Bauer Willi
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Quo vadis? Teil 1 – Analyse

In den Medien ist immer wieder die Aussage von Wissenschaftlern und Politikern anzutreffen, die sagen, dass “wir einen Konsens darüber herbeiführen sollten, wie unsere zukünftige Landwirtschaft aussieht”. Darüber habe ich mir jetzt mal ein paar Gedanken gemacht.

Vor 10.000 Jahren lebte eine Million Menschen auf unserem Planeten. Um 1800 (also vor nicht einmal 200 Jahren!) waren es eine Milliarde. Vor 50 Jahren waren es drei Milliarden und heute sind es über 7 Milliarden.

Agrarrevolutionen

Einer der Hauptgründe für dieses Wachstum war die “Erfindung” der Landwirtschaft, die es bis heute geschafft hat, die steigende Weltbevölkerung zu ernähren. Ohne die Bereitstellung von ausreichend Nahrungsmitteln wäre es nicht zu dieser Entwicklung gekommen.

Die erste Agrarrevolution war der Schritt vom Jäger und Sammler zum sesshaften Ackerbauer und Viehhalter. Nur so konnten immer wiederkehrende Hungersnöte verhindert werden, die die Zunahme der Bevölkerung bis dahin behinderte.

Die zweite Agrarrevolution war die  gezielte Selektion von Pflanzen und Tieren. Für den Menschen Nützliches wurde weiterverfolgt, was als nicht nützlich galt, verworfen.

Die dritte Agrarrevolution kennen wir noch aus der Schule: Die Entwicklung von Mineraldünger und Pflanzenschutzmitteln. Als Beispiele seien das Haber-Bosch-Verfahren und die Bordeaux-Brühe genannt. Mittels Kreuzung – Gregor Mendel sei Dank – wurden durch die Züchtung Tiere und Pflanzen mit gewollten Eigenschaften hergestellt.

Die vierte Agrarrevolution war (und ist)  die Weiterentwicklung der Züchtung (Hybriden, Gentechnik) und die Herstellung von synthetischen Pflanzenschutzmitteln, die nun nicht mehr auf “natürlichen” Grundstoffen beruhte. Durch die industrielle Revolution und die Erfindung der Maschinen konnten (und können)  immer mehr Nahrungsmittel von immer wenige Menschen erzeugt werden.  Auch die Ausweitung der agrarischen Anbauflächen hat mit zur Bevölkerungsentwicklung beigetragen. Zudem wurden Nahrungsmittel immer billiger, denn immer weniger des verfügbaren Einkommens muss heute für Nahrungsmittel ausgegeben werden. Zumindest in den Industriegesellschaften der Gegenwart, den sogenannten entwickelten Ländern.

Die Kosten der Revolutionen

Um die erzeugten Nahrungsmittel auf dem Erdball zu verteilen und für möglichst viele Menschen verfügbar zu machen war es notwendig, diese zu transportieren. Dank der Erfindung von Eisenbahnen, Großraumschiffen, LKW, PKW und Flugzeugen, die alle mit fossilen Energiequellen betrieben werden, war dies kein Problem. Kohle, Gas und Erdöl waren und sind billig, so dass sich dieser Transport lohnt. Fossile Energiequellen für den weltweiten Transport verursachen aber – neben der allgemeinen Mobilität und der Industrie – weitere Emissionen, die zu Klimaveränderungen führen. Das Roden von Wäldern zugunsten von neuen Anbauflächen geht in die gleiche Richtung. Mehr Menschen benötigen mehr Siedlungsraum nicht nur zum Wohnen, sondern auch durch die dazu notwendige Infrastruktur (Straßen, Flugplätze etc.).

Der Abbau von endlichen Rohstoffen (z.B. Phosphat) und steigender Wasserverbrauch zur direkten und indirekten Nutzung (Trinkwasser, Industrie, Landwirtschaft) muss uns Sorgen machen. Beschleunigt sich der Klimawandel, wird dies weitere Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion haben.

Erstes Fazit

Kurz gesagt: wenn die Bevölkerung und die Volkswirtschaften weiter wachsen, nimmt der Druck auf das System von Klima, Verfügbarkeit von Wasser und Boden und somit auf die Bereitstellung von ausreichender und preiswerter Nahrung weiter zu.

Zu möglichen Lösungsansätzen gehe ich in Teil 2 ein. Bleibt also dran.

Euer Bauer Willi

 

 

 

 

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4 Kommentare

  1. Friedrich sagt

    Nur mit dem biologisch-technischen Fortschritt haben wir es geschafft die Menschheit zu ernähren. Und das wird so weitergehen. Natürlich setzen wir im
    Boden vorhandene Klimagase frei. Können ja nicht eine Glocke über die Felder hängen, wie die PKW-Hersteller es müßten , aber nicht getan haben. Ein Großteil der ldw. Flächen wird nicht mehr gepflügt , sondern gegrubbert (mulchen). Wenn wir Glyphosat einsetzen hilft das Klimagase zu reduzieren, denn alternativ muß der Boden gegrubbert werden. Alles hängt mit allem zusammen. Ein zurück darf es nicht geben, aber die vorhandene Arbeitsweise wird und ist immer hinterfragt worden um immer besser zu werden. In den letzten rd. 15 Jahren haben aber immer mehr Ahnungslose uns darein geredet und meinten aus ihrer Sicht die Landwirtschaft zu verändern. In den 1970er Jahren hielt man uns vor rückständig zu sein. Heute genau das Gegenteil. Die Anderen wissen es immer besser. Leider ist es doch heute schon so , daß man die Dokumentation
    einmal für sich ( das Tatsächliche) und einmal für die Bürokratie (das Gesetzliche) vornehmen muß, weil die Praxistauglich des gesetzlichen immer weniger gegeben ist.
    Die Kontrolleure tragen immer nur das Gesetzbuch vor sich her und wissen garnicht , daß es das Papier garnicht wert ist , weil nicht umsetzbar.

    • Stadtmensch sagt

      Entspann dich doch mal. Kein halbwegs vernünftiger „Ahnungsloser“ wird einem Landwirt, der seinen Beruf von der Pike auf gelernt hat, die Erfahrung
      absprechen, die er/sie durch die langjährige Praxis erworben hat. Bauerhans zum Beispiel erkennt sofort, wenn ein Schwein mal „komisch“ quickt
      oder ein anderer schaut sich die Fruchtstände des Getreides an und weiß ziemlich sicher, dass die Ernte wohl nicht so doll wird.
      Die Zeiten ändern sich aber und alles hängt mit allem zusammen, wie du so schön sagst.
      Wenn es nun außerhalb der Landwirtschaft Leute gibt, die nicht zu 100% mit Produktion ausgelastet sind, sondern den Kopf halbwegs frei haben,
      um die weltweite Entwicklung zu analysieren (das wollen wir doch nicht den Massenmedien überlassen oder?), ergeben sich bestimmt Fragen, die es wert sind
      diskutiert zu werden. Man nennt das „vernetztes Denken“ und es scheint unserer Spezies zum Vorteil gegenüber – sagen wir mal dem Neandertaler, gereicht zu haben: https://denkstil.blogspot.de/2014/03/leitmotiv-vernetztes-denken-fur-einen_25.html

  2. Hallo Bauer Willi,

    Zu den Kosten der Revolution muss insbesondere bei dem Verbrauch der fossilien Energieträger (heute könnte man theoretisch auch erneuerbare verwenden) das Haber-Bosch-Verfahren hinzugefügt werden. Die Gewinnung von Ammoniak aus dem Stickstoff unserer Atmosphäre und Wasserstoff geht nicht zum Nulltarif. Nach Wikipedia brauchte das Haber-Bosch-Verfahren im Jahre 2000 etwa 37, 4GJ pro Tonne Ammoniak.
    Jetzt nur ein kleiner Überschlag
    Im Kalkammonsalpter (KAS) (durchaus beliebtes Düngemittel) sind 27%N drin. Das ergibt dann etwa 10GJ pro Tonne KAS. Eine ganze Menge Energie….
    Den Punkt werde ich dann bei Teil 2 oder 3 weiterzuführen?

    Viele Grüße Biobauer Christian

    • Bauer Willi sagt

      Gerne. Bei Teil 2 gehe ich auf Lösungsansätze ein, in Teil 3 mache ich mir Gedanken darüber, was passiert, wenn die Lösungsansätze nicht greifen.
      Bauer Willi

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