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Immunfleisch? Nein, danke!

Ein Gastartikel vom Fingerphilosoph, der eine Frage zu unserem Artikel zur Immunokastration hatte, die wir nicht beantworten konnten. Wer kann ihm weiterhelfen? Wir stellen den Text zur Diskussion.

In Zeiten von social media wird jede Woche eine andere Sau durchs Dorf getrieben. Derzeit geht es nicht um die Sau, sondern um den Eber, dessen Fleisch bei unkastrierten ausgewachsenen Tieren einen speziellen Geruch hat. Soll das Schweinefleisch lecker schmecken und sich gut verkaufen, müssen männliche Ferkel kastriert werden. Soweit die Logik und die bisherige Praxis, die allerdings im Widerspruch zu tierethischen Forderungen steht, wonach keinem Tier unnötiger Schmerz zugefügt werden darf.

Ein schier unlösbares Problem

Machen wir uns nichts vor! Die total schmerzlose Kastration ist eine Illusion. Selbst wenn die Hoden unter Vollnarkose entfernt werden, setzt der Wundschmerz ein, sobald die Narkose abklingt. Operationen verlaufen nun mal nicht schmerzlos. Das schier unlösbare Problem besteht also darin, schmackhaftes Fleisch wie von kastrierten Ebern zu bekommen, ohne die Kastration eigenhändig durchführen zu müssen. Der erfinderische Mensch hat auch hier eine Lösung parat: er lässt die Eber sich selber kastrieren und wäscht seine Hände fortan in Unschuld. Konkret sieht das so aus, dass der Mensch mittels eines Tricks das Immunsystem des Ebers gegen dessen Hormonsystem in Stellung bringt.

Das Immunsystem

Das Immunsystem schützt normalerweise vor Krankheitserregern wie Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten. Auch zerstört es entartete körpereigene Zellen wie beispielsweise Krebszellen. Das Immunsystem ist der Ort, wo generell über Gesundheit und Krankheit, ja über die Lebensfähigkeit eines Organismus entschieden wird. Eine Impfung hat normalerweise den Zweck, das Immunsystem zu trainieren, damit es die beiden genannten Aufgaben besser erfüllen kann.

Das Immunsystem arbeitet in der Regel nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Wenn Eindringlinge wie Viren, Bakterien und Pilze oder entartete körpereigene Zellen die Schlüssel sind, so bildet das Immunsystem dazu die passenden Schlösser, also die jeweiligen Antikörper, die sich passgenau auf die Schlüssel setzen – andocken – und für die Zerstörung sorgen. Die Passgenauigkeit ist notwendig, damit nicht versehentlich für den Körper lebensnotwendige Mikroorganismen (wie Darmbakterien) oder gesunde Zellen angegriffen werden. Wenn das Immunsystem gesunde körpereigene Substanz angreift, spricht man von einer Autoimmun-Erkrankung. Diese Erkrankungen sind in der Regel kausal nicht behandelbar und häufig auch sehr schmerzhaft.

Die chemisch-technische Lösung für ein gutes Gewissen

Um das Immunsystem gegen das Hormonsystem in Stellung zu bringen, wird dem Eber ein synthetisches, selbst nicht hormonell wirksames GnRH-Analogon gespritzt. GnRH ist ein sogenanntes Releasing Hormon. Es wird im Hypothalamus, einer wichtigen Zwischenhirnregion, gebildet und setzt die Produktion von Geschlechtshormonen in Gang. Mit dem GnRH-Analogon wird nun, wie ich das verstanden habe, ein gezinkter Schlüssel gespritzt, der das Immunsystem des Ebers dazu bringt, Antikörper zu produzieren, die anschließend das körpereigene Hormonsystem angreifen und die Ausbildung von Geschlechtshormonen verhindern. Es handelt sich bei dem gezinkten Schlüssel also um eine bewusste Fehlinformation ans Immunsystem, auf neudeutsch um Fake News oder eine False-Flag-Aktion, die im inneren Milieu des Ebers eine kriegerische Verteidigungsaktion auslöst. Oder anders ausgedrückt: Die Impfung mit dem synthetischen GnRH-Analogon erzeugt beim Eber eine Autoimmunerkrankung, deren Leitsymptome Schrumpfhoden, Verschwinden des arttypischen Geruchs und Lethargie (bzw. nachlassende Aggressivität) sind. Es sind Symptome für eine Erkrankung, auch wenn diese Symptome aus menschlicher Sicht gewollt sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das Tier nach einer solchen Behandlung wohl fühlt. Womöglich ist die chirurgische Kastration trotz Wundschmerzen das kleinere Übel.

Offene Fragen zu den Antikörpern

Der gezinkte, durch zwei zeitlich versetzte Spritzungen verabreichte Schlüssel wird, wenn man den Aussagen der Experten glauben darf, im Organismus relativ schnell wieder abgebaut. Außerdem zeigt er bei oraler Aufnahme keine Wirkung. Als Argument für die Methode wird deshalb gern angeführt, dass man das Fleisch von der Einstichstelle direkt nach der Impfung essen kann. Der Schlüssel ist jedoch gar nicht das Problem.

Das Immunsystem des Ebers hat bis dahin nämlich noch gar nicht reagiert. Das ist erst der Fall, wenn sich die Einstichstelle nach Stunden oder Tagen rötet und das Schwein erhöhte Temperatur bekommt. Und erst nach der zweiten Spritze treten offenbar die erwünschten Symptome auf, nämlich das Verschwinden des Geruchs und die Schrumpfung der Hoden.

Die Frage, die mir bislang niemand zu meiner Zufriedenheit beantwortet hat, ist, ob die  für die Schlüssel attestierte Unbedenklichkeit auch für die Schlösser gilt, also für die vom Immunsystem erzeugten Antikörper. Niemand konnte mir bislang Studien nennen, die diese Antikörper zum Forschungsgegenstand haben. Da nach der Schlachtung das Eberfleisch den arttypischen Geruch vermissen lässt, ist davon auszugehen, dass sich Antikörper im Fleisch befinden, auch wenn der gezinkte Schlüssel längst nicht mehr vorhanden ist.

Antikörper sind Eiweißkomplexe, die normalerweise bei der Verdauung in Aminosäuren zerlegt werden und deshalb keinen Schaden anrichten, wenn man sie mit der Nahrung zu sich nimmt. Allerdings gibt es durchaus auch Eiweißkomplexe, die durch die Verdauung nicht zerlegt werden, beispielsweise unspezifische Immunglobuline, die mit der Muttermilch weitergegeben werden. Oder atypisch gefaltete Proteine wie Prionen, die seinerzeit aller Wahrscheinlichkeit nach BSE (Rinderwahn) hervorgerufen haben.

Man kann meiner Ansicht nach nicht automatisch davon ausgehen, dass es sich bei den durch eine False-Flag-Aktion erzeugten Antikörpern um ganz normale Antikörper handelt. Tatsächlich sind es ja doch pervertierte Antikörper, die das an sich gesunde Hormonsystem blockieren. Es handelt sich hier um ein Novum, auf das sich bisherige Kenntnisse über Antikörper nicht ohne Weiteres übertragen lassen. Was zum Schutz des Konsumenten auf jeden Fall sichergestellt werden muss, ist, dass diese Antikörper, wenn sie mit dem Fleisch zusammen gegessen werden, nicht etwa krebserregend wirken. Es ist in meinen Augen verantwortungslos, wenn entsprechende Forschungen aus finanziellen oder sonstigen Gründen unterbleiben.

Nein, danke!

Ich habe erstens keine Garantie dafür, dass das Tier durch die Prozesse, die künstlich in seinem Körper ausgelöst werden, nicht leidet. Ich kann mich zweitens nicht darauf verlassen, dass die durch eine Fehlinformation erzeugten Antikörper in meinem eigenen Organismus mittel- und langfristig keinen Schaden anrichten. Drittens gefallen mir solche Methoden wie die beschriebene grundsätzlich nicht.

Deshalb will ich kein Fleisch von derart behandelten Tieren essen, das meiner Ansicht nach unbedingt als solches im Handel speziell gekennzeichnet werden muss. Ich bin Bauer Willi und einigen Kommentatoren hier dankbar, die mich darauf hingewiesen haben, dass bei Schweinefleisch aus Australien, Biofleisch sowie Iberico-Schinken diese Methode schon jetzt zur Anwendung kommt, für mich ein Grund, ab sofort darauf zu verzichten.

-fp- der fingerphilosoph

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41 Kommentare

  1. Schweineversteher sagt

    Ich weiß jetzt nicht, ob das die Bedenken des Fingerphilosophen beseitigt und ob es für jeden verständlich ist, aber zu den Antikörper kann ich aus meiner langjährigen Beschäftigung mit dem Thema so viel sagen:

    Unzählige Antikörper zirkulieren im Blut jedes Schweins, diese Antikörper werden als Reaktion auf Erkrankungen und/oder Impfungen gebildet. Antikörper im Fleisch werden nicht als ein Problem für die Lebensmittelsicherheit angesehen, dies begründet sich wie folgt:
    • Die Antikörperkonzentration im Fleisch/Gewebe liegt wesentlich niedriger als jene im Blut (nur ca. 20%)
    • Immunglobuline (Antikörper) sind Proteine, welche in unterschiedliche Klassen eingeteilt werden. Bei Schweinen zirkulieren im Blut hauptsächlich IgG und IgM2. IgG und IgM werden sehr schnell durch Pepsin, einem Verdauungsenzym verdaut.
    • Zusätzlich wurde die orale Aufnahme von Immunglobulinen bei Neugeborenen intensiv studiert. Die Aufnahme bei Schweinen, Rindern oder Schafen ist nur innerhalb der ersten 24-36h möglich. Die Aufnahme wird ermöglicht, da erst in den Stunden nach der Geburt zunehmend Pepsinogen (Vorstufe von Pepsin) und Salzsäure sezerniert werden und das Kolostrum Inhibitoren für Verdauungsenzyme enthält.
    • Dagegen werden bei Menschen oder anderen Primaten keine Antikörper aufgenommen. Diese besitzen einen anderen Plazentatyp und erhalten bereits vor der Geburt Antikörper von der Mutter.
    • Hinzu kommt noch ein weiterer Faktor: in dem extrem unwahrscheinlich Fall, dass doch Antikörper den Blutstrom erreichen sollten, würde es zum Ausbilden einer Immunantwort gegen diese kommen, da es sich um Antikörper einer fremden Spezies und keine menschlichen Antikörper handelt. Dieser Effekt ist im Zuge der Entwicklung monoklonaler Antikörper (z.B. zur Krebstherapie) für die Humanmedizin gut erforscht. Diese wurden anfangs in Mäusen erzeugt, was sich aufgrund der Inaktivierung (s.o.) durch das Immunsystem als problematisch herausstellte (Monoklonale AK werden per Injektion verabreicht, um den Verdauungstrakt zu umgehen).

    • Mausschubser sagt

      Sie haben jetzt ausführlich erklärt, dass der Genuss dieses Fleisches für den Menschen (sehr wahrscheinlich) unbedenklich ist. Was ist mit dem Schwein? Kann man da sagen, es empfindet nichts?
      Diese Frage ist in der Abwägung doch ebenso wichtig.

    • fingerphilosoph sagt

      Antikörper werden, wie Sie sagen, normalerweise gegen Erkrankungen (Infektionen durch Fremderreger oder entartete körpereigene Zellen) und aufgrund von Impfungen (Training des Immunsystems gegen Fremderreger durch abgeschwächte oder getötete Erreger) gebildet.
      Das ist der normale Prozess, auf den sich das Verdauungssystem evolutionär eingestellt hat. Auf normalem Wege gebildete Antikörper sind deshalb für den Fleischesser kein Problem.
      Kommt sogar noch hinzu, dass der Mensch Fleisch selten im Rohzustand, sondern meist gekocht, gebraten oder geschmort zu sich nimmt, was die Proteinstruktur verändert und Fleisch bekömmlicher macht. Ich weiß nicht, wie der Koch- oder Bratvorgang auf Antikörper wirkt, aber vermutlich eher neutralisierend oder zerstörend.

      In diesem speziellen Fall handelt es sich aber um Antikörper, die eben gerade nicht auf normalem Wege gebildet werden. Durch einen “Trick” wird das Immunsystem dazu gebracht, gegen das gesunde körpereigene Hormonsystem vorzugehen. Antikörper sind bei einem gesunden Lebewesen nicht dazu da, in ein gesundes körpereigenes System einzugreifen. Der springende Punkt ist, dass die Antikörper sozusagen zweckentfremdet werden. Das ist ein Novum, und deshalb können die Erkenntnisse über die “normalen” Antikörper nicht übertragen werden, sondern es muss noch einmal überprüft werden, ob das, was für normale Antikörper gilt, auch in diesem speziellen Fall gilt. Darum geht es mir.

      Es ist einerseits richtig, dass es sich um Antikörper einer fremden Spezies handelt, aber andererseits ist eben gerade das Schwein dem menschlichen Organismus so nahe verwandt, dass vor der gentechnischen Ära bei Diabetikern vom Schwein produziertes Insulin verwendet wurde.

      Der Begriff “Impfung” bei der Immunokastration ist fragwürdig. Es ist richtig, dass ein Stoff durch eine Injektion eingebracht wird, der die Produktion von Antikörpern auslöst, wie bei einer Impfung, aber normalerweise dient eine Impfung dazu, einen Organismus widerstandsfähiger gegen Fremderreger zu machen und nicht dazu, durch eine Autoimmun-Reaktion den Organismus zu schwächen bzw. krank zu machen.

      Ich halte es deshalb für fahrlässig, von bestehenden Kenntnissen über Antikörper auszugehen und auf eine Untersuchung dieser doch speziellen Antikörper zu verzichten.

      • fingerphilosoph sagt

        PS: Wenn eine Schraube oder ein Messer zweckentfremdet wird, bleibt die Schraube trotzdem eine Schraube und das Messer ein Messer. Organismen ebenso wie Teile von Organismen verändern sich jedoch entsprechend ihrem Zweck bzw. ihrer Funktion. Deshalb kann man nicht automatisch davon ausgehen, dass ein für Immunokastration zweckentfremdeter Antikörper die für Antikörper typische Struktur beibehält. Die Möglichkeit, dass ein atypischer Antikörper Schaden anrichten kann, ist meiner Ansicht nach real gegeben und muss deshalb durch entsprechende Forschungen untersucht werden.

  2. Friedrich sagt

    Das ganze Kastrationsthema “kotzt” mich inzwischen so an , daß ich meine Sauen im Juni abgeschafft habe. Diese Verlogenheit ist unbegreiflich. Wir haben alle Eberferkel vor der Kastration am 3. – 5. Tag immer mit Schmerzmittel behandelt. Konnte keine Nachteile fürs Tier danach feststellen. Schmerzen tut mich aber wenn ich die Schlachtschweine mit dem Schlagstempel nach Gesetz tätowieren muß. Da bekommen die Schlachttiere vor dem Verkauf mit einem ca. 40 cm langen Eisenstab, mit der EU-Betriebsnummer , links und rechts auf den Rücken die EU-Nummer eingeschlagen. Hierzu sagt niemand etwas.

  3. Bothe Christian sagt

    Diese ganze Diskussion ist unnötig, wenn man das Schwanzkopieren und Kastrieren so belassen würde wie seit Jahrzehnten! Ich erwähnte schon mal, das ich 10000 MS über Jahre gemanagt habe, das bei einer wöchentlichen Einstallung von 350Läufern,welche kastriert und kupiert wurden und diese es mit hervorragenden MTZ, Futterverbräuchen, Schlachtkörpern gedankt haben. Die Tiere hatten während der Mastdauer eine exzellenten Gesundheitsstatus, welcher vom Tierarzt ständig kontrolliert wurde. Bin gespannt was das staatliche Tierwohllabel als Ergebnis für unsere Mäster herausarbeitet…

  4. fingerphilosoph sagt

    Bauer Willi hat meinen Artikel einem Wissenschaftler weitergeschickt und mir wiederum dessen Antwort an meine E-Mail-Adresse gesandt mit dem Vermerk, dass er die Quelle nicht nennen und auch selber nicht weiter darauf eingehen wird. Ich finde die Antwort des Wissenschaftlers ganz interessant und mache sie deshalb zusammen mit meiner Antwort hier öffentlich.
    Hier also die Worte des anonymen Wissenschaftlers:

    Lieber Willi

    Ich habe dieses gut verpackte Halbwissen über die anzunehmende Schädlichkeit
    (natürlich Kanzerogenität) der Antikörper (“Schlösser”) schon an anderer
    Stelle gelesen und habe wenig Lust, auf dieses Pseudo-Wissenschaftsgewaber
    ausführlich zu antworten.

    Nur so viel:
    1. er beschreibt die Effekte der Impfung (“Autoimmunerkrankung” – die es
    nicht ist, weil durch ein von außen zugeführtes Antigen die Reaktionen
    ausgelöst werden – mit den Leitsymptomen “Schrumpfhoden, Verschwinden des
    arttypischen Geruchs und Lethargie (bzw. nachlassende Aggressivität)” als
    Erkrankung und sagt, dass dann die chirurgische Kastration doch besser wäre,
    obwohl die genau zu diesen Symptomen führt, die aber noch viel radikaler und
    unumkehrbarer ausgeprägt sind.

    2. Vom Körper selbst gebildete Antikörper gibt es nahezu unendlich viele in
    jedem Körper, weil jeder Kontakt des Immunsystems mit körperfremd
    identifizierten Agentien zu Antikörpern führen (viele von denen hat der
    Körper lebenslang (das sind die Antikörper gegen die sogenannten
    “Kinderkrankheiten, die nur deswegen Kinderkrankheiten sind, weil sie nach
    dem ersten Erkrankung im Kindesalter später wegen der lebenslang vorhandenen
    Antikörper nicht mehr auftreten). Dieses Gemisch von vielen Antikörpern, die
    im Blut (und in einer etwa 1/10-Konzentration auch im Fleischsaft vorkommen,
    ißt der Mensch seitdem er beschlossen hat, neben pflanzlichen Lebensmitteln
    auch Fleisch zu sich zu nehmen.

    Und da sind noch mehrere recht gut kaschierte Unstimmigkeiten drin, die ich
    jetzt wegen “Angeödetseins” nicht weiter analysiere. Aber eins lässt sich
    sagen: eine unserer wachsenden gesellschaftlichen Wohlstands-Krankheiten
    ist, dass jeder alles weiß, jeder über alles die Deutungshoheiten zu haben
    meint, weil einem das Internet auch die noch so blödeste Überzeugung
    irgendwo bestätigt (die Gegenstimmen werden alle ausgeblendet), und dass
    durch Experten vorgelegte Fakten und Erklärungen prinzipiell nur noch als
    Interessensgeschwafel abgetan werden (alle Wissenschaftler sind doch
    gekauft).

    Eine bedenkliche Entwicklung – alles Beweise dafür, dass der Mensch nicht
    mit gesicherter Existenz und Wohlstand umgehen kann.

    Gruß und schönen Sonntag

    Hier meine Antwort an Bauer Willi und den anoymen Wissenschaftler:
    1. Ich habe deutlich beschrieben, dass die Produktion von Antikörpern die Reaktion des Immunsystems auf den von außen zugeführten “Schlüssel” ist. Die künstlich erzeugten Antikörper greifen das Hormonsystem des Ebers an. Es geht um diese Tatsache, die der anonyme Wissenschaftler ja auch nicht bestreitet. Stattdessen lässt er sich über die Definition des Begriffs “Autoimmunerkrankung” aus. Dass das Immunsystem das körpereigene Hormonsystem angreift, kann man jedoch durchaus als Autoimmunerkrankung sehen, auch wenn das Immunsystem durch ein Mittel von außen künstlich zu dieser Reaktion veranlasst wurde.
    Ich habe nicht bestritten, dass die chirurgische Kastration durch Entfernen der Hoden ebenfalls zum Verschwinden des arttypischen Geruchs und zu Lethargie führt. Ich stelle hier jedoch zur Diskussion, ob ein chirurgischer Eingriff, der innerhalb von wenigen Minuten erfolgt (plus entsprechende länger andauernde Wundschmerzen) nicht tierfreundlicher und weniger unangenehm für das Tier ist als das oben geschilderte Verfahren.

    2. Ich stimme durchaus aus, dass der Körper schier unendlich viele Antikörper bildet. Nur geht es hier um Antikörper, die nicht körperfremde Angreifer neutralisieren, sondern die körpereigene Substanz angreifen. Aufgrund der Nähe des Organismus eines Schweins mit dem des Menschen, halte ich eben diese spezielle Art von Antikörpern für bedenklich und die Bedenken sind durch diese Antwort eben nicht ausgeräumt.

    3. Alle weiteren Äußerungen in der Antwort des anonymen Wissenschaftlers sind persönliche Angriffe und es deshalb nicht wert, dass ich darauf eingehe.

    • Bauer Willi sagt

      @fingerphilosoph
      Ich finde es , gelinde gesagt, schon etwas merkwürdig, dass Du in einer Mail nach meinem Einverständnis nach einer Veröffentlichung einer privaten Mail fragst, und es, ohne dieses abzuwarten, es dann machst. Das ist zumindest ein Vertrauensbruch.

      Mittlerweile habe ich das Einverständnis des Wissenschaftlers, kann also jetzt seine Anonymität aufheben. Es handelt sich um Prof. Dr. Thomas Blaha, Vorsitzender der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). Dieser Vereinigung gehören rund 1.300 Tierärzte an.

      Zur Sache kann ich mich nicht äußern, weil mir dazu die Befähigung fehlt.

      Bauer Willi

      • fingerphilosoph sagt

        @Willi
        Ich finde es, gelinde gesagt, noch merkwürdiger, wenn Du mir ein privates Mail von jemand schickst und weder die Quelle angeben noch darauf eingehen willst.
        Im übrigen habe ich Dich gar nicht nach Deinem Einverständnis gefragt, sondern es vorausgesetzt, schließlich hast Du ja nach unserem E-Mail-Austausch, der über eine ganze Reihe von Mails ging, vorgeschlagen, den Austausch als Artikel öffentlich zu machen.

        Wenn Du Dich nicht zur Sache äußern kannst, weil Dir die Befähigung fehlt, warum hast Du dann in den Kommentaren zum Artikel “Ferkelkastration” von vorneweg behauptet, dass ich Unrecht habe?

        • Bauer Willi sagt

          @fingerphilosoph
          Ja, wir haben Dir die Gelegenheit gegeben, Deine Sicht der Dinge hier darzustellen. Wir haben das in der Hoffnung gemacht, dass es Kommentare dazu gibt, die Deine Fragen (die ich nicht beantworten kann, was ich auch betont habe) einer Klärung zugeführt werden. Dass Dir diese Antworten nicht reichen, ist nun nicht mein Problem.

          Dass ich Dir ein privates Mail geschickt habe, ´habe ich vor dem Hintergrund gemacht, es eben nicht öffentlich auszudiskutieren, auch weil es stilistisch nicht optimal ist. Ich habe Deine Antwort-Mail gelesen in der Du fragst, ob Du das öffentlich machen darfst um dann wenige Minuten später zu sehen, dass das bereits geschehen ist. Wozu also dann die Frage? Das ist nicht nur ein Vertrauensbruch. Zu einem späteren Zeitpunkt habe ich die Freigabe von Prof. Blaha bekommen, seinen Namen öffentlich zu machen. So sind unsere Gepflogenheiten. Bei Gastkommentaren bekommen die Verfasser vor Veröffentlichung stets einen Entwurf zugeschickt, den wir uns freigeben lassen. Vorher geht nichts raus.

          Sollte ich zu Unrecht behauptet haben, dass Du Unrecht hast, möchte ich mich dafür entschuldigen.

          Ich möchte mich für Deinen letzten Kommentar bedanken. Ich weiß jetzt, woran ich bin und werde mich entsprechend verhalten. Ich habe heute viel gelernt.
          Bauer Willi

      • Die Antort von Prof. Blaha ist nicht geeignet, in diesem Thema voranzukommen. Das DIskussionspaper von fp ist sachlich gehalten und die aufgeworfenen Fragen sind berechtigt. Die Antwort des Professors ist überheblich und inhaltlich schwach, so gewinnt man kein Vertrauen in die Wissenschaft

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  5. Borchert Alexander sagt

    Hallo liebe Blogger,

    ich lobe den Artikel des Fingerphilosophen ausdrücklich. Ein Eingriff ins Immunsystem hat immer Wechselwirkungen zur Folge, die zu unterlassen sind. Keine Studie wird alle Wechselwirkungen begutachten und erforschen können. Die Natur hat die Hoden ja nicht aus Jux und Tollerei erfunden

    Gestern stand in der neuen DLG ein Spray mit dem Namen Tri-Solfen. Das wird in Australien und Neuseeland angewendet. Es bewirkt durch Aufsprühen eine lokale Anästhesie. Es soll während der Kastration den Schmerz stillen, eine gewisse Zeit nach der Kastration anhalten und auch noch antimikrobiell wirken. Daher wohl das TRI im Namen.

    Derzeit läuft die Prüfung in EU. In diesen Prozeß müsste eingegriffen werden, nicht dass er wegen der Einfachheit gleich von vorneherein ausgeschlossen wird.
    Schweinehalter macht Druck, dass ein derartige Lösung wirklich untersucht wird.

    • Ferkelhebamme sagt

      Nicht die EU, sondern Deutschland ist das Problem. Es gibt ja auch Salben mit Lidocain z.B. , die örtlich betäuben. Mal abgesehen von dem ganzen Zulassungsprozedere verlangt das deutsche Gesetz aber eine „komplette Schmerzausschaltung“, daher ist die örtliche Betäubung hier ja nicht möglich! Die Humanmediziner lachen sich über diese Vorgaben kaputt…

      • Arnold Krämer sagt

        Schlampige, fehlerhafte Gesetzgebung wohin man auch schaut (inhaltliche und handwerkliche Fehler). Wer ist dafür verantwortlich? Fachlich weniger qualifizierte Beamte, die nach parteipolitischer Gesinnung eingestellt werden oder überforderte Politiker, die nicht übersehen (können), welche Konsequenzen ihre Beschlüsse haben. Vermutlich beide. Das Ganze „schreit“ nach Selbstbeschränkung und weniger statt mehr Regulierung. Ein frommer Wunsch, der mit den Grünen im Aufwind kaum erfüllt werden wird.

  6. Liberaler sagt

    Ein sehr guter Artikel und sehr sachlich mit sehr viel angereichertem Hintergrundwissen. Ich bin nicht so fit im Thema, aber ich gehe davon aus, dass das aus wissenschaftlicher Sicht richtig beschrieben ist.
    Als Schweinemäster bin ich auch gegen diese Methode, weil es auch im Stall Nachteile bringt. Die Tiere werden insgesamt unruhiger und unumgänglicher, wenn man da zweimal ziemlich spät in der Mast mit der Spritze rumläuft. Wer soll die Tier dann noch ausstallen, wenn die am Tag der Sortierung/Schlachtung ängstlich in die Ecke fliegen weil die glauben wieder eine Spritze zu kriegen. Dabei werden die ja nur geschlachtet 🙂

    Ein Risiko für den Verbraucher besteht nicht, aus meiner Sicht.

    Ich denke der Verbraucher muss sich der Realität nähern und nicht der Landwirt dem utopischen Verbraucher. Fleisch/Milch lässt sich nicht herstellen, ohne Tieren was abzuverlangen. Das muss uns klar werden. Wer diesen Kompromiss nicht eingehen will, muss sich nur von Pflanzen ernähren.

    • Der Brandenburgbauer sagt

      Moin, zum Thema Ferkelkastration habe ich Mitte September mal einen Leserbrief in der Presse veröffendlicht, welchen ich kurz wiedergeben möchte. Mit dem verlinken habe ich so meine Probleme, obwohl es mir Willi idiodensicher erklärt hat.
      “Bundestag bringt wichtige Gesetze auf den Weg – und bleibt bei Ferkelkastration hart”
      Wenn über Landwirtschaft geredet wird, gibt es aus meiner Sicht, meist ein wesendliches Problem.Unwissenheit über die Zusammenhänge und eine Vermenschlichung von Tieren.
      Das trifft auch beim Thema Ferkelkastrationzu. Die nun eventuell zu praktizierende lokale Betäubung mit 4 Spritzen in die Hoden und Samenleiter ist für die Ferkel doch schon von der Logik her sicher schmertzhafter und mit enormem Stress verbunden. Was sagt eigendlich der Verbraucher dazu? interessiert es Ihn überhaupt?
      Kein Verbraucher hat auf diese Anfrage Stellung bezogen. Warum wohl ,weil es die Mehrzahl nicht interessiert! Nur ein Bruchteil von eingefleischten Tierschützern und den spendengeilen NOG,s ist das Thema wichtig?????

      • Obstbäuerin sagt

        Hallo Brandenburgbauer, hab grad ein Schweineschnitzel gegessen. Sehr gut aber wenn ich ehrlich sein soll, will ich gar nicht ganz genau wissen, wie das alles abläuft. Ich vertraue meinen Kollegen in der Tierproduktion, dass sie nichts Verwerfliches tun und sicher essen sie auch das Fleisch ihrer eigenen Tiere, so wie wir unsere Äpfel.

        • Der Brandenburgbauer sagt

          Daumen hoch, Obstbäuerin. Das ist ja was ich meine. Frei nach dem Sprichwort , Leute lasst die Kirche im Dorf. Schönen Restsonntag Euch allen im Blog.

      • Paulus sagt

        Brandenburgbauer, mir scheint, unabhängig von den vom fp aufgezeigten
        möglichen Nebenwirkungen für den Verbraucher, auch hier ein typisches Kommunikationsproblem landwirtschaftlicher Erzeuger bzw. deren Verbände vorzuliegen. Als Laie stellt man sich vor, dass ein Masteber mal so eben zwei Spritzen im Abstand von Wochen ruckzuck in den Hintern bekommt, jetzt reden wir schon von vier Spritzen in die Hoden. Für mich ist nachvollziehbar, dass die Tiere dann ihr Verhalten ändern, so wie es hier schon beschrieben wurde.
        Eine Kennzeichnungspflicht an der Ladentheke halte ich für wichtig und angebracht.
        Die daraus resultierenden Konsequenzen dürften allerdings für jedermann klar sein. Neben dem LEH dürfte als erstes der freundliche Herr Tönnies dankend abwinken.
        Und dann stehen wir alle, vom Erzeuger bis zum Verbraucher gemeinsam ziemlich dumm da. Es sei denn wir leben vegetarisch oder vegan.
        Eine gute Nachricht gibt es trotzdem: Wir verarbeiten alle Eber vor der Geschlechtsreife bzw. bevor sie geruchsverdächtig sind zu Spanferkeln. Damit lässt sich ordentlich Geld verdienen und die Diskussion ist aus der Welt.

        • bauerhans sagt

          “…Spanferkeln. Damit lässt sich ordentlich Geld verdienen…”

          weder ordentlich,noch geld!
          ich hab die paar immer gespendet,das war nachhaltig.

          • Paulus sagt

            Hallo Hans,
            ich sagte das mit meinem laienhaften Verständnis und es war durchaus leicht ironisch gefärbt.
            Jetzt aber mal zur Realität. Bei unserem belgischen Metzger kostet ein ganzes Spanferkel so zwischen 10 und 20 kg Schlachtgewicht, also incl. Kopp und Knochen irgendwas um die 12-15 €/kg. Knusprig aus dem Ofen, also verzehrfertig, kostet es so um die 23-25 €/kg, ebenfalls incl. Kopp und Knochen. Ich finde, das sind im Vergleich zu den Fleischangeboten im Supermarkt schon sehr stolze Preise. Selbstverständlich spielt der Event, von einem ganzen Schweinchen was abzuschneiden dabei eine Rolle, aber es geht. In besseren Pariser LM-Märkten gehört dies übrigens zum Standard.
            Und jetzt korrigiere mich bitte falls ich Stuss von mir gebe. Du bekommst nach eigener Aussage für ein Schwein, mit von mir geschätzt 90 – 100 kg Schlachtgewicht so um die 140 €. Vielleicht sind ein anderes Marketing und Warenpräsentation oder eine andere Art der Vermarktung was die kleinen Eber betrifft erforderlich. Man sollte es, angesichts der gesellschaftlichen Debatte, die sich ja erst ganz am Anfang befindet, zumindest mal andenken.

        • Ferkelhebamme sagt

          Oha, hier wird ja jetzt einiges durcheinander geworfen. Zur Klarstellung:
          Derzeitige Methode: Babyferkel werden kurz nach der Geburt kastriert: sie bekommen ein Schmerzmittel, die Haut am Hodensack bekommt einen oder zwei kleine Schnitte (wir haben eine spezielle Zange genutzt, dann blutet es so gut wie garnicht), die Hoden poppen hervor und werden abgetrennt, die Wunde desinfiziert, das Ferkel darf wieder zur Mama und trostsäugen. Ich brauche für diesen Eingriff 8 Sec.
          Die Politik will jetzt unter der gesetzlichen Vorgabe der kompletten Schmerzausschaltung nur 3 Wege erlauben:
          I. Vollnarkose der Babyferkel bei der Kastration-das Problem: 1. viele Ferkel werden das nicht überleben 2.so viele Tierärzte gibt es hier nicht, die diese Narkose durchführen müssten, 3. das Narkosegas Isofluran ist noch garnicht zugelassen
          II. Immunokastration mit Improvac: dem Mastschwein (großes Schwein) wird das Mittel zwei mal im Abstand von ein paar Wochen in den Nacken gespritzt.
          Das Problem: wie man hier sieht wird der Verbraucher das nicht mitmachen, weil er ein schlechtes Gefühl dabei hat. Auch die Mehrheit der Bauern steht dem skeptisch gegenüber (auch mein Mann würde sich vehement weigern, das Mittel anzuwenden 😉)
          III. Ebermast: sprich garnicht kastrieren.
          Problem: Geht nur mit festen Lieferverträgen und die sind rar. Tönnies hat zwar jetzt grossherzig erklärt, alle Eber abzunehmen, aber nur mit nicht unerheblichen Preisabschlägen. Somit unrentabel und keine Option.
          Die vier Spritzen in die Hoden ist der sog. 4. Weg, die örtliche Betäubung zur kpl. Schmerzausschaltung beim Babyferkel, die in Deutschland nicht erlaubt ist! In Dänemark und Holland aber gängige Praxis, von den Landwirten selbst durchgeführt. Und so kastrierte Ferkel dürfen dann, obwohl nicht nach deutschem Recht kastriert, trotzdem nach Deutschland gekarrt werden.

          Was wir brauchen ist eine Gesetzesänderung, damit die Kombination eines Schmerzmittels mit einer örtlichen Betäubungssalbe oder -Spray möglich wird. Das wäre m.E. für Ferkel und Landwirt die beste Methode.
          Aber da die Grünen momentan an Macht gewinnen, ist das keine Option und den deutschen Ferkelzüchter wird es bald nicht mehr geben.

          • Bauer Willi sagt

            Bleibt noch der 5. Weg: Ausstieg aus der Ferkelproduktion.

            Glückwunsch, haben wir ein Thema weniger, über das wir uns hier die Köpfe einschlagen können.

            Und ja, wir haben ein Kommunikationsproblem. Ein gewaltiges sogar. Und zwar von allen Seiten. Ich habe jedenfalls heute viel gelernt, besonders was Kommunikation angeht. Trotzdem mache ich weiter.

            Gute Nacht (23:17 Uhr)
            Bauer Willi

  7. bauerhans sagt

    “Womöglich ist die chirurgische Kastration trotz Wundschmerzen das kleinere Übel.”

    die diskussion um die ferkelkastration ist vollkommen emotionalisiert:
    “den armen kleinen dingern werden einfach so die hoden heraus gerissen,wie schrecklich!”
    ich habe zig ferkel kastriert,grosse und kleine und behaupte,dass der eigentliche vorgang des hautaufschneiden,herausziehen der hoden und durchtrennen der samenleiter dem ferkel den wenigsten stress macht.
    c.tönnies sagt bei agrarheute:
    “wir suchen eber nicht,aber wir lassen keinen im regen stehen und nehmen sie ab!”
    l.breloh von rewe sagt:
    “ein schwein muss dem landwirt 30€ für die auflagen mehr bringen!”
    im augenblick bekomme ich um 140€,170 wäre schön.

  8. Der Brandenburgbauer sagt

    Moin,hört sich alles sehr theoretisch und aufwendig an.
    Ich bleibe bei meiner Meinung: Die klassische Kastration vertragen die Ferkel am besten und ist am wenigsten schmerzhaft. Alles andere was sonst am Markt ausprobiert wird, vertragen die Tiere viel,viel schlechter.
    Jeder erfahrene Landwirt wird das sicher bestätigen.

    • fingerphilosoph sagt

      Ich erwarte von einem Bauer, der sich für die Immunokastration entscheidet, dass er sich gründlich mit der Theorie befasst, die nun mal hinter der “Spritze” steckt. Sollte sich herausstellen, dass es sich bei besagten Antikörpern um Eiweißkomplexe handelt, die – vielleicht aufgrund einer ungewöhnlichen Faltung oder was auch immer – irgendwelche unerwünschten oder gefährlichen Nebenwirkungen haben, trägt der Bauer, der sich für die Immunokastration entschieden hat, dafür m.E. eine Mitverantwortung. Sich kundig zu machen, gehört zu den Aufgaben des Bauern.

      • Hartmut Keller sagt

        Diese Verantwortung liegt eindeutig bei den zulassenden Behörden und nicht bei den Anwendern. Man kann nicht alle Verantwortung einfach bei uns Landwirte abladen. Das geschieht schon viel zu oft.

        • @ fp
          Auf den korrekten Einwand von Hartmut Keller jetzt aber bitte nicht wieder das Beispiel mit dem Energiedrink aus Leim und Sägemehl….

          • fingerphilosoph sagt

            Es stimmt natürlich, dass die Hauptverantwortung bei den Zulassungsbehörden liegt, dann folgen die Tierärzte und dann der Anwender. Aber man kann weder die Tierärzte noch die Anwender von jeglicher Verantwortung frei sprechen. Auch ich als Konsument habe Verantwortung, und diese nehme ich wahr, indem ich die Immunokastration hinterfrage und mich gegen den Kauf von Immunfleisch entscheide.

            Ich erwarte schon, dass ein Bauer, der Immunokastration betreibt, wenigstens in groben Zügen übers Immunsystem Bescheid weiß. Und da stellt sich eben schon die Frage, ob die Antikörper überhaupt auf ihre Unbedenklichkeit untersucht wurden.

            • Die Untersuchung auf Unbedenklichkeit wird ausgehen wie das Hornberger schiessen. Es wird Untersuchungen geben, die keine “signifikanten” Restrisiken ausweisen und solche, die erhebliche Restrisiken ausweisen. Dann sind wir so schlau wie jetzt. Die IK sollte verworfen werden, ich schliesse mich der Meinung von Brandenburger an.

            • Warum sollte da nicht jeder Bauer, der das anwendet Bescheid drüber wissen?
              Über die Pflanzenschutzmittel und ihre Wirkung, die du eventuell als Pestizide bezeichnest, wissen sie ja auch Bescheid.

              Bauern können es sich heutzutage nicht mehr leisten dumm zu sein, wie das Vorurteil früher nach dem Krieg vielleicht war.

            • fingerphilosoph sagt

              Das Immunsystem ist eine heikle Sache und noch nicht mal zur Gänze verstanden. Ich habe auf jeden Fall keine Lust, hier das Versuchskaninchen zu spielen, von einer nicht erwiesenen Unbedenklichkeit auszugehen und auszuprobieren, ob und wie die Antikörper in meinem Organismus wirken.

            • Und warum soll das nach deiner Vorstellung der Bauer, der diese Art von Kastration betreibt wissen?

              Das Veterinäramt, weiss da bestimmt viel besser Bescheid als du und ich, denn da sitzen studierte Veterinäre rum und übernehmen die Verantwortung. Denn das ist ja deren Berufung!

            • Warum erwartest du was von den Bauern, sind das deine Knechte oder Untergebenen?
              Was kann man von dir erwarten?
              Was hast du für einen Beruf? Wie wichtig ist der in unserer Volkswirtschaft?

        • Ja Mark, man muss hier schon ein Unterschied machen, was die Aufgabe der landw. Behörde und jeden landw. Betriebes ist.

          Aber am allermeisten wissen die Praktiker Bescheid, die hier mit Rasierklinge und Skalpel umgehen können und die dabei die Reaktion der Ferkel beobachten können und konnten.
          Eine Vermenschlichung ist hier Fehl am Platz, das ist eher kontraproduktiv.

      • Ferkelhebamme sagt

        „Ich erwarte von einem Bauer, der sich für die Immunokastration entscheidet, dass er sich gründlich mit der Theorie befasst“
        Das Traurige ist: Der Bauer entscheidet sich nicht dafür, er wird gesetzlich dazu gezwungen. Denn die Alternativen sind keine, wie schon mehrmals erläutert.
        Natürlich weiß ich grob über die Wirkungsweise der von mir angewandten Medikamente Bescheid, vor allem die Wartezeiten. Allerdings nicht bis ins allerletzte Detail, brauche ich auch nicht. Als Anwender verlasse ich mich auf meinen Tierarzt, der das studiert hat! Oder forschen Sie bei jedem Medikament, dass Ihnen der Arzt verschreibt, nach, wie es genau seine Wirkung erzielt?

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