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Eine Stunde Talk bei Günther Jauch.

Es ging schon ein wenig hektisch zu gestern Abend bei Günther Jauch beim Thema: Die Wut der Bauern – Sind unsere Lebensmittel zu billig? Aber die Hektik ist für uns sogar ein Spiegel dafür wie zerrissen auch sonst die Diskussion um das Thema Landwirtschaft in der Öffentlichkeit ist.

 

 

Die Nabelschau auf gestern überlassen wir der TV-Kritik der großen Medien. Für uns bedeuted Willi’s Auftritt, dass wir viele Normalverbraucher mit dem Thema Landwirtschaft berühren konnten. Das habe wir immer gewollt und wir wollen es auch weiterhin.

Willi’s Verbraucher Brief und der persönliche Antritt in einer der größten Talkrunden der Republik dient genau dem Ziel: Die 97% Nichtlandwirten in Deutschland auf ein wirklich existenzielles Lebensthema anzusprechen – Auf Landwirtschaft und Ernährung.  Wir Landwirte wollen die Diskussion und den Dialog. Und zwar ergebnisoffen. Das ist die Botschaft.

Nun aber braucht Willi erst einmal eine Verschnaufpause. Er hat wegen der Sendung sogar seinen Urlaub verschoben. Willi ist heute (11.05.2015) schon unterwegs nach Süden, wo ja auch das Allgäu liegt. 🙂

Darum wird Willi die nächsten 2 Wochen nicht so aktiv im Blog mitdiskutieren wie sonst. Wir bitten um euer Verständnis.

Alois und Willi

Anbei die Links zur TV-Kritik:

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44 Kommentare

  1. Vielen Dank für ein weiteres fantastisches Posting. Wo sonst könnte jemand bekommen, diese Art von Informationen, die in solchen perfekten Art und Weise des Schreibens? Ich habe eine Rede nächste Woche, und ich wurde für weitere Informationen suchen;)

  2. bauerhans sagt

    Horst Hermannsen zu billigen Lebensmitteln

    Die ARD-Sendung Günther Jauch vom vergangen Sonntag war zeitweise unverträgliche Kost. Der Moderator – und nicht nur er – wirkte verwirrt, in jedem Fall aber unvorbereitet. Renate Künast legte wieder einmal ihre alte und inzwischen wohl auch einzige Platte auf und rettete die Welt mit Bio. Dass CDU/CSU daran schuld sind, wenn deutsche Landwirte für den Weltmarkt produzieren müssen, konnte man von ihr zum x-ten Mal erfahren. Fakten, wie etwa der Hinweis auf den demographischen Wandel in Europa hätten in diesem Zusammenhang die Zuschauern zwar erleuchtet, die Stimmung jedoch zu sehr ernüchtert.

    Auch Bauer Willi war nicht immer überzeugend: „Mein Nachbar musste Kartoffeln für einen Cent das Kilo verkaufen. Das ist krank,“ erklärte er. Ihm war wohl entgangenen, dass es im vergangenen Jahr eine große Ernte gab und viele Knollen aus Qualitätsgründen nicht verkäuflich waren. Diese Ware geht bestenfalls in den Futtertrog oder in die Biogasanlage. Dafür auch noch Geld zu bekommen, ist ungewöhnlich. Wenn es sich aber tatsächlich um marktfähige Frittenkartoffeln gehandelt hätte, dann täte der Nachbar von Bauer Willi gut daran, nicht mehr zu spekulieren, sondern Anbau- und Lieferverträge abzuschließen.
    Preisanstieg bei Molkereiprodukten
    Überhaupt erscheint das Gerede von den „zu billigen Lebensmitteln“ ein gerne gepflegter Mythos zu sein. Die Realität sieht anders aus. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind die Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel in den vergangenen drei Jahren schneller gestiegen als die Inflation in Deutschland. So mussten die Konsumenten 2014 für Lebensmittel 11,5 Prozent mehr ausgeben als 2010. Vor allem die Molkereiprodukte stiegen in dieser Zeit um fast 20 Prozent!

    Richtig borniert finde ich die Behauptung, deutsche Verbraucher geben immer weniger Geld für ihre Ernährung aus, deshalb geht es den Bauern schlecht. 1970 sollen es noch 25 Prozent gewesen sein, heute kaum noch 14 Prozent des verfügbaren Einkommens, die für Nahrungsmittel aufgewendet werden. Ignoriert wird dabei, dass es heute weitaus mehr Doppelverdiener in den Haushalten gibt als damals. Außerdem führt steigender Wohlstand – von dem auch Bauern profitieren – zu höheren Ausgaben in Bereichen wie Bildung, Unterhaltung, Kinderbetreuung, Wohnung, Mobilität, Versicherungen, Urlaub ….

    Es gibt aber auch vorbildliche Gesellschaften auf dieser Welt, wo dies ganz anders ist. So geben indische und chinesische Wanderarbeiter sowie andere Teile der Bevölkerung dieser Regionen zwischen 80 bis 90 Prozent ihres Einkommens für Essen und Trinken aus. Nach der Logik der Jauch-Sendung müsste es den Landwirten in diesem Teil der Welt wirtschaftlich hervorragend gehen.
    Steuergelder sichern gutes Auskommen
    Jetzt hätte ich sie fast noch vergessen, jene Landwirte, die für kargen Lohn, bis zur Erschöpfung schuften. Wieviel Stunden arbeitet eigentlich ein viehloser Bauer, der, sagen wir einmal, auf 40 ha Weizen, Zuckerrüben und Raps anbaut? Bekommt er vom geizigen Verbraucher in dessen Eigenschaft als Steuerzahler nicht 300 bis 350 €/ha für das Nichtstun, nur weil er privilegierter Grundbesitzer ist? Mancher von ihnen erwartet von der Gesellschaft Erzeugerpreise, die ihm, trotz weniger Stunden sinnvoller Arbeit, ein gutes Auskommen sichern. Er möchte mindestens so gut leben wie einer, der täglich, nach langer Anfahrt oft unter Druck einer richtigen Tätigkeit nachgeht. Aber Formulare ausfüllen oder gar Kontrollen erdulden, ob mit den „öffentlichen Geldern“ vorschriftsmäßig umgegangen wird, ob sie ihm in dieser Höhe überhaupt zustehen, das möchte er nicht.

    So einer erinnert gerne daran, dass Landwirte mit den Unbilden der Witterung zu Recht kommen müssen.
    Dabei geht es ihm nicht anders als jedem Eisdielenbesitzer, Biergartenpächter, Skiliftbetreiber….. Warum wechselt er nicht die Branche, wenn doch alles so schlimm ist? Einen Pächter für seinen Hof findet sich sofort – garantiert. Denn obgleich alles so schlimm ist, haben die Pachtpreise in Deutschland astronomische Höhen erreicht. Auch deshalb fällt es deutschen Bauern schwerer, ihre EU-weit einmalige Übermechanisierung zu finanzieren. Das bäuerliche Leben kann ganz schön unlogisch sein – oder?

    Es ist beruhigend, dass ein Großteil der modernen Landwirte mit diesem rückwärtsgerichteten Lamento nichts am Hut hat. Sie erkennen ihre Chancen im Markt und nicht am Gängelband des Staates. Übrigens: Jammern bringt auf Dauer nicht einmal Mitleid.

    (habe das mal kopiert,stammt nicht von mir)
    [Original bei der Agrarzeitung: http://www.agrarzeitung.de/nachrichten/blog/horst-hermannsen-zu-billigen-lebensmitteln-56619.html]

    • Bauer Willi sagt

      Kein sonderlicher Erkenntnisgewinn, denn all diese Argumente habe ich in den letzten drei Monaten mehr als einmal gehört. Im Brief steht, dass es Kartoffel außerhalb des Vertrages waren. Liest nur keine Sau. Man will ja seine Vorurteile pflegen. Ja Subventionen bekomme ich auch (gähn). 325 € für Nichtstun, und für die Übermechanisierung und die hohen Pachten. Hab ich noch was vergessen?

      Schön, dass Du das mal kopiert hast…

      Bauer Willi (habe das selbst geschrieben)

    • Alois Wohlfahrt sagt

      Na, das klingt für mich wie ein Anpfiff mit dem Titel “Was jammert ihr denn? Steht auf und macht gefälligst weiter!”
      Der Punkt dem ich zustimme ist, dass Jammern nichts bringt. Aber bei allem Durcheinander war die Sendung keine Gejammere. Die Diskussion ist notwendig führt uns nämlich genau dorthin, wo die Achillesferse der Landwirte ist. In den oder die Märkte. Dort sind nämlich die auf effektive Produktion ausgerichteten Landwirte den Abnehmern mehr oder weniger ausgeliefert. Da ist der plakative Vorschlag von Künast, Landwirte sollen sich mit Verbrauchern verbünden, jedenfalls hilfreicher als herablassendes Kommentatorengeschwätz.

      Alois

  3. Marko sagt

    Hallo Bauer Willi,
    sehr symphatischer Auftritt von Dir (Ihnen).

    Mein Fazit:
    Man hat gemerkt, dass Erzeuger, Industrie und Politik in Ihrem eigenen Universum leben.
    Daher wird eine Annäherung auch in Zukunft sehr sehr schwierig werden.

    Aber wie gesagt, es war eine tolle Sendung und Sie haben sich gut verkauft.

  4. Glückwunsch an Bauer Willi – höchste Zeit, dass dieses Thema prominent diskutiert wird! Wir fanden es allerdings schade, dass in dem Beitrag keine konkreten Lösungen der Misere angesprochen wurden. In vielen Regionen schließen sich Bauern und Verbraucher zusammen, um gemeinsam Strukturen aufzubauen, die eine sinnvolle Regionalvermarktung ermöglichen – einige davon sind auf dem RegioPortal unseres Bundesverband der Regionalbewegung e.V. aufgeführt. Nur in einer breiten gesellschaftlichen Allianz können wir eine Neuausrichtung von Agrarpolitik bewirken! Der Landesverband der Regionalbewegung NRW wird hierzu im Herbst einen Fachkongress organisieren – mehr dazu demnächst hier http://nrw.regionalbewegung.de

  5. Michael sagt

    Mal ganz provokant, aber mancher sollte darüber nachdenken:
    Warum verdient der Bauer zu wenig? Die wurden schon seit Jahrzehnten aus dem Markt ferngehalten. Der Bauer hat was produziert, es abgegeben und dafür was bekommen. Die Differenz waren Subventionen. Verkauft und kalkuliert hat fast keiner. Dann noch “Think Big“ weil es der Berater vom Bauernverband so gesagt hat. Kredit von der Bank für überdimensionierte Maschinen und Ställe und schon dreht sich die Spirale. Die Chemiemultis liefern das Saatgut, den Dünger und das Spritzmittel. Oder eben auch die Hochleistungskuh. Futter kommt gentechnisch optimiert aus Brasilien. Monsanto verdient immer mit. Jetzt steht er da der Bauer und wird seine Unmengen Hormonmilch nicht los und der Einkäufer vom Handelskonzern reibt sich die Hände und drückt den Preis. Der Bauer muss ihn akzeptieren, weil die Milch ist da und geht kaputt. Was kann der Verbraucher jetzt dafür? Soll der im Aldi 3€ für die Milch zahlen? Da hat der selbstgemachte Bauernsklave nichts davon.

    • Crux sagt

      Verdient der Bauer wirklich so wenig? Zumindest die größeren deutschen Betriebe (ab ca. 100 ha aufwärts) haben in den letzten Jahren blendend verdient. Und diese Betriebe produzieren den Großteil der deutschen Agrarprodukte. Da sollte man nicht gleich anfangen zu jammern, wenn nach einer sehr guten Kartoffelernte der Preis in den Keller geht. Es hat im Jahr zuvor auch niemand gejammert, als die Ernte schlecht war, aber die Preise explodiert waren. Mich würde auch interessieren, wie hoch der Gewinn von Bauer Wessels in den letzten Jahren war. Ich vermute, dass der nicht auf einem Niveau war, der zu Mitleid anregt…

  6. Erich Grantzau sagt

    Vor dem Hintergrund, daß Bauer Willi, die Landwirte, derart geringe Erlöse für Ihre Produkte erzielen, macht es durchaus Sinn das Thema auch einmal von Günther Jauch aus der Gasanstalt beleuchten zu lassen.
    Frau Künast hat im Jahre 2003 eine Studie erstellen lassen.
    Der Titel:
    “Bewertung von Lebensmitteln verschiedener Produktionsverfahren”.
    Das Ergebnis:
    Die “Billigvariante” aus der konventionellen landwirtschaftlichen Produktion unterscheidet sich qualitativ nicht von der “Teuervariante” mit dem Aufdruck “Bio”.
    Bei sachgerechter Produktion ist auch nichts anderes zu erwarten.
    Kurz und knapp bedeutet das: “Die Billig-Lebensmittel” von Aldi, Lidl usw. sind qualitativ so gut wie die gleiche, wesentlich teurere Ware aus dem Bioladen. Und das ist eine sehr gute Nachricht, weil damit belegt ist, daß Geringverdiener und Hartz-4-Empfänger sich genau so mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln versorgen können, wie das Bundestagsabgeordnete, Staatssekretäre, Fernsehjournalisten, Minister… auch können, wenn sie ihren Bedarf denn im Biomarkt decken.
    Möglicherweise sind die Billigprodukte von den Discountern ohne Biosigel sogar höherwertiger einzustufen, denn laufende Analysen von Bio-Eiern aus Freilandhaltung weisen tendenziel immer höhere Dioxingehalte auf wie die Billig-Erzeugnisse der konventionellen Landwirte aus geschlossenen Anlagen.
    Das gilt denn auch für andere landwirtschaftliche Geflügel-Erzeugnisse aus der Bio-Freilandhaltung. Zwar geht es bezüglich der Dioxingehalte in Bio-u.a. Erzeugnissen um Picogramm, dennoch wird dieser Umstand von Frau Künast und ihren ParteigängerInnen gerne schamhaft verschweigen.
    Die ständig bekannt gemachten Befunde von beanstandeten Lebensmitteln, die beispielsweise mit Salmonellen, Listerien o.a. unerwünschten Mikroorganismen in unerlaubten Mengen belastet sind, handelt es sich häufiger um Biozeugnisse wie Milchprodukte oder Geflügel..
    Damit ist vor allem das mit hysterischen Unterton versehene Geschwätz von Frau Künast widerlegt.
    Es trifft nicht zu, daß die konventionellen Landwirte mit immer mehr Kunstdünger und immer intensivere Bodenbearbeitung Raubbau betreiben und die Böden kaputt macht – das Gegenteil ist der Fall. Der Aufwand an Kunstdünger ist in den vergangenen 35 Jahren deutlich gesenkt worden (minus 75% Phosphat, minus 70% Kalium, minus 25% Stickstoff).
    Die Humusgehalte unserer Böden bleiben konstant oder steigen leicht an.
    Und diese positiven Entwicklungen, die von Agrarwissenschaftlern initiiert wurden, begannen bereits bevor die Partei Die Grünen gegründet wurde.
    Das grüne Laiengeschwätz ist also bereits seit geraumer Zeit widerlegt, s. z.B. http://www.agrarfakten.de.
    Bleibt die Frage, wie kann dafür gesorgt werden, das Bauer Willi und seine Kollegen insgesamt einen angemessenen größeren Anteil vom Erlös seiner Produkte an der Ladentheke des Supermarktes erhalten.

  7. Klaus Vetter sagt

    Bauer Willi hat das Problem angesprochen , aber einen Lösungsvorschlag sind alle schuldig geblieben , auch er selbst . Warum gibt der Kollege einen Lastzug Kartoffeln für 250.-€ ab ? Sollte er ihn nicht entsorgen ? Wer organisiert Lieferverträge bei denen Menge und Preis vor der Produktion abgesichert werden und wer setzt sich für den Erhalt der viel gepriesenen bäuerlichen Landwirtschaft ein ? Kann mir das jemand beantworten ?
    Klaus

    • Alois Wohlfahrt sagt

      Der Landwirt produziert was Lebendiges. Das wächst mal mehr, mal weniger. Ein Handwerker oder die Industrie kann genaue Stückzahlen herstellen oder planen.
      Das ist der Unterschied.

      Alois

    • Alex sagt

      2014 haben viele Landwirte wegen der guten Ernte (trotz regionaler massiver Krautfäule) ihre Kartoffeln “gratis” d. h. für genau Null Euro und bei freier Lieferung irgendwo hinfahren “dürfen”. Was will er machen, wenn er keine Lagermöglichkeit hat? Die Entsorgung kostet im Zweifel noch mehr als die Fahrt, da kommen schließlich einige Tonnen Biomasse zusammen. Und Unterpflügen geht aus phytosaniäten Gründen auch nicht.
      Da hat ein Bauer ein halbes Jahr seine Arbeitskraft und viel Geld reingesteckt, Produkt ist an und für sich top und es hat eigentlich noch einen negativen Wert. Klar gehören, wie Alois schon sagt, Schwankungen dazu aber ich kann verstehen, dass man als Landwirt da wirklich manchmal an der Welt zweifelt.

  8. Frank Roeder sagt

    Lieber Bauer Willi, danke für deinen provokanten Auftritt nun auch im TV.

    dieser ideologische und quasireligiöse, aber schon geradezu schizophrene Bullshit beim Essen wird sich wohl schnell wieder erledigen, spätestens dann wenn die Preise, genauso wie schon bei der Energie durch die Decke zu gehen drohen und das wohlgemerkt bei gleichzeitig steigenden staatlichen Subventionen.

    ich bin jedem Bauern dankbar, der unsere Grundversorgung mit gesunden Lebensmitteln möglichst autark und konventionell, aber verantwortungsvoll und eben auch nachhaltig sichert und nicht irgendeinem gerade mal trendigen, aber absurd und fast schon infantil romantisierten Zeitgeist, oder gar selbsternannten Experten, die nur ihre Bücher verkaufen wollen, hinterherrennt und das auch, weil den Grünen offenbar die politischen Themen ausgehen.

    Renate Künast, als Vertreterin dieser Partei bei Jauch, die einerseits die Lebensmittelobby kritisiert, aber andererseits die Propaganda der mindestens ebenso kapitalistischen Bioverbände unkritisch nachplappert, verschweigt dabei auch noch wissentlich, dass im sogenannten Biolandbau ganz legal selbstverständlich auch Chemie in Form von nicht abbaubaren und damit akkumulierenden Schwermetallverbindungen als Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen und die sind langfristig für die Umwelt sogar problematischer als moderner und natürlich streng wissenschaftlich kontrollierter synthetischer Pflanzenschutz!

    an den Vertriebsstrukturen gibt es allerdings in der Tat auch in der Lebensmittelbranche so einiges zu verbessern und der direkte und transparente Dialog mit echten Bauern, insbesondere von ahnungslosen und leider oft ideologisch fehlgeleiteten, aber zumindest mal vom Landleben entfremdeten Stadtbewohnern per Internet, ist da sicher erst ein vielversprechender Anfang…

    siehe auch: http://www.netzlandwirt.de/fuettere-mich-aber-mach-mich-nicht-satt/

  9. Ernst sagt

    Lieber Landwirt Willi,

    Sie beklagen die niedriegen Preise und ich verstehe nicht das die Hofläden (Niedersachen)
    teuerer sind als die Discounter.
    Kartoffeln 2,5 kg = 3€
    Eier Stück = 22 Cent echte Freilandhaltung aber jung Hennen Eier (also lütt)
    Käse 200g = 4,99€

    Warum können die nicht, wenn der Markt nix oder zuwenig zahlt faire Preise (Aldi, Lidl) nehmen?
    fregende Grüße
    Ernst

    • Thorsten S sagt

      Hofläden haben eine begrenzte Größe an Kundschaft, das sind in der Regel Verbraucher, die Lebensmittel noch schätzen und ihren “Stammladen” gezielt nach Geschmack und freundlichen Umgang aussuchen.
      Das bedeutet aber, dass man den Einkauf weniger als Nebensache betrachtet und gezielt mit Freude einkauft.

      Nicht jeder Hof und Bauer eignen sich dafür.
      Die Lage ist wichtig und auch die Freude am Umgang mit dem direkten Kunden.

      Hier in einer Gemüsebauregion gibt es eine Menge an Stammkunden, die extra alle 2 Wochen am Wochenende 50 Kilometer hin und wieder zurück aus Hamburg fahren, um sich das Gemüse beim Erzeuger zu kaufen.
      Nur wie würde das auf den Dörfern aussehen, wenn das “alle” machen? Und für einen 4spurigen Ausbau der Ortsdurchfahrt werden sich nur wenige begeistern 😉

  10. Markus M. sagt

    Zunächst noch möchte ich meinen Dank und Respekt vor dem Unternehmergeist jedes Bauern ausdrücken!

    Anhand von http://www.raiffeisen.com/markt/telegramm/produkt/euronext/weizen/index_html, http://images.raiffeisen.com/Raicom/pflanzen/maehdrusch-kulturen.pdf und http://www.presseportal.de/pm/112096/2875506/aldi-senkt-den-preis-fuer-saefte-schorlen-mehl-und-mehr habe ich versucht den Business Case für Weizen durchzurechnen.
    Ergebnis: Ich würde nur weiter Weizen anbauen, wenn mir der Abnehmer für die kommenden Jahre einen Mindestpreis von 0,19€/kg garantiert oder ich davon ausgehe das zu erzielen. Das reicht allerdings noch immer nicht an die 500€/ha Öko-Subvention (siehe Öko-Sepp) heran.
    Ansonsten würde ich das Land brach liegen lassen (oder vielleicht ein Maislabyrinth machen), auf jeden Fall aber das Land nicht verkaufen!
    Bei einem Quadratmeterpreis von 5€ komme ich auf eine Rendite von 0,2% – das heißt entweder sind die Grundstückspreise zu hoch (was ich nicht glaube angesichts der viel höheren Baulandpreise) oder die Gewinne der Bauern viel zu niedrig.

    Im Detail:
    Weizenmehl bei Aldi: 0,30 netto
    Euronextpreis: 0,1615
    Ertragsniveau in kg pro ha: 7540
    Kosten pro ha
    Saatgut 72
    Mineraldüngung 282
    Pflanzenschutz 187
    var. Maschinenkosten 108
    Lohnunternehmer 108
    Maschinenfestkosten 112
    Trockungskosten 60
    Versicherung und Beiträge 28
    Arbeitskosten 150
    Summe 1107
    pro kg 0,147

    daher:
    Gewinn
    pro kg 0,015
    pro ha 110,71
    pro qm 0,011
    pro h 15

    bei 40ha sind das 300 Stunden Arbeit, die nur 10428€ an Gewinn und Arbeitskosten einbringen. Setzt man also einen Stundenlohn von 60€ an (immerhin trägt der Bauer das volle unternehmerische Risiko), müsste der Weizenpreis also bei mindestens 0,19€/kg liegen.
    Für den Verbraucher hieße das:
    Das Weizenmehl bei Aldi würde statt 0,32€ brutto nun 0,35€ kosten, ein 750g Brot verteuert sich von 3€ auf 3,03€ – ich denke das ist aus Verbrauchersicht verkraftbar.

    Wie erreichen die Bauern nun diesen höheren Preis? Ich weiß es nicht.
    Wenn alle Bauern sich darauf verständigen würden, eine bestimmte Mühle nicht mehr zu beliefern, hat diese ein Problem. Sie muss also beim Großhändler höhere Preise durchsetzen, um selbst überleben zu können. Vielleicht hilft es auch schon, wenn europaweit alle Bauern mindestens 0,19€ erzielen wollen.
    Wie das kartellrechtlich aussieht, weiß ich allerdings nicht. Vielleicht könnte da ja auch Bauer Willi eine Signalfunktion übernehmen: Indem er aktuelle Mindestpreise veröffentlicht, würde er anderen ein Signal geben – so wie das Aldi im Lebensmittelbereich tut und Shell bei den Tankstellen. Das ist dann zwar implizite Kollusion, aber nicht nachweisbar und dann nicht strafbar. Allerdings ist das bei so vielen unterschiedlichen Marktteilnehmern schwer durchsetzbar. Dennoch: Gerade beim Weizen haben die Bauern eigentlich die Macht, denn Mehl und Brot gilt als vergleichsweise preisunelastisch.

    Eigentlich müsste es erlaubt sein, statt das Land zu bewirtschaften es mit Photovoltaikanlagen zuzupflastern. So wären zumindest wirtschaftliche Mindestpreise erreicht, da sonst alle Bauern auf die Energieerzeugung umstellen würden.
    Dort gibt es schließlich eine garantierte Einspeisevergütung!

    • Markus M. sagt

      Inzwischen war ich – zum ersten Mal seit langem – mit dem Auto beim 8km entfernten Hofladen eines Landwirts, den ich im Internet (nach etwas aufwendigerer Suche) gefunden habe.
      Ergebnis:
      Man muss den Einkauf planen – er ist nur 2mal pro Woche geöffnet.
      Bei 110g CO2/km und der Tatsache, dass ich ansonsten per Fahrrad bei Aldi oder Lidl einkaufe, ist das schon mal nicht wirklich ökologisch (selbst wenn alle Produkte direkt von seinem Feld kommen würden).
      Es war sehr nett und ein entspanntes Einkaufen – hat Spaß gemacht!
      Allerdings hat mich die Fahrt allein über eine halbe Stunde gekostet (Stau auf der Rückfahrt).
      Zu den Preisen:
      Kartoffeln 0,80€/kg – ok
      Gurke 0,80€ [Aldi etwa 0,40]
      deutsche Tomaten 4€/kg [holländische 2€]
      Orangen 4€/kg [1€]
      Als Dorfbewohner würde ich dort einkaufen, aber für mich ist das zu aufwendig und zu teuer. Ich schätze, dass etwa die Hälfte des Aldi-Verkaufspreises an die Bauern geht. Diese Effizienz will ich nicht missen. Gerne zahle ich dem Bauern 20% mehr, aber sicher nicht insgesamt 20% mehr – das dürften dann bei gleichen Discounterkosten entsprechend nur 10% mehr sein.
      Ich denke die Discounter und Bauern sollten sich einfach zusammensetzen und beispielsweise ein (Regional)siegel “Faire Landwirtschaft” starten. Aber nicht so, dass die Milch, bei der der Bauer 10c extra bekommt, dann 20c teurer ist!

  11. C. Bause sagt

    Ich finde ebenfalls toll, dass es die Problematik in diesen öffentlichen Rahmen geschafft hat. Und Sie haben sich super geschlagen, Herr Schillings! Die Diskussion zeigte aber auch, wie stark das Kommunikationsproblem der Agrarbranche ist: Es ging so hin und her und auch mit den Themen drunter und drüber, dass man eigentlich gar nicht so schnell folgen konnte.

    Dringend notwendig wäre es, dass die Vertreter von Landwirten und Lohnunternehmen (Verbände, Kammern etc.) sich hinsetzen und gemeinsame Forderungen und Kommunikationsziele ausarbeiten. Erst dann kann man doch die Probleme ansprechen und sie auch für die Öffentlichkeit verständlich aufbereiten – so kam gestern wieder nur eines rüber: Der Verbraucher ist abgehängt, und das bleibt so, wenn nicht gemeinsam kommuniziert wird.

  12. Lieber Bauer Willi,
    ich bin begeistert, dass dieses Thema bei Günther Jauch dank ihrer medialen Präsenz behandelt worden ist.
    Ohne dass die beiden “Ökonomen” Abraham und Roeb das wollten, haben sie offen ihren Zynismus und ihre Menschen- und Tierverachtung zur Schau gestellt. Frau Künast erachte ich als eine echte grüne Politikerin. Die echten Grünen war meinerseits aber auch Sie, Bauer Willi und Tanja Busse.
    Ich selbst wohne in direkter Nachbarschaft zu einem Milchbauern, und ich kriege insofern diese Problematik auch hautnah mit.
    Nochmals vielen Dank, dass Sie dieses Thema so interessant gemacht haben, dass es bei Günther Jauch behandelt worden ist.

    Ihr Fritz Priemer

  13. Uwe sagt

    Vielleicht können wir aber wirklich etwas bewegen wenn sich Bauern und Verbraucher verbünden. Die Subventionen sorgen für eine Überschwemmung des Marktes mit Lebensmitteln und da sagt der Handel doch nicht nein. Die Bauern sind auf die Abnahme ihrer Erzeugnisse angewiesen. Das gibt dem Händler die stärkste Position.

    • Öko-Sepp sagt

      Da mit Subventionen i.d.R: die KULAP und EU-Agrarausgleichszahlungen gemeint sind:
      diese sind an die Fläche gekoppelt und haben keine Auswirkung auf die
      Mengenproduktion. Als Ökobauer erhalte ich ca. EUR 500,-/ha und ich sehe
      keinen Anreiz auf Teufel komm raus Masse zu produzieren. Und ja!:
      Ich schäme mich nicht dieses Geld anzunehmen, da der Betrag ein AUSGLEICH ist.
      Ausgleich für: unsere Preise sind politisch, bewusst auf Weltmarktniveau
      gesetzt. D.h. identisch mit Australien, Argentinien…
      Wär doch mal interessant, wenn BMW einen Fixpreis für seine Autos vorgesetzt
      bekommt. Oder – ok Vergleich hinkt etwas: ein Lehrer in DE (Berufsauswahl ist
      zufällig) erhält den gleichen Lohn wie ein Lehrer in Neuseeland, Brasilien…
      Was richtig ist: “Die Bauern sind auf die Abnahme ihrer Erzeugnisse angewiesen”
      Ich sage sogar: wir sind abhängig. Wir sind immer noch “Ablieferer” und keine
      Verkäufer.

      • Öko-Sepp sagt

        Nachtrag:
        nicht dass es falsch rüberkommt: natürlich wäre mir auch lieber, es ginge ohne die Ausgleichszahlungen. Ist ja schon wieder die nächste Abhängigkeit…

      • Michael sagt

        Aber letztendlich hat sich die Landwirtschaft selbst in diese Situation gebracht. Und mit noch mehr und noch größer wird die Abhängigkeit noch größer. Noch mehr “Ablieferer“. Verkaufen ist eben nicht so bequem und man kann dann nicht jammern, weil man ja keinen anderen Schuldigen hat.

    • Thorsten S sagt

      Auf der anderen Seite wird das Ende der EU-Beihilfen dafür sorgen, dass es einen Strukturwandel sondergleichen geben wird.
      Wenn die Subventionen weg sind, dann regelt der Markt alles alleine.

  14. Bruddler sagt

    Frau Künast konnte noch nicht mal Glyphosat richtig aussprechen – aber Hauptsache dagegen und verbieten ;/ Oh Herr, schmeiss’ Hirn vom Himmel….

    • Uwe sagt

      Und nur weil sie es nicht aussprechen kann, ist das Zeug super oder was genau soll uns deine Aussage vermitteln?

    • Thorsten S sagt

      Künast: “Milchkühe bekommen hauptsächlich Importfutter aus Argentinien”
      Die Frau hat zwar Parolen drauf aber keine Ahnung, Kühe fressen hauptsächlich Mais und Gras und das bisschen Eiweißfutter, wenn es denn Sojaschrot ist, kommt dann eher aus Brasilien. Und in Brasilien hungert sicher niemand weil es dort nicht ausreichend Nahrungsmittel gibt.

      • Michael sagt

        Es geht nicht um Hunger in Brasilien, sondern Gensoja auf ehemaligen Regenwaldflächen und die marktbeherrschende Stellung einiger weniger Konzerne.

        • Thorsten S sagt

          Die ehemaligen Regenwaldflächen wurden für die damalige Rinderzucht genutzt und liegen jetzt brach. Mit dem Sojaanbau kann man diese wieder nutzbar machen, wo ist das Problem?
          Deutschland bestand zu 99% aus Urwald, jedes Haus, jeder Hektar Ackerfläche steht auf ehemaligem Urwald.

          Und in der Amazonasregion, wo heute noch Regenwald steht, wächst kein Soja, durch die hohen Niederschläge unmöglich.
          Die heutige Abholzung des Waldes dort ist die Folge der Transamazônica, Amazonas Autobahn, dort siedeln sich immer mehr Menschen an und schaffen sich in einem Bevölkerungswachstum neues Land. Brasilien hat eine stark wachsende Bevölkerung und Arbeitsplätze wachsen dort nicht auf den Bäumen.

          Die marktbeherrschenden Konzerne haben in der Vergangenheit wohl einiges besser in der Zucht und Unternehmensführung gemacht wie andere.
          Warum freut man sich auf die Marktmacht von VW, regt sich aber über Bayer auf?

          • Michael sagt

            Marktmacht ist in keiner Branche gut. Aber! Auf ein Auto kann ich sofort verzichten. Auf Lebensmittel eben nicht. Wenn Konzerne versuchen, bestimmte Lebensmittel zu patentieren, dann hört der Spaß auf. Irgendwann sitzt irgendwo ein verschlafener Beamter und schon hat der Konzern NM z. B. den Kopfsalat patentiert. Und dann? Zahlen wir eben brav die geforderten Lizenzgebühren für jeden Kopfsalat?
            Zucht ist schön und gut. Zucht hat es immer schon gegeben. Aber wenn wie z. B. in Kanada ein Konzern (Monsanto) die kleinen Züchter verklagt, weil der unerwünschte Genraps sich auf deren Felder verbreitet hat und der kleine Züchter eben nicht die Rechtsabteilung und das Kapital hat, das durchzustreiten, dann ist das kein Marktverhalten mehr, sondern eben inakzeptabel.
            Was ist eigentlich in Südamerika mit den glyphosatresistenten Unkräutern, die jetzt in den tollen Gensoja und Genrapsäckern wachsen? Akzeptieren wir das, weil wir ja beim Feldtag einen Kugelschreiber und ein Mittagessen bekommen?
            Die Forstwirtschaft hat es langsam begriffen, dass es mit den Monokulturen nichts wird. Aber die Landwirte meinen wieder, sie wären schlauer als die Natur. Dann wird eben gespritzt. Merkt ihr was?

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