Bauer Willi
Kommentare 23

Gewöhnungsbedürftig…

…ist das obige Bild sicherlich nicht nur für Landwirte. Habe ich hier in der Nähe aufgenommen. Sieht ja irgendwie “unordentlich” aus. Hat der Bauer etwa nicht anständig gearbeitet? Nein, es handelt sich um einen mehrjährigen Blühstreifen, der bei einem Kollegen in der Nachbarschaft zu sehen ist und der wissenschaftlich beobachtet wird. (Der Blühstreifen, nicht der Nachbar 😉 ). Die Pflanzen, die dort zu finden sind, wurden alle eingesät. Es ist also keine natürliche Vegetation, die sich von selbst entwickelt hat.

Sinn und Zweck einer solchen Maßnahme ist es, Wildbienen, Faltern, Feldlerche und Rebhuhn aber auch Hase und Reh einen Rückzugsort anzubieten. Durch die Aussaat von seltenen Wildkräutern wird auch den Pflanzen wieder die Möglichkeit der Ansiedlung gegeben. Dafür sollte aber der Blühstreifen mindestens 5 Jahre stehen bleiben, damit sich Pflanzen und Tiere etablieren können. Einmal im Jahr, möglichst am Ende des Winters, sollte die Fläche gemulcht werden, damit die Pflanzen wieder neu austreiben können. Dabei ist aber darauf zu achten, dass sich keine dichte Matte von organischem Material bildet, ansonsten ersticken sie. Durch die Auswahl verschiedener Pflanzen blüht ein solches Feld das ganze Jahr über  und bietet so vor allem im Spätsommer und Herbst, wenn sonst wenig blüht, den Insekten ein breites Nahrungsangebot. Hier wurden zusätzlich noch Insektenhotels aufgestellt, um die Eiablage zu fördern. Wer sich weiter informieren will, findet hier eine entsprechende Broschüre, auch mit Bildern der blühenden Pflanzen. Wirklich schön anzusehen.

http://lebensraum-brache.de/wp-content/uploads/2016/03/15_handempfehl_bluestreifen-1.pdf

Ich persönlich finde solche mehrjährigen Brachen wesentlich sinnvoller als das bisher meist praktizierte einjährige “Greening” oder den Zwischenfruchtanbau. Doch auch ich praktiziere, wie meine Berufskollegen, diese mehrjährige Begrünung nicht. Warum? Weil

a) der finanzielle Ausgleich nicht dem verlorenen Deckungsbeitrag durch eine landwirtschaftliche Kultur entspricht,

b) ich befürchte, dass der Samen von diesem Blühstreifen in die Kulturparzelle fliegt und dort Probleme bereitet

c) ich nicht weiß, ob ich nach dem Ende des mehrjährigen Anbaus des Blühstreifen den Acker wieder problemlos “in Kultur” bekomme.

Hat jemand von euch Erfahrungen? Dann schreibt sie bitte in die Kommentare. Mich interessiert das wirklich und andere Leser sicher auch.

Euer Bauer Willi

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23 Kommentare

  1. Sabine sagt

    Das ist genauso wie mit Rasen, den kann man ja auch kaputt pflegen. Manchmal ist es nur ein Zentimeter, der schönen Rasen völlig zerstört. Das kennt jeder, man schneidet eigentlich immer auf 4 cm runter und dann kommt eine kleine Hitzewelle, man schneidet wieder brav auf 4 cm und zwei Tage später ist der Rasen verbrannt und braucht auch nach dem nächsten kühlenden Schauern gefühlt ewig bis er wieder gut ausschaut. Hätte man gewartet bis es kühler ist, wäre nicht viel passiert, hätte man 5 oder 5,5 cm stehen lassen hätte es kaum Brandschäden gegeben und der Rasen wäre nach dem Regen schön gleichmäßig weiter gewachsen. Oder man fährt drei Wochen in den Urlaub und schneidet daher mal so richtig schön kurz und kommt aus dem Urlaub zurück und der Rasen ist total struppig geworden. Eine Schnittlänge von 3 cm kann man dem Rasen oft nur zumuten, wenn der Boden darunter optimal und das Wetter top ist. Also so 25 Grad und jeden 2. Tag Regen. Leider wird der ambitionierte Rasenfreund im Baumarkt oft nicht darüber aufgeklärt, wie Wetter, Jahreszeit, Wachstum und Schnittlänge einen Rasen beeinflussen, da wird wohl lieber der teure Rasendünger mit Unkraut-Ex verkauft.
    Bei einer Wiese hat man dann über ein Dutzend Pflanzen, die alle ihre verschiedenen Vermehrungsrhythmen und Empfindlichkeiten haben und halt auch “Landnahme-Spezialisten”, die in ihren Wurzeln Energie bunkern und so gegen Stress, wie zu kurzen Schnitt, Hitze und Trockenheit, unempfindlicher sind und jede Lücke in der Wiese sofort ausfüllen. Die dann mit gezieltem Schnitt zu erschöpfen ohne die anderen Pflanzen gleich umzubringen, ist nicht so einfach. Wenn man darunter auch noch Pflanzen mit zwei jähriger Entwicklung hat, kann man eigentlich nur mit dem Freischneider über die Wiese laufen und mal hier mal da die Gräser runterschneiden, weil wenn man denen zur falschen Zeit die Rosette runter schneidet, haben die keine Möglichkeit den Verlust aufzufangen und keine Kraft mehr Blüten bzw. genügend Samen auszubilden.

    • sonnenblume sagt

      Daraus lässt sich doch ableiten, dass man einen guten Naturschutz nicht nach Fahrplan und vom Schreibtisch betreiben kann. An den Stellen, wo sich z.B. das Jakobskreutzkraut ausbreitet muss konsequent gehandelt werden, während an anderen Stellen weniger mehr wäre. Also ist beim Naturschutz nicht nur bei den Landwirten ein Umdenken angesagt! Oder sehe ich das falsch?

      • Sabine sagt

        Das siehst Du schon richtig. Wenn ich sehe, wie Straßenrände in sengender Sonne oder klatsch-nass gemäht werden, würd ich am liebsten anhalten und den Straßenwärter von seinem Mäher holen. … und mir tuen auch die Vögel im Frühjahr oft leid, die gerade die hitzigen Auseinandersetzungen um einen guten Brutplatz am Straßenrand gewonnen haben und nun kurz bevor sie Nester bauen ihre Wohnung abgesägt bekommen. Da haben die kleinen Amselhähne den ganze Winter damit verbracht Nebenbuhler zu vertreiben und seiner Herzdame den Hof zu machen, und dann kurz bevor sie endlich erflogreich zum letzten Akt schreiten können, schwupp, ist der hart erkämpfte Strauch nur noch ein 5 cm hoher Stumpf. Weil man ja noch schnell bevor es verboten ist, die Straßenränder “ordentlich” machen muss. Aber offiziell machen wir ja alles, damit die Vögelchen geschützt sind.

  2. Sabine sagt

    Ich denke, es dauert bis sich eine bunte Blumenwiese entwickelt. Im ersten Jahr, nach der Einsaat einer Blüh-Mischung sieht es, wenn man keine groben Fehler gemacht hat, immer toll aus. Aber dann “erinnert sich” der ja trotzdem verletzte Boden und aus seiner Samenbank kommen je nach Standort ziemlich viele, sehr unschöne Beikräuter. An feuchten und stark verdichteten Stellen siedelten sich bei mir Unmengen von Kuhzungen an, einen Sommer lang hab ich fast nur Kratzdisteln gezogen. Einen LKW hätte ich damit voll machen können. Danach gabe es zu einer Massenvermehrung von Grundelmann und die Zaunwinde kam an manchen Ecken wie aus der Kiste gesprungen. Die Schwärmer, die diese Pflanzen brauchen, kamen erst sehr viel später und brauchten dann auch eine Weile bis sie die Vermehrung so ausbalancieren, dass es nicht mehr zu Massenvermehrungen kommt. Dann kommt oft noch eine ungeahnte Vermehrung von Schnecken und Wühlmäusen dazu. Auch da dauert es bis Fressfeinde auftauchen und das ganze auf ein erträgliches Maß reduzieren. Bei mir scheint die Wiese immer noch nach “ihrem Geleichgewicht” zu suchen, in den letzten vier Jahren hat sie kein einziges Mal gleich ausgesehen. Blühen tut allerdings immer was, zum Einen, weil ich nicht aufhöre alle möglichen Saaten auszuprobieren, zum Anderen, weil die Hühnchen, die ja immer auf der Suche nach dem Boden sind, immer wieder Plätze völlig kaputt scharren und da dann oft überraschendes Fuß fassen kann.

  3. Altbauer Jochen sagt

    Vor einigen Jahren haben wir auch Blühstreifen
    an den Vorflutern (Entwässerungsgräben ) angesät
    Das “Beikraut” war schneller und Konkurrenzfähiger
    Saatvermehrung in Massen.
    Das ist noch immer zu sehen in allen Fruchtfolgen.
    Der Streifen am Graben ist am grünsten, aber nicht von
    der Saat die man gesät hat.

  4. sonnenblume sagt

    An unseren Hof geht ein Gemeindeweg vorbei, an dem die Banketten bis vor wenigen Jahren nicht gemulcht wurden. Sie waren üppig bewachsen mit Schafgabe, Rainfarn, Nelkenarten u.a. Blumen. Jetzt sind diese Pflanzen komplett verschwunden. Übrig geblieben sind wenige Disteln und viele Brennnesseln. Das beobachten wir auch an den Straßenrändern. Wir meinen, dass die Pflanzen das Mulchen nicht vertragen. Mulchen zerreißt das Blatt. Einen sauberen Schnitt würden sie vielleicht überleben. Wer kann dazu was sagen?

    • Sabine sagt

      Ja, das mit dem Mulchen kann in die Hose gehen. Das sehe ich auf meinem Grundstück auch manchmal, viele Pflanzen mögen es nicht, wenn sich ein “Teppich” bildet. Lichtkeimer verschwinden dadurch ganz. Anderen wird der Boden dadurch zu Nährstoffreich. Wieder andere mögen überhaupt keinen tiefen Schnitt in der Wachstumsperiode. Gerade wenn Brennnessel an den Stellen besonders gut gedeihen, sollte man lieber das Schnittgut abtransportieren, irgendwo eine schönen Hügel für für Igel und Co. anlegen oder als Füllmaterial unter Benjeshecken nehmen.

    • bauerhans sagt

      hier wird noch mit dem saugmulcher gearbeitet und den böschungen ein faconschnitt verpasst.
      es wachsen hauptsächlich brennesseln.
      die wollen mit ihrem unimog immer aufem acker fahren,weils einfacher ist,aber ich hab das verboten,weil sonst die böschungskante blank gemulcht wird.

      • sonnenblume sagt

        durch dieses ” blank mulchen ” wird die Grasnarbe zerstört und es wachsen wirklich nur noch Brennnesseln. Das kann man an dem besagten Weg an den Gräben sehen. Wenn ich jetzt den Kommentar von Sabine mit in die Überlegungen einbeziehe, kommt man doch zu dem Schluss, das die Pflege der Wegränder an den Wirtschaftswegen, sofern sie nicht der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer dienen, ganz neu überdacht werden muss. In dem geschilderten Fall hat man der Artenvielfalt wirklich keinen Gefallen getan. Die Feldränder waren früher auch weniger mit “Beikräutern” belastet. Nach meiner Meinung passt die Technik und der Schnittzeitpunkt nicht. Werden hier Fehler gemacht und kann man das wieder korrigieren? Ich habe keine Hoffnung, das man den alten Zustand dieser Banketten wieder erreichen könnte. Sie waren einmal so wie wir uns heute den Idealzustand vorstellen.

  5. Friedrich sagt

    Mein Berufskollege hier im Dorf hat auch schon eine mehrjährige Dauerbrache. Zuerst war das ja eine Augenweide, aber heute vermehren sich dort Melden und Disteln. Da die Flächen in Dorfnähe liegen läßt sich dort auch keine Hase oder Rebhuhn nieder , weil die örtlichen Hundeführer im einviertel Stundentakt mit den Hunden vorbeilaufen und wenn mann sich unbeobachtet fühlt auch mal den Hund ohne Leine durch die Flächen stöbern läßt. Irgendwann werden diese Flächen wieder in Produktion kommen und dann wird es teuer, weil das Unkraut nur so sprießt. Wir hatten mal so eine Fläche übernommen und in den ersten drei Jahren den drei /vierfachen Pflanzenschutzaufwand um die Flächen wieder sauber zu bekommen. Ich werde das nie wieder machen wollen und finde das Greening mit den Zwischfrüchten erheblich besser. So helfen mir die Zwischenfrüchte die Nährstoffe im Boden über Winter zu konservieren , hinterlassen eine wunderbare Bodengare und ersparen mir das Pflügen zu Rüben, sodaß ich vor der Rübensaat nur einmal mit der Kurzscheibenegge das Land für die Saatbettbereitung fertig habe , anschließend wird vorgeackert und gedrillt.

  6. Habe ein jagerfeld umgebrochen. Humus ohne ende. Auf 2 morgen kommen schon mal komischepflanzen durch, aber stört nicht weiter.

      • Ich seh das so sagt

        Ich nehme mal an es ist ein Feld/eine Fläche die mit Pflanzenmischungen bebaut wurde welche vom Wild zur Äsung gerne genutzt wird und wo dann später auch die Jäger gerne durchgehen.

          • Inga sagt

            aus ökologischen Gründen hatte ich vor vielen Jahren (in den 70igern) gedacht, als der Jagdhelfer bei mir fragte, ob er Topinambur zwischen unserer Wiese und den dem kleinen Wald anbauen dürfte. Er brauchte wohl etwas von unserem Grundstück!

            Nun auf dieser Jagd ist nur Niederwild, weil wenig bis gar keinen Wald!
            Und wofür ist Topinambur gut?
            für Wildschweine?

            Passen di ein eine waldarme Gegend?

            • Sabine sagt

              Dies ist ein Werbeblock für eine Pflanze: Topinambur. Erstmal gibt es viele verschiedene Sorten, manche mit weichen Blättern und sehr schmackhaften Knollen. Andere sind nicht so lecker für Mensch und Tier.
              Topinambur wurzelt nicht zwangsläufig tief und eignet ich als Deckung für Fasanen und Rebhühner, Raufutter im Sommer und die Knollen sind im Winter hochwertiges Futter für alle möglichen Tiere vom Häschen übers Reh bis halt auch zur Sau. So man denn den Topinambur in Dämme setzt, können nämlich auch Rehe die Knollen aus der Erde graben. Zudem bleiben die abgestorbenen Stangen auch im Winter stehen und bieten Schutz vor kaltem Wind, gerade da, wo es sonst keinen anderen Schutz durch Hecken oder Wäldchen gibt. Vögel, gerade die kleinen Singvögel, lieben die Pflanze, denn die Stängel tragen die Leichtgewichte sind aber zu instabil für das Gewicht so ziemlich alle Jäger und größerer Vögel wie Elstern oder Krähen. So haben sie einen sicheren Schlafplatz und können auch ihre flüggen Jungvögel im Schutz der Pflanze füttern. Im Winter rascheln die abgestorbenen Blätter und warnen vor Raubtiere. Die markgefüllten Stängel bieten sich auch als Winterquartier für Insekten an, so sie nicht im Winter einfach vom Wild abgefressen werden. Besonders wertvoll ist die Pflanze auch dadurch, dass die Knollen erst durch einen Kälteschock für die Tiere interessant werden und am Besten im Spätwinter schmecken, wenn oft alles andere schon abgefressen ist. Das, was viele Gärtner als lästig empfinden, macht sie für mehrjährige Wildfutterpflanze so richtig attraktiv. Sie vermehrt sich auch, wenn sie im Winter stark beansprucht wird recht zuverlässig selber und auch aus der kleinsten Knolle treibt sie im Frühling wieder aus. Ein verwildern oder “abwandern” des Topinamburs ist so gut wie unmöglich, da er in unserem Klima keine Samen bildet. Nur da, wo er nicht gefressen wird, vermehrt er sich einige Jahre scheinbar ungehemmt. Wird der Bestand jedoch zu dicht, werden die Knollen kleiner und die Pflanzen verlieren ihre Vitalität und der Bestand reduziert sich so quasi von selber.
              Ich find die Pflanze, wie man vllt. bemerkt hat, klasse warum sie außerhalb von Wildäckern irgendwie kaum Freunde findet, verstehe ich nicht so ganz. Sicher ist die schlechte Lagerfähigkeit ein Hindernis, aber dass man sie für nix anderes wie billigen Alkohol und Wildfutter her nimmt ist echt schade.

  7. sonnenblume sagt

    Blühpflanzen sind immer problematisch wenn sie über Jahre wachsen sollen. Die Erfahrung habe ich nicht nur auf dem Feld, sondern auch bei einem Stück Magerrasen oder einer Blumenwiese gemacht. Das erste Jahr ist Top und dann wird es bescheiden. Pflanzen die nicht absolut winterhart sind, oder ein gutes Saatbett benötigen fehlen dann im zweiten Jahr. Im dritten Jahr gibt es nur noch ganz robuste Wildkräuter.

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