Bauer Willi
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Irgendwie widersprüchlich…

Die Viehhalter in Österreich, die ihre Tiere im Sommer auf die Almen bringen, sind derzeit sehr verunsichert. Ein Gericht hatte einen Landwirt zu einem Schadensersatz von 490.000 € verurteilt, weil eine Kuh eine deutsche Touristin, die mit ihrem Hund eine solche Almwiese durchquerte, getötet hatte.

https://orf.at/stories/3112485/?fbclid=IwAR3zGS_HXMf13iq_axbsKlmuY36HM7mN92BebIWg_CFJIKuMJngqhacDdIc

Nun ist unklar, wie es weitergehen soll. Eine Nichtbeweidung der Almen hätte negative Konsequenzen.  Das würde „vielerorts das Ende der Weidewirtschaft“ bedeuten. Diese sei aber aus Tierschutzgründen und für Artenschutz, Biodiversität, Landschaftserhaltung und Klimaschutz „dringend erforderlich“, so der Vertreter der Landwirtschaftskammer. Die Bauern haben Angst und wollen wissen, ob sie die Almen nicht mehr beweiden sollen.

Die Vertreterin des Tourismusverbandes warnte davor, dass Bauern die Wege einfach sperren würden. „Es wird auf der Alm nur noch Stacheldraht geben, es wird keine Mountainbikestrecken geben und auch keine Wanderwege durch die Weide, weil jeder Bauer Angst hat, dass er zur Haftung kommt. Da wird Stacheldraht hochgezogen, davon bin ich überzeugt“.

Ein für die nächsten Tage einberufener Runder Tisch soll klären, wie dieser Dissens zwischen Natur-, Klima- und Artenschutz einerseits und den Ansprüchen des Tourismus andererseits gelöst werden kann. Ein Zielkonflikt.

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79 Kommentare

  1. Bergbäuerin sagt

    Im eigenen – fallweise auch berechtigten – Interesse Lebensmittel billigst möglich im Supermarkt zu kaufen, diese Entscheidung, die schon viele der oft beschworenen traditionellen, klein strukturierten und naturnahen Landwirtschaften die Existenz gekostet hat, gleicht ihrem Wesen nach einem Drohnenkrieg: die Wirkung des eigenen Handelns entzieht sich dem unmittelbaren Erleben.
    Mit diesem Urteil ist nun der jahrzehntelang schwelende Widerspruch urplötzlich zum Nahkampf mutiert: Eine Konsumentin stirbt auf agrarischem Territorium, der Vergeltungsschlag nimmt jetzt dem Bauern vor aller Augen die Existenzberechtigung. Nun steht die Empathiefähigkeit beider Seiten auf dem Prüfstand.
    Die Via campesina, eine Kleinbauern-Vereinigung, nutzt diese Situation für eine konstruktive Stellungnahme.
    https://www.viacampesina.at/kuh-urteil-almen/

  2. Bergbäuerin sagt

    https://tirol.orf.at/news/stories/2966849/

    Es wird an einer Versicherung gearbeitet. Ich vermute, die Versicherungen werden halt nach und nach auch genau diese Zäune verlangen, die jetzt schon im Urteil gefordert werden. Die Hauptnutzung bestimmt halt das Aussehen einer Landschaft. Die Hauptnutzung ist jetzt endgültig der Tourismus und nicht mehr die Landwirtschaft.

  3. Bergbäuerin sagt

    Wenn auf der Alm im Bild die Verunkrautung, Verbuschung und Versteinung so weitergeht, werden die Kühe in ein paar Jahren eh nix mehr zu fressen haben.

  4. Günter Reichard sagt

    Des Thema is net zu hoch gehängt. Die Almbauern müssen den ganzen
    Rummel auf den Almen ertragen. Die Freizeit und Spassgesellschaft nimmt
    Immer weniger Rücksicht auf die Natur.
    Vor 3 Jahren jagte ein freilaufender Hund 5 Kalbinnen in den Abgrund.
    Mit Müh und Not sprang die Versicherung ein aber das Zuchtziehl für die Herde ist dadurch um Jahre zurückgeworfen.
    Es wird sich was ändern müssen in der Gesellschaft, wenn ein Zusammenleben mit gegenseitiger Achtung und Rücksichtnahme Zukunft haben soll.
    Schönen Abend noch Günter

    • Nun eine Frage,
      gehe ich recht in der Annahme,
      dass Kühe keinem was tun, sie riechen oder schnuppern nur aus Neugierde, aber tun nichts, sie lassen sich höchstens von Mnesch udn Hund verjagen, wie in deinem Beispiel die Hunde das getan haben!

      Also ist der Zeitungsbericht zhu dem Fall unten auch nicht optimal,
      die Angst der Städter ist großer als der Angriff der Kühe.

      Und wenn die eine Person mit der gesamten Herde umkreist haben, dann nicht als Angriff, sondern als Neugierde und das wird oft von Leien (in diesem Fall Rindviehleien) falsch interpretiert, oder?
      Und das darf nicht sein, oder Günter?

      Kuhkenner müssen so etwas publizieren, damit kein falscher Eindruck entsteht! Gerade in den Touristenregionen, wo Kühe ein Rolle spielen.
      Wo gibt es denn so etwas, erst will man die Landschaft, die von Kühen gepflegt und deren Milch, Käse und Butter, die von den vielen Kräutern zwischen dem Gras auf der Alm geschmacklich und farblich beeinflusst sind genießen, und dann hat man Angst vor den Kühen?
      Da muß man sich vorher schlau machen, wenn man nicht zu den bildungsfernen Schichten gehören möchte.

    • Bergbäuerin sagt

      Und weil diese Probleme nicht schon reichen, hat gleich am Tag der Urteilsverkündung ein Linzer Moraltheologe an einen weiteren Dauerbrenner zu Lasten der Almwirtschaft erinnert: “Wichtiger als jede Regelung zum Abschuss von Wölfen ist laut dem Theologen der Herdenschutz, der in Österreich in den letzten Jahrzehnten allerdings vernachlässigt worden sei. Es fehle an Wolf-sicheren Elektrozäunen und gut ausgebildeten Herdenschutz-Hunden. Wie effizient diese Maßnahmen sind, habe sich etwa in der Schweiz gezeigt. Grundsätzlich gelte aber: “Der Mensch wird sich mit dem Wolf arrangieren müssen.” Von der Politik fordert er, den präventiven Herdenschutz noch besser zu fördern und Bauern für gerissene Tiere zu entschädigen.

      Rosenberger, der an der Katholischen Privat-Universität Linz vor allem zu den Themen Umwelt- und Tierschutz forscht und publiziert, ist überzeugt, dass eine Co-Existenz “sehr gut funktionieren kann”.
      https://www.dioezese-linz.at/news/2019/02/22/moraltheologe-rosenberger-auch-wolf-hat-ein-lebensrecht-in-europa

      In der Schweiz haben trotz vorbildlicher staatlicher Förderung schon 30% der Schafbauern wegen des Wolfes aufgehört, die Schweiz hat letztes Jahr beim Europarat einen Antrag auf Lockerung des Schutzstatus gestellt und ist vorerst vertröstet worden, weil EU und Europarat 2019 eine großangelegte Studie zur Lage der Wölfe in Europa plant. Aber bei den städtischen Naturfreaks kommt man als Theologieprofessor halt besser an, wenn man etwas anderes behauptet.

    • Hubbi sagt

      Jedes Städtchen bei uns am Niederrhein betreibt in der Weihnachtszeit bei plus 10 Grad eine Eislaufbahn, Im Sauerland und auch sonst wo werden die Hänge künstlich beschneit.
      Motorradkolonnen rauben einem am Sonntag die Ruhe, weil sie einfach nur rum fahren……. Nur einige Beispiele. Dann hört man zur gleichen Zeit einen Bericht im Radio, wo die Landwirtschaft angeprangert wird, das aus der Gülle der Stickstoff in die Luft entweicht und bei der Ausbringung das Gleiche. Das seit 2 Jahren aber die allermeisten Güllebhälter abgedeckt sind und die Gülle in den Boden gebracht wird, hat man gar nicht wahrgenommen.
      Mir scheint, es geht nur ums fertig machen und darum von anderen Problemnen abzulenken.
      Wir wirtschaften konventionell. Wir essen alles was wir produzieren. Sind die Lebensmittel allerdings verarbeitet und enthalten Emulgatoren, Konsevierungs_, Farb-, Füllstoffe Glutamat und was es noch so gibt, findet mein Mann sich auf der Intensivstation wieder. Das Allergien und Unverträglichkeiten durch die chemischen Zusätze ausgelöst werden wird nach Möglichkeit totgeschwiegen.
      Dienen wir Bauern als Nebenkriegsschauplatz, damit die Lebensmittelndustrie aus Provitgier lustig weiterpanschen kann?

  5. Paulus sagt

    Bevor man sich hier abschließend äußert sollte man vielleicht auch mal die Mitteilungen der österreichischen Presse, z.B. zur Urteilsbegründung im konkreten Fall und zu einem bestehenden OGH-Urteil in einem ähnlichen Fall lesen. Der beklagte Bauer ist in die Revision gegangen und bis es zu einem Urteil kommt kann es dauern.
    Konkret ist nach meiner laienhaften Auffassung zunächst die Frage, welche Konsequenzen die Almwirtschaft, aufgrund der z.Zt. bestehenden Rechtsunsicherheit in der bevorstehenden Saison 2019 zu ziehen hat? Ist allerdings schwierig, wenn
    man nicht nur Almwirtschaft betreibt sondern gleichzeitig auch noch ein Stück vom Kuchen des Tourismus haben will.
    Worauf es vorläufig hinausläuft kann ich mir anhand eines Leserbeitrags aus der Wiener Zeitung ganz gut vorstellen: Nau des is jo ein Idioten-Urteil. Wos rennt de Oide mitn Hund bei de Kiah umadum… So bled kaun jo kaner sein. Söwa Schuld.
    Das Thema wird zu hoch gehängt, liebe Leute.

    • Arnold Krämer sagt

      vor Gericht und auf hoher See………
      Das, was man früher als gesunden Menschenverstand bezeichnet hat, kommt den Menschen immer mehr abhanden und ist in einem “Rechtsstaat” auch bei Weitem nicht immer “das Maß aller Dinge” und darf es oft auch nicht einmal sein.
      Und die Wertmaßstäbe in der Gesellschaft verschieben sich, wie man in der ganzen Diskussion um Landwirtschaft, Biodiversität etc. auch sehen kann.

    • Bauer Willi sagt

      @Paulus
      erlaube mir, anderer Meinung zu sein. In ein paar Wochen geht die Alm-Saison los. Was kannst Du dem Almbauern raten? Auf die Revision wird er ja wohl kaum warten können. Würdest Du persönlich das Risiko tragen, dass es auf Deiner Alm (wieder) zu einem ähnlichen Zwischenfall kommt? Würdest Du Deine Alm mit einem Zaun versehen? Würdest Du Dein Vieh im Tal lassen? Diese Fragen müssen sich jetzt alle Almbauern in Österreich stellen und für sich selbst beantworten.
      Deshalb finde ich nicht, dass “das Thema zu hoch gehängt ist”. Bei persönlicher Betroffenheit stellt sich die Lage dann doch anders dar.

      • Paulus sagt

        @Willi,
        ich wage jetzt mal etwas ganz Schlimmes zu sagen und mache mich bewusst angreifbar. Das tragische Schicksal dieser Frau ereilte sie aufgrund ihrer Unkenntnis, Naivität und Sorglosigkeit und wird allein aus diesem Grund zu hoch gehängt. Wäre sie an der gleichen Stelle von einem Almbauern mit dem Auto überfahren worden hätte kein Hahn danach gekräht.

      • Bergbäuerin sagt

        Letztendlich wird es für die meisten das geringste Übel bleiben, mit dem Restrisiko zu leben, dass so ein Fall wieder passieren kann, so schlimm das ist. Würde es den Bezirk treffen, wo dieser Richter zuständig ist, müsste der konsequenter Weise wieder so entscheiden. In einem anderen Bezirk ist eher anzunehmen, dass die gegenwärtige öffentliche Diskussion, welche doch sehr hohe Sympathiewerte für den Bauern erkennen lässt, Urteile anders ausfallen lässt, zumindest bis die Sache ausjudiziert ist. Mit der Sperre von Almen und mit der Aufgabe der Weide schadet man sich in den meisten Fällen selber in irgendeiner Form, da nehm ich doch lieber das Risiko! Das meint Paulus wohl damit, dass die Sache zu hoch gehängt wird. Wer vom Tourismus nicht abhängig ist, kann mit einer Sperre Nadelstiche verpassen. Wer schon jetzt defizitär und nur noch aus Idealismus auftreibt, wird es jetzt bleiben lassen. Ein Tiefschlag für die Landwirtschaft ist das Ganze aber allemal.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Paulus,
      sollte das Urteil nach der Revision bestand haben und er eine Haftpflichtversicherung haben, die für die 490.000 Euro aufkommt, längstens danach bekommt er einen lieben Brief von der besagten Versicherung, darin steht der Vertrag wird gekündigt, zumindest die Almwirtschaft wird nicht mehr versichert. Allen anderen Almbauern wird nach Ablauf des Vertrages eben diese Almwirtschaft auch nicht mehr versichert.

      Dieses Urteil wird weitreichende Konsequenzen haben, nicht nur beim Almbauern, es sei den, die österreichische Regierung zaubert kurzfristig ein Gesetz aus dem Hut, dass die Almbauen in solch einem Fall aus der Haftung nimmt.

      • Paulus sagt

        @Bauer Fritz
        Was bitteschön ist an den Aussagen des Petutschnig Hons „politcally incorrect“?
        Ok, die brave Romina als Killerkuh zu bezeichnen und der Bibi einen schwarzen Gürtel in Sachen Tofu anzudichten war nicht gerade die feine Art. 🙂
        Danke für den Link!

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        @ Bauer Fritz

        Wir in Alemannen verstehen die Schweizer ohne Untertitel,
        daher ist die Mundart vom „Petutschnig Hons“ kein Problem. 🙂

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Aus der Pressemitteilung ist zu erkennen,
      dass ein Jeder mit seinem Hund auf die Alm darf und der Almbauer für die Zäune zuständig ist.

      Wie Gott und ein Richter entscheidet, weiß man nie, sage mal ein bekannter Wirtschaftsanwalt.

    • Bergbäuerin sagt

      Für jemand, der die Verhältnisse nicht kennt, könnte es so aussehen, als ob dieser Platz ein ganz außergewöhnlich frequentierter wäre. Mittlerweile sind aber hunderte, wenn nicht tausende Wegkilometer derartig überlaufen. Drum haben Bauern gekontert, dass dieser Unfall genauso gut einige Kilometer weiter taleinwärts geschehen hätte können. Man kann nachträglich immer etwas finden, was die Situation besonders prädestiniert für Unfälle erscheinen lässt, in diesem Fall, dass ein Futterplatz in der Nähe war. In einem anderen Fall wärs dann halt ein Tränke oder ein Unterstand oder ein beliebter Liegeplatz der Tiere oder ein Salzleckstein oder ein unübersichtliches Gelände, oder ein bekannter beliebter Rastplatz der Wanderer, wo Leute die Tiere mit Jausenresten anlocken, was weiß ich. Und an das alles müsste man denken bei der Entscheidung, wo man einen Zaun gegen Touristen aufstellt. Und deshalb hat man jetzt Angst. Ein entscheidender Fehler des Bauern war, dass er unter dem Eindruck des Unfalles dort dann tatsächlich einen Zaun aufgestellt hat. Jetzt fällt ihm das auf den Kopf, jetzt heißt es, das hätte er mit minimalem Aufwand eben vorher machen können.

  6. Ferkelhebamme sagt

    Warum nur die Bauern in die Pflicht nehmen?
    Noch ein paar Ideen:
    – wandern nur mit Sachkundenachweis (Schulung mit Prüfung: Alpenführerschein)
    -Wanderwege-Maut: mit den Erlösen können die Bauern ihre Haftpflicht-Versicherungen aufstocken
    -wandern nur nach Anmeldung in Gruppen mit fachkundigem Führer, das schafft dann auch gleich ein paar Arbeitsplätze
    Wichtig: alles schön teuer machen: Freizeitvergnügen ist Luxus

    • fingerphilosoph sagt

      Hallo Ferkelhebamme, bist nicht du es, die sich über die Reglementierungs- und Kontrollwut diverser selbsternannter Tierschützer und NGOs aufregt, die aufgrund irgendeines Einzelfalls sämtlichen Schweinezüchtern gleich mit neuen Vorschriften kommen? Und was machst du jetzt hier anderes, als aufgrund eines Einzelfalls den Leuten das Wandern und Spazierengehen mit einer Flut von Vorschriften und Gebühren vermiesen zu wollen?

      Dieses Verhalten ist es, ob das nun von dir oder NGOs kommt, das uns zielsicher in den Überwachungsstaat führt, den angeblich keiner will.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Der Beitrag von der Ferkelhebamme ist sicherlich überspitzt vorgetragen,
        bei deinem Vortag frage ich mich, ist die Alm nur noch für Fußgänger und Hunde da und der Bauer soll die ganzen Kosten für Zäune tragen?

        Dann wäre es besser, er lässt auch im Sommer seine Kühe im Stall.

      • Ferkelhebamme sagt

        Hallo Fingerphilosoph, das war tatsächlich ironisch gemeint… Kleines Beispiel der Regelungs-und Nachweiswut aus unserer Praxis: mein Mann ist Jäger mit gültigem Jagd-und Waffenschein. Um ein Nutztier notzutöten braucht es aber einen extra Befähigungsnachweis. Dafür muss auch ein Jäger zur Schulung (inkl. zahlen und freundlich sein). Und in den Tierkörperverwertungen stehen inzwischen extra Veterinäre und kontrollieren das an den angelieferten Kadavern. Da wäre Wanderführer doch ein schönerer Job…

  7. Thomas sagt

    Da frag ich mich jetzt, wer kommt wen die Wolfs Population so dicht ist das der Mensch auch zur Beute wird für solche Schäden auf
    Auch der Bauer ? Naturschutzverbände haben ja kein Geld und der Staat ist so gut wie pleite!
    #kannjaallesmöglichsein 🤔

    • Bergbäuerin sagt

      Der Tourist wird keine Beute des Wolfes – keine Angst 🙂 Die wolfsbegeisterten Biologiestudenten des Herrn Prof. Kotrschal freuen sich schon auf ihre Rollen als Wolf Watching Guides für die Ökotouristen.
      Im Ernst: Bei dieser Wolfsbegeisterung, die in der städtischen Bevölkerung herrscht, wird dieses Business in den Alpen allemal unvergleichlich mehr Geld einbringen als die Almwirtschaft. Für den Wolfstourismus wird auch auf der Universität für Bodenkultur in Wien schon fleißig geworben: ““Wenn es ein länderübergreifendes, wissenschaftlich basiertes Raumkonzept mit Nutzungszonen für den Schutz der Wölfe gibt und Erholungssuchende ihr Freizeitverhalten danach richten können, dann ist die Wiedereinbürgerung aus touristischer Sicht durchaus positiv zu sehen. Fehlt dieses integrierte Management, so könnte sich das Urlauber- und Freizeitverhalten ändern”, erklärte Ulrike Pröbstl-Haider vom Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung an der BOKU. Laut Studien hätten vor allem ältere Menschen und Personen aus dem ländlichen Raum eine eher negative Einstellung gegenüber dem Wolf, wohingegen Personen aus dem städtischen Umfeld das Vorhandensein von Wölfen tendenziell begrüßten. Aus touristischer Sicht könnte Gästen aus der Stadt ein Angebot in Form von “Wolf-Watching” gemacht werden, so Pröbstl-Haider.” https://www.waldverband.at/lk-klartext-experten-diskutieren-gefahr-durch-wiedereinfuehrung-des-wolfes/%20Zugriff%20am%207.%208.%202018
      Das Kuratorium Wald hat bereits eine Karte veröffentlicht mit der von Pröbstl-Haider angesprochenen Zonierung – fachlich natürlich Quatsch, weil der Wolf sich nicht so kleinräumig managen lässt: https://www.himmel.at/wp-content/uploads/2018/08/Habitatkarte_Wolf_final.pdf
      Im Begleittext wird gefordert, in den grünen Wolfs-Zonen auch Herdenschutzhunde und Zäune zu verbieten, weil sie dem gesetzlich garantierten freien Zugang zur Natur entgegen stehen.
      Aus diesem Grund werden wohl die Almen jetzt nach diesem Vorfall auch für den Tourismus nicht gesperrt werden. In den Alpen kann man von Landwirtschaft allein nicht leben, und die Bauern selber sind im Nebenerwerb auf den Tourismus angewiesen.
      In meiner Jugend war es ein absolutes No-Go, auf eine Almwanderung einen Hund mitzunehmen. Das lässt sich der Tourist mittlerweile aber nicht mehr verbieten. Und so entsteht diese Unvereinbarkeit von Tourismus und Weidewirtschaft.
      Dass die Biodiversität auf Almweiden unvergleichlich höher ist als im Wald, und dass bei Aufgabe der Almwirtschaft auf Steilhängen Desertifizierung droht, ist richtig. Deshalb umfassen ja die alpinen Nationalparks auch die almwirtschaftlich genutzten Außenzonen. Trotzdem fehlt bei all diesen Argumenten meiner Meinung nach immer die wichtigste Rolle von Landwirtschaft: die Produktion von Lebensmitteln. Die Alpen nehmen 2/3 unseres Landes ein, und dort werden immerhin 20% unserer Lebensmittel erzeugt. Bis auf die Talböden von Rhein, Inn und Mur und das Klagenfurter Becken ist dort nur graslandbasierte Wiederkäuerhaltung möglich. Wodurch sollen diese hochwertigen Lebensmittel ersetzt werden? Durch weitere Intensivierung der bösen außeralpinen Intensiv-Landwirtschaft, oder überhaupt durch Importe aus dem Ausland? Soll wieder irgendwo ein Stück Regenwald abgeholzt werden? In Höhen über 1500 Meter kann der Wald nicht einmal mehr als Energieressource dienen. Besonders schockierend und tragisch finde ich, dass junge städtische Outdoorfreaks mittlerweile zerklüftete Erosionslandschaften ästhetisch ansprechender finden als gepflegte Almweiden. Auf Nachfrage erfahre ich, dass sich Städte in Hinkunft sowieso von Vertical gardening und Kunstfleisch autark ernähren werden. Bauern? Wie rückständig! Es lebe der Wolf und die Wildnis!

      Da bleibt man einigermaßen ratlos zurück.

      • @Bergbäuerin. Sehr gute Kommentare. Was dieses Urteil und fast alle Reaktionen darauf einmal mehr so richtig schön zeigen, ist der Umstand, dass Bauer und Bürger sich in vollkommen gegenläufigen Geschichten bewegen, was dort, wo sie sich realiter zwangsläufig über den Weg laufen (Freizeit und “Fressen”) zu blankem gegenseitigen Unverständnis führt. Man lasse sich jetzt etwa auch nicht von der Flut an Solidaritätsbekundungen für die Almbauern täuschen. Das ist kurzfristige Empörungskultur, die sich hauptsächlich gegen die “abgehobene Justiz” wendet und eine Hauch Piefkesaga weht durch so manchen Kommentar. Der Wolf gehört hier übrigens unbedingt in diese Geschichte, wo Bauern über Zäune stolpern. Das habe ich auch hier versucht darzulegen: https://www.landschafftleben.at/blog/bauernaufstand-anno-2019_b2246

        • Bergbäuerin sagt

          Kompliment zurück! Ja, Bauern müssen beim Wolf endlich besser argumentieren lernen, und es zeigen sich schon zaghafte Ansätze: Im Nationalpark Kalkalpen haben sie einmal klar gestellt, dass man mit dem Luchs auch keine Freude hat, aber mit ihm leben kann, weil er eben unvergleichlich weniger Schaden macht als der Wolf, der in ungeschützten Herden über kurz oder lang einen Totalschaden anrichtet. Jede Idee lässt sich pervertieren, auch die des Artenschutzes.
          Was das Urteil betrifft, sehe ich es im Abstand von ein paar Tagen schon etwas differenzierter:
          Es ist einfach etwas aus dem Ruder gelaufen – letztendlich sollte man das ganz sachlich betrachten.
          Vor dem 2. Weltkrieg war noch ein Drittel der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig, heute sind es weniger als 4%. Heute gibt es neben den wenigen Bauern etwas mehr Menschen, die noch auf Bauernhöfen aufgewachsen sind und noch etwas mehr solcher, die in ihrer Familiengeschichte noch irgendwann einen Bezug dazu vermittelt bekommen haben. Doch muss uns klar sein, dass der Anteil jener, denen jeglicher Bezug zur Landwirtschaft fehlt, immer größer wird. Das ist diesen Menschen nicht von vorne herein anzulasten.
          Und da hat es eine schleichende Entwicklung gegeben, vor der man aus verschiedenen Gründen die Augen verschlossen hat. In meiner Jugend war es noch üblich, sich bei den ersten Bergfahrten erfahrenen Menschen anzuschließen, weil man zumindest sich seiner fehlenden Sachkenntnis bewusst war, und es ist in den Bergen durchaus nicht alles gleich beim ersten Mal mit Hausverstand beurteilbar.
          Wir sind nun gottlob seit Generationen demokratisch erzogen, jederzeit eingeladen, uns ein subjektives Bild jeglichen Sachverhaltes zu machen, aber das hat als Missverständnis die Tendenz mit sich gebracht, die eigene Expertise zu überschätzen.
          Ich staunte irgendwann Anfang der Nullerjahre nicht schlecht, als zwei Bekannte, die ich zu einer Hüttentour eingeladen hatte, mit ihren Hunden erschienen. Als Nicht-Hundebesitzerin tat ich mich schwer, sie davon zu überzeugen, die Tiere zu Hause zu lassen. Sie hätten das schon im Griff. Einen konnte ich dann nur mit Mühe davon abhalten, seinen begeisterten Stadthund Murmeltiere jagen zu lassen. Die andere lachte dazu, dass sich ihr frei laufender Hund mit einer Kuh angelegt hatte. Heute würde ich mich weigern, Leute mit Hunden in die Bergwelt einzuführen, ein Hundebesitzer würde da vielleicht anders entscheiden.
          Wer vom Tourismus leben muss, tut sich viel schwerer, Klartext zu sprechen als jemand wie ich, und da geht es nicht nur um Hunde, sondern auch um Ausrüstung, Einschätzung der eigenen Kräfte etc.
          Niemand hat sich zuständig gefühlt, auf diese Entwicklung einmal mit offenen Augen hinzuschauen und den Handlungsbedarf wahrzunehmen. Und jetzt haben wir den Schuss vor den Bug.
          Die Argumentation des gegnerischen Anwalts ist nicht ganz von der Hand zu weisen: Für einen Gutteil jener Menschen, die da in wachsender Zahl aus Geschäftsinteresse eingeladen werden, sind solche Wege – mittlerweile! – wirklich zu gefährlich.
          Sabine hat mit ihren Vorschlägen sehr recht!

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Was mich interessieren würde, wem gehören die Almen und wem die Weiderechte. Könnten die Almbauern die Weide für die Touristen sperren?

          Das Urteil in dieser Höhe hat den Vorteil, dass sich die Bevölkerung mal intensiv mit der Haftung auseinander setzen muss, seitens der Landwirtschaft sollte klar und deutlich gemacht werden, dass der Bauer nicht für solche bedauerlichen Vorfälle haften kann. Die Versicherungen werden solche Schadensfälle nicht mehr versichern, was bleibt dem Almbauer dann über?

          • Bergbäuerin sagt

            Es dürfte jetzt ein Versicherungsmodell ausgearbeitet werden, um so einen Fall in Zukunft hintan zu halten, aber es soll auch mehr Aufklärung über die Eigenverantwortung der Wanderer geben. Besitzverhältnisse gibt es unterschiedliche: sehr viele Einzel-, also Privatalmen, die den einzelnen Bauern gehören. Es gibt aber auch vor allem in den Zentralalpen die großen weitläufigen Agrargemeinschaftsalmen, die noch auf die mittelalterliche Allmende zurückgehen, wo schon seit Jahrhunderten gemeinschaftlich aufgetrieben wird und wo es traditionelle Tierrassen gibt; ähnlich sind Genossenschaftsalmen; auf Flächen im Staatsbesitz gibt es auch Weideservitute.
            Die alpinen Vereine betreuen schon lang, teilweise seit dem 19. Jahrhundert Pfade und Steige, wo das Wegerecht längst ersessen ist, weshalb die Bauern solche Wege gar nicht sperren können. Manche Wege, vor allem über die Tauern, sind überhaupt alte Saumpfade, teilweise schon in der Römerzeit angelegt – auf faszinierenden Trassen mit höchst angenehmen Steigungen, mit Steinplatten ausgelegt, die stellenweise noch Räderspuren der Ochsenkarren zeigen.

  8. Altbauer Jochen sagt

    “Das agrarische Zeitalter geht zu Ende?”
    – Den Wölfen die Freiheit,-Bauern in die Reservate ??
    Wir brauchen Rückgrat um den Feindbeschuss auszuhalten.
    Noch ist Europa nicht verloren, -Bauern aller Länder
    steht zusammen und beschädigt euch nicht untereinander !
    Jedem sei seine Kultur und seine Lebens-und Bauernart
    zugestanden. So erhalten wir Heimat und Menschen die
    sich für diese einsetzen, zum Wohle aller!
    Auch zum Nutzen derer, die die Landschaft als
    Touristen erleben wollen !

    • Obstbäuerin sagt

      Mein Vorschlag wäre, einen eigenen Bauern-Umweltschutzverein zu gründen. Dann könnten sofort Stellungnahmen zu solchen und anderen Fällen medienwirksam gegeben werden. Neben NABU und Bund müsste es ein gleichwertiger Verein zum Schutz der Umwelt sein und die Bauern könnten selbst entscheiden, was möglich ist und was nicht. Außerdem gibt es ja schon sehr viel, was eingebracht werden kann. Die richtige Werbefirma (z.B. die vom Volksbegehren Bayern) angeheuert und schon klappt`s mit der Öffentlichkeitsarbeit.

      • Obstbäuerin sagt

        Als Mitglied oder Aktivist des BUSV würde ich bis zur Rechtssprechung in der nächsten Instanz eine vorläufige Almsperre für Hunde (außer denen von Almbauern) fordern. Bis dahin sollte auch die Rechtssicherheit für die Almbauern geklärt werden. Es müsste allen Almtouristen die mögliche Gefahr auch ohne Hund visuell bewusst gemacht werden. Unfälle wird man trotzdem nie ganz ausschließen können.

    • fingerphilosoph sagt

      Bevor die Bauern aller Länder zusammenstehen, kommt ein Reicher in den Himmel und geht ein Kamel durchs Nadelöhr. Hört auf, euch ständig was vorzumachen.

      • Obstbäuerin sagt

        Da hast du wohl recht, Fingerphilosoph. Die Bauern sind ja in den EU-Ländern auch unterschiedlich betroffen von verschärfenden Regelungen oder Ausnahmeregelungen usw. – es wäre ja schon ein riesiger Schritt, dass in unserem Land zu bewerkstelligen.

      • bauerhans sagt

        ganz spontan würde ich dem bauernverband vorschlagen,den fingerphilosophen zum pressemann zu berufen! wir wären dann sicherlich oft in den medien.
        wahrscheinlich wollen beide nicht.

    • Bergbäuerin sagt

      Diese Reaktion finde ich schon einmal gut: “Heftige Kritik übt auch NÖ-Agrarlandesrat Stephan Pernkopf: „Unsere Weiden sind kein Freilichtmuseum, sondern knochenharter Arbeitsplatz sowie Produktionsstätte für wertvolle regionale Lebensmittel unter freiem Himmel. Dessen muss sich jeder bewusst sein, egal, ob er zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs ist. Es gilt Eigenverantwortung. Daher volle Unterstützung für die Almbauern.”
      “Während im Wald freies Wegerecht verankert ist, gilt das auf landwirtschaftlich genutzten Almen nicht generell. Wanderer wurden bisher von den Bergbauern also „wohlwollend geduldet“ – und könnten in letzter Konsequenz mit Zäunen ausgesperrt werden!”
      Bewusstseinsbildung
      https://www.krone.at/1869965

      • bauerhans sagt

        “Während im Wald freies Wegerecht verankert ist…”

        ohne jegliche haftung des waldeigentümers bei uns in D!

        • Stimmt so nicht ganz, wenn ein Weg vorbeiführt hat man sehr wohl eine Verkehrssicherungspflicht, d. h. man muss kontrollieren, ob z. B. dürre Äste abfallen könnten. Und dokumentieren, wenn alles in Ordnung ist.

  9. Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler schildert drei Möglichkeiten, welche die Tiroler Bauern haben:

    1. Tiere zuhause lassen und nicht mehr auftreiben, was eine Verwilderung und Verbuschung des Landes mit sämtlichen Folgen wie Lawinen und Umweltkatstrophen zur Folge hätte.

    2. Tiere nach wie vor auftreiben, jedoch das Almgebiet für sämtlichen Fußgängerverkehr insbesondere mit Hund sperren, weil eine Abzäunung aller Wanderwege praktisch nicht möglich ist

    3. Bauern machen weiter so und nehmen dabei in Kauf, dass im Falle eines ähnlichen Vorfalles die Existenz der bäuerlichen Familie mit Haus und Hof auf dem Spiel steht.

    Nachlesen hier: https://tiroler-bauernbund.at/de/themen/tiroler-bauernbund/index.php?we_objectID=2273

    Die Bauern werden sich für 1. oder 2. entscheiden. Der erste hat schon sämtliche Wanderwege gesperrt.

    • Ich war auch mal auf einer Alm,
      keiner außer mir hatte jemals Beziehung zu Kühen gehabt, sie sind nicht so gefährlich wie Wölfe oder andere Raubtiere, wie die Nichtkuhkenner behaupteten, sie sind friedlich.
      Aber es wurde geschimpft und sich empört, dass man da Tiere herum laufen ließ. Die haben hier nichts zu suchen, hieß es.
      Die sind genau so Teil der Natur, wie wir, antwortete ich und sie haben ihre Berechtigung hier auf ihren bestimmten Pfaden herumzulaufen auch schon länger als wir.
      Vor unserem Wohnzimmerfenster zu Hause laufen auch immer Rehe rum, die haben den Weg auch schon länger als unser Hof steht!
      Es ist ja ein Eingriff in die Natur, die da weg zu jagen, das geht überhaupt nicht, das ist Natur.

      Ab die Besitzer von der Alm die alten Kühe die keine oder wenig Milch noch geben, für die Touristen darum laufen lassen, deswegen die übergroßen Glocken an ihren Hälsen?
      Ob die 70 Kühe hinterm Weidetor auch Glocken hatten, das weiß ich nicht mehr,
      Sie durften jedenfalls nicht von Touristen gestört werden und mußten viel fressen, damit sie viel Milch für Almkäse usw. gaben.

      Sie, die Touristen aus dem Kurheim sind bei der Ankunft schnell vom Bus ins Café gerannt, während ich mir von einer um 20 Jahre älteren Bekannten erklären ließ, wie es Anfang der 60iger da aussah, als sie mit ihrem Verlobten da war. Sie hat mir viel Interessantes gezeigt, aber bestimmt immer wieder mal Kühe mit Glocken dazwischen.
      Bestimmt haben wir auch Kaffee getrunken, aber erinnere ich mich nicht dran.

      Am Abend gegen 17 Uhr fuhren wir wieder mit dem Bus zurück in unser Kurheim.
      Auf einmal sagte der Busfahrer, schaut mal da, wie schlau unsrer Kühe sind.
      Die stehen schon da am Tor der Weide und warten bis sie von Senner geholt werden.
      Vielleicht waren das andere Kühe, jedenfalls eine Herde von 70 Stück.
      Die wurden schon lange nicht mehr mit der Hand gemolken, für 70 Kühe war ein anständiger Merkautomat da und ihre Milch wurde gleich zu ´den verschiedensten Käse verarbeitet. Und in der großen Holzhütte mit Andenken zusammen verkauft.
      Ich glaube meine Bekannte und ich haben da eine schöne Vesper eingenommen, anstatt Kaffee und Kuchen in dem anderen Gebäude!

      Jedenfalls wenn die alle Kühe gekannt hätten und keine Scheu vor ihnen hätten, dann wären weder die Kühe weggejagt worden noch Angst und Vorurteile davor gehabt.

      Kühe greifen nicht an, sie beschnuppern nur.

      Und von einem Bellenden kleinen Hund laufen sie weg und beobachten ihn von der Seite.

      Wie sich allerdings Ammenkühe genau verhalten, weiß ich auch nicht!

      Als Kuhkenner kann ich die Österreicher gut verstehen, die folgendes meinen:
      Wos rennt de Oide mitn Hund bei de Kiah umadum… So bled kaun jo kaner sein. Söwa Schuld.
      Das Thema wird zu hoch gehängt, liebe Leute.

      Wenn man schon mit Mann und Hund in die freie Natur will, dann darf man auch nicht darüber schimpfen und man muss sich auf alle Fälle danach benehmen und die Ereignisse der Natur berücksichtigen.

      Weshalb sollen die Kuhhalter Verantwortung für die Touristenübernehmen?
      Die wissen bestimmt:
      “Nicht die Natur hat sich am Menschen zu orientieren, sondern umgekehrt, der Mensch hat sich an der Natur zu orineiteren. ”

      Die Touristen auch?

  10. Günter Reichard sagt

    Am besten alles absperren, bis es dem Tourismus richtig weh tut.
    Erst wenn die Kasse für die anderen nicht mehr stimmt wird sich was ändern.
    Vielleicht gebrauchen dann andere Bevölkerungsgruppen auch einmal wieder Ihren Hausverstand.
    Schönen Sonntag Günter Bergbauer

    • So ist es Günter,

      wenn sich der Hausverstand durch unsere moderne Kultur nicht geändert hat,

      man braucht neben dem von der Kultur beeinflussten Verstand auch mal wieder den von der Natur beeinflussten Verstand, bzw. Denkweise und den muss man heutzutage wieder lernen.
      Früher war der automatisch da…

    • Bergbäuerin sagt

      Blöderweise kann man in den Alpen von Landwirtschaft allein nicht leben. Die Bauern sind selber auf Zuverdienst im Tourismus angewiesen.

  11. Sabine sagt

    Ich denke, das ist einfach ein tragischer Unfall. Das ist nicht schön, aber die gibt es halt. Und wir werden in den nächsten Jahren sicher mehr davon sehen.
    Mutterkuhhlatung ist oft die einzige Möglichkeit einen Betrieb weiter zu führen. Die Mädels sind oft, anders wie die Milchkühe, nicht so tolerant, was menschliches Fehlverhalten angeht. Wer kann es ihnen verdenken, schließlich haben sie so eine Überdosis Niedlichkeit im Schlepptau.
    Viele Weidetierhalter schaffen sich, teilweise von Naturschutzorgas unterstützt, Herdenschutzhunde an, die zwar oft ihrem Halter und Herden gegenüber sehr liebevoll sind, aber Fremde mögen sie nicht, fremde Hunde schon zweimal nicht.
    Und diese oft großen Hunde müssen noch nichtmals beißen, um Schaden anzurichten. Selbst wenn die einen nur stürmisch begrüßen, muss man sicher auf den Füßen sein, sonst haut es einen um.
    Dann kommt noch das Problem hinzu, was ein Zaun in der Landschaft immer ist. Er ist ein Hindernis für Wildtiere. Grade die mit dicht gespannten mehrfach Drähten und mehrfach mit Litzen ausgerüsteten sehr hohen Schutzzäune, die in der Wolfsdebatte immer wieder gefordert werden, versperren dem eh schon verunsicherten Wild gewohnte Wege.
    Bisher wurden bei uns z.B. Zäune nur mit zwei Drähten bespannt. Pferde und Milchkühe halten sich in der Regel an diese eher symbolische Grenze, selbst wenn kaum Saft drauf ist und Reh und andere Wildtiere passieren sie ohne sich darin zu verheddern.
    Stacheldraht auf der Alm, möglichst in dem Fall halt nicht einbruchs-, sondern auch ausbruchssicher, versperren nicht nur dem Vieh und großem Wild den Weg und selbst kleinere Wildtiere werden betroffen sein.
    Greifvögel, die gerne in Ansitztechnik jagen, werden ihren Vorteil schnell erkennen und nutzen. Hier bei uns leben die Feldhasen jedenfalls lieber da, wo kein Weidezaun und keine Greifvogel-Krücke steht. Also heißt es vllt. bald in vielen Gegenden: Tschöö Häschen. Dabei wollen wir doch so gerne mehr kleine Säuger und Bodenbrüter, oder?
    Dabei wäre es doch gar nicht so schlimm, wenn wir das tun, was viele andere Länder grundsätzlich machen. Touris nur mit Guide losschicken.
    Eine Arbeitskollegin von mir war gerade letztes Jahr in Asien davor in Südamerika. Die jeweiligen Guides waren immer dabei egal, ob es zum Elefantenwaschen im Arbeitselefanten-Altersheim ging oder man Alpakas streicheln wollte. Der Guiede wusste auch alles, egal ob es um die Tracht der Eingeheimischen ging oder um Tiere oder Pflanzen und das gleich mehrsprachig. Freundlich und ganz neben bei achtete er auch darauf, dass niemand seine Rotzfahnen oder anderen Müll fallen ließ. Sie fand es super. Sie hätte wohl die hälfte der Sachen nicht gesehen, wenn die Guides nicht mit dabei gewesen wäre.
    Billig war das nicht, aber billig urlauben kann man ja am Ballermann.
    Also warum machen wir es nicht auch so? Erlebnispaket Alm: Eine Woche wandern in den Alpen mit Guide. Jede Menge Infos über Natur und Kultur vllt. sogar mit Besuch eines Hofes. Da darf man sich vllt. auch mal probeweise beim Heumachen versuchen, melken und Kühe streicheln. Sowas halt, was man sonst nicht macht.
    Das doofe an unserer Art raus in die Landschaft zu gehen ist nämlich, dass wir zwar dadurch laufen, aber oft nix wirklich sehen.
    Und was man nicht sieht, dass schütz man nicht.
    Wäre es nicht schön, wenn nach so einem Urlaub der nicht mehr ganz so gestresste Flachlandbewohner über das Liebesleben der Murmeltiere Bescheid wüsste, alle Kräuter und Blumen für einen ordentlichen Weihestrauß kennen lernt und einen guten, traditionell gemachten Käse von der salzüberfrachteten Billigware auf den ersten Biss unterscheiden könnte? Es gibt so viele tolle Sachen auf dem Land, man muss sie nur richtig verkaufen. Warum haben wir eigentlich keine Kuh-Tanz-Tag? Die Dänen sind jedenfalls ganz begeistert von ihren tanzenden Kühen.

    • fingerphilosoph sagt

      Erinnert mich an den Förster, der ein Plakat von einem Baum mit in den Wald nahm, es dort an einen Baum hängte und seiner Gruppe den Baum anhand dieses Plakates erklärte. Selbstverständlich starrten alle wie gebannt auf das Plakat und waren hinterher der Meinung, viel über Bäume gelernt zu haben. Brauchen wir wirklich für alles und jedes Leute, die anderen Leute die Welt erklären? Darf man jetzt nicht mal mehr ohne Anleitung wandern und spazierengehen? Wenn das so ist, dann ist Europa wohl doch verloren.

      • Nicht die Natur hat sich am Menschen zu orientieren, sondern umgekehrt, der Mensch hat sich an der Natur zu orientieren.

        Wir oft gibt es in den Massenmedien Ratschläge für den einfachen Waldspaziergang im Wald, besonders bei hoher Trockenheit oder Sturm!.
        Und auf der Alm gibt es noch mehr zu beachten, oder?

        Natürlich brauchen wir Fachleute wie Förster die uns ihre Welt erklären.
        Es gibt Fachleute für jede Disziplinen, wovon Ottonormalverbraucher recht wenig Ahnung hat !
        Sogar Anwälte verdienen daran!

        Altmodische Leute, die das nicht wissen und keinen Respekt vor der Natur haben, sind entsetzt darüber.

        nd Philosophen haben Stoff zum philosophieren dazu, oder?
        „Von Natur zur Kultur“

      • Sabine sagt

        Scheinbar braucht es das. In meiner Erinnerung versucht die Stadt schon immer am Aachener Weiher in Köln die Leute davon abzuhalten, ihre Brotreste im Weiher zu verklappen und wehrlose Entenmamas kiloweise mit knüppelhartem Brot zu bombardieren.
        Der Erfolg mag sich einfach nicht einstellen und jedes Jahr verrecken gerade die süßen Entenküken reihenweise an dem Rotz ganz elendig.
        Statt noch mal nochmal vierzig Jahre darauf zu warten, dass der Bevölkerung mehr Hirn wächst oder sie die für ihr schon ausreichendes Hirn eine Gebrauchsanleitung finden, wäre es meiner Meinung einfacher jeden der mit solchen Wurfgeschossen den Park betritt, abzufangen und wegen versuchter Tierquälerei zu 20 Arbeitsstunden Müllaufsammeln im Park zu verdonnern.
        Diesen Vorschlag hatte ich auch schon mal gemacht… damals als ich noch in der Domstadt wohnte, aber irgendwie fanden alle anderen Anwohner, dass die Leute doch bestimmt irgendwann ihr Verhalten ändern würden. Nix is, mit anderem Verhalten. Da landet immernoch an jedem sonnigen Wochenende die Tagesproduktion einer Brotfabrik im Tümpel.
        Die Bauern auf den Almen, aber auch die in anderen empfindlichen Ökosystemen, haben keine vierzig Jahre in denen sie vergeblich darauf warten könnten, dass die sicher gern gesehenen Besucher ihren Kopf nicht nur zum Tragen einer schicken Sonnenbrille benutzen.
        Wer es sich leistet für ein paar Wandertage den Jack Wolfskin Store halb leer zu kaufen, der kann auch 30 Euro am Tag für einen Guide abdrücken.
        Die Leute, die das nicht können, fliegen eh viel lieber mit Ryan für nen Fuffi nach Malle und bezahlen höchstens noch was extra dafür, dass Enrico im Bierkönig dafür sorgt, dass sie mit Sicherheit von keiner Erkenntnis behelligt werden und keinerlei Erinnerungen an ihren Urlaub zurückbehalten.
        Und nein, ich bin nicht böse. Jedenfalls nicht was die mit Bier druckbetankten und mit Wodka-Lemon gut durchgespülten Malle-Urlauber angeht. Vor denen verbeuge ich mich tief, denn die können noch mit einem völlig in Alkohol eingelegtem Hirn, noch genügend Courage aufbringen Rechtsextremen die Tür zu weisen. Was viele im Mutterland ja anscheinend auch nüchtern nicht mehr zu Wege bringen.

    • Bergbäuerin sagt

      In meiner Jugend war es ein absolutes No-Go, auf eine Almwanderung einen Hund mitzunehmen. Heute lassen sich Touristen das nicht mehr verbieten. Alle Unfälle der letzten Jahre wurden von den Hunden der Wanderer provoziert. Deswegen überlegt man jetzt als Reaktion auf das Urteil auch ein Hundeverbot.

      • Das wäre dann ein sinnvolles Urteil, früher hat das ein jeder gewußt, dass man keine Hunde zwischen die Kühe mitnehmen darf. Deswegen war es früher bestimmt selbstverständlich auf eine Almwanderungk einen Hund mitzunehmen..

        Wenn die Urlauber schon das echte Landleben dort erleben wollen , dann müssen sie eben einen Naturführerschein machen.
        Nicht die Natur hat sich am Menschen zu orientieren, sondern umgekehrt, der Mensch hat sich an der Natur zu orineiteren.

    • Bergbäuerin sagt

      Sabine, früher war es ja genau so! Da hätte sich gar niemand in die Berge getraut, ohne die ersten paarmal einen Erfahrenen mitzunehmen. Wie oft haben sich neue Bekannte darüber gefreut, wenn ich sie eingeladen habe auf eine Hüttentour mitzukommen. Da war man dann vollauf damit beschäftigt, alles zu erklären: Ausrüstung, Tritt-Technik, Einteilung der Kräfte, Beobachtung des Himmels (die nächsten 6 Stunden konnten wir allemal ohne Wetterbericht vorhersagen), Verhalten gegenüber Weidetieren – und vor allem, was man alles NICHT braucht. Man war ja gerne bereit, sich auch einmal den Rucksack eines allzu müden Neulings zusätzlich vor die Brust zu schnallen, aber nicht, wenn der es keine paar Tage ohne einen 1000-seitigen Roman als Bettlektüre aushalten konnte. Wer beim ersten Frühstück auf der spartanischen Hütte in einer Deo – Wolke erschien, wurde humorvoll als Greenhorn entlarvt. 1 x täglich oft kaltes Wasser und eine kleine Seife – sonst nix. Noch vor 15 Jahren stand in meiner für Neulinge abgefassten Checkliste: “Ein verschwitztes T-Shirt stört abseits der Zivilisation niemanden.” (Das dürfte ich heute nicht mehr schreiben.)
      Und dann gabs viel zu erzählen über ökologische Zusammenhänge, Naturvorgänge, Almwirtschaft.
      Mein Gott, wo ist diese grandiose Feierlichkeit geblieben, die solche Unternehmungen damals hatten? Die Köpfe voll von den alten “indigenen” Liedern mit ihrer Magie, angestimmt bei jeder Assoziation, mit der die Natur dazu einlud. ” ….Dort beim brülladn Wosserfoj hear i d`siaße Nochtigoj ….” “Und i liaß ma koa Laundstroßn baun üba mei Ojm, oba a bissal a Gangsteigale liaß i ma gfojn ….” “Geh nit aussi, du kloana Pinzga, geh nit aussi, du kloana Bua, denn do draußn is`s goa so finsta, hot a Großa jo z`toa gnua ……” “…Und a Schneeal hot`s g`schniem, und da Tauern is zua, und hiaz konn er neama uma, mei Lungauer Bua.” “Is scho still uman See, hear de Ruada schlogn und an Vogl im Rohr drin ba da Finsta klogn” (Laut lesen hilft 🙂 )
      Und für Hundebesitzer: “Oba hin üba d`Ojm, her üba d`Ojm, hear ia a kloans Hündal kolln, g`herd net mein, g`herd net dein, werd von an Jagersbuam sein.”

      Ob man dorthin wieder zurück könnte im Zeitalter der Google-Gelehrten?

  12. fingerphilosoph sagt

    Über einen längeren Zeitraum betrachtet, ist das Verhalten der Menschen durchaus in sich stimmig. Menschsein bedeutet: sich aus der Natur herauszulösen, die Natur abzuschaffen, die natürliche Umwelt durch eine künstlich-technische zu ersetzen. Das Ganze nennt man Zivilisationsprozess.
    Kurz und gut: da Weidehaltung “natürlicher” ist als Stallhaltung, wird sie von verschiedenen Kräften zunehmend verunmöglicht.

    Die Entwicklung läuft auf die Abschaffung der Weidehaltung hinaus, wenn alles Geschwätz von angeblich “naturnaher Landwirtschaft” mal ausgeblendet und die Realität betrachtet wird, die darin besteht, dass die Ställe immer größer werden.

    Das in sich stimmige Ziel besteht darin, Fleisch industriell in immer größeren Fabriken zu erzeugen, und ob das nun in Form von Kühen, Schweinen, Insekten, Krill oder Kunstprodukten (ohne Tier) geschieht, ist dabei von nachrangiger Bedeutung. Das zweite in sich stimmige Ziel besteht in einer Umverteilung des ländlichen Bodenbesitzes.

    In diesen Kontext der Abschaffung der Weidehaltung gehören:
    1. der enorme Rückgang des Schafbestandes inklusive Ersetzung von Wolle durch Synthetikfasern, wobei Schafherden, die mit einem Schäfer über Land ziehen, eigentlich die Tierhaltungsform ist, die den Anspruch von Naturgemäßheit und Tiergerechtigkeit am besten erfüllt.

    2. die Verunglimpfung des Fleischgenusses als schädlich für Natur und Umwelt. Dazu muss man wissen, dass einst trotz Eiszeit riesige Tierherden mit Millionen von Exemplaren über den eurasischen Kontinent gezogen sind: Antilopen, Rentiere, Hirsche, Wisente, Mammuts. Vor 1,5 Mio. Jahren waren Elefanten und Wollnashörner um 1/3 bis 1/2mal größer als heutige Exemplare. Die gewaltigen Tierherden waren damals offenbar nicht imstande, das Klima zu erwärmen, wie das der Nutztierhaltung heute unterstellt wird.

    3. die Verunglimpfung gerade von “rotem” Fleisch als gesundheitsschädlich und krebserregend. Die Jäger und Sammler haben über ca. 2 Millionen Jahre überwiegend “rotes Fleisch” gegessen, der menschliche Körper müsste darauf also inzwischen bestens adaptiert sein.

    4. Die Wiederansiedlung des Wolfs, der Weidehaltung zunehmend schwieriger und teurer macht.

    5. Die wachsende Flut von Vorschriften und Kontrollen, die besonders Tierhalter dazu bringen, das Handtuch zu werfen.

    6. Die Beanspruchung von Land und Landschaft durch Touristen, Biker, Jogger und andere Stadtbewohner.

    7. Nun neuerdings die Haftbarmachung von Landwirten wie oben geschildert.

    Die Abschaffung der Weidehaltung ist ein Fortschritt im Hinblick auf die Herauslösung des Menschen aus der Natur. Die Abschaffung der Weidehaltung macht den Menschen wieder ein Stück weit unabhängiger von der Natur und verschafft ihm mehr Kontrolle über die Nahrungsmittelerzeugung. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Kühe von den Almen verschwinden werden.

    Das agrarische Zeitalter geht zu Ende. Es wird vom industriell-elektronischen abgelöst.

    • Die Nutztiere sind ja nur klimarelevant, weil sie so viele Soja brauchen, damit es qualitativ besseres Fleisch und Milch für ihre Produkte (Wurst, Käse, Joghurt) gibt.
      Und in Zeiten der Massentierhaltung wird eben zu viel konsumiert, oder?
      Das tut der Ökologie bestimmt nicht gut!
      Denn dann sind die Rückstände von dem Sojaeiweiß als Nitrat in der Gülle, und wohin damit?
      Woher weißt du, dass die Jäger und Sammler kein Fettes Fleisch gegessen haben?
      Ja, hast Recht, das agrarische Zeitalter geht schon seit der Industrialisierung zu Ende. Es wird vom industriell-elektronischen abgelöst.
      Seit dem gibt es Städter (Nichtlandwirte, die sich aus der Natur herauszulösen,) und Bauern, die sich in der natürlichen Umwelt auskennen!
      Jeder hat sein berufliches Fachgebiet!
      Ja, das ganze nennt man Zivilisationsprozess von
      Natur zur Kultur und dafür braucht man Spezialisten, bzw. Fachleute wie Bauern und Förster, die damit verantwortungsvoll mit umgehen können, deswegen muß man sie respektieren oder nicht?

      • Brötchen sagt

        Inga in der vorsojazeit wurde vorwiegend fisch und Tiermehl als eiweissquelle genutzt. Stickstoffausscheidung en sind nur erhöht, wenn über dem Bedarf gefüttert wird. Heute wird noch viel mit synthetisches Aminosäuren ergänzt, die mikroibiell erzeugt werden. So kann man rel. genau am Bedarf füttern. Jede Fütterung über dem Bedarf belastet den Stoffwechsel, vor allem bei Jungtieren puffert das eiweiss, die Säure im Magen.
        Fischmehl enthält ca. 70% Protein, Soja ca. 45%. Dieses hochprozentige sojaprodukt gibt es erst ca. 10 Jahre. Erreicht man durch schälen und zucht.

        • Vielen Dank für diese Information, Brötchen,

          aber die Tiere werden mit synthetisches Aminosäuren gefüttert und stellen so die angenehmen Aminosäuren für uns in ihrem Fleisch her?

          Das macht dann den Tieren nichts aus?
          Kann man denn dann noch mit Gülle überdüngen?
          Wenn die Bauern auch den Mineraldünger sehr genau ausbringen, dann kann man ja von zu viel Nitrat im Wasser und Boden nicht mehr reden, oder?

          • Heinrich Steggemann sagt

            @Inga
            Durch die nährstoffangepasstere Fütterung fallen heute pro Mastschwein nur noch ca. 60 bis 70 % der Düngesalze an, wie vor ca. 30Jahren. Tendenz weiter sinkend.
            Um die Stickstoffeffizienz im Boden weiter zu steigern, sollten wir die Vielfalt des Bodenlebens hochfahren, das immer dann freies Nitrat in die eigene Biomasse einbaut, wenn es von den Pflanzen gerade nicht gebraucht wird bzw. den Stickstoff kurzfristig für die Pflanzen bereitstellt, wenn ein erhöhter Bedarf während des Wachstums besteht. Der Spitzenbedarf wird heute auf unserem Betrieb neben der Gülle durch zusätzlichen Mineraldünger abgedeckt. Den Mineraldünger möchte ich auf Dauer einsparen. Um keine Ertragsverluste zu erleiden, muss bis dahin das Bodenleben fit sein, durch möglichst ganzjährig lebende Wurzeln im Boden, die das Bodenleben über Wurzelexsudate (flüssiger Kohlenstoffweg) mit Energie versorgen.

    • Heinrich Steggemann sagt

      @fingerphilosoph
      Zu 2. Die gewaltigen Tierherden waren aufgrund der im Rudel jagenden Raubtiere immer in Bewegung und haben dadurch mehr Aufwuchs zu Boden getrampelt und mit der Mikroflora aus ihrem Verdauungstrakt beimpft, als was sie gefressen haben. Dadurch gab es ein sehr aktives Bodenleben mit viel Humusaufbau und damit Kohlendioxidentnahme aus der Atmosphäre. Der Methanausstoss wurde durch das Mikroklima des Graslandes und durch methanliebende Bakterien neutralisiert. Dazu Allen Savory oder Anita Idel googlen. Diese Zusammenhänge versucht man mit entsprechenden Massnahmen auf den heutigen Ackerbau und die Grünlandbewirtschaftung zu übertragen, um den Humusaufbau durch den flüssigen Kohlenstoffweg nach Christine Jones und der Vervielfältigung des Bodenlebens
      nach Elaine Ingham zu steigern. Besuche aktuell eine Weiterbildung zu diesem Thema, der regenerativen Landwirtschaft.

  13. Mausschubser sagt

    Bin mal gespannt, wann bei uns der erste Herdenschutzhund in die Schlagzeilen kommt und in welche Richtung die öffentliche Meinung dann kippt.

    • Bergbäuerin sagt

      In Österreich haben Tierschützer die Haltung von Herdenschutzhunden gerade erst verunmöglicht, indem sie darauf bestanden haben, dass die Vorschrift einer Hundehütte und das Verbot einer Haltung innerhalb von Elektrozäunen auch für Herdenschutzhunde weiterhin gültig bleiben müssen.
      In der Schweiz hat es 2017 30 Beißattacken auf Menschen und ihre Hunde gegeben, daher hat der Kanton Uri Herdenschutzhunde im Sinne des Tourismus bereits wieder verboten.

  14. Arnold Krämer sagt

    In der Landwirtschaft wimmelt es nur so von Zielkonflikten. Wenn dies von allen Interessentengruppen anerkannt und eingestanden wird, ist das schon ein Schritt in die richtige Richtung. Bisher ist das erkennbar bei vielen Themen jedoch nicht der Fall. Nur wenn die Zielkonflikte klar benannt werden, kann eine halbwegs gerechte und sinnvolle Güterabwägung stattfinden.

    • bauerhans sagt

      es wimmelt von forderungen an die landwirtschaft,denen der bauernverband als selbsternannte interessensvertretung nichts konkretes entgegen hält!
      es geht in erster linie um viel geld,das jetzt sozialer und ökologischer verteilt werden soll.
      kleine betriebe,die besonders gefördert werden sollen,werfen reihenweise das handtuch.

      • Gebhard Aierstock sagt

        Forderungen stellen ist ja auch viel einfacher als sachlich dagegen zu argumentieren und wenns dann den Forderungsstellern nicht passt wirst du übel verunglimpft

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Der Bauernverband ist KEINE selbsternannte Interessenvertretung sondern die Interessenvertretung ihre Mitglieder.
        Nichtmitglieder werden nicht vertreten, sondern die sind die Schmarotzer, die von den Bauern, die mit ihren Beiträgen den Verband finanzieren, profitieren.

        • OldMuppet sagt

          Dass der Bauernverband nicht alle Bauern vertritt, ist offensichtlich.
          Das ist auch ok – wenn das nur auch so gesehen und dargestellt würde.
          Daß aber alle Nicht-Mitglieder Schmarotzer seien, sieht definitiv nur die Hälfte der Medaille.
          Natürlich bekommen sie gewisse “Errungenschaften” mit ab. Da ist aber so manche Kröte drunter…
          Man könnte also auch sagen: Sie sind leidtragende des Bauernverbands… (so wie einige Mitglieder auch, immer wieder… und trotzdem überwiegt bei manchen der Hang zum Verband).
          Manche anderen organisieren sich in alternativen Verbänden, manche in weniger großen Zusammenschlüssen…
          Wie gesagt, das wäre weder verwunderlich noch weiter schlimm, daß sich jeder da vertreten fühlt, wo auch seine Sache vertreten wird.
          Ärgerlich ist nur, daß der Bauernverband sich selber ständig als den Vertreter aller Bauern generiert.

          Jahrelang hat er doch das Wachsen-und-Weichen mitgetrieben.
          Ich habe irgendwann mal gefragt: Wie kann sich da ein Bauer eigentlich vertreten fühlen?
          Ein Kollege antwortete: Na, die die übrigbleiben, die …..

          Ich will mich nicht pauschal gegen den Bauernverband aussprechen. Er vertritt die Interessen mancher, evtl. sogar vieler Bauern. Hoffentlich. (Wenn man sich mal die Kartell-Untersuchungen aus Sonnleitner-Zeiten anguckt, könnte man durchaus ins Zweifeln kommen…).
          Aber ich glaube, es wäre durchaus hilfreich (für langfristig tragfähige Lösungen), mal mehr als eine Lobby-Stimme anzuhören.
          (Und nein, ich rede nichtmal vom Naturschutz o.ä…. sondern z.B. von AbL, BDM, etc. pp Und eben den BV).

          Eine Sache, die mich am Bauernverband allerdings massiv stört:
          Daß er in seinen Hausblättern auf plumpste Weise ständig Fronten reproduziert.
          Feindbilder schafft, statt Dialogbereitschaft.
          Aber auch das konnte mir ein Berufskollege (und BV-Mitglied) erklären: So kann er sich dann als Retter generieren und macht sich unentbehrlich.

          Auch darüber könnte man evtl. noch schmunzeln… trautrig wirds erst, wenn Mitglieder dem auf den Leim gehen.

          Ich verstehe, daß es Interessenvertretungen braucht.
          Aber manchmal (unabhängig vom jeweiligen Verband, gilt auch für Genossenschaften etc.) denke ich mir, sollte man vielleicht etwas genauer hinschauen, wie gut dieses Mandat denn wirklich erfüllt wird. Oder ob der Vertreter einem nicht doch einen Bärendienst erweist. Und dann flexibel reagieren, statt allzu starr an einer (tradierten) Verbandsangehörigkeit festzuhalten.

          Tut mir leid… das hat jetzt wenig mit dem eigentlichen Artikel zu tun. (Die Almbauernvertretung kenne ich nicht… außer daß es da von irgendwem Hochglanzbroschüren gibt und medienwirksame Politikerwanderungen dann und wann… kann ich nciht sagen, wie gut sich z.B. der betr. Landwirt/Kuhbesitzer grad akut von ihr vertreten fühlen könnte…).

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Der Bauernverband kann nur seine Mitglieder vertreten, für die anderen hat er kein Mandat. Jedes Mitglied kann sich einbringen und es besser machen. Was mich stört, ist, dass man in der Öffentlichkeit den Bauernverband kritisiert, das ist genau das, was den Bauernhetzer freut,
            den Keil zwischen Bauern und ihrem Verband.

            Kritisieren – ob berechtigt, oder auch nicht – ja, in den Versammlungen, oder noch besser, direkt ansprechen, so sollte es sein.

            • OldMuppet sagt

              Als Aufgabe der Mitglieder: da stimme ich Dir zu.

              Ansonsten glaube ich nciht, daß ein “Bauernhetzer” ein Interesse daran hat, einen Keil zwischen Landwirt und BV zu treiben – das würde ja unterstellen, es ginge ihm tatsächlich darum, ‘den’ Bauern zu schaden, es wäre ein regelrechter Krieg: Gegeneinander, nicht um die Sache.
              (Und das glaube ich doch noch, egal wie uninformiert und oft ungerechtfertigt manche Kritik ist, wie falsch sie landet: Daß es auch den “Konsumenten” um die/eine Sache geht).

              Im Gegenteil würde es den Bauern m.E. sogar in der öffentlichen Wahrnehmung nützen, wenn er nicht synonym mit der BV-Masse gesehen werden.
              Denn dann erst ist möglich, zu sehen was und wie in der Landwirtschaft tatsächlich läuft – wenn man hinter die Aussagen eines BV gucken kann.

              Also mehr Bauer Willis als Funktionäre, die zitiert werden und mit ihrem ‘kriegerischen’ Auftreten Ressentiments noch schüren.
              Oder einfach: Mehr Menschen als Fonten.

              Denn das erlebe ich schon: Daß es eine Stimmung gegen … naja, gegen den BV nur bei denen, die sich etwas auskennen, aber grundsätzlich gegen diese Haltung gibt in der Bevölkerung.
              Dem einzelnen Landwirt will gar keiner was. Aber wehe, er verfällt in die üblichen Parolen (“Wir” arme Bauern etc.) – dann kommen sofort welche zurück (Subventionsempfänger/Giftspritzer etc.).
              Und dabei ist mir jetzt grad egal, wer im einzelfall “angefangen hat”. Wichtig ist, wer das durchbricht!

              Ok… ich bin auch nach wie vor der Meinung, daß die unerträgliche Haltung gegeneinander nur durch Annäherung (Aufklärung etc.) gelingt – nicht mit einem Krieg, in dem einer gewinnen muss und der andere verlieren.
              Das wird nicht funktionieren. Keiner kommt wirklich ohne den andern aus.

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