Bauer Willi
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EU-Rechnungshof kritisiert Öko-Subventionen

Nein, ich kritisiere nicht die Bio-Landwirte. Ich kenne einige sehr gut und wir telefonieren oft miteinander und verstehen uns – trotz unterschiedlicher Wirtschaftsweise – sehr gut.

Umso mehr haben mich die Überschriften in den letzten Tagen erstaunt, in denen die Subventionen für ökologischen Landbau kritisiert werden.

https://www.zeit.de/politik/2024-09/europaeischer-rechnungshof-landwirtschaft-bio-ziele-bericht-foerderung

https://www.rnd.de/wirtschaft/eu-rechnungshof-kritisiert-bio-foerderungen-milliarden-euro-verpuffen-wirkungslos-BCAZ4LDHFRFP5LRB3UKCC3QAEY.html

https://www.eca.europa.eu/de/publications/SR-2024-19

https://www.agrarheute.com/politik/foerderung-oekolandbau-hat-eu-12-milliarden-euro-verpulvert-626442

https://www.vdi-nachrichten.com/wirtschaft/politik/oekolandbau-schwaechelt-trotz-milliardengelder-der-eu/

Kritisiert wird vom Rechnungshof unter anderem, dass die Zielvorgabe von 25% Ökolandbau bis 2030 wohl deutlich verfehlt wird.

Eine sehr ernst zu nehmende Kritik ist folgender Sachverhalt (Zitat):

“Die Prüfer monierten,  dass bei der GAP-Förderung Umwelt- und Marktziele ausgeblendet werden können. Beispielsweise könnten Landwirte in der Praxis auch dann EU-Mittel erhalten, wenn sie keinen Fruchtwechsel durchführen oder Tierschutzstandards nicht einhalten. Beides seien eigentlich Grundprinzipien des ökologischen Landbaus. Beispielsweise wurden in den vier vom EuRH kontrollierten Mitgliedsstaaten Österreich, Italien, Polen und Rumänien Regelungen zur Fruchtfolge oder dem Tierschutz oft nicht konsequent angewandt.

Außerdem sei es laut den Prüfern gängige Praxis, dass für den Anbau von Biokulturen auch konventionelles Saatgut erlaubt sei. Zudem gebe es derzeit keine Möglichkeit zu messen, inwiefern der Öko-Landbau vorteilhafter für die Umwelt ist.”

Besonders der letzte Satz sollte zu denken geben. Es gibt keine Möglichkeit, den Vorteil des Öko-Landbau für die Umwelt zu messen. Genau das wird aber immer wieder behauptet.

Ein befreundeter Bio-Bauer sagte neulich zu mir: “Eigentlich bekommen ich mehr Geld als dafür, dass ich weniger Nahrungsmittel anbaue als du. Du forderst ja immer “Macht Naturschutz zum Betriebszweig”. Das ist eigentlich dass, was wir Biobauern machen”.

Notiz am Rande: Auf Twitter fordert gestern Martin Häusling, MdEP der Grünen und Bioland-Bauer, mehr Geld für Öko-Landwirtschaft. Irgendwas passt da nicht zusammen.

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19 Kommentare

    • Reinhard Seevers sagt

      ….hab schon das erste Glas Sekt geleert…jetzt fehlt noch der Austritt der FDP, dann ist der Tag gerettet.🥂🍾

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      • Bauer Willi sagt

        Dauert nicht mehr lang. Dann habe ich die erste von zwei Wetten gewonnen.
        Die zweite Wette: auch 2030 läuft im Rheinischen Revier noch ein Braunkohlkraftwerk

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      • Christian Bothe sagt

        Genau! War heute in meiner alten Fa. und da kam die Nachricht…Die Ampel wird folgen und Deutschland kann aufatmen!

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  1. Es war nicht alles schlecht was früher einmal gut war sagt

    Wird sich alles ändern. Offensichtlich wählt nur noch 40 +. grün. Die Jugend und auch ein Großteil der Landwirte (hat der DBV das schon mitbekommen?) wählt AFD! Öko in der jetzigen Form spielt keine Rolle mehr.

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  2. Elisabeth Ertl sagt

    In Österreich ging es um Stallbau und Weide. In den Gebirgstälern, wo die alten Höfe oft wie Schwalbennester an den Steilhängen kleben, war es manchmal nicht möglich, einen Freilaufstall zu bauen. Oder der Hof liegt mitten in einem Dorf, wo man die Tiere nirgends auf die Weide schicken kann. Diesen Bauern hat man inzwischen den Biostatus eh schon aberkannt.

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    • Reinhard Seevers sagt

      Elisabeth, Österreich hat doch bereits die 25% Bioflächenanteil erreicht, alles schön, alles gut….Tu felix austria!

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  3. Arnold Krämer sagt

    Die EU wird auf vielen Gebieten von der Realität eingeholt: z.B. Migration, Klima, Biodiversität. Viele internationale Abkommen, zu denen man sich verpflichtet hat und auch jetzt noch verpflichtet, sind extrem moralisch aufgeladen und scheitern jetzt an der konkreten Umsetzung in den Nationalstaaten. Sie bringen das Friedens-Projekt EU an die Grenzen ihrer Akzeptanz.

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  4. Markus Kempen sagt

    “Es gibt keine Möglichkeit, den Vorteil des Öko-Landbau für die Umwelt zu messen.”

    Suggeriert das nicht nicht irgendwie, dass Ökolandbau keine messbaren Vorteile hat?
    Auf welcher Passage im Original basiert diese Aussage von Bauer Willi?

    Ich finde auf S56 folgendes:
    “Obwohl der Aktionsplan für den Zeitraum 2021–2027 eine Verbesserung gegenüber dem vorherigen darstellt, enthält auch er in Bezug auf seine drei Hauptziele keine quantifizierbaren Zielvorgaben und sieht keine Möglichkeit zur Messung der Fortschritte vor”
    Das ist Kritik an den vorgesehenen Messmethoden des Aktionsplans – es geht nicht um den Ökolandbau als solchen oder um die Unmöglichkeit der Messung.

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    • Reinhard Seevers sagt

      “Suggeriert das nicht nicht irgendwie, dass Ökolandbau keine messbaren Vorteile hat?”

      Ein messbarer Vorteil kann doch nur für den “Schaffenden” demjenigen, der das umsetzen soll, was in Säälen beschlossen wird, Sinn machen. Sonst macht es keiner und es gibt nix zu messen. Ergo muss sich der Erfolg der Maßnahmen im ökonomischen Erfolg widerspiegeln, sonst kann man den Unsinn auch gleich lassen.
      Wie ist eigentlich der messbare Vorteil der “nachhaltigen” Kreuzfahrt – Industrie? Soll oder kann es nicht gemessen werden? Na sowas…..

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  5. Kemetbauer sagt

    Die Kollegen, die mit mir in den 80er Jahren in den Ökolandbau eingestiegen waren, sind, wie auch ich, jetzt fast alle im Ruhestand. Wir haben damals die ungeförderte und sich ausschließlich am Markt orientierende Variante praktiziert. Mit der EU-Öko-VO 2092/91, so muss man heute konstatieren, begann eigentlich der Untergang der Ökolandwirtschaft. Die frühe Biolandwirtschaft begann mit den Fragen nach den potenziellen Kunden und dem auf der vorhandenen Fläche Machbaren. Lebensmittelerzeugung mit ökologischem Zusatznutzen, das war unser Ziel. Viele Jahre in der Beratung haben mir die grundlegenden Veränderungen, während der letzten 30 Jahre, drastisch vor Augen geführt. Heute beginnt der Neu-Ökobauer seine Planung mit der Kalkulation der Fördermittel. Leider bleibt es bei vielen auch dabei, wie die aktuelle Entwicklung bei der Fluktuation zeigt. Allein von der Förderung zu leben, ist nämlich nicht möglich. Grenzwertiges Wissen um die ökologische Erzeugung, bringt viele Betriebe an den Rand ihrer Existenz. Da bleibt dann nur noch das Ziehen der Notbremse in Form von Rückumstellung oder komplettem Ausstieg aus der Landwirtschaft. In naher Zukunft werden wir viele solcher Fälle beobachten können.
    Ohne die Förderung geht es heute allerdings im Ökolandbau auch nicht mehr. Die Erzeugerpreise werden vom konventionellen LEH bestimmt. Sie sind auf breiter Front erodiert. An dieser Stelle ein “vielen Dank” an unsere Sesseletagen, die sich so konsequent am Verrat des Ökolandbaus beteiligt hatten. Ja, ihr habt für eine extreme Steigerung der Vermarktungsraten gesorgt, dabei aber gleichzeitig drastisch sinkende Erzeugerpreise in Kauf genommen. Es geht nur noch um Marktanteile, um durch die eigene “Größe” glänzen zu können. Die Öko-Verbände in D. haben sich da nichts geschenkt. Natürlich auf dem Rücken ihrer Mitglieder. Das alles sind Zu- und Umstände, die wir uns damals nicht haben träumen lassen.
    Die Abhängigkeit der Betriebe von der Förderung ist allerdings sehr unterschiedlich. Mein Wahlspruch – “Ohne Mist ist alles Mist” -, wird, aufgrund der oft bescheidenen Erträge viehlos wirtschaftender Ökobetriebe, die Zukunft vieler Betrieb entscheiden. Wir brauchen nicht mehr Förderung für die Ökolandwirtschaft sondern mehr Effizienz, mehr Wissen, mehr Forschung und viel viel weniger unqualifiziertes politisches Gelaber.

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  6. Thomas Bröcker sagt

    Naturschutz zum Betriebszweig machen ist das was einige Bio-Bauern machen. Sie machen es allerdings nicht einfach durch die Anbauweise … auch wenn das so transportiert wird.
    Ein Bio-Obstbauer hat das so formuliert: “Wenn meine Anlagen genauso aussehen wie die meiner IP-Kollegen (freigehaltene Baumstreifen, kurzgemulchtes Gras, Tropfer für Wasser und Pflanzenernährung und dazu noch eingenetzt) kann ich Natur- und Artenschutz nur glaubwürdig an meine Kunden rüberbringen, wenn ich das als Betriebszweig mache. Bei mir ist das der Betriebszweig meiner Frau mit rund 20 % der Betriebsfläche (Streuobst, Blühflächen, Hecken usw)”.
    Das ist schon das, was einige Bio-Bauern machen … aber das ist nur möglich, weil für die Produktionsflächen eine höhere Pauschalförderung erfolgt.
    Wenn Betriebszweig, dann richtig und gezielt gefördert (bezahlt) und parallel eine gleich hohe Basisprämie für alle normal intensiv bewirtschafteten Flächen … egal ob Bio- oder konventionell, IP oder “regenerativ” … oder was einem noch so an Abgrenzungsbezeichnung einfällt.

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  7. Jürgen Donhauser sagt

    Dabei starteten gerade früher einmal die Biobauern mit dem Verlangen, endlich wieder vom Verkauf ihrer Produkte zu leben und nicht von Ausgleichszahlungen. Jetzt hängen sie noch mehr am Tropf des Staates als konventionelle Landwirte!

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  8. Reinhard Seevers sagt

    Das ist bereits der Einfluss der rechts-konservativen Kräfte in der EU. Wir müssen jetzt alle zusammenhalten und gegen die Rückwârtsgewandtheit der Rrrächten kämpfen.
    🥳💪…..

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