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Gifte im Garten

Die ZDF-Sendung Planet-e brachte am 03.06.2018 eine halbstündige Sendung zur Problematik der Pflanzenschutz- und Düngeranwendung bei den Hobby-Gärtnern. (Zum Ansehen bitte auf das Bild unten klicken)

Bild: https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-gift-im-garten-100.html

Planet-e gibt den Umfang des Pflanzenschutz-Einsatzes in Deutschland im Privatgartenbereich mit 5000 Tonnen jährlich an. (Quelle: Umweltinstitut München). Im Vergleich: in der gesamten deutschen Landwirtschaft wurden im Jahr 2017 rund 47.000 Tonnen PSM   *(Quelle Umweltbundesamt) vermarktet. (incl. inerte Gase für den Vorratsschutz)

Die Sendung beleuchtet auch eingehend die Abgabe- und Beratungspraxis der PSM-Mittel an die ungeschulten Privatverbraucher.

Und zu guter letzt widmet sich die Sendung den Bodenuntersuchungen von Privatgärten, wo oft Überdüngung und Schwermetall-Altlasten den Traum vom eigenen Bio-Gemüse platzen lassen.

Schonungsloses Fazit eines Professors in der Sendung:

“Die Hobby-Gärtner sollten die Finger von den Pflanzenschutz- und Düngemittel lassen, weil sie mit der Anwendung überfordert sind.”

Und ein anderer Experte:

“Man kauft hochkonzentrierte Dünger und düngt dann nach Gefühl”

Ich finde diese Sendung jedenfalls sehr informativ. Und empfehle sie deshalb gerne weiter.

Euer Alois

(Aufrufe 2.026 gesamt, 1 heute)

11 Kommentare

  1. Ich habe im Garten Bodenuntersuchungen machen lassen, um abschätzen zu können, welche Pflanzen im Garten wachsen. Allerdings habe ich eher auf die Zusammensetzung gezielt, weniger auf Schadstoffe im Boden. Mein Kollege will das aber auch so machen, weil er Land in der Nähe eines Industriegebietes gekauft hat.

  2. Regina Fischer sagt

    Bei all den Zahlen, die zum Pflanzenschutzmittel-Einsatz, ob in der Landwirtschaft oder im Hobbygarten, kursieren, muss man genau hinschauen! Die im obigen Bild genannten 5000 Tonnen (laut BVL-Erhebung für 2016: 5838 t) beziehen sich auf die fertigen Mittel. Die dazugehörige Wirkstoffmenge beträgt lediglich 595 t, entsprechend einer durchschnittlichen Wirkstoffkonzentration von etwa 10%.
    Im Vergleich dazu lagen die Wirkstoffmengen für den “beruflichen Verwender” 2016 bei 31.660 t (ohne inerte Gase, wie von Herrn Steggemann richtigerweise festgestellt), an Produkten wurden 93.787 t abgesetzt (nicht unbedingt auch angewendet, aber in Ermangelung besserer Zahlen muss das als Näherung ausreichen). Die durchschnittliche Wirkstoffkonzentration liegt also bei etwa 30%.
    Das ist das Eine. Rechnet man die Wirkstoffmengen um auf die entsprechenden Flächen, dann kommt man bei einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 182.637 km² (Quelle: UBA) auf eine “Aufwandmenge” von 0,173 t/km² bzw. etwa 1,73 kg/ha.
    Die Fläche der Privatgärten wird vom Umweltinstitut München auf etwa 930.000 ha (oder 9300 km²) geschätzt. http://www.umweltinstitut.org/themen/landwirtschaft/pestizide/glyphosat/haus-und-kleingarten.html Die 595 t an Wirkstoffen im HuK entsprechen dann also etwa 640 g/ha.
    Rein rechnerisch, wohlgemerkt …
    Abgesehen davon fand ich den ZDF-Beitrag ziemlich tendenziös (z. B. war oft von “giftigen Pestiziden” die Rede). Wenn in einer vergleichbaren Tonalität über die Landwirtschaft berichtet würde, wäre bestimmt gleich das Gejammer über “Bauern-Bashing” groß!
    Mfg

    • Alois Wohlfahrt sagt

      Danke für diese interessanten Zahlen.
      Der Beitrag ist mit Sicherheit mediengerecht aufbereitet.
      Nichts desto trotz ist es ein interessantes Thema, das es Wert ist auch öffentlich diskutiert zu werden.

  3. Sabine sagt

    Gift im Garten? Wie es bei mir ausschaut: Ja, wir hatten diesen Winter Probleme mit Wanderratten in der gesamten Nachbarschaft. Bei mir wollten sie dringend in den Hühnerstall, bei den anderen hatten sie es besonders auf den Gelben Sack und die Biotonne abgesehen und haben entsprechend gebuddelt und genagt. Ich hab mich für einen Vitamin-K-Blocker entschieden, der in Köderboxen ausgelegt wurde und dem ein Bitterstoff zugesetzt war, der – angeblich- andere Tiere daran hindern evtl. doch verschleppte Köder aufzunehmen. Mein Nachbar hat Hunde, ich hab die Zwerge… wir wollten kein unnötiges Risiko eingehen. Dieses Mittel ist übrigens inzwischen für den privaten Gebrauch verboten, mein Nachbar hatte deshalb auch einen Schädlingsbekämpfer zu Rate gezogen. Der hat dann das selbe Mittel für mich empfohlen, nur sollte ich höher dosieren – O-Ton:” Viel hilft da wirklich viel”. Bei meinem Nachbarn hat er auch ein paar Schlagfallen und Lebendfallen aufgestellt, die – oh Wunder- nur ganze vier Mal zuschlugen. In der Lebendfalle fand sich eine streunende Katze, beim letzten Zuschlagen der Schlagfalle war diese ausgelöst worden ohne, dass eine Ratte zu schaden kam. Die schlauen Nager hatten das Prinzip nach zwei Todesfällen verstanden. Der ganze Spaß hat uns 150 Euro gekostet, die Ratten sind tot. Ich hab die Köderboxen stehen gelassen und einen ungiftige Testköder reingelegt, der bisher nur von Schnecken angefressen werden.
    Ich hab seit Ewigkeiten Hühner, dass da Nager kommen und sich mit an den gedeckten Tisch setzten, kann passieren. Schließlich sauen Hühner mit ihrem Futter gerne rum, auch die sehr sinnvollen Futtertröge mit Tretklappe helfen da nur begrenzt, gerade wenn man leichte Hühner hat, wo die Tretklappe sich schon bei 500g öffnet. Das kann eine fette Ratte auch auf die Wage bringen.
    Milben, Flöhe und was die Herrschaften Wildvögel einem noch so anschleppen können… Dieses Jahr mit dem bei uns feucht-heißem Wetter ist es eine Herausforderung die Tiere parasitenfrei zu halten. Ich hab bisher 2 Kilo Kieselgur und mehrere Dosen Ballistol verballert. Beides kann man direkt auf den Tieren und im Stall anwenden und wirkt mechanisch. Es verklebt die Atemlöcher der Blutsauger bzw. zerstört den Chitin-Panzer. Milben und Co. ersticken oder vertrocknen. Die oft im Handel für Hund und Katze angebotenen Pour-Ons sind viel zu giftig für Vögel mit ihrem geringen Gewicht und rasanten Stoffwechsel… und beleiben nicht nur auf dem Tier, das kennen wir ja vom Fiprolin-Skandal. Trotzdem soll es laut Berichten anderer Geflügelhalter TAe geben, die genau diese Mittel bei stärkerem Befall empfehlen, was leider oft der Tod für das eh angeschlagene Tier bedeutet. Wir brauchen einfach auch besser informierte TAe, Igelfreunde und Eichhörnchen-Retter berichten auch immer wieder über so zu Tode behandelte Tiere. Also, wenn ihr sowas im Garten findet und es irgendwie krank oder verletzt ist, ab damit zu den Wildtierstationen nicht zum TA um die Ecke. Gegen Endo-Parasiten gibt es Tee, Möhren und Oregano in rauen Mengen. Sollten Symptome auftreten, geht eine Kotprobe ins Labor und die passende chemische Keule wird dort gleich mit rausgesucht.
    Dünger? Nein, was neben Eiern aus den Hühnern rausfällt, reicht nicht nur für meinen Garten. Der Sand aus dem Stall im Sommer und die Holz-Stroh-Kombi vom Winter lassen gerade starkzehrende Pflanzen bei mir üppig wuchern. Beim Mulchen der Beerensträucher muss ich sogar vorsichtig sein, weil die ja die Blätter wegwerfen, wenn sie zu viel abbekommen. Die Wiese wird quasi im vorübergehen von den Zwergen gedüngt. Kalk, Pflanzenasche und Ursteinsmehl aus dem Hühnerbad kombiniert mit den verrotteten Rindenmulch und Holzhächsel, mit dem ich versuche die Fläche um den Stall herum möglichst matschfrei und sauber zu halten, reichen auch für mehr als einen Garten. Einer meiner Nachbarn ist ganz heiß auf das Zeug, was Kürbisse aufbläht wie Luftballons. Ich find, die müssen nicht unbedingt so groß werden, dass ich sie nur noch in der Schubkarre aus dem Garten holen kann. Aber jeder wie er es mag.
    Schneckenkorn, Blattlausmittelchen, Pilzschutz für meine Rosen all das brauch ich nicht. Wenn die Rosen Pilze haben, haben sie halt Pilze. Das Einzige was ich da mache ist zurückschneiden und Schachtelhalm sammeln, der eh auf meinem Grundstück rumsteht. Die Zwerge räumen recht zuverlässig mit allen anderen Krabblern und Kriechern auf, auch wenn Nacktschnecken nur gefressen werden, wenn sie noch ganz klein sind. Sollte dann doch mal irgendwo Blattläuse vermehrt auftreten, hilft da auch Kieselgur an einem sonnigen Tag zu verteilen. Abends sind die Blattläuse dann meist schon tot.
    Allerdings weiß ich, warum viele Leute zur Spritze greifen. Nicht jeder will Wildwuchs und nicht jeder findet es entspannend stundenlang den Boden unter dem Unkraut im Beet zu suchen. Da ist der Kieskuhlen-Freund häufig ehrlicher als der Gärtner.

  4. Walter Appenzeller sagt

    Die Quelle der Statistik bezüglich des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in Privatgärten beruht m.W. ausschliesslich auf den Absatz-Zahlen von Mitteln, die für den Haus- und Kleingartenbereich zugelassen sind. Das bedeutet, sie umfasst nur die Pflanzenschutzmittel, die tatsächlich in Kleinpackungen verkauft wurden. Wer aber sachkundig ist, wird sich dieses teure Zeug kaum kaufen und insofern ist diese Zahl ungenau und vermutlich erheblich zu gering.

    • Sabine sagt

      Irgendwer kauft das Zeug. Problematisch ist, dass fast für jede Pflanze ein eigener Dünger im Handel zu erhalten ist. Egal, ob man Hortensien, Rasen oder Koniferen düngen möchte, es gibt X Kombi-, Langzeit und mit Unkrautvernichter versetzten Dünger, die oft auch noch als völlig ungefährlich beworben werden. Für einen 200qm Garten schiebt man, wenn man die Werbung ernst nimmt, mit mindestens 5 verschiedenen Düngern und PSMn aus dem Bau- und Gartenmarkt ab. Wenn Pflanzen schlecht wachsen, wird sofort zum Dünger gegriffen. Dass es eine Vielzahl von Ursachen haben kann, dass Pflanzen schwächeln wird überhaupt nicht in Erwägung gezogen. Viele klassische Blühstauden und Gemüsepflanzen wollen durchlässigen, mittelmäßig kalkhaltigen Boden. Die können mit meinem sauren Natur-Beton genau so wenig anfangen wie mit den oft durch die Bautätigkeit verdichteten, dünn mit Muttererde aufgeschütteten Gärten in neuen Siedlungen. Da hilft Düngen auf die Dauer recht wenig. Da muss Sand und Kalk angekarrt werden, man muss organisches Material für Regenwürmer und Co. zur Verfügung stellen, das richtige Bodenleben durch die richtigen Hilfskulturen angefüttert werden und es braucht gefühlte Ewigkeiten bis aus der schweren oder verdichteten Erden ein fluffiges, federndes Substrat wird mit dem typischen Geruch von fruchtbarem Gartenboden. Wieviele Gartenbesitzer gibt es wohl, die nen halben Meter und tiefer graben, um sich den Boden anzugucken? In wievielen Beeten kann man mit der Hand 20cm tief graben ohne auf Widerstand zu stoßen und hat trotzdem bei Regen keine Schlammgrube? Ich schätze unter 10 Jahren kontinuierlicher Arbeit geht da nichts. Das erzählt einem im Gartenmarkt allerdings niemand, die wollen ja ihre Produkte verkaufen. Gärten brauchen Geduld, auch wenn sie selber ungeduldig sind. Wer in den letzten Wochen meinte, er könne sich demnächst mit Brennnesseln befassen, wird jetzt wahrscheinlich manshoch in Brennnesseln sitzen. Da greift man dann in den Zauberkasten im Baumarkt, der schnelle Ergebnisse verspricht.
      Bestes Beispiel sind wahrscheinlich die vielen Pelargonsäure-Präparate, die als ungefährlich für Hund und Katze beworben werden und deren Zulassung für den Bio-Landbau auch den Käufer überzeugen soll, der ein schlechtes Gewissen beim Wort “Totalherbizid” bekommt. Soweit ich weiß, weiß man eigentlich gar nicht, wie gefährlich es ist. Allerdings werden Regenwürmer und Gliederfüßler nicht besonders glücklich mit dem Zeug werden, Wasserlebewesen finden es definitiv unbekömmlich. Gegen die wirklich lästigen Wurzelunkräuter hilft es nur bedingt und man kommt am Ende dann doch nicht ums Jäten herum. Daher erschließt sich mir der Sinn dieses Mittels irgendwie nicht, wenn ich eh hacken muss, kann ich das auch billiger haben. Trotzdem wird es als Alternative zu Glyphosat im Baumarkt angepriesen.

  5. Mark sagt

    Die einzig zuverlässigen Daten zum Pflanzenschutzmitteleinsatz liefert das BVL. Die UBA Daten sind manipuliert und damit unbrauchbar. Neben den inerten Gasen ist auch der Einsatz von PSM im Ökoanbau stark gestiegen!

    • Alois Wohlfahrt sagt

      Mag sein, dass die UBA-Daten etwas “großzügig” ausgelegt sind. Aber selbst damit ist das Verhältnis des Einsatzes von PSM in Kleingärten und der produktiven Landwirtschaft meiner Meinung nach sehr bemerkenswert. Hinzu kommt noch, dass in der Landwirtschaft geschulte Personen die Anwendung bewerkstelligen. Im Gegensatz zu den Gärten.

      • Mark sagt

        Richtig. Was noch hinzukommt ist die Dosierung für Kleinstflächen. Z.B. bei dem erwähnten Schneckenkorn bringen die Ackerbauern 3kg/ha aus (erst bei Bedarf und bei empfindlichen Kulturen wie z.B.Raps), das sind 0,3g pro Quadratmeter. Sowas kann im Kleingarten gar nicht dosiert werden, also wirft man halt eine Handvoll hin, die Ausbringmenge ist dann schnell 10 oder 100 mal soviel wie im Ackerbau.

  6. Heinrich Steggemann sagt

    Ohne die inerten Gase (dienen dem Vorratsschutz und werden nicht auf Nutzflächen ausgebracht) sind in Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten jährlich zwischen 30 000 und 35 000 to Pflanzenschutzmittelwirkstoff in Deutschland abgesetzt worden. Bei den inerten Gasen hat es in den letzten 10 Jahren einen starken Absatzanstieg gegeben.

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