Statement
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sie säen nicht, sie ernten nicht…

…und der himmlische Vater ernährt sie doch. Und (fast) alle werden satt. Diese Worte aus der Bibel kamen mir in den Sinn, als ich mir in Berlin die Demos angesehen habe und mit Leuten auf der Straße gesprochen habe.

Übrigens gab es am Brandenburger Tor auch einen Stand von Misereor und Brot für die Welt… Gleich gegenüber war die Bühne von „Wir haben es satt“ aufgebaut, wo die Abschlusskundgebung stattfand und fetzige Rockmusik gespielt wurde.

Ich denke, ich werde mal mit unseren Geistlichen im Dorf reden. Mit dem katholischen Pfarrer genau so wie mit dem evangelischen Pastor (oder umgekehrt? Egal!). Ich habe ja einen guten Kontakt zu beiden. Ich war diese Woche bei einem ökumenischen Gottesdienst wo für die Einheit der Christen gebetet wurde. „Wir sollten aufeinander zugehen“ hieß es in der Predigt.

Und dann war da noch die Predigt des Erzbischofs von Berlin, Dr. Heiner Koch,  am Sonntag der Grünen Woche, wo er sich über die „katastrophalen Zustände in den  großen Tierfabriken“ beklagt und dass das dadurch „das Grundwasser verseucht wird“. Und weiter: „Wer Tiere als Ware missbraucht, schreckt auch vor weiteren Rücksichtslosigkeiten nicht zurück“.

Den vollen Wortlaut der Predigt kann man hier nachlesen:

http://www.erzbistumberlin.de/medien/rundfunk/wort-des-bischofs/radiowort/datum/2017/01/20/die-gruene-woche-und-die-tierhaltung/

Über das, was der Erzbischof dort schreibt, war ich einfach nur geschockt. Vielleicht zeigt ihr die Predigt ja mal eurem Geistlichen…

Euer trauriger Bauer Willi

 

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109 Kommentare

  1. Paulus sagt

    Die Rede hat wohl eine heftige Resonanz hervorgerufen. Der Erzbischof hat dazu eine Stellungnahme abgegeben. Quelle: top agrar online

  2. Margó sagt

    Seine Hochwürdigste Exzellenz vergaß, dass in ihrer eigenen Institution ein knallhartes Management, allein unter dem Aspekt der maximalen Gewinnerzielung betrieben wird. Schon mal mit einem Generalvikariat verhandelt? Dagegen sind die Vertreter von Industriekonzernen aber Waisenknaben.
    In Anlehnung an das, was mir die Äbtissin in meiner Schulzeit mal sagte, gestatte ich mir, Seiner Exzellenz Herrn Erzbischof Dr. Heiner Koch, einen Rat zu geben. „Mein lieber Sohn, befleißige dich der Ruhe und des Schweigens.“

  3. Stadtmensch sagt

    Mal wieder typisch Bibel – zu jedem „Wert“ lässt sich ein passendes Sprüchlein finden. Geschenkt! Die modernen Philosophen kriegen auch keine konsistente
    „Wertelehre“ hin. Das, was da gegenwärtig an Flickwerk existiert, ist jedenfalls in dem Maße brauchbarer, wie eine Wetterprognose genauer ist als jede Bauernregel.
    Die heutige gelbe Karte finde ich aber schon etwas schräg:
    Wie kann man dem in einem Akt der „ursprünglichen Akkumulation“ landlos gemachten Industrieproletariat Schmarotzertum vorwerfen? Das schreit nach einer Klarstellung: Die Grundideologie unseres vielgepriesen westlichen Kapitalismus ist nichts als eine ins monströse gewachsene Prädestinationslehre:
    Reichtum anhäufen, um sein Auserwähltsein darzustellen, gepaart mit puritanischem via Epigenetik weiter gegebenen Selbsthass (der Mensch ist schon von Geburt an schuldig und muss immerzu kriechen und büßen und dankbar sein), führt zwangsläufig zu einer Wirtschaft, die sich nicht mehr am Bedarf orientiert. Da ist mir der Sufismus auch lieber. Schon von der Musik her…
    Es ist ja ok, dass sich jetzt wieder zunehmend Menschen (aus Gründen der Komplexitätsreduktion?) in den Schoß der Kirche begeben. Da haben sie etwas, woran sie sich klammern können. Die Marschrichtung wird jedenfalls von den anderen (denen mit Willen und Vorstellung) festgelegt.
    Nicht falsch verstehen, die Kirche als Kulturpflege- und Lebenshilfeinstitution ist für die meisten unverzichtbar aber als moralisches Leitbild ist sie schon lange unglaubwürdig geworden (oder was stand auf dem Koppelschloss der Wehrmachtsuniform?).

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  4. Altbauer Jochen sagt

    Wo katastrophale Zustände herrschen ,wo Missbrauch vorkommt,
    darf man auch hinschauen.(und eingreifen)
    Jeder Bauer der rechtschaffen arbeitet müht sich ab seine Tiere
    gesund und leistungsfähig, ja leistungsfähig ! zu halten.
    (eine gequälte Kuh gibt keine Milch)
    Die Zusammenhänge von ordentlicher Tierhaltung und
    dem was der Bauer will, nämlich von den Erträgen seine Familie
    ernähren, sind doch eigentlich für jeden ersichtlich.
    Weitere Rücksichtslosigkeiten quasi uns Bauern anzuhaften
    find ich schon unverschämt ,aber vielleicht hab ich da was falsch verstanden???

  5. Eckehard Niemann sagt

    Lukas 12, 22-27: „Darauf wandte Jesus sich wieder an seine Jünger: »Deshalb sage ich euch: Sorgt euch nicht um Alltägliches – ob ihr genug zu essen oder anzuziehen habt, denn das Leben besteht aus weit mehr als Nahrung und Kleidung. Seht die Raben an. Sie brauchen nicht zu säen, zu ernten oder Vorratsscheunen zu bauen, denn Gott ernährt sie.“
    Das will meiner Meinung nach sagen: „Wir machen Euch satt“ reicht allein nicht, es gibt darüber hinaus weitere wichtige Themen (wie Bewahrung der Schöpfung, Ethik, Umwelt- und Tierschutz, faire Erzeugerpreise, Solidarität …)

      • Andreas Müller sagt

        Für die WMES Bauern gibt es auch eine passende Bibelstelle:

        „und macht Euch die Erde untertan.“ Mose 1.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Machen nicht alle die Erde untertan?

          Leben sie etwa in einer Höhle mit Frischwasseranschluss? (Bach)

          Irgendwie geht es mir auf den Senkel,
          die Weltverbesserer Leben alle in einem Haus, vor dem Haus befindet sich eine Straße mit Bitumendecke, vielleicht dazwischen auch ein Garten, mit Schotter statt Rasen, der Strom kommt vom nahen Kohlekraftwerk und die Heizung läuft mit Öl oder Gas.
          Ach noch was, ihr lebt auch nicht vom Sammeln von Beeren und Kräutern, selbst bei eurem hochgelobten BIO-Anbau macht man sich die Erde untertan.

          • Andreas Müller sagt

            Der ökologische Fussabdruck ist in der Stadt durchschnittlich massiv geringer als vom Landnewohner… dank öffentlichem Nahverkehr, verdichteten Wohnen, geringeren Heizkosten, kurzen Wegen etc.

            Wer pflastert denn die Landschaft mit Monokulturen, Hof und Stallflächen zu?

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Ha, ha, dass ich nicht lache,

              Wenn Städte sich ihren ökologischen Fußabdruck berechnen lassen, dann steht im Grunde schon vorher fest, dass die Bilanz mit Blick auf den Landesdurchschnitt nicht gut aussieht.

              Dennoch geben viele die Berechnung in Auftrag, so zum Beispiel London, Berlin, Hamburg, München, Wien. Ergebnis für Berlin: Der ökologische Fußabdruck der deutschen Hauptstadt entspricht der 168-fachen Fläche des derzeitigen Stadtgebiets.

              http://www.planet-wissen.de/natur/umwelt/globaler_wandel/pwiederoekologischefussabdruck100.html

              Die Städter profitieren Massiv vom hochsubventionierten ÖPN, der Bewohner auf dem Land ist auf den PKW angewiesen, da bezahlt er die KFZ und die Mineralölsteuer. damit der Städter billig mit der U und S-Bahn fahren kann.

              Am Wochenende kommt dann der ungeübte SS Fahrer (Samstag/Sonntag Fahrer) auf das Land und macht die Straßen unsicher

              Wer isst eigentlich das ganze Fleisch, das der Bauer erzeugt, etwa der Bauer selbst, anders ist die idiotische Antwort nicht zu verstehen.

              Dann kommen wir noch zu den Monokulturen, ja ich hatte und habe immer noch Monokulturen, Apfelbäume und Weinstöcke, jetzt brauche ich noch einen ganz schlauen, der mir erklärt, wie ich jährlich die Fruchtfolge ändern kann.

            • Stefan K sagt

              Oh man, selten so einen Schwachsinn gehört. Jetzt kommt noch extrem gesunder Stadtbienenhonig und „Vertical Farming“ mit künstlichem Licht, damit es schneller von der Fassade in den Mund wächst, und das Stadtglück ist perfekt. Alles gedüngt mit Eigenexkrement, da weiß man, was drin ist.
              PNV gibt’s übrigens auch auf dem Land, mein Guter.
              Wahrscheinlich alles eine Auswirkung vom verdichteten Wohnen.
              Sorry, aber bitte vorher den Kopf anschalten.

  6. Eckehard Niemann sagt

    Unsere Hannoversche Landeskirche hat in ihrem Beschluss den
    respektvollen Umgang mit Tieren und die Durchsetzung von höchsten
    Standards in der Tierhaltung gefordert:
    “Die Tierhaltung und Lebensmittelproduktion in zu großen Einheiten bzw.
    industriellen Formen reduziert die Mittel des täglichen Lebens zu
    Produkten und fördert eine Anonymisierung und damit einen Kenntnisund
    Werteverlust bei den Einzelnen, die beiden Geschöpfen schaden
    wird“
    “An den genannten Maßstäben und Standards gemessen, muss
    bezweifelt werden, dass man in Großeinheiten und
    Großschlachtanlagen, wie sie heute bestehen oder geplant werden, dem
    Tierwohl und den sozialen und umweltethischen Anforderungen gerecht
    werden kann. Darum sollten die bestehende Anlagen gründlich
    überprüft und neue Anlagen nur dann genehmigt werden, wenn sie den
    genannten Maßstäben und Standards uneingeschränkt Rechnung
    tragen. Zu vermeiden ist ein nationale und internationale
    (Land)wirtschaftspolitik, die zwangsläufig von industrieller Technologie
    und Philosophie bestimmte Großhaltungen zur Folge hat. Technologie
    muss generell wieder „dienende“ Funktion übernehmen. Es ist ein
    Wandel notwendig, der zielgerichtet und unverzüglich zu Formen der
    Tierhaltung und Tiernutzung im Sinne von Tierwohl,
    Menschengesundheit und Nachhaltigkeit führt.
    Nötig ist ein profiliertes Leitbild, das landwirtschaftliche Unternehmen
    von agroindustriellen (Tier-)Fabriken unterscheidet, ohne dabei in
    romantisierende Vorstellungen aus Teilen der Gesellschaft von
    „bäuerlich“ zu geraten.“

    Also: Richtige Bauernhöfe statt Agrarfabriken!

    • Bauer Willi sagt

      Ein wichtiger Teil der Wertschöpfungskette wird dabei aber ausgeblendet. Der LEH, der dies in angemessenen Preisen, die dann folglich höher sein müssen, an den Endverbraucher weitergibt. Hat die Landeskirche da auch eine Lösung?
      Bauer Willi

      • Brötchen sagt

        Vielleicht sollte man die Kirche wie in Frankreich organisieren, dann haben die anderen Probleme und Rücken näher an das Volk und dann ist Schluss mir dem industrialisierten glauben.

      • Ich seh das so sagt

        Wie wär´s für den LEH mit: „Was du dem geringsten deiner Brüder/Schwestern getan, das hast du mir getan“

      • Sabine sagt

        Naja, es gibt ja viele Pfarreien, die sowas wie nen Eine-Welt-Laden haben. Wie so nicht nach dem Gottesdienst ein bisschen Sonntagseinkauf?
        Fair gehandelte Milch und Eier für’s späte Frühstück oder die Gemüsekiste mit Fleischpaket für die, die sonntags mal so richtig schön kochen wollen?

    • Paulus sagt

      Jetzt wirfst Du aber etwas durcheinander. Jede Technologie kann und wird immer nur eine ausschließlich „dienende“ Funktion erfüllen, mehr ist einfach nicht drin. Das Problem ist die Anwendung – und jetzt könnte ich ganz weit ausholen. Verstanden?

    • Der Brandenburgbauer sagt

      @Niemann ,gestalte doch ein mal dieses von Dir geforderte Leitbild. Viele im Block würden gern wissen wie du das hinbekommst.

    • Sandra Harms sagt

      Alles gut und schön herr niemann, ich hatte 30 milchkühe in nem anbindestall, ein umbau mit erweiterung des gebäudes hätte 250.000€ gekostet, ein neubau für meine 30 kühe um die 300.000€ ein stallneubau für 60 kühe hätte hingegen 390.000 kosten sollen, nu erzählen sie mir mal wie ich dieses geld jemals wider erwirtschaften soll, wenn ich strukturen von gestern habe, aber anforderungen und auflagen von heute… ich bin keine leuchte gewesen in der schule, aber soviel kann ich rechnen das ein stall mit 60 kühen eher zu finanzieren ist als einer für 30.

      • Der Brandenburgbauer sagt

        Hallo Sandra, Du bist ja ein streitbares Weib, auf dieser Seite. Für viele“ Große“ ist diese Anbindehaltung im Osten Geschichte und Sie wird praktiziert. Übrigens war dies eine Forderung Eurer Grünen aus dem Westen. Wenn es dann aber über die Weidehaltung geht, wo wir Bauern hier im Osten riesen Probleme mit der Umsetzung dieser Forderung haben, weil das wenige Grünland weit weg von unseren Produktionsstandorten liegt. Haben wir Null Chancen gegenüber super liegenden Weidestandorten in Euren westlichen Regionen.

        • Sandra Harms sagt

          du ich wollte jetzt nicht ost gegen west oder groß gegen klein in gange setzen, ich wollte einfach nur mal vom nienmann ne antwort wie ich neuste erkenntnisse und methoden fürs tierwohl umsetzen kann, und dabei nicht pleite gehe mit 30 kühen…

        • Brötchen sagt

          Na ja das bekommt man schon hin. Ich habe meinen fa auf weidemelkstand in bb zu ostzeiten gemacht. Wir haben auch ne Menge dauergrünlandstandorte. Und ackergras ginge auch, zumal die flächenprämie bald Geschichte ist. Damit rechne ich fest! Szenario: eu futschikato, Energie wende abgeblasen und flächenprämie abgeschafft. D. Eigene Agrarpolitik, die blitzschnell umzusetzen wäre. Siehe trump. Dann stellen sich viele fragen ganz anders. Die ganze eu Agrarpolitik kann man praktisch nicht so einfach entflechten. Wir haben ja als ossis erlebt, wie schnell ein Staat untergehen kann, so kann auch die EU untergehen.

      • rebecca sagt

        Oberflächlich betrachtet ist die Rechnung natürlich in Ordnung. Bei genaueren Hinsehen gibts noch einige Fakten mehr die eine solche Entscheidung beeinflussen sollten. Der billigste Weg ist nicht immer der beste.

  7. Biobauer Andreas Fendt sagt

    Als Buddhist kann ich dazu sagen, auch hier irrt die Bibel!

    Die meisten Verbraucher säen ihre Arbeitskraft,
    sie ernten dafür ein oft unangemessenes Gehalt ( die meisten zu wenig, einige viel zu viel).
    Manche haben prall gefüllte Aktiendepots, Immobilien oder teure Landteschnik in Scheunen stehen,
    und es ernährt sie nicht der himmlische Vater, sondern Aldi und Lidl und dafür müssen sie bezahlen und das leider zu wenig im Laden
    und zuviel an Steuern (gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist) und besonders weil der Kaiser mit dem Geld nicht macht, was er soll, haben sie alles Recht der Welt dagegen zu demonstrieren.

    und zur Veganerkritik der WMES noch ein Salomon, der Weise: „Lieber ein Gericht Kraut mit Liebe, als ein gemästeter Ochse mit Haß.“

  8. Eckehard Niemann sagt

    Lieber Bauer Willi,
    Dein Bibel-Zitat zum Sattmachen sollte ergänzt werden durch ein weiteres Bibel-Zitat, das die Motivation der meisten Teilnehmer der Demo „Wir haben Agrarindustrie satt“ deutlich unterstreicht: “Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs, aber das Herz des Frevlers ist
    unbarmherzig“ (Sprüche 12,10). Man könnte auch sagen: Für ein Umbauprogramm auf artgerechtere Nutztierhaltung auf „Bauernhöfen statt in Agrarfabriken!“

    • Biobauer Andreas Fendt sagt

      Der „Gerechte“ kümmert sich auch am Sabbat um sein Vieh und geht nicht demonstrieren „Wer ist unter euch, so er ein Schaf hat, das ihm am Sabbat in eine Grube fällt, der es nicht ergreife und aufhebe?“

        • Biobauer Andreas Fendt sagt

          geht leider nicht, da können sich die Veganer nach der Demo nicht bei Aldi mit billiger Wurst eindecken 😉

      • Ottmar Ilchmann sagt

        Manchmal muss der Gerechte auch rausgehen und demonstrieren, sonst wird er ganz schnell selbstgerecht. Immer nur in sozialen Netzwerken kommentieren, das reicht nicht!

    • Sandra Harms sagt

      Ach herr Niemann…
      sie wissen doch genau so gut wie ich, wenn ein betrieb erst einmal aufgegeben wurde, kommt dieser nicht wider zurück, und genau so ist es mit kühen, sind die einmal vom hof, kommen keine kühe wider auf den betrieb, von daher ist ihr „umbau programm“ von vorn herein zum scheitern verurteilt….

      • Eckehard Niemann sagt

        Liebe Sandra Harms,
        ich meine, auch wir beide wissen doch, dass sich die Anforderungen an die Haltungsbedingungen verändern werden (beim Milchvieh vermutlich noch am wenigsten). Ohne Umbauprogramm hätte das dramatische Strukturbrüche zur Folge. Zu einem Umbauprogramm gehören: klare inhaltliche und zeitliche Ziele und Übergangsfristen, Förderprogramme, Sicherung fairer Preise für die veränderten Standards. Ein gutes Beispiel für ein solches Umbauprogramm ist das Gutachten des Wissenschaftlichen Agrar-Beirats beim Agrarministerium zur Zukunft der Nutztierhaltung.

        • Sandra Harms sagt

          och herr niemann,
          wer fängt denn freiwillig an sich milchkühe auf den hof zu holen, auch wenns förder gelder geben sollte…. so blöd ist kein mensch sich das anzutuhen…. es will doch auch kaum noch jemand auf einen lehrbetrieb mit kühen, abgesehen von den jungs die zu hause kühe haben und damit weiter machen wollen…
          es muss doch schon etwas nicht stimmen wenn ein ausbildungsbetrieb in woltersburg mit einen modernen kuhstall und überschaubarer tierzahl, mit den kühen aufhört…..

        • Andreas Schmid sagt

          Solche Umbauprogramme werden nahezu vollständig von den Bauern finanziert. Da kommt weder etwas vom Staat noch kommt irgendeine Förderung von irgend einem ………schutzverein.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          “ Zu einem Umbauprogramm gehören: klare inhaltliche und zeitliche Ziele und Übergangsfristen, Förderprogramme, Sicherung fairer Preise für die veränderten Standards.“

          Das ist ja alles Gut und Schön,

          jedoch braucht es dazu eine Partei, in der Aladdin mit der Wunderlampe, oder die Bezaubernde Jeannie Bundestagsabgeordnete und im LEH Manager sind.

  9. Andreas sagt

    Als ich zum Jahreswechsel mehr „Agrartheologen“ gefordert habe, war das natürlich nicht so gemeint 😉

    Es ist weitestgehend unerforscht, ob es Tiere in Megaanlagen schlechter haben. Solche Großanlagen sind natürlich von Arbeitnehmern abhängig die nicht nach drei Monaten wieder abhauen. Jedenfalls wurde im Osten schon die eine oder andere prominente Anlage geschlossen.

    Ich sehe zwei Fehler. Der völlig falsche Tonfall des Erzbischofs und Bauer Willi der das dann noch verbreitet. Das bringt nix und produziert nur Nachahmungstäter

    • bauerhans sagt

      „Es ist weitestgehend unerforscht, ob es Tiere in Megaanlagen schlechter haben.“

      tieren geht es gut,wenn sich um sie gekümmert wird.
      leistungen in grossanlagen sind besser als in kleinen.

        • Sabine sagt

          Wie schon öfters mal von mir hier geschrieben, man kann 5 Viecher im Dunklen in ihrer Scheiße stehen lassen und 5000 super versorgen.
          Ich sehe das Problem eher, dass niemand so genau weiß, wann den so ein Viech wirklich glücklich ist. Wir merken ja meist nur, wenn es das nicht ist und meist sind die mit großen Anlagen in Verbindung gebrachten Probleme zwar nicht nur dort vorhanden, aber dort dann eben richtig große Probleme sind.
          Bei meinen Hobby kommen ja alle immer mit den 10qm Auslauf pro Tier und 1qm Scharfläche und 20cm Schlafplatz und x-Hennen pro Nest und niemand kann mir sagen, wo man denn festgestellt hat, dass das genau die Größenverhältnisse sein müssen. Das ist wohl eher rhythmisch geraten, oder?

      • Biobauer Andreas Fendt sagt

        Untersuchungen zeigen: Die Kälbersterblichkeit steigt abhängig von den gehaltenen Kühen deutlich an.

      • Andreas Schmid sagt

        Will das einer wissen, ob es Tiere in großen Beständen gut geht? Es würde ja eine Illusion zusammenbrechen.

      • Gephard sagt

        Genau, unschuldig inhaftierte sollen sich nicht beklagen, es wird doch für sie gesorgt. Es muss ihnen also gut gehen.

  10. bauerhans sagt

    ein pastor hier hat ähnliche ansichten und ist auch für umverteilung von vermögen und abschaffung der bundeswehr.

    ich war schon vor jahren aus dieser gemeinschaft ausgetreten.

  11. Ich seh das so sagt

    Bei der Eröffnung wurden diese Tierfabriken vermutlich von den selben Herren eingeweiht. Man hätte sicher davon gelesen, wenn man denen Gottes Segen verwehrt hätte.

  12. Ottmar Ilchmann sagt

    Misereor und Brot für die Welt haben sehr gute Gründe, sich an der Wir haben es satt-Demo zu beteiligen! Es ist nun einmal Fakt, dass die europäische Agrarpolitik und unsere Art der Landwirtschaft in Europa gravierende Auswirkungen auf die Bäuerinnen und Bauern in den Ländern haben, in denen die kirchlichen Hilfswerke arbeiten. Das wird von beiden Werken auf der Demo, aber auch bei vielen anderen Veranstaltungen über das ganze Jahr ständig kommuniziert. Gerade der Dialog mit Landwirten wird intensiv geführt. Diese Diskussionen spielen sich auf einem wesentlich differenzierteren Niveau ab als das „Radiowort“ des Berliner Bischofs. Aber auch die Worte des Bischofs sollten wir als Landwirte ernst nehmen, gegebenenfalls auch widerlegen oder zumindestens relativieren. Pauschalkritik ist immer problematisch. Dialog besteht eben nicht darin, dass alle meine Position teilen und mir recht geben, sondern darin, dass Standpunkte ausgetauscht und abgewogen werden. Manchmal muss man vielleicht auch erkennen, dass die eigene Position falsch oder zumindestens unvollständig ist. Das kann ein schmerzlicher Prozess sein, muss aber niemanden traurig machen. Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass alles, was wir als Landwirte machen richtig ist, und dass wir es nur den Kritikern besser erklären müssen, damit sie uns weiter machen lassen wie bisher. Veränderung tut not, und Selbsterkenntnsi ist der erste Schritt dorthin!

    • Bauer Willi sagt

      Lieber Ottmar
      „Dialog besteht eben nicht darin, dass alle meine Position teilen und mir recht geben, sondern darin, dass Standpunkte ausgetauscht und abgewogen werden.“ Und genau das machen wir hier auf dem Blog.
      Im vergangenen Jahr war der Fronleichnams-Gottesdienst bei uns auf dem Hof. Das bedeutet: zwei Tage lang sauber machen, Stühle heranfahren, Podium für den Altar aufbauen, alles grün schmücken. Danach alles wieder rückwärts, wieder ein Tag Arbeit. In der Predigt kommen dann solche Worte wie die des Bischofs aus Berlin. Da frage ich mich schon, warum ich mir die Arbeit gemacht habe. Um dafür beschimpft zu werden? Die Arbeit der kirchlichen Organisationen in der Dritten Welt ist lobenswert. Aber geht es vielleicht auch ohne Kritik an den 95% konventionellen Landwirten?
      Ich kenne die Löhne die kirchliche Organisationen ihren Mitarbeitern zahlen, die sie zuvor in eine GmbH ausgegliedert haben. Und ich weiß, wie diese kirchlichen Organisationen Lebensmittel einkaufen. Da werden genau so die Preise gedrückt wie überall. Aber über „Massentierhaltung“ schimpfen, die die niedrigen Preise ermöglichen. Nein, da passt etwas nicht zusammen.
      Bauer Willi

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      • Mark Rössler sagt

        Wenn der Weizenpreis mal wieder bei 25€ liegen sollte, dann ist Biodiesel und Biogas schuld, dass die Menschen in den gleichen Regionen sich nichts zu essen leisten können.
        Die Hilfsorganisationen drehen sich die Sache immer so hin, wie diese es wollen.

        Gerade beim „billig Geflügel“ für Afrika kann man den Unsinn nachvollziehen,
        Großabnehmer ist Südafrika weil die sich mit Brasilien verkracht haben und danach aus der EU Geflügel bezogen haben und nicht mehr aus Brasilien.
        Daraus schmieden dann Abl, NGOs und Hilfsorganisationen ihre eigne Geschichte.

        • Gephard sagt

          Mag ja sein, dass die Ursachen irgendwo anders liegen, aber das ändert doch nichts an den Auswirkungen der billigen Agrarexporte.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Ich stehe ja nicht im Verdacht für meinen Profit und der meiner Kinder zu sprechen, es ist aber nicht verboten, einigen etwas Helligkeiten in das dunkle Loch der Geflügelexporte zu bringen.

            Es ist vor allem deswegen profitabel, weil in Deutschland immer mehr Hähnchenfilet verzehrt wird. Für diesen »Porsche« der Geflügelproduktion sind die Konsumenten bereit, fünf bis neun Euro pro Kilogramm zu bezahlen. Filet macht nur 20 Prozent des Fleischs eines Hähnchens aus aber in Deutschland dürfte sein Anteil am Gesamtkonsum etwa 70 Prozent betragen. Daher wird in Deutschland viel mehr Hühnerfleisch produziert als verbraucht, und gleichzeitig wird noch zusätzlich Geflügelfleisch importiert, vornehmlich eben Hähnchenfilet.
            Ein großer Teil der Produktionskosten für Hähnchenfleisch wird aus den relativ hohen Preisen für Filets gedeckt. Um das ganze Geschäft wirklich profitabel zumachen, braucht es aber zusätzlich die Gewinne aus der Vermarktung des »Restfleischs«. Das Ganze kann also nur aufgehen, wenn die Exporte dieser Fleischteile steigen.

            http://www.kritischer-agrarbericht.de/fileadmin/Daten-KAB/KAB-2014/KAB2014_96_100_Mari.pdf

            Frage: Wer verursacht dass Hühnchenteile nach Afrika gehen, doch nicht die Hühnchenmäster?

            Ps. Ich vertilge alles außer die Füße und den Kopf, meine Frau und unser Sohn essen nur die Brüstchen, das ist das Stück des Viehes, das ich nicht mag, somit ist allen geholfen, auch den Bauern in Afrika.

        • Stefan K sagt

          Da nenne ich es Glück für die ärmeren, dass der Weizenpreis grad schön niedrig ist – So kann es sich jeder leisten 😉 oder liegt es daran, dass dennoch kein Geld da ist um sich Essen zu kaufen?
          Was mich nervt ist die Ausblendung der kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Gesellschaftsordnung nur für die Landwirtschaft. Ich kenne kein Autohersteller, der seine Produkte künstlich begrenzt um damit in anderen Ländern den Autobau anzuregen – regt sich einer auf? Beliebig erweiterbar auf alles andere, was wir konsumieren.
          Ich kenne auch keinen Bauern, der mit Absicht am Markt vorbei seine Produkte billig macht, um dem Afrikanischen Bauern eins auszuwischen.
          Wir als Landwirte wollen eben bei angepassten Faktoreinsatz einen guten Ertrag einfahren, denn nur so kommt ein gewisser Profit (Marktwirtschaft!!!) zusammen, den man braucht, um seine Kinder in die Schule zu schicken, mal Kultur genießen zu können, als ebensolcher Verbraucher seine Nahrungsmittel im Supermarkt oder sonstwo zu kaufen etc. Nicht mehr und nicht weniger.
          Diese ganzen Diskussionen gehen immer von einem schmalen Grüppchen aus, die offensichtlich Gefallen daran finden, sich selbst mit fadenscheinigen Selbstgeißelungen zu strafen, dass irgendein Regenwurm von einem Grubberschar getroffen wurde. Ich habe es so satt, dass alle dauernd über etwas schwafeln, worüber sie keine Ahnung haben. Einen Schritt zurück (übrigens nicht nur in der Landwirtschaft), so wie Bauer Willi mit den Leuten reden und ihnen erklären, warum wir so wirtschaften und warum nicht alle sofort umschwenken auf Öko oder sonstige Wirtschaftsweise. Ich komm mir schon blöd vor, wenn ich dauernd gefragt werde, warum ich kein Öko mache. Ich habe eben kein Grünland, wo ich 10 glückliche Kühe draufstellen kann (oder ist das schon Massentierhaltung???). Schweine gibt es scheinbar genug, so dass sich Haltung nicht lohnt, Geflügel ist schon im Ort vorhanden, so dass ich keinen Stall mehr genehmigt bekomme – jetzt wird’s langsam eng. Womit soll ich denn meinen Ökobetrieb düngen? In Ackerbauregionen mit durchschnittlich 93 Bodenpunkten möchte ich trotzdem Landwirtschaft betreiben. Geht also höchstens Vegan-ökologisch – Ohne Düngung hohe Erträge mit Terra Preta oder so. Muss ich halt noch Hornspäne mit Holzkohle mischen gehen…Ironie klar?

      • Ottmar Ilchmann sagt

        Dass die Kirchen das, was sie predigen, selber noch viel stärker leben müssten, sehe ich genauso. Also z.B für alle kirchlichen Einrichtungen strikte Vorgaben für den Lebensmitteleinkauf, anstatt das Günstigste zu nehmen. Wobei das für mich nicht automatisch bedeutet, nur Bioware zu kaufen.
        Mit der Kritik an den Landwirten ist das so eine Sache; warum fühlen sich immer so viele Bauern, die ganz vernünftig und ordentlich wirtschaften, durch Kritik an Auswüchsen und Fehlentwicklungen in agrarindustriellen Betrieben getroffen? An deiner Stelle, lieber Willi, würde ich mir doch sagen: Mich kann er nicht meinen, der Bischof! Und wenn man sich angesprochen fühlt, dann schwingt doch oft auch ein gewisses Unbehagen am eigenen Tun mit, weil man durch Kostendruck selbst zu Maßnahmen gezwungen wird, die man eigentlich nicht möchte. Aber auch das kann man kommunizieren, es gehört zur Ehrlichkeit dazu!

        • Andreas Schmid sagt

          „warum fühlen sich immer so viele Bauern, die ganz vernünftig und ordentlich wirtschaften, durch Kritik an Auswüchsen und Fehlentwicklungen in agrarindustriellen Betrieben getroffen?“

          Das ist so: Gestern sagte mein Sohn 9. Klasse zu mir als über landwirtschaftliche Tierhaltung geredet wurde: Sein Klassenkamerad meinte: Die Tierhaltung der Landwirtschaft ist schlecht, aber ihr seid eine(einzige) Ausnahme.

          Hier wird immer auf alle bezogen, Anwesende ausgeschlossen. Wenn ein anderer Schüler woanders das sagt, sagt der es genauso. Dieser meint mich auch. Der Klassenkamerad meint aber der Bauer anderswo ist genauso schlecht, nur einzig der andere Schüler nimmt seinen Klassenkameraden in Schutz. Somit sind immer pauschal alle gemeint.

          Dieses Denken und Reden der Weltverbesserer regt unheimlich auf. Auch deshalb, weil die die ganz vernünftig und ordentlich wirtschaften, immer mehr Bürokratie und Auflagen haben. Den anderen machen die Auflagen ja nichts aus.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Habe mal in einem Leserkommentar gelesen, wo eine Bauernfamilie die Schulklasse vom Gymnasium eingeladen hat, die Viehhaltung zu besichtigen (wie es bei den älteren Kinder auch gemacht wurde).

            Die Schule lehnte dies ab, mit der Begründung, die Klasse geht nicht zu einem Bauernhof, wo Tiere gequält werden.

            So weit sind wir in unserer Gesellschaft, man lehnt es ab, vor Ort die Zustände zu besichtigen und das von Menschen, von der die Kinder was lernen sollten.

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