Bauer Willi
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Messreihen, Erhebungen und die Auswertung

Georg Keckl ist Agrarstatistiker in Niedersachsen und kennt sich mit Zahlen aus. Er hat die Erhebungen, die in Krefeld von Insektenforschern gemacht wurden, einmal aus statistischer Sicht beleuchtet und dies in eine für Laien wie mich verständliche Sprache übersetzt.

Im Link am Ende des Beitrages findet sich auch der Hinweis auf eine Studie aus England, die über 30 Jahre an vier gleichen Standorten mit der immer gleichen Methodik durchgeführt wurde. Deshalb sehr lesenswert, weil es sich hier um eine statistisch einwandfreie, wissenschaftliche Studie handelt.

 

Was war das Jahr 2017 wieder für ein „Mückenjahr“! Der milde Winter und dann ein feuchter Sommer mit Überschwemmungen und Pfützen allerorten, nicht nur auf den Feldern der Bauern, förderten die Vermehrung von Fluginsekten. Die Hersteller von Mückenschutzcremes dürften Rekordmengen abgesetzt haben. In Dormagen baute der Marktführer schon 2016 seine Produktionskapazitäten kräftig aus, denn das Geschäft mit Mückenschutzmitteln läuft in Deutschland und Europa seit Jahren immer besser.[i] Dormagen ist nicht weit von Krefeld entfernt. In Krefeld gibt es einen Verein von Insektenforschern, die seit 27 Jahren einen erheblichen Rückgang der Insektenmengen in ihren Fangzelten messen. Die Messergebnisse dieses Vereins füllen aktuell als „Insektensterben“ die Schlagzeilen, wie ehedem ein anderes als sicher vorhergesagtes „Sterben“, das „Waldsterben“. In Dormagen und Krefeld scheint man die Lage der Fluginsekten sehr unterschiedlich zu beurteilen.

 

Schon in der ersten Jahreshälfte 2017 füllte ein singuläres Ergebnis dieses Insektenforschervereins die Schlagzeilen und beschäftigte die Politiker: „80% Rückgang der Insekten“. Das wurde dann vielfach für Deutschland generalisiert und die Ursache dem üblichen Verdächtigen, der Landwirtschaft, in die Schuhe geschoben. Andere Ursachen, wie der Mangel an „Dreck“ und wüsten Flächen im immer saubereren Deutschland, wurden kaum erwogen. Die Ernüchterung war groß, als durchsickerte, dass die „80%“ ein singuläres Ergebnis einer Messstelle aus dem Vergleich der Fangmengen des Jahres 1989 mit 2016 waren. Damit kann man keine Aussage über Deutschland treffen.

 

Die von ihren Annahmen überzeugten Naturschützern ärgerte die Kritik, so dass sie die Ergebnisse dieses Vereins ihrer wissenschaftlichen Zulieferindustrie zur wissenschaftlichen Aufhübschung übergaben. Das Ergebnis nun: „76% Rückgang der Insekten in Naturschutzgebieten“ („Three-quarters of the total insect population lost in protected nature reserves“)[ii], was dann nochmals als „Insektensterben“ vermarktet werden konnte, diesmal mit dem Zusatz „nun wissenschaftlich bewiesen“. In dieser Studie wurde zwar kein Beweis gefunden, dass an dem Rückgang der Insektenmengen in Naturschutzgebieten die Landwirtschaft schuld sein könnte, aber den brauchen Naturschützer auch nicht, um mit dem Schuld-Zeigefinger ausgiebig in Richtung moderne Landwirtschaft zu deuten. Dem gerade aktuellen Feindbild eine Schuld an vielen Übeln unterzuschieben, hat in Deutschland eine lange ideologische Tradition.

 

Beim genaueren Hinsehen kann man feststellen, dass die statistische Qualität der Rückgangszahl dieser „Insektenstudie“ sich trotz des ganzen wissenschaftlichen Geklingels gegenüber den Meldungen im ersten Halbjahr 2017 nicht gebessert hat.

 

Wovon hängt die Masse der Fluginsekten ab?

  1. Vom Jahr, von der Jahreswitterung. Milde Winter und feucht-warme Sommer sind gut für Fluginsekten, von der geflügelten Blattlausgeneration bis zum Borkenkäfer.
  2. Vom Standort. An stehenden, teilweise baumgesäumten Gewässern oder im Lee davon ist es vor Fluginsekten in keinem Sommer auszuhalten. An trockenen, windigen Heidestandorten schon.

 

Wenn nun die Menge der Insekten vom Jahr und dem Standort abhängt, darf bei einer Mengenstudie mit Aussagen über den Zeitverlauf der Standort nicht ständig gewechselt werden. Auch sollte sich in der Vegetationszusammensetzung im Laufe der Jahre nichts ändern. Wenn nach der Methode für viele Standorte, Jahr für Jahr, Ergebnisse gemessen werden, kann man seriös regionale Veränderungen hochrechnen. Aber gerade das machen diese im Nachhinein als geplante Studie verkauften Messreihen nicht, obwohl sie mit „63 Standorte und 27 Jahre“ beworben wird. Es wurde so gut wie jedes Jahr der Standort gewechselt und jedes Jahr gab es unterschiedlich viele Standorte. Es gab sogar drei Jahre ganz ohne Proben, zumindest wurden drei Jahre (1996, 1998 und 2002) nicht ausgewertet. Wenn diese drei ausgelassenen Jahre ungünstige Insektenjahre gewesen wären, hätte das andere Veränderungen ergeben. Um trotzdem eine Irgendwie-Zeitreihe mit Veränderungen zu bekommen, wird behauptet, die meist jährlich gewechselten Standorte würden sich ähneln, wären austauschbar. Vergleicht man nun die Standorte der Jahre 1989 und 2016, aus denen die 76% Rückgang hergeleitet werden, ähneln die sich nicht. 1989 war in den Fangmengen das absolute Rekordjahr, gemessen wurde an zwei Bächen. Von 1989 auf 1991 gingen die Fangmengen in nur zwei Jahren um 62% zurück, andere Jahre und andere Standorte. 2016 wurde an vorwiegend trockenen Standorten gemessen, anders als 1989, trotzdem wurden die Mengen von 1989 und 2016 verglichen und Schlagzeilen daraus produziert. Je nachdem, welche Jahre und Standorte ich nehme, bekomme ich die gewünschten Ergebnisse. Der Bundeslandwirtschaftsminister hat deshalb recht, wenn er mitten in die ganze Aufregung hinein in einem Interview sagt: „Belastbare Aussagen zu den Ursachen des Insektensterbens sind auch aus der aktuellen Veröffentlichung nicht ableitbar“.[iii] Eine alte Erkenntnis wird allerdings durch die Studie und ihre Propagierung bestätigt: Die Ökowissenschaften haben die Tendenz, ihre Glaubenssätze als Wissenschaft zu maskieren. Näheres dazu in http://www.keckl.de/texte/Insekten%20Studie%20Junk%20Science%20okt17.pdf

 

 

[i]  http://www.chemietechnik.de/saltigo-baut-an-kapazitaeten-fuer-saltidin-sollen-steigen/

[ii] http://www.ru.nl/animal/news-archive/flying-insects-decline/

[iii] https://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Schmidt-kritisiert-Insektenstudie-8786383.html

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66 Kommentare

  1. Thomas Apfel sagt

    Da das Thema weiter unten diskutiert wurde, hier ein par Zahlen zum “wilden Leben” in unseren Landschaften. Wildschweine haben extrem zugenommen, in den 30iger Jahren wurden unter 40.000 Schweine geschossen, 1957 waren es in Deutschland 27.000, 1988 schon 215.000 und 2007 646.000 Stück Schwarzwild. Die Jagdstrecken haben sich seit den 50-iger Jahren verzwanzigfacht. Wildschweine wühlen für gewöhnlich den Boden um. Nun soll mir keiner erzählen, das hätte keinen Einfluss auf alles andere was am Boden so kreucht und fleucht, insbesondere auf den beklagten Rückgang der Bodenbrüter durch behaupteten Insektenmangel. Dazu kommt der Neueinzug von Marder, Marderhund und Mink in unsere Landschaften. Füchse, wildernde Hunde und Katzen werden kaum noch bejagt.
    Im übrigen haben auch die anderen Schalenwildarten enorm zugenommen. Hier habe ich nur Zahlen für Brandenburg für die 30 Jahre von 1982 bis 2012 : Jagdstrecken Rehe von 35.000 auf 68.000; Rotwild von 4.194 auf 8.499. (Quelle: Schulung der Jagdgenossenschaften 2013 Prof. Pfannstiel)

    • Mausschubser sagt

      Wildernde Hunde und Katzen zu bejagen ist heute in den meisten Bundesländern praktisch unmöglich geworden. Beim Rehwild haben sich auch die Grundsätze der Bejagung verändert. Bis in die 80er meinte man das Wild vor den Jägern schützen zu müssen. Dann wurde der Wald ultrawichtig, genauer gesagt die Rentabilität des Forstes. Deswegen setzt man heute den Abschuss lieber etwas höher an. Bleibt allerdings auch die Frage offen, wieviel davon auf dem Papier erledigt wird, weil man es in der zur Verfügung stehenden Zeit einfach nicht mehr schafft. Insofern befeuern sich “erfüllte” Abschusspläne und fragwürdige Ermittlungsverfahren zu den Verbissgutachten gegenseitig. Die Bejagung der Beutegreifer lohnt heutzutage nicht mehr wirklich, denn zum einen ist man mit Schwarzwild & Co genügend beschäftigt, zum anderen lohnt es sich auch nicht mehr wirklich. Flurbereinigung, Greifvogelschutz und Kreiselmäher machten es den Bodenbrütern auch nicht leichter. Und deren Einfluß auf die Population ist auch vorhanden.
      Freue mich trotzdem noch über die Hasen und Rebhühner, die ich auf dem Weg zur Arbeit sehe. Es gibt sie lokal noch.

  2. Friedrich sagt

    Gut , daß Herr Keckl das ganze mal aus der Sicht eines Statistikers betrachtet. Ich glaube eh nicht mehr an Klimawandel, Insektensterben , MRSA, Nitratgefahr usw. weil das ganze immer mit Behauptungen ohne sachliche Substanz geführt wird , aber immer gegen die Bauern. Erst wenn die Urlaubsfliegerei , die Wohnhausheizung oder Autofahren stark eingeschränkt wird , glaube ich an diese Aussagen , aber davon ist auch in Zukunft nichts zu erwarten. Deshalb sind das alles Lügen für mich von leute die damit ihre Geschäfte betreiben , wie die Medien, die NGOs oder eben auch unsere Politiker. Es ist schon betrüblich wie diese Eineweltleute immer auf einer kleinen Gruppe herrumtrampeln um sich selbst als die Wahren darzustellen. Das hat es in der kürzeren Geschichte schon einmal gegeben , nur das heute eben schon mal Ställe angesteckt werden. Was machen diese Leute mit unserer Demokratie ?

    • “Erst wenn die Urlaubsfliegerei , die Wohnhausheizung oder Autofahren stark eingeschränkt wird , glaube ich an diese Aussagen”

      Auch gut.

      Den Vergleich mit der Judenverfolgung finde ich hingegen gar nicht witzig.

      Hiergegen sollte Bauer Willi einschreiten, auch wenn sie nur impliziert wird.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        In den Zeiten waren deine genannten an allem Schuld,
        seit Jahren meint man nur die Bauern sind an allem schuld.

  3. Der Brandenburgbauer sagt

    Moin,das Thema Insektensterben , ist zugegeben ein aktuelles Thema. Aber muss es sein, das in der letzten Zeit fast jeder Blogg, bei Willi diese Thematik bestimmt. Ihr könnt darüber diskutieren wie Ihr wollt. Mein, Infobedarf ist gedeckt. Immer und immer wieder die gleichen Meinungen. Nein danke, es muss auch einmal Schluss sein.

  4. Borchert Alexander sagt

    Wo bitte sollen sich in unserem Land noch Insekten aufhalten?
    Wieviel Studien brauchen wir eigentlich, um zu erkennen, dass wir Menschen alle gemeinsam die Natur verändern? Jeder dieser 7,5 Mrd Menschen ist ein Gewinn und gleichzeitig eine Bedrohung für diese Welt.
    Bitte lest ein paar meiner Eindrücke:

    Ich bin erst in den 70ern geboren. Doch die Gärten schauten zumindest auf den Dörfern noch anders aus. Ich habe noch ab und zu ein Plumsklo im Sommer gesehen. Ich sehe noch heute die Tiere, die sich dort entwickeln konnten. In den Dörfern und an den Feldrändern gab es eine Vielzahl von Misthaufen. Viele alte Rinder- und Schweineställe waren ein Fliegeneldorado. Der Feldfutterbau (Klee, Luzerne) für die parzellenweise Grünfuttergewinnung war Standard. Die Heuernte zog sich über Wochen hin. Es gab in einer Feldflur 8-10 verschiedene Früchte. Die Intensität war sicher um 30-40 % geringer. Wiesen wurden oft nur 1-2 mal gemäht. Usw., usw.,,
    Die Verstädterung und der Verkehr nahmen rasant zu. Die Flugzeuge und LKW vernichten scharenweise Insekten. Die Sommer sind heißer…….

    Und das alles soll sich nicht auf die Insekten auswirken? Brauchts dafür Professoren? Können da ein paar Randstreifenprogramme etwas ausrichten?
    Ich glaube, wir brauchen einfach die breite gesellschaftliche Einsicht, dass wir alle massiv in die Natur eingreifen. Die Natur passt sich immer an, nur wir Menschen haben damit ein Problem.

  5. Paulus sagt

    Puh, die krampfhaften Versuche „mögliche“ Ursachen für einen ebenfalls „möglichen“ Rückgang der Insekten von der Landwirtschaft abzuwenden, werden nahezu skurril.
    Ich halte ja viel von Georg Keckl und unterstelle das er seriös arbeitet, aber wie bitte schön kann man die Ausweitung der Produktionskapazitäten für ein Mückenrepellent mit dem Thema an sich, oder gar mit dieser pseudowissenschaftlichen Krefelder Studie in Verbindung bringen?
    Der Hersteller Saltigo ist global aufgestellt und vertreibt dieses Produkt mit der Bezeichnung Saltidin überwiegend auf anderen Kontinenten. Da geht es allein um Markchancen und Anteile im globalen Wettbewerb.
    Und jetzt kommt noch eine wissenschaftliche Aussage von mir: Europäische Frauen schmieren sich zunehmend Antimückenmittel aufs Dekolleté. Es stellte sich heraus, dass die davon ausgehenden Duftstoffe den eigenen Pheromonen zwecks Partnerfindung deutlich überlegen sind. Der Hersteller vermeldet Rekordumsätze, der Kurs der LANXESS Aktie stieg außerbörslich binnen weniger Tage um 35% und schloss heute bei 72,90 EUR.
    Nee, lieber Herr Keckl, so sehr ich sie schätze, ihre heutige Performance war etwas schwach.

    • Stadtmensch sagt

      Jo, glotzt nur immer schön auf eure Börsenkurse. Gilt auch für das Gentechnik-Fass, dass immer mal wieder aufgemacht werden muss. Zitat aus einem verlinkten TS-Artikel:
      “dass die Aktien der Biotech-Firma Crispr Therapeutics mittlerweile eine Marktkapitalisierung von mehr als drei Milliarden Dollar erreicht hat”
      Vor diesem Hintergrund verliert das Argument, Bauern fänden keine Hofnachfolger, weil sie gezwungen würden, nur noch im Büro zu hocken, erheblich an Schlagkraft.

      Einfach mal in Ruhe die Zusammenhänge im Ökosystem untersuchen geht gar nicht.
      Dabei gabs doch gestern beim Imkerverbands-Chef eindeutige Hinweise: Eine Solitärbiene fliegt nur ganz bestimmte Pflanzen zu bestimmten Zeiten an. Und: “Die merken dann, dass es bald warm wird”. Die Wissenschaft weist auch darauf hin, dass durch die allerorten zu verzeichnende Verfrachtung reaktiver Stickstoffverbindungen, ganz einfach Pflanzen verschwinden, die mit diesem geänderten Nährstoffangebot nicht klar kommen. Und mit ihr dann eben auch das speziell angepasste Insekt…
      Bin mal gespannt, ob irgendwann entsprechende Untersuchungen in die Praxis umgesetzt werden. Einfach nicht profitabel genug.

  6. (Ver-)Zweifler sagt

    Das Insektensterben gibt es anscheinend gar nicht.

    „wissenschaftlichen Zulieferindustrie“, „Aufhübschung“, „Irgendwie-Zeitreihe“, und schließlich das Fazit: „Eine alte Erkenntnis wird allerdings durch die Studie und ihre Propagierung bestätigt: Die Ökowissenschaften haben die Tendenz, ihre Glaubenssätze als Wissenschaft zu maskieren.“

    Ich verstehe:
    Caspar A. Hallmann ,Martin Sorg, Eelke Jongejans, Henk Siepel, Nick Hofland, Heinz Schwan, Werner Stenmans, Andreas Müller, Hubert Sumser, Thomas Hörren, Dave Goulson, Hans de Kroon …. haben sich alle irgendwie verschworen….
    Die Universität Nijmegen deckt das Komplott.
    Das Journal Plos_one veröffentlicht diese „Schrottwissenschaft“ auch noch….
    und die gesamte Fachwelt und Presse betet das dann einfach ungeprüft nach.

    Gut dass einem Bauer Willi und Georg Keckl die Augen öffnen.

    Ich fange gerade an auch an der Mondlandung zu zweifeln …. und: sind die Mammuts wirklich ausgestorben? Mir ist so, als hätte ich gestern beim Abendspaziergang eines im Wald gesehen… es war neblig und dunkel… aber wer weiß schon.

    Fragen über Fragen: Bauer Willi, bitte knallhart aufklären!

  7. BerndK sagt

    @ Mark, ich bin Anfang der 60iger in einem Haus aufgewachsen, das direkt an Agarflächen grenzte. Auch wenn die Erinnerung einen etwas täuschen kann: es gab damals in unserem Garten Unmengen an Insekten besonders Schmetterlinge und Marienkäfer, in kleinen Tümpeln haben wir Wasserflöhe für die Zierfische gefangen. Ich hab damals auch mit staunenden Augen die Technisierung der Landwirtschaft mitbekommen. (Trecker; Mähdrescher; Spritze).
    Innerhalb von zwei, drei Jahren Mitte der 60iger gab es gar nichts mehr. Die Pestizide hatten flächendeckend Einzug gehalten und sie wurden damals, seien wir mal ehrlich, nach dem Motto “viel hilft viel” eingesetzt und der “Zeitgeist” von damals hieß: der Schornstein muss rauchen egal welche Folgen. Ökologie? Fehlanzeige! Das änderte sich erst langsam als man erschrocken die Folgen von DDT sah.
    Ich kann Deine Vermutung zum großen Insektensterben in den 60-70ger Jahren nur bestätigen.
    Heutzutage sind aber die ökologische Einstellung und Ausbildung aller Landwirte, die Pestizide einsetzen, eine 180 Grad andere. Daneben werden alle Substanzen bis zum gehtnichtmehr getestet. Und ich ich halte daher die Arbeitshypothese, daß Insektenpopulationen seit den 80zigern “dramatisch” infolge des Ackerbaus zurückgegangen sind, schlichtweg für falsch (beim Grünland kann man sich wegen des stark gestiegenen Düngereinsatzes streiten). Die Krefelder Zahlen zeigen eigentlich nur, dass mit dem Management der Naturschutzgebiete etwas im Argen liegt, oder das irgendwas mit dem Versuchsaufbau nicht stimmt oder beides (was am wahrscheinlichsten ist).

  8. Bauer Fritz sagt

    Die Welt ist eigentlich sehr einfach:
    Je öfter eine Lüge wiederholt wird, desto mehr wird sie geglaubt. Und alle gewöhnen sich daran.
    https://science.orf.at/stories/2804957/
    In den toll(en) Zeiten von social (?) media gilt: Die Lüge ist um die Welt gegangen, während die Wahrheit noch die Schuhe anzieht.

    Und da man ja “die Landwirtschaft” als idealen Schuldigen für ohnehin fast alles nominiert hat (und damit die 96% Restbevölkerung sich selbst frei spricht), braucht man sich über nichts mehr den Kopf zu zerbrechen. http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/arzneimittel-aus-abwaessern-reichern-sich-in-insekten-an-a-1237075.html

  9. Bauer S sagt

    Man wird die Studie vertreten, die in das eigene politische Konzept passt. Alles andere wird nicht mehr wahrgenommen. In den Medien ist das genauso. 98 Prozent sind Unschuldig. Ist doch toll.

  10. fingerphilosoph sagt

    Da außer der Krefelder Studie offenbar kaum andere Studien über den Insektenbestand in Deutschland vorliegen, ist daraus zu schließen, dass weder die Agrar- noch die Umweltschutzbehörden in diesem Bereich aktiv geworden sind. Es wirkt schon seltsam, wenn Wissenschaftler ihre eigenen Versäumnisse kaschieren, indem sie über die Mängel der Krefelder Studie herziehen, umso mehr, da das Thema ja durchaus seit Jahren im Raum stand. Das große Insektensterben hat in den 60er und 70er Jahren stattgefunden, in den Zeiten der Flurbereinigung und des Masseneinsatzes von Pestiziden, worauf die Rothamsted-Studie immerhin verweist. Man wusste also davon, hat aber trotzdem nichts unternommen, noch nicht mal Erhebungen gemacht.

    Steigende Verkaufszahlen von Mückenschutzmitteln können steigenden Exportzahlen zu verdanken sein oder der zunehmenden Empfindlichkeit von Mückenschutzmittelkäufern. Auch können wenige Arten wie Stechmücken zunehmen, während Schmetterlinge und andere Insekten sowohl zahlen- wie auch artenmäßig durchaus stark im Rückgang begriffen sein können. Wenn man vom Verkauf von Mückenschutzmitteln auf die Biomasse der Insekten schließt, kann man geradesogut vom Rückgang der Insekten auf die Landwirtschaft als Ursache schließen. In der Qualität der Argumentation sehe ich da jetzt keinen großen Unterschied.

    Die Masse der Fluginsekten ist nicht nur von der Jahreswitterung und vom Standort abhängig, sondern auch von den Fressfeinden. Wenn es stimmt, dass Insekten fressende Vögel und andere Insektenfresser wie Fledermäuse oder Maulwürfe seit Jahren zahlenmäßig stark zurückgehen – die Zahl der Brutvogelpaare soll sich in Europa in den letzten 30 Jahren halbiert haben – müsste die Zahl der Insekten ja förmlich explodieren. Ebenso müsste der Klimawandel die Zahl der Insekten massiv ansteigen lassen. Wenn sowohl die Arten wie die Biomasse der Insekten trotz dieser für Insekten positiven Bedingungen jedoch zurückgehen – der Rückgang wird im Artikel ja auch gar nicht bestritten – finde ich es schon daneben, sich über die Krefelder Studie lustig zu machen, auch wenn sie Mängel hat. Es ist immerhin die ausführlichste Erhebung, die Deutschland überhaupt vorzuweisen hat.

    • Obstbäuerin sagt

      Fingerphilosoph, bei uns haben sowohl die Vogelpopulationen zugenommen (Stare, Feldsperling u.a.) als auch Schmetterlinge und andere Insekten. Es gab auch sehr viele Maikäfer, da Flugjahr war. Die Abnahme der Insekten, so sie denn tatsächlich in anderen Gegenden vorkommt, hängt auch mit der zunehmenden Verschattung (siehe einige Beitrage davor) zusammen. Das Bodenbrüter, wie z.B. das Rebhuhn fast verschwunden sind, liegt mit Sicherheitvor allem an der exorbitanten Zunahme von Wildschweinen. Als wir vorige Woche gegen 20 Uhr mit dem Auto unterwegs waren, hat eine Rotte von mehr als 30 Schweinen die Straße in unmittelbarer Nähe unseres Wohngebietes (100 m)überquert. Vor 3 Jahren habe ich das letzte mal Rebhühner an dieser Stelle gesehen.

      • Seit langem konnte ich diesen Herbst wieder Rebhühner auf unserer Gemarkung beobachten. Der Chef der unteren Umweltschutzbehörde unseres Landkreises ist am verzweifeln. Die vielen Hundebesitzer, die ihre Lieben beim Gassigehen nicht anleinen, sieht er als die größte Gefahr für die Rebhühner. Er berichtete von einem Versuch mit einer Rebhuhnattrappe, welche Rebhuhnlaute von sich gab. Innerhalb von nicht einmal 10 min umkreisten zwei Hunde die Attrappe.

    • Über die “Krefelder Studie” macht sich niemand lustig, wenn, dann eher über das, was alles in diese “Studie” hineininterpretiert worden ist. In der Tat hätte es in den 60igern und 70igern deutlich mehr Anlass für ein Insektenstreben gegeben als heute. Ob es statt gefunden hat, weiss ich nicht. Wenn es in dieser Zeit tatsächlich ein großes Insektensterben gegeben hat, dann stellt sich für mich die Frage, ob denn die Rolle der Insekten(masse) für die Funktion unserer Ökosysteme nicht masslos überschätzt wird. Auch dass sich die Zahl der Brutvögelpaare, Fledermäuse und Maulwürfe ist eher ökospektakulär als real.

    • sonnenblume sagt

      Da es nur diese eine Studie gibt und sie auch nicht fehlerfrei ist, kann man sie auch nicht als belastbar darstellen. Das möchte ich jetzt in keinster Weise in irgendeine Richtung bewerten. Es wäre aber damals an der Politik gewesen zu sagen, dass man Hinweise auf ein vermehrtes Insektenserben hat, aber zunächst genaue Ursachenforschung bzw. belastbare Studien erarbeiten muss. Das wird erst jetzt nach langer Zeit kund getan. Zwischenzeitlich wurde lieber der Verursacher, die konv. LW, schon festgelegt. Das ist der falsche Weg! Außer, man will ganz gezielt Stimmung machen lassen und dann komme ich wieder auf meinen vorherigen Kommentar zurück.

    • Berthold Lauer sagt

      Zum wiederholten Male: Es kann sein, dass das alles richtig ist, was die Krefelder festgestellt haben und niemand will sie diskrditieren, aber es gilt, wenn überhaupt nur für den Bereich, in dem sie Insekten gefangen haben. Und über mögliche Ursachen wurde überhaupt nicht geforscht. Wenn sich in meinem Grünland die Artenzusammensetzung negativ verändert, ist doch nicht mein Nachbar dafür verantwortlich. Deshalb: Wenn in diesem Biotop die Insektenmasse zurückgegangen ist, muss ich doch erst mal fragen, ob und wie es sich verändert hat und ob es im jetzigen Zustand überhaupt noch attraktiv für hohe Insektenpopulationen ist.

    • fingerphilosoph sagt

      Die Argumentation, wie sie hier in den Kommentaren geführt wird, unterscheidet sich in nichts von der Argumentation der selbsternannten Insektenschützer. Sowohl die Insekten- und sonstigen Naturschützer geben als Wissenschaft aus, was ihnen gerade in den Kram passt, und genauso gehen hier der Artikelschreiber und die Kommentatoren vor. Die Obstbäuerin verallgemeinert ihren persönlichen Standort, Mark definiert als ökospektakulär, was ihm nicht passt, sonnenblume schiebt die Schuld der Politik zu und Berthold Lauer tut so, als würden Insekten sich an von Menschen definierte (Naturschutzgebiets-)Grenzen halten.

      Was man feststellen kann, ist, dass es nicht genug Daten gibt, weil bislang offenbar nur Einzelstudien (Anzahl der Tagfalter in Gebiet X oder Y oder dgl.) erstellt wurden. Von 33.000 (geschätzten) Insektenarten in Europa haben die Wissenschaftler m.W. nur 7.800 überhaupt auf ihrem Schirm. Ich finde auch die angesetzten Untersuchungszeiträume lachhaft.
      10 oder meinetwegen sogar 30 Jahre sagen sehr wenig darüber aus, wie sich Insektenpopulationen tatsächlich entwickeln. Um vernünftige Aussagen zu treffen, müsste man die Entwicklung über Jahrhunderte und Jahrtausende miteinander vergleichen.

      Es ist jedoch genauso lächerlich, das Arten- oder Insektensterben aufgrund mangelnder Daten zu leugnen. Man braucht keine Millionen Studien, um zu erkennen, dass überall, wo sich der Mensch ausbreitet, die anderen Lebewesen auf der Strecke bleiben. Das zu sehen, ist nicht “ökospektakulär”. Zur explosionsartigen Vermehrung und Ausbreitung der Menschen gehört zwingend dazu, dass sie Landwirtschaft betreiben, also hat die LW natürlich einen wesentlichen Anteil am Massensterben von Wildtieren und -pflanzen.

      Das Problem ist doch, dass die selbsternannten Naturschützer so tun, als könnte man alles haben: eine vielfältige, artenreiche Natur mit Regenwald, Insekten und fischreichen Gewässern UND 12 Milliarden Menschen, die nichts anderes tun, als auf Kosten der Natur ständig neue Produkte zu erfinden, zu verkaufen und 100x mehr Energie zu verbrauchen als sie aufgrund eigener Körperkraft erzeugen. Das ist m.E. eine Lüge.

      Meiner Ansicht nach fehlt die Fraktion, die diese Lüge als solche entlarvt. Ich habe da mal auf die Bauern gehofft.

      • Obstbäuerin sagt

        Was hast Du denn konkret von den Bauern erwartet, Fingerphilosoph? Ich sehe meine Beobachtungen (und es gibt auch Zahlen ab 1988 für Vögel) genauso lokal, wie sie für Krefeld gelten sollten, allerdings haben wir 40 Jahre Glyphosat im Einsatz und auch Neonicotinide (seit sie zugelassen sind). Darauf baue ich meine Argumentation auf – Insektenvielfalt trotz PSM kontra Insektensterben im Naturschutzgebiet, fernab von jeglichen PSM.

        • fingerphilosoph sagt

          Obstbäuerin, wenns bei Dir im Obstanbau keine Insekten mehr gäbe, dann stünden sie nicht mal mehr auf der Roten Liste, sondern wären schon ausgestorben.

          Was ich von den Bauern erwarte ist, dass sie zugeben, was jedermann, der nicht blind ist, sehen kann: dass Landwirtschaft dem Artenreichtum nicht förderlich ist, ganz egal, ob diese LW konventionell oder bio daherkommt.

          • Obstbäuerin sagt

            Als Anfang dieses Jahres die Honigbiene noch am Ableben war, stand bei Hart aber fair ganz speziell der Obstanbau (der konventionelle Apfel) im Focus der Kritik. Alle Insekten totgespritzt und Bienen umgebracht. Die Krefeldstudie wurde als wissenschaftliche Studie für ganz Deutschland gewertet und die Konsequenz war die Forderung PSM und vor allem Glyphosat zu verbieten. Mir persönlich wäre eine sachliche Diskussion auch lieber aber solche Sendungen mit sehr viel Reichweite vergiften das Klima. Natürlich sagen wir, wenn wir für alle ausreichend Nahrungsmittel produzieren wollen, müssen wir Konkurrenten ausschließen und Krankheiten verhindern. Vielleicht sollte man mal die Frage stellen, ob sich der Verbraucher oder Wähler lieber ausreichend zu Essen oder viele Insekten wünscht.

            • fingerphilosoph sagt

              Die einzige Chance für die LW in D ist, dass solche Fragen offen gestellt werden. Das geschieht aber nicht, stattdessen geben immer mehr Bauern vor, das Unmögliche schaffen zu können, nämlich gleichzeitig Unmengen von Nahrungsmitteln produzieren zu können als auch mit Blühstreifen, Fruchtfolgen und biologischen Methoden eine Artenvielfalt wie vor der Industrialisierung der LW wiederherstellen zu können, wenn es ihnen denn nur ordentlich bezahlt wird.
              Wer solche Vorstellungen in die Welt setzt, schießt sich damit bloß ins eigene Knie.

            • Paulus sagt

              @Obstbäuerin
              Ein großer Teil der Verbraucher wünscht sich ganz sicher volle Regale ohne an die von dir aufgezeigten Konsequenzen zu denken. Nach meiner Wahrnehmung mehren sich allerdings die, die sich mit regionalen und saisonalen Produkten zufrieden geben und eben nicht nur auf die äußere Makellosigkeit achten. Mir ist es scheißegal ob ich Möhren der HK1 oder sogen. Pferdemöhren aus 25 kg Säcken esse, die kommen eh von dem gleichen Acker.
              Du könntest als Fachfrau aber auch mal zur Aufklärung beitragen. Da gibt es makellose Äpfel im SB-Markt, mit glänzender Schale und wenn man die anfasst fühlen die sich schon viel zu glatt und klebrig an. Gleichzeitig steht im Eingangsbereich eine große Kiste mit 2,5 kg Beuteln zu 1/3 des Preises, appetitlich, nicht glänzend und auch nicht klebrig. Wir wären bereit, für die Äpfel die auf den Transportpaletten angeboten werden einen höheren Preis als für die Hochglanzäpfel zu bezahlen. Es scheint mir eine Frage der Verbraucherinformation und des Marketings zu sein. Und jetzt bist Du dran, oder auch ein anderer der kompetent ist. Ich betrachte diesen Blog als Möglichkeit mit Praktikern ins Gespräch zu kommen und mich zu informieren, nicht um mich mit pseudowissenschaftlichen Ergüssen zu beschäftigen, das kann ich woanders finden.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              @ Paulus
              vor einem Jahr war ich in Reha, da wurden Äpfel angeboten die nur vom Bauern sortiert wurden, jeder konnte sich selbst bedienen.
              Die schönsten und Größten waren zuerst weg, Da ich meistens sehr spät zum Essen ging, blieben mir immer noch zwei kleine und runzlige Äpfel über, dafür war ich dankbar, dass mir noch zwei über blieben.

              Sicherlich werden regionale Produkte nachgefragt, aber in bescheidener Menge.

              Ich frage mich, wie ist es möglich dass in dem Weinland Baden der Anteil der verkauften ausländischen Weine 60 % beträgt.

              Vor Jahren habe ich mir mal im Supermarkt Cora in Straßburg die Mühe gemacht, woher die Weine kommen, der einzige ausländische Wein kam von Algerien.
              Kein Elsässer würde ausländischen Wein im Elsass kaufen.

            • Obstbäuerin sagt

              Hallo Paulus, es gibt Sorten (z.B. Jonagold), die schützen sich selbst vor Austrocknung mit einer Wachsschicht und die fühlt sich auch mal klebrig an. So ab März ist das dann schon normal bei diesen Sorten. Auf die Vermarktung in den Ketten haben wir kaum oder gar keinen Einfluss, das würde auch unsere Kraft übersteigen und die Direktvermarktung geht immer mehr zurück. Auch wenn die Medien immer wieder betonen, dass der Kunde regional kaufen möchte, geht er in den Supermarkt und kauft dort. Damit haben wir uns abgefunden – ein Ergebnis der Globalisierung halt.

      • @fp
        “Es ist jedoch genauso lächerlich, das Arten- oder Insektensterben aufgrund mangelnder Daten zu leugnen.” Lies Dir Deinen Satz nochmal genau durch, dann wirst Du sicherlich über Dich selbst lächeln…

        • fingerphilosoph sagt

          Wenn ich Dir antworte, antworte ich doch hoffentlich keinem Datensatz.
          Wenn ich mir die Welt angucke, sehe ich keine Daten, sondern Flüsse, Meere, Berge, Täler, Bäume, Gräser, Blumen, Tiere, Menschen …. und Insekten.
          Die Welt (respektive die Realität) in reproduzierbare Daten zu zerlegen, ist das Symptom einer vom Wissenschaftsvirus hervorgerufenen Krankheit.

      • Berthold Lauer sagt

        Natürlich halten sich Insekten nicht an von Menschen definierte Grenzen oder eigentlich doch, denn unterschiedliche Bewirtschaftungen begrenzen unterschiedliche Habitate und die meisten Insekten bevorzugen eben das für ihre Art notwendige Habitat! Wenn sich dieses verändert, verändern sich auch die Populationen, im positiven wie im negativen und dazu bedarf es noch nicht einmal einer (“intensiven”) Landwirtschaft

      • sonnenblume sagt

        @fingerphilosoph, ich habe nur die Vorgehensweise der Politik kritisiert. Hier wurde die Krefelder Studie als Fakt ausgegeben und sofort die Arbeit der konv. LW in Bezug auf Pflanzenschutz usw. als ursächlich dargestellt. Nach Monaten des Chaos und der Hetze wird jetzt mal ganz beiläufig über Studien und Ursachenforschung nachgedacht.
        Richtig wäre nach meiner Ansicht gewesen, die Studie als Hinweis auf Insektenschwund allgemein zu sehen und als erste Maßnahme Ursachenforschung und genaue und belastbare Studien in Auftrag zu geben. Danach hätte man, auch vielleicht schon bei Zwischenergebnissen, entsprechende Aussagen machen können. Aber bei der aktuellen hyperaktiven Umweltpolitik geht man mittlerweile oft den zweiten Schritt vor dem ersten.

        • fingerphilosoph sagt

          Sonnenblume, wo Du Recht hast, hast Du Recht. Das meine ich damit, dass die Bauern eigentlich viel bessere Argumente haben, als sie normalerweise vorbringen.

      • Paulus sagt

        „Man braucht keine Millionen Studien, um zu erkennen, dass überall, wo sich der Mensch ausbreitet, die anderen Lebewesen auf der Strecke bleiben.“
        Bei den Wildschweinen, den Wölfen und Fledermäusen und selbst bei Wisenten, nur mal so als Beispiel, stelle ich nachweislich genau das Gegenteil fest.

        • fingerphilosoph sagt

          Du vergisst die Berggorillas, deren Zahl von 680 inzwischen wieder auf 1.000 angewachsen ist. Wow! Worüber machen wir uns denn Sorgen? Es wird doch alles immer besser.

          2016/17 wurden 587.369 Wildschweine in D geschossen. Im gleichen Zeitraum wurden ca. 60 Millionen Schweine geschlachtet. In den Wäldern tummelt sich gerade mal ein 60stel der Menge der Zuchtschweine. Was für ein überbordendes Leben in unseren Wäldern. Fürwahr ein Grund, sich stolz auf die Brust zu klopfen. Ironie off.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Haben sie schon mal eine Wiese, ein Weinberg, ein Hausgarten gesehen, die von Wildschweinen “durchgepflügt” wurden, wahrscheinlich nicht, sonst würden sie nicht das Hohelied anstimmen.

            Vom Sofa aus, lässt sich gut jeden Unsinn in die Tasten hauen.

      • Mausschubser sagt

        Fingerphilosoph den meisten Deiner Ausführungen stimme ich zu. Der Aussage, dass immer alle anderen Lebewesen auf der Strecke bleiben, wenn der Mensch sich ausbreitet, nicht in dieser Gänze. Es gibt sehr wohl Arten die vom Menschen profitieren, bzw deren Lebensgrundlagen vom Menschen verbessert werden.

        • Brötchen sagt

          Ratten, Mäuse, fliegen, waschbären,Füchse, Krähen, habichte, Tauben, wanzen, Flöhe, amerikanische Flusskrebse, graskarpfen, Welse,wildschweine, rehe, Katzen, graugänse, kanadagänse, höckerschwäne, silberreiher, stockenten, eichelhäher, Wölfe, Steinmarder, komoran, Biber, bisamratte, kornkäfer, lebensmittelmotte, kolkraben, Kaninchen……kulturfolger und invasive Arten.

        • fingerphilosoph sagt

          83 Millionen Menschen mit 60 Millionen Zuchtschweinen, 680 Millionen Zuchtgeflügel und 45 Millionen Autos stehen hier gegenüber

          80.000 Stück Rotwild, wenigen hunderttausend Waschbären, nicht mal einer Million Wildschweine und nicht mal 1.000 Wölfen. Bereits diese Zahlen an Wildtieren sind offenbar schon zuviel für D. Nein, ich spreche mich jetzt nicht für den Wolf und den Waschbär aus, ich setze nur mal ein paar Zahlen ins Verhältnis.

          Es ist m.E. schon eine ungeheure Arroganz, die Zahl der Wildtiere zunächst auf annähernd null zu bringen und sich dann stolz auf die Brust zu klopfen, wenn es Bestände gibt, die sich auf obengenanntem Minimalniveau erholen. Wer von euch glaubt denn, dass es in D mal so viele Rehe, Waschbären und Wildschweine wie Autos gibt?

          Dass sich die Bestände gegenüber 1950 oder den Vorkriegsjahren auf diesem Minimalniveau erholen, ist a) dem Erdöl zu verdanken, das die Totalausbeutung der hiesigen Wälder unnötig macht und b) den Importen (bspw. von Tierfutter), wo halt statt hier in D anderswo die Lebensräume von Tieren zerstört werden. Das zu verschweigen und stattdessen auf die steigende Zahl von Wildtieren in D zu verweisen, entspringt derselben Arroganz wie die Nichtbeachtung der realen Zahlen.

          Was Tiere unter 1 kg Körpergewicht angeht, wie Ratten, Mäuse und Krähen: davon gib es natürlich welche, die vom Menschen und seinem Müll profitieren.

          • Brötchen sagt

            fp
            53 Mio schlachtschweinen pro Jahr entstehen aus einem Umschlag pro tatsächlich vorhandenem Stallplatz von nahezu 3.

            also gibt es zu jedem Zeitpunkt in D 18 Mio Schweine.
            also hält jeder 5. Einwohner ein schwein.
            bei einer wildschweinstrecke von 60 tsd in bb, müsste man den Bestand mit faktor 5 oder 10 hochrechnen, also gibt es 300000 wildschweine in bb.
            der zuchtsauenbestand beträgt 100000.
            also gibt es dreimal soviel wildschweine wie zuchtsauen.
            masthähnchen, der Umschlag pro Stallplatz beträgt mind. 5.
            also gibt es 136 Mio stallplätze.
            also hält jeder d. 1,5 Hähnchen.

            1960 hat eine zuchsau unter 15 Ferkel pro Jahr geboren und aufgezogen, heute 30.
            also sind für den gleichen mastschweine Bestand nur noch die Hälfte der sauen notwendig.
            um 1900 wurde ein mastschwein ca. 2 Jahre alt. heute ca. 170 Tage.
            für die gleiche Menge Futter von 1900 kannst du 3 moderne Schweine füttern!
            gleiche Menge Futter, dreifache Menge Fleisch.
            das gleiche kann man mit einem masthähnchen rechnen, das 20 Wochen alt oder 4 Wochen alt ist.

            das erklärt auch zu grossen teilen den preisunterschied!

            das begreifen viele nicht, das habe ich auch mal einem biologieprofessor erklärt, er war ganz erstaunt.

            • fingerphilosoph sagt

              Ja, die Plätze im Maststall sind 2,5 bis 3mal pro Jahr besetzt, was aber nur heißt, dass ein Mastschwein in vier Monaten so viel zunimmt wie ein Wildschwein in einem Jahr. Oder anders ausgedrückt: Ein Mastschwein frisst bei gleicher Gewichtszunahme 3x soviel wie ein Wildschwein, weil die Gewichtszunahme in wesentlich kürzerer Zeit erfolgt. Also muss man schon von den 60 Millionen Schweinen ausgehen, auch wenn zum Zeitpunkt X immer bloß 20 Millionen Schweine in den Ställen sind. Diese Rechnung stimmt jetzt zugegebenermaßen nicht so ganz, weil ein Wildschwein sich ja mehr bewegt und deshalb mehr Kalorien verbraucht. Bloß weiß ich nicht, wie ich das rechnen soll, weil ich über das Bewegungsprofil von Wildschweinen keine Daten habe.

              Die von Dir genannten Zahlen beschreiben de facto nur, dass die Tiere immer mehr auf die Bedürfnisse des Menschen hin gezüchtet werden als auf ihre eigenen. Es gibt m.E. keinen Grund, darauf stolz zu sein, dass der Mensch Tiere und Pflanzen durch Zucht immer mehr von ihrer eigenen Wesensnatur entfernt. Das ist eben diese Arroganz, die ich meine. Letztendlich beruht unser ganzer Wohlstand ja nur darauf, dass wir Tieren und Pflanzen schon vor der Geburt bzw. der Aussaat ihr eigenes Leben wegnehmen und ihnen ein Leben aufzwingen, dass sie von sich aus nie leben würden. Würden wir Tieren und Pflanzen ihr eigenes Leben lassen, wären mindestens 90% der Menschheit mit Nahrungsbeschaffung beschäftigt und hätten keine Zeit für die Herstellung von SUVs, Smartphones und Kommentaren bei Bauer Willi.

            • Brötchen sagt

              es frisst eben genau pro kg weniger, fast die Hälfte weniger mindestens.
              Du hast es wieder nicht verstanden!
              das musst du verstanden haben, ansonsten ist es dir unmöglich lw. Zusammenhänge beurteilen zu können! ist leider so!

            • fingerphilosoph sagt

              Wenn das Schwein pro kg fast die Hälfte weniger frisst, muss der Rest Wasser sein, welches das Fleisch aufschwemmt.

              Oder das Futter von damals und heute ist nicht vergleichbar. Keine Ballaststoffe mehr drin und so was.

              Oder die Schweine von heute bewegen sich extrem viel weniger als die Schweine von 1900.

              Das alles spricht nicht für bessere Fleischqualität.

              Dass die heutigen Schweine durch Lichtnahrung oder sonstige Zauberei mehr Masse bei weniger Nahrung ansetzen, glaube ich Dir nicht. Wie soll das gehen?

            • Brötchen sagt

              Nein fingerphilosoph, Google mal nach grundumsatz.
              Du musst dir das so vorstellen, wenn dein Auto immer vor der Tür steht und 365 Tage durchläuft, hast du auch sagen wir 3000 l Sprit verbraucht, du bist aber nicht gefahren und das Auto ändert sich nicht. es verschleisst.

              mit Wasser hat das nichts zu tun, wenn ein Tier fett ansetzt braucht es natürlich viel mehr Futter, da im Fett doppelt soviel Energie gespeichert ist, als in der Muskulatur.

              nehmen wir an unser Schwein schnuffi würde kein Fett absetzen und dein wildschwein sehr viel Fett, denn würde das wildschwein viermal soviel brauchen wie schnuffi.

            • “Wenn das Schwein pro kg fast die Hälfte weniger frisst, muss der Rest Wasser sein, welches das Fleisch aufschwemmt.” Bingo!

            • fingerphilosoph sagt

              Brötchen, willst Du mir jetzt einreden, dass ein Mastschwein, das gerade mal 1/2 qm Platz zur Verfügung hat, mehr Muskeln ansetzt als ein Wildschwein? Okay, ich habs kapiert: Du nimmst mich auf den Arm.

            • @fp
              Brötchen hat natürlich recht und nimmt niemand auf den Arm.
              Die 0,5m2 je Schwein sind im Übrigen auch nur eine Rechengröße. In einer 30iger Bucht stehen dem Schwein 15-20m2 zur Bewegung zur Verfügung, wie seinen 29 Artgenossen auch. Der eher Einfachgestrickte könnte auf die Idee kommen, jedes Schwein nützt nur seinen eigenen halben Quadratmeter aus, aber die Schweine sind schlauer.

            • Brötchen sagt

              Fp der. Muskelansatz hängt nicht von der Bewegung ab.
              Der Erblichkeitsgrad liegt bei ca. 45 %!
              Wird also zu 45 % von der Erbmasse bestimmt.
              Wildschweine haben außerdem eine schlechtere ausschlachtung und einen höheren Knochenanteil.
              Ein schwein oder auch anderes Tier kann soviel laufen wie es will, die Muskelmasse ist davon nicht wesentlich beeinflussbar.

              Ich kann dir gerne die Zahlen raussuchen.

            • fingerphilosoph sagt

              Dann muss man allen Menschen, die ihre Muskeln im Fitness-Studio trainieren, schleunigst davon abraten. Das hat nach Deinen Aussagen ja eh keinen Zweck. Da können sie also ihr Geld sparen. Und wenn man mit Beinbruch im Bett liegt, hat das auch keinen Einfluss auf die Muskelmasse. Die schrumpft ja überhaupt nicht. Alles bloß Einbildung.

          • BerndK sagt

            @Fingerphiöosoph. Du hast es mühelos geschafft, eine Diskussion über statistische Unzulänglichkeiten einer Studie, die Insekten betrifft, mal wieder zum großen Rundumschlag in Sachen Schweine und Wild und Autos und Erdöl zu machen. Bleib doch bitte einmal beim Thema!

            • fingerphilosoph sagt

              Sorry, mit den Wildschweinen, Wölfen und Fledermäuse hat Paulus angefangen und ich habe darauf geantwortet.

              @ Mark und Brötchen
              Jaja, 30 Schweine werden in eine Bucht von 20 qm gepfercht, und weil sie da schön hintereinander im Ringelreihen galoppieren, setzen sie massig Muskeln an und kein Fett wie Wildschweine, die ihr Futter auf 20 qkm zusammensuchen und von Jägern und Wölfen gestresst werden. Die Erde ist eine Scheibe und Elvis lebt auch noch.

            • Brötchen sagt

              FP mir ging es eher darum herauszuarbeiten, das der normale Mensch Schwierigkeiten hat , bestandszahlen in Relation zu setzen.
              Mir war das auch nicht so klar, wie hoch die Unkenntnis ist.
              Ich profitiere davon auch, so kann ich mir Gedanken machen, wie man das besser vermitteln kann. Für mich ist das tägliches brot und ich setze stillschweigend bestimmte Kenntnisse voraus.

  11. sonnenblume sagt

    Politiker werden gewählt um dem Volk zu dienen und Schaden abzuwenden. Sie haben meines Erachtens die Pflicht, sich in konträren Situationen selbst schlau zu machen und nicht dem Mainstream hinterher zu laufen. Das gilt für alle Parteien. Sicher kann ein Minister nicht alles alleine abarbeiten und ist auf die Zuarbeit seiner Mitarbeiter angewiesen. Aber wenn Themen in der Öffentlichkeit derart unterschiedlich beurteilt werden, dann muss er alle Seiten anhören und gegebenenfalls auch einmal eingestehen, dass er keine endgültige Beurteilung abgeben kann. Ideologie hat in der Politik nichts verloren. Sie hat ausschließlich neutralen Fakten zu folgen, auch wenn es der persönlichen Weltanschauung bisweilen zuwider läuft.

    • Berthold Lauer sagt

      Ich glaube, Politik läuft ein bischen anders: Politiker machen sich nicht selbst schlau, sie haben ein Heer von Beratern, Lobbyisten und Einflüsterern um sich herum. Politiker wollen gewählt werden und an der Macht bleiben. Politiker sind abhängig von Umfragewerten und wenn einer sich gegen den Mainstream stellen will, muss er schon sehr gut verankert sein.
      Zum Thema Ideologie: Parteien und andere gesellschaftlich relevante Gruppen definieren sich meist über eine bestimmte Ideologie. Und die Vertreter dieser Parteien oder Gruppen sollen dann als Politiker ideologiefrei agieren?
      Es hat schon immer so funktioniert. Man schürt Ängste vor Menschen, vor difusen Bedrohungen etc. und schart seine Anhänger hinter sich.

      • sonnenblume sagt

        Ich kann Deinen Ausführungen nur zustimmen. So läuft es heute. Und die Ergebnisse dieser Handlungsweise kann man allerorten sehen. Aber ist das zum Wohl des Volkes und unseres Landes? Mir scheint, dass der monetäre Aspekt mehr Gewicht hat, als die Pflicht dem Menschen und dem Land gegenüber.

  12. bauerhans sagt

    im WESTFALENBLATT von heute erklärt ein leitender mitarbeiter der stadtwerke,wos trinkwasser für unsere gegend herkommt und welche sehr gute qualität es hat und weisst besonders auf die zusammenarbeit mit den landwirten hin.
    der fraktionssprecher der grünen sieht aber trotzdem gefahren,obwohl der nitratwert nur bei einem brunnen bei 40mg liegt.

    • Ja, wenn das stimmt,
      dann wollen die Grünen ja nur im Gespräch bleiben und dadurch ein Thema haben wollen, das ist für mich ein niedriger Beweggrund;
      gerade als GRÜNER soll man wissen, das die Qualiatät des Wassers verschieden ist, je nach Bodensedimente,
      so viel Verständis haben die aufzubringen, sonst sind die unglaubwürdeg.

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