Diesen Artikel schickte uns Thies, der Landwirtschaft studiert hat und sich fragt, warum er einen Beruf in der Agrarbranche gewählt hat
Landwirt – kein Halbgott in weiß, aber ein Multitalent in grün
„Landwirte ernähren die Menschheit.“ Das ist richtig. Allerdings verstehen viele Nicht-Landwirte diese Aussage so: „Du tust das nicht und bist also nicht so wichtig wie ein Landwirt“. Das ist natürlich falsch. Wie so häufig weicht hier die Nachricht des Senders von der Nachricht ab, die der Empfänger versteht. Die Gegenreaktion: „Landwirt ist auch nur ein Beruf.“ Und das ist falsch. Allerdings steckt der Fehler in diesem Satz in der quantitativen Aussage. Landwirt ist nicht nur EIN Beruf.
Ein Landwirt ist ein:
Botaniker, Ernährungsexperte für Tiere, Geburtshelfer, Landschaftspfleger, Tierarzt, Bauplaner, Elektriker, Chemiker, Logistiker, Metallbauer, Ferienanbieter, Informatiker, Gärtner, Ernährungsexperte für Pflanzen, Stromanbieter, Kaufmann-Einzelhandel, Architekt, Mechaniker, Geologe (eigentlich Pedologe, aber das kennt wieder kaum jemand), Jurist, Tischler, Wasserbauingenieur, Förster, Bienenversorger, Ernährungsexperte für Menschen, Kaufmann-Groß- und Außenhandel, Gynäkologe (in Sachen künstliche Befruchtung und Hebamme), „Tier“-Pädagoge (nicht mit Pedologe verwechseln), Buchhalter, Meteorologe, Börsenmakler, Züchtungsexperte, Maurer, Sicherheitsbeauftragter, Denkmalschützer
In welcher Branche gibt es solch ein Bündel an Aufgaben? Kein Jahr/Monat/Woche/Tag ist wie der andere und eine Routine gibt es nicht. Jeder Quadratmeter Acker, jedes Tier auf dem Betrieb ist ein Unikum. Und die erfolgreichsten Landwirte sind die, die diese Individualitäten berücksichtigen. Sei es mit Hilfe ihrer jahrelangen Erfahrung oder moderner Datenverarbeitung. Im Optimalfall greifen sie auf beides zurück. Der Landwirt ist ein wahres Multitalent mit dem Grundsatz: Ich kann alles – und das auch noch richtig.
In der Berufsaufzählung fanden sich viele ökonomische Berufe. Doch man darf die Landwirtschaft nicht auf den Begriff Wirtschaft reduzieren – genauso wenig darf man den Begriff Wirtschaft ausklammern. Aktuelle Krise hin oder her: Arbeit in der Landwirtschaft hat es schon immer gegeben und das wird sich so schnell nicht ändern. Die Mutter einer Freundin von mir hat es dabei auf einen passenden Satz gebracht: „Arbeite in der Landwirtschaft oder bei einem Klärwerk-gegessen und gesch… wird immer“.
Vor lauter berechtigtem Selbstbewusstsein darf die Landwirtschaft eines aber nicht vergessen. Man muss darauf achten, dass diese Botschaft bei den Nicht-Landwirten nicht falsch ankommt. Die Hauptaufgabe der Landwirtschaft ist es, die Menschheit zu ernähren. Es ist aber nicht die Hauptaufgabe der Menschheit, Landwirtschaft zu betreiben. Man kann sich selbst toll finden, ohne den anderen das Gefühl zu geben nicht toll zu sein.
Euer Thies
Unser Problem mit der schnellebigen Zeit ist , daß wir für unsere Produktion lange Vor-
laufzeiten haben und oft nicht wissen , ob das was wir produzieren am Ende richtig ist.
Bei einer Jungsau, die befuchtet wurde , werden die geborenen Ferkel erst nach einem Jahr
als Mastschwein verkauft. Ein Jungrind bekommt erst nach zwei Jahren ein Kalb und gibt dann erst Milch. Bis eine Kuhherde züchterisch aufgebaut ist vergehen viele Jahre.Auch auf dem Acker dauert es von der Aussaat bis zur Ernte von Getreide ein Jahr , bei Zwischenlagerung auf dem Hof auch mal 18 Monate. In der Industrie kann man von heute auf morgen mit der Produktion reagieren. Viele Arbeiten die in der Landwirtschaft erledigt
werden müßen , lassen überhaupt keine Wirtschaftlichkeit erwarten (z.B. Baum-+Heckenpflege usw.). Die Agrarbeihilfen, die wir bekommen, decken bei weitem
nicht die Mehrkosten für die in den letzten Jahren immer wieder neuen Gesetzesvorgaben ab. Diese sind immer wieder mit Mehrkosten verbunden gewesen.
Danach müßten wir nicht 280 Euro/ha sondern 1000 Euro/ha bekommen. Diese ständigen Auflagen haben unter anderem auch zu dieser wirtschaftlichen Lage geführt.
Auch sind die Agrarbeihilfen ungerecht verteilt. Wer viel Fläche hat , bekommt am
meisten Geld. Die Verlierer sind die“ Flächenkleinen Familienbetriebe“mit Tierhaltung.
Das sind die Betriebe, die man ja haben will, so sagt man, aber an hand der Taten muß
man von einer großen Lüge sprechen. Aber wie sagt man so schön: Wahltag ist Zahltag!!
In meinem Betrieb war es so:
Zwetschgen: 20 Jahre
Weinbau: 25 Jahre
Brennkirschen : 40 Jahre
Sonst hatte ich nichts.
ein zimmerer hat das aber auch mal augenzwinkernd so auf den punkt gebracht: bauern können alles, aber nix richtig… und ganz von der hand zu weisen ist das nicht. 🙂
leider ist es so,dass der bauer nur seinen betrieb kennt und nur dort investiert
d.h. er baut seinen betriebszweig aus,weil ers gut im griff hat und glaubt,dass er in zukunft besser da steht.
das haben aber viele in fast allen bereichen der landwirtschaft gemacht und nun ist der selbstversorgungsgrad weit grösser als 100 und die preise im eimer…..
YES !!
und darauf können wir sehr Stolz sein :+)
Und nicht zu vergessen 24 Stunden am Tag bereitschtsdienst 365 Tagen im Jahr!