Bauer Willi
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Fachliche Frage an meine Bio-Kollegen

Liebe Bio-Kollegen, bei der aktuellen Änderung der Düngeverordnung (13.6.2019) finde ich folgenden Satz:

“Für extensiv wirtschaftende Landwirtschaftsbetriebe und Ökobetriebe gelten Ausnahmen. So sollen Betriebe, die durchschnittlich auf ihren Landwirtschaftsflächen weniger als 160 kg Stickstoff je Hektar und Jahr und davon max. 80 kg mineralisch düngen, von der Reduzierung der Düngung und der Mengen-Obergrenze freigestellt werden.”

Ich dünge zu Weizen 90 kg N organisch zum Schossen,  40 kg N mineralisch (als Andüngung und zur Ährengabe).  Sind zusammen 170 kg, also 10 kg mehr als ein Bio-Betrieb darf.

Hier im Rheinland werden von Bio-Betrieben rund 50-55 dt/ha Weizen geerntet. Ihr dürft bis 160 kg N (ca. 3 kg N pro dt Weizen) düngen.  Ich ernte in etwa das Doppelte und werde von der Poltitik eingeschränkt. Und Raps baut ihr erst garnicht an. Ich schon, und der braucht auch im Herbst schon etwas zum Wachsen.

Ist ja schön, dass ihr von der DVO ausgenommen seid. Aber wer kann mir das fachlich erklären? Oder ist euer Nitrat irgendwie anders? Vielleicht Bio-Nitrat?

Nee, ernsthaft, ich verstehe das nicht mehr.  Und was ist eigentlich mit dem Stickstoff aus Kleegras? Wie wird das angerechnet oder wird das “vergessen”? Klärt mich bitte mal auf.  Wenn ihr das nicht könnt, werde ich mal in den Ministerien von Frau Klöckner und Frau Schulze nachfragen. .. Ob das da jemand erklären kann? …

Euer Konvi-Kollege Willi

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39 Kommentare

  1. Ömma sagt

    Guten Tag Bauer Willi,
    die von Ihnen angegebene Textstelle ist einem Artikel der Top Agrar zu entnehmen und bezieht sich auf den Vorschlag der Bundesregierung an die EU zu der Reduzierung der Düngung um 20% in nitratbelasteten Gebieten. Folglich findet man dies nicht in der neuen Düngeverordnung, sondern im “Brüsseler Briefkasten”.
    Dieser Satz soll uns Bauern, die schon wenig düngen (160kg empfinde ich nicht als wenig), davor schützen unberechtigter Weise 20% weniger düngen zu dürfen, wenn wir auf roten Grundwasserkörpern wirtschaften.
    Im Ökolandbau werden kaum Düngemengen in Höhe von 160kg/ha N im Jahr erreicht.
    Für einen ökologisch erzeugten Backweizen mit einer Ertragserwartung von fünf Tonnen je Hektar errechne ich einen Stickstoffbedarf von etwa 100kg/ha. Dies ist aber nicht der Düngebedarf. Diesen errechne ich in der Düngebedarfsermittlung unter Berücksichtigung aktueller Nmin-Werte und zu erwartender Nachlieferung aus Mineralisierung. 160kg N zu düngen käme mir nicht in den Sinn.
    Von der Düngeverordnung ausgenommen sind wir also nicht, für uns gelten auch die Grenzen der Salden für Stickstoff und Phosphor, 50 und 10kg/ha Jahresüberschuss im Mittel der Betriebsflächen. Phosphor begrenzt bei uns auch die Stickstoffdüngung, da wir nicht mineralisch kompensieren dürfen und sich die 170kg/ha N Grenze nicht mehr auf tierische sondern gänzlich auf organische Herkünfte bezieht. Durch diese Einschränkung kann es so kommen, dass effektiv 50kg/ha N und 30kg/ha P Ausbringmenge nicht erreicht werden, was dazu führt, dass wir die schlagbezogene Düngebedarfsermittlung nicht durchzuführen brauchen, vorausgesetzt die Phosphor-Werte liegen unter 20mg/100g Boden.
    Leguminosen werden artspezifisch in der DBE, im Nährstoffvergleich und in der Stoffstrombilanz berücksichtigt. Die Leistung der Stickstoffbindung kann zum Beispiel bei Klee bis zu 300kg/ha betragen, dies wird im NV oder ggf. in der SSB erfasst. In der DBE wird mit dem Verbleibenden N gerechnet, der nicht von der Leguminose verbaut und abgefahren wird, also in der Vegetationszeit der Kultur nachlieferbar ist. Das fällt unter den Vorfruchtwert einer Leguminose, ist für uns Ökolandwirte von großer Bedeutung, da wir auf keine Reinnährstoffdünger zurückgreifen können und kann bis zu 40kg/ha N (20kg bei Klee) betragen.
    Ich hoffe meine Darstellungen sind korrekt und wasserdicht, anderenfalls sind weitere Hinweise immer hilfreich.
    Lieben Gruß aus den Reihen der Ihrigen

  2. Biolandbauer Schilling sagt

    Hallo Heinrich Steggemann,
    gute Überlegungen in Ihrem Kommentar. Ein Überschuss in der N-Bilanz kann, aber muss nicht ein Problem sein. Die Frage ist, wohin geht der Überschuss? Geht er in die Luft als Ammoniak oder Lachgas, ins Wasser als Nitrat oder wird er im Humus eingebunden. Unter welchen Bedingungen welcher Weg beschritten wird, wäre wichtig für unsere Agrarwissenschaftler zu erforschen. Ausserdem gibt es noch die Möglichkeit, daß Mikroben zur Sauerstoffbeschaffung das NO³, Nitrat, Ion spalten und gasförmiger Stickstoff frei wird.
    Für mich beginnt das Problem bei der grundlegenden Sicht von Boden und Nährstoffen, die unseren Landwirten quasi eingeimpft wird. Unsere Vorstellung ist geprägt vom Nährstoff-Faß von Justus von Liebig. Der Nährstoff/ Wachstumsfaktor, der im Minimum ist bestimmt den Ertrag. Soweit so gut. Was dabei ausser acht gelassen wird, ist die Erkenntnis, daß die Nährstoffdynamik erheblich vom Bodenleben beeinflusst wird. Was dabei auch ignoriert wird, bzw falsch dargestellt wird, ist die Form in der unsere Pflanzen Nährstoffe aufnehmen. Lehrmeinung ist, daß die Nährstoffe in Ionenform aufgenommen werden. Das ist soweit richtig. Wenn die Darstellung jedoch so ist, daß Pflanzen die Nährstoffe NUR in Ionenform aufnehmen ist es grundlegend falsch. Die gesamte chemische Pflanzenbehandlung beruht darauf, daß die Pflanzen weit grössere Moleküle aufnehmen.
    Unsere Bodenuntersuchungen zeigen auf, welche Nährstoffmengen bei durchschnittlichen Bedingungen in Verlauf einer Vegetationsperiode zur Verfügung stehen können. Über die im Boden enthaltenen Nährstoffmengen wird nichts ausgesagt. Aber wir haben Zahlen mit denen wir schön rechnen können, ob wir die Realität damit treffen ist eine andere Frage.
    Zu den Fragen von Kollege Willi noch folgendes:
    1. Wenn Du nur 10 kg über dem Grenzwert bist könntest Du ja auch überlegen Deine N-Düngung um 10 kg zurückzufahren; der Ertragsverlust dürfte sich in Grenzen halten.
    Ok ich weiss daß es Dir wohl ums Prinzip von Grenzwerten geht. Ich sehe das ähnlich wie das MHD; es gibt in der Biologie nicht die knallharte Grenzziehung zwischen gut und böse. Unsere Bürokratie braucht aber einen Zahlenwert als Maßstab.
    2. Nitratproblematik: Neben den Knöllchenbakterien gibt es auch noch verschiedene freilebende Mikroben, die Luftstickstoff für Pflanzen nutzbar machen. Die Höhe der N-Fixierung durch Knöllchenbakterien ist auch von verschiedenen Faktoren abhängig. Ein ganz wichtiger ist sicher die Durchlüftung der Böden, denn wie sollen die Knöllchenbakterien an Luftstickstoff kommen, wenn keine Luft im Boden ist. Das ist auch zu bedenken, wenn gefragt wird, was mit dem fixierten N in 5m Tiefe bei Luzernewurzeln passiert. Für die DüBilanz gibt es einen Durchschnittswert, der sicher manchmal unter- und manchmal überschritten wird. Weiter ist zu bedenken, daß der fixierte Stickstoff nur in Verbindung mit Pflanzenmaterial vorliegt; >Humusaufbau.
    Viel aussagekräftiger erscheint mir der Nitratwert des austretenden Drainagewassers zu sein. Da fliessen schon viele Faktoren mit ein und eine Probe zu nehmen, ist kein besonders grosser Aufwand. Dieser Stickstoff ist für die Pflanzenernährung auf jeden Fall verloren. Erste Proben, die ich mit Nitrat-Teststreifen gemacht habe, haben ein deutliches Ergebnis zugunsten von Bioäckern gebracht.
    Zum Ende noch die Aussage eines Professors zum Thema Nährstoffdynamik im Urwald:
    Der Urwald ist für uns das blühende Leben. Dieses System funtioniert aber nur, weil es ein perfekter Nährstoffkreislauf ist. Der Boden darunter ist nicht in der Lage Nährstoffe zu speichern. Es muss alles sofort wiederverwertet werden.
    Das sollte das Ziel für uns Bauern sein: Einen möglichst verlustlosen Nährstoffkreislauf zu organisieren. Das ist leider in Sachen Klärschlamm zur Zeit nicht möglich; aber trotzdem als Ziel zu verfolgen.

    • Heinrich Steggemann sagt

      Hallo Biolandbauer Schilling,
      stimme ihren Ausführungen zu.
      Wir brauchen mehr praxistaugliche Beratung in die von Ihnen beschriebene Richtung. Die Spezialforschungsergebnisse liegen schon in den Regalen und verstauben teilweise schon. Wir brauchen Netzwerke, die dieses weltweite Wissen zusammentragen und auf ein praxistaugliches Niveau herunterbrechen.
      Zur Rückführung der gesamten in menschlichen Ausscheidungen enthaltenen Düngesalze brauchen wir eine Alternative zur Wasserspültoilette.

  3. Heinrich Steggemann sagt

    Die obigen Fragen habe ich mir auch schon gestellt und möchte an diese Stelle noch eine Frage hinzufügen.
    Welchen Einfluss hat das standortspezifische Bodenleben auf die Stickstoffdynamik und mit welchen Massnahmen kann man dieses im Sinne des Grundwasserschutzes beeinflussen?Diese Fragestellung wird anscheinend im politischen Raum gar nicht diskutiert.
    Einige gerundete Zahlen vorweg:
    Pro 1% Humusgehalt in den obersten ca. 30cm eines Bodens sind ca. 15 to Kohlenstoff gespeichert (entspricht ca. 60 to CO2 ). Gleichzeitig sind ca. 1500 kg Stickstoff mit verbaut pro Hektar.
    Verwalter und Lagerist dieses Vorrates ist das Bodenleben. Je nach Bewirtschaftung nimmt das Bodenleben einen Humusaufbau oder Humusabbau vor bis sich ein Gleichgewicht eingestellt hat.
    Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist ein jahrzehntelang gleich bewirtschaftete Ackerfläche mit einem stabilen Humusgehalt von 3%.
    Diese Fläche wird geteilt und auch jeweils anders bewirtschaftet.
    Nach 30 Jahren hat die eine Hälfte einen Humusgehalt von 2% (jährlich wurden 50kg Stickstoff und 2 to CO2 freigesetzt).
    Die andere Hälfte hat einen Humusgehalt von 4% (jährlich wurden 50kg Stickstoff und 2 to CO2 im Boden in Form von Humus eingelagert und standen damit nicht für die Ertragsbildung zur Verfügung/ wo soll dieser Stickstoff in Zukunft herkommen bei 20% Unterdüngung?).Oder dürfen Zwischenfruchtmischungen mit Stickstoffsammlern aus der Luft angebaut werden, ohne das dieser Stickstoff bilanziert werden muss??????
    Für den Klimaschutz wäre eine dauerhafte Verringerung des CO2 Gehaltes in der Atmosphäre sinnvoll. Belebte Böden mit höheren Humusgehalten sind ertragsstabiler ( pro Prozent Humus 20 bis 40mm mehr Regenspeicherkapazität ) , die Starkregenverdaulichkeit verbessert sich. Es sind positive Effekte auf die Pflanzengesundheit durch eine bessere Mikronährstoffversorgung unter Mithilfe von mehr Bodenleben zu erwarten.
    Mit dem aktuellen Tunnelblick rein auf den Grundwasserschutz werden leider Anreize zum Humusabbau gesetzt.

  4. Alexander Borchert sagt

    Hallo Farming 04
    Ich befürworte ein System der Beweislastumkehr. Ich als Bauer muss mit den eh schon notwendigen Aufzeichnungen nachweisen, dass ich die Vorgaben einhalte. (Abgleich Erträge-Düngezukauf-Viehbesatz bzw. Gülleanfall). Wenn das passt, bekomme ich die Prämien, wenn nicht dann werden sie einbehalten und auf die anderen Betriebe im Land verteilt.
    Dazu bräuchte es nur eine intelligente Gesamtbetriebsschlagkartei. Alle Stoffzu- und -abgänge werden verrechnet. Dann springt die Prämienampel auf GRÜN und die Prämien fließen.

  5. Thomas Apfel sagt

    Einen direkten Zusammenhang von intensivem Ackerbau und Nitratverlagerung ins Grundwasser gibt es so pauschal nicht. Es wird von der Extensivierungs- und Ökologisierungsseite der Diskussion über die zukünftige Ausrichtung der LW mit der Aussage: ” Umstellung auf ökologischen Landbau halbieren die Nitratfracht”, bewusst falsch dargestellt.. Insgesamt gesehen sind die Nitratprobleme im Grundwasser eher ein Problem der sandigen Böden mit hohem Grundwasserstand, was ja logisch nachvollziehbar ist. In solchen Gebieten (z.B. Intensives Grünland auf Sanderstandorten mit hohem Grundwasserstand) ist es sicherlich sinnvoll verstärkt und mit hohen Fördersätzen auf Öko umzustellen. In den intensiven Tierzuchtregionen ist das ohne Arbeitsplatz und Wertschöpfungsverlust schwieriger. Hier war m.E. die in der Vergangenheit übliche Herbstausbringung von Gülle ein erhebliches Auswaschungsrisiko. Diese ist jetzt stark eingeschränkt und das dürfte in der Zukunft die Stickstofffracht in den Untergrund erheblich reduzieren. haben. Einer der Gründe für stärkere Auswaschung aus Herbstgaben sind die heute höheren Bodentemperaturen im Spätherbst, die eine Umsetzung von Ammoniak in Nitrat beschleunigen. Ein Grund für verschärfte Kontrolle und überregionale Organisation der Verbringung der N-Überschüsse ist das sehr wohl. Man muss sich nur von der Illusion trennen, eine realistische Flächenbindung der Tierzahlen wäre in diesen Regionen möglich und sinnvoll. Stoffumverteilungsprozesse sind im Industriebereich etwas völlig Normales und können auch für diese Regionen ohne Probleme ohne Schäden für die Umwelt organisiert werden. Irrwitzig ist die Annahme, man könnte jedem “Bäuerlein wieder 30 Kühe, 50 Schweine und 100 Stück Federvieh per staatlicher Anordnung auf den Hof stellen und die Welt wäre wieder in Ordnung. Eine Umstellung größerer Teile der LW auf Bio braucht mehr Tierproduktion (derzeit werden 82 % der Bioflächen für Tierfutteranbau genutzt) weil ohne entsprechend weite Fruchtfolgen mit viel Futterpflanzen dauerhaft eine erfolgreiche Unkrautreduzierung bei Bio-Getreide nicht möglich ist. Ich will damit nur sagen, die Politik befindet sich mit ihren pauschalen Lösungsansätzen in einer Sackgasse. Lösungen müssen auf Kreisebene an die natürliche und ökonomischen Gegebenheiten angepasst werden. Möglich ist das, nur muß dann wieder mehr Wissenschaft und weniger Wahltaktik und Polemik den gesellschaftlichen Diskurs bestimmen.

  6. Andreas John sagt

    Der Ertrag bestimmt maßgeblich die N-Effizienz

    Zudem gilt das ja nicht nur für Biobetriebe, sondern auch für extensiv wirtschaftende Betriebe.
    Jetzt wischen sie sich mal den Schaum vom Mund und argumentieren wieder so sachlich und nüchtern, wie sie das bisher getan haben.

  7. Andreas John sagt

    „Richtig ist, unter Bioflächen wird im Schnitt, weil Stickstoff bei Bio immer relativ knapp ist, gegenüber
    der Konvilandwirtschaft ca. die Hälfte des Nitrats verlagert. Es gelten auch hier die bekannten
    Nitratverlagerungsvoraussetzungen, so wird unter Biogemüseanbau auf Sandböden wesentlich mehr
    Nitrat verlagert als unter konventionellem Grünland.“

    http://www.keckl.de/texte/wasserwerke.pdf

  8. Andras John sagt

    „Welchen Effekt eine ökologische Bewirtschaftung auf die Nitratgehalte im Grundwasser hat, wurde auf den Flächen der Kommunalen Wasserwerke Leipzig (KWL) wissenschaftlich untersucht. Noch in den 1990er Jahren wurden hier an einzelnen Messpunkten Nitratwerte von über 150 Milligramm pro Liter gemessen. Um eine kostspielige Wasseraufbereitung zu vermeiden, wurden im Jahr 1992 der eigene Betrieb Gut Canitz und in den folgenden Jahren fünf weitere Höfe im zentralen Wasserschutzgebiet auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt. Insgesamt beträgt der Umfang der Ökoflächen heute knapp 2.600 Hektar. Durch diese Maßnahme ging der Nitratgehalt im Rohwasser bis 2004 von durchschnittlich 40 auf 24 Milligramm pro Liter zurück und sind seitdem stabil.“

    „https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/umwelt/grundwasser/grundwasserschutz/“

    • Burkhard sagt

      Sehr geehrter Herr John, ihr Artikel ist ein gutes Beispiel für die allgemeine “sachzwang reduduzierte Ehrlichkeit” im Umgang mit Biolandwirtschaft. Die in ihrem Artikel aufgeführten Beispiele betreiben nicht nur Ökolandbau in WSG Gebieten, sondern sie werden darüber hinaus dafür bezahlt, Grundwasserschutzmaßnahmen durchzuführen. Das wird dann so verkauft, als würde der Ökolandbau in Bezug auf Nitrat das Beste fürs Grundwasser sein. Ist er aber nicht! Richtigerweise müsste man unterscheiden zwischen Konventionellen, Öko UND Wasserschutzbetrieben. Das könnten aber Konventionelle Betriebe mit entsprechender Förderung genauso gut.

    • Hallo Andreas,
      der Satz “Durch diese Maßnahme ging der Nitratgehalt im Rohwasser bis 2004 von durchschnittlich 40 auf 24 Milligramm pro Liter zurück und sind seitdem stabil.” steht so bei der Bundesbörde BLE, aber so ist es wirklich, siehe Folie 43 in https://www.lanu.de/media/tyfo8484-64602b337ab53625a2ac67157b8eca39/a._jaeger_kwl-lanu_oekolandbau_fuer_gewaesserschutz___kompatibilitaetsmodus_.pdf

      Das Wasser in Canitz hatte nie “durchschnittlich 40mg Nitrat/l”! Die Sachen werden skrupellos zurechtgebogen wie die Glaubenssätze der Beförderungsentscheider sind. Mir wäre letzte Woche im sächsischen Landtag bald der Kragen geplatz, so viele Märchen wurden da den Abgeordneten erzählt. Grüße: Georg

      • Thomas Apfel sagt

        Mich würden die Naturalerträge, Zusammensetzung der Erlöse und die Wertschöpfung des Betriebes interessieren.
        Ansonsten ist der Vortrag sehr interessant und für Wasserschutzgebiete ein gangbarer Ansatz. Dass das ohne “Öko” ginge, bezweifle ich bei den Niedrigpreisen im konventionellen Sektor, es sei denn die Entschädigungszahlungen gleichen die Verluste aus. Es ist nur halt wieder ein “Spezialfall”, der auf dem Markt nicht als Regelfall bestehen kann (behaupte ich mal).

        • Brötchen sagt

          Thomas der brandenburgbauer ist da in der Nähe, der kennt den Betrieb vielleicht. Das ist auf der anderen Seite der Elbe.

          Da an der Elbe sind meines Wissen oft grosse Trinkwasserbrunnen.
          Zu ostzeiten gab es eine grosse Trinkwasserleitung von dommitzsch bis in den Harz, weil da das Wasser immer knapp ist. Da bin ich oft vorbei gefahren.

          Da ist sehr steiniger Boden.

            • Brötchen sagt

              Da findet man auch die Einschränkungen die eine LW. Nutzung falls man in dem Brunnenbereich liegt. Ich vermute mal das ist dort der Fall und dann bleibt dir eigentlich nur Bio.

              • bauerhans sagt

                mir war von der regierungspräsidentin in 2017 die ausbringung von organischen düngern im wasserschutzgebiet 2 untersagt worden,weil die keimbelastet sein könnten.
                mineraldünger sind vollumfänglich erlaubt.
                eine entschädigung wird gezahlt.
                nitratwerte waren und sind im rahmen.

                • Brötchen sagt

                  Ist da auch so bauerhans, was ich auf die schnelle beim Überfliegen mitbekommen habe.

                  Drüberlaufen darfste, aber nicht zu oft!:-)

      • Georg Keckl sagt

        In Canitz wird als Rohwasser Mischwasser aus Grundwasser unter Landwirtschaftsflächen und Uferfiltrat der Mulde gewonnen, in allen Brunnen. Das Uferfiltrat hat um die 9mg Nitrat pro Liter, seit der Wende mit den guten Klärwerken rückläufig. Je weiter nördlich die Brunnen sind, desto höher ist der Uferfiltratanteil, bis zu 100%. Je trockener ein Jahr ist, um so mehr Uferfiltat auch in die südlichen Brunnen. Es sind um die 250 Brunnenfassungen in einer kilometerlangen Linie östlich der Mulde. Das ist alles bekannt, wie die steigende Anzahl der Bienen, aber wenn die Saga so gut ist und geglaubt werden will, richtet keine Realität was gegen aus, schadet nur dem, der auf die böse Realität hinweist und die Kreise der Weltretter stört.

  9. Farming04 sagt

    Hallo Willi,
    ich persönlich sehe diese Regelung als Chance denn Ministerin Klöckner will laut eigener Aussage die Gülle Verteilung über Deutschland verbessern.
    Dies wird zwar eine Welle von Protesten nach sich ziehen aber mit etwas Werbung damit das der Gülle Transport durch Deutschland CO2 spart (Mineraldünger kostet schon in der Herstellung mehr) und die ganze Aktion gut für Wasser und Böden ist kann man das sicher eindämmen.
    Natürlich müssten Landwirte die nach dem Prinzip 50/50 bzw (80kg Mineralisch 80kg Organisch entschädigt werden, da Sie auf Ertrag verzichten.

    MfG
    Farming04

      • Farming04 sagt

        das wäre auch eine Idee allerdings fehlen dazu bisher die technischen anlagen um es im Großen mastab zu betreiben für die co2 Bilanz wäre es besser, denn man spart gewicht!

        • Paulus sagt

          Gülle zu dehydrieren ist genauso schwachsinnig wie Brot zu backen um es anschließend an Schweine zu verfüttern.

          • Altbauer Jochen sagt

            Gärrest aus der Biogasanlage zu dehydrieren
            bringt positive Ergebnisse.
            Ich weiß, bei dem Thema Biogas sträuben sich vielen
            die Nackenhaare. Aber wenn das Ding da ist muss man
            das Beste draus machen.
            Die Separatoren laufen zwar auch mit Strom,
            trotzdem ergibt sich eine Energieeinsparung.
            Das Aufrühren und Pumpen und Ausbringen
            des Flüssigteils spart enorm viel Zeit und Energie.
            >Teure Behälter können eingespart werden !!<
            Der trockene Teil kann auf freiwerdende Siloplatten
            zwischengelagert werden um ihn zum passenden
            Zeitpunkt auf den Acker zu bringen.
            Ein Teil des festen Gärrestes wird nochmal durch
            den Fermenter geschickt um Restenergie zu nutzen.
            Bei passenden Bedingungen kann man dieses
            Torfmull ähnliche Material auch in Laufställen
            als Einstreu nutzen.
            Die Flüssigphase ist bei der Ausbringung mit
            Schleppschläuchen noch geruchsärmer und
            bodenbündiger durch die Verdünnung.
            Und damit insgesamt Verlustärmer durch
            Emissionen.
            Kaum noch Anhaftung an den Pflanzen.
            Die Nähstoffgehalte unterscheiden sich nur geringfügig.
            Mineraldünger ist fast ein Fremdwort geworden.
            Die Gärrestmengen und die Flächen müssen natürlich
            zusammenpassen !!!

    • Alexander Borchert sagt

      Ich glaube nicht, dass das entschädigt werden muss. Weil 160 kg/ha im Schnitt des Betriebes bei richtiger Fruchtfolge eine bedarfsgerechte Düngung zulässt. Natürlich geht dann nicht W-Raps, E-Weizen, A-Weizen. Da müssen dann schon andere Fruchtfolgeglieder mit reingenommen werden.

      • Farming04 sagt

        Ich denke schon dass man entschädigen müsste allein als Wirtschaftlicher Anreiz da viele sich sagen würden warum soll ich wenn ich nicht muss?

        • Obstbäuerin sagt

          Verstehe ich das richtig – sozusagen als Druckmittel für die Umstellung? Getreu dem Motto: Alles was der konventionellen Landwirtschaft schadet nutzt den Ökos?

        • Alexander Borchert sagt

          Ich befürworte ein System der Beweislastumkehr. Ich als Bauer muss mit den eh schon notwendigen Aufzeichnungen nachweisen, dass ich die Vorgaben einhalte. (Abgleich Erträge-Düngezukauf-Viehbesatz bzw. Gülleanfall). Wenn das passt, bekomme ich die Prämien, wenn nicht dann werden sie einbehalten und auf die anderen Betriebe im Land verteilt.
          Dazu bräuchte es nur eine intelligente Gesamtbetriebsschlagkartei. Alle Stoffzu- und -abgänge werden verrechnet. Dann springt die Prämienampel auf GRÜN und die Prämien fließen.

  10. Thomas Apfel sagt

    Das ist so ähnlich, wie bei der Berechnung der Stickstoffüberschüsse in Deutschland. Die Landesbehörden ermitteln Werte zwischen 50 – 90 kg, im Durchschnitt um 70 kg, und hätten damit die Zielstellung 80 kg erreicht. Das UBA rechnet einfach mal rund 30 kg/ha aus zugekauften Importfuttermitten (Soja) dazu und kommt dann bei rund 100 kg Überschuss an. Soweit ich weiß, scheißen die Kühe und anderen Nutztiere die Importfuttermittel aber nicht separat und zusätzlich, d.h. sie sind in der normalen Bilanzierung in der Summe der Nährstoffausscheidungen bereits enthalten. Wenn das nicht so sein sollte , kläre mich doch bitte mal Jemand auf.

  11. bauerhans sagt

    bis 90cm werden proben gezogen,was darunter ist,interessiert nicht!
    also muss N 100cm unter fuss.

  12. Friedrich sagt

    Was mir bei meinen Bio-Nachbarn auffällt ,ist , daß sehr viele Leguminosen und Kleegras angebaut werden. Habe selbst öfter Erbsen angebaut und im Frühjahr bis zu 200 kg N mit den Nmin-Proben gefunden. Brauchte also nur eine kleine N-Andüngung zu machen, da der Stickstoff in der unteren Bodenschicht eh weggewaschen wird und im Grundwasser landet. Genauso ist das bei den Biofrüchten und das trotz Zwischenfruchtanbau. Mein Bionachbar hatte im letzten Jahr Möhrenanbau.Die Nitratwerte waren so hoch ,daß erst im November geerntet werden konnte , nachdem der Regen die Nitratwerte durch Wachstum abgesenkt hatte. Bei sachgerechtem konvi. Anbau habe ich weniger Nitratprobleme , als beim Bioanbau , aber das wollen unsere Ideologen nicht hören.

  13. brouss sagt

    Was mich beschäftigt ist der Luzerneumbruch. Man säet für 2…3 Jahre Luzern und pflügt dann um.
    Nun wurzelt Luzerne so 5 m tief, es wurden auch schon 12m gemessen.
    Dann sät man bsw. Weizen und der wurzelt nur ca. 1m tief und das nur für max. 3..4 Monate.
    Wie viel N befindet sich in der Wurzelmasse zwischen 1 und 5 (12) m und kommt davon wieder etwas nach oben?
    Das so ein Boden dann, wenn die Wurzeln verrottet sind, gut Waser aufnehmen kann ist verständlich. Aber wird dann nicht auch viel N mit hinuntergespült?

  14. Oberländer sagt

    Willi , hat bei dir die Ökologische Gehirnwäsche immer noch
    nicht gewirkt? Jetzt geh aber sofort in alternatives Ausbildungs-
    Camp , da werden dir dann neue Fakten gelernt .
    Irgend wann glaubst auch du dann das Wasser den Berg auf fliest.

    • Bauer Willi sagt

      Immer dran denken, dass hier auch Leute mitlesen, die nicht so im Thema sind. Oder auch Entscheidungsträger, die dann hoffentlich merken, dass hier etwas zu klären ist. Fachlich hat mir nämlich noch niemand weitergeholfen…

      • Sabine, die schaffiebrige sagt

        Hier! Ich, zum Beispiel, verstehe so ziemlich nur noch Bahnhof. 😉 Diese Berechnungen und Erkenntnisse sind ja pure Chemie! Ziemlich trickig, das wirklich zu durchschauen und zu bewerten.

        • Paulus sagt

          Liebe Schaffiebrige,
          bitte nimm es mir nicht übel aber ich muss mal wieder stänkern. Ist liebgemeint nicht böse! Wenn die Mitbetreiberin einer Solawi auf 62 ha plus Zupacht nur Bahnhof versteht, bin ich einigermaßen überrascht. Euer Betrieb ist ja schließlich schon etwas größer als ein Schrebergarten.
          Es scheint so, als würden für die Esoteriker der Demeter-Fraktion andere gesetzliche Bestimmungen oder Vorschriften gelten. Im Gegensatz zu irgendwelchen Aussteigern unterstelle ich jedem gelernten Landwirt, dass er aus dem Stand einen Vortrag über diese „pure Chemie“ halten kann. Nicht nur, was die Jüngeren betrifft.

          Noch ein aktuelles Beispiel was mich zum Lächeln brachte:
          Da wurde doch tatsächlich in so einer Wochenendbeilage von der Fa. real österreichischer Bio-Mondscheinkäse von Demeter angeboten, selbstverständlich laktosefrei 🙂 . 100g zu 2,19 €. Soviel kostet ein ordentlicher französischer Käse auch ohne Mondschein.
          Und dann war auch noch Demeter Dinkel-Kaffee (versch. Sorten) im Angebot.
          Wer sich da nicht verarscht fühlt, dem ist nicht mehr zu helfen.
          Ich warte nur noch auf den ersten Weinmacher, der mangels Kenntnis der ursprünglichen Bedeutung mit Moonshine-Wine incl. Demetersiegel im die Ecke kommt. Allein aufgrund der Bezeichnung dürften dem 99 Parkerpunkte sicher sein.

          Ach so, ich hätte da noch Mondholz aus dem eigenen Wald anzubieten, für Zaunpfähle oder Bretter und so, hält ewig.

          Eine Replik darf gerne herb ausfallen, ich vertrage das schon.

          • Inga sagt

            Aber Pauls,

            wärest du mit der Antwort zufrieden, wenn sie dir mit den Worten:
            “Ich arbeite halt in einer anderen Abteilung unseres Betriebes”
            antworten würde?

            Niemand braucht vom ganzen Betrieb Ahnung haben, nur die Bauern.

            Wird von denen dahinsichtlich auch mehr verlangt, wie vom Durchschnittsmenschen?
            Ist doch mal eine Überlegung wert, oder?

  15. Arnold Krämer sagt

    Die Politik hat sich im Fachrecht verrannt, weil sie vor rund 40 Jahren im Baurecht nicht aufgepasst hat (obwohl es damals schon ernste Hinweise auf Fehlentwicklungen gab) und so Viehhaltung und Bodenproduktion regional immer stärker von einander getrennt wurden. Ich habe diese Dinge relativ umfangreich in einem Artikel der DLG-Mitteilungen 12/18 dargestellt und Vorschläge zur mittelfristigen Anpassung gemacht.

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