Bauer Willi
Kommentare 97

Stadt – Land – Tier

Lisa-Marie hat ihre Hausarbeit über “Die Rolle der Haus- und Nutztiere in der heutigen Gesellschaft – ein kritischer Vergleich zwischen Landwirten und Stadtbewohnern” geschrieben. Ich habe sie dabei ein wenig unterstützt und sie hat mir daher die Erlaubnis gegeben, einiges davon zu zitieren.

“In antiken und mittelalterlichen Städten waren Tiere Bestandteil des Alltags. Jeder hatte jeden Tag Kontakt zu Tieren, eine scharfe Trennung zwischen Haus- und Nutztieren gab es nicht. Erst mit der industrielle Revolution begannen Menschen, sich Haustiere aus Liebhaberei zu halten, Landwirte spezialisierten sich auf Nutztiere um so die städtische Bevölkerung zu versorgen. Mit wachsendem Wohlstand stieg auch die Nachfrage nach tierischen Produkten, die dann aber außerhalb der Städte und damit der Wahrnehmung der städtischen Bevölkerung stattfand. Stadtbewohner fehlt so der direkte Zugang zum Nutztier.

Stadtbewohner – Haustier

Heute leben rund 22 Mio. Haustiere in Deutschland. Haustiere werden zunehmend vermenschlicht, menschliche Denkweisen werden oft auf Haustiere übertragen. Tierethiker diskutieren kontrovers darüber, ob diese Vermenschlichung für das Tier nicht doch eher negativ ist. Tiere werden überwiegend im Haus gehalten, was meist nicht ihrer natürlichen Lebensweise entspricht. Ganz selbstverständlich haben Haustiere einen Namen, sie sind fast immer Bestandteil der Familie, was in manchen Fällen auch zu merkwürdigem Verhalten der “Tier-Eltern” führt, für die ihr Haustier ein Kind-Ersatz ist.

Landwirt – Nutztier

Vor der Modernisierung der Landwirtschaft bestand eine individuellere Beziehung zwischen Nutztier und Landwirt. Diese hat mir zunehmender Tierzahl zwar abgenommen, aber nach wie vor sehen die Landwirte ihre Nutztiere als lebende und soziale Wesen. Da sie mit den Tieren aufwachsen, sich täglich um ihr Wohl kümmern und diese intensiv betreuen, lernen sie, die Tiere als Subjekt und nicht als Objekt zu betrachten. Ihr Verhältnis ist aber in soweit distanziert, als dass Krankheit oder Tod sie emotional nicht so berührt, wie es bei einem Haustier der Fall wäre. Vergleichbar ist dies mit einer Arzt-Patient-Beziehung: man kümmert sich, baut aber keine allzu große emotionale Beziehung auf.

Landwirt – Haustier

Hunde und Katzen, die auf vielen Höfen zu finden sind, haben meist, neben dem sozialen Aspekt auch noch eine weitere Rolle: sie sollen den Hof beschützen oder Mäuse fangen. Daher leben sie meist auch überwiegend in Ställen oder Hütten, aber nicht im Wohnhaus. Auch wird meist weit weniger Geld in diese investiert (Spielzeug, Futter). Sie befinden sich damit mehr auf der Stufe eines Nutztieres und werden weniger vermenschlicht.

Stadtbewohner – Nutztier

Die Nutztierhaltung geschieht heute anonym. Eine Beziehung zum Nutztier ist nicht mehr vorhanden, die “Produkte” (Milch, Fleisch) lassen den tierischen Ursprung nicht mehr erkennen. Zwar findet derzeit ein Umdenken statt, weil sich Stadtbewohner zunehmend Gedanken um die Herkunft der Lebensmittel und um Tierwohl machen. Trotzdem wird die Entfremdung vom Nutztier auch weiterhin bestehen.

Fazit: Sowohl Haustiere als auch Nutztiere bedürfen gleichermaßen einer artgemäßen Haltung und eines tiergerechten Umgangs. In der modernen (westlichen) Gesellschaft ist jedoch eine „selektive Distanzierung” vorgenommen worden: auf der einen Seite werden Heimtiere immer stärker in die Gesellschaft eingegliedert, auf der anderen Seite distanziert man sich von Nutztieren.”

Vielen Dank an Lisa-Marie, die die Beziehungen meines Erachtens sehr gut analysiert hat.

Bauer Willi

 

(Aufrufe 3.283 gesamt, 1 heute)

97 Kommentare

  1. Wir überlegen uns, ob wir Hühner wollen. Meine Frau ist mit Hühnern aufgewachsen, und es hat ihr viel Spaß gemacht. Wir wohnen an der Grenze der Stadt, und daher ist es uns möglich, Nutztiere zu haben. Ich fand diese Site und hab einiges von der Geschichte von Haus- und Nutztieren gelernt. Ich wusste nicht, dass Landwirt und Nutztier so eine enge Beziehung vor der Modernisierung der Landwirtschaft hatten. Ich will diese Beziehung meinen Kindern beibringen, da Tiere für uns Menschen wichtig sind. Dann müssen wir nur einen Nutztierarzt finden.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Fragen sie mal bei der Stadt nach, ob sie überhaupt Hühner halten dürfen, meistens ist es nicht erlaubt.

      • firedragon sagt

        Wenn Sie über einen eigenen Garten verfügen Herr Bachmann, könnte es erlaubt sein, zwei oder drei Hühner zu halten. Einen Hahn würde ich allerdings nicht dazu setzen, wenn Sie es sich nicht mit der Nachbarschaft verscherzen wollen.
        Ansonsten finde ich den Gedanken gut, daß Sie Ihren Kindern zeigen wollen, dass es bspw Hühner braucht, wenn man Eier haben will.

    • Reinhard Seevers sagt

      Hühner, die krank wurden, wanderten früher sofort in den Topf…..der Tierarzt hätte sich tot gelacht damals, als die Menschen noch mit den Tieren zusammenlebten. Sofern es damals überhaupt Tierärzte gab.

  2. Thomas Apfel sagt

    Der eigentliche Hintergrund der Entfremdung von der Nutztierhaltung ist die Spezialisierung und Arbeitsteilung im Bereich der tierischen Nahrungsmittel. Zu den Haustieren Hund und Katze hat man schon wegen der längeren miteinander verbrachten Lebenszeit (anders als bei den Tieren die wir essen) eine engere oft “vermenschlichte” Beziehung.
    Um 1910 wurden in Deutschland 5 mio Schweine gehalten und auf fast jedem Hinterhof standen dunkle stickige stinkige Ställe. Den Tieren ging es damals gewiss nicht besser als heute. Die gesamte Kette des Umgangs mit den Tieren, die wir essen, war aber dazumal und bis in die 60-ziger Jahre für jeden sichtbar. Das Schlachtefest auf den Dörfern und in den Städten war der Lohn für die Arbeit mit dem Tier. Ich kann mich gut an meine Kinderzeit in einem Dorf in der Uckermark erinnern.: Wenn der Winter nahte und die Schweine geschlachtet wurden, war das auch für uns Kinder eine aufregende Zeit. Der Moment, wenn die armen Schweinchen getötet wurden, war immer ein bisschen gruselig und das Auseinandernehmen ein bisschen eklig. Ab dann war es aber wieder sehr interessant, wenn all die leckeren Würste, Schinken, Speckseiten hergestellt, gewürzt und konserviert wurden.
    Das Aufziehen, das Töten und die Verarbeitung gehörten zusammen und man hatte (nicht zuletzt wegen seiner “Lizenz zum Töten” ) gehörigen Respekt vor dem Metzger.
    Er war aber auch derjenige, der die leckeren Fleischspeisen handwerklich hergestellt hat.
    Heute sind diese Arbeitsgänge voneinander getrennt. Die Aufzucht der Tiere und das Töten sind zeitweilig aus dem Bewusstsein verschwunden weil sie nicht mehr im unmittelbaren Umfeld der Menschen stattfinden. Wenn dann insbesondere der Arbeitsschritt des Tötens und Ausnehmens der Tiere in spezialisierten Schlachthöfen in mediale Bilder umgesetzt wird erzeugt das in dieser geballten Form nur Ekel und ist gruselig. Der Vorgang der Verarbeitung hingegen ist positiv belegt, weil fast Jeder gern Fleisch isst. Beim Fleisch und Wursteinkauf greifen auch die 25 % der Verbraucher, die sonst sehr Bio-affin einkaufen (diese gruppe generiert 75 % der Umsätze der Bio-Branche), eher zu konventionellen Waren. Die Präferenz ist hier nicht an erster Stelle der Preis oder die Art der Tierhaltung, sondern der regionale handwerklich arbeitende Metzger. Von ihm erhofft sich der Käufer regionalen Bezug der Tiere, was so sein kann, aber nicht sein muss.
    Genau wegen dieser unterschiedlichen Bewertung der drei Arbeitsabschnitte der Nutztierhaltung und Nutzung steigen zum Beispiel die Kaufland Fleischwerke nicht beim lebenden Schwein, sondern bei den angelieferten Schweinehälften ins Geschäft ein.

    • bauerhans sagt

      für kaufland ist es billiger,schweinehälften zu kaufen,weil sie dadurch flexibel sind,moral spielt da keine rolle.

      • Thomas Apfel sagt

        keine Frage! Es ist aber ein angenehmer Nebeneffekt nicht direkt mit dem Schlachten in Verbindung gebracht zu werden.

        • deswegen ist ja der LEH so verführerisch.

          Und verdient viel daran.
          Es galt früher (1960) wie heute, dass der Discounter oder Suppermarkt die Fleischabteilung und günstigigen Fleischprodukte immer ganz hinten im Laden hat, damit man an den anderne Produkten (Udo Jürgens nannte sie in seinem Weihnachtslied “Hirnverbrannte things”) auch vorgeilaufen muß und sie in den Einkaufswagen läd, obwohl man nur Wurst bracht.

          Wofür das Leben usnerer Nutztiere alles herhalten müssen

    • ob das in
      Entwicklungs-/Schwellenländern anders ist?
      Je auch Entwicklung zur Industrialisierung geht es doch genau so ab, oder?
      Denn nun gibt es dort, genau wie hier früher noch eine natürlichere (?) Beziehung zwischen Mensch und Tier, und dann die weit von der Romantisierung der Gesellschaft entfernte Betrachtungsweise, oder?

      Nur,
      es kann sein, dass hier bei dem Weg zur Industrialisierung der Nutztierhaltung Fehler gegenüber der Kreatur gemacht wurden, und die kann bei der Weiterentwicklung zur Industrialisierung der Entwicklungs-/Schwellenländern vermieden werden, oder?
      Es geht nicht, dass für die vielen Menschen in der Stadt mit romantischer Haltung der Nutztiere vergnügend produziert werden.

      Oder lauter bequeme Arbeitsplätze der Städter in der dann dort entwickelten Industrie, mit weniger körperlich Anstrengung , wo dann die Hälfte Fleisch, Speck, Eier und Milch verzehrt wird, wie früher die Scheunendrescher bei sehr körperlicher Anstrengung.

      In dem Fall müßte dann der Weg zur Industrialisierung ein anderer sein.

      Ach, die Pferde in dem Wald zur Holzrückung sind auch Nutztiere!

      • Paulus sagt

        Hallo Inga, von Rückepferden verstehe ich ein wenig. Deren Ausbildung ist nicht einfach und geht garantiert nicht ohne eine gewisse, ja ich würde sagen, tiefe Symbiose zwischen Mensch und Tier. Ich kann dir versichern, die hatten (und haben) für ihre Besitzer einen sehr hohen Wert. Nicht vergleichbar mit Nutztieren, die lediglich zur schnellen Mast und zum alsbaldigen Fleischverzehr gehalten werden. Ok, beim Schlachter landen sie alle; bei den einen ist es ein Abschied mit Tränen und einem tatsächlich vorhandenem wirtschaftlichen Verlust und bei den anderen steht allein der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund.
        Wir sind hier nahe dran über die Wertigkeit von Nutztieren, sowohl unter ethischen als auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu diskutieren. Könnte auf diesem Blog mal ganz großes Kino sein.

        • Rückepferde sind genauso wie Ackerpferde Nutztiere.
          Beide müssen ausgebildet werden.
          Das gilt auch für Kühe und Ochsen, die zum Ziehen angelernt worden sind.
          Und sind so viel Wert wie ein Traktor.
          Weil der Mensch mit ihnen arbeitet, bekommt er eine Persönliche Beziehung dazu.
          Das gilt auch für Reitpferde,die gehören auch zu den Nutztieren,
          Also unser Ackergaul (Familienmitglied mit Namen) abgeschafft werden sollte, weil der 2. Traktor auf dem Hof war, der dessen Arbeit mit moderneren und besseren Geräten und Maschinen erledigte,

          haben das meine Eltern so eingerichtet, dass er abgeholt wurde, wenn wir Kinder in der Schule sind.
          Nur meine jüngste Schwester im Vorschulalter war noch zu Hause.
          Sie mußte weinen. Vielleicht hatte ja mein Vater auch ein heimliches Tränlein vergossen. Meiner Mutter treue ich das weniger zu.

          Auf dem Hof waren noch 10 – 20 Kühe mit Namen, aber zu denen hatte man nicht zu jeder einzelnen so eine Beziehung.
          Die haten die Namen ja nur wegen der Herdbuchzucht.
          Die Schweine waren noch unpersönlicher.
          Die Gänse und Hühner so wie so.
          An Hund und Katze habe ich gesehen, welches Familienmitglied tierfreundlicher war. Das liegt nämlich bei jedem an seiner individuellen Persönlichkeit.
          Das ist bei den modernen Nutztierhalter auch so.

          Die Massentiere in der Massentierhaltung können ja bei dem Halter nicht so eine Zuneigung genießen, wie ein einzelnes oder 2 Pferde, mit denen man den ganzen Tag kommuniziert um sie zum Arbeiten auszunutzen.

          Sie bekommen aber dann auch genügend Futter und einen schönen Stall.

          Ausnahmen bestätigen die Regel.

          Mein Mann wurde in unserer Verlobungszeit von meinem Vater, seinem Schwiegervater nach dem Zustand der Kühe in seinem Stall beurteilt.
          Die waren in einem guten Zustand.

          Er wußte bestimmt aus seiner langen Lebenserfahrung, dass es Bauern gab, da waren die Kühe nicht in einem so guten Zustand, vielleicht war deren Charakter fraglich?

          Er erzählte, dass es früher Bauern gab, deren Kühe waren so dünn, da konnte man einen Hut an die Beckenknochen werfen, der viel nicht runter.

          Wenn dann die Kühe auch noch ins Feld und ziehen mußten!?!

          Nun weißt du, warum man Tiere, die wenig einbringen (warum ist hier bie Bauer Willi schon oft diskutiert worden) und deswegen in Massentierhaltung gehalten werden müssen, nicht individuell gehalten werden können und der Halter so keine persönliche Beziehung zu ihm aufbauen kann, wie zu den Reit-, Rücke- oder Ackerpferden.

          Billiges Fleisch, Wurst, Eier, Milch, Butter, Speck sind seelenlos.

          Früher hießen die Nutztiere ja auhc Haustiere, hatte ich in der Schule glernt.
          Sie lebten mit den Menschen unter einem Dach!
          Und weil es wenger warenals Heute, hate man zu jedem Tier iene persönliche Beziehung.

          Aber das Tier mußte arbeiten oder
          Milch, Eier Fleisch oder Wolle liefern.
          Als die Züchtungen auch bei Schoßhunden und Rosen, neben den Nutztieren und-pflanzen weitvorangeschritten war,
          da wollte man doch eine milchgebende Wollmilchsau züchten!
          Und in Kleinbäuerlichen Gefilden, die nicht so viel Tiere im Stall hatten, da war jedes Tier eben ein Individium!
          Die wurden aber immer belacht!
          Wer will denn was mit dummen? Kleinbauern zu tun haben?

        • Aber mit den altmodischen Rückepferden zu arbeiten ist auch wieder wichtig, wegen der Bodenbverdichtung im Wald.
          Deswegen höchst modern!!!

          Und wer darüber lacht, der ist s…dumm?

    • fingerphilosoph sagt

      Die Spezialisierung und Arbeitsteilung ist eine Folge davon, dass zunehmend Technik unser Leben dominiert. Die zunehmende Technisierung zerreißt und fragmentiert die lebendig-organischen Abläufe, wovon einer die Kette des Umgangs mit den Tieren ist, die wir essen. Die organisch-lebendige Abfolge ist Jagen oder Aufzucht, Töten, Verarbeiten, Essen. Es stimmt, bis in die 60er Jahre waren diese Abläufe nicht nur sichtbar, sondern für mehr als die Hälfte der Bevölkerung auch noch – wie Sie beschreiben – erlebbar. Bis in die 60er Jahre war es eine Selbstverständlichkeit, dass der Tod zum Leben dazugehört, dass Leben ohne Tod nicht funktioniert. Mit der Industrialisierung der LW wurde nicht nur diese organisch-lebendige “Kette” zerrissen, damit einher ging die Tabuisierung und Dämonisierung des Todes, der vom Leben abgetrennt wurde.

      Ein wesentlicher Grund für die zunehmende Technisierung ist, dass immer mehr Menschen die organisch-lebendige Kette im Grunde ablehnen. Sie wollen sich aus diesem Prozess: Aufzucht, Töten, Verarbeiten, Essen herausnehmen, nichts mehr damit zu tun haben. Deshalb sind sie auch gern bereit, zugunsten anderer Arbeiten aufs Kochen zu verzichten und kaufen convenience food. Veganer versuchen, sich den Prozess zumindest in ihrer Vorstellung zu vergegenwärtigen und kommen bewusst zu dem Ergebnis, dass sie mit dem lebendig-organischen Ablauf nichts zu tun haben wollen. Sie retten sich dadurch, dass sie sich sagen, dass Töten nur dort stattfindet, wo Blut fließt. Sie klammern aus, dass auch Pflanzen Lebewesen sind, die genauso wenig sterben wollen wie Tiere, wie ihre Abwehrmechanismen beweisen. Sowohl die zunehmende Technisierung als auch Veganismus beinhalten im Kern eine Absage an die organisch-lebendigen Abläufe und damit ans Leben, weil das Leben selbst als gruselig, ekelig, entsetzlich, um nicht zu sagen tödlich, empfunden wird.

      • Gewagte These: Veganer erteilen dem Kreislauf des Lebens eine Absage. Schon mal darüber nachgedacht, dass so mancher Veganer einen Schicksalsschlag erlitten haben könnte, durch den er unausweichlich mit den Härten des Lebens konfrontiert ist? Hat der Veganer dann auf die Idee zu kommen: “Frau tot, Kind tot – das Geschäftsmodell der Tierhaltung ist ab jetzt wieder super, yeah!”? Wie mental abgeschottet bist du eigentlich?

        • fingerphilosoph sagt

          Ich habe mich bewusst gegen die totale Entgrenzung entschieden, die nicht mehr unterscheiden kann zwischen “Schicksalsschlag” mit “Frau tot, Kind tot” und dem hier beschriebenen organisch-lebendigen Ablauf von Aufzucht, Töten, Verarbeiten, Essen.
          Ein Kommentar wie Deiner im Kontext dessen, was Thomas Apfel sagt, deutet auf einen Verlust eines meiner Ansicht nach notwendigen Unterscheidungsvermögens hin.

          Meiner Beobachtung nach geht die durch Technisierung bedingte zunehmende Entfremdung von den lebendig-organischen Abläufen mit einer gleichzeitigen Entgrenzung des Emotionalen einher, die den Verlust des lebendig-organischen Eingebettetseins kompensieren soll, in Wirklichkeit aber nur auf einer Aufblähung des Ich basiert, das sich nun mit dem Tier identifizieren muss, weil das ursprüngliche Verhältnis zum Tier, welches das Tier als Tier und in seiner Tierhaftigkeit anerkennt, durch die Technisierung verlorengegangen ist.

          Was Du “mentale Abschottung” nennst, heißt für mich, dem aufgeblähten Ego die Luft wieder rauszulassen und die meiner Ansicht nach in die Irre führenden Identfikationen zurückzunehmen.

          • Sorry für meinen rüden Ton. Mein Gedanke war nur, dass viele Veganer schon deutlich schlimmere Sachen erlebt haben als den Tod des Hamsters oder den Griff in eine Gans.

            Deine Aussagen erscheinen mir nach wie vor inkonsistent und mehr von Feindseligkeit gegen Menschen mit einem bestimmten Lebensstil als von geistiger Tiefe und Reflexion geprägt.

            Du sagst: “Sie [Veganer] klammern aus, dass auch Pflanzen Lebewesen sind, die genauso wenig sterben wollen wie Tiere, wie ihre Abwehrmechanismen beweisen.”

            1. Gilt dann nicht entsprechend: Fleischesser klammern aus, dass Tiere Lebewesen sind, die nicht sterben wollen?

            2. Wenn Fleischesser aus tiefer Erkenntnis heraus das Töten von Tieren aus angenommener Notwendigkeit akzeptieren: müsste man dann nicht auch Veganern zunächst einmal unterstellen, dass diese das Töten von Pflanzen aus Notwendigkeit akzeptieren und nicht einfach das reiche Gefühlsleben von Pflanzen leugnen? Für pflanzliche Ernährung müssen ja deutlich weniger Pflanzen (und Tiere!) sterben als für Mischkost. Ich rede jetzt nicht von Veganern der Stufe 5. Die essen ja nichts, was einen Schatten wirft. 😉

            • Brötchen sagt

              adt ich kann das nachvollziehen, mein Vater ist an Darmkrebs gestorben. danach war ich mal ein Jahr fast fleischlos. man muss aufpassen, das man seine Probleme nicht an anderen auslässt.

            • fingerphilosoph sagt

              @AdT
              zu 1) Ja, ich stimme Dir zu. Die meisten Fleischesser klammern heute aus, dass Tiere Lebewesen sind, die nicht sterben wollen. Die Technisierung verschleiert oder versteckt den organisch-lebendigen Ablauf, macht ihn unsichtbar. Das ist mit ein Grund, warum die Technik in unserem Leben eine so große Rolle spielt: Sie macht bspw. den Fleischverzehr möglich, ohne sich mit den “schrecklichen” oder “unangenehmen” Seiten dieses Prozesses auseinandersetzen zu müssen. Man kann so tun, als wäre das Leben eine Party. Oder sich halt den Pelz waschen lassen, ohne nass zu werden.

              Die Veganer sind da schon einen Schritt weiter als der Fleischesser, der gern Fleisch isst, aber sich weigert, drüber nachzudenken, was es de facto heißt, ein Stück Fleisch in der Pfanne zu haben. Meiner Ansicht nach ist der Veganer ein bewussterer Mensch, der mehr übers Leben und seine Zusammenhänge nachdenkt, als – sagen wir mal – der Supermarkt-Fleischkonsument.

              zu 2) Ja, gut. Unter den Veganern gibt es bestimmt welche, die das Töten von Pflanzen aus Notwendigkeit heraus akzeptieren und auch den Pflanzen eine Art Gefühlsleben oder was auch immer zubilligen.

              Es stimmt, dass bei rein pflanzlicher Ernährung in summa weniger Lebewesen sterben. Dahinter steckt aber immer noch die durch die Technisierung verursachte Dämonisierung des Todes. Dahinter steckt die Auffassung, dass der Tod etwas ist, das unbedingt vermieden werden muss oder zumindest möglichst lange vermieden werden muss und zwar bei möglichst vielen Lebewesen.

              Tiere haben sich allerdings auf diesem Planeten nur deshalb entwickelt, damit sie die Pflanzen an ihrem endlosen Wachstum und zu langem Leben hindern, denn wachsen Pflanzen endlos weiter und leben dazuhin noch zu lange, nehmen sie sich gegenseitig den Raum und das Licht weg. Sie ersticken an sich selbst. Das ist kein schöner Tod. Er ist langwierig, schmerzhaft und – wie ich persönliche finde – irgendwie unbefriedigend.

              Wo Pflanzen an sich selber ersticken, weil sie keiner im Zaum hält, dauert es zudem länger, bis sich in solchen Räumen wieder Neues entwickeln kann. Neues entwickelt sich auf der Auflösung des Alten. Gäbe es keine Bodenlebewesen, die die an sich selbst erstickten Pflanzen wegräumen würden, gäbe es auch nichts Neues. Es sei denn, ein Waldbrand schafft hier Erleichterung. Und tatsächlich sind Waldbrände in Urwäldern ja sogar eine Notwendigkeit.

              Raubtiere wiederum haben sich deshalb entwickelt, damit sie die Grasfresser im Zaum halten, denn wenn niemand die Weidetiere frisst, vermehren die sich so stark, dass sie alles Gras fressen und dann verhungern große Teile der nachfolgenden Generationen. Auch kein schöner Tod, weil ebenfalls langwierig und schmerzvoll.

              Der Mensch als bewusstes Lebewesen hat die Freiheit, sich in diesem Kontext irgendwo zu verorten. Man kann, denke ich, schon zu verschiedenen Ergebnissen kommen.

              Die lebendig-organischen Abläufe zu vertechnisieren, um sie unsichtbar zu machen und das Fleisch stattdessen schön verpackt im Supermarkt zu kaufen und es dabei zu belassen, ist schlichtweg feige.

            • Brötchen sagt

              FP. Du musst dich immer mit unangenehmen Seiten des Lebens auseinandersetzen. Wer das nicht kann ist auf der kindl. entwicklungsstufe stehen geblieben. Veganer haben nur einen Teil ausgeklammert!
              für jedes Lebewesen ist der Umgang mit der Endlichkeit, eine sehr grosse herausforderung.
              Naturvölker sind ständig damit konfrontiert. selbst die machen vor oder nach der Jagd gewisse Rituale, um damit “fertig” zu werden.
              das töten an sich ist bei den kulturvölkern entsprechend eingeordnet, um die dünne Schicht Kultur, die über dem animalischen liegt nicht aufzureissen. eine erste Hürde ist im Umgang mit dem tier aufgebaut in jeder Kultur. die Mensch neigt sonst zu einer gewissen verrohung, über die Instinkte, die er zum Überleben in der Natur braucht.
              die westl. Gesellschaft versucht dem auszuweichen. dem kann niemand entrinnen, da die Natur brutal und unerbittlich ist.
              jeder tierhalter bekommt das zu spüren, wenn er von dem geliebten Tier verletzt wird!

            • Danke für die Antwort.

              Puh, da müsste ich ja ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich über eine Wiese laufe und auf Pflanzen rumtrampel, ohne sie sogleich zu töten.

              Dass Pflanzen ein Schmerzempfinden hätten, ist allerdings eine unbewiesene Behauptung. Ja, es braucht vielleicht keiner Nozizeptoren, keiner Nervenbahnen, keines ZNS wie bei Wirbeltieren, um Schmerz zu empfinden. Es braucht auch keiner Fortbewegungsmöglichkeit wie bei Wirbeltieren, damit Schmerzempfinden “Sinn” macht, d.h. einen Überlebens- und Selektionsvorteil bietet. Denn viele Pflanzen, die geschädigt werden, produzieren Abwehrstoffe und Stoffe, die es benachbarte Pflanzen gleichtun lassen, und schlagen so ihre Feinde in die Flucht wie ein fauchender Schwan, der sich nicht großartig dabei rührt. Aber dazu wäre kein Schmerzempfinden bei Pflanzen erforderlich (auch der menschliche Organismus kennt Schutz- und Reparaturmechanismen, die einen Überlebensvorteil auch komplett ohne Schmerzempfinden sichern, z.B. ein höherer Herzschlag bei größerer Anstrengung). Zwar wäre es auch bei höheren Tieren für Flucht- und Verteidungsverhalten nicht erforderlich, dass sie Schmerz empfinden können. Aber bei Menschen wissen wir, dass sie es tun, und wissen es im Grunde auch bei Hund, Huhn und Schwein.

            • fingerphilosoph sagt

              @ AdT

              Der springende Punkt in dieser Überlegung ist meiner Ansicht nach, dass Hund, Huhn und Schwein Schmerz empfinden, auch wenn sie NICHT getötet werden, um gegessen zu werden. Vermutlich übersteigt das Maß an ertragenen Schmerzen bei einem nicht wegen Fleischgewinn getöteten Tier bei Weitem das Maß an Schmerzen eines Schlachttiers.
              Je älter, hinfälliger und kränker ein Tier wird, desto mehr Schmerzen hat es zu ertragen. Die Frage ist, wo da die Grenze ist und wer über diese Grenze zu bestimmen hat.

              Aufgrund der Annahme, dass alte und kranke Tiere Schmerzen haben, hat es sich durchgesetzt, Haustiere irgendwann einschläfern zu lassen, nämlich dann, wenn der Mensch glaubt, dass sie zuviel Schmerzen haben. Diese Handlung, ein Tier einzuschläfern, ist allgemein als Mitgefühl akzeptiert. Wobei die Entscheidung, dass das Tier zuviel Schmerzen erleidet, ja doch immer eine Projektion vom menschlichen Standpunkt aus ist. Es kann genauso sein, dass der Mensch den Anblick des seiner Ansicht nach leidenden Tiers nur nicht aushält. Entsprechend ist seit einigen Jahren auch der selbstbestimmte Tod bei alten oder unheilbar kranken Menschen in der Diskussion. In der Diskussion über den selbstbestimmten Tod unheilbar kranker Menschen wird ja oft auf das Tier verwiesen, mit dem Argument, dass wir mit Haustieren “humaner” umgehen als mit manchen Menschen, die wir bzw. die Gesellschaft unnötig leiden lassen.
              Wobei zu beachten ist, dass wir uns hier wieder auf der Ebene der Identifikation von Mensch und Tier befinden und ich dringend dafür plädiere, diese Identifikation wieder zurückzunehmen, da sie in die Irre führt. Ich zeichne hier nur eine Denkschiene nach, wie sie im kollektiven Bewusstsein derzeit üblich ist.

              Wenn der Tod bei einem Tier bei Alter oder Krankheit mit der Spritze daher kommt und als Erlösung empfunden wird, kann es ja nicht der Tod selber sein, der den Schmerz verursacht. In diesem Fall bedeutet der Tod die Erlösung von Schmerz. Was er ja auch ist. Es ist falsch, den Tod mit Schmerz gleichzusetzen. Warum ein Tod schmerzhafter oder qualvoller sein soll, wenn Blut fließt als mit einer Spritze, erschließt sich mir nicht. Beide Fälle können äußerst qualvoll sein oder auch nicht.
              Wünschenswert ist, dass es relativ schnell und friedlich vor sich geht.

              Wenn man den Tod mit Schmerz, Qual, Leid gleichsetzt, was man dem angeblich geliebten Tier ersparen will, muss man sich konsequenterweise gegen die Geburt dieses Tieres aussprechen.
              Also gegen das Leben als solches.

              Die Frage ist, warum man ein Tier nicht töten und essen soll, BEVOR es anfängt, aufgrund von Alter und Siechtum Schmerzen zu empfinden, um dann doch mit einer Spritze “erlöst”, also getötet zu werden. Wer sich mit dem Tier identifiziert, wird diese Frage wahrscheinlich anders beantworten als jemand wie ich, der diese Identifikation ablehnt.

              Im weiteren geht es darum, inwieweit man Nutztierhaltung von vornherein als “künstliches Siechtum” beurteilt oder nicht, und darüber muss meines Erachtens schon gesprochen werden. Wobei das für die Haustierhaltung allerdings genauso gilt. Durch Züchtung degenerierte Hunde in Mäntelchen und Mützchen oder durch Züchtung degenerierte Schweine, deren einziger Lebensinhalt darin besteht, übermäßig Muskelfleisch zu produzieren, weicht ja beides weit von einem lebendig-organischen Dasein ab.

              Was Pflanzen angeht, können wir mit unserem elektrisch-chemischen Nervensystem nicht nachvollziehen, da Pflanzen nicht über ein solches verfügen. Falsch wäre nur, Pflanzen von vornherein jede Wahrnehmung oder Empfindung abzusprechen, um auf der Basis gegen Fleischesser zu argumentieren.

            • @ Fingerphilosoph,

              You’ve have got the point. Das ist im Grunde auch meine Rede. Das Problematische ist die Haltung, nicht das Töten (außer: vermeidbare Fehlbetäubungen). Und die Intensivhaltung ist unter aller Würde. Dazu gibt es – auch wenn Landwirte es bestreiten -genug einschlägige Publikationen von Tierärzten und Verhaltensforschern. Man hört es selbst bei Mirjam Lechner raus, wenn man genau hinhört. Sie drückt sich sehr zurückhaltend aus, natürlich um ihre Auftraggeber nicht zu verprellen, denn nur so kann sie ja auch etwas innerhalb des Systems bewirken.

              Ich habe als Jugendlicher die Jägerprüfung abgelegt, weil ich die Tiere, die ich esse, selbst töten und verarbeiten wollte. Letztlich ist es dazu nicht gekommen, aber es ist dabei geblieben, dass ich mit Jagd – mit dem Töten von Tieren – keine so großen Probleme habe. Restbedenken habe ich, soweit Verbände auseinander gerissen werden. Man schießt erst das Kitz, dann die Geiß – was ist, wenn man die Geiß nicht mehr kriegt? Solche Sachen halt, aber da, denke ich, ist der Jäger nur ein Letalfaktor unter vielen. Das ist alles nicht so schlimm, und dem stehen auch Schutzfunktionen der Jagd gegenüber. So sehen es auch viele andere, die Tierprodukte vermeiden; militante Jagdgegner sind eher Linksradikale, die in Jägern eine kapitalistische Elite wittern.

              Hingegen ist die Intensivtierhaltung für mich eine – ich erlaube – in die Landschaft gerammte Ausbeutungsmaschinerie.

            • fingerphilosoph sagt

              @AdT

              Bei Bauern gibt es viele, die meiner Kenntnis nach durchaus einen Bezug zur lebendig-organischen Kette haben, aber es gibt auch viele, die diese lebendig-organische Kette mit einem technisch-industriellen Ablauf verwechseln.

              Das Problem bei der angeprangerten Nutztierhaltung besteht m.E. darin, dass Tiere in ein Prokrustes-Bett, d.h. in einen industriellen Prozess gepresst werden und so getan wird, dass mit dem Tier alles in Ordnung ist, wenn der industrielle Ablauf einwandfrei funktioniert. Wenn eine Maschine das gewünschte Ergebnis produziert, ist mit der Maschine alles in Ordnung. Wenn das Tier die gewünschte Menge Milch oder Fleisch produziert, fühlt es sich auch wohl. So in etwa läuft diese Denkschiene.

              Ich habe andererseits auch erhebliche Probleme mit den Tierschützern. Mit Tieren, die man essen will, kann man sich m.E. nicht in der Weise identifizieren, wie die Tierschützer das von den Bauern verlangen. Zudem wird die Vermenschlichung von Tieren dem Tier in keiner Weise gerecht.

              Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung sind dann zum Einen Agrarfabriken (im Jahr 2000 betrug die durchschnittliche Zahl von Schweinen pro Stall 350, 2013 waren es 2.160 Stück), die ggf. ins Ausland verlagert werden, oder andererseits Schau- und Ferien-Bauernhöfe, die den Bedarf nicht im Geringsten decken können.

              Bei Fisch und Meerestieren ist die lebendig-organische Kette hier direkt am Meer noch fast intakt. Dem steht natürlich die Überfischung gegenüber. Direkt vom Boot oder am Fischstand kriegt man nicht beliebig jeden Fisch wie im Supermarkt. In manchen Wochen ist das Angebot sogar erschreckend klein.

            • Brötchen sagt

              der vorindustrielle Prozess beim milchrind war folgendermassen gestaltet:

              die kuh stand ausserhalb der vegetationszeit an der Kette vor der futterkrippe, schwanz hochgebunden.
              hinten wurden die exkremente jeden Tag weggeräumt und jeden Tag eingestreut. manchmal war die kette eingewachsen und die hörner verletzt.
              klauen waren schnabelförmig gewachsen und hinten war je nach Enthusiasmus des halters alles mit einer dicken kotkruste bedeckt.
              die Tiere wurden mit der Hand und später mit der rohrmelkanlage oder Kanne gemolken. die Kälber waren in einem dunklen Vorschlag in der Ecke.
              die Befruchtung übernahm der dorfbulle, wo die Kuh hinging.
              ab dem Frühjahr gab es weidegang und die Tiere wurden vom dorfhirten auf die weide geführt. manche mussten vielleicht noch den Pflug ziehen.
              heute stehen die Kühe in metallboxen und sind mit allen gliedmassen fixiert, die Fütterung erfolgt über magensonden in ställen mit 5000 kühen, wo es einen Beschäftigten gibt.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              “Bei Fisch und Meerestieren ist die lebendig-organische Kette hier direkt am Meer noch fast intakt. Dem steht natürlich die Überfischung gegenüber. Direkt vom Boot oder am Fischstand kriegt man nicht beliebig jeden Fisch wie im Supermarkt. In manchen Wochen ist das Angebot sogar erschreckend klein.”

              Bei Fisch, zb. bei Lachs stellt es sich so dar, dass in Netzen jeweils bis zu 200.000 Lachse gehalten werden und kein Mensch spricht hier von Massentierhaltung, selbst die Presse hält sich bedeckt.

              Den Lachsen wird Soja gefüttert, wie den Schweinen auch, Antibiotika wird gegen Infektionen der Lachse verwendet, die Lachsläuse werden mit Insektenvernichtungsmittel bekämpft. So sind etwa die Verkaufszahlen von sogenannten Avermectinen, die auch bei der Parasitenbekämpfung von Haus- und Nutztieren eingesetzt werden, laut norwegischem Gesundheitsinstitut seit 2010 stark gestiegen.

            • fingerphilosoph sagt

              @Brötchen

              Diese Tierhaltung, die Du als vorindustriell beschreibst, war eben auch schon eine industriell-technische, die das Tier nur vom Endprodukt Milch oder Fleisch her bewertet. Nur waren die technischen Mittel vor 200 Jahren noch nicht so perfektioniert wie heute.

              Je technischer die Umwelt wird, desto größer der Rein- und Reinlichkeitswahn, den der Mensch entwickelt, bis hin zu den von Allergien geplagten Sagrotan-Kindern. Hygiene-Standards sind ein Beispiel dafür, wie zunehmende Technisierung unsere Wahrnehmung verändert. Die Digitalisierung wird medial ja mit glatten, weißen Oberflächen (Robots, E-Autos) in die Köpfe der Menschen implementiert, wobei das Weiß natürlich “Reinheit” symbolisieren soll. Damit soll signalisiert werden, dass wir das “schmutzige Industriezeitalter” mit rauchenden Schloten und kohlegeschwärzten Kumpels nun endgültig hinter uns lassen. Entsprechend müssen die Ställe heute selbstverständlich wie Kliniken wirken, damit der Verbraucher sie als tierfreundlich empfindet.

              Stimmt das mit den Metallboxen und den Magensonden, oder willst Du mich veräppeln?

            • Aber Brötchen,
              woher weißt du das?

              In der Vorindustriellen Zeit war der Schwanz nicht hochgebunden.
              Das kam erst in der Gülle- und strohlosen Zeit.
              Die Kette eingewachsen?
              Ja kann sein, war aber bei Mastbullen so.

              Ja, der Dorfbulle war zur Zucht ausgewählt. Da führte man die Kuh hin wenn sie den Eisprung hatte. Das mußten die ungebildeten Bauern damals wissen!

              In der Vorindustriellen Zeit gab es weder Melkmaschine noch Rohrmelkanlagen, denn das sind auch high-tech-produkte der Industrie. Man mußte damals mit der Hand melken.
              Deswegen gab es auch noch Jobs in der Landwirtschaft, die konnten auch bezahlt werden, weil die landw. Produkte mehr wert waren und somit teurer waren und nicht nur dadurch mehr Respekt davor hatte, sondern auch weil man (der größte Teil der Bevölkerung) jeden Tag damit umging.
              (Ein normaler Industriearbeiter brauchte für die gesamten Nahrungsmittel 50% seines Einkommens.)
              Ach so in der vor industriellen Zeit gab es noch keine Industriearbeiter.
              Also dann die Gesellen von den Handwerkern.
              Ob die mehr Geld bekamen als die Knechte auf dem Bauernhof!

              Sonst stimmt alles was du geschrieben hast.

              Ja, manche Kühe mußten den Ackerpflug und Wagen ziehen, also den heutigen Traktor ersetzen, aber nur ja, je nach Betriebsgröße,
              denn vor der Industriellen Revolution waren ja noch mehr Bauernhöfe oder -betriebe da, die das selbe Ackerland bewirtschafteten wie jetzt die wenigen Bauern in unserem Staat!
              Die ganze Volkswirtschaft ist danach ausgerichtet.

              Ich war ja schon lange mehr einen riesengroßen Milchviehbestand.
              Aber was du schreibst ist ja so was von unnatürlich wo hast du das gesehen?
              Warum stehen die Metallboxen und wie lange?
              Warum sind die an den Gliedmaßen fixiert?
              Warum werden die mit Magensonden gefüttert?
              Erlaubt das überhaupt das Magensystem von Wiederkäuern?
              Die Wiederkäuer brauchen doch eine riesengroße Menge Rauhfutter!
              Wo auf der Welt hast du das gesehen?

            • Brötchen sagt

              Inga! das war nur grob skizziert!

              ich bin gelernter rinderzüchter 1978.
              die haltungsbedingungen waren und sind regional sehr unterschiedlich.

              die Frage die sich stellt, wo ist die Grenze zu industriell.! das sollte das verdeutlichen. so einfach sind die Grenzen nicht zu ziehen!
              fingerphilosoph, deine Frage zeigt, das du von den aktuellen haltungsbedingungen sehr wenig weisst theoretisch und praktisch.

            • fingerphilosoph sagt

              @ Brötchen

              Du weißt doch, dass ein Philosoph weiß, dass er nichts weiß, und sich deshalb informieren muss 🙂
              Jetzt aber mal Tacheles: war das mit den Fixierungen und den Magensonden Dein Ernst? Ich kann das echt nicht glauben. Es sei denn, die Kuh ist krank und Tierarzt versucht, sie auf diese Weise zu retten, oder?

            • Brötchen sagt

              FP. natürlich ist das Quatsch die Kuh kann sich frei bewegen. kann massagerollen nutzen. fressen und saugen, wie sie will. kann sich den liegeplath aussuchen und melken gehen, so wie ihr ist.
              Werdegang ist das einzige Manko, wird aber sicherlich wieder verstärkt kommen. die Ställe sind hell und luftig.

          • Brötchen sagt

            FP. sehe ich auch so!
            teilweise steckt auch eine Vereinsamung psychisches problem dahinter.
            Haustiere müssen das meist “ausbaden”
            weil es geht oft nicht um deren wohl, sondern um bedürfnisbefriedigung des halters.
            man sollte sich diesbezüglich immer selbst überprüfen.
            meine Erfahrung ist, das der Umgang mit Tieren, zufrieden macht und man sich dadurch besser erden kann.
            jetzt im Winter bin ich wieder mit meiner Frau und den Eseln unterwegs.
            ihr hilft das auch sehr.

          • Korrektur: …Zwar wäre es auch bei höheren Tieren für Flucht- und Verteidungsverhalten nicht erforderlich, dass sie Schmerz empfinden können. Aber nur weil Schmerzempfinden im Grunde überflüssig ist, kann nicht geschlossen werden, dass Pflanzen dann auch Schmerz empfinden.

            • ich habe vor Tagen oder wenigen Wochen in den Massenmedien erfahren, dass das Angst- u. Stressempfinden in der selben Hirnregion verarbeitet wird wie das Schmerzempfinden!

              Als ist es eine andere Art von Schmerz und erzeugt Flucht- und Verteidigungsverhalten, oder?

      • Stadtmensch sagt

        @Fingerphilosoph. Wenn man selbst (oder die Menschen die einem nahe stehen) gesund ist, lässt sich leicht übers Sterben reden. Hab mal einen Film gesehen (Titel leider vergessen), da ist auch einer sterbenskrank geworden. Am Anfang war noch Todesverachtung und schöner Zynismus und als es dann tatsächlich aufs Ende zuging kam erst die Einsicht. Konnte das gut nachvollziehen. Ich mag Technisierung, weil man dann nicht wegen einer Schilddrüsensache oder einem faulen Zahn langsam verrecken muss. Man kann es immer noch als evolutionären Vorteil unserer Art auffassen, dass wir unabhängiger von der Natur werden. Diese Sehsucht nach dem Archaischen (mal selbst dem Hasen das Fell abziehen oder das Schwein abstechen) findet man nicht nur bei den Gaffern, die mit ihren Handys filmen wenn mal wieder ein Radfahrer unterm LKW liegt.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Stadtmensch,,
          hier sprichst Du was an, die selben Menschen die sich beim Schlachten einen Huhnes ekeln, die Filmen schwer Verletzte bei einem VU. War ein paar mal dabei, nicht beim Unfall, sondern beim Rausschneiden, war nicht immer schön und für die Verunfallten noch viel weniger. 🙁

        • fingerphilosoph sagt

          Ja, Stadtmensch, wenn das so ist, dann musst Du auch die Bevölkerungsexplosion, den Klimawandel, das Artensterben und die Vermüllung akzeptieren, denn das sind die Folgen der von Dir so geschätzten Technisierung.
          Du kannst nicht das Eine ohne das Andere haben.

          Der Radfahrer unter dem LKW ist übrigens ein Opfer der Technik, also eine weitere Entfremdung vom Lebendig-Organischen und fasziniert deshalb.
          Der Hase, dem das Fell abgezogen wird, ist eine Wiederannäherung an Lebendig-Organische Abläufe und wird deshalb von den meisten gemieden. In Schlachthäusern gibt es keine Gaffer. Deine Gleichsetzung ist falsch.

          Als Lösung schwebt Dir eine noch viel tiefer greifende Entfremdung vor, indem Du den Menschen umerziehen willst. Wenn ich Dich recht verstanden habe, schwebt Dir als Menschheit 2.0 oder 4.0 eine Art gleichgeschalteter Schwarm vor, in dem der Einzelne von einem Kollektiv oder einer KI gelenkt wird. Darüber täuscht auch nicht hinweg, dass Du in Garten machst. Alles Tarnung eines angehenden Cyborgs. 🙂

          • Stadtmensch sagt

            Fingerphilosoph, das gefällt mir 😉
            Ich hoffe, ich kann dir noch vermitteln was mich umtreibt.
            Vorerst nur meine Kurzdiagnose für deine Sicht “Fressen und gefressen werden”:
            Hast du eventuell eine Überdosis Ernst Jünger (Das abenteuerliche Herz) genommen? Ein Typ angesichts eine Berges Gefallener so: “Bah, eine Nacht in Paris gibt mehr Menschen das Leben, als diese Aktion gekostet hat” oder “Diese Haltung der Schlachtenführer … hat mich von jeher ergriffen, als Zeichen einer Lebensgesundheit die den blutigen Schnitt nicht scheut”.
            Dabei wird doch gerade heutzutage die Gewalt gegen sich selbst (bis hin zur Zieramputation) und andere schon ästhetisiert bzw. zur Kunst erhoben.
            Auch feige sind die Leute nicht: Wingsuit-Flight, Parcours, verabredete Schlägereien, Raserei in der Innenstadt (sie gehen freiwillig ein hohes Verletzungs- und Sterberisiko ein),
            nur weil sie das Leben mal so richtig auskosten oder was ganz Besonderes sein wollen oder weil sie sich nicht mit Gefahrenhinweisen gängeln lassen wollen. Vor allem die Individualisten…

      • BerndK sagt

        @FP , die zunehmende Technisierung ist eine Seite der menschlichen Zivilisation und Kultur. Alle wichtigen kulturellen Leistungen der Menschheit (Sprache, Schrift; Landwirtschaft usw) führen unweigerlich zu arbeitsteiligen Strukturen, wo im Extremfall die Einen die Lebenswirklichkeit der Anderen nicht kennen und nicht verstehen.
        Ich hab mich durch Deine verschiedensten Beiträge gequält und habe den Eindruck gewonnen, dass Du den Idealzustand (organisch .lebendige Abläufe) “fressen und gefressen werden ” favorisierst.
        Ich finde es allerdings viel besser in einer technisierten Welt zu leben, in der beileibe nicht alles gerecht ist, aber ich die Wahl habe Veganer zu sein oder Fleischesser oder was auch immer. Wo man den Luxus (Zeit) hat, über Tierwohl zu diskutieren und verschiedenste Meinungen darüber existieren. Wenn man in der Menschheitsgeschichte nur einen Wimpernschlag zurückgeht, würdest Du nämlich in sozialen Umständen leben, in denen Du keine Wahl gehabt hättest.

        • fingerphilosoph sagt

          Ja, die zunehmende Technisierung ist eine Seite der menschlichen Zivilisation und Kultur. Ich denke aber, dass es wie bei allem ein Maß gibt, dass, wenn es überschritten ist, in den Untergang führt. Wenn der Säbelzahn des Tigers oder der Stoßzahn des Mammuts zu groß wird, wandelt sich der Überlebensvorteil in einen gravierenden Nachteil um. Bei all dem, was wir tun, sollten wir schon bedenken, dass die Kehrseite der menschlichen Zivilisation und Kultur gleichbedeutend ist mit der Vernichtung der Natur.
          Cyborgs können wohl ohne Natur leben, sind aber auch keine Lebewesen mehr. Die Frage ist, ob sich der Mensch eine solche Existenz als Cyborg wünscht. Ich halte eine Existenz als Cyborg erstens nur dann für möglich, wenn wir alles, was unseren Körper ausmacht, aufgeben. Zweitens halte ich eine solche Existenz nicht für wünschenswert. Deshalb bin ich technikkritisch und setze mich dafür ein, von weiterer Vertechnisierung Abstand zu nehmen. Bei dem vorherrschenden Technikwahn von allen Seiten macht mich das zum einsamen Rufer in der Wüste. Aber niemand zwingt Dich, meine Kommentare zu lesen.

            • fingerphilosoph sagt

              Was ich sehe, ist, dass der Mensch von seiner heißgeliebten Technik immer abhängiger wird. Ich sehe, dass er die Technik nicht beherrscht, sondern von der Technik beherrscht wird.
              Ich sehe auch, dass der Umgang mit Technik den Menschen verändert, vor allem seine Wahrnehmung und sein Denken. Ich sehe zudem, dass unser technischer Wohlstand mit der Ausbeutung und Zerstörung der Natur identisch ist. Ich sehe, dass die Probleme, die wir Menschen aufgrund unseres Technikwahns haben, seit der Agrarisierung zunehmend größer geworden sind und jetzt ein Ausmaß erreicht haben, dass sie mit menschlicher Vernunft nicht mehr gelöst werden können, weshalb weite Teile der Bevölkerung das Denken offenbar aufgeben und in Aberglauben abdriften, wie den, dass man, ohne die Landschaft vollständig zu zerstören, mit Windrädern die Energieversorgung oder mit Bio-Bauernhöfen die Ernährung der Bevölkerung sicherstellen kann.

      • “Selbstverständlichkeit, dass der Tod zum Leben dazugehört”

        Ja, das wußten die Menschen in der Steinzeit und auch unsere Gene, die auch unsere Nerven und unsere Psyche beeinflussen,
        aber die modernen Instriemenschen nicht mehr!
        Und wen die Psyche nicht stimmt, dann …

        Daran ist nicht nur die Industrialisierung der Landwirtschaft schuld, sondern die normale Industrialisierung.

        Es sie denn, dass die Industrie mit der Erfindung des Rades für die Landwirtschaft für das bewegen ihre Güter begonnen hat.

  3. Astrid sagt

    Richtig ist, weil mir der direkte Zugang zum Umgang mit ‘Nutztieren’ fehlte, habe ich erst sehr spät begriffen wie diese Tiere ganz legal benutzt, ausgebeutet, misshandelt und getötet werden.

    Ob nun in der tiermisshandelnden Forschung (Folter!), der Vermehrung (Züchtung: kein Schwanz, Augen die aus dem Kopf fallen, massive Atemprobleme und vieles mehr, Rassen züchten ist Rassimus), Landwirtschaft (Tierqualwirtschaft: Schwänze und Schnäbel abschneiden, die Hörner wegätzen, verstümmeln, nach Möglichkeit betäubungslos, einsperren, auch in Ketten, zwischen Eisenstangen, in Eisenkäfigen, in ihren eigenen Exkrementen, abschlachten, vergasen, schreddern, künstlich vergewaltigen, Katzen: keine Tierärztin, krepieren lassen, töten)
    Ausbeutung und Tötung ist nicht tiergerecht, weil Tiere Lebewesen sind und keine Lebensmittel !

      • Der Brandenburgbauer sagt

        Moin, von Ihr wirst Du darauf keine Antwort bekommen. Sie kann mit diesem Begriff nichts anfangen.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      ” weil Tiere Lebewesen sind und keine Lebensmittel”

      genau das sagte ich zur Nachbars Katze, als sie einen Vogel genüsslich verspeiste.

      Respektlos von meinem Einwand fraß das Vieh den Vogel auf. Mein Gedanke war, warum soll ich veganer werden, wenn nicht einmal die Katze mitmacht.

    • Altbauer Jochen sagt

      Meine liebe Astrid,
      Rassismus ist es, wenn Teile einer Gesellschaft, die
      sich moralisch über andere erhaben fühlen oder auf Grund
      ihres Besitzstandes als ” bessere” Menschen ansehen
      denjenigen ,die in ihren Lebensumständen für ihr Dasein
      hart arbeiten müssen, Geringschätzigkeit, Missachtung oder gar Verachtung
      entgegenbringen.
      Im übrigen kann man den Begriff Rasse auch durch Sorte, Schlag,
      oder Art ersetzen.

  4. Obstbäuerin sagt

    Die Abkoppelung des Menschen in den Städten von der Realität der Erzeugung ihres Essens, begleitet von einer medialen Verwirr- und Verirrpropaganda lässt sie zu Überzeugungen gelangen, die ebenso realitätsfern sind. Ihre Möglichkeiten, sich ein Bild von der Wirklichkeit zu machen, ist aber begrenzt und viele wollen es auch gar nicht so genau wissen. Wie unsinnig jedoch die Forderung ist, der Bauer müsse eine starke emotionale Bindung zu seinen Tieren haben, kann der Städter nur ermessen, wenn er seinen geliebten Hund irgendwann zum Schlachten bringen müsste.

    • Sabine sagt

      Nun, die meisten bringen ihre Haustiere in den Tod. Ich hab mich vor fünf Jahren von einer Katze verabschieden müssen, die 21 Jahre alt war. Ich hab sie auf dem Arm gehabt als der TA die tödlichen Spritzen gesetzt hat und gefühlt, wie das Leben aus ihr wich. Die Prozedur war ruhig, konzentriert ohne jede Aufregung und alle im Raum – bis auf die Katze – wussten, dass es so das Beste ist. Ich hab geheult und sie dann begraben.
      Wenn bei meinen überzähligen Hähnen die Kämme und die Hoden anschwellen und sie anfangen die Mädels zu belästigen, versuche ich ihren Tod ähnlich ruhig und stressfrei zu gestalten. Nicht immer gelingt das und das ärgert mich dann kolossal. Auch das ganze Getue mit nur ja keinen Namen geben, hab ich hinter mir. Das ist alles Quatsch, denn die haben alle ja dann doch am Ende Namen, wenn sie nicht einen richtigen Namen bekommen, heißen sie halt irgendwann “Der große Graue mit denn drei weißen Krallen”, oder “Der, mit den zu großen Kehllappen”… , das macht dann ja auch keinen Unterschied zu Oskar oder Otto. Dann schlachtet ich halt Oskar und heult ne Runde, putzt erst mir die Nase, danach das, was mal Oskar war und gut ist.
      Ich betrauer ja schon eingegangene Topfpflanzen. Wenn ich jede meiner Gefühlsaufwallungen ernst nehme, komme ich zu nix mehr. Würde ich meine Gefühle zur einzig wahren Realität erklären, wäre ich echt geliefert. Vllt liegt es ja daran, dass inzwischen echt viele Leute denken, dass ihre Gefühle irgendwie die Realität bestimmen müssten und wenn ihnen was unangenehme Gefühle macht, ist es sofort grundsätzlich falsch.
      Die einzige Frage, die ich mir stellen muss, ist: Hast Du alles Richtig gemacht? Wenn nicht, muss ich mich zusammenreißen und daraus lernen. Wenn ja, dann gibt es keinen Grund seinen Gefühlen nicht freien Lauf zulassen und keine Grund sich dafür zu schämen.

      • Obstbäuerin sagt

        Da hast Du mich wohl falsch verstanden, Sabine. Das Problem ist ja gerade, dass Nutztiere ihr mögliches Lebensalter eben nicht erreichen. Wenn man das vermenschlicht und emotionalisiert, dann siehe Astrid.

        • Sabine sagt

          Naja, also meine Hähnchen leben von ihren möglichen 15 Jahren, die sie in Gefangenschaft leben können, ja auch nur 6 Monate. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass sie in der Natur auch nicht besonders alt werden und überzähliges Männervolk dort meist sehr viel unschönere Tode stirbt.
          Meiner Oma-Mieze war ich wahrscheinlich ziemlich egal, schließlich braucht ein Solitärjäger nicht unbedingt einen Sozialpartner und schon gar keinen Gruppenkasper wie uns. Allerdings ist nach 21 Jahren dann bei mir schon einiges an emotionaler Bindung da gewesen, weil ich eben einer Spezies angehöre, die schon recht interessiert ist am Leben in sozialen Gruppen. Meinen Hähnen bin ich wahrscheinlich auch schnurz-egal, weil ich so die ganz, ganz falschen Formen habe und so gar kein bisschen Huhn sein kann. Ist auch gut so. Hühner, die es nicht bemerken, dass ich anders bin als sie und nicht in ihren Verband gehöre, wären ja fehlgeprägt und würden entsprechend mit mir dauerfrustriert sein. Trotzdem mag ich sie und find es traurig, wenn sie weg müssen.

          • Obstbäuerin sagt

            Das kann ich alles gut nachvollziehen und deshalb bin ich froh, dass meine Äpfel nicht geschlachtet werden müssen, Sabine.

  5. Skeptische Person sagt

    Mir tun die Menschen leid, die sich immer anhören müssen, ihr Hund sei ein “Kind-Ersatz”.

    Und eigentlich gilt diese Äußerung immer Frauen, deren Kinder aus dem Haus sind oder die kinderlos geblieben sind. Dabei weiß man nicht, ob es mit der Schwangerschaft biologisch nicht geklappt hat oder ob die Frau sich bewusst gegen Kinder entschieden hat – weil die Umstände nicht entsprechend waren oder aus grundsätzlichen Erwägungen. Egal, der Hund ist ein “Kind-Ersatz”.

    Menschen haben das Bedürfnis nach Bindungen, die auch zu Tieren aufgebaut werden können. Und viele haben ein Tier, WEIL sie soziale Wesen und keine sozialen Deppen ohne Freunde, Partner(in) und Kinder sind. Und regelmäßig Sex (nicht mit dem Hund).

    Und was soll mit “Vermenschlichung” gemeint sein? Hunde zeigen Bedürfnisse: nach Interaktion, nach Ruhe (an einem festen Platz, auf einem kalten Steinboden, in der Herbstsonne), nach Fressen. Geht die alleinstehende Frau darauf ein, statt Sudoku oder Playstation weiter zu spielen, zack: “Kind-Ersatz”. Die Frau ist unvollständig, nicht ausgefüllt, defizitär, bemitleidenswert und ein bisschen doof. Nur der Bauer hat’s begriffen.

    Fazit: Sowohl Nutztiere als auch Frauen bedürfen gleichermaßen einer artgemäßen Haltung. Zu einer Frau gehören Kinder.

    • Brötchen sagt

      in Großstädten sind bis zu 50 % der Haushalte Singles.
      das betrifft nicht nur Frauen.
      meine Katze lisbeth wartet schon auf mich;)

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Wie sieht eine “artgemäße” Haltung für Frauen aus,
      nicht dass ich was falsch mache? 😉

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Frauenkunde in der Schule,
          bei uns gab es so was nicht, wir wurden völlig unwissend auf die Frauen losgelassen.

          Wie es mit meiner Erfahrung aussieht, keine Ahnung,da müsstest mal meine Frau fragen, die Selbsteinschätzung trifft nicht immer die Realität. 😉 🙂

    • Du meinst Haustiere, Skeptische Person, oder?

      Haustiere leben mit im Haus und man lebt und schmust mit ihnen,
      ach zur Therapie sind sie auch geeignet (Altenheim oder sonst wo)

      außer du nutzt sie als Babyersatz!

      Nutztiere liefern:
      Milch, Eier, Fleisch, Fell, Horn usw.

      Und man kann sie zum Lasten tragen und Wagen ziehen benutzen
      auch zum Feld umpflügen.
      Auch zum Rüben hacken.

      ach zur Therapie kann man sie benutzen
      und zum Reitsport

    • Sabine sagt

      Was heißt hier Kinderersatz? Warum nicht Ehemann-Ersatz? Wenn ich mir das Verhalten einiger Ehemänner angucke, könnte ein Kater sie fast vollständig ersetzten und billiger im Unterhalt ist sonn Müter auch. Ich habe einige Frauen kennen gelernt, die über das einzige offensichtliche Defizit einer Katze hinwegsehen und ihren Mann durch eine Katze erfolgreich ersetzt haben.

  6. Sabine sagt

    Was man nicht vergessen darf, ist das Tierhaltung von Großvieh oder auch Hunden sehr lange Zeit nur für die wirklich reichen Leuten möglich war. Noch lange über das Mittelalter hinaus gab es nicht nur Jagdprivilegien, sondern auch alle möglichen anderen Landnutzungs- und Viehhaltungsprivilegien. Was auf den Feldern und in den Ställen stand wurde von den Fürsten bestimmt, nicht von den oft unfreien Bauern. Selbst freie und wohlhabende Bauern hatten oft nicht die Möglichkeit mehr Vieh zu halten, weil er nicht frei in der Bestellung der Felder war. Man könnte nicht einfach Hafer anbauen, wenn neben an Rüben standen und umgekehrt. Das war schlicht nicht erlaubt. Das Wissen über Zucht, Haltung und evtl. Ausbildung von Tieren waren oft streng gehütete Geheimnisse, ebenso wie die Kunst der Pflanzenzucht und der Veredelung, verwaltet von Klöstern und Fürstenhäusern. Es ist ein Zufall, dass z.B. die Kartäuser heute nur noch für Bier und Katzen bekannt sind. Eigentlich waren sie der Zucht von Pferden viel erfolgreicher und machten den Andalusier in Europa als Reitpferd für Adlige populär.
    Erst Mitte des 19. Jhrd. änderte sich das nach und nach. Plötzlich dürfte jeder Hunde halten, sogar Jagdhunde züchten. Die ersten Zuchtvereine gründeten sich und nicht nur die Kleintierzucht wurde populär, aber auch staatliche Zuchtanstalten entstanden. Mit der nationalistischen Bewegung wurde es sogar in bürgerlichen Kreisen chic, ja es galt als besonders patriotisch, sich an der Zucht von Tieren und Pflanzen zu beteiligen. Plötzlich wimmelte es von nationalen Rassen, denn zu einer großen Nation gehörten halt auch großartige Tiere und gute Erträge.
    Das heißt nicht, dass da immer geballtes Wissen über die Tiere und Pflanzen da war. Im Gegenteil. Hat man mir doch noch als Kind allen ernstes erklärt, dass einmal ein “fremdbelegtes” Tier stets irgendwie Mischlinge haben würde, auch wenn es danach reinrassig weiter belegt würde. Haarsträubender Schwachsinn, aber lange wurden z.B. noch Hündinnen, die “fremdgegangen waren” nicht zur Zucht weiterverwendet.
    Richtig wissenschaftlich mit Haus- und Nutztieren wird sich erst seit Neulich auseinander gesetzt. Verhaltensstudien zu Primaten gibt es im Kilo, sucht mal nach wissenschaftlichen Untersuchungen zum Verhalten von Nutztieren und man findet grade eine handvoll, auch wenn des auch dort inzwischen einen rasanten Anstieg von selbsternannten “Flüsterer” gibt. ‘
    Wenn wir uns die Mühe machen und uns Zeit für die Tierbeobachtung nehmen, da werden mir die meisten Nutztierhalter wohl zustimmen, ist eine Kuh was eigene Persönlichkeit angeht, nicht weniger als ein Hund oder eine Katze und selbst so von Instinktverhalten eingeschränktes und durch Zucht uniformierte Tiere wie Hühner schafft es noch unverwechselbare Persönlichkeiten zu entwickeln.
    Das ist gerade den Menschen höchst unangenehm, die, bis zu dem magischen Erscheinen der tierischen Produkte im Supermarkt, nichts mit ihnen zu tun haben und in den meisten Fällen auch nichts mit ihnen zu tun haben wollen.
    Es ist nicht nur das Hygiene-oder Platz-Problem, was die Nutztiere erst aus den Städten und schließlich auch oft aus den Dörfern verdrängt hat. Die geschätzten 10 Kilo Hundekot, die geschätzt jede Woche in meiner Siedlung anfallen, werden ja auch irgendwie entsorgt und Platz fanden kleine Nutztiere ja noch bis vor wenigen Jahrzehnten hier.
    Es ist der Unwille sich mit dem Kreislauf der Nutztierhaltung auseinander zu setzten. Viele schmeckt eben nur der Hahn, das Schwein, die Kuh, die sie nicht kennen. Diese Weigerung und die gleichzeitige Vermenschlichung von Haustieren, hat irgendwie was infantiles, finde ich.
    Vllt. haben wir Angst, dass wie die Primatenstudien, das Studium der Nutztiere Seiten unserer eigenen, menschlichen Natur enthüllt, die wir gerne vor uns selber geheimhalten würden. Eine weitere Kränkung des Menschen steht uns dabei vllt. ins Haus, die wir noch weniger verwinden als die Erkenntnis, dass wir nicht die Krone der Schöpfung in der Mitte des Universums sind.

    • Brötchen sagt

      Sabine zum nutztierverhalten gibt es in den letzten Jahren auch eine Menge….www.journals.elsevier.com/applied-animal-behaviour-science

  7. Hallo Friedrich,
    Da hast du vollkommen Recht. Ich sehe es täglich in der Universität. Die Studenten beschweren sich über die Haltung von Nutztieren, schleppen aber ihre Hunde mit zur Vorlesung, wo dieser eineinhalb Stunden still unterm Stuhl liegen muss. Das ist für mich keine artgerechte Tierhaltung.

    Da auch ich aus der Landwirtschaft komme (Färsenaufzucht), weiß ich wieviel Arbeit man in die Tiere steckt und sein eigenes Leben immer nach den Tieren ausrichtet. Und vom Verbraucher bekommt man eher wenig Wertschätzung für 365 Tage Arbeit im Jahr.

    • Sabine sagt

      Das kann ein Irrtum sein. Ein Hund, der vorher körperlich und geistig gefordert wurde, verbringt lieber 2 Stunden unterm Tisch bei seinem Menschen als irgendwo mit anderen Hunden oder gar alleine, wo er machen könnte was er will. Für den Hund ist die Trennung von seinem Rudel – auch wenn das Rudel nur ein Mensch ist – viel schwieriger als überall mit hingeschleppt zu werden. Denn er fühlt sich ja nicht als “mitgeschleppt”, sondern folgt seinem Rudelführer und spart Energie bis sein Mensch wieder was spannendes mit ihm macht. Also im Idealfall. Das ist der Grund warum Punks und Penner oft total zufriedene und ausgeglichene Hunde haben, die schleppen ihre Viecher ständig und überall hin mit.

    • Das soll sich jeder mal vor Augen führen, bevor er über Nutz- oder Schlachttiere und ihre Haltung redet!

      • Hallo Inga,
        Das finde ich auch und ich hoffe, dass auch möglichst viele Leute diesen Beitrag lesen, die nichts mit der Landwirtschaft zu tun haben.

      • Bauerhans, waren die schon mal im Fernsehen?

        Ich habe vorgestern oder wann zum 2. Mal im Fernsehen gesehen, wie Weihnachtsgänse auf dem Markt in der Öffentlichkeit geschlachtet wurden, alle konnten zuschauen.

        Vielen von denen, die kein Bezug zum Tier haben, ist der Appetit auf die Weihnachtsgans vergangen und so wurden viel noch lebende Gänse gekauft und ins Tierheim gebracht!

        Aber ich weiß nicht mehr welcher WEihnachtsmakrt das war!

  8. Friedrich sagt

    Toll geschrieben. Leider wird in der ganzen öffentlichen Diskussion nie über die artgerechte Haltung von Haustieren gesprochen, denn dann wäre die Diskussion eine andere. Gibt es überhaupt eine artgerechte Haltung von Tieren ? Ist es argerecht wenn ich Tiere zum Spaß und Zersträuung im Haus halte ? Von den Nutztieren lebe ich als Mensch , einmal als Bauer , aber auch als Verbraucher . — Ich habe als Bauer mein ganzes Berufsleben Sauen und Mastschweine gehalten. Unser Lebensrhytmus spielte sich immer um die Tiere ab. Private Termine wurden immer in den abferkelfreien Wochen gemacht. Jedes Familienmitglied wußte um die Wichtigkeit der Tierbetreuung Bescheid. Urlaub gab es , wenn überhaupt, nur max. acht Tage , damit man zum Abferkeln der Sauen immer da war. Abferkelarbeit ist Kreissaalarbeit um notfalls eingreifen und helfen zu können. In der Tierhaltung gibt es viel Arbeit , sodaß schnell 3000 Stunden/Jahr Arbeitszeit für Einen zusammenkommen. Jedenfalls sagt das meine Zeiterfassung an der Stalltür. All diese Dinge sieht kein Verbraucher, wie auch , wenn es in Deutschland eher darum geht , wie man einen Platz im Flieger für den Urlaub bekommt.

    • Und dann erst die Marktschreier, die Dauerwurst respektlos in die Masse schmeißen, als seinen es Bananen oder Aale.
      Noch nicht mal mit denen darf man es machen,
      mit Lebensmittel spielt man nicht!

  9. bauerhans sagt

    das arzt-patienten verhältnis in D ist oft ein betriebswirtschaftliches,wie man aus den medien hört: welche behandlung bringt die meiste knete!
    der bauer dagegen hofft,dass seine tiere nicht zu oft krank werden,da tierarztkosten und tierverluste die rendite sehr beeinflussen.
    politisch verordnete kontroll- und überwachungskosten,die weder tierwohl noch tiergesundheit verbessern,schmälern die rendite schon vorab.

    • Obstbäuerin sagt

      Passt aber nicht ganz, schließlich will uns der Arzt nicht deshalb kurieren, weil er uns vermarkten will. Sein Geschäftsmodell ist die Krankheit – am besten die Chronische.

      • Dank Fallpauschalen haben Ärzte durchaus Interesse an der Heilung des Patienten. Neben dem Verkauf von IGeL-Leistungen und Homöopathie-Stuss.

        • Thomas Apfel sagt

          Was bringt den Doktor um sein Brot? Die Gesundheit und der Tod ! Dass er besser lebe, hält er uns in der Schwebe. (Eugen Roth)

    • In unserem reichen Land darf weder Tierhaltung noch das Gesundheitswesen von einem Geschäftsmodell abhänig sein.

      Das müßte man doch anders regeln können.
      Gesetzesänderung?
      Schlaue Köpfe vor!

  10. Sehr schön!
    Gut wäre auch mal ein Vergleich zwischen der industrialisierten westlichen Welt und Entwicklungs-/Schwellenländern. Dort gibt es noch eine natürlichere (?) Beziehung zwischen Mensch und Tier, die weit von der Romantisierung unserer Gesellschaft entfernt ist. Dort hat auch die Stadtbevölkerung (die zu einem großen Teil aus der Landflucht stammt) ihre bäuerlichen Wurzeln nicht ganz vergessen: Tiere werden auch in der Stadt weitgehend als Nutztiere betrachtet und eine Vermenschlichung findet kaum statt. Unsere Vorstellungen von Tierwohl finden dort wenig Verständnis.
    Es wäre interessant, den Widerspruch zu diskutieren: unsere Gesellschaft steht einerseits für Tierrechte und Tierwohl und findet allein den Begriff “Nutztier” ethisch zweifelhaft. Andererseits werden Kleinbauern und Subsistenzlandwirtschaft idealisiert. Dort spielt jedoch der Nutzenaspekt von Tieren die vorwiegende (einzige) Rolle.
    Das Bild des Bauern, der seine Schale Reis mit seinen lieben Hühnern teil ist ziemlich unrealistisch. Er bindet ihnen die Füße zusammen und trägt sie in einem Sack zum nächsten Markt.
    Vielleicht muss Lisa-Marie ja noch eine Hausarbeit schreiben?
    😉

    • Den möglichen bis vermeintlichen Widerspruch sollte man durchaus mal diskutieren. So manche Missverständnisse könnten dann ausgeräumt werden. Und vor allem könnte “Bambi” entwicklungspolitische Themen wie Verteilungsgerechtigkeit nach vorne bringen. Die Partei der Humanisten hat da übrigens gute Positionen (leider ist sie für das bedingungslose Grundeinkommen).

      • Deine Klimawandelfreunde (zu denen auch die Humanisten gehören) planen doch die große Transformation, dagegen ist das bedingunslose Grundeinkommen ein Klacks!

      • Da hast du Recht, AdT,

        wie kann es denn sein, dass hier auf der Erde, so viel Menschen keine Beziehung mehr zu Tieren haben. aber dann darüber entscheiden wollen!
        Das ist doch echt respektlos gegenüber der tierischen Kreatur!
        Was ist denn das für ein ökologiesches Zusammenleben?

    • bauerhans sagt

      “unsere Gesellschaft……. findet allein den Begriff „Nutztier“ ethisch zweifelhaft.”

      unsere gesellschaft konsumiert auch ethisch unbedenklich, weis aber,dass das nur deshalb funktioniert,weil billiglohnarbeit grundlage dafür ist .

      • Auch ein interessanter Aspekt. Gut bezahlte Arbeit ist besser als schlecht bezahlte. Aber ist schlecht bezahlte Arbeit schlechter als keine Arbeit?? Vielleicht sollte ich doch mehr Avocados kaufen? Aber ich mag sie gar nicht…

    • Hallo Wolfgang,
      Das wäre wirklich ein sehr interessanter Vergleich. Da denkt man so gar nicht drüber nach – danke für die Idee 🙂 wenn es sich passt wäre das auf jeden Fall ein spannendes Thema!
      LG

    • Der Vergleich zwischen industrieller Welt und den Entwicklungs-, bzw Schwellenländer kann man auch in unserer eigenen Geschichte finden.

      Warum wundere ich mich, dass vor vielen Jahren, vielleicht 1912 mehr Fleisch pro Einwohner dieses Landes verspeist wurde als heutzutage in unserer industriellen Massentierhaltungsgesellschaft?

      Weil früher fast jeder Haushalt noch Haustiere hatte, sie bestanden aus
      Hund, Katze, Hühner
      eventuell Gänse (für die Federn im Bett) und Enten, Schafe (Für die Wolle fürs Spinnrad zur Textilherstellung)
      ärmere Leute Ziegen für Milch
      reichere Kühe für Zugtier, Milch und Fleisch
      noch reichere Pferde als Zugtier (die machten es aber hauptberuflich und konnten ihre Früchte auch zu Markte tragen;
      kommt auch drauf an wie viel Land und Wiese die Familie besaß.
      Wer wenig Land besaß hatte ein Handwerk dabei.
      Jedenfalls war man damals Selbstversorger, so wie in Entwicklungs-/Schwellenländern.

      Selbst bei den Baustilen hat es sich verändert, bei der Romanik (wenn ich richtig informiert bin) waren enge hohe Hauseingänge, weil das Erntegut auf dem Kopf rein getragen werden mußte und später vielleicht in der Gotik waren die Hauseingänge breit, damit man mit dem Pferde- oder Kuhfuhrwerk rein fahren konnte.

      Die westfälischen Baustile hatten als Hauseingang breite Tore, so man gleich in die Tenne fahren konnte, rechts und links waren die Ställe und die Wohnung so angeordnet, dass man in der Wohnung die von den Tieren produzierte Wärme nutzen konnte.
      Der Misthaufen ging nach hinten, hinter das Gebäude.
      Die Jauche lief noch bis in die 1950iger Jahren die Straßenkantel runter.

      Jeder hatte Verständnis dafür, jeder kannte die Tiere alle von zu Hause oder dem Nachbarn.
      Damals gab es noch eine natürlichere (?) Beziehung zwischen Mensch und Tier, die weit von der Romantisierung unserer Gesellschaft entfernt ist!

      Fast jeder aus der Nachbarschaft half dem Bauern, wenn Not am Mann war.

      Die netten Hausfrauen, denen noch Berufstätigkeit gesellschaftlich verboten war, verdienten sich beim Bauern ein Taschengeld. Ihre Kinder auch.

      Aber weil die Industrie fortgeschritten ist, fanden diese dann dort einen lukrativen Arbeitsplatz dort.
      Sie hatten keine Zeit mehr dem benachbarten Bauern zu helfen!
      Den Freiabend zu genießen war doch viel schöner!

      Der Bauer schafft sich deswegen Maschinen,die Industire ganz schnell zur Verfügung stelle an, pachtet von den Industriearbeitern ihre Wiese oder Land, denn die brauchen es ja nicht mehr, beim LEH kann man ja alles kaufen, die Tierhaltung im eigenen Haus oder Hof fällt auch weg und man entfernt sich von den Tieren und hat keine Beziehung mehr dazu.
      Man braucht auch nicht mehr in den Stall, um Tiere zu versorgen und aufs Feld.
      Hausschlachtung fällt auch weg, man kann es ja billiger und bequemer kaufen.
      Man ist ja was besseres, man braucht sich ja die Hände nicht mehr schmutzig zu machen, um sein Lebensunterhalt zu verdienen.
      Das konnten bis da hin nur wenig privilegierte!
      Man konnte sich mit denen gleichstellen und ging hoch erhobenen Hauptes am Bauern vorbei, der noch im Dreck wühlte, um sein Scholle zu bearbeiten. Und den Stall zu misten.

      Was macht der Bauer?
      Keine Helfer mehr,
      die Industrie bot Maschinen, auch Güllefässer an.

      Er mußte Bäche begradigen, wo sich so viel Frösche wohl fühlten, weil er so einen Winkel am Bach oder im Gebüsch, wo so viel Vögel und Insekten zu finden waren mit den modernen Maschinen nicht mehr, bearbeiten konnte.
      Die chemische Industrie hatte neben Medikamente wie die Pille auch „Pestizide“ aller Art für die Landwirtschaft anzubieten.

      Also konnte er in seinen flurbereinigten Äcker ganz allein mit der modernen Agrartechnik auskommen. Er brauchte keinen mehr dazu.
      Frösche blieben weg
      Störche blieben weg
      Babys wurden deswegen weniger geboren!

      Die schicken Damen im Büro, die als Kind beim Bauern geholfen haben, dort noch für ihre Familie Milch (sie brauchte ja keine Kuh oder Zeige mehr in ihrer Behausung) mit der kleinen Milchkanne Milch geholt haben, Kälbchen gestreichelt haben, verloren die Beziehung zu Tieren.
      Vielleicht auch zu Kindern, es gab ja die Pille
      Die Industrie macht es möglich.
      So hat auch die Stadtbevölkerung (die zu einem großen Teil aus der Landflucht stammt) ihre bäuerlichen Wurzeln ganz vergessen!

      Wer hat die Störche vertrieben?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert