Bauer Willi
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Mit Vollgas vor die Wand

Zuckerrüben-Anbauer haben es zur Zeit nicht leicht. Die Quote existiert nicht mehr und so ist der Zucker dem scharfen Wind des Weltmarktes ausgesetzt. Die Preise sind weit unter die Referenzschwelle von 404 €/t gefallen.

https://ec.europa.eu/agriculture/sites/agriculture/files/market-observatory/sugar/doc/price-reporting_en.pdf

Die Idee bei der Festlegung der Referenzschwelle war damals, dass die EU diese Schwelle als ein Warnsignal für ein mögliches Eingreifen in den Markt ansieht. Aktuell liegt der Preis für Weißzucker in der Region 2 (Benelux, Frankreich, Deutschland, UK) bei 307 €/t, aber die Kommission sieht keine Notwendigkeit, einzugreifen. Da fragt man sich dann, was eine solche Schwelle überhaupt soll. Einen Sinn hat sie ja offensichtlich nicht.

Mit schlechten Preisen kennen wir Bauern uns ja aus. Man kann auch ein oder zwei Jahre eines Preistiefs „mit Schrammen“ überstehen, wenn denn die anderen Rahmenbedingungen stabil bleiben. Aber auch das ist nicht der Fall. Ab dem nächsten Jahr sind die insektiziden Beizen verboten, die als Wirkstoff Neonicotinoide enthalten. Die wirksame Bekämpfung von Bodenschädlingen ist damit faktisch ausgeschlossen, Blattläuse und Rübenfliege können mehr schlecht als recht nur noch mit Flächenspritzungen erfasst werden, was nicht nur aus Sicht der Umwelt schlechter ist, den Ertrag senkt und zudem noch zusätzliche Kosten verursacht. Der Rübenanbau wird also teurer, und das bei niedrigsten Rübenpreisen. Allerdings haben zahlreiche europäische Länder dies erkannt und haben für 2019 Notfallzulassungen erteilt. Viele Länder, aber Deutschland nicht.

Auch zahlen, vor allem süd- und osteuropäische Länder ihren Landwirten eine kulturspezifische Prämie für den Zuckerrübenanbau. Viele Länder, aber Deutschland nicht.

Und als wäre das alles noch nicht genug, droht in den nächsten Jahren ein Zulassungsstopp für die einzigen blattaktiven Herbizide (PMP/DMP). Ohne diese spezifischen Rübenherbizide wird die Unkrautbekämpfung ausgesprochen schwierig, wahrscheinlich auch teurer und unsicherer. Eine mögliche Alternative wäre ein anderes Herbizid-System mit dem Namen Conviso. In anderen Ländern ist dies bereits zugelassen oder steht kurz vor der Zulassung. In anderen Ländern, aber in Deutschland nicht.

Und so frage ich mich als deutscher Zuckerrübenanbauer, wie es in Zukunft um den Rübenanbau in unserem Land bestellt ist. Werde ich, wenn all diese Faktoren so realisiert werden, dann überhaupt noch Zuckerrüben anbauen? Wenn aber viele bisherige Rübenanbauer aussteigen, wird dies auch Folgen für die Zuckerfabriken haben. Werksschließungen sind dann die logische Folge und eine Fabrik, die einmal geschlossen wurde, wird auch nie wieder „ans Netz gehen“. Politik und Gesellschaft fahren also gerade eine gesamte Branche mit Vollgas vor die Wand. Ohne Airbag.

Der Rapsanbau ist schon deutlich zurückgegangen, dem Rübenanbau droht das gleiche Schicksal und auch bei Kartoffeln wird über Verschärfungen in der Zulassung bestimmter Wirkstoffe diskutiert. Alle drei Kulturen sind sogenannte Blattfrüchte, die die Fruchtfolge auflockern. Und das will man ja von uns Bauern, vielfältige Fruchtfolgen. Ich will das auch, ich mache das auch und so findet man auf meinen Feldern all diese Kulturen. Wenn man mir aber den Anbau dieser Kulturen erschwert oder gar unmöglich macht, bleibt für mich als Alternativ-Kultur im Wesentlichen nur noch eine, die ich bisher noch nie angebaut habe: Mais.

Dann kann man sich aber die geplante Ackerbaustrategie gleich in die Haare schmieren. Die wird dann nämlich nur eines: lächerlich.

Euer Bauer Willi

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84 Kommentare

  1. Andi sagt

    Heute in der Zeitung gelesen: Die EU-Kommision leitete im Dezember die Vorbereitungen ein, um Soja als Biotreibstoff zuzulassen.
    Nun wird anscheinend gerade das Grab für den Rapsanbau ausgeschaufelt.

  2. Alois Wohlfahrt sagt

    Hallo zusammen,
    gestern Nachmittag hatte ich das Tool zum nachträglichen Editieren von Kommentaren wieder freigeschaltet. Zwischen 20 und 22 Uhr waren dann wieder alle Kommentare weg. Das Tool ist deaktiviert und ich werde es garantiert nicht wieder einschalten!
    Zur Reparatur musste nun wieder eine Datenbanksicherung eingespielt werden. Alle Kommentare, welche bis 20 Uhr geschrieben wurden, blieben erhalten. Alle anderen (ca. 10 Stück) sind damit leider verloren gegangen. Das tut mir Leid und war nicht beabsichtigt.

    Alois

    • Paulus sagt

      Lieber Alois,
      die Panne war ja wohl nicht zuletzt meinem Wunsch nach Wiedereinführung des tools geschuldet. Insofern vielen Dank für deine Mühe und sorry für die Unannehmlichkeiten! Letzteres gilt für alle Betroffenen hier.

      • bauerhans sagt

        nene Paulus,so einfach kommste nicht davon!
        du schreibst jetzt 50mal:”ich darf nicht für unannehmlichkeiten sorgen”!
        wir mussten damals beim “pappen” die verse,die wir nicht gelernt hatten, auch 50mal schreiben.
        ich hatte blaupapier genommen,der pappen hatte es mit einem grinsen abgezeichnet.

        • Paulus sagt

          Jou lieber Bauerhans, was soll ich darauf schon sagen? Wäre ich spitzbübisch, würde ich antworten „Im Schummeln waren die Bauern schon immer ganz gut.“ Betrifft jetzt aber nur die Sache mit dem Blaupapier. Die Reaktion des Pappen war nicht unklug. 🙂

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Mindestens 50 Mal schreiben und für das – „Im Schummeln waren die Bauern schon immer ganz gut.“ – 100 Peitschenhiebe auf den blanken Hintern. 🙁
          :-):-)

      • Alois Wohlfahrt sagt

        Hallo Paulus, komme grad heim und sehe Deinen Kommentar, dass die Funktion doch noch da ist. Da lief es mir kalt den Buckel runter. War ja klar, dass das zurückspielen der Daten die Funktion wieder mitbringt. Es werden ja auch alle Einstellungen in die DB geschrieben. Habe es jetzt aber sofort deaktiviert und komplett gelöscht.
        Insofern, vielen Dank für den Tipp. Und nun haben wir wenigstens Gewissheit, dass dieses Plugin der Übeltäter war.
        Alois

  3. Thomas Apfel sagt

    Kann man die Zahl der Zeichen je Beitrag nicht begrenzen. So mutiert das Ganze gerade zum Bio-lastigen Lesezirkel ! Kann ja im Vorfeld der DEMO in Berlin gewollt sein, tut dem Blog aber nicht gut. Langsam kann ich den Unmut der “Liberalen” ansatzweise nachvollziehen.

  4. Eckehard Niemann sagt

    Vorab zur Kenntnis: Text für den Kritischen Agrarbericht 2019:
    Meine – zugegebenermaßen umfangreiche – Analyse der Ursachen der Rüben-Misere:

    Eckehard Niemann
    Zuckerkonzerne kontra Rübenbauern
    Zuckermarkt und Rübenanbau in existenzieller Krise

    Die bisherige Zuckermarktordnung

    Der Zucker- und Zuckerrübenmarkt der EU wurde seit 1968 durch die Zucker-Marktordnung (ZMO) geregelt. Ihre Kernelemente: eine Mengen- und Angebotsbegrenzung durch Zucker- und Rübenquoten (und auch für die konkurrierende Isoglukose), garantierte Mindestpreise für Zucker und auch Zuckerrüben, Außenschutz gegenüber dem Weltmarkt durch Einfuhrzölle, Lieferrechte für Landwirte. Zuckermengen oberhalb der Quote mussten von den Zuckerkonzernen auf eigene Rechnung auf dem Weltmarkt abgesetzt werden

    Die EU verpflichtete sich zur zollfreien Einfuhr von bestimmten Zuckermengen (zu den EU-Festpreisen) aus den „AKP-Staaten“ (Afrika, Karibik, Pazifik). 2001 erlaubte ein Abkommen zwischen der EU und den 50 am wenigsten entwickelten LDC-Ländern (Least Developed Countries) diesen Ländern, ihre Erzeugnisse (außer Waffen) zollfrei in die EU zu exportieren – was aber bei den später abgesenkten EU-Mindestpreisen relativ unattraktiv wurde.

    2006 wurde die EU-Zuckermarktordnung verändert – nach einer Klage Brasiliens und anderer Zuckerexporteure bei der Welthandelsorganisation (WTO) – und unter dem Druck der zuckerverwendenden Süßwaren-, Backwaren- und –Getränke-Branche. Der Mindestrübenpreis für die Zuckerrübenanbauer wurde um 40% abgesenkt. Länder wie Brasilien und Indien erhielten zollbegünstigte Einfuhrkontingente für Zucker (unabhängig von Umwelt- oder Sozialstandards). Die GATT-Handelsregelungen begrenzten und beendeten später die Weltmarkt-Exporte von EU-Zuckerherstellern und auch die staatlichen Exportsubventionen. Für die Reduzierung der EU-Zuckerquoten (in Deutschland 21%) zahlte die EU den Zuckerfabriken Entschädigungen. Der drastische Rückgang der Quoten und – damit verbunden – der Anbauflächen wurde aber kompensiert durch eine massive Steigerung der Hektar-Erträge.

    Auf Beschluss des EU-Agrarrats endeten dann Ende September 2017 die Quoten und Mengenbegrenzungen und auch die Mindestpreise für Zucker und Zuckerrüben (und auch Isoglukose) Trotz andauernder Lobby-Bemühungen von Zuckerverwendern und Zuckerhändlern blieb allerdings der Außenschutz gegenüber dem Weltmarkt erhalten. In Krisenfällen und bei „Marktstörungen“ kann die EU – bei Unterschreitung eines „Referenzschwellenwerts“ (400 Euro je t Zucker) – allerdings Beihilfen für die private Lagerhaltung der Zuckerfabriken und „Sofortmaßnahmen“ beschließen.

    Weltmarkt-Expansionspläne der Zuckerkonzerne

    Gleichzeitig fielen ab dem 1.10.2017 alle Beschränkungen für Exporte der EU-Zuckerindustrie auf den Weltmarkt weg. Die Zuckerbranche, die zunächst einen Abbau der Zuckermarktordnung zu verhindern und zu verzögern gesucht hatte, stellte diese Exportmöglichkeiten nun als große Chance auch für die Rübenanbauer dar. Nach einer „Durststrecke“ und trotz möglicher Durchschläge der Weltmarkt-Preisschwankungen auf den EU-Binnenmarkt seien die Weltmarktaussichten wegen des weltweit zunehmenden Zuckerverbrauchs unbedingt zu nutzen.

    Trotz großer Besorgnis und Skepsis folgten die Rübenanbauer-Verbände schließlich diesen Prognosen und Verheißungen der Manager der immer riesigeren und zusammenfusionierten Zuckerkonzerne. Die Alternative, den weiter bestehenden Zoll-Außenschutz zu nutzen, um durch eine Beschränkung der Erzeugung auf den EU-Binnenbedarf – unabhängig von allen Weltmarkt-Verwerfungen – gute Erzeugerpreise zu sichern, kam in der Globalisierungs-Propaganda überhaupt nicht zum Zuge.

    Stattdessen heizten die Zucker-Manager – mit Blick auf Weltmarkt-Exporte – schon vor 2017 die massive Ausdehnung der Rübenanbauflächen an und boten Rübenbauern dreijährige Abnahme-Verträge mit gerade noch kostendeckenden Rübenpreisen an. Hier gab es langwierige und harte Verhandlungen mit den Rübenanbauer-Verbänden, denen die EU das Sonderrecht zu solchen Verhandlungen über Lieferverträge und auch Branchenvereinbarungen zugestanden hatte. Hier zeigten sich deutlich die Gegensätze zwischen Management bzw. Aktionären der Zuckerkonzerne einerseits und deren Rübenlieferanten andererseits.

    Nach Ablauf dieser bisherigen Lieferverträge zwischen Zuckerfabriken und Rübenbauern droht eine weitere ruinöse Preissenkung der Rübenpreise: Die von den Zuckerkonzernen gepushten Überschuss-Mengen, die auf dem Weltmarkt nicht oder nur unrentabel absetzbar sind, drücken auf die inländischen Preise. Zudem sind niedrige Rübenpreise nach Ende der Marktordnung zu einem wichtigen Strategie-Tool im gegenseitigen Wettbewerb und im Verdrängungswettbewerb der Konzerne geworden. Dies wird die „Partnerschafts“-Propaganda zwischen Rübenbauer-Verbänden und „ihren“ Fabriken massiv in Frage stellen. Europäische Rübenbauern stellten bereits 2017 bei ihrer Tagung im französischen Chantilly fest, dass es ein gerechtes Risiken-Nutzen-Gleichgewicht zwischen Anbauern und Zuckerunternehmen in vielen Regionen nicht mehr gebe (Zuckerrübe 6/2017).

    Der Zucker-Weltmarkt: Überproduktion und Preisdruck

    Auf dem Weltmarkt für Zucker gibt es einen kontinuierlichen Verbrauchszuwachs von jährlich etwa 2% – nicht in der EU oder anderen Industrieländern, wohl aber in Asien und Afrika infolge Bevölkerungs- und/oder Einkommenswachstum. Dieser Nachfrage von derzeit etwa 175 Mio. Tonnen steht ein stark schwankendes und strukturell überhöhtes Angebot an Nahrungs-Zucker gegenüber: Nicht nur Wetter-Entwicklungen führen zu Schwankungen, sondern auch die – vom Ölpreis abhängigen – Mengen des zu Ethanol verarbeiteten Zuckers. Man spricht zudem von einem Marktschwankungs-Zyklus wegen der verzögerten und oft überproportionalen Reaktionen der Produzenten auf Preistäler oder Preishochs (insbesondere im Rohrzuckeranbau mit mehrjährigen Kulturen) Generell aber steht der Weltzuckermarkt seit Jahren unter dem Dauer-Druck einer Ausweitung der Anbauflächen – vor allem für Rohrzucker (der mittlerweile 80% des Zuckers ausmacht).

    Die größten 5 Zucker-Erzeugungsländer (mit 60% der Weltzuckerproduktion) sind Brasilien als Hauptexporteuer, zunehmend auch Indien, die EU und Thailand sowie China – außerdem noch die USA, Pakistan, Russland, Mexiko und Australien sowie die Ukraine und die Türkei. Hauptimportländer bleiben China, Indonesien, die USA sowie – für EU-Exporte besonders bedeutsam – die Regionen Afrika und Mittelost. Die Produzenten einiger Länder (wie Pakistan und Ukraine) haben wegen der niedrigen Weltmarktpreise ihre früheren Zuckerexportmengen zurückgefahren und sich auf andere Ackerbaukulturen verlegt.

    Außer in der EU gibt es in allen Haupterzeugungsländern massive Preisstützungen und Exportsubventionen für die Zuckerindustrie. Dadurch, wegen der strukturellen Überproduktion und wegen günstigen Wetters in einigen Ländern sind die Zuckermengen weltweit auf 188 Mio. t Jahreserzeugung gestiegen. Die Zuckerpreise auf dem Weltmarkt fielen dementsprechend binnen zweier Jahre von 600 auf weniger als 300 Euro je Tonne. Zum Vergleich: Von einem Zuckerpreis in Höhe von 400 Euro je t Zucker leiten die EU-Zuckerfabriken einen Standard-Rüben-Auszahlungspreis von etwa 26 Euro ab – was schon unterhalb der Rentabilitätsschwelle von circa 30 Euro (bei Hektar-Maximalerträgen) liegt.

    Zuckerkonzern-Strategien inner- und außerhalb der EU

    In der EU sind Frankreich, Deutschland und Polen die Haupterzeugungsländer (außerdem Großbritannien, Niederlande, Tschechien und Belgien). Fast alle Zuckerkonzerne weiteten – wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß – schon im Jahr vor Ende der Zuckermarktordnung „ihre“ Anbauflächen massiv aus, allein in Deutschland um 22%. Trotz der diesjährigen Dürre wird es in der EU immer noch eine Ernte geben, die dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre entsprechen dürfte.

    Die Großen unter den EU-Zuckerkonzernen setzen darauf, dass kleinere Zuckerunternehmen in den klimatisch weniger begünstigten Süd- und Randregionen der EU vermittels Preisdruck geschlossen oder übernommen werden können. Das derzeitige Preistal ist für diesen Verdrängungskampf (für das Vordringen der großen französischen und deutschen Zuckerkonzerne in die „Defizitgebiete“ Italien, Spanien und Griechenland) gut nutzbar. Von den bisher noch 22 Zuckerproduzenten in Europa, so Nordzucker-Chef Fuchs laut Land&Forst 22/17, würden schon bis 2022 weniger als 12 übrig bleiben.
    Ein Hemmnis bei dieser Expansion sind die nationale „Produktionshilfen“, die 11 EU-Länder ihren bedrohten Zuckerfabriken und Rübenbauern zahlen (Polen z.B. 7 Euro pro Zuckerrüben-Tonne). Leider plädierte auch ein Rübenanbauer-Vertreter für die Verdrängung von Berufskollegen in „wettbewerbsschwachen Regionen“, die „nicht künstlich im Rübenbau gehalten werden“ sollten (L&F 36/18).
    Es war bisher immer von „Erzeugungsländern“ die Rede – besser sollte man von den Zuckerkonzernen sprechen, die längst nicht mehr nur in ihren Ursprungsländern aktiv sind, sondern – mit Tochterfirmen – in vielen weiteren Ländern gleichzeitig.

    Welt- Zuckerkonzerne 2014:

    1 Südzucker-Gruppe, Deutschland
    2 Associated British Sugar, Großbritannien
    3 Raizen, Brasilien
    4 Tereos, Frankreich
    5 Mitr Phol, Thailand
    6 Nordzucker, Deutschland
    7 Biosev, Brasilien
    8 Wilmar, Singapur
    9 Pfeifer & Langen, Deutschland
    10 Thai Roong Ruang, Thailand
    11 Feesa, Mexiko
    12 American Crystal, USA
    13 Sta Terezinha, Brasilien
    14 Turkseker, Türkei
    15 Guangxi Nanhua, China
    16 Bajaj Hindusthan, Indien
    17 Shree Renuka, Indien
    18 Cristal Union, Frankreich
    19 Tongaat, Südafrika
    20 Royal Cosun, Niederlande
    Quelle: LZnet / F.O. Licht – Juni 2014
    Bei ihrer Bilanz-Pressekonferenz am 24.5.2016 listete die Nordzucker AG die 8 größten EU-Zuckerkonzerne auf – nach Umfang der damals noch gültigen Produktionsquote in Tsd. Tonnen Zucker:

    1. Südzucker 3.220
    2. Nordzucker 2.007
    3. Tereos 1.527
    4. British Sugar 1.435
    5. Cristal Union/ Vermandoise 1.040
    6. Pfeifer & Langen 1.032
    7. Royal Cosun 917
    8. Polski Cukier (KSC) 550

    In der Darstellung der Nordzucker gab es eine optisch-deutliche Trennung dieser 8 Konzerne von der Aufreihung weiterer Zuckerunternehmen (auf der Folie ist von einem „voraussichtlichen Ausscheiden kleiner Unternehmen in benachteiligten Anbaugebieten / Belieferung der jeweiligen Märkte dann von benachbarten Marktteilnehmern“ die Rede): Italia Zuccheri (292), Iscal (190), Serbien-Import (180), Eridania Sadam (176), Hellenic Sugar (159), Viro (129), Osijek (64), Lesaffres Freres (63), Ouvre Fils (52), DI Molise (41), Zahural Ludus (33), ARVI Cukrus (26), Hanacka (25), Litovelska (23), Vrbatky (22), Zahar Bod (18).

    Diese 8 größten Zuckerkonzerne erzeugen mehr als 80% des EU-Rübenzuckers..In Deutschland produzieren Südzucker, Nordzucker, Pfeifer & Langen („Westzucker“) sowie Suiker Unie (Zuckerfabrik Anklam), die im Inland insgesamt an 20 Standorten produzieren. Diese quasi-oligopolistischen Strukturen können vielleicht auch das Zuckerkartell von Südzucker, Nordzucker und Pfeifer & Langen erklären, gegen welches das Kartellamt vor einigen Jahren hohe Geldbußen verhängte und von dem die geschädigten Zuckerkäufer hohe Schadensersatzforderungen geltend machen. Ob und wie sich ein solches Kartell auch einmal gegen Rübenbauern richten könnte, bleibt offen…
    Die meisten dieser Zuckerkonzerne haben sich mittlerweile weitere Unternehmensfelder gesucht – in der Biodiesel- bzw. Bioethanol-Herstellung (auch aus Rüben), in der Vermarktung anderer Süßungsmittel (Stevia, Isoglukose), durch Einstieg in zuckernahe Bereiche der Ernährungsindustrie (z.B. die Südzucker und ihre „Tochterfirma“ Agrana mit Pizzafabriken und Fruchtzubereitungen für die Eis-, Milch-, Süßwaren oder Backindustrie) oder/und durch Beteiligung an internationalen Zucker- und Rohstoff-Handelskonzernen.
    Da der EU-Binnenmarkt weitgehend zuckergesättigt ist und weitere Übernahmen anderer großer Zuckerunternehmen kartellrechtlich nicht mehr genehmigungsfähig sind, setzen viele Konzerne nun auf die Übernahme von Fabriken außerhalb der EU (Serbien, Ukraine) und auf die Übernahme bzw. Gründung von Rohrzuckerfabriken in Afrika, Asien oder auch Brasilien. Dies führt dazu, dass die Rübenanbauer für die Zuckerkonzerne weniger relevant und ggf. austauschbar werden.
    Bezeichnend für diesen Globalisierungswahn sind die teilweise schmerzlichen Erfahrungen des Nordzucker-Managements: Vor Jahren kam man mit seinen gekauften Zuckerfabriken offenbar nicht mit den innenpolitischen Strukturen in Balkanländern zurecht. Ein geplantes Rohrzuckerprojekt in Sambia (für die Verdrängung der bisherigen brasilianischen Lieferungen ins südliche Afrika) scheiterte am Widerstand der heimischen Aktionäre und Rübenbauern wie auch an Problemen mit den vorgesehenen „Partnern“ vor Ort… Aber „Land & Forst“ (14/17) berichtete unter der Überschrift „Nordzucker auf Einkaufstour“ wieder angeblich interessante Übernahmekandidaten – nun erst einmal nicht mehr in Afrika, sondern in Südamerika und Südostasien…

    Neonic-Verbot und Resistenzen erzwingen neuen Rübenanbau
    Parallel zum Ende der Marktordnung und den Überschuss- und Erzeugerpreisproblemen steht der Rübenbau auch im Bereich des chemischen Pflanzenschutzes vor einer völlig neuen Situation: durch Verbot der Neonicotinoide, durch zunehmende Resistenzen von Unkräutern, Schadgräsern und Schädlingen und durch das drohende Verbot von Herbiziden. Dadurch ist – besonders nach den Erfahrungen der letztjährigen Dürre – eine grundlegende Neubesinnung auf den „integrierten Pflanzenbau“ und die „gute fachliche Praxis“ angesagt.
    Und zwar „echt-integriert“ in dem Sinne, dass endlich die Definitionen ernst und wörtlich genommen werden, dass Chemie erst nach Ausschöpfung aller ackerbaulichen Maßnahmen (Fruchtfolge, Sortenwahl, Bodenbearbeitung, mechanische Beikrautregulierung etc.) anzuwenden ist (§ 2 des Pflanzenschutzgesetzes).
    Mit diesem „echt-integrierten“ Ansatz sind durchweg höhere Kosten verbunden und verringerte wenn auch stabilere Erträge (bzw. Verzicht auf Maximalerträge). Man kann diese neuen Anbaubedingungen beklagen, aber auch positiv-aktiv nutzen für die Durchsetzung gewinnbringender Erzeugerpreise, für die Begründung eines ausreichenden EU-Außenschutzes und für gesellschaftliche Akzeptanz:
    Hierzu bedarf es folgender politisch-ordnungsrechtlicher Rahmenbedingungen, damit diese neue Produktionsweise nicht durch Billigangebote (aus Produktion nach bisherigen Niedrig-Standards) wettbewerblich unterlaufen werden: Zum einen EU-weite (wenn auch regionalisierbare) ordnungsrechtliche Regelungen – z.B. durch klare Vorgaben zu Echt-Fruchtfolgen, Einsatz von Pflanzenschutzmitteln etc. in der Gemeinsamen Agrarpolitik („Cross-Compliance“-Anforderungen als Voraussetzung für den Erhalt von EU-Direktzahlungen). Zum anderen weiterhin einen Außenschutz des EU-Binnenmarkts gegenüber Drittlands-Importen mit geringeren Standards.

    In diesem Falle müssten verringerte Erträge durchaus keinen ökonomischen Nachteil für Landwirte bedeuten, weil damit preisdrückende Überschüsse vermieden werden und weil ein verringertes Angebot speziell auf Agrarmärkten (mit ihrer relativ unelastischen Nachfrage) zu über-proportional höheren Erzeugerpreisen führt. Speziell im Zuckerrüben-Bereich haben die Zuckerfabriken (als „Flaschenhälse“) zudem besondere Lenkungsmöglichkeiten für „Klasse statt Masse“ mit fairen Preisen und gesellschaftlicher Akzeptanz.
    Die Veränderung innerhalb der Produktionsverfahren einzelner Kulturen (z.B. Zuckerrüben) reicht allerdings nicht aus: Zu verändern und zu optimieren sind ganze (vielfältigere) Fruchtfolgen – zu betrachten und ökonomisch zu bewerten sind deshalb die ackerbaulichen und ökonomischen Ergebnisse ganzer Fruchtfolgen (einschließlich von Synergie-Effekten). Dies ist ohnehin angesagt, weil immer mehr Unkräuter, Ungräser und Schaderreger mittlerweile resistent gegen Pflanzenschutzmittel geworden sind, weil die Nematoden-Problematik wächst und deshalb ohnehin eine Veränderung des Anbaus, der Sortenwahl und der Fruchtfolge notwendig ist. Die nach dem Ende der Quotenregelung angestrebte Konzentration des Rübenbaus in Fabriknähe (zwecks Ersparnis von Transportkosten) passen nicht zu dieser strategischen Neuausrichtung des Rübenbaus und zu unbedingt zu erweiternden Fruchtfolgen .
    Der Unterschied eines solchen „naturnäheren Zuckerrüben-Anbaus“ zum Ökolandbau und zu Öko-Rüben bestände u.a. darin, dass weiterhin chemisch-synthetische Düngemittel und organische Düngemittel aus konventioneller (aber demnächst hoffentlich deutlich artgerechterer) Tierhaltung verwendet werden können und dass in bestimmten, genau zu definierenden „Ackerbau-Notsituationen“ auch ein begrenzter chemischer Pflanzenschutz im Rahmen von Notfall-Zulassungen möglich wäre (ohne den Verlust einer Zertifizierung). Im Gegensatz zu bloßen Pestizid-Reduzierungs-Programmen (z.B. „Nationaler Aktionsplan Pflanzenschutz“ – NAP) sind die Wirkungen eines solchen neuen konventionellen Anbausystems nicht nur viel umfassender – die gesellschaftliche Akzeptanz des konventionellen Ackerbaus lässt sich (angesichts sonst nie lösbarer Rückstands-Risiko-Debatten) nur so erreichen.
    Ein solch neuer konventioneller Anbau muss für die Vorzüglichkeit und die Chancen des Ökologischen Landbaus nicht unbedingt negativ sein: Der jetzt noch sehr hohe Abstand von Kosten und Preisen wäre deutlich geringer. Und der Ökologische Landbau bekäme so mehr Freiraum, bestimmte Probleme und Defizite auch in seinem Bereich offensiver anzugehen.

    Speziell zum Rüben-Anbau:

    Die bisherige Praxis, der jungen und anfälligen Rübenpflanze für die lange Frist zwischen Keimung und voller Ausbildung des Blattwerks einen Pestizid-Schutz-Vorrat mitzugeben und diesen Schutzvorrat in dem sehr kleinen Rübensamen-Hüllmaterial unterzubringen, führte zu Neonic-Beizmitteln mit hochdosierten und höchst wirksamen Wirkstoffen. Diese waren aber auch höchst wirksam in Natur und Umwelt, so dass selbst kleine Staub-, Abrieb- oder Guttationsmengen und im Boden verbleibende Reste schädliche Wirkungen zeigen.
    Man wird der anfälligen und gefährdeten Rüben-Jungpflanze auch weiterhin einen Schutz geben müssen – insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass bei Ablage der Saatpillen auf Endabstand kaum Pflanzen ausfallen dürfen. Diesen Schutz könnten unter anderem physikalische Saatgutbehandlungen (Heißdampf, Elektronenbeize) geben und/oder sogenannte Biologicals – nützliche Mikroorganismen, welche auf der Rübenpille appliziert werden, um den Keimling gezielt zu unterstützen.“ Ein Mitarbeiter des Zuchtkonzerns KWS hierzu: „Die bei der Rübensaat ausgebrachten Biologicals vermehren sich rasch und besetzen den Platz an Saatkorn und Wurzel. Den Schädlingen bleiben dann weniger Nährstoffe. Zudem können die nützlichen Bakterien Stoffwechselprodukte herstellen, die den Rübenkeimlingen Schutz vor Kälte, Trockenheit, hohem Salzgehalt des Bodens oder vor schädlichen Pilzen bieten. Vor allem unter ungünstigen Verhältnissen können dann die Bakterien den jungen Rüben helfen“ (Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben 1/2018).
    Ein weiterer Baustein sind Rübensorten, die resistent oder tolerant sind gegenüber wichtigen Rübenkrankheiten bzw. –schädlingen sind. Auch das Wissen um die Bedeutung und die Förderung von Nützlingen (mit Biotopmanagement) sind sicher ausbaufähig.
    Als Hauptproblem bleibt die Verunkrautung. Auch wenn Fruchtfolgen dieses Problem verringern können, bleibt als Alternative zu Herbiziden doch nur die mechanische Unkrautregulierung. Von ausgesprochenen Problemjahren abgesehen, ist die Unkrautregulierung zwischen den Reihen relativ gut mit den immer besseren Hackgeräten zu erreichen. Für die notwendige Unkrautbeseitigung zwischen den Pflanzen und insbesondere direkt an der Pflanze bleibt auf absehbare Zeit – neben der Bandspritzung) nur die Handarbeit, und dies in einem großen Ausmaß. Robotik- und Digitalsysteme können sicherlich auch dieses Problem irgendwann mit kleinen und leichten Feldrobotern lösen – aber hier sind noch deutliche Entwicklungsfortschritte erforderlich. Nicht aus dem Augenverlieren sollte man die Möglichkeiten, die mit bewährten oder neu zu entwickelnden „milden“ Mitteln (ohne Rückstands- und Naturschädlichkeits-Problemen) verbunden wären.
    Beim Weltkongress der Rüben- und Zuckerrohr-Bauern (WABCG) im April 2018 sprach der Marktanalytiker Robin Shaw über die Zukunftsperspektiven und empfahl, Mengenregulierung als Marktstrategie zu nutzen: Eine relativ kleine Verringerung der EU-Erzeugung könne die Rüben- und Zuckerpreise innerhalb des EU-Rahmens deutlich steigen lassen. Hierbei müsse man auch die Anbau-Strategie nutzen, indem man ggf. rasch vom Rübenanbau auf Alternativkulturen wechsele.

    Empfehlungen:

    – Schaffung und Stärkung wirklich konzern-unabhängiger und konzernübergreifend zusammenarbeitender Rübenanbauer-Verbände

    – Mut zu Erzeugerpreis-Politik anstelle von perspektivlosen Mengenwachstums-Strategien

    – Mengenverringerungs-Strategien durch Verbindung von Flächen- und Anbau-Strategien

    – Zusammenarbeit der Rübenanbauer-Verbände mit Verbänden wie dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter oder dem Milkboard zwecks Nutzung von deren Nach-Quoten-Erfahrungen und Strategien

    – BerufskollegInnen in anderen Ländern nicht als Konkurrenten sehen, sondern als wichtige Mitstreiter erkennen!

    Eckehard Niemann, Dipl.Ing.agr., 29553 Varendorf, eckehard.niemann@freenet.de
    Herausgeber der Newsletters „AGRAR-HINWEISE“

    • Bauer Fritz sagt

      Danke für die umfangreichen Erläuterungen.
      Es gehört wohl zu Formaten zu Jahresanfängen manche Dinge pointiert zu beschreiben. Dies sei ihnen unbenommen, ein wenig Salz in der Suppe schadet ja nie.
      Manch eine Formulierung nötigt einen ja fast (eher als Notlösung für jene die Aufgaben gerne delegieren) zum Gedanken “Ihr Wort in Gottes Ohr”. Bleibt man eher am Boden der Tatsachen, ist doch festzuhalten, daß in manchen ihrer Anregungen und Vorschlägen etwas zuviel historische Vergessenheit oder zukünftige Blauäugigkeit mitschwingt.

      3 Beispiele:
      a) Wenn sie die Jahre rund um 2006 beschreiben, sollte doch erinnert sein, daß gerade Brasilien bei und mit Entwicklungshilfebewegten es tränendrückend verstand seinen Entwicklungslandcharakter hervorzukehren bei gleichzeitiger Hintanstellung seiner vielen mit hohem Abstand gehaltenen ersten Plätze bei zahlreichen Agrarerzeugnissen (Rindfleisch, Mais, Soja, Zucker, Kaffee, Orangen Mit dieser Mitleidsmaschen bei schlechten Zuckerpreisen Biosprit zu erzeugen und bei guten Zuckerpreisen gleichsam als Entwicklungshilfe in Europa die Märkte massiv unter Druck zu setzen, ist schon eine Chuzpe die einem die Augen tränen läßt. Was sie so nebenbei in Klammer als “unabhängig von Umwelt- oder Sozialstandards” setzen, ist aber wohl ein Hauptargument, warum gerade Deutschlands Landwirtschaft gelinde gesagt so zu kämpfen hat. Während hierorts kaum mehr etwas gut genug ist, scheinen von anderswo alle Ansprüche gleichsam außer Kraft gesetzt. Ist schon seltsam, wenn Studien beschreiben, daß von den 500 am häufigsten in Brasilien verwendeten Pflanzenschutzmitteln 380 in Europa gar nicht mehr zugelassen sind, dies aber hierorts nicht mal ein Achselzucken auslöst – am wenigsten bei deutschen NGO´s. Wäre schön, wenn sie befreundeten Kreisen hier raten (für 2019) sich auf dem entsprechend erblindeten Auge mal behandeln zu lassen und hier (mit Verlaub) weniger Bullshit abzusondern.

      b) Wenn sie anführen “In diesem Falle müssten verringerte Erträge durchaus keinen ökonomischen Nachteil für Landwirte bedeuten, weil damit preisdrückende Überschüsse vermieden werden und weil ein verringertes Angebot speziell auf Agrarmärkten zu überproportional höheren Erzeugerpreisen führt.” ist so ein Satz aus vielerlei Hinsicht komisch. Zum einen gibt es kaum Jahre bei Agrarprodukten, die zu ÜBERPROPORTIONALEN Preiserhöhungen führen. In den meisten Fällen können mit den wenigen Preissteigerungen auf Erzeugerseite oft jahrelange Phasen von Verlusten oder Produktionen an der Gewinnschwelle kompensiert werden. Im besten Fall können Gewinne erzielt werden um Reserven für unweigerlich folgenden schlechte Jahre erwirtschaftet werden. Gerade das Jahr 2018 sollten doch nach ihrer These die Erzeugerpreise eigentlich emporschießen, weil die weltweiten Lagerbestände mancher zentraler Produkte sehr weit unter den üblichen Signalwerten für Preisanstiege liegen. Was etwa 2012 noch zu Preisanstiegen führte, hat 2018 zu nahezu keinerlei Erzeugerpreisveränderungen geführt. Es dürften sich Formen der “preisbeeinflußenden Unterbindung” gegen Erhöhungen auf der Erzeugerebene entwickelt haben, die ihre These mehr als unterlaufen.
      Ihre Empfehlungen lesen sich nett, läßt man die Idealismus-Soße weg, vermute ich mal, daß ihnen bekannt ist, daß es sowohl auf der Rübenbauern- (CIBE) als auch auf der Verarbeiterseite (CEFS) entsprechende Vereinigungen selbst auf europäische Ebene gibt. Da in beiden Gruppen Deutschland und Frankreich mit vorzüglich Arroganz, Kaltschnäuzigkeit und eher null Interesse an den Anliegen “kleinerer” Länder agieren, dürfte ein nicht unwesentlichere Aspekt der Misere sein. Was diese erste Empfehlung als leider hier schon auf absehbare Zeit in den Bereich bringt der Neujahrsvorsätze die morgen nix mehr wert sind.

      c) Es dürfte ihnen auch in Erinnerung sein, oder können sie dies in Veröffentlichungen der Jahre 2006 ff. nachschlagen, daß ein wesentlicher öffentlicher – sprich medialer – Druck kam die Erzeugerpreise runterzubringen um so die Endverbraucherpreise billiger zu machen. Ersteres ist ja nachweislich voll aufgegangen, letzteres kaum. Wo das “Dazwischen” wohl hingekommen sein mag. Interessanterweise waren alle möglichen Organisationen der sog. Öffentlichkeit gleich Feuer und Flamme. Wodurch es wiederum eher ein wenig belustigend sich liest, wenn eine Erzeugerpreispolitik nun mit Mut angegangen werden soll. Angesichts der sich seither entwickelten Kräfteverhältnisse im Handel oder in der Verarbeitung auch diese Empfehlung sehr sehr viel Neujahrsvorsatzcharakter hat.

      Über die in den Köpfen vor allem in den Jahren vor und nach 2006 bestehenden Kampflinien “Hörndlbauern” gegen “Körndlbauern” (im speziellen “Rübenbauern”) bleibt ohnehin eher festzustellen, daß es allen wohl damals noch zugut gegangen ist und man sich anscheinend erst vereint fühlt wenn man gemeinsam in der Sch.. steckt.

      Generell stellt sich mir die Frage, warum das gesamte Marktordnungsinstrumentarium (mit allen zu Recht bemängelten Fehlern) samt der Intention gerade durch Einflußmöglichkeiten auf Angebotssteuerung eine halbwegs fair Teilnahme an der allgemeinen wirtschaftlichen Wohlfahrt auch den lw. Erzeugern zuteil werden zu lassen, zuerst vollends in die Tonne gekloppt werden mußte. Man nun aber eigentlich genau nach solchen Instrumentarien wieder ruft oder Ausschau hält. Es scheint sich so zu verhalten, wie “Jimbob” weiter unten schon ausführt: Weitsicht und Folgenabschätzung sind Worte aus vergangenen Tagen, der schnelle Sager, die coole Politaktion dominieren und blockieren Hirne und Vernunft. Und kritische Jahresberichte sind ja auch geduldig.

  5. Friedrich sagt

    @Ottmar IIchmann. Die Aussagen vom ABL sind richtig. Es gibt aber schon einen kleinen
    Aktionärsverein , der unabhängig ist , im Gegensatz zu verschiedenen anderen Bauernvertretungen. Kostet 20 Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr für eine zweite Meinung. Alle
    Vorstände und Beiräte machen das Ehrenamtlich und haben einen Bauernhof in Selbstbewirtschaftung oder verpachtet. Mit http://www.ndzrav.de kann man in deren Homepage schauen.

  6. Friedrich sagt

    @ Bergbäuerin. Schön , daß du Biozucker kaufst. Du solltes aber wissen , daß jeder Zucker chemisch sauber ist. Heist , daß du konv. und biol. hergestellten Zucker nicht unterscheiden kannst.
    Es ist nur der Glaube. Auch treibt die Biozuckerproduktion blüten,denn es werden Biorüben aus Niedersachsen in die Schweiz zur Verarbeitung gefahren. Per LKW !!!

    • Bergbäuerin sagt

      Wenn ich bio kaufe, dann geht es mir ja nicht nur und auch nicht primär um die eigene Gesundheit. Ich bin ein Kind der 80er Jahre, als meine Freundin ihren Hof auf Bio umgestellt hat und man eben aus Überzeugung und Idealismus in den Bioladen ging. Dass das schon längst auch wieder fragwürdige Blüten treibt, ist mir schon bewusst, aber welchen Zucker soll ich sonst kaufen – wenn überhaupt Zucker? Ich hab keine Erfahrung mit Zuckerrübenanbau, ich hab nur gehört, dass das Verbot von Pflanzenschutzmitteln die Rübenbauern besonders trifft. Wenn ich regional kaufe, dann bei Bauern, deren Wirtschaftsweise mich überzeugt, auch wenn sie nicht bio ist. Aber beim Zucker geht das nicht.

  7. Friedrich sagt

    Ja , die EU macht neoliberale Politik , eben nur noch Weltmarktpreise , friss oder stirb. Auf dem Weltmarktniveau sind unsere Zucker- und Rübenpreise angekommen. Milch – und Zuckerpreise waren das Rückrat der Bauern und auf dem Land. Erst sterben die Bauern , dann die kleinen Handwerker und Gewerbbetriebe , aber wir haben ja den liberalisiertesten Markt der Welt. Kein Land der Erde ist so blöd wie unsere EU. Alle anderen Länder haben Außenschutz für ihre Produkte geschaffen , nur die EU setzt sich darüber hinweg. Angeblich soll der Außenschutz bei 404 Euro/to Weißzucker greifen , aber man läßt die Preise purzeln auf Weltmarkniveau. Das kostet Existenzen. Mal ganz pauschal gesprochen kann man sagen , daß auf drei Rübenanbauer einer in der Zuckerfabrik kommt. Nordzucker will rd. 250 Leute entlassen in Deutschland und rd. 100
    in Dänemark, alle in der Verwaltung. Mit den Zuckerpreisen kann man nicht ganz verstehen , denn am 30.9.2018 waren vor der Rübenernte noch 10% Vorrat in der EU vorhanden und dürrebedingt geht man am 30.9.2019 von nahezu O% Vorrat aus , aber die Preise steigen nicht ? Also sind die Marktkräfte außer Kraft gesetzt ? Halten die Zuckerfabriken die Preise niedrig oder macht die Poltik Druck , um div. Fabriken und Rübenanbauern aus dem Markt zu drücken ? In der Vergangenheit stiegen bei 30% des Jahresverbrauchs die Zuckerpreise schon.Ein Fall fürs Kartellamt ? — Wenn die EU-Politik so weiter macht werden wir bald keine Industrie mehr haben . Ob gegen Auto-, Chemie-,Stahl-,Energie-,Zuckerindustrie und Landwirtschaft , überall wird abgeschafft. Will man Europa entindustriealisieren ? Ich denke , daß wir unseren führenden Europaparteien mal im Mai bei der Wahl ein Dankeschön erteilen sollten. Die merken anscheinend nichts , sondern sind nur um ihre Posten bemüht. Mit ihrer Abwahl sollten die erst einmal in einen “Richtigen Beruf ” kommen , um zu wissen , wie draußen das Geld verdient wird, denn diese Erfahrung haben die noch nicht gemacht. Auch die Wähler sollten sich überlegen ,ob die von ihnen” immergewählten Parteien” noch die richtige Vertretung für uns Normalverdiener sind. Wir wollen doch schließlich Veränderung , oder ?

  8. Friedhelm Hamhuis sagt

    Hallo,
    relativ einfach zu verstehen:
    Wenn an den Hebeln der Macht niemand mehr sitzt der Ahnung von den Fachbereichen hat oder sich von Fakten leiten und beraten lässt, ist das was Sie beklagen das Ergebniss der Arbeit dieser mächtigen Unwissenden…….
    Der 3. im Bunde sind die Grünen…..Herr Özdemir fliegt in die Anden und Frau Schulze löffelt ihr Urlaubseis in Kalifornien mit Plastikgeschirr…… das kommt davon wenn man alles teilt twittert oder sonstwie digital verbreitet…
    Wir aber sollen und dürfen das nicht mehr…. Diesel, wider besseres Wissen, verbieten aber mit den grössten Dreckschleudern ab in den Urlaub. Plastikgeschirr ist Teufelszeug……
    Passt nicht zusammen, oder ?

  9. Bergbäuerin sagt

    Hab kürzlich versucht, in einem österreichischen Supermarkt heimischen Biozucker zu kaufen für Allroundzwecke. Ich hatte die Wahl zwischen sehr teurem Staubzucker und ebenso teurem Streuzucker. Habe das Geld für beides ausgegeben, aber gleichzeitig beschlossen, jetzt wirklich nur noch sonntags Süßes zu essen, weil sowieso gesünder, und dafür auch in vertretbarem Maß Honig zu nutzen. Ich hatte auch das Glück, heuer trotzdem wieder 4 Sack biologische Rübenschnitzel der heimischen Fa. Agrana für meine Schafe zu ergattern – in einem Lagerhaus 400 km weiter, wo ich zufällig zu Weihnachten sowieso immer meine Schwester besuche. Als Hobbybäurin leiste ich mir auch das. Die Bienen und Hummeln werden mir all das danken.
    Zur Politik: Der Neoliberalismus muss in der Landwirtschaft scheitern: Ich kann eine Textilfabrik in Europa abbauen und in einem Billiglohnland wieder aufbauen. Aber ich kann die Produktionsanlage der Landwirtschaft, den Grund und Boden nicht auslagern. Alles was der Neoliberalismus da erreichen wird: Dass die Agrarfirmen das Land grabben und mit Billigsklaven bewirtschaften; und dass sie dann als alternativlose Volksernährer ökologisch tun und lassen können, was sie wollen, so lange der Profit stimmt. Dieser Prozess läuft bekanntlich schon in vielen Ländern Süd- und Osteuropas, und in Ostösterreich fängt es auch schon an. Leider kauft die Mehrheit der Konsumenten lieber das fragwürdige Billigzeug von denen. Aber irgendwann werden die als Monopolisten die Preise diktieren, nämlich höhere Preise als jetzt.
    Es ist so, wie Greta Thunberg den Politikern ins Gewissen redet: “You only speak of a green eternal economic growth because you are too scared of being unpopular. You only talk about moving forward with the same bad ideas that got us into this mess … You are not mature enough to tell it as it is, even that burden you leave to us children … Until you start focusing on what needs to be done rather than on what is politically possible there is no hope … And if solutions within this system are so impossible to find then maybe we should change the system itself … You have ignored us in the past and you will ignore us again. We have come here to let you know that change is coming wether you like it ori not …” https://www.youtube.com/watch?v=HzeekxtyFOY
    Es wird nur gehen mit Lebensmittelrationierungen für ein bis zweimal Fleisch pro Woche, drei bis viermal Milch (Kinder täglich) und – sorry – ein bis zweimal Zucker. Anders ist auch die Gesundheit staatlich nicht mehr finanzierbar. Und wenn der Staat die Preise für heimische Produkte festlegt, nämlich auf hohem Niveau, und den Bedürftigen Zuschüsse gewährt.
    Und jetzt, Willi, fordere ich dich bewusst auf, einmal zu träumen: Stell dir vor, eine gute Fee sagt dir: Vertrau mir, du kriegst dein Geld, wenn du nur deinen Acker so bestellst, wie es deinem ökologischen, politischen und sozialen Gewissen entspricht: wenn es dein Anliegen ist, Menschen gesund und ökologisch verträglich zu ernähren. Was würdest du tun? “And if solutions within this system are so impossible to find then maybe we should change the system itself” (Greta Thunberg)
    Ich weiß, ich hab gut reden als Hobbybäurin, trotzdem:
    Ich wollte heuer die vielen Äpfel nicht verkommen lassen, hab naturtrüben Saft pressen lassen in drei Chargen: herb, mild und süß, zusammen 1000 Liter – ohne zunächst eine Ahnung, wer das braucht. Hab DANN genau EIN Email geschrieben an all meine Freunde und Bekannten in Wien mit dem Inhalt: Hab Saft zu vergeben, zahlt mir, was ihr wollt, wenn nötig, verschenk ich ihn. Auf Nachfrage hab ich meine Kalkulation bekannt gegeben, einschließlich der 15 Euro/Stunde Arbeitskosten für die Flüchtlinge, die beim Klauben halfen, weil die Anstellung als Erntehelfer bürokratisch unpackbar ist und ich ihnen einen Dienstleistungsscheck gönnte, um ihnen ein Arbeitszeugnis schreiben zu können. Mit 400 Liter hatte ich meine Ausgaben abgedeckt, am Ende musste ich die Leute bremsen, damit mir selber noch genug blieb. Und ich hab keine besonderes reichen Freunde!
    Alle beeindruckenden Initiativen beginnen doch damit, dass jemand gewissermaßen den eigenen Tod riskiert!

    • Obstbäuerin sagt

      Hallo Bergbäuerin, wenn Du von dem Gewinn aus Deinem Saft produzieren und leben müsstest, würde ich Dir raten, das Geld für das kommende Jahr zu sparen, weil höchstwahrscheinlich 2019 eine unterdurchschnittliche (bei Streuobstwiesen bis Totalausfall) Apfelernte zu erwarten ist.

      • Bergbäuerin sagt

        Völlig richtig, ich wollte ja ganz etwas anderes sagen: Wenn das System wirklich an die Wand fährt, dann kommt man mit dem, was normal ist, nämlich zuerst zu kalkulieren und dann zu produzieren, ja auch nicht mehr weiter. Es gibt im Waldviertel diesen Schuhproduzenten, der in den 1990er Jahren, als dort alle Textilfabriken zusperrten, eine Schuhfabrik aufmachte, sodass ihm alle den Vogel zeigten. Heute ist das eine Gallionsfigur gegen den Kapitalismus: https://www.youtube.com/watch?v=IJ58EF2fg0s

        • Obstbäuerin sagt

          Man könnte es aber auch so sehen, wenn die anderen (und das waren sicher mehr als einer) nicht vom Markt verschwunden wären, hätte er keine Chance gehabt. Oder wenn jetzt noch 10 weitere dieses Geschäftsmodell fahren, bleibt am Ende auch nicht genug für alle. Erst wenn ein Modell verallgemeinert werden kann, taugt es meiner Meinung nach als Beispiel.

          • Bergbäuerin sagt

            Sie haben das Video sicher nicht angeschaut, sonst hätten Sie verstanden, dass der eben nicht vom Verschwinden der anderen profitiert hat, sondern nur vom eigenen Mut. Und Ihrem letzten Satz möchte ich heftig widersprechen: Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass es in Zukunft keine allgemein gültigen Modelle mehr geben wird. Wir haben von der Politik nichts mehr zu erwarten, wenn wir die Dinge nicht in die eigene Hand nehmen, und das gilt für einen wirtschaftlich Erfolgreichen wie Heini Staudinger ebenso wie für eine Hobbybäurin wie mich.

            • Obstbäuerin sagt

              Das Problem ist jedoch, dass der Teil der Landwirtschaft, der 96 % der Nahrungsmittel in Deutschland produziert, mit diesen Modellen und Hobbybauern nicht zu ersetzen ist. Und genau deshalb bin auch ich dafür, die Dinge in die eigene Hand zu nehmen und sich für sinnvolle politische Rahmenbedingungen zu engagieren.

          • Bergbäuerin sagt

            Ersetzen kann man mit den Hobbybauern nichts, aber sie würden auch fehlen im großen Ganzen. Und für welche politischen Rahmenbedingungen genau wollen Sie sich einsetzen?

            • Obstbäuerin sagt

              Ich würde mich dafür einsetzen, dass die Bodenfruchtbarkeit auch mit Kunstdünger weiter erhalten werden muss, dass sinnvolle PSM angewendet werden dürfen, dass Ertragszahlen offengelegt werden müssen, auch vom Bio-Sektor, dass offen über PSM in der Bio-Produktion gesprochen wird. Dass Glyphosat erst ausläuft, wenn bessere Methoden zur Verfügung stehen und die EU-Förderung den Erhalt der Nahrungsmittelproduktion in den Mittelpunkt stellt. Da gibt´s ne Menge zu tun.

          • Bergbäuerin sagt

            Einverstanden mit deinen politischen Forderungen, allerdings mit dem Zusatz: In dem Maß, in welchem bio nachweislich nachhaltiger ist (das wäre zu klären) bin ich auch bei geringeren Erträgen zuerst für Konsumreduktion notfalls durch Rationalisierungen und erst dann für ertragsteigernde Maßnahmen.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Es ist erfreulich, das wir erfahren, dass die Bergbäuerin eine Hobbybäuerin ist. Wenn man außerlandwirtschaftlich genug Geld verdient, kann man auch 15 Euronen für das Auflesen von Äpfeln bezahlen.

      Außerdem wäre ich ihnen Dankbar, wenn sie ihre Beiträge nur in Deutsch schreiben würden,
      es gibt noch ungebildete wie ich, die ihre Zeit auf dem Obstacker und Weinberg, – statt im Gymnasium – verbringen musste.

      Vielen Dank!

      • Bergbäuerin sagt

        Ja, das kann man sich leisten, aber ich hätte auch wie die meisten Bekannten ringsum die Äpfel auf der Wiese verfaulen lassen können, weil sie angeblich ja nicht blöd sind, bei solchen Preisen etwas aufzusammeln. Greta Thunbergs Rede an die Politiker gerne auf Deutsch: “Ihr sprecht nur von einem ewigen grünen ökonomischen Wachstum, weil ihr zu feige seid, unpopulär zu sein. Ihr sprecht nur davon, weiterzumachen mit den gleichen schlechten Ideen, die uns in dieses Schlamassel gebracht haben …. Ihr seid nicht reif genug zu sagen, wie es ist, sogar diese Bürde überlasst ihr uns Kindern …. Bis ihr anfangt, euch zu konzentrieren auf das, was getan werden muss, anstatt auf das, was politisch möglich ist, da gibt es keine Hoffnung …. Und wenn Lösungen innerhalb des bestehenden Systems so unmöglich zu finden sind, dann müssen wir vielleicht das System selber ändern … Ihr habt uns in der Vergangenheit ignoriert und ihr werdet uns wieder ignorieren. Wir sind hierher gekommen, um euch wissen zu lassen, dass der Wandel kommt, ob es euch passt oder nicht.”

    • Paulus sagt

      @Bergbäuerin
      Eine laienhafte Frage hätte ich. Wie habe ich mir den Zusammenhang zwischen dem Wohlbefinden von Bienen und Hummeln und Rübenschnitzeln bzw. Zuckerrüben vorzustellen? Insbesondere was unterschiedliche Anbaumethoden, sprich bio oder nicht bio betrifft. Ich möchte es ja nur gerne verstehen.
      Ein paar Ungereimtheiten fallen mir nach meinem Verständnis auch sonst noch auf, auch was die englischen Texte dieser Greta Thunberg betrifft; ich möchte hier aber nicht schon wieder unnötig provozieren. 🙂
      Ihren letzten Satz kann ich gewissermaßen oder zumindest bedingt unterstreichen. Ich habe ähnliches schon einmal, allerdings auf einem von der LW weit entfernten Gebiet riskiert. Wie gesagt: ich habe es EINMAL riskiert, war ausgesprochen lehrreich.
      Als ebensolcher Hobbybauer wie es wohl sind , der von außerlandwirtschaftlichem Einkommen lebt und bei Bedarf auch zuschießen kann, riskiere ich jedenfalls nicht hier derart große Töne zu spucken.
      Ist jetzt nicht böse gemeint!

      • Paulus sagt

        Als ebensolcher Hobbybauer wie „Sie“ es wohl sind, … meinte ich.
        Lieber Alois, die Editierfunktion hier war schon sinnvoll.

        • Alois Wohlfahrt sagt

          Hallo Paulus,
          ja, die Editierfunktion war hilfreich. Aber seit dem Abschalten von dieser Funktion hatten wir keinen Datenbank-Crash bei den Kommentaren mehr. Aber ich schau mal, ob ich nicht ein anderes Tool finde, das keine DB-Fehler produziert. 😉

          • Alois Wohlfahrt sagt

            Hallo Paulus, ich habe die Editierfunktion jetzt wieder freigeschaltet. Das Plugin wurde vor gut einem Monat lt. Hersteller gefixt. Dann hoffe ich mal, dass das stimmt. Jedenfalls kann man wieder den Kommentar hinterher editieren.

            Habe es auch gleich ausprobiert… 🙂

      • Bergbäuerin sagt

        Da ging es um die Neonicotinoide. Aber weil biologische Anbaumethoden ja nicht alles sind, werd ich auch weniger Zucker verbrauchen.

        • Sabine sagt

          Vllt. wird der ein oder andere Privathaushalt mehr Honig kaufen oder tiefer in die Tasche greifen, aber die sind ja schon lange nicht mehr der größte Teil im Markt.
          Die Lebensmittelindustrie wird auf HFCS-55 (Maissirup) umsteigen, so wie sie schon lange in den preiswerten Massenartikeln Palmöl verarbeiten.
          Und sie werden mehr verkaufen, denn – Überraschung – unser Sättigungsgefühl nicht nur bei Süßigkeiten mit der Insulinverstoffwechselung verknüpft.
          Wir drängen also weiter kleine Erzeuger aus dem Markt.
          Wir verringern die Fruchtfolge.
          Wir machen traditionelle Lebensmittelherstellung noch teurer.
          Wir fressen noch mehr und der Rest der Welt guckt noch mehr in die Röhre.
          Klasse! Das sieht aus als hätte da jemand einen Plan, nur halt nicht den Plan die Bevölkerung umweltschonend mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen.

          Wenn ich jetzt ganz böse oder neurotisch wäre, würde ich behaupten, dass das ganze Theater um die Bienen eigentlich ein böser Trick von Nestle und Co. ist die Weltherrschaft an sich zu reißen.

      • Stadtmensch sagt

        “Zusammenhang zwischen dem Wohlbefinden von Bienen und Hummeln und Rübenschnitzeln”

        Guttation

        • Bergbäuerin sagt

          Also gut, ich versteh nichts von Zuckerrübenanbau. Aber wenn das ein Forum ist, das Bauern und Konsumenten zusammenbringen will, dann will ich jetzt als Konsumentin schon einmal wissen: Was ist so falsch daran, WENIG Biozucker zu kaufen, und für BIO-Rübenschnitzel entsprechend mehr zu zahlen?

          • Paulus sagt

            Liebe Bergbäuerin, ist das tatsächlich ihre Antwort? In ihrem Beitrag haben sie unter zuhilfenahme Externer noch ganz andere Töne gespuckt.

          • Stadtmensch sagt

            Weiß auch nicht, Bergbäuerin. Wenn die Bio-Rüben so produziert wurden, dass es effektiv ein Gewinn für eine nachhaltige Kulturlandschaft war, muss es wohl richtig sein.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Es ist nicht selten, das Tiere besseres “Futter” bekommen, als das Herrchen.

            Ich kenne es allerdings so:
            Der Hund/Katze das Rinderfilet, der Mann des Hauses nur gebratenes Kochfleisch. 😉

            • Bergbäuerin sagt

              Soll ich jetzt selber die Bio-Rübenschnitzel fressen statt Staub- und Streuzucker?????

            • Inga sagt

              nein Bergbäuerin,
              du mußt
              Biozucker, egal in welcher Form konsumieren, damit genügend Bioschnitzel anfallen, die du dann kaufen kannst!

            • Bergbäuerin sagt

              @ Landwirt: War lustig gemeint.
              @Inga: Ein Glück, dass nicht alle Biozuckerkonsumenten selber Schafe haben 😉

        • Paulus sagt

          Hallo Stadtmensch,
          ich halte es für nahezu schwachsinnig reale und tägliche Lebensrisiken zu verharmlosen oder gar zu verschweigen, während man sich gleichzeitig auf Randgebieten mit ergoogeltem Wissen intellektuell hervortut.
          Nur ein Beispiel, zugegeben weit hergeholt: Ich fahre genauso wie du sehr gerne mit dem Fahrrad, auf innerörtlichen- und Landstraßen, selbstredend mit ordentlicher Beleuchtung, Gelbweste und Helm. Ich kann dir sagen wovor ich wirklich Angst habe. Mit Guttation auf dem Acker hat das herzlich wenig tun. Unsere allgemeine Wahrnehmung scheint mir, dank einer gewissen Gehirnwäsche unglücklich gepolt zu sein.

          • Stadtmensch sagt

            Moin Paulus,
            ich wollte nur nicht, dass du auch nur ansatzweise daran denkst, die geschätzte Bergbäuerin mit “Rüben-werden-vor-der-Blüte-geerntet-und-stellen-somit-keine-Gefahr-für-die-Biodiversität-dar” auflaufen lässt.
            Außerdem hab ich das Wissen nicht ergoogelt, sondern mühsam hier im Forum gelernt. Zum Thema reale Gefahren:
            Bei uns kassiert zweimal jährlich ein Unternehmen für Arbeitsschutzsicherheitsberatung, damit die absegnen, dass es kein Problem ist, über 8h auf einem Stuhl zu sitzen und in einen Monitor zu glotzen. Die reale Gefahr geht genau von diesem Selbstbetrug aus: Sei es nun “Um die Wette Rüben produzieren” oder in meinem Fall eben “Rohstoffe zu Müll verarbeiten”.
            Bevor es jetzt wirklich intellektuell wird, hör ich lieber auf – sonst kommt noch Fingerphilosoph und mäkelt an meinem Weltbild rum.

            • bauerhans sagt

              “Bei uns kassiert zweimal jährlich ein Unternehmen für Arbeitsschutzsicherheitsberatung”

              bei uns bauern kassiert QS einmal im jahr fürs tierwohl und alle 3 jahre für ein audit,wodurchs den tieren besser gehen und der verbraucher mehr sicherheit haben soll.
              der schlachthof wird auch geprüft,aber seltsamerweise passieren dort immer noch merkwürdige dinge.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Bei uns kostet die Zertifizierung im Tafelobstbereich jährlich 400.- Euro, deshalb haben viele der Obsterzeuger das Handtuch geschmissen. Derzeit verdienen die Erntehelfer aus Rumänien das Geld, wenn die Politik den Mindestlohn der angedachten 12 .- Euro durchsetzt, werde die Arbeitslos sein. Möglicherweise arbeiten die in Rumänien als Erntehelfer für 2,50 Euro Stundenlohn auf dem Erdbeeracker.

          • Bergbäuerin sagt

            Ich will diese Gehirnwäsche und diese fragwürdigen Google-Expertisen ja gar nicht leugnen, die stören sogar mich als Hobbybäuerin allzu oft. Aber mit Verlaub, Ihre Arroganz stört mich genauso:
            Mir dem Hinweis, dass mir Bienen und Hummeln meine Kaufentscheidung danken werden, habe ich mich auf nichts anderes bezogen, als hier in diesem Forum die Experten selber sagen:
            Bauer Willi hat darauf hingewiesen, dass Neonicotinoide verboten wurden und andere Mittel noch problematischer sind. Herr Niemann bestätigt, dass Neonicotinoide schädliche Wirkungen in der Umwelt entfalteten. Jetzt – nach meinem Post – weiß ich, dass es da Konzepte geben kann für einen Mittelweg zwischen Bio und bisherigen konventionellen Methoden – in der Zukunft. Ich bin aber vorgestern einkaufen gegangen.
            Bio = ohne Pflanzenschutzmittel (hoffentlich) also kaufe ich bio. Bio heißt viel Arbeit, also zahle ich.
            Bio heißt weniger Ertrag, also reduziere ich meinen Konsum. Rübenschnitzel füttert bei uns eh kaum noch wer, also verwende ich dieses Nebenprodukt, so lang ich es bekomme, sonst halt konvi, wär nicht das erste Mal. Bin eh nicht biozertifiziert, weils mir zu blöd ist; arbeite nach eigenem Verständnis.
            Die Rede von Thunberg war übrigens an Politiker gerichtet und nicht an Bauern! Und die Kleine fängt selber mit gutem Beispiel an.
            Den Beitrag von Herrn Niemann fand ich von vorn bis hinten nur interessant. Aber wenn sich Bauer Willi bei mir als Konsumenten einfach nur ausweint, was soll ich dann sagen? Dann muss man halt Vorschläge aushalten. Ich kann ihn aus seiner Sicht 100%ig verstehen, auch als Hobbybäurin, die nicht leben muss von ihrer Arbeit. Aber wenn er fragt: Werd ich dann noch Rüben anbauen?, warum darf ich dann nicht darauf hinweisen, dass die Gesundheitspolitik gerade um weniger Zucker im Essen kämpft. Darf ein Bauer auch solche Überlegungen in seine Entscheidungen einfließen lassen oder nicht? Auch Niemann fordert eine vielfältigere Fruchtfolge, aus ökologischen Gründen! Ich hab nur ein paar Bekannte in Wien und hätte mehrere tausend Liter Apfelsaft angebracht, wenn ich sie gehabt hätte. Bauer Willi hat eine hohe Bekanntheit in der Öffentlichkeit, kommt sogar schon in Schulbüchern vor. Ist das noch immer keine Basis für Direktvermarktung? Vielleicht nicht, dann kann man mir ja erklären warum – in diesem KOMMUNIKATIONSFORUM. Aber diesen Sarkasmus hab ich nicht verdient.
            Mir ist schon klar, dass es mühsam ist, als Bauer den Lebensmittelkonsumenten etwas zu erklären. Mit dieser Herausforderung trifft man auf ein großes Tabu: In meiner Kindheit war “Bauer” ein Schimpfwort all derer, die sich aus der Landwirtschaft emanzipiert haben, und für die “Bauer” irgendwie mit “zurückgeblieben” konnotiert war. Ich kann die damit zusammenhängende Kränkung verstehen, und ich hab mich auch nie daran beteiligt. Für mich waren die Bergbauern immer meine Helden. Die Reaktion auf diese Kränkung ist nun der Spott über die naiven Städter. Aber so kommen wir nicht weiter.
            Ich kenne VIELE BEISPIELE, wo der Mut, einmal das Geld vorübergehend zu vergessen, und auf der anderen Seite anzufangen, nämlich bei dem, was man für andere tun will, schließlich zu genug Geld geführt hat, Beispiele aus vielen Bereichen, u. a. auch aus der Landwirtschaft.

            • Bergbäuerin sagt

              @Obstbäuerin: Das ist ja wieder keine Antwort auf die Frage, warum BAUER WILLI nicht etwas anderes anbauen und direkt vermarkten kann. War ja kein Vorschlag an dich.
              Aber nur nebenbei: Heini Staudinger hat in dieser Situation Geld von Freunden, Bekannten und Kunden geborgt.

            • Sabine sagt

              Nicht fragen wem es schadet. Wem es schadet ist wohl klar. Wem zum Vorteil? Das ist die Frage. Hint, hint: Es ist sicher nicht die Biene.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              @ Bergbäuerin

              Der Sohn von Bauer Willi hat Landwirtschaft studiert und wenn ich mich noch richtig erinnern kann, war der Inhalt seiner Bachelorarbeit BIO Landwirtschaft.

              Warum sein Sohn in der BIO Landwirtschaft keine Zukunft sieht, soll Bauer Willi selber schreiben.

            • Bergbäuerin sagt

              @ehemaliger Landwirt:
              Ich erinnere mich, dass Bauer Willi das schon irgendwo in diesem Forum erklärt hat. Ich kenne ja selber viele Landwirte, die ihren jeweiligen Spielraum nutzen, so ökologisch wie möglich zu arbeiten, und trotzdem aus gutem Grund keine Biozertifizierung anstreben, und ich kauf gern bei ihnen. Ja, die Landwirtschaft insgesamt ist schon viel ökologischer geworden. Können wir uns zumindest darauf einigen, dass die Bio-Initiative in den 70er und 80er Jahren dazu den Anstoß gegeben hat? Dann räume ich gerne ein, dass meine Bio-Supermarkt-Geschichte jedenfalls undiplomatisch war.
              Aber worauf ich letztlich hinaus wollte, war ja gar keine Konvi-Kritik, sondern eine Kapitalismuskritik. Zwar orte ich punkto ökologisches Wirtschaften insgesamt noch Luft nach oben, aber das ist ja längst nicht mehr das zentrale Problem, das wir haben. Auch für mich ist die Politik der Grünen nur noch lächerlich.
              Das zentrale Problem ist, dass, genau wie Bauer Willi schreibt, der gegenwärtige Kapitalismus die Landwirtschaft – und beileibe nicht nur sie – an die Wand fährt. Und wenn jetzt die Politik nicht einen bislang vergeblich erhofften Schwenk macht, dann wird auch Bauer Willi bald vor der Entscheidung stehen, aufzuhören oder sich irgendwelche Geldscheißer zu suchen, der ihm sein “Hobby” finanzieren. Dann ist er so weit wie ich, nur als Dilettantin, grüblerisches Sensibelchen, weltfremde Träumerin – nennen Sie mich, wie Sie wollen – war ich halt früher dort. Denn auf den 4 ha Steilhang, die ich bewirtschafte in dieser klein strukturierten Landschaft hier, kann auch ein Profi nicht viel was anderes machen als ich: Obst, Schafhaltung, Energieholz. Und das sind die Dinge, von denen wir in Wahrheit leben, nicht das Geld.
              In der Schule hab ich gelernt:
              Kommunismus = Unfreiheit = wirtschaftliches Desaster; Kapitalismus = Vogelfreiheit = wahnwitziger Arm/Reich – Kontrast; soziale Marktwirtschaft = Druck auf die Privatwirtschaft, das Gemeinwohl im Auge zu behalten. Als man dann 1989 schrie: “Hurra, der Kapitalismus hat gesiegt!”, war ich zutiefst alarmiert. Und dass dann der honorige Aktionär eines renommierten Unternehmens plötzlich “windiger Spekulant” hieß, und der Börsenzocker, mit dem man als anständiger Mensch bis dahin ebenso wenig zu tun haben wollte wie mit einem Zuhälter, “professioneller Investor”, das genau ist die Wurzel allen Übels, das hat die real Wirtschaftenden in einen Zugzwang in die falsche Richtung gebracht.

  10. Ottmar Ilchmann sagt

    Folgende Pressemeldung hat die AbL Niedersachsen bereits am 2. Juni 2016 herausggegeben:

    Rübenanbauern drohen Verhältnisse wie im Milch- und Schweine-Bereich
    AbL warnt vor ruinöser Überschuss- und Billigproduktion auf dem Zuckermarkt

    Nach dem Ende der Zucker-Marktordnung drohen den europäischen Rübenbauern nach Einschätzung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ähnlich ruinöse Verhältnisse wie den Milch- und Schweinebauern. Der AbL-Landesverband Niedersachsen/Bremen verweist darauf, dass ab 2017 die bestehenden Mengenbegrenzungen und die Mindestpreise bei Zuckerrüben wegfallen werden. Die Zuckerkonzerne setzten verstärkt auf Verdrängungskampf, Überschussproduktion und Weltmarkt-Export und wollten dafür billige Rüben. AbL-Vertreter Eckehard Niemann forderte die Rübenbauern auf, ihre Interessen gegenüber den Zuckerkonzernen durch konzernunabhängigere und konzernübergreifende Anbauer-Verbände zu verteidigen.

    Ich gebe dir recht, Willi, dass sich die Situation durch die unterschiedliche Zulassungspraxis von PSM und durch national unterschiedliche Beihilferegelungen für die deutschen Anbauer noch mal verschärft. Grundübel ist aber, genauso wie schon bei der Abschaffung der Milchquote, die ersatzlose Streichung bewährter Marktordnungen, die die europäischen Bäuerinnen und Bauern schutzlos der Weltmarktkonkurrenz preisgibt. Es profitieren, genau wie bei der Milch, die verarbeitenden und exportierenden Konzerne. Diesen und der Politik scheint das Überleben der Betriebe letztendlich trotz aller Lippenbekenntnisse herzlich egal zu sein. Daran wird sich nichts ändern, solange die Erzeuger dafür sorgen, dass trotz der schlechten wirtschaftlichen Situation die Menge an Rohstoffen, eben Milch bzw. Rüben, hoch bleibt. Ausreichend billiger Rohstoff zu günstigsten Preisen – davon träumt jeder Verarbeiter!

    • Obstbäuerin sagt

      Wenn sich die Menge an Zuckerrüben oder Raps oder Äpfel in Deutschland verringert, Herr Ilchmann, dann holen sich die verarbeitenden Konzerne die Ware aus Billiglohnländern mit den erwähnten Ausnahmeregelungen und die liegen sehr oft innerhalb Europas. Es gibt weder einheitliche Pachten oder Löhne oder PSM-Zulassungen und Verbote, noch gleiche sozialversicherungstechnische Verhältnisse oder ein einheitliches Renteneintrittsalter und -absicherung oder Steuersystem oder Zuschüsse für die Risikoabsicherung aber Freihandel für die unter extrem unterschiedlichen Bedingungen produzierten Produkte. Den Erzeugern in Deutschland den schwarzen Peter zuzuschieben, finde ich unseriös.

      • Alois Wohlfahrt sagt

        Das ist doch genau, was Otmar Ilchmann kritisiert. Die Bauern werden dem sogenannten freien Weltmarkt schutzlos ausgeliefert. Der Arbeitnehmer ist mit einem Mindestlohn geschützt worden. Aber der Bauer nicht. Dem Bauer wird ganz im Gegenteil suggeriert, er müsse “wettberwerbsfähig” produzieren und deshalb Kosten senken und die Produktionsmenge erhöhen (weil dadurch die Stückkosten je Produktionseinheit sinken). Jahrzehnte lange Lobbyarbeit von Bauernverband, Genossenschaften, Bildungseinrichtungen und die ganzen Lebensmittelbranche fruchten auch wunderbar. Die Bauern produzieren voll drauflos, sozusagen bis der Arzt kommt. Und dann ist das Gejammer groß. Dann müssen alle anderen Schuld sein. Und die Politik soll es retten. Sowas nennt man in der Sozialarbeit auch “erlernte Hilfslosigkeit”.
        Hier kommt ein Beispiel dazu: https://www.facebook.com/BamS/videos/295966397768623/
        Und dafür gibt es von bäuerlicher Seite Beifall und Applaus. Sie nennen es gute Öffentlichkeitsarbeit. Auch in den sozialen Medien. Bravo!
        Doch so wird das nichts!
        Das Problem ist schlicht und ergreifend, dass man selbst nicht mehr nachdenkt. Ein Anfang wäre es, wirklich mal ehrlich die Ursachen der Miseren anzuschauen und nicht gleich sofort Schuldige auszumachen.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Wir hören immer,
          dass die Erzeuger von Bananen, Kaffeebohnen, Orangen und Bananen so wenig für ihre Erzeugnisse bekommen, dass sie kaum überleben können.
          Meinem Kenntnisstand nach wachsen diese Erzeugnisse nicht bei uns, dennoch bezahlt der Handel Westeuropas keine gerechte Preise.
          Wie kann man diese Problem lösen, an den deutschen Bauern liegt es sicherlich nicht.

          Ps: Die Politik sorgt seit 1945 mit Geldspritzen, dass die Lebensmittel billig bleiben, der derzeitige Preisboom bei Ökolebensmittel ist meines Erachtens nur ein Zwischenhoch, wie steht in der Werbung von ALDI, – wir verkaufen BIO Lebensmittel zu ALDI Preisen. Deshalb ihr BIO Bauern, nutzt das Hoch aus, die Halbwertszeit ist überschritten.

        • Obstbäuerin sagt

          Ich bin fest davon überzeugt, Alois, dass jeder, der einen Betrieb führt auch selber nachdenkt. Dass die Politik die Rahmenbedingungen setzt, innerhalb deren wir uns bewegen, ist wahrscheinlich auch allen klar und diese können mal für und mal gegen die Bauern gerichtet sein. Der Kampf um die Rahmenbedingungen findet ja gerade statt und diese, dann neu definierten Rahmenbedingungen werden ab 2021 entweder dazu führen, dass es für uns leichter oder schwieriger wird. Deshalb ist es ungeheuer wichtig, sich mit den Forderungen der Verbände, Institutionen und NGOs vertraut zu machen, damit schon im Vorfeld ruinöse Vorschläge gestoppt werden können. Das von Bauer Willi angeführte Beispiel zeigt, trotz allem Nachdenken wird es schwieriger bis unmöglich. Ähnliche Erfahrungen hat sicher fast jeder schon gemacht und nach kurzem oder längerem Nachdenken seine Konsequenzen gezogen.

          • Alois Wohlfahrt sagt

            @Obstbäuerin
            Fällt es Dir nicht auf, dass hier ständig nur Verteidigungshaltungen geäußert werden. Du erklärst auch sofort mit vielen blumigen Worten warum es NICHT so ist, warum es NICHT geht etwas wahrzunehmen oder zu verändern. Hinzuschauen wo die wirklichen Ursachen liegen, warum die Lage der Bauern mehr oder weniger “beschissen” ist? Wenn alle schon fleissig nachdenken, dann sind wir ja schon auf einem guten Weg. Wenn dann allerdings als Ergebnis rauskommt, wir müssen die Landwirtschaft besser erklären und die Medien umerziehen, und die “richtigen Parteien” wählen und sonst können wir armen Bauern nicht viel machen, ja dann scheint das Nachdenken nicht viel gebracht zu haben. Ja dann müssen halt alle nochmals nachdenken, oder vielleicht mal anfangen den Blick zu heben, die Augen etwas über den Horizont zu lenken, wahrnehmen was wirklich um uns herum geschieht. Jenseits der “landwirtschaftlichen Blase”. Sehr gut wirkt auch mal eine Abstinenz von Bauernblättern und anderen “bäuerlichen Medien”. Noch besser ist es sich auf dem freien Bildungsmarkt umzusehen, z.B. Unternehmerschulungen bei IHK, Handwerkskammer etc. (bitte nicht bei einschlägig vorbelasteten Ämter für Landwirtschaft und Bildungswerken der “Agrarbranche”). Oder sich gute Bücher besorgen, z.B. von Stefan Merath. Irgendwie halt schauen, dass man aus der “bäuerlichen Blase” rauskommt. Das hilft! Sonst wird es die Zeit so oder so ändern. Diejenigen, die im wahrsten Sinne des Wortes “keine Zukunft mehr sehen”, werden aufgeben. Die anderen werden Wege suchen und finden. Ich bin da ganz positiv eingestellt. Jeder so wie er möchte. Nur das Jammern hilft halt keinem. 😉

            • Bergbäuerin sagt

              Perfekt! Gerade jetzt machen viele die Erfahrung, dass man nicht auf Mehrheiten warten muss, um etwas zu bewegen. Es gibt ein Potential an so genannten, vor allem städtischen “Verbrauchern”, die nichts anderes wollen, als Landwirte, die für ihre Produkte werben, einfach indem sie erzählen, was sie machen und warum. Und wenn der überzeugend ist, dann zahlen sie dem fast jeden Preis. Da kommen dann wieder viele und sagen, das Potential sind höchstens 30% der Kunden, und was machen wir mit den anderen? Was interessiert das den, der das erfolgreich angegangen ist? Niemand weiß, wie die Welt in fünf Jahren aussieht. Vielleicht sind dann die anderen Bauern alle schon pleite, und man muss sie auf den Knien bitten, wieder anzufangen, koste es, was es wolle.

            • Obstbäuerin sagt

              Elite-Essen von Elite-Bauern für Elite-Verbraucher aus der Stadt – das ist nicht mein Ding, Bergbäuerin. Ich möchte gutes Essen (und meine konventionellen Äpfel sind hervorragend) für Alle. Für Kinder von alleinstehenden Müttern, für arme Rentner und alle anderen, die nicht auf der Sonnenseite geboren sind.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Richtig Alois, jammern hilft nicht weiter.
              Bei Unternehmerschulungen bei IHK, Handwerkskammer etc. sollte man auch darauf achten, dass man auch den den geordneten Rückzug lernen kann.

              Kenne einen Betrieb in Baden-Baden, Spargelanbau, Erdbeeren und Ackerbau. Natürlich mit Hoflanden und eine Gaststätte. Der hat 10 Verkaufsstände, hauptsächlich bei Baumärkten.
              Klar, der war seiner Zeit voraus, aber der Nachbar kann keinen Verkaufsstand daneben stellen, zwei wären schon zu viel. Da nützt die IHK nicht mehr.

              Kenne auch einen Hofladen, der hat inzwischen durch 4 weitere in unmittelbarer Nähe Konkurrenz bekommen, als der letztere eröffnet hatte, gingen bei allen der Umsatz zurück.

              Möchte jedoch niemand davon abhalten, andere Absatzwege zu suchen, man muss halt besser sein, als andere.

          • Bergbäuerin sagt

            Ich werde hier die Qualität deiner Äpfel gewiss nicht anzweifeln. Wenn ich regional kaufe, dann auch nicht zwangsläufig bio. Bio nur dort, wo ich keine konkrete Kontrolle habe, weil woran sonst sollte ich mich orientieren, z.B. beim Zucker? Bezüglich der Unterprivilegierten habe ich schon mehrfach eine andere – politische – Meinung geäußert. Aber so lange der Millionär die Möglichkeit hat, billig im Supermarkt einzukaufen, warum sollte man ihn nicht davon abbringen und dazu animieren, freiwillig einen fairen Preis zu zahlen?

            • Obstbäuerin sagt

              In unserer Stadt kann man die Millionäre, glaube ich, an einer Hand abzählen und geschätzt die Hälfte der Einwohner geht in Polen kurz mal über die Brücke einkaufen (1 kg Äpfel 0,50 €). Das Apfelgeschäft ist seit einigen Jahren gelaufen. Wir haben uns damit arrangiert und verkaufen hier nur noch Erdbeeren und Kirschen direkt. Die Direktvermarktung ist bundesweit auf dem Abwärtstrend, der aufgrund der Umstände (kein Hofnachfolger, der Direktvermarktung machen möchte oder junge Kunden kaufen im LEH, Herkunft ist dabei relativ egal – multi-kulti Essen ist angesagt) bis jetzt nicht aufgehalten werden konnte. Das ist kein Jammern, sondern das sind Fakten, die wir erlebt haben und die man nachlesen kann.

          • Bergbäuerin sagt

            Na, “Millionär” war natürlich bewusst überspitzt, da gibt es natürlich noch viel darunter, was das finanzielle Potential hätte für teurere Lebensmittel.
            Ich leb da wohl auf einem besonderen Platz, bei uns nimmt die Direktvermarktung zu, auch die Regionalecken der Supermärkte wachsen.

            • Obstbäuerin sagt

              Hab ich auch so verstanden aber auch die Gruppe der Gutverdiener ist bei uns ebenfalls unterdurchschnittlich. Schön, dass die Direktvermarktung bei Euch zunimmt – aber Österreich tickt vielleicht doch anders.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Die finanzielle Ausstattung für teuere Lebensmittel wären da, auch ein Trend zu Regionalität ist vorhanden, wie lange dies anhält, wird sich zeigen. Ich sehe auch dass im badischen Ländle, wo hervorragende Weine Wachsen, die mit internationalen Spitzenweinen mithalten können, nahezu 50 % ausländische Weine getrunken werden. Es gibt kaum – im Bereich Landwirtschaft – eine Branche, die einen besseren Kontakt zur Kundschaft pflegt.
              Man hört vielfach-ihr seit zu teuer.

          • Bergbäuerin sagt

            Ich leb im Südosten, der ärmsten Region Österreichs. Aber eben weil hier wirtschaftlich sonst nicht viel los ist, hat es schon vor 20 Jahren eine Initiative gegeben, das “Vulkanland” zu einer Gourmet-Region zu machen: https://www.vulkanland.at/ – Glücksfall für den Einzelnen halt. Das hat zu einer gewissen Identifikation der Bevölkerung damit geführt. Aber natürlich kauft auch hier die große Masse vor allem billig, und viele Obstbauern hören auf wegen der Preise und auch wegen der zunehmenden Spätfröste ….

            • Bergbäuerin sagt

              @ehemaliger Landwirt
              Deshalb finde ich diesen Blog von Bauer Willi auch so wichtig. Schade, dass sich nicht mehr Konsumenten daran beteiligen!

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Ich würde mich auch über mehr Konsumenten freuen, die man richtig über die Landwirtschaft ( konventionell und Bio) aufklären kann. Leider tun die meisten so, als müssten sie den Bauern sagen wie Landwirtschaft gemacht wird, Ausbildungsstand: Tante Google, oder Broschüren von NGOs.

            • Bergbäuerin sagt

              @ehemaliger Landwirt: Die Schüler von Tante Google gibt es ja nicht nur in der Landwirtschaft, die gibt es überall: in der Medizin, in der Bildung, auch in der Politik. Das ist nervig und mühsam, aber was sonst soll man tun, als ihnen geduldig was erklären, wenn sie mit was immer daher kommen. Als ich hier in diesem Forum den Inhalt meiner Dissertation aus den 1980er Jahren zusammengefasst habe (Almwirtschaft und Bodenerosion) hat das einige interessiert. Kaum habe ich gesagt, dass ich Hobbybäurin bin, ist man gleich über mich hergefallen mit Spott und Sarkasmus, als ob ich plötzlich jemand anderer wäre. Da haut so ein Konsument und Kind der Google-Tante dann schnell den Hut drauf und schreibt hier gleich gar nichts mehr. Dann glaubt der lieber wieder der NGO, die sagt, dass die Bauern alle profitgeil, lernresistent und umweltschädlich sind. Dann sind wir wieder dort, wo wir angefangen haben.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Werte Bergbäuerin,
              mir ist es lieber, wenn mit offenen Karten gespielt wird.
              Es ist nicht so, dass ich die Bergbauern für weniger intelligent halt, wie wir in flacheren Gegenden, aber nach meinem Verständnis passte die Schreibweise nicht einer Frau zusammen, die mit einem Berghof ihr Geld verdient.
              Für mich stellte es sich so dar, dass ich sie in diese Personen einreiht, die nach dem Motto vorgehen:
              “Den Bauern zeigen wir es mal”

              Jetzt kommen wir mal zu dem Beruf Bäuerin.
              Meine Frau könnt auch sagen, sie wäre eine Bäuerin, sie hat einen eigenen Betrieb, auch finanziell. Ich bin der Geschäftsführer und Knecht in Personalunion, aber ist die Bäuerin, wenn sie außerlandwirtschaftlich das zwanzigfache verdient?

              Insgesamt durften sie sich nicht wundern, dass sie darauf hingewiesen wurden, dass nicht alles zusammen passt.

      • Ottmar Ilchmann sagt

        Es liegt mir fern, irgendjemandem den schwarzen Peter zuzuschieben, schon gar nicht den Bauern. Viele sind beteiligt. Wer von den Entwicklungen profitiert, habe ich versucht darzustellen, die Bauern sind es am allerwenigsten. Ihnen kann man höchstens vorwerfen, den Versprechungen der Verarbeiter geglaubt und sich Chancen auf dem Weltmarkt ausgerechnet zu haben. Ihr größtes Problem ist ihr Einzelkämpfertum, sie sollten erkennen, dass sie nur gemeinsam ihre Interessen gegenüber den Abnehmern vertreten können.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Vor ca. 3 Jahren haben die Abnehmer für Most/Saftäpfel sage und schreibe 3,50 Euro je 100 Kg bezahlt. Das hatte zu Folge, das viele Äpfel in Deutschland nicht mehr aufgelesen wurden. Um dennoch die Tanks eigenermaßen zu füllen, kauften die Äpfel aus Polen zu einem Preis von 12.- Euro.
      So schauts aus.
      Letztes Jahr waren die schlauer, sie kauften alle Äpfel für 8.- Euro (Was eigentlich eine Schande für den hochgelobten Streuobstbau ist), damit sie in diesem Jahr – mit einer zu Erwartenden geringen Ernte – keine Preise mit über 20.- Euro bezahlen müssen.

  11. bauerhans sagt

    nach über 100 jahren rübenanbau auf meinem betrieb,begonnen durch meinen urgrossvater,hatte ich den anbau 2016 eingestellt.
    einige nachbarn hatten 2017 erst damit angefangen und sind der meinung,dass sich die situation wieder entspannen wird,weil die zuckerkonzerne ja überleben wollen.

  12. jimbob sagt

    Das lommt davon, wenn Studienabbrecher und Schriftsteller Politik machen wollen…die 3. im Bunde, fliegt lieber von der 3. Startbahn, gegen die sie selber protestiert hat, in die USA um ihr Eis aus Plastikbecher zu löffeln, was sie uns hier verbieten möchte.
    Ihr habt sie gewählt, dann kommt damit klar.

    • Bauer Willi sagt

      Ich verstehe nicht ganz den Zusammenhang zwischen dem Kommentar und dem obigen Text. Bitte um Aufklärung.

      • JimBob sagt

        @BauerWilli
        Ich konnte den Tag über nicht antworten, man muß ja arbeiten, aber Herr Friedhelm Hamhuis hat es wohl gemacht, wenn Sie schreiben, das Sie es verständen hätten.

        Sie kennen das Beispiel, das wenn eine Schmetterling in Brasilien mit seinen Flügeln schlägt, entscheiden kann, obs hier sonnig ist oder Gewitter kommt?

        aber da bin ich mir bei Ihnen auch nicht ganz sicher…
        Wenn Sie schreiben, das Werksschließungen die Folge wären, was geht den der Werksschließung voraus?
        Das Verhalten der Werksarbeiter(in), wenn diese im guten Glauben meint, Grün zu wählen und nach Jahren kein Arbeitsplatz mehr hat, hätte diese Werksarbeiterin grün gewählt, wenn sie vorher drüber nachgedacht hätte?
        Wohl kaum.
        Folgenabschätzung ist das Wort.

        Ich glaube kaum, das heute ein KFZ-Mechaniker rot-grün wählt, die auf Elektroautos setzen, auf das er in seinen Bereich in 10 Jahren arbeitslos wird.
        Wer Elektroautos haben möchte, muß eben auch damit Leben das in der AtakamaWüste unter umweltschädlichen Bedingungen das Litium gewonnn wird.
        Strom kommt dazu aus der Steckdose.

        Wer Elektroautos haben will, muß eben den Ausbau der Ladeinfrastruktur bezahlen.
        Und die die dazu keine Meinung haben und gar nicht wählen auch.
        Der Preis durch den Umbau wird auf den Strompreis aller Kunden abgewälzt.
        Auch auf den Rücken, der Niedriglöhner.
        Da nimmt der Strompreis keine Rücksicht.
        das sehen wir ja beireits beim Umbau der Energiewende….Atomkraft, Kohle vor die Wand fahren, aber ohne französische Atomkraftwerke ist das nicht zu machen.

        So, jetzt kommen wir mal zu den Neonicotinoide, die voraussichtlich/beweisbar/vermutlich den Bienenbestand dezimieren.
        Gibt es gesicherte Erkenntnisse?
        Dazu meine Frage:
        “Woran wird man jetzt zukünftig erkennen, das die Neonicotinoide tatsächlich schuld dran waren?”

        Die Flächenversiegelung und die Varoramilbe wird es ja auch weiterhin geben.
        wer kann wie feststellen, das es daran lag, wenn sich über welchen Zeitraum, in welchen Gebiet, sich die Bestände um 5%, 10%, 30%, 50% oder wieviel auch immer erholen?

        was ist, wenn es bleibt so wie es ist?
        was ist, wenn es schlimmer wird?
        wann gibt es dazu gesicherte Daten?

        kommen wir zu der Farbrikarbeiterin zurück, diese lebt zusammen mit einem CNC-Dreher. soweit so gut.
        Wenn der CNC-Dreher heute wüßte, das wenn sein Arbeitgeber von einer Chinesischen Firma übernommen wird, das Know-How abgesogen und in 10 Jahren auf der Straße stehen würde. Meinen Sie er wäre ein Globalisierungsfreund? frei Reisen, freier Warenverkehr? ist super
        Ist so lange super, bis er nicht mit den “globalen” Einkommenslohn konkurrieren muß.
        In Duisburg kommt nach 18 Tagen Züge an, die aus China über die Mongolei, Kasachstan und Ungarn kommen, und alles was da aus deren Container rauskommen…dafür braucht der CNC-Dreher hier nicht mehr an der Maschiene stehen.
        Getriebeteile für Diesel/Benziner braucht er ja auch nicht mehr herstellen…
        Die Autoindustrie schafft man ja auch grade ab.
        Arbeitslosigkeit droht.
        Hätte er das heute so gewußt, was hätte er früher gewählt?

        So und da wir alle in verschiedenen Kreisläufen leben, kommt es für das Paar oben noch dicker…wenn mit knapp 30 Jahren noch alles rosig aussieht, mit mitte 40 Angst um seinen Arbeitsplatz hat, das Zuckerrübenwerk geschlossen ist, die CNC-Firma abgewickelt, muß sich das Paar neue Arbeit, zu weniger Stundenlohn suchen, vielleicht noch eine günstigere kleinere Wohnung, die wiederum durch die EZB-Nullzinspolitk und die Massenzuwanderung, immer teurer wird, die Allgemeine Inflation bei 2-2,5% liegt, immer teurer wird, die Lebenshaltungen teuer werden und mit 50 dann ganz arbeitslos wird und dann, weil er auch durch den Null-Zins auch keine Altersvorsorge betrieben konnte.
        Ja dann isser in Altersarmut.
        Konnte ja keiner voraussehen—Folgenabschätzung? was ist das?

        Meinen Sie dann, wenn er das alles vorher gewußt hätte….hätte er das gewählt, was die Leute heute wählen?

        Wenn ich aus dem Fenster rauskucke und lese das man tausende Wohungen auf freie Felder bauen will, die Industrie Flächen haben will und weis das 70-80 Hektar jeden Tag zubetoniert werden, dann weis ich das die Umwelt hier keine Chance hat.
        Die Landwirtschaft hier aber auch nicht.

        Es werden noch ein paar große überleben und ein paar kleine Krauter mit ihren Holder, die so ein wenig auf Hobby machen….aber es wird wie in jeden Bereich die Entwicklung so sein.

        Die Mittelschicht wird aufgerieben.

        aber das konnte ja keiner voraussehen….

        aber bis dahin hat man sich wohl gefühlt, weil man grün gewählt hat.

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