, die man ihr aufgrund wirklich unterschiedlichster Interessen und betrieblicher Ausgangslagen nicht zugetraut hat. Das ist aber nur ein Anfang. Ich denke, dass die jungen Landwirte die nächsten Monate weiter nutzen werden, um sich Gehör zu verschaffen. Bei der Formulierung von gemeinsamen Zielen werden sie sich aber sehr schwer tun, weil die Heterogenität von Interessen und Problemlagen extrem wie in keinem anderen Wirtschaftssektor ist.
      Und werfen Sie bitte, bitte Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft nicht in einen Topf.

    • fingerphilosoph sagt

      Und wie ist es mit der Skrupellosigkeit der Köche?
      Diese Köche, die mit der Denaturierung des Essens ihr Geld machen.
      Was ist denn Kochen, Braten, Garen, Schmoren anderes als Denaturierung?
      Da werden gnadenlos Proteinstrukturen zerbrochen, Vitamin C zerstört, antioxidative Substanzen gehen verloren, neue Molekülverbindungen bilden sich, Aromastoffe werden abgespalten und
      ganz, ganz schlimm, entstehen beim Braten doch Toxine wie bspw. Maillard-Verbindungen.

        • fingerphilosoph sagt

          Genau! Deshalb werden wir auch immer älter und immer mehr Menschen auf der Welt. Die Köche sind schuld. Und die Landwirte. 🙂

    • genau,
      das muß unbedingt mal erwähnt werden:

      “wie die großen Konzerne Milliarden verdienen, in dem sie unser Essen denaturieren”.

      Und dann soll jeder mal drüber nachdenken!
      Besonders die Kritiker der Landwirtschaft!

  11. Der Brandenburgbauer sagt

    Moin, ein Bloger bei Willi hat einmal geschrieben”Wenn Du die Beiträge einmal quer liest kannst du dir eine Meinung bilden”. Das habe ich heute getan. Ich habe ja auch im Blog vorher mitgeteilt, das die letzten Beiträge von Willi nicht so meinen Vortellungen entsprachen.
    Das ist meine persönliche Meinung und das sollte auch keine Kritik an Willi,s Bemühungen sein.
    Warum habe ich diese Kommunikationsprobleme , habe ich mich selber gefragt!
    Ist es die Herkunft ” OSSI”??? Thomas Apfel, die Obstbäuerin oder Brötchen haben sich geautet und kommen super damit klar.
    Das Problem was ich heute bei Willi,s Blog sehe ist folgendes.
    Er will von uns ein Votum, das er derjenige ist, der den Berufstand in so einer Runde am besten vertritt. Diese von ihm erwartete Nachricht, kommt nicht rüber.
    Meine Meinung, ich kann auch völlig daneben liegen!!!!!!!.

    • Old Muppet sagt

      Wo liest Du denn das?
      Also dass er sich selbst inthronisieren will (schreibt man das so?)?

      • Der Brandenburgbauer sagt

        Moin, jetzt ganz entspannt und in aller Ruhe. Lies den letzten Abschnitt in seinem heutigen Blog. ” Es bedarf auch Personen und Persönlichkeiten , die nicht vorschnell urteilen, …. ! Das ist die Aufforderung die Willi möchte und ich habe damit kein Problem.

    • Arnold Krämer sagt

      Willi ist ein studierter, sogar promovierter, viehlos wirtschaftender Nebenerwerbslandwirt auf einem “Schokoladenboden” in Westdeutschland. Er repräsentiert von daher nur eine äußerst kleine Minderheit. Wie wir alle hier, hat auch er nur eine beschränkte Sicht von der komplexen Agrar- und Politikerwelt. Niemand ist in der Lage, in Agrarfragen für alle zu sprechen.
      Sein Verdienst ist, dass er einen guten, vorrangig fachlichen Austausch von Landwirten und Nichtlandwirten aus D, A und I zustande gebracht hat und ständig, (dass ist wirklich eine Leistung) mit neuen Impulsen befeuert. Dies hat ihm Zugang zu Politikern, Medienvertretern und anderen Meinungsbildnern verschafft und zwar nicht zum Nachteil sondern zum Vorteil für den Berufsstand. Die Aufmerksamkeit, vielleicht auch Aufgeschlossenheit für die Landwirtschaft insgesamt ist in den letzten Monaten nicht kleiner sondern deutlich größer geworden. Das ist sein, nicht gerade geringer Verdienst. Und bei aller Eitelkeit, von der sich niemand von uns freisprechen kann, so eitel, wie Sie vermuten, ist er nicht.

        • Arnold Krämer sagt

          Liebe Obstbäuerin, wenn Sie mich als zitierwürdig betrachten, gerne. Ich weiß aber nicht, was von dem, was ich geschrieben habe, Ihnen nicht bekannt ist oder bekannt sein könnte.

      • Der Brandenburgbauer sagt

        Moin ich habe nicht geschrieben das Willi eitel ist. Ich habe nur aus seinem Blog geschlussfolgert, erwürde diese Moderation und die Verantwortung die damit verbunden ist sehr gern übernehmen.

        • Arnold Krämer sagt

          Brandenburgbauer, die Moderation und Verantwortung für den Blog hat er doch. Und gelegentlich bezieht er dafür auch “Prügel” und “ruiniert” (ein besserer Begriff viel mir gerade nicht ein) seine Gesundheit.

    • firedragon sagt

      Brandenburgbauer,

      was wäre so schlimm daran, unter anderem von “Bauer Willi” vertreten zu werden ?
      Ganz nebenbei; er kann das auch nicht alleine.

      Es bedarf einer Delegation von Vertretern, nach Möglichkeit mit breit gefächertem Wissen über die einzelnen landwirtschaftlichen Sparten. Dazu zählt neben dem Getreideanbau auch Gemüse -, Obst- und Weinbau , Viehhaltung.

      Solch eine Delegation muss sich erst einmal zusammenfinden, Konzepte erarbeiten und die Umsetzung nicht aus den Augen verlieren. Und das alles, wie ich bereits geschrieben habe, bedarf Zeit. Irgendetwas übereillt auf die Beine zu stellen ist keine Lösung.

      Ein Leitfaden könnten allerdings die Punkte sein, die zusammen mit “Bauer Willi” ausgearbeitet wurden.

      Und es ist tatsächlich nicht zu unterschätzen, wie wichtig rhetorische Fähigkeiten, Ruhe und Standfestigkeit sind.

      Aber das hat alles Herr Dr. Kremer-Schillings schon zu bedenken gegeben !

  12. Eckehard Niemann sagt

    Aus dem heutigen Kommentar von top agrar Redakteurin Dr. Johanna Garber:

    „Land schafft Verbindung“ ruft zum Protest und ca. 100 000 Bauern gehen auf die Straße. Wahnsinn! Als vorher vier Landesbauernverbände zur Demo riefen, fanden sich nur ca. 1000 Landwirte zusammen.

    … Offensichtlich vertraut eine große Anzahl an Landwirten nicht länger darauf, dass „ihr“ Verband ihre Interessen gegenüber der Politik und der Bevölkerung vertritt. Lieber nehmen sie das Zepter selbst in die Hand.

    Und tatsächlich: So viel Interesse für die Belange der Landwirtschaft in Politik, Medien und Bevölkerung wie durch die Demos konnte der Deutsche Bauernverband (DBV) schon lange nicht mehr wecken.

    Vieles erinnert an die Milchstreiks. Der Unterschied: während sich damals speziell die Milchviehhalter nicht mehr vom Bauernverband vertreten sahen und einen eigenen Verband, den Bund Deutscher Milchviehhalter, gründeten, sind es jetzt Landwirte quer durch sämtliche Betriebstypen.

    Auffällig ist, dass vor allem jüngere Landwirte auf den Straßen waren. Wohl auch, weil die Verabredung für die Demos über Facebook lief. Aber sicher auch, weil gerade die jungen Landwirte sich vielfach nicht mehr mit dem Bauernverband identifizieren können. Die Kreisverbandstage geben da ein ähnliches Bild wie Verbandsvorstände und Präsidenten ab: In erster Linie sind es Altherrenversammlungen.

    Im vergangenen Jahr versuchte die Landjugend, dies zumindest ein wenig zu ändern. Ihre Forderung: nur noch Personen, die zum Zeitpunkt der Wahl nicht älter als 60 sind, sollen zur Wahl des DBV-Präsidiums zugelassen werden. Eine Wiederwahl soll nur noch zweimal möglich sein. Gewählt werden sollen nicht mehr nur die Präsidenten, sondern alle Mitglieder der Landesbauernverbände. Der Antrag führte erst zu viel Streit und verlief dann im Sande. Schade!

    Denn das, was der Verband dringend braucht, ist eine Verjüngungskur.Mit jüngeren und neuen Gesichtern kämen hoffentlich auch dringend benötigte frische Ideen. Ideen, wie die Zukunft der Betriebe aussehen kann und wie die Politik sie bei dem gesellschaftlich offensichtlich gewünschten Umbau unterstützen kann. An diesen Gestaltungsideen mangelt es zurzeit. …

    • Obstbäuerin sagt

      Wenn mit Gesellschaft die 20% gemeint sind, die die Bienen retten wollen und grün wählen, mindestens 20-50% Bio-Landwirtschaft fordern aber von denen auch nur 5% Bio kaufen, dann braucht es tatsächlich kreative Ideen, wie diese Diskrepanz dann bewältigt werden kann. Auf die restlichen 80% muss eh keine Rücksicht genommen werden, Herr Niemann.

      • Ich möchte an dieser Stelle eine Lanze für die AbL und die Landwirte dahinter brechen. Sie haben jüngst auch in Brake den Futtermittelumschlagplatz blockiert und flaggen vor allem „faire Erzeugerpreise“. Das ist etwas, was ich sehr wertschätze.

        Hier sieht man, wie auch eine große Agrargenossenschaft vom WWF augezeichnet wird (über 3.000ha):
        https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Landwirt-aus-Marlow-vom-WWF-geehrt,landwirt268.html

        Und der ERSTE Fall einer Klage gegen die Bundesregierung wegen Verfehlen der Klimaschutzziele ging von Landwirten aus:
        https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/berlin-gericht-verhandelt-erste-klimaklage-gegen-die-bundesregierung-a-1294145.html

        Es steckt soviel Potential im Miteinander, daß Sie nicht nur auf Verbraucherseite die Schuld suchen sollten. Sondern daraus auch politisch was machen können!

        Kämpfen Sie nicht nur für faire Preise, sondern auch für faire Löhne und würdevolle Renten! Zumal Ihre eigene Altersvorsorge als Landwirt auch mit jedem aufgegebenen Hof gefährdet ist. Die CDU in Niedersachsen (namentlich Herr Althusmann) labert was von Gesellschaftsvertrag für Landwirte – sprich Bürger sollen mitzahlen – gleichzeitig stellt der Wirtschaftsrat der CDU den Generationenvertrag als Ganzes in Frage.

        Das Konsumverhalten wird immer vom Handel und dessen gesteuert, siehe ersten Absatz nach der Überschrift hier am Beispiel ALDIs in Australien:
        https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/discounter-in-australien-wie-aldi-einen-kontinent-umkrempelt/12880730.html

        Und dagegen kann man politisch was tun, womit ich wieder bei Landwirten Zusammen mit Verbrauchern und deren NGOs bin.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Die 3 Bio Bauern lassen sich von Greenpeace an den Karren spannen.

          Diese Klage wird scheitern. Es wird kein Gesetzt gebrochen, sondern nur die selbsternannten Ziele werden nicht erreicht.

          Wer sind dann die Deppen, na ja, manche machen das und andere suchen die Frau bei “Bauer sucht Frau”.
          Und wir wundern uns, wenn wir ein negatives Image haben. 🙁

          • Sie haben Recht, die Klage wurde gerade abgewiesen:
            https://www.tagesspiegel.de/politik/greenpeace-und-oeko-bauern-scheitern-gericht-weist-klimaklage-gegen-bundesregierung-ab/25174596.html

            Begründung: Die Regierung hat die Klimaziele nicht rechtlich bindend fixiert, also kein Klagegrund. Sprich man hat den Beweis, daß es heiße Luft war von vornherein.

            Also als Landwirt mein einer NGO die Bundesregierung mal eben zu verklagen, ich glaube nicht, daß man sich da vor den Karren spannen läßt, ohne selbst damit was erreichen zu wollen. Und wenn es nur dringend benötigte mediale Aufmerksamkeit für ein wichtiges Thema ist und ein Beispiel für einen Dialog zwischen Erzeugern und Verbrauchern (NGOs).

            Sie tun den betreffenden Landwirten Unrecht, ohne sich mit diesen beschäftigt zu haben. Hier ein Artikel eines dieser Landwirte aus meiner Region:
            https://www.weser-kurier.de/region/niedersachsen_artikel,-wegen-ernteausfaellen-bauer-zieht-gegen-deutschland-vors-gericht-_arid,1868769.html

            Ein Obstbauer nebenbei.

            Das ist ein anderer dieser Landwirte:
            https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/klimawandel-in-brandenburg-familie-schwienhorst-verklagt-die-bundesregierung/23355766.html

            Wenn Greenpeace mit drinsteckt, erhöht es die Aufmerksamkeit ungemein. Vom Dialog ganz zu schweigen.

            Ich hätte nicht die Chuzpe, mal eben die Regierung zu verklagen. Da braucht man schon Größe für … oder Verzweiflung.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Herr Suhr,
              es macht keinen Sinn, eine Klage einzureichen, wenn voraus schon Klar ist, das es in die Hose geht.
              Gewinner könnte jedoch Greenpeace sein, die werden vermutlich durch diese Aktion mehr Spendeneinnahmen haben, als die Klage gekostet hat.

              Die Temperaturen, die der Obstbauer im alten Land hatte, sind bei uns normal. Die Kirschessigfliege hat sich im Oberrheingraben seit Jahren so stark ausgebreitet, dass wir ein paar in das alte Land schickten. 😉 Sonnenbrand ist bei uns seit Jahren ein Problem, das nur mit Hagelnetzen in Griff zu bekommen ist.

              Verzweiflung ist der falsche Ansatz um zu klagen, man sollte sicher sein, dass man gewinnt.

              • Klar macht es Sinn! Jetzt ist offensichtlich geworden, daß die Klimaziele der Bundesregierung nicht rechtlich binden sind oder je waren.

                Darauf kann man diese jetzt festnageln. Ist zwar nervige Salamitaktik, aber gleichzeitig hat es auch eine große symbolische Wirkung.

                Wenn ich Agrarspekulanten loswerden will, muß ich auch erst für Transparenz sorgen, um die Strohmänner von den Strippenziehern unterscheiden zu können. Es ist immer etwas komplexer, einfache Lösungen versprechen nur Populisten.

                Die Regierung muß zumindest immer merken, daß sie der Justiz Rechenschaft schuldig bleibt. Ohne Kläger keine Klage. Das ist wie Anfragen im Bundestag. Irgendwie muß man ja an handfeste Informationen kommen.

                Ich finde es richtig und wichtig und würde jetzt nachsetzen und hoffe, Organisationen wie Greenpeace werden das auch tun.

                • Obstbäuerin sagt

                  Der kleine Mann muss es, wie immer meist ungewollt bezahlen. Einmal mit Spendengeldern und schlimmer mit seinen Steuern. Der Klimawandel ist für einige wie ein Goldesel.

                • Reinhard Seevers sagt

                  Wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein……was wohl die “guten” Biobauern in ihrem vorigen Leben alles getan haben, um Schuld auf sich zu laden. Eigentlich klagen sie ja gegen sich selbst, oder gegen alle Menschen der Gesellschaft….ich nenne das Heuchelei.

          • Christian Bothe sagt

            Habe mich gerade in der Top agrar dazu positioniert und kann ehemaligen Landwirt nur beipflichten!
            Ich sage nur “dümmer geht’s nimmer”, was für eine kostenvergeudende Klage von 3 Bauern und dann noch sich bei Greenpeace anbiedern…Na ja,wenigstens waren die Ankläger mal im Fernsehen! Immerhin verursachen wir (andropogener Anteil) 1,2% des atmosphärischen CO2 und somit sind 0,00046%CO2 anthropogenen Ursprungs!!!!!Eine wirklich tolle Leistung dieser Damen und Herren Bio-bauern…

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          “”Kämpfen Sie nicht nur für faire Preise, sondern auch für faire Löhne und würdevolle Renten! Zumal Ihre eigene Altersvorsorge als Landwirt auch mit jedem aufgegebenen Hof gefährdet ist. Die CDU in Niedersachsen (namentlich Herr Althusmann) labert was von Gesellschaftsvertrag für Landwirte – sprich Bürger sollen mitzahlen – gleichzeitig stellt der Wirtschaftsrat der CDU den Generationenvertrag als Ganzes in Frage.””

          Da sprechen sie was an, was in unserer Gesellschaft in der Rentendebatte niemand interessiert.

          In der Tat war es so, dass meine Eltern in ihrer Wohnung bleiben konnten, Wasser, Abwasser und Strom ging auf den Betrieb. Glücklicherweise war mein Vater 20 Jahrelang mit guter Gesundheit ausgestattet und konnte mich tatkräftig unterstützen.

          Wir haben die ganzen Gebäude am Hals, weil wir keinen Nachfolger haben, aber durch die zu erwartende Rente meiner Frau werden wir über die Runden kommen, andere in der selben Situation haben das nicht.

          • Uff! Das Thema Rente interessiert schon viele. Doch ich glaube, wie die Altersvorsorge von Landwirten aussieht, darüber denkt in der Tat kaum einer nach. Umso wichtiger eigentlich, um jeden Hof, jede Hofnachfolge zu kämpfen! Am Ende geht es einfach nur solidarisch. Und entscheidet sich die Gesellschaft mehrheitlich – und wenn es nur durch Nichthandeln der Fall sein sollte – gegen die Landwirtschaft, dann muß auch gewährleistet sein, daß diese nicht im Alter noch auf der Straße landen 🙁

            Es ist echt frustrierend. Angefangen hat meine Auseinandersetzung damit, was ich denn selbst konsumiere. Politisch aktiv wurde ich wegen wiederholter Zeitungsartikel über gemobbte Bauernkinder.

            Und eines führt zum anderen. Ich höre Geschichten, wie Familienstrukturen auseinanderbrechen, wie das, was die Eltern mit ihrem Hof für die Kinder über Generationen aufgebaut haben, dann quasi keinen Wert mehr hat, Ihre Erfahrung kommt auch noch hinzu.

            Ich hoffe, ich finde andere Menschen auf Verbraucherseite, die dafür auch Gehör finden, bevor der Zug endgültig abgefahren ist!<

            Lag der Anteil an Landwirten mit Nebenerwerb nicht sogar bei 70%? Das habe ich gerade nicht auf dem Schirm.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Ich bin mir sicher, dass das Thema Rente in der Landwirtschaft schon ein Thema ist, zumindest bei der Hofübername.
              Die landwirtschaftliche Rentenversicherung ist eine Pflichtrente, bei der man nur die Hälfte an Rentenleistung je Rentenpunkt bekommt.

              Das Problem ist, dass viele Betriebe das Geld nicht dem Hofnachfolger zur Verfügung stellte, oder auch nicht konnte, somit erst bei Hofübernahme in die Versicherung kamen.

              Unser ältester Sohn erzählte mir, er schäme sich so, wegen meines Berufes. Obwohl er in ein privates Gymnasium ging und einer der besten Schüler war, wurde er von der Lehrerin gemoppt, weil der Vater, also ich Landwirtschaft betrieb. Was soll man da machen, sich beschweren, dann kann es noch schlimmer werden.

              Unsere Kinder haben entschieden, sich von der Landwirtschaft zu verabschieden und wenn einem das Wohl der Kinder lieb ist, dann muss man bei der derzeitigen Diskussionen und politischen Entscheidungen klar und deutlich erkennen, sie haben das richtige getan.

              Es ist mir ein Anliegen, dass die noch verbliebenen Betriebe noch ein vernünftiges Einkommen erwirtschaften können und eine Gesellschaftliche Anerkennung finden, die sie verdient haben.

              Derzeit bin ich auf Stimmensuche für das Volksbegehren BW, das sie aus dem folgenden Link ersehen können.

              https://www.lbv-bw.de/Verbaende-reichen-Volksantrag-Gemeinsam-unsere-Umwelt-schuetzen-in-Baden-Wuerttemberg-ein,QUlEPTYyNTU0NjgmTUlEPTU1NzEw.html

              • Paulus sagt

                Ehemaliger, ich selbst wurde in meiner Schulzeit auch schon mal von dummen Paukern als Bauernjökel oder dummer Bauerntölpel bezeichnet. Das ging mir gerademal am Arsch vorbei. Die Typen waren so was von schweinedumm dass sie vergaßen wer ihr eigentlicher Dienstherr war. Es war eine Benediktinerabtei die eine intensive LW betrieb. Soviel zu diesem Lehrergesocks.
                Ich trage übrigens T-Shirts mit dem Aufdruck Bauernkind. Die Reaktionen darauf sind verblüffend. Manche halten das für ein Modelabel, vergleichbar mit exorbitant teuren Klamotten die man so in D‘-dorf auf der KÖ kaufen aber sich nicht jeder leisten kann.
                Jetzt könnte ich dir noch etwas zu meinem alten Lada Niva und meinen noch älteren engl. Wachsjacken erzählen …

      • Reinhard Seevers sagt

        Herr Niemann gehört zu der gleichen Altersklasse, die er im DBV als überflüssig bezeichnet….insofern.

  13. Ottmar Ilchmann sagt

    Sehr bedenkenswerter Kommentar zu den Grünen Kreuzen heute auf Topagrar:

    https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/prof-kussin-ueber-bauernprotest-aktivist-und-unternehmer-beides-geht-nicht-11861434.html

    Ein sehr zutreffender Absatzt daraus: “Aufmerksamkeit ist den grünen Kreuzen sicher – unklar aber bleiben Botschaft und gewünschte Reaktion. Was sollen uns die Kreuze konkret sagen? Geht es um die Schaffung einer Gedenkkultur für eine bereits verstorbene Landwirtschaft? Oder soll, bzw. kann der Bürger die Landwirtschaft noch retten Solche Fragen werfen die grünen Kreuze auf – eine Antwort bleibt aus.”

    • Bauer Willi sagt

      Die Kommentare zu Herrn Kussins Artikel sind ebenso lesenswert. Im Übrigen: Mir will sich nicht erschließen, was er mit diesem Text bezweckt. Ich kann mir nun wirklich nicht vorstellen, dass er um die Zielsetzung der Aktion nicht weiß…

      • Ich glaube, es ist auch unklar, ob es NUR gegen das Agrarpaket geht (Grün weil Umweltschutz doof) oder ob es eine allgemein Mahnung sein soll.

        Ehrlich gesagt ist mein Eindruck – wie wiederholt beschrieben – leider der, daß man lieber das weiterso rechtfertigt, der Dialog mit der Politik gewünscht wird, weniger mit den Verbrauchern und deren NGOs. Ein Warnschuß gegen CDU und Co.

        Auch in den Schlepperdemos war von fairen Erzeugerpreise und Bodenspekulation nicht viel zu hören und zu lesen. Es wurde gar von „Öko-Faschisten“ gesprochen.

        Das läuft alles nicht rund und wenig zielführend, besonders weil Ökos/NGOs/Grüne gern zur Zielscheibe auserkoren werden, für Mercosur, jahrzehntelanges Höfesterben und Co. können sie aber nichts!

          • Nein, das ist auch Blödsinn! Aber ich möchte versuchen, daß wir zu mehr Sachlichkeit kommen:

            1. Selbstversorgung bei Obst bei 13%, vielleicht noch bis zu rund 20% je nach Jahr und Konsum. Vieles wird importiert, vieles davon auch einfach, weil es hier nicht wächst (Bananen etc.). Nicht wenig Obst landet im Müll.
            2. Sie nennen sich Obstbäuerin, also vermute ich, Sie verdienen damit Ihr Geld.
            3. Obstanbau ist von Pflanzenschutz(mitteln) massiv abhängig. Deswegen auch die allgemeine Kritik – wie in Ihrem Artikel – mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit, weil man mit hohen Ertragseinbußen rechnen müßte.

            Meine Vermutung:
            Sie greifen mich oft – teilweise auch unsachlich an – weil Sie jeden angreifen würden, der Agrarchemie und damit Pflanzenschutzmittel kritisiert, denn das ist Teil Ihrer Anbaustrategie und wesentliches Element Ihres Pflanzenschutzmanagements. Davon hängt Ihre eigene Existenz wesentlich ab, so bleibt Ihnen augenscheinlich nichts anders, als teilweise sogar unsachlich jemanden persönlich anzugreifen. So gesehen machen Sie Lobbyarbeit für das weiterso mit Agrarchemie (mangels alternativer Perspektive).

            Ähnlich wie jemand, der von der Fleischerzeugung lebt, mit Veganern erstmal auf Kriegsfuß stehen würde, und vielleicht mal über Stoffkreiseläufe diskutieren sollte. Oder wie Bayer den Pflug haßt und gern konventionell mit Agrarchemie vergleicht zu Bio mit Mechanik, statt sich stärker auf dürrefeste Böden und ähnliches zu fokussieren.

            Wenn ich damit richtig liegen, sind wir doch gar nicht unterschiedlicher Meinung!?

            Ich möchte weg von Agrarchemie, weil diese zu oft unberechenbar ist. Siehe die PCBs (das so genannte dreckige Dutzend, namentlich Chlordan, Aldrin, Dieldrin, Heptachlor, Endrin, Mirex, Toxaphen usw., Insektizide, die Sie womöglich namentlich auch noch kennen dürften, oder Diuron bzw. Netzmittel wie das erbgutschädigende Tallowamin).

            Gleichzeitig kann man nicht alternativlos bleiben, Verbote müssen mit Alternativen einhergehen! Wenn ich Glyphosat verbiete, werden womöglich mehrere noch schlimmere selektive Herbizide eingesetzt.

            Also
            A) Entweder gibt es alternative Mittel mit weniger Nebenwirkungen.
            B) Andere Anbaumethoden, zum Beispiel auf mechanische Art und Weise, andere Fruchtfolgen im Ackerbau oder was auch immer.
            C) Ertragsausfälle werden in Kauf genommen, dafür jedoch der verbliebene Ertrag höherpreisig verkauft, so daß für Sie keine wirtschaftlichen Einbußen entstehen.

            Und wie dann Umweltpakete umgesetzt werden, dafür sind Ökos meist auch nicht verantwortlich. Siehe Bayern: CSU und Freie Wähler regieren dort, sind maßgeblich verantwortlich dafür, daß Unsicherheiten beim Agrarpaket dort zum Abholzen von Streuobstwiesen geführt haben, weil man sich den Ökos anbiedern möchte, dabei jedoch von Ahnungslosigkeit getrieben wird.

            Es ist immer eine Frage der Umsetzung und wie man Landwirte mitnimmt. Kupfer im Bio-Anbau finde ich auch nicht super nebenbei!

            Entspricht meine Einschätzung Ihrem Motivationsgrund? Dann könnten wir auf Basis dessen besser zusammenarbeiten, denn dann haben Sie Argumente, die ich brauchen kann, um auf ökologischer Seite meine Kritik zu verbessern (ich diskutiere nicht nur hier auf Erzeugerseite 😉 ). Wenn ich Ihre Anbaustrategie und vielleicht sogar die eingesetzten Mittel kenne, kann ich viel zielführender arbeiten.

            Auf Verbraucherseite muß ich noch aufklären, daß man Pflanzenschutzmittel nicht abwaschen kann. Öko-Geschwurbelseiten machen einem sogar weis, es ginge mit Natron alles ab usw.

            Und Sie müssen zugeben: Es gibt wenige Verbraucher, die so tief in die Materie einsteigen oder einsteigen wollen.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Zitat Christian Suhr
              C) Ertragsausfälle werden in Kauf genommen, dafür jedoch der verbliebene Ertrag höherpreisig verkauft, so daß für Sie keine wirtschaftlichen Einbußen entstehen.

              Keine Ahnung, aber davon viel.

              • Herr Ehemaliger Landwirt:
                Was steht oben auf dieser Internetseite?
                … in den Dialog treten …

                Damit ist Reden gemeint, nicht nach unten treten, weil Sie womöglich vergessen haben, daß man auch einfach hätte fragen können, ob ich das belegen könnte?!

                Aber da mir ja immer mangelndes Fachwissen unterstellt wird:

                Die Dürre hat zu Ertragseinbußen bei der Kartoffel geführt. Das wiederum hatte zu höheren Preisen (und kleineres Pommes) geführt. Das wiederum wurde von den Verbraucher auch hingenommen und akzeptiert. Siehe hier bei Quer ab Minute 27:
                https://www.youtube.com/watch?v=TwelcZf5rd0

                Bio kann weniger Ertrag leisten (außer vielleicht bei Leguminosen) als der so genannte konventionelle Anbau. Kenne Sie die Preise für Bioprodukte ab Hof? Nein?
                Kartoffeln Goldmarie 2,80 €/kg
                6er Pack Eier 3,60 €
                Salami vom Rind 39,00 €/kg
                Schweineschinken in Scheiben 3,85 €/100g
                1 Liter Milch 1,60 €
                250g Butter 3,80 €
                usw.

                Fragen Sie sich mal so nach Angebot und Nachfrage: Wenn die Landwirte immer mehr produzieren, steigen dann die Preise oder fallen diese? Und wenn Sie darauf keine Antwort finden, sprechen Sie gern mit Milchviehhaltern über die Milchpreiskrise.

                Die meisten würden jetzt sagen, doof wären die Verbraucher, die solche Preise zahlen! Was meinen Sie?

                • Ehemaliger Landwirt sagt

                  Mein lieber Herr Suhr,
                  durch die Trockenheit 2018 ist die Kartoffelproduktion von 12.000 auf 8.000 Tonnen zurückgegangen, das konnten andere Länder nicht auffangen. ohne im eigenen Land Mangel herzustellen.
                  Der Kunde hatte keine andere Möglichkeit, als die höheren Preise zu bezahlen, wenn er Kartoffeln wollte.

                  Biopreise ab Hof kenne ich nicht, weil ich den Mehrwert von BIO nicht erkennen kann.
                  Uns reicht Fleisch vom Weiderind, da muss kein BIO darauf stehen.

                  Gemüse baue ich selber an und die Eier kommen von der eigenen Hühnerhaltung, mit bestem Futter, deshalb Legen meine Hühner grüne Eier.

              • Bio hat einen Mehrwert: Leute zahlen mehr. Und es bricht ein Stückweit mit der üblichen Ertragssteigerung um jeden Preis. Allerdings landet man dann bei der Frage der Verteilung der Marge. Denn so profitieren sonst nur Direktvermarkter (Stichwort Konventionalisierung).

                Zitat REWE-Manager Heim: „Vor allem jüngere Leute und Familien mit Kindern, aber auch höhere Einkommensgruppen lassen sich damit ansprechen. All das sind interessante Zielgruppen.“
                (Also Knete machen die dazwischen.)

                Ich bin kein Freund von Bio, für mich ein Feigenblatt für eine verfehlte Agrarpolitik, die dadurch nicht wirklich besser wird. Und Steiner-Geschwurbel bei Demeter finde ich auch verrückt.

                Die Preise hatte ich Ihnen genannt. Wären das Preise, die aus Ihrer Sicht vernünftig wären und ein nachhaltiges Wirtschaften erlauben?

                Und die Preise gibt der Handel vor. Sie müssen das anders betrachten: Der Kunde hat keine andere Möglichkeit, als die Preise zu zahlen, die der Handel aufruft. Und das bedeutet, man kann was gegen die Preise machen, die der Handel fordert. Man kann die Marge so verteilen, daß diese wieder bei denen landet, die das Risiko großteils tragen, den Landwirten.

            • Elisabeth Ertl sagt

              Ich stehe als Weidetierhalterin mit Veganern zwar nicht auf Kriegsfuß, weil ich ihren Beitrag in einer Gesellschaft mit weit überzogenem Fleischkonsum für wertvoll halte, aber für mich ist Veganismus kein kategorischer Imperativ. Es gibt nun einmal Naturgegebenheiten, die nichts anderes als Weidewirtschaft ermöglichen, beispielsweise in den Alpen. Dort würde ihre Aufgabe sogar zu ökologischen Problemen führen. Ich halte Flexitarismus für einen sinnvollen kategorischen Imperativ.

              • Danke für Ihre Antwort! Ich selbst ernähre mich vegan, würde aber auch Inuit in der Eiswüste nie vorschreiben, sie sollten jetzt Pflanzen anbauen. Maß und Mitte sind wichtig. Und mir ist lieber, wenn die Wertschätzung bei allen Einzug hält, als daß eine Handvoll auf 100% macht und dabei vergißt, daß auch für ihre Produkte Stoffkreisläufe wichtig sind, Weideland kein Ackerland ist usw.

            • Obstbäuerin sagt

              Herr Suhr, es fällt mir schwer auf Ihre Einlassungen zum Obstbau zu reagieren, weil ich dahingehend keine Zusammenarbeit sehen kann. Für unseren speziellen Pflanzenschutz haben wir Beratungsdienste oder wissen selber, was wann am besten gegen Schädlinge, Pilzinfektionen oder Krankheiten hilft. Da unser Obst, wie übrigens auch Bioobst in der Regel rückstandsfrei ist, muss auch nichts abgewaschen werden. Mein Mann hat einen Hochschulabschluss im Obstbau und ist aufgrund seiner über 40 jährigen Berufserfahrung ein ausgezeichneter Fachmann. Unsere Pflanzenschutzstrategien könnten besser sein, wenn nicht in den letzten Jahren viele gute nützlingsschonende Mittel verboten oder keine Zulassung mehr bekommen hätten. Das gleiche gilt demnächst für Glyphosat.
              Ich habe all die Diskussionen über eine “bessere Landwirtschaft” so satt und wünschte wir könnten diese festgefahrene Spaltung innerhalb der Produktionsweisen überwinden.

              • Schmeckt gut sagt

                Tja Obstbäuerin, Herr Suhr wird die komplexe Welt des Obstbaus (und der LW) nie begreifen, weil er noch nie “miterleben durfte”, wie die Arbeit eines ganzen Jahres während eines Schadensereignisses zerstört wurde. Im Obstbau reicht hier manchmal ein Wochenende aus (Hagel, explosionsartige Entwicklung von Populationen). Auch ich habe die Aussagen von Propheten einer “besseren Landwirtschaft” satt. Wenn der schon vor der Jahrtausendwende entwickelte, ressourchenschonende Ansatz der “Integrierten Produktion” mit den laufenden Kampagnien kaputt gemacht wurde, kommt der Bioanbau dran, soviel ist klar. Auch hier gibt es viele Methoden, die mit Sicherheit “der Gesellschaft” kaum zu erklären sind. Im Bioanbau werden zur Zeit die selben Fehler durch Verschwiegenheit gemacht, wie in der modernen Landwirtschaft. Und dann wird es ganz lustig. Aber einen Trotz habe ich: Bauern werden überall Arbeit finden, soviel ist sicher. Und LM kann man ja weltweit zukaufen – selbstverständlich muß man dann mit Nebensächlichkeiten, wie z.B. Rückständen von hier seit 30 Jahren verbotenen PSM, leben.

                • Obstbäuerin sagt

                  So ist es, Schmeckt gut. Wir hatten am 5. Mai -7 °C, da war mehr als 90% unserer Apfelernte dahin.

                • Bleiben Sie bitte sachlich! Wenn Sie wirklich alle meine Kommentare verfolgt haben sollten, wüßten Sie sehr wohl, daß ich einschätzen kann, daß eine Ernte schnell dahin sein kann. Es gibt sogar was, das damit kalkuliert, nennt sich unfaire Geschäftspraktiken (die EU mußte erst anfangen, dagegen was zu unternehmen …).

                  Ich frage einfach mal stumpf: Glauben Sie, das weiterso am Weltmarkt und immer mehr Produktivitätssteigerung können Sie noch lange durchhalten?

                  Oder hoffen Sie, wenn man nur auf alle Grenzwerte und Kontrollen verzichtet (Stichwort Bürokratieabbau) liefe es schon? Aber wo wäre dann die deutsche Produktion noch besser als importierte Lebensmittel? Und Gegenfrage: Bisher haben Verarbeiter und Handel es immer eingepreist, was Landwirte eingespart oder mehr geliefert haben, teilweise verkauft man unter Erzeugerkosten (danke, Subventionen), ist das zukunftsfähig?

                  Ich kämpfe für eine Landwirtschaft, die die Verbraucher wieder ernst nimmt, sie mitnimmt, nicht nach dem Motto „Friß oder stirb!“, denn nur so kann wieder was draus werden.

                  Aber .. hey … 5.000 Höfe werden jährlich aufgegeben und sind laut Herrn Rukwied natürlicher Strukturwandel. Verzichten sie gern weiter auf Dialog mit Verbrauchern wie meinereiner, die sich wenigstens nach bestem Wissen und Gewissen versuchen, in die Materie einzuarbeiten und Transparenz zu schaffen!

                  https://www.topagrar.com/panorama/news/rukwied-teil-der-bauernkinder-sieht-keine-zukunft-in-landwirtschaft-11532209.html

                  Sie finden ja schon einen anderen Job! Ist ja nicht so, daß unter europäischen Landwirten eine hohe Selbstmordquote wäre …

                  Zum Glück haben noch nicht alle Landwirte innerlich aufgegeben!

              • Dann anders gefragt:
                Nach all den schlechten Erfahrungen mit Agrarchemie, einige dieser Produkte hatte ich ja benannt, ist es doch verständlich, wenn Verbraucher da zunehmend kritisch werden.

                Ich würde mich sehr freuen über fachlichen Austausch. Anders gesagt: Wenn Sie noch nichts von 7dSh (außer von mir) gehört haben sollten, würde es dann dafür sprechen, daß ich jemand wäre, mit dem ein fachlicher Austausch sinnvoll wäre?

                Manche Mittel durchwirken ohnehin die Frucht/Pflanze.

                Bei Glyphosat wurde über vierzig Jahre das erbgutschädigende Netzmittel Tallowamin zugesetzt (Roundup). Vermutlich ist das der Krebskandidat. Aber solche Zusatzstoffe/Tenside sind kaum getestet worden, sondern oft nur der pure Wirkstoff. Wobei die Ausmaße, wie es auf den Shikimatweg auch von Mikroben wirkt, nicht erforscht sind in Gänze. Oder wenn es als Abbauprodukt AMPA zurückbleibt. Ein Verdacht ist ein Bodenungleichgewicht und Begünstigung von Fusarium als ein Beispiel. Viel zu selten wird wirklich gut getestet. Und das mangelhafte Vertrauen in die Kontrollen fällt dann auf Sie zurück.

                Ohne Transparenz und Dialog läßt sich das nicht aufklären. Zahnärzte sind ein gutes Beispiel dafür, daß Titel und Tätigkeit nicht unbedingt fachmännisches Arbeiten bedeuten.

                Menschen verstehen nicht mehr, was sie da essen, könnte man sagen.

                Glauben Sie, mir als Verbraucher könnte nicht egal sein, daß die Landwirtschaft hops geht und uns dann ALDI versorgt mit seinen eingekauften Agrarflächen? Zumindest wenn es mir nur um Konsum ginge? Ich will auch lieber was anderes machen als zu diskutieren, aber ohne geht’s gerade nicht. Und deswegen versuche ich, Erzeuger und Verbraucher wieder an einen Tisch zu bringen!

                Diejenigen, die Landwirten Honis ums Maul schmieren, kaufen oft billige Würstchen für den teuren Webergrill, Diejenigen wie NABU, BUND und Co., die überkritisch sind, geben für Lebensmittel nicht selten mehr aus mit einer Einstellung wie lieber auf den Fernseher verzichten als auf faire Lebensmittel. Verkehrte Welt!

                • Elisabeth Ertl sagt

                  Wenn einmal die “ALDIS” die gesamte lw. Fläche besitzen, dann wird die Preisschraube ordentlich nach oben angezogen – da können Sie sicher sein! Das würde Ihnen selbst als Konsumtrottel auf den Kopf fallen.

                • Obstbäuerin sagt

                  Bitte erklären sie mir doch, Herr Suhr, welche schlechten Erfahrungen Sie als Anwender oder Konsument mit Glyphosat gemacht haben. Das, was sie als Argument anführen, ist die Meinung derer, die es verbieten wollen. Mit der wirklichen Praxis hat das nichts zu tun.

            • Eva Rahe sagt

              Auch ich würde jetzt vermuten, dass Sie, Herr Suhr, noch nicht in der Landwirtschaft gearbeitet haben, also kein Praktiker sind. Wie ‘schmeckt gut’ angedeutet hat, gehört zum Praktizieren mehr, als Methode A oder B anzuwenden. Es ist immer ein wenig auch eine Zitterpartie, ob das, was man geplant hat, auch wirklich funktioniert, da man das Wetter als Faktor nicht bestimmen kann, genauso wenig wie andere natürliche Abläufe, zum Beispiel eine Geburt oder die Gesundheit von Tieren.

              Dafür sind sie ein sehr guter Theoretiker. Vielleicht kommen sie doch nich mit den Praktikern zusammen. Kommunikation findet ja schon statt.

              • Ich habe wiederholt sogar geschrieben, daß ich Verbraucher wäre.

                Mal doof gefragt so von wegen Dialog: Soll ein Lehrer nur Schüler unterrichten, die seinen Wissensstand hätten?

                Dialog bedeutet doch, voneinander zu lernen. Und ich bin einer der wenigen Verbraucher, die wenigstens wissen, was Pflanzenschutzmanagement bedeutet. Ich kann Ihnen was von Tensiden erzählen, von Kupfer im Bio-Anbau, Fruchtfolgen und ähnlichen Dingen. Das Handwerkliche hingegen beherrsche ich nicht, wie auch, ist nicht mein Job. Was Sie quasi von der Krippe auf mitgemacht haben, muß ich mir alles zumindest in der Theorie anlesen … für lau.

                Aber das Handwerkliche reicht anscheinend auch nicht, um das Höfesterben zu beenden, das Mobbing von Bauernkindern, faire Preise zu gewährleisten, Maßnahmen gegen Bodenspekulation durchzusetzen …

                Also was ist Ihr Vorschlag? Ich biete mich nur als Mediator an. Und ich kann versichern, ich arbeite nicht für die Agrarindustrie und habe am Ganzen kein monetäres Interesse. Und ich recherchiere viel, um mich wirklich einzuarbeiten.

                • Eva Rahe sagt

                  Lieber Herr Suhr, ich wollte Sie nicht angreifen, ganz im Gegenteil. In der Gegenüberstellung hat sich für mich gezeigt, dass es mehr braucht als Fachwissen, aber das ist ja in jeder Branche so.
                  Ich finde es auch super, dass Sie sich so für das Thema interessieren, und nach Lösungsansätzen suchen.
                  Ich sehe es im übrigen genauso wie Sie, dass wir nicht weiter kommen, wenn wir uns den Produktionsbedingungen weiterhin unterwerfen. Es gibt ja auch schon viele, die sich Nischen suchen. Ob das allerdings jeder schaffen kann, wenn er nicht etwas Schützenhilfe bekommt, wage ich zu bezweifeln. Es ist doch eher so, dass die Höfe aufgeben, spätestens in dem Moment, wo es keinen Betriebsnachfolger gibt. Und ganz ehrlich, ich weiß auch nicht, ob ich es meiner Tochter empfehlen würde, den Betrieb zu übernehmen, wenn es so weitergeht.

              • Ich hoffe, wir finden Lösungen, wie es weitergehen kann!

                Meine Gedanken mal grob zusammengefaßt:
                Erzeuger und Verbraucher müssen zusammengehen, wo immer sie können. Die NGOs wie NABU, BUND, GREENPEACE, WWF und Co. haben politisch mehr Wumms und werden helfen, das Image der Landwirte zu verbessern. Und deren Mitglieder sind auch bereit, mehr für Lebensmittel auszugeben nebenbei, diese Menschen sind eher bereit, auch auf was zu verzichten.

                Um den Dialog zu ermöglichen, könnte die Landwirtschaft sich transparent machen, nach dem Motto nichts mehr zu verlieren. Wie hoch sind die Erzeugerpreise, wieviel bleibt beim Landwirt, Tier und Umwelt am Ende vom Verkaufserlös hängen? Welche Produktionsweise kostet wieviel und hat welche Konsequenzen. Wie sieht es im Stall aus, was bedrückt einen selbst sehr usw.

                Und die Landwirtschaft könnte Innovationen aufzeigen, zeigen, daß sie wirklich will, nur jemanden braucht, der sie respektiert und ihr unter die Arme greift, dazu sammle und teile ich ja bereits viele Infos, auch wenn leider immer wieder jemand meint, das alles wäre Quatsch oder müsse man nicht lesen 🙁 Sprich man setzt den NGOs einen Floh ins Ohr und läßt diese auf die Politik los, salopp gesagt! Denn man sieht am Agrarpaket, Volksbegehren und Co., daß deren Druck politisch ankommt.

                Und nicht zuletzt braucht es mehr Kooperation unter Landwirten. Eine Stärkung des Genossenschaftsgedankens, eventuell einhergehend mit mehr Direktvermarktung und Dialog. Ein Hof hier in der Nähe macht alle zwei Jahre ein großes Sommerfest, die Kinder dürfen Kartoffeln aus dem Acker klauben usw. Blühstreifen kann man ökologisch kritisch sehen, doch geschickt gemacht mit Blühpatenschaften, Feldbegehung und Co. ein super Dialogansatz. In Marlow wurde eine Agrargenossenschaft von 3.300 ha vom WWF ausgezeichnet.

                Ich will nicht ein weiterso verteidigen, nur damit ein paar Landwirte noch durchs Loch kommen bis zur Rente und dann Spekulanten wie ALDI oder kommunaler Wohnungsbau zuschlagen. Sondern ich verteidigen den Berufsstand des Landwirtes, so mein Anspruch zumindest.

                Ich werde aber auch Verbraucher kritisieren, wenn diese einen Landwirt angreifen, weil dessen Biohof stinken würde oder die Immobilienwerte reduzieren könnte (Not in my Backyard Mentalität).

                Zielorientierte Zusammenarbeit statt nur mit dem System zu arrangieren. Wieder eine Perspektive!

            • Hier war es auch so: Bis vermutlich heute morgen gab es angeblich 23 Kommentare. Und plötzlich waren es über 140, die ich bisher nur überflogen habe. Einige erscheinen mit auch arg weit vom eigentlichen Thema erfernt und auch schwer zu strukturieren, aber das ist ja kein Problem.
              Hier bin ich jetzt erstmal hängen geblieben.
              Egal ob sich Verbraucher tiefer mit der Materie befassen oder es lassen: Immer sollte doch zumindest die Erkenntnis da sein, das professionelles Wissen und Handeln nicht durch Google und Wiki zu ersetzen ist.
              Und mit Sachlichkeit hat es herzlich wenig zu tun, was Sie hier schreiben, Christian.
              Was bitte hat denn eine bewährte fachliche Praxis mit Lobbyarbeit zu tun? Ehrlich gesagt fand ich diese Aussage ziemlich albern oder alternativ unverschämt.
              Ebenso die beschriebenen Alternativen. Die kann ich sogar als Hobbygärtnerin – auch mit einigen Obstbäumen- zerlegen. Wie kommen Sie auf die Idee, dass jemand wie Obstbäuerin nicht diverse Varianten durchdacht hat? Sie hat sich für ihren Weg entschieden und aus gutem Grund. Andere machen es auch anders, aus anderen Gründen.
              Und hier hat Obstbäuerin doch schon häufig beschrieben, wie sie arbeitet. Wie ihre Erfahrungen sind etc.
              Daher frage ich mich schon, was dieser Satz hier bitte soll
              “Wenn ich Ihre Anbaustrategie und vielleicht sogar die eingesetzten Mittel kenne, kann ich viel zielführender arbeiten.”
              Das ist doch genau das, was ganz viele Menschen von sich behaupten. Sie haben zwar fachlich nur wenig Ahnung, meinen aber , sie müssten den Landwirten die Welt erklären.
              Genau das ist das Problem! Und wir versuchen hier doch eine Lösung zu finden, wie die Landwirtschaft die Deutungshoheit zurückgewinnen können.

              • Huch , jetzt ist der Kommentar total verrutscht. Er bezog sich auf eine Antwort von Christian weiter oben.
                Und zurückgewinnen kann soll es natürlich auch lauten.

              • Naja, es ist hier eine Dialog-Plattform. Ich bin ein Verbraucher und suche Dialog. Und man kann Google, Medien wie Springerpresse etc. durchaus kritisch sehen, sollte man sogar. Deswegen ist alles gegenzurecherchieren. Das macht meine Aussagen jedoch nicht unwahr, nur weil ich nicht vom Fach wäre.

                Kritik an meiner Person ändert nichts am Gehalt meiner Aussagen!

                Lobbyarbeit ist es, wenn Bayern und Co. im Forum Moderne Landwirtschaft, im IVA und Bauernverband den Pflug madig machen, weil Chemie besser wäre. Wobei jetzt jüngst vom Thünen-Institut herausgefunden wurde, das pfluglos beim Humusaufbau nicht wirkt. Sprich die Aussage, die immer genutzt wird, war nur PR. Wenn dann jemand Glyphostformulierungen verteidigt mit eben dem Argument des Humusaufbaus, weil ein Pflug ja mehr Erosion bedeuten würde, ist das Lobbyismus … zumindest an dem Punkt, an dem man dann gegenläufige Erkenntnisse leugnet.

                Viele Akteure in der Landwirtschaft suchen den Dialog nur, um ihre Meinung den anderen aufzusetzen. Das ist kein Dialog, sondern Monolog. Und das weiterso ist definitiv keine Lösung, denn es bedeutet auch wachse und wachse, Höfesterben und immer mehr Ausbeutung bis hin zum Mobbing von Bauernkindern wegen auf Ertrag und Profit maximierter Produktionsweisen.

                Glauben Sie ernsthaft, grüne Gentechnik oder Gentechnik light oder wie auch immer man von Verbandsseite etc. CRIPSR schönfärben will würde es richten? Glauben Sie, die Fachleute, die das fordern, hätten damit eine wirtschaftlich nachhaltige Lösung aufgezeigt, die nicht wieder von Verarbeitern und Handel eingepreist würde und nicht auch den gentechnischen Produkten aus aller Welt eine offene Tür für den deutschen Markt bieten würde? Nur mal als ein Beispiel. Fachwissen heißt nicht, daß man auch Anwender sein muß.

                Anders gesagt: Ich kann Krieg auch schei*e finden, ohne dafür Soldat sein zu müssen.

                Dialog heißt: Alles sammeln und ausdiskutieren, mal hat der eine Recht, mal der andere, mal muß man es ausprobieren.

                Das weiterso des Höfesterbens und das schlechte Image vieler Landwirte kommen ja nicht von ungefähr. Also was ist Ihre Lösung! Verbraucher ignorieren, über politische Wege am Verbraucher vorbei das weiterso erstreben wie bisher? Funktioniert nicht, wenn man immer leiser wird aufgrund des Mitgliederschwunds … fragen Sie mal FDP und CDU nach Mercosur …

                • Reinhard Seevers sagt

                  Lieber Herr Suhr, das “Weiter so”ist auch so eine Definition der “Gegnerschaft”, wie schon Massentierhaltung und Agrarindustrie als Kampfbegriff genutzt werden.
                  In der Vergangenheit war es so, dass Verbraucherorganisationen und Gesundheitsapostel das Fett als Böse tituliert haben. Daraufhin haben die Bauern ihre Schweine mager gezüchtet und Schweinefleisch ohne Fettrand auf den Markt geworfen. Dann kam auch in den 70er Jahren die Sendung Ratgeber Gesundheit etc. im Fensehen und eine Dauerschleife begann um die Kühltresen und das Mindesthaltbarkeitsdatum, das massenweise überschritten wurde. Beide damaligen “Wahrheiten” führten zu den heutigen neuen “Wahrheiten” und die Bauern müssen auf eine neue umschalten, die sie wiederum befolgen müssen. Wieso sollten heutige Wahrheiten der gesellschaftlichen Forderung, der medialen Unterstützung und der politischen Opportunität anders und besser sein, als die vergangenen? Nur weil eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird, muss sie nicht besser sein, als die alte.
                  Bauern waren immer Getriebene und Unterdrückte, sei es der Feudalherrschaft der Kirchen, der Regime oder der Gesellschaft, sie produzieren, was sie sollen und dürfen….fragt sich nur, ob nicht irgendwann mal Schluss ist mit dem Kadavergehorsam.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Zitat Cristian Suhr
              “3. Obstanbau ist von Pflanzenschutz(mitteln) massiv abhängig. Deswegen auch die allgemeine Kritik – wie in Ihrem Artikel – mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit, weil man mit hohen Ertragseinbußen rechnen müßte.

              Meine Vermutung:
              Sie greifen mich oft – teilweise auch unsachlich an – weil Sie jeden angreifen würden, der Agrarchemie und damit Pflanzenschutzmittel kritisiert, denn das ist Teil Ihrer Anbaustrategie und wesentliches Element Ihres Pflanzenschutzmanagements. Davon hängt Ihre eigene Existenz wesentlich ab, so bleibt Ihnen augenscheinlich nichts anders, als teilweise sogar unsachlich jemanden persönlich anzugreifen. So gesehen machen Sie Lobbyarbeit für das weiterso mit Agrarchemie (mangels alternativer Perspektive).”

              In meiner Obstgenossenschaft (bei der Obstbäuerin wird es genau so sein) wird zb. jeder Apfel 48 x abgelichtet, hat er nur ein Pünktchen in der Größe einer Stecknadelspitze, wirft die Sortiermaschine den Apfel raus. Der geht in die Safterei. Je nachdem sind die Kühlkosten, die jeder Betrieb bezahlen muss, höher als der Erlös als Industrieware.

              Die alternativer Perspektive wäre, man hört auf. So wie die Obstbäuerin schon mehrmals dargelegt hat, gibt es keinen Nachfolger für diesen Betrieb, folglich ist die alternative Perspektive absehbar.

      • Alfons Balmann sagt

        Hallo Willi, ich verstehe deine Kritik an dem Text nicht. Herr Kussin würdigt euer Engagement und die erreichte Aufmerksamkeit. Er weist aber zurecht darauf hin, dass nicht klar ist, wo denn die Reise hin gehen soll. Bisher sagt ihr ebenso wie die Land-schafft-Verbindung nur, was ihr nicht wollt, also kein Agrarpaket, nicht Buhmann sein, keine Konkurrenz,… Wenn Ihr wirklich etwas erreichen wollt, kommt ihr nicht um eine Vision herum, wie etwa die 10 Thesen der DLG.

        • Elisabeth Ertl sagt

          Dass es noch kein klares Gegenkonzept von Seiten der Bauern gibt, hast du ja in diesem Artikel selber beklagt, Willi.

        • Bauer Willi sagt

          Hallo Alfons
          Schön, wie die Verantwortung hin und hergeschoben wird. Deine Analyse stimmt nur leider nicht. Ich sage zumindest, dass wir auf alle Forderungen “der Gesellschaft” eingehen können. Wir können Naturschutz, Artenschutz, Tierwohl, auch gerne 100% Bio. Können wir alles. Wir können auch auf Subventionen verzichten, womit sich die Diskussion um die Säulen auch erledigt hätten. Wir können auch Klimaschutz, Humusanreicherung und Sauerstoffproduktion. Was immer ihr wollt, wir liefern.
          Aber: es muss auch bezahlt werden. Und da liegt der Hase im Pfeffer…
          Die elende Diskussion um “Verweigerung” und “Blockade” bin ich so was von leid. “Die Gesellschaft” will das alles umsonst und das kann ich nicht. Wer blockiert also???

          • “„Die Gesellschaft“ will das alles umsonst und das kann ich nicht.” Das stimmt so nicht. Es gibt winzige, aber umso lautstärkere Teile der Gesellschaft, die dies und jenes wollen. Und dann gibt es jene, die gerne darauf aufspringen, um ihr eigenes Süppchen damit zu kochen, sprich, die daraus “Kapital” schlagen wollen. Immer größere Teile der Wissenschaft gehören mittlerweile dazu. Übrigens: ich mach beileibe nicht jeden Quatsch, der bezahlt wird. Es muss schon irgendwo eine Sinnhaftigkeit bestehen. Prostituieren sollten wir uns alledings nicht.

          • Alfons Balmann sagt

            Willi, die Gesellschaft zahlt bereits jetzt etliche Milliarden für die deutsche Landwirtschaft. Neben den Subventionen sind das etliche Begünstigungen, wie etwa im Erb-, und Steuerrecht. Daneben gibt es in weiten Teilen hervorragende Infrastrukturen, Forschung,… Was ist da umsonst? Das wird alles von der Gesellschaft aufgebracht. Problem ist leider, dass diese Vergünstigungen bei den meisten Betrieben bereits für viele kommende Jahre hin verfrühstückt sind. Auch andere Sektoren müssen rechtliche Vorgaben beachten.

            • Elisabeth Ertl sagt

              Das Problem ist, dass die ganz Großen den Löwenanteil der Förderungen kassieren, nämlich genau die, die ohne Förderungen auch wirtschaften könnten; die oft Kapitalerträge neben den Förderungen ihr eigen nennen. Ich kenne so einen: der hat auf diese Weise so viel Geld, dass er in großem Maßstab mit Immobilien spekulieren kann. Dort versickern die Landwirtschafts-Milliarden der EU. Der Familienbetrieb kommt mit den Minimalbeträgen, die man ihm gönnt, nicht weit.

          • Arnold Krämer sagt

            Herr Balmann, Willi!
            Deutsche Politiker und die tonangebenden NGO`s in der Agrardebatte wollen die Bauern schieben, gängeln, erziehen (neuhochdeutsch nennt man das glaube ich heute nudging). In unserer jetzigen Wirtschaftsordnung funktioniert das aber nicht, weil nachhaltige wirtschaftliche Anreize fehlen. Dies kann man daran erkennen, dass da wo wirtschaftlich starke konventionelle Betriebe existieren wie im Nordwesten, die Bereitschaft zur Umstellung auf Ökolandbau begrenzt bleibt. So gut sind unsere Landwirte schon ausgebildet, dass sie erkennen was es bedeutet, wenn Molkereien die zusätzliche Aufnahme von Bio-Milch verweigern oder für Bioprodukte nur Konvi-Preise gezahlt werden.
            Wenn die ökonomischen Anreize da sind (erkennbar einigermaßen nachhaltig und nicht auf Steuergeld, und sich ändernden Politik-Entscheidungen und Haushaltslagen basierend) reagieren die Bauern ziemlich schnell. Die massiven Anreize durch das EEG z.B. haben zu einer Fülle von Biogasanlagen im Lande geführt. Das war den Initiatoren dann aber irgendwann auch nicht mehr recht. Nach dem Verbot der Käfighaltung sind viele Landwirte in unserer Region ganz neu in die Eierproduktion (bio und konventionell) eingestiegen. Die finanziellen Anreize waren da und die Bauern haben geliefert. Aktuell ist aber zum Beispiel auch der Markt für Bio-Eier völlig dicht, sodass sich aktuell dort keine weiteren Investitionen rechnen.
            Viele emsländische Hähnchenmäster haben in den letzten rund 5 Jahren sehr schnell für die “beter-leven”-Vermarktungsschiene in den Niederlanden produziert. Bei deutlich niedrigeren Besatzdichten in den Ställen wurden aber ökonomisch gleiche Ergebnisse erzielt wie vorher. Dann läuft das ökonomisch gut und produktionstechnisch sogar besser. Jetzt ist der Absatz in den Niederlanden für derart produzierte Hähnchen aber auch ins Stocken geraten, so dass Lieferverträge nicht verlängert wurden. Die Landwirte, die ich kenne und das sind recht viele, wollen nicht in Dinge investieren, die sie auf Dauer abhängig macht von der Politik und der “Staatsknete”.

          • fingerphilosoph sagt

            Die Frage ist, warum die NGOs als radikale Randgruppen eine derart starke Position in der Gesellschaft haben. Die oberflächliche Antwort lautet, dass sie in den Medien überproportional repräsentiert sind, was richtig ist, aber nichts erklärt.

            Womit die NGOs punkten, ist, dass sie das Althergebrachte unter Beschuss nehmen, unabhängig davon, ob es sich dabei um Bewährtes handelt oder nicht. Das “Alte” ist per se verdächtig. Die alten weißen Männer sind grundsätzlich an allem Schuld. Die alten Industriegiganten wie RWE, Thyssen-Krupp, Mercedes. Die alten Wertvorstellungen, Erziehungskonzepte und fleischlastige Ernährungsweise. All das muss weg.

            Hinter dem Erfolg der NGOs verbirgt sich ein Generationenkonflikt, der nicht offen ausgefochten werden kann, weil die heutigen “Alten” krampfhaft entschlossen sind, ebenfalls zu den Jungen zu gehören. In einer Gesellschaft, in der sich alle bis 90+ zwanghaft jung fühlen, können die jungen Generationen sich nicht behaupten, sondern dümpeln bis 40 im Hotel Mama vor sich hin und warten darauf, dass die Alten endlich den Platz räumen. Aber die tun ihnen den Gefallen nicht, sondern identifizieren sich mit den Jungen, latschen in Hoodies und Basecaps rum, marschieren bei Fridays for Future auf und usurpieren Instagram, Spotify und Facebook.

            Allmählich werden die Jungen ungeduldig und aggressiver. In der Gesellschaft verdichtet sich eine Grundstimmung, die dazu tendiert, alle von früheren Generationen aufgebauten Erfolgsmodelle und Strukturen zu zerstören, auch wenn damit der Ast abgesägt wird, auf dem man sitzt. Die Landwirtschaft steht dabei natürlich besonders im Fokus, denn Landwirtschaft steht seit jeher für Kontinuität und Tradition.

            Es gibt eine gesellschaftliche Begründung für den Status der NGOs.
            Mit landwirtschaftimmanenten Fachdiskussionen und Entscheidungen könnt ihr die aber nicht ausräumen, weil das Problem ganz woanders liegt.

            Hier beispielsweise:

            https://www.welt.de/debatte/kommentare/article201825856/Technologischer-Wandel-Die-Elterngeneration-soll-sich-zurueckziehen.html

            • Elisabeth Ertl sagt

              Ich habe mir einmal den Luxus geleistet und einen kritischen Text zum Wolf auf OTS platziert. Da zahlt man ab 300 Euro und hat keine Garantie, dass die Medien das aufgreifen. Die NGOs sind deshalb in den Medien überrepräsentiert, weil sie für solche Medienarbeit Geld ohne Ende zur Verfügung haben. Und weil die gesellschaftliche Position dank WWF, NABU etc. längst pro Wolf ist, hat KEINE EINZIGE Zeitung meinen Artikel gebracht. Das könnte Leser kosten. So funktioniert das. Und die öffentliche Meinung ist deswegen pro Wolf, weil die NGOs genug Risikokapital haben, um das Thema so lange zu lancieren, mit tausenden Aussendungen, bis es Mainstream-Meinung geworden ist.
              Und die spannende Frage lautet, warum bekommt der Wolf diese PR, obwohl er keineswegs vom Aussterben bedroht ist, und warum bekommt die Große Hufeisennase, die hoch gefährdet ist, nicht annähernd so eine PR? Um diese Frage beantworten zu können, müssten die NGOs verpflichtet sein, ihre anonymen privaten Großspender offenlegen. Sie sind aber nicht dazu verpflichtet.

              • fingerphilosoph sagt

                NGOs sind Wirtschaftsunternehmen mit dem Geschäftsmodell, Spenden einzutreiben. Die nehmen für ihre Kampagnen charismatische Arten: niedliche Kuscheltiere (Feldhamster!) oder faszinierende Tiere wie Tiger, Elefant oder eben den Wolf. Tiere, die schon in den Bilderbüchern der Kinder vorkommen. Ob die jetzt wirklich so bedroht sind, ist dabei zweitrangig. Die Spendenbereitschaft der Deutschen ist hoch. Der Mitleidsfaktor funktioniert. Viele lassen sich ein schlechtes Gewissen einreden. Dann gibt es die staatlichen Spritzen. Und natürlich Greenwashing. Hässliche Tiere sind hingegen arm dran. Die sterben halt aus. Von den Insekten schaffen es ja auch bloß Schmetterlinge, Hummeln und Bienen in die Kampagnen oder wenn ein Bauprojekt wie Stuttgart 21 verhindert werden soll, auch mal der Juchtenkäfer.

                Diejenigen, die das kapitalistische System niederreißen und eine neue Gesellschaft aufbauen wollen, arbeiten mit denselben Methoden wie Kapitalisten. Deshalb sind Artenschutz, Klimawandel, Tierwohl nur vorgeschobene Argumente. In Wirklichkeit steckt ein Generationenkonflikt dahinter.

          • firedragon sagt

            So …
            wenn es also ein paar Schreihälse gibt, die da so lautstark fordern und niemand ist bereit für den geforderten Naturschutz zu zahlen, dann muss das bitteschön die Politik mal klip und klar sagen !
            Von den lieben Hummeln und Bienen, die sich auf diesen Flächen sättigen ist kein Cent zu erwarten !

            • Schmeckt gut sagt

              Firedragon, die Politik tönt bloß mit dem Mainstream. Für zusätzliche Leistungen der Bauern ist doch gar kein Geld da. Die vielen Wenden, die umgesetzt werden sollen und noch publikumswirksamer sind, kommen auf das Podest. Für die Bauern bleibt maximal die Blechmedaille, die Plätze eins bis drei gehen an Klima, Rente und Pflege (…???). Der mit viel Trommelwirbel angekündigte zusätzliche Geldfond für Insektenschutz zeigt es doch deutlich. 50 Mios. Ich lach mich kaputt. Und das meinen die ganz ernst und als ganz dolle Hilfe. Sind aber nur 200 Euronen pro Betrieb. Damit kann ich vielleicht unseren Gehweg vor dem Hof eine Saison sauber halten. Das soll helfen, lächerlich.

  14. Friedrich sagt

    Für mich steht fest , daß die Politiker noch nichts verstanden haben. Ja Frau Schulze (Umweltministerin) lehnt ja sogar den Dialog mit den Bauern ab. Warum wohl ? , weil sie gar keine sachlichen Argumente hat . Von diesen , sogenannten Eliten , kommen nur Studien, die sie selbst für sich in Auftrag gegeben haben , oder nur Behauptungen wo nichts realistisches hintersteht. So auch die sogenannte Insektenstudie. Da gibt es überhaupt keine Langzeitstudien, sondern nur Behauptungen. Selbst erlebt habe ich das, als es um die Behauptung der schlechten Klimabilanz in der Landwirtschaft ging. Die hatten nur von rd. sieben Kuhbetrieben welche, aber nichts anderes. Als ich nachfragte und meine Bereitschaft Daten zu liefern signalisierte , war ich plötzlich Projektpartner . Es wurde kein personeller Aufwand gescheut , um an meine Daten zu kommen. Im Laufe des Verfahrens stellte sich heraus , daß sie gar keine Daten hatten. Auch das Ergebnis meiner Daten entsprach nicht deren Erwartungen. Danach hat die Landwirtschaft ab 1990 bis zum Zielkorridor schon das Klimaschutzziel erreicht. Dies kann man auch in der Ernergiediskussion und in fast allen aktuellen Diskussionen erleben, daß es nur Behauptungen , aber keine fest gefügten Daten und Aussagen gibt. Ganz egal womit man sich beschäftigt , stößt man nur in ideologischen Morast. — Mit realistischen Sachthemen kann unsere , uns regierende Politik , nicht umgehen. Nicht umsonst stand auf den DEMO-Schildern auch : Redet mit uns !! Das werden sie nicht tun, weil da nur ein weißes Blatt Papier ist. Deshalb kann ich nur alle auffordern, Agrarpakete zu versenden, mehr Grüne Kreuze aufstellen und jetzt jeden Monat , wie gehabt , eine Schlepperdemo ansetzen. Unsere Regierung merkt es sonst nicht. Die Merkels wollen es , wie immer , aussitzen. Mit unseren Aktionen muß dieser Sitz aber heiß werden , daß man was tun muß. Leider müßen wir weiter “Attacke” machen und vielleicht kommen auch noch mehr unzufriedene Leute mit . Noch zwei / drei Aktionen in dem letzten Demo- umfang und der Stuhl wird heiß werden in Berlin. Die letzten drei Landtagswahlen lassen grüßen.

  15. Moin!

    Ich mag selbst kein Landwirt sein, doch betrachtet man die Entwicklung der Landwirtschaft, war sie immer schon ein Innovationstreiber. Mit ihr konnten Menschen seßhaft werden. Mit ihr wurden immer Menschen versorgt, so daß sie vom Land in die Städte gingen. Der ökonomische Schwerpunkt verlagerte sich zur Industrie und jetzt zur Dienstleistung.

    Doch auch die Landwirtschaft ist wirtschaftlich dem selben Wachstumsstreben und der Produktivitätssteigerung unterworfen wie alles, was eine gute Rendite abwerfen soll. Immer weniger Menschen sind beruflich in der Landwirtschaft gebunden, immer mehr Technik und Wissenschaft sollen es richten. Und eben diese Wissenschaft wird ab einem bestimmten Punkt zunehmend von Verbrauchern und deren Verbänden (NGOs) kritisiert, weil Kausalitäten und Nebenwirkungen zunehmend ausgeblendet werden (Stichwort DDT, Diuron, Lindan, allgemein die PCBs, etwaige ökologischen Konsequenzen wie Insektenrückgang, Tierwohl etc.).

    Man steht vor essentiellen Fragen:
    Ist Tierwohl Intensivtierhaltung, aber kupierte Schwänze, damit der Streßfaktor nicht dazu führt, daß Tiere sich ankauen?
    Oder ist Tierwohl mehr Platz und quasi Ergotherapie für Tiere … aber wer bezahlt das dann?
    Oder Pflug vs. pfluglos, Öko vs. konventionell.

    Am Ende sind es wirtschaftliche Zwänge gewesen, die die fortwährende Produktivitätssteigerung angetrieben haben, wer nicht mithalten konnte, mußte weichen, und jede Ersparnis und Ertragssteigerung wurde letztlich wieder eingepreist und vorausgesetzt.

    Vielleicht – wie Du schon beschrieben hast – muß ganzheitlicher gedacht werden, Qualität nicht nur die Kriterien Geschmack, Geruch, Optik und eventuell noch Nährstoffe abdecken, sondern auch Regionalität, Saisonalität und Fairneß!

    Nur wie weiter?

    Mit jedem aufgegebenen Hof wird die Stimme der Landwirte schwächer.
    Mit jedem Fremdinvestor wird aus Landwirtschaft Industrie, aus Selbständigen werden Arbeitnehmer.
    Mit jedem Arbeitslosen und Niedriglohnempfänger, mit jeder Wuchermiete und steigenden Strompreisabrechnung werden Discounter gestärkt.

    Ein Gedanke ist der Dialog. Verbraucher, die sich nicht um ihr Essen scheren, finde ich dabei bedenlicher als diejenigen, die in NABU, BUND und Co. sehr kritisch sind, sich aber wenigstens schonmal damit auseinandergesetzt haben und prinzipiell das weiterso genauso ablehnen wie Landwirte, die Reise nach Jerusalem spielen in der Hoffnung, ihr Hofe bliebe am Ende übrig.

    Ein zweiter Gedanke könnte sein, daß die Landwirtschaft wieder Innovationsmotor wird. Diesmal nicht mit Blick auf Produktivität, sondern mit Blick auf Nachhaltigkeit und Soziales. Also Ideen reinbringen, die die Politik zwingen, starre Strukturen zu verlassen!

    Hier mal wild eine laienhafte Sammlung meinerseits:
    – Haufenweise Totholz aus Monokulturwäldern zu verbrennen, wäre mit Blick auf Emissonen eine Katastrophe. Nun mag Terra Preta nicht ausgereift sein, aber eigene Holzkohle aus deutschen Walden als Humus-Substrat/Kompost in die Böden bringen, Landwirtschaft als massive CO2-Senke. Humus – oder besser der Kohlenstoff darin – ist außerdem ein guter Nährstoff- und Wasserspeicher mit Blick auf Dürren etc.
    – NOVIHUM, Dauerhumus aus Braunkohle. Bringt die Kohle wieder unter die Erde, sie ist mehr wert, als verheizt zu werden. Kohlekumpels behielten ihren Job, die Gipsproduktion (geht bei Kohleabbau einher) bliebe erhalten, aber der Kohlenstoff wird lieber als Humus umgesetzt statt als CO2 in Kraftwerken. Und es wäre ein Exportschlager, um in Afrika und Co. in kürzester Zeit die Landwirtschaft aufbauen zu können und so effektiv Fluchtursachsen zu bekämpfen.
    – Bio4Pack, Plastikersatz aus Milchsäure und Zucker. Ein weiteres Standbein für unsere Zuckerindustrie, voll kompostierbar nach drei Monaten. Man müßte nur das deutsche Kompostierungsrecht ändern (aktuell sind 6 Wochen zur Kompostierung vorgesehen). Wäre auch ein guter Schritt gegen Mikroplastik auf Äckern (siehe aktuell Biofolienbeutel aus Kompostierung, die dann doch nicht wirklich verrotten).
    – Dienstleistung schafft keinen Mehrwert. Die Industrie schwächelt und setzt schon auf Freihandelsabkommen, Steuerverzicht, um die Waren noch günstiger im Ausland loswerden zu können. Wieder etwas weniger Hightech (Chemie und Co.), etwas mehr Lowtech, man muß nicht jeden Mist mitmachen. Dafür mehr Arbeitskräfte. Wo VW 7.000 Arbeitnehmer feuert, schaffen Höfe wieder Stellen … und stärken so ihr politisches Gewicht. Ein Bio-Hof hier in der Region, der zu 100% auf Direktvermarktung setzt, ernährt drei Familien und diverse 450-Euro-Kräfte (Fahrer der Hofkiste etc.).
    – Hybride Landwirtschaft von Michael Horsch – eventuell einhergehend mit obigen Humusaufbau-Maßnahmen – hätte einen sehr niedrigen ökologischen Fußabdruck bei sehr hohem Output ohne Bio-Fanatismus.
    – Stadtfarmen in Händen von Landwirten (Aquaponik, Hydroponik, Vertical Farming), bis zu 90% Wasserersparnis, geschlossene Systeme ohne Pflanzenschutzmitteleinsatz etc. (ECF Farmsystems, SPREAD Farmfabriken in Japan u.ä.).
    U.v.m.

    Bei kritischen Dingen wie die Düngemittelverordnung die Salamitaktik anwenden, einzelne Punkte infragestellen. Zum Beispiel: Stimmt es, daß die Empfehlung ist, unter 4% Humusanteil zu bleiben, weil man sonst Abstriche bei der Ausbringung von Nitrat (Wirtschaftsdünger) hinnehmen müßte? Nach dem Motto: Humus speichert Nährstoffe, also lieber Boden ohne Humus, damit die Nährstoffe schneller versickern und die Werte niedrig bleiben, damit man mehr Mist loswird?! Ist doch nicht im Sinne von Ackerbauern und schon gar nicht im Sinne von Umweltschutz (und ja, bedeutet, daß wir Tierhaltung auch überdenken müssen, wenn wir schon Probleme haben, die Ausscheidungen loszuwerden … vielleicht Ausbau des Transportes von Gülle und Co. in andere Regionen?!).

    Nicht mehr fragen, wie man im System klarkommen soll. Sondern zeigen, wohin die Reise gehen soll!

    Eine Renaissance der Landwirtschaft!

    • Obstbäuerin sagt

      “Nicht mehr fragen, wie man im System klarkommen soll. Sondern zeigen, wohin die Reise gehen soll!” Selten so viel wirres Zeug gelesen.

      • Ja, ich weiß, Sie mögen mich nicht! Wer weiß, FDPlerin wie die Initiatorinnen hinter landschafftverbindung.de (also diejenigen, die keine Druckvorlagen für faire Erzeugerpreise und gegen Bodenspekulation bereitgestellt haben)?! 😀

        Aber Spaß beiseite. Verlagern Sie sich mal auf konstruktive Kritik!

        Oder anders formuliert: Glauben Sie im Ernst, so wird’s was mit mehr Dialog, wenn Dialog nur zählt, sofern man Ihrer Meinung ist?

        Und falls das hier ein politisches Ding sein sollte:
        https://www.agrarheute.com/politik/thueringen-meisten-bauern-waehlten-linke-560752

        • Obstbäuerin sagt

          Da ich Sie als Person nicht kenne, habe ich keine Vorurteile aber Ihre Texte finde ich wirr. Erstens sind Sie auf all den Gebieten, die Sie beackern, kein Fachmann. Zweitens mogeln Sie ständig positive Darstellungen oder negative je nachdem unter, obwohl im Laufe der längeren Zeit, die Sie schon hier im Blog schreiben, vollkommen klar ist, dass diese bei den Bauern genau umgekehrt verortet sind. Auch dieses Beispiel ist aus mehreren Gründen nicht zur Problemlösung geeignet, die aber nicht zum 1.000. mal hier aufgeführt werden müssen.
          …”Wieder etwas weniger Hightech (Chemie und Co.), etwas mehr Lowtech, man muß nicht jeden Mist mitmachen. Dafür mehr Arbeitskräfte. Wo VW 7.000 Arbeitnehmer feuert, schaffen Höfe wieder Stellen … und stärken so ihr politisches Gewicht. Ein Bio-Hof hier in der Region, der zu 100% auf Direktvermarktung setzt, ernährt drei Familien und diverse 450-Euro-Kräfte (Fahrer der Hofkiste etc.). “….

          • Ich mußte gerade mit jemandem über Urban Farming diskutieren, der darunter Schrebergarten verstand … vielleicht bin ich nicht vom Fach, doch Fachwissen kann man auch anders erwerben.

            Nun kann ich keinen Schlepper fahren und das Handwerkliche ginge mir ab. Doch die Themenvielfalt zeigt doch sicherlich auch Ihnen, daß ich nicht unkritisch bin und sogar versuche, konkrete Lösungen aufzuzeigen, siehe ersten Kommentar. Das ist mehr, als ich von vielen anderen höre, die vom Fach sind!

            Sie zitieren mich und bleiben die Kritik schuldig! Ja, was soll ich denn dann daraus schlußfolgern?

            Ich habe an anderer Stelle gerade einen Kommentar von Ihnen beantwortet. Vielleicht hilft es zur Versachlichung.

            Sicherlich haben Sie persönliche Beweggründe, die haben wir wohl alle hier! Doch in der Sache hilft es nicht, wenn sie versuchen, mich persönlich anzugreifen (fragen Sie gern den Bauernverband SH auf Facebook)!

            Sie sagen, meine Beispiele und Gedanken wären nicht zur Problemlösung geeignet, ich habe Ihnen konkret sogar gesagt, was es an Maßnahmen gibt, das Beispiel der hybriden Landwirtschaft hat Willi sogar selbst gebracht, von ihm habe ich das! Zu Novihum – Braunkohle-Humus – kann ich Ihnen detaillierteste Datenblätter zusenden, ich habe Kontakt mit dem Geschäftsführer aufgenommen. Zu dämlichen Nitrat-Kläranlagen-Vergleichen des FDP-Landwirts Christian Lohmeyer habe ich detailliertes Feedback von Wasserverbandstag, der Herrn Lohmeyer vorführt. Usw. Ich versuche wirklich, alles gegenzurecherchieren. Das bedeutet jedoch auch Kritik in alle Richtungen.

            Dialog nur, wenn die Gegenseite einem zustimmt, ist kein Dialog!

            Das alles geht jedoch nur, wenn Sie sachlich bleiben und die Kritik konkret äußern! Dann machen Sie sich zwar auch für Gegenkritik angreifbar, aber das ist ja der Dialog, den wir alle hier doch wollen!

            Wie sieht Ihr Zukunftsplan aus? Das ganze Diskutieren hier könnten wir uns sparen, wenn niemand eine Perspektive sähe!

            • Obstbäuerin sagt

              “Wie sieht Ihr Zukunftsplan aus?” Wenn alles so kommt, wie von NGO´s, Politik und Medien gewünscht, gehören wir zu den kleinen bäuerlichen Betrieben, die aufgeben müssen. Wenn wir Glück haben, schaffen wir es noch, bis wir unsere spärliche Rente bekommen. Von unseren Kindern wird keines den Betrieb übernehmen.

              • Genau die Perspektive, die Sie beschrieben haben, will ich verhindern!

                Ich sehe auch Betriebe, die nur noch hoffen, bis zur Rente durchs Loch zu kommen, dann alles an den Meistbietenden verhökern und nach uns die Sintflut.

                Das ist aber keine Perspektive, die ich gut finde! Also arbeite ich an Ideen und Lösungen, die andere in Zugzwang bringen. Kleine bäuerliche Betriebe kenne ich, ich habe auch viel Kontakt mit der AbL, die versuchen wirklich viel, diskutieren überall mit, demonstrieren für faire Preise und schaffen bereits den Dialog mit diversen NGOs bis zum BUND.

                Ich selbst will dabei nicht mal größere Höfe zusammenstutzen zu kleinen, es sollte für alle Platz sein und jeder seine Nische und sein Auskommen finden.

                Und deswegen kämpfe ich gegen das weiterso! Man könnte als Erzeuger jetzt gegen Agrarpaket, für Agrarchemie, Gentechnik, gegen Auflagen und Kontrollen etc. kämpfen, Verbraucher und NGOs als Sündenbock hinstellen und hoffen, daß das weiterso bis zur Rente so bleibt. Doch ich kämpfe für den Erhalt des Berufsstandes Landwirt, nicht für eine Exitstrategie und den Ausverkauf unserer Landwirtschaft. Und deswegen ist Kritik an Anbaumethoden ebenso wichtig wie Kritik am Konsumverhalten, Handelspraktiken und politischen Entscheidungen!

                Und ich weiß, daß es geht, es gibt immer mehr Beispiele und die Schlepperdemo hat gezeigt, daß Landwirte auch solidarisch miteinander umgehen können … auch wenn ich nicht selten mitbekommen habe, wie der eine auf den Grund und Boden des anderen schielt … Preisdrucksystem macht aus uns keine netten Menschen.

                Also wenn Sie keine Nachfolge haben für Ihren Betrieb, kämpfen Sie wenigstens für Aufklärung und Dialog statt einfach nur kategorisch dagegen zu sein, wenn jemand von anderen Anbaumethoden spricht. Pflanzenschutz ist wichtig, genauso wenig sollte sich übrigens die Landwirtschaft für CO2-Erzeugung rechtfertigen müssen, sollen denn Tiere alle hinter Filteranlagen in geschlossenen Ställen gehalten werden?! Es ist immer ein Geben und Nehmen … sollte es zumindest sein!

                • Obstbäuerin sagt

                  Das ist das Problem, Herr Suhr, ohne es selbst zu reflektieren, beflügeln Sie das, was sie verhindern wollen. Die ABL hat als Vertreter der Weidetierhaltung eine Sonderstellung und verhält sich gegenüber anderen Sparten der Landwirtschaft sehr unsolidarisch. Und zu Ihrer Beruhigung, wir haben kein Land zu verhökern und auch sonst nichts von hohem Wert, was wir verkaufen können, da alles sehr speziell auf den Obstbau ausgerichtet ist. Unter den jetzigen und von ABL, Grünen, NGO´s usw. gewünschten zukünftigen Auflagen und Veränderungen, möchte das auch kein anderer mehr weitermachen. Wenn Sie Interessenten für unseren Betrieb finden, schicken Sie sie bei uns vorbei. Dann können Sie mit recht sagen, dass Sie was erreicht haben. Danke.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Ach Herr Suhr,
          die Umfragen, da wird es wohl so gewesen sein, wie bei Umfragen der Sexhäufigkeit, ich gebe immer 3 x täglich an. 😉

          • Ich verstehe Ihren Kommentar nicht. Worauf genau beziehen Sie sich?

            Umfragen glaube ich auch nur den Teil, der eher unwahrscheinlich ist. Also wer danach gefragt wird, wie oft er täglich masturbieren würde, da glauben ich nicht denen, die nie sagen, sondern eher denen, die sich dann trauen, ‘ne Zahl zu nennen 😀 Also so gesehen ist meist zumindest der Teil wahr, der entgegen der gesellschaftlichen Erwartungen läuft.

            Stichwort Bio. Wer da alles meint. Bio zu kaufen, es dann aber nicht tut …

        • Lesen Sie den Kommentar darüber, der soll angemessen sein, zumal ich sogar sehr konkrete Inhalte und Ansätze beschrieben hatte?!

          Auch Ihr Kommentar nimmt nur die vorherige Kommentatorin (ich unterstelle mal, daß es eine Frau ist bei dem Pseudonym) in Schutz, ohne sachlich zu werden.

          Was soll ich jetzt denn kommentieren? Ich kann nur sagen: Ja, es ist viel Text, was ich geschrieben hatte. Aber Sie müssen es nur lesen, ich habe es schreiben müssen 😉

          • Arnold Krämer sagt

            Herr Suhr, ich habe der Obstbäuerin gesagt, dass sie auf Ihren langen Text nicht angemessen geantwortet habe, habe Sie also gewissermaßen in Schutz genommen (und nicht die Obstbäuerin).
            Was Sie mir jetzt dazu schreiben, ist in der Tat etwas wirr.
            Aber so ist das nun einmal mit Kommunikation. Gesagt bedeutet nicht verstanden. Und verstanden bedeutet nicht automatisch einverstanden. Und einverstanden noch lange nicht angewendet.

            • Oh, danke! Ich kann hier schwer zuordnen, wer zu wem kommentiert. Dann habe ich da nichts gesagt und möchte mich entschuldigen!

              Doch vielleicht – wenn Sie mich schon darauf hinweisen – kann ich helfen, das Wirre zu entwirren. Ich fühlte mich auf der Obstbäuerin angegriffen und Ihr Kommentar war meinem Originalkommentar untergeordnet hier bei mir im Browser.

              Online ist jeder gleich angefixt, davon will ich mich nicht ausnehmen!

              Entschuldigen Sie bitte meinen Aussetzer!

    • Reinhard Seevers sagt

      Viel Text Herr Suhr. Ich greife mir nur einen Teilbereich heraus, weil der mich schon lange bewegt. Urban gardening oder aquaponing wie auch immer diese hippen Dinge genannt werden sind für mich einfach nur Unsinn.
      Wir haben in Deutschland fast 1 Million Kleingärten in den urbanen Bereichen. Die Fläche ist insgesamt so groß wie das Bundesland Bremen. Die Mitgliederzahl schrumpft, die Gärten sind aber noch da und sie schreien nach Nutzung. Wo sind denn die achso aktiven, ambitionierten Menschen, die diese seit Jahrzehnten genutzten Nutzgärten bewirtschaften? Man muss das Rad nicht neu erfinden, man muss nur das vorhandene nutzen. Aber auch mit fast 1 Million Kleingärten konnten und werden die Welt nicht ernähren, es bleibt an der Landwirtschaft hängen. Die Nutzung durch die Stadtbewohner könnte ihnen aber die Natur und die Ernährung näher bringen…..hat bei den Eltern und Großeltern ja noch geklappt. Leider sind die urbanen Bewohner etwas träge geworden, deshalb gehen sie lieber in die Discounter und auch in die Bioläden.

      • Sie verwechseln was. Kleingärten sind nicht Urban Farming, sondern eher für Stadtmenschen das, was auf dem Land der Hinterhofgarten war. Wenn Sie sich näher informieren wollen, dann schauen Sie sich gern diese Links hier an.

        Ist eine etwas … andere Größenordnung:

        Pilzfarm in Tiefgarage:
        https://www.pfaelzischer-merkur.de/pariser-start-up-cycloponics-produziert-pilze-in-tiefgarage_aid-46759839

        Salatfabriken in Japan:
        http://spread.co.jp/en/technofarm/
        https://www.wlw.de/de/inside-business/aktuelles/vollautomatische-salatfabrik

        ECF Farmsystems aus Deutschland:
        https://www.handelsblatt.com/technik/energie-umwelt/circular-economy/berliner-fischzucht-start-up-ecf-auf-den-barsch-gekommen/20374012.html
        Berliner Musterstandort: http://www.ecf-farm.de/
        https://biooekonomie.de/nachrichten/schweizer-geld-fuer-berliner-aquaponik-farm
        (Kritikpunkt sind noch die Haltungsbedingungen für die gezüchteten Fische im Zuge des Stoffkreislaufes)

        Hier der wissenschaftliche Hintergrund (EU Projekt InaPro):
        https://www.igb-berlin.de/projekt/inapro-innovative-aquaponik-fuer-professionelle-anwendungen

        Ich hoffe, es trägt zur Versachlichung bei.

        • Reinhard Seevers sagt

          Danke für die “Belehrung” ich kenne die Unterschiede. Es geht mir darum, die mediale Darstellung, dass Nahrung nun aus den Städten kommen könnte, bei gleichzeitgem Verlust vorhandener klassischer Gartenvielfalt irgendetwas bewegen oder ändern soll, als Unsinn und einfach nur eine weitere Form des monetären Abzockens von Gutgläubigen zu entlarven.
          Es steht gerade ein Artikel über Verticalfarming und deren Chancen in der neuen ZEIT…ein weiteres Beispiel theoretischen Wirtschaftens um Geld zu scheffeln.
          Meine Meinung!

          • Ich freue mich, wenn Sie die Unterschiede kennen, warum nicht gleich so?

            Sie wissen dann sicherlich auch, daß es nur eine ergänzende Möglichkeit ist, zum Beispiel für Frischgemüse etc. Oder glauben Sie, daß Knollengemüse mit Hydroponik erzeugt werden könnte und hektargroße Anlagen realisierbar wären?

            Und wo gibt es einen Verlust? Man nehme leerstehende Lagerhallen, unterirdische Garagen oder Dachfarmen etc. Das kommt mit der herkömmlichen Landwirtschaft nicht in Konflikt. Im Gegenteil, so wäre auch ein Stück weit Landwirtschaft in der Stadt und damit im Bewußtsein der Städter.

            Der Artikel der Zeit spricht vor allem von LEDs. Und Sie reduzieren es auf Vertical Farming. Bereits große Lösungen mit Salatfabriken bietet der japanische Anbieter SPREAD. Der deutsche Anbieter ECF-Farmsystems setzt auf die Gewächshaus-Variante ohne LEDs mit einem Stoffkreislauf aus Pflanzenanbau und Fischzucht, wobei der Kritikpunkt hier wie gesagt die Haltungsbedingungen der Fische sind, aber letztlich ist es nur ein Gewächshaus.

            Und was ist Landwirtschaft anderes, als Geld zu scheffeln … also für die, die mit Boden spekulieren, diejenigen, die mit den Maschinen auch gleich den passenden Kredit anbieten, diejenigen, die mit der digitalen Überwachung auch gleich die Daten horten oder im Bündelpaket Saatgut und Chemie verticken?!

        • Paulus sagt

          Christian Suhr, abgesehen von ihren linken Ideen die ich durchaus gerne lese und respektiere; glauben sie im Ernst, dass hier jemand ihre Links öffnet und liest?
          Ein Vortrag besitzt Qualität wenn er mit eigenen Worten zu Stande kommt.

          • Also ist Ihre Aussage: Ich lese nichts und informiere mich nur über Youtube?

            Wenn Sie nur glauben, was andere Kommentatoren schreiben, wäre ich vorsichtig mit der Qualität dieser Worte.

            Ich habe sogar beschrieben, was da hinter den Links zu finden ist, so daß Sie sich einen Eindruck machen könnten über die Möglichkeiten. Und ich halte es für sehr ineffizient, ganze Zeitungsartikel rüberzukopieren.

            Aber mal in Kürze:
            Bodenunabhängiger Anbau mit bis zu 90% reduziertem Wasserbedarf, deutlich reduziertem Nährstoffbedarf (keine Erosion) und aufgrund nahezu geschlossener Systeme auch keine Keime, die Pflanzenschutzmittel nötig machen bzw. auf ein Minimum reduzieren.

            Sie müssen es nicht lesen! Aber dann ist Dialog umsonst. So könnte jeder alles behaupten …

            Etwas wissenschaftlicher formuliert: Ich nennen Quellen für meine Aussagen. Dann können Sie verifizieren, was ich da behaupte, und müssen nicht selbst recherchieren, was Sie wohl eh nicht tun, sonst würden Sie das Thema ja schon im Detail kennen und wir würden hier in der Sache diskutieren.

      • Elisabeth Ertl sagt

        Ich würde weniger die Wissenschaft kritisieren als die Technik. Es gab seit den 1970er Jahren keine Technik mehr, die nicht mehr Probleme schuf als sie löste. Und bei E-Autos und Wasserstofftechnologie wird es ähnlich sein, Es gibt keine dichten Wasserstofftanks. Der Wasserstof entweicht – als leichtestes Molekül wird er sich in den Weltraum hinaus verflüchtigen. Auf lange Sicht verlieren wir Wasser und zwar unwiederbringlich. Das ist eine noch viel größere Katastrophe als das CO2. Die Lösung kann nur Verzicht auf das jetzoge Maß an Autofahrtrn sein.
        Mehr Platz für Tiere bedeutet Zubetonierung von landwirtschaftlichem Boden. Die Lösung kann nur Verzicht auf Fleisch sein.
        Schumacher forderte schon 1973, dass Technik ausschließlich der Erleichterung menschlicher Arbeit dienen und keineswegs sinnstiftende Arbeit ersetzen darf. Mit Industrie 4.0 sind wir gerade wieder dabei, diesen Grundsatz zu missachten.

        • Sie argumentieren einseitig: Man muß auch von weniger Tierhaltung sprechen, und dann gäbe es genug Platz für die verbliebenen Tiere. Bedenken Sie allein all die Tiere, die quasi weggeworfen werden! Oder der Exportfetisch. Wo Höfe vorher noch mit Hunderten Tieren wirtschaften konnten, müssen es heute Tausende sein. Das ist eine wirtschaftliche Frage.

          Ja, es braucht Stoffkreisläufe, doch Maß und Mitte wurden verloren (siehe Preise allein schon, was die Wertschätzung angeht).

          120% Selbstversorgungsquote bei tierischen Produkten (außer Eiern).
          60kg Fleischverzehr pro Kopf jährlich bei 88kg Verbrauch (laut BMEL).
          Ernährungsempfehlungen sprechen von maximal 500g Fleisch wöchentlich. Von der ökologischen Komponente ganz zu schweigen (Futtermittelflächenverbrauch, ein Viertel des Eiweißfutters wird importiert, Mercosur, Gülle usw.).

          Industrie 4.0 lehne ich auch ab. Digitalisierung dient nicht der Innovation, sondern nur der Produktivitätssteigerung, dabei wird alles anfälliger und die Abhängigkeiten nehmen drastisch zu (Datenhoheit liegt selten bei demjenigen, der die Daten erzeugt sozusagen). Siehe hier die Aussage von Michael Horsch zur Digitalisierung:
          https://www.agrarheute.com/management/michael-horsch-digitalisierung-lohnt-ackerbau-551105

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            100% Selbstversorgungsgrad bei Hünchen würde bedeuten, dass der Verbraucher auch alle Teile essen muss, sonst haben wir eine Unterversorgung.
            Man solle nicht vergessen, dass im letzten Jahr 770.000 Tonnen Geflügelfleisch importiert wurde, Fleisch insgesamt 3,62 Millionen Tonnen .

            • Das Außenhandelsvolumen mit Fleisch(-waren)ist deutlich höher als das der lebenden Tiere:
              2017 wurden insgesamt 2,82Mio.tSG Fleisch importiert und 4,36Mio.tSG Fleisch exportiert.
              Damit nahm der Import um 3,8% (Rind +8,5%, Schwein +3,3%, Geflügel +4,5%) im Vergleich zum Vorjahr zu, der Export nahm hingegen um 2,2%(Rind –4,9%, Schwein –0,5%, Geflügel +1,3%)ab (siehe Abbildung 14)(BLE, 2018b)

              https://www.ble.de/SharedDocs/Downloads/DE/BZL/Daten-Berichte/Fleisch/2018BerichtFleisch.pdf?__blob=publicationFile&v=4

              Bei Hühnchen bitte auch unterscheiden, daß wir hier die Premiumteile (Brust etc.) verzehren. Köpfe, Füßte etc. exportiert werden. Und die Kosten sind mit den Premiumteilen schon gedeckt, der Verkauf des Restes ist Reingewinn (nur nicht für die Tierhalter).

              • Reinhard Seevers sagt

                Wozu soll der Maßstab der Selbstversorgung dienen? Wie hoch ist der Selbstversorgungsgrad bei Maschinen und Autos? Warum ist Export schlecht und Import gut? Wenn Ghana 90% seiner landw. Güter exportiert, ist das gut oder schlecht? Wenn Neuseeland 80% seiner Milch und Schafe exportiert, ist das gut oder schlecht?
                Ich fass es nicht…..

          • Elisabeth Ertl sagt

            Ich hab doch selbst geschrieben: Die Lösung kann nur Verzicht auf Fleisch sein – dafür ist jetzt schon ausreichend Stallfläche vorhanden!
            Aber wenn der Fleischkonsum – europaweit – auf ein vertretbares Maß zurückginge, bliebe der Austausch mit Südeuropa Fleisch gegen Gemüse und Obst: weil letzteres klimabedingt im Süden besser wächst und Tiere sich im Norden wohler fühlen. Also immer noch 120% Selbstversorgung in D.

        • Paulus sagt

          Liebe Elisabeth Ertl, nachdem uns Christian Suhr schon über seine „Gipsgewinnung beim Abbau der Braunkohle-Theorie“ und ähnlichen Quatsch informierte setzen sie noch einen drauf und kommen mit ebensolchem Expertenwissen was die Wasserstofftechnologie betrifft um die Ecke.
          In einem Punkt kann ich sie beruhigen, wenn wir in unserem ländlichen Refugium eintreffen kommt erst mal Holz in den Kamin, das ist so schön romantisch …, ähnlich wie auf einem Bergbauernhof. Obwohl, da knallt es auch schon mal im Kamin.
          Nichts für ungut gnädige Frau, aber was man so alles mittels Google erfahren kann, erweitert nicht zwingend den Horizont.
          Ach, H2 vergast sich unwiederbringlich in den Weltraum? Die Aliens finden das natürlich scheiße und jetzt begreife ich auch weshalb sie böse auf uns sind.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Unter Jägern bohrt man gerne mal das Kaminholz an und füllt etwas Schwarzpulver rein, anschließend wir das Loch wieder verschlossen.
              Tut man zuviel des Guten, dann fehlt ein Teil des Kaminofens.

        • Paulus sagt

          Was Industrie 4.0 betrifft sage ich euch mal was, als einer der der etwas davon versteht und auch die inhumane andere Seite kennt.
          Als Student stand ich mal 8 Wochen lang an einer Standbohrmaschine und durfte immer ein Loch in ein Stahlteil bohren. Gut, ich hatte die Lohntüte und das Ende vor Augen, andere machten das jahrelang. Mittags holten die Blaumänner ihren Henkelmann aus dem Heißwasserbecken und aßen wortlos, mit einem Teil der Bildzeitung, bis die Hupe wieder ging. Heute arbeiten zigtausende zwar in sauberen Werkhallen und in gepflegter Anstaltskleidung, verrichten aber noch viel stupidere Handgriffe. Mir wurde immerhin noch beigebracht einen Bohrer zu schleifen und die Bohremulsion richtig zu mischen. Der Einsatz von Robos ist human.
          Ich bekomme das Kotzen wenn mir eine der Realität entrückte Bergbäuerin oder ein Chr. Suhr etwas von 4.0 oder sinnstiftender Arbeit sogen. Werktätiger erzählen wollen.

    • Philip sagt

      Hallo Herr Suhr,

      bzgl. “Stadtfarmen in Händen von Landwirten”
      Denken Sie, dass die Landwirte das zusätzlich zu Ihrer Landwirtschaft machen werden, oder dass sie ihren alten Betrieb zugemacht haben, um fortan die Stadtwirtschaft beackern?

      Ich verstehe auch nicht, was dieser Humusaufbau mit Kohle bringen soll. Schlagen Sie vor, dass zusätzlich zur “normalen” Düngung noch standardmässig mit Braunkohle gedüngt wird? Wo ist da der Sinn, bzw. langfristig die Nachhaltigkeit? Methoden zum Humusaufbau sind doch bekannt.

  16. Alfons Balmann sagt

    Die Proteste fanden in der Tat viel Unterstützung innerhalb der Landwirtschaft und außerhalb Aufmerksamkeit. Eine interessante Frage über die ich beim Verfolgen der Diskussionen gestolpert bin lautet:

    Was braucht die Landwirtschaft von Politik und Gesellschaft, damit sie ihre Probleme bewältigen kann?

    Genau hierauf haben weder die Initiatoren der Proteste noch die Verbände bisher keine schlüssige Antwort gegeben. Gute Antworten werden auch nicht einfach zu finden sein. Sie müssen vieles beachten, wie die vorhandenen Zielkonflikte, die möglichen Verlierer innerhalb der Landwirtschaft, die Konsistenz mit allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen, die Fähigkeit sie zu kommunizieren – nach innen, wie auch nach außen.

    Es wird nämlich nicht reichen, wenn die Landwirtschaft Antworten entwickelt, die ihr plausibel erscheinen. Die Antworten müssen auch die Gesellschaft überzeugen. Das erfordert Vertrauen. Es erfordert vor allem auch Wege, die auch Kritiker der Landwirtschaft erreichen und für sich gewinnen. Auch das wird nicht einfach sein; denn auch dort müssen Wagenburgen eingerissen werden. Der Bau neuer landwirtschaftlicher Wagenburgen wäre kein gutes Signal.

    • Reinhard Seevers sagt

      Es ist so ähnlich wie die Diskussion mit der islamischen Religionsgemeinschaft: Keinen zentralen Ansprechpartner, unterschiedliche Standpunkte der Mitglieder und keine genauen Ziele…..mit wem soll die Gesellschaft/Politik über was reden?

      • Arnold Krämer sagt

        Das ist ein ganzes Stück weit das Problem. Ein Autobauer ist ein Autobauer, ein Arzneimittelhersteller ein Arzneimittelhersteller. Ein Landwirt arbeit auf unterschiedlichen Standorten, hat unterschiedliche Betriebszweige, Vermarktungswege, persönliches Umfeld, Organisationsstruktur. Die Interessen und Bedürfnisse incl. der daraus abgeleiteten Forderungen an die Politik reichen folglich von: “Lasst uns bloß in Ruhe” bis “Bitte noch mehr Subventionen” und “Beschränkt das Handeln meiner Berufskollegen” usw. usw.
        Mit dem jetzt eingeschlagenen politischen Weg wird man die leistungsfähige Landwirtschaft, die wir in D noch haben, vor die Wand fahren.

    • firedragon sagt

      Herr Balmann,

      die LW braucht Akzeptanz und Zeit.

      Die Politik möchte schnell Gesetze auf den Weg bringen und erhofft sich schnelle Ergebnisse.
      Die LW, da sie mit und in der Natur arbeitet, kann mit schnellen Ergebnissen nicht aufwarten, das braucht Zeit und das muss akzeptiert werden.
      Es ist sicherlich vieles möglich und die LW ist die Letzte die sich dem verweigert aber es geht nichts von heute auf morgen.

      • Reinhard Seevers sagt

        In der Geschwindigkeit sehe ich auch eines der größten Probleme. Auch hier zeigt sich die Unwissenheit der Verantwortlichen und der Verbraucher. Landwirtschaft tickt einfach langsamer, weil nachhaltiger, als alle anderen Wirtschaftssysteme…..allein diese Erkenntnis ist schon wichtig, zu kommunizieren.

      • Alfons Balmann sagt

        Die Forderung nach mehr Zeit wird der Landwirtschaft nicht helfen. Der Bauchladen an Themen, die ja auch Willi angesprochen hat, ist enorm. Und vor allem: die Themen liegen seit Jahren auf dem Tisch und die Politik steht unter Zeitdruck. Zum großen Teil auch deswegen, weil sie selber wertvolle Zeit vertan hat.

        Für das Argument Zeit sehe ich nur in einer Hinsicht Überzeugungskraft, nämlich dass man Politiken schrittweise implementiert. So wie es der Wiss. Beirat hinsichtlich des Ausstiegs aus den Direktzahlungen empfohlen hat, nämlich mit der bevorstehenden Reform zu beginnen und den Abbau über 5 bis 10 Jahre mit klaren Maßgaben jetzt zu beschließen.

        • Arnold Krämer sagt

          Sehr geehrter Herr Balmann!
          Ihre Professoren-Kollegen haben gestern auf der DAFA-Konferenz (Deutsche Agrarforschungsallianz) in Berlin die Forderung nach 100 Versuchsställen in ganz Deutschland für die Schweinehaltung aufgestellt, um dort die gesamte Komplexität von gesellschaftlich gewünschter Schweinehaltung erforschen zu können. Dafür bräuchte man ca. 10-12 Jahre Zeit und überhaupt die Möglichkeit, solche Ställe abseits von den jetzt bestehenden sehr stringenten baurechtlichen Vorschriften nach Bundesimmissionsschutzgesetz und der TA Luft überhaupt errichten zu können. Wenn man solche Dinge mitbekommt (ich war dabei, wie Sie wissen) dann fragt man sich so wie viele andere hier in diesem Agrarblog, auf welcher Grundlage agrarpolitische Entscheidungen mit weitreichenden einzelbetrieblichen und persönlichen Folgen getroffen werden, und ob es wirklich an so vielen Stellen brennt, wie immer behauptet wird. Und sind manche “Feuer” nicht auch selbst entzündet worden. (Bsp. undifferenzierte Biogasförderung ab 2000)
          Aber “Feuerlöschen macht Spaß” und die Landwirte müssen deshalb auch das Selbstverständnis und Handeln von Politik und Politikern immer wieder hinterfragen.

          • Alfons Balmann sagt

            Herr Krämer,
            das klingt ein wenig nach Schrödingers Katze. Aber Sie wissen ja, dass wer handelt, auch Fehler macht und wer zu spät kommt, vom Leben bestraft wird. Aussitzen wird man nicht können. Frage ist daher, zu welcher Gruppe man gehören möchte.
            Klar sollten doch folgende Punkte sein:
            – Der Handlungsdruck nimmt zu. Sowohl für die Politik als auch für die Landwirte. Und der Bauchladen ist enorm groß. Jetzt sich hinzusetzen und zu fordern, dass erst jahrzehntelang Insekten gezählt oder Ställe getestet werden sollen, wird nicht aus der Schusslinie kommen. Im Gegenteil, das wird als Ausrede entlarvt werden.
            – Auch wenn die Landwirtschaft in den letzten Wochen viel mobilisiert hat, hat sie noch nichts erreicht. Sie sollte sich auch nicht überschätzen. So groß ist sie als Wählerschaft nicht. Wenn sie etwas erreichen möchte, dann nur mit breiter gesellschaftlicher Unterstützung. Aber dafür reicht es nicht zu jammern. Man muss auch liefern. Sich gegenseitig selber auf die Schultern zu klopfen bringt wenig.
            – Auch darf man die Politik nicht überschätzen. Politik ist langsam und träge. Sie sollte wie Sie unten geschrieben haben, einen allgemeinen Rahmen und Ziele setzen, aber aufhören feinzusteuern. Dann muss die Landwirtschaft aber auch Verantwortung übernehmen und Wege aufzeigen, wie sie gewährleistet, das Probleme gelöst werden.
            – Letztlich ist Landwirtschaft Wirtschaft. Vielleicht sollte sich die Landwirtschaft an anderen Sektoren ein Beispiel nehmen, wie man mit gesellschaftlicher Kritik umgegangen ist.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Kritik?
              Das was in letzer Zeit über die Landwirtschaft eingebrochen ist, hat mit Kritik nichts mehr zu tun, sondern mit reiner De­m­a­go­gie.

            • “Der Handlungsdruck nimmt zu. Sowohl für die Politik als auch für die Landwirte. Und der Bauchladen ist enorm groß. Jetzt sich hinzusetzen und zu fordern, dass erst jahrzehntelang Insekten gezählt oder Ställe getestet werden sollen, wird nicht aus der Schusslinie kommen. Im Gegenteil, das wird als Ausrede entlarvt werden.” Danke, Herr Balmann für die Bestätigung meines untenstehenden Kommentars und gleichzeitig der Offenbarung der Rolle der Wissenschaft in diesem Spiel!

      • Obstbäuerin sagt

        Da gebe ich Dir vollkommen recht, firedragon. Vor allem sollte der Ist-Zustand unabhängig von NGO´-Meinungsbildern erfasst werden. Dazu hab ich schon ein paar Beiträge zuvor gefordert:
        Bevor nicht über ein flächendeckendes Monitoring (das jedoch mindestens 3-5 Jahre in Anspruch nehmen wird) die sehr unterschiedlichen lokalen Gegebenheiten ermittelt sind, sollte auf irgendwelche gutgemeinten Vorschriften oder noch schlimmer Gesetze verzichtet werden.
        Ich fordere deshalb, jegliche Entscheidungen (Agrarpaket) für mindestens 5 Jahre aufzuschieben und dann anhand der ermittelten Fakten lokale Abstufungen der geforderten Maßnahmen vorzunehmen. Wenn z.B. im Krefelder Naturschutzgebiet, in dem schon seit vielen Jahren keine Pflanzenschutzmittel und Glyphosat verwendet wurden, die Insektenmasse um 75% zurückgegangen ist, dann ist das ein ROTES GEBIET. Unser Obstanbaugebiet, das 10 mal größer ist als Krefeld, wo seit 40 Jahren sowohl Pflanzenschutzmittel als auch Glyphosat zur Anwendung kamen, jedoch eine hohe Insektenvielfalt und Masse aufweist, wäre dann ein GRÜNES GEBIET.

        • brouss sagt

          Das habe ich schon mal woanders geschrieben, als es um das bayerische Volksbegehren ging. Dann könnte man vielleicht auch andere Einsichten gewinnen.

          Z.B. Das in langen Trockenphasen Insekten ev. verdursten

    • bauerhans sagt

      “Was braucht die Landwirtschaft von Politik und Gesellschaft, damit sie ihre Probleme bewältigen kann?”

      auf jeden fall keine emotionalen schuldzuweisungen!
      sondern die zusage,politische forderungen nach anderen wirtschaftsweisen,vollumfänglich finanziell auszugleichen.

    • Arnold Krämer sagt

      Herr Balmann! Die Landwirtschaft braucht politische Distanz, ein einfaches, ich betone, einfaches und klares Ordnungsrecht und dann lasst die Landwirte in Ruhe arbeiten.
      Der aktuelle landwirtschaftsbezogene Politikbetrieb ist hyperaktiv, hat aber keine wirkliche Legitimation auch wenn man immer wieder behauptet, dies oder das wolle „die“ Gesellschaft.
      Die Landwirtschaft in eine Richtung zu stoßen, zu drängen, zu verordnen führt zu erheblichen Wohlfahrtsverlusten, wenn die Nachfrage dem postulierten, politisch gewünschtem Angebot nicht folgt. Beispiel: 20 % Ökolandbau gefordert, aber nur 6 bis 7 reale Nachfrage.

    • “Was braucht die Landwirtschaft von Politik und Gesellschaft, damit sie ihre Probleme bewältigen kann?” In erster Linie sollte sich die Landwirtschaft keine Probleme einreden lassen, die sie nicht hat!! Man soll auch nicht so tun, als ob “die” Gesellschaft mit der derzeitigen Form der Landwirtschaft “Probleme” hätte, die eine Umbau der Landwirtschaft/ Agrarwende oder sonst was erforderlich machen würde. Diese angeblichen Probleme werden von radikalen Randgruppen lautstark in den Ring geworfen, meist aus Gründen der Selbstdarstellung o.ä., an einer wirklichen Lösung dieser, von ihnen konstruierten, Probleme sind sie nicht interessiert. Als Beispiel kann hier durchaus das Thema Tierwohl dienen. In einer Diskussion wurden verschiedenste Massnahmen zur (angeblichen) Steigerung des Tierwohls vorgestellt. Ein Vertreter einer Tierschutzorganisation bügelte sämtliche Massnahmen ab mit dem Hinweis, dies sei allessamt “Bereichsethik”. Nur keine Tierhaltung ist eine gute Tierhaltung. Ergo machen weder hundert noch tausend Versuchställe irgend einen Sinn. Sinn macht nur die Erkenntnis, dass es völlig unsinnig ist radikalen Randgruppen nachzulaufen und ihnen einen Status einräumen, der gesellschaftlich in keinster Weise begründbar ist. Ein weiteres Beispiel völliger Fehleinschätzung der gesellschaftlichen Grundhaltung ist das Volksbegehren in BW. Aus Angst vor einem eventuellen Erfolg dieses völlig überzogenen Volksbegehrens hat der BV einen Volksantrag eingebracht und die Politik nun ein Eckpunktepapier vereinbart, welches die Forderungen dieses Volksbegehrens in vorauseilendem Gehorsam zu großen Teilen beinhaltet. Schnell haben die Intiatoren dem Eckpunktepapier zugestimmt, weil ihnen klar war, dass siemit hrem Vbg mit hoher Sicherheit scheitern werden. Tatsächlich ist es so (siehe heute STN) dass dass Interesse der Gesellschaft am Volksbegehren verschwindent gering ist. Auch hier liegt eine völlige Fehleinschätzung der Stimmung der Gesellschaft vor. Die wichtigste Aufgabe sehe ich daher darin, eine (von wem auch immer) manipulierte gesellschaftliche Position als solche zu entarnen!

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Bei uns wurde massiv Versammlungen/Demos veranstaltet, auch mit Abgeordneten von der CDU und Grünen, damit Berichte in die Zeitungen kamen, auch einige Leserbriefe (woran ich mich auch beteiligt habe) wurden ohne Kürzung übernommen.
        Die Argumente der Landwirtschaft wird positiv aufgenommen.

        War in der Nachbarschaft bei einer Familie, der Ehemann hat von sich aus gefragt, ob er in seiner Firma auch für den VA der Bauernverbände werben und Unterschriften sammel darf.
        Genehmigung wurde von mir erteilt. 😉

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Habe vergessen, bevor das Eckpunktepapier vereinbart wurde, gab es eine Parteiübergreifende Sitzung wo bis auf die SPD alle Abgeordneten klar und deutlich darlegten, dass das Volksbegehren nicht angenommen wird.

  17. Obstbäuerin sagt

    Neben all den Forderungen, die für die politischen Entscheidungen wichtig sind, sollten wir an der Basis Angebote an die Gesellschaft machen. Ich glaube, es gibt da schon ganz viele Aktivitäten, die aber in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen werden sollen. Dazu gehören z.B. meine Schmetterlingsführungen. Das müsste erfasst und medial aufbereitet werden, z.B. als Angebot für Verbraucher auf dem Blog von Bauer Willi. Mit der technischen Lösung wird uns sicher eins von unseren vielen Kindern, die nicht mehr in der Landwirtschaft tätig sind, unter die Arme greifen. Ich habe schon ein paar mal gelesen, dass es da Spezialisten unter Bauernkindern gibt.
    In den Gemeinden und Kommunen könnte man einen Dialog anbieten. Da gefällt mir der Titel WIR BITTEN ZU TISCH sehr gut. Leider gibt es bei uns im Osten wenig Landfrauenverbände, die das in ihre Arbeit integrieren könnten.
    Außerdem steht immer noch die Baum- und Heckenpflanzaktion auf dem Plan. Es gibt da auch schon andere Gruppen, die auf der Strecke aktiv sind.

  18. fingerphilosoph sagt

    Wenn ihr eine starke, offensive, kompetente und entschlossene Berufsvertretung braucht und keine habt, dann macht das doch selber. Wenn der Bauernverband in euren Augen ein Verein von Schnarchzapfen ist, dann macht es besser. Wenn ich euch richtig verstanden habe, geht es um Sein oder Nichtsein. In so einer Situation auf Schnarchzapfen zu hoffen, tun nur solche, die sich von Schnarchzapfen nicht wesentlich unterscheiden.

    Setzt euch halt an einen Tisch und arbeitet die fehlenden Inhalte, Forderungen und Strategien selber aus. Eine erste Forderung habt ihr ja schon: die Abschaffung des Agrarpakets. Bauer Willi hat in dem Artikel eine ganze Anzahl von weiteren Punkten genannt. Damit lässt sich doch was anfangen. Eine mediale Plattform und Verbindungen untereinander habt ihr auch. Ich nehme mal an, dass fast alle Bauern “Bauer Willi” inzwischen kennen und diese Seite hier lesen. Wer sich einbringen will, soll sich melden. Dann macht ihr zu diesem Blog eine Co-Seite, wo alle aktiven Teilnehmer vorgestellt werden und präsentiert dort eure Forderungen und die inhaltliche Arbeit. Dort könnt ihr öffentlich fachlich diskutieren und schließlich abstimmen lassen, das ist heute doch kein Problem mehr. Wenn ihr euch dann noch mit den “Land-schafft-Verbindung”-Organisatoren zusammentut, dann seid ihr schon fast eine Art Gewerkschaft.

    Mann! Bauer Willi hat hier doch schon Grundlagen geschaffen, die sich sehen lassen können. Wenn ihr daraus nichts macht, seid ihr selber schuld.

    • Paulus sagt

      Ist ja alles gut und schön, ich bin mir allerdings nicht sicher ob es klug ist die eigenen eingeführten Verbände zu schwächen. Als Außenstehender habe ich den Bauern zwar keine Ratschläge zu erteilen, würde aber aufgrund eigener Erfahrungen in einem ganz anderen Bereich dringend empfehlen, als erstes den DBV zu reformieren und somit zu stärken. Die öffentliche Wahrnehmung betreffend, stehen plötzlich grüne Kreuze und Trecker Demos im Vordergrund, da spielt oh Wunder, ein verschnarchter berufsständiger Verband als wichtiges Bindeglied zwischen Bauern, Gesellschaft und Politik plötzlich keine Rolle mehr. Das ist für mich ein Beweis für jahrelanges eklatantes Versagen. Dies ist ganz sicher nicht zuletzt einer gewissen Gleichgültigkeit der Mitglieder geschuldet.
      Mit Pöstchensammlern, die nebenbei noch den Präsiden für die Bauern machen, gewinnt man nun mal keinen Blumenpott. Es gab mal einen, der konnte das.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Paulus,
        ich sehe das genau so.
        Öffentlich den DBV kritisieren bringt nur eine Schwächung für alle Bauern und das würde den anderen in die Hände spülen.
        Kritik sollte intern geübt werden und wer es besser kann, sollte sich jetzt einbringen.

      • fingerphilosoph sagt

        Die Gründungsmitglieder vom NaBu, BUND, Greenpeace, die deutsche Umwelthilfe, Fridays for future und & Co. sind nicht hergegangen und haben erstmal den Deutschen Tierschutzbund, den Jagdverband, die Naturfreunde, die Wandervögel, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und all diese alteingesessenen Verbände reformiert. Es gibt all diese Alteingesessenen noch und die machen – keine Ahnung – vielleicht sogar gute Arbeit, aber sie sind in den Medien und damit im kollektiven Bewusstsein so gut wie gar nicht präsent.
        Wer außer den Bauern hat schon mal was vom Deutschen Bauernverband gehört? NaBu, BUND, Greenpeace & Co. kennt jedoch jeder. Diese neue Generation NGO ist doch eben gerade nicht mit dem Anspruch angetreten, die alten Schnarchzapfen um Himmels willen ja nicht zu schwächen und der Erfolg hat ihnen ja wohl Recht gegeben.

      • Paulus, Du hast den Vortänzer vergessen. Dieser und seine Vasallen machen jeglichen Reformversuch zunichte:-).
        Aber jetzt im Ernst: In der Tat wurden schon viele Versuche unternommen, den DBV zu reformieren. Und es gibt einige aufrichtige Leute, die das auch heute noch versuchen, aber ihre Erfolgsaussichten sind gering bis aussichtslos.

  19. …und nun? Kunz und Hintze wissen jetzt wie es geht und was alles falsch ist. https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/prof-kussin-ueber-bauernprotest-aktivist-und-unternehmer-beides-geht-nicht-11861434.html
    Fakt ist, die Intitiatoren von “Land schafft Verbindung” haben bewiesen, dass es möglich ist, Bauern zu mobilisieren. Die Grünen Kreuze haben bewiesen, dass Bauern mediale Aufmerksamkeit erreichen können. Dann aber ist das meiste schon vorbei. Wenn es um Inhalte, Forderungen und Strategieen geht, gibt es fast nichts vorzuweisen von Seiten der Bauern. Besonders von Seiten der professionellen Berufsvertretung sind hier massive Defizite zu verzeichnen. Anstatt gemeinsam mit dem Potential, das die o.g. Intiativen offengelegt haben, die Interesssen der Bauern offensiv und mit INHALT zu vertreten, duckt sich der BV weg, versucht mit “geheimen Zirkeln” wie z.B. dem Weinsberger Kreis, die Politik “von hinten” zu beeinflussen. Diese Vorgehensweise ist bei den Themen, mit der die Landwirtschaft z.Z. konfrontiert wird, von vorne herein zum Scheitern verurteilt, nicht zu letzt deshalb, weil die Politik selbst ein Getriebener ist. Was die Landwirtschaft dringend bräuchte, ist eine starke, offensive, kompetente und auch entschlossene Berufsvertretung, die ausschließlich den Interessen ihrer Mitglieder verpflichtet ist und vorallem die Mitglieder mit einbindet zur Durchstetzung der Forderungen! Das haben die Bauern derzeit nicht! Deshalb sind die Bauern hauptsächlich auf die Strasse gegangen. Wenn der Bauernverband dies nicht kapiert, sondern meint so wie bisher weitermachen zu können, wird er untergehen, gemeinsam mit den Bauern. Die Austritte aus Protest machen dies nur zu deutlich!

    • Thomas Apfel sagt

      Es ist aber auch die Haltung der Mitglieder selbst, die erwarten, dass möglichst alles von ihnen abgewendet wird. Dann kommt dazu die Einstellung einiger Akteure in oberer Ebene, die meinen die Gleise auf denen Politikbeeinflussung betrieben werden kann, besser zu kennen als der “Gemeine Bauernplebs”. Diese Leute fühlen sich regelrecht in ihren Kreisen gestört, wenn tatsächlich Initiative von unten entsteht.
      Trotzdem kann man nicht alle Verantwortung dorthin schieben. Ein Konzept, wie man den Anliegen der “Gegner” begegnet und was man dem entgegensetzt, muß meines Erachtens ebenfalls aktiv von unten kommen und nicht nur der Protest. Da bin ich dann gespannt, was auf dem Weg in den (unter Bauern fast unmöglichen) Konsens am Ende Substantielles übrig bleibt. Ich spreche aus Erfahrung von vielen Jahren Verbandsarbeit auf Landesebene.

      • Reinhard Seevers sagt

        Bauer so zu vereinen, dass eine gemeinsam getragene Sicht auf die Ziele entsteht, ist wohl die Quadratur des Kreises. Das wissen die “anderen”. Deshalb kann auch jeder zu jeder Zeit eine neue Sau durchs Dorf treiben und das Feuer am Brennen halten.
        1. Beispiel: Gestern in der Tagesschau eine erneute Darstellung angeblicher neuer Zahlen zum Insektenschwund, Grund: die intensive Landnutzung (neu war der Terminus Landnutzung, nicht Landwirtschaft!)
        2. Beispiel: Interview von Künast und Holtkötter in der ZEIT mit dem Tenor: Ihr Bauern wollt ja nicht die Umwelt schützen und den Tieren Gutes tun.

    • bauerhans sagt

      früher gabs gewählte ortslandwirte,die man auf probleme mit der gemeinde ansprechen konnte und die auf kurzen dienstwegen aktiv wurden.
      plötzlich war der neu gewählte zurückhaltend und argumentierte im sinne der gemeinde.
      der war von der gemeinde “gekauft” worden!
      heute verhandel ich selbst mit der gemeinde,die aber nur mit gesetzen und verordnungen antwortet.
      es braucht unheimlich viel zeit,verhandlungen zu führen.

  20. Volker Schmohl sagt

    Halo Willi,

    alles was Du hier angesprochen hast, ist richtig. Die Vielzahl der Baustellen zeigt, daß das System falsch ist. Warum in aller Welt soll ein unwissender Stadtbewohner einem ausgebildeten Landwirt oder einem landwirtschaftlichen Akademiker sage wie er auf seinen Flächen zu wirtschaften hat und das womöglich noch ohne Ausgleich der Einkommensverluste. Hier verstehe ich deine Gedankengänge nicht. Enteignung auch über das Ordnungsrecht ist nicht akzeptabel.

  21. Burkhard Schön sagt

    Ja tatsächlich, der Gedanke kam mir auch in den letzten Wochen immer: Wir sind gegen das Agarpaket.. (Leider kam das in den öffentlichen Medien immer so rüber als wenn wir gegen Insektenschutz und Umweltschutz im allgemeinen sind) aber wie stellen wir uns denn unsere Landwirtschaft in Zukunft vor haben wir Vorschläge die in Verordnungen zu pressen sind und wissenschaftlichen und technischen Grundlagen entsprechen. Schon die jetzige Düngeverordnung schafft es nicht individuelle Umstände zu berücksichtigen z.B. ein Abweichen von der geplanten Düngermenge wenn das Wetter doch besser ist als erwartet.
    Auch auf die Gefahr hin als Träumer bezeichnet zu werden aber das sind meine 3 wichtigsten Punkt für eine zukünftige Landwirtschaft .
    1. Abschaffung der Flächenprämien in der jetzigen Form! Grund: die hat nur den Faktor Boden verteuert und wird inzwischen an den Bodeneigentümer 1:1 weitergeleitet bzw. als Erpressungswerkzeug benutzt. Im Grunde werden damit nur Besitzstände gefördert und nicht Leistung und Können und ich möchte keine Almosen sondern mein Geld verdienen. . Die meisten Pachtverträge haben auch eine Preisanpassungklausel bei Änderung der wirtschaftlichen Verhältnisse, so daß eine entprechende Anpassung möglich sein müsste.
    2. Leistungen für die Umwelt müssen bezahlt werden. Mit einen Wort Einführung von Vertragsnaturschutz Wer eine Bienenweide oder einen Gewässerschutzstreifen anlegt soll dafür bezahlt werden, dann hätte ich auch kein Problem damit wenn der minimale Umfang prozentual vorgeschrieben ist.
    3. In der Düngung: Fokus auf die Nährstoffeffizienz: Das ist ökonomisch und ökologisch in unsrem Sinne. Mehr Freiraum bei der Entscheidung der Düngemenge (siehe auch oben) Förderung verlustarmer Wirtschaftsdüngerausbringung
    3. In den Ämtern wieder mehr Beratung mehr Fachleute und nicht nur Verwaltungsrechtler und Juristen. Warum: Mir fällt leider in meiner Praxis sehr oft auf das z.B. bei Fungizidbehandlungen im Getreide einfach prophylaktisch ein Insektizid mit rein gemischt wird obwohl es nicht nötig ist. Das gleiche gilt oft für Herbstbehandlung von Getreide und Raps. Ich selbst hab oft auch Schwierigkeiten, da eine Entscheidung zu treffen ob ja oder nein, da mir für eine exakte Bonitur die Zeit fehlt. Da es Wunsch der Gesellschaft (und unser hoffentlich auch) Nützlinge zu schützen warum sollten nicht speziell geschulte Mitarbeiter auf den Ämtern Strategien entwickeln und Empfehlungen herausgeben.
    So ich will auch gar nicht mehr schreiben, die Punkte sind nicht allumfassend und ich vermute mal daß es auch schon gute Konzepte von guten auch praktisch veranlagten Fachleuten gibt. Leider ist mir so etwas noch nicht vor die Augen gekommen .. Wenn es so was gibt würde mich das interessieren. Ich wünsche Ihnen BauerWilli weiterhin viel Kraft und Erfolg in ihrem Engagement .. sie sprechen mir oft aus dem Herzen und können das so gut formulieren.

  22. Thomas Apfel sagt

    Wie beim Insektengipfel, so auch beim Thema Humus und Bodenfruchtbarkeit gibt es keine übereinstimmende Beschreibung des IST Zustandes, sondern mehr oder weniger wissenschaftlich unterlegte Meinungen. Parallel zu den Aktivitäten der Landwirte muß der aktuelle Wissenstand zu den strittigen Zustandsbeschreibungen zusammengefasst und bewertet werden. Es gibt eine Unmenge an wissenschaftlichen Kapazitäten, die viel forschen und englischsprachig veröffentlichen, aber kaum Jemand fasst die Ergebnisse in einer Form zusammen die gemeinsam anerkannte Diskussionsgrundlage sein kann. In aller Regel werden Ergebnisse immer nur für den jeweils untersuchten Standort interpretierbar sein. So wie in den “Roten Gebieten” die Ursachenforschung nur auf kommunaler Ebene zu sinnvollen Maßnahmen führen kann, so wird es letztendlich auch mit allen anderen Themenfeldern sein. Aus meiner Sicht kann man sich im Moment nur auf Saum- und Randstrukturentwicklung befürwortend einlassen. Ob es jetzt 5, 10, 15 oder 20 % der Fläche sein müssen hängt von den örtlichen Gegebenheiten und vorhandenen Strukturen ab. In Bezug auf Flora und Fauna wird man hier sehr schnell messbare Ergebnisse erzielen. Trotzdem bedeuten Flächenentzüge Ertragseinbußen und die sind aus GAP Mitteln nicht kompensierbar, ganz einfach weil diese Mittel schon verteilt und durch den Handel eingepreist sind. Der einzige Weg der bleibt, ist Intensivierung und eben nicht Extensivierung der Produktion. Auch auf dem jetzigen hohen Produktivitätsniveau sind dort noch Reserven um dauerhaft zu stabilen hohen Erträgen zu kommen und trotzdem die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten.

    • Reinhard Seevers sagt

      Es gibt doch die größte jemals getätigte Bodenzustanderhebung, das ist doch eine gute Basis für die Diskussion im Bereich Boden. Darin ist auch die CO2 – Speicherkapazität angegeben und jeder Laie könnte erkennen, dass die Landwirtschaft eigentlich seine Emissionen selbst kompensiert und damit gar kein Angriff möglich sein sollte. Warum wird das von keiner Seite kommuniziert? Ich bin sprachlos.

      • Thomas Apfel sagt

        Sie meinen die aktuelle Bodenzustandserhebung des Thüneninstitutes?
        Diese ist als Ersterhebung zu betrachten und daher sehr wichtig als Basis. Sie kann aber in der Form keine Antworten auf Entwicklungen geben. Das ist erst in ca. 10 Jahren über eine deckungsgleiche Folgeerhebung möglich. Bislang ist in den Langzeitversuchen (z.B. Thyrow) eher eine tendenzielle Abnahme der organischen Substanz zu beobachten. Von einer validierbaren und bewertbaren Datenbasis für CO2 Speicherung im Boden sind wir weit entfernt.

        • Reinhard Seevers sagt

          Es ist ja wohl unbestritten, dass in der Erhebung die CO2 Speichergröße verifiziert ist, sowohl für den Wald, als auch für die Agrarflächen. Die Waldretter haben doch eindrücklich die Wichtigkeit des Waldes als CO2 – Speicher identifiziert. Warum hat die Landwirtschaft nicht die Speicherung im Ackerboden und in den Weiden/Wiesen herausgestellt? Nein, es wird die Erhaltung der Moore als Aufgabe für die Landwirtschaft abgeleitet…hier stinkt es!
          Wieso wird die Speicherkapazität der Landwirtschaft nicht als Kompensation angerechnet, sondern weitere Forderungen aufgestellt? Volksverblödung?

          • Thomas Apfel sagt

            Selbstverständlich ist Kohlenstoff im Boden gespeichert, nur verändern sich die Werte durch die landwirtschaftliche Tätigkeit tendenziell auf Ackerböden eben nicht nach oben. Die Speicherung hat vor und eben nicht durch den Ackerbau stattgefunden. Bei Wald und Grünland sieht das anders aus, nur werden dort für gewöhnlich keine
            Feldfrüchte angebaut und geerntet.

            • Reinhard Seevers sagt

              Sorry, aber das ist doch bulshit. Wer ackert könnte ja auch Humus abbauen, in dem er nicht mehr düngt und wirtschaftet, dann wächst dort eben Busch, danach Wald und der Humus geht gegen Null. Auf der einen Seite will man den Kühen einen Klimaeffekt andichten und dann nicht die Speicherfähigkeit des Bodens anerkennen? Was ist denn der Rest der Bevölkerung willig für seinen Teil beizutragen gar nichts? Nur fordern…..nicht wundern, wenn der nächste Protest schmerzen wird.

                • Reinhard Seevers sagt

                  Zitat aus dem Bericht: ….”zusammen beträgt die aktuelle Speicherleistung dieser Ökosysteme für organischen
                  Kohlenstoff rund fünf Milliarden Tonnen (Abbildung 9).
                  Den höchsten Anteil hieran (ca. 48 %) haben landwirtschaftlich genutzte Böden mit rund 2,4 Milliarden Tonnen
                  Kohlenstoff. Der Humus in landwirtschaftlich genutzten
                  Böden bevorratet damit mehr als doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Bäume in den Wäldern Deutschlands zusammen. Dies ist in erster Linie auf den größeren Anteil
                  landwirtschaftlich genutzter Flächen im Vergleich zur
                  Waldfläche zurückzuführen …..”

                • Thomas Apfel sagt

                  Das Problem ist, der Kohlenstoff im Boden ist in seiner Menge kaum auf landwirtschaftliche Tätigkeit zurückzuführen (Ausnahme anthropogene Böden wie Plaggenesch) und wird über die gesamte LW betrachtet eher abgebaut als gespeichert. Die Theorie ist, dass ca. 10 t/ha jährlicher Stallmistgabe der Humusgehalt (nicht identisch mit C org) stabil gehalten werden kann. Genau das wird bei abnehmenden Viehzahlen und relativ Lignin- armen Wirtschaftsdüngern wie z.B. Gülle und Gärreste aber immer unwahrscheinlicher. Durch zu viel Gründung und Wirtschaftsdünger aufgepuschtes Bodenleben neigt im Ernstfall eher zum Abbau der für die Pufferfähigkeit des Bodens wichtigen Dauerhumusformen.
                  Ich will damit nur sagen, wir haben im Moment wenig belegbare Annahmen allein ein “Verschlechterungsverbot” beim Humusgehalt zu realisieren, geschweige denn wesentlich mehr Kohlenstoff nachweisbar im Acker zu speichern.
                  Kurz gesagt: Das was da ist, ist nicht unser Verdienst. Unser Verdienst ist lediglich dass es nicht noch schneller weniger wird.

            • Hallo, Herr Apfel,

              ich mag Ihre Kommentare sehr und das Know-how dahinter ist fundiert. Das Thema Boden ist mir auch wichtig. Hier meine Einschätzung im Groben:

              Zirka 60% vom Humus ist Kohlenstoff.

              Wie Aktivkohle, die bei Vergiftungen die Giftstoffe bindet, ist der Kohlenstoff wesentliches Element und speichert/bindet selbst Nährstoffe sowie Wasser.

              Hier in der Region hatten Landwirte mit moorigem Grund trotz langer Dürrephase sogar höhere Erträge. Der Boden hat das Wasser gut gespeichert, die Trockenheit hat den Pilzbefall ferngehalten.

              Pfluglos bringt keinen Humusaufbau:
              https://www.agrarheute.com/management/betriebsfuehrung/humus-boden-pfluglos-arbeiten-bringt-nichts-559984

              Mineraldünger bringt mangels organischer Substanzen keinen Humusaufbau.

              Frage/Überlegung: Die Düngemittelverordnung sieht vor, daß bei mehr als 4% Humusanteil weniger Nitrat ausgebracht werden darf. Meine Vermutung: Zuviel Humus = zuviel Kohlenstoff = zu hohe Nährstoffbindung = zu hohe Nitratwerte (weniger Kohlenstoff = mehr Erosion, also bessere Werte, wenn es schneller ins Grundwasser versickert … irgendwie paradox).

              Also wie könnte man in kürzester Zeit viel Humus aufbauen?
              1. Humus bindet Nährstoffe, und das ist doof für Gülleausbringung etc. Weniger Tierhaltung, besserer Nährstofftransport durch die Republik, Umdenken in der Düngemittelverordnung mit Fokus auf Humusbildung statt auf Nährstoffreduzierung.

              2. Künstlichen Humus einbringen mit Holzkohle (Totholz), Stichwort Terra Preta als Ausgangsbasis.

              3. Dauerhumus auf Basis von Braunkohle, Anbieter NOVIHUM. Quasi Terra Preta 2.0.

              4. Unterstützung der Verwertung organscher Substanzen im Boden, zum Beispiel hat ein Anbieter eine Art Granulat mit Bodenmikroben entwickelt, das man ausstreuen kann.

              Dürrefeste Böden sind mir lieber als gentechnisch veränderte dürrefeste Pflanzen, wenn ich ehrlich bin.

              Auch sehe ich die Möglichkeit, Weideland schneller in Ackerland transformieren zu können. Mein Favorit ist Novihum. Ich habe diverse Unterlagen dazu. Bei Interesse: christian_suhr@t-online.de

              Hier kann der Kohlenstoffanteil nachvollzogen werden:
              https://soilgrids.org
              (einfach Land anklicken; in Firefox funktioniert es bei mir nicth – muß bunt sein – aber in Chrome)
              Einstellungen wählbar, zum Beispiel g organische Substanz pro kg Erde im Verhältnis zur Bodentiefe

    • Schmeckt gut sagt

      Zustimmung. Zu den fehlenden Beschreibungen des IST-Zustandes fehlen auch die Bewertungen zu den Strategien, den IST-Zustand zu erhalten und zu verbessern. Es werden Vorschläge verbreitet, die vermeintlich eine WIN-Win-Situation schaffen und das oft aus dem Bauch heraus, aber Vor-und Nachteile dieser Eingriffe in die GAP (Gute Agrar Praxis auf betrieblicher, nationaler und europäischer Ebene) werden, wenn überhaupt, nur unzureichend herausgearbeitet. Beispiel gefällig: 1.Digitalisierung soll eine deutliche Verbesserung in Ressourcen- und Umweltschonung bringen. Dabei wird nicht herausgestellt, dass in den Bereichen, wo digitale Systeme jetzt schon erfolgreich eingesetzt werden, fast in allen Fällen Prozesse gesteuert werden (Sortierung, Aufbereitung, Düngung, Pflanzenschutz, Datenerfassung…). Eine erfolgreiche Umsetzung von Digitalisierung der Steuerung der Produktion erfordert höchste Rechnerleistung (KI), 5G, perfekt abgestimmte Hard-und Software (oft funktioniert die Ansteuerung der Arbeitsgeräte nicht, weil diese künstlichen Hände nicht zur digitalen Arbeitsweise passen) und eine Menge Kapital – die Digitalisierung kann also nur iaols Agrarindustrie funktionieren. Sie eignet sich also eigentlich überhaupt nicht als Lösungsansatz in der aufgeheizten Debatte. 2.Minimierung der Eingriffe in Populationszyklen. Hier fehlt mir die deutliche Darstellung der Nachteile, die da sind:
      -In einigen Bereichen leidet die Lebensmittelsicherheit (Mäusebekämpfung, Vermadung von Früchten, Pilzgifte…)
      -Resistenzen können sich entwickel, weil nur noch wenige Wirkstoffe zugelassen sind
      -die Konkurrenzfähigkeit der Betriebe leidet, weil mit sehr viel höheren Kosten gearbeitet werden muß
      -ein hoher Anteil manueller Tätigkeiten kann nicht mehr abgearbeitet werden, weil die Mitarbeiter fehlen (Unkrautregulierung, Schadnagerbekämpfung, manuelle Bekämpfung von Insektenpopulationen…)
      3.Unkrautregulierung: der effektive Einsatz von Mulchfolien wird zur Zeit kaputtgeredet, weil keine Abwägung der Vor- und Nachteile erfolgt.
      Diese Liste ist lang, aber kaum jemand setzt sich mit unseren komplexen Problemen auseinander

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