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Eco-Hack

Ganz ehrlich, zuerst habe ich beim Titel dieses neuen Buches von Katarina Schickling an Bio-Hackfleisch gedacht. Tatsächlich geht es aber um „Tipps und Tricks“ für ein nachhaltiges Leben. Und wer wollte das nicht, nachhaltig leben. Der Begriff „hack“ stammt übrigens aus dem Englischen. Was er genau bedeutet, habe ich nicht herausgefunden.

Das Buch ist in mehrere Kapitel unterteilt: Essen, Reisen, Müllvermeidung/-trennung Energie und Lifestyle. Mich hat natürlich das Thema Essen besonders interessiert. So ganz neu sind die Tipps nicht, denn dass man Leitungswasser bedenkenlos trinken kann, dass man bei Lebensmitteln aus China vorsichtig sein sollte, und dass Äpfel aus der Region besser sind als aus Übersee wusste ich schon. Die Empfehlung, neben Filet und Schnitzel auch alle anderen Teile des Tieres zu essen, wird in vielen Medien immer wieder erwähnt,  dürfte aber wohl niemanden zum Handeln bewegen. Viele Supermärkte bieten Nieren, Leber oder Lunge garnicht mehr an. Warum? Weil niemand danach fragt. Und Schweineohren findet man eher in der Abteilung Tiernahrung, zum Knabbern für den “besten Freund des Menschen”…

Dann gibt es einige Kapitel, die ich für inkonsequent halte. So zum Beispiel das Thema Avocado. Kein Mensch braucht diese Frucht, die viel Wasser verbraucht, viele Kilometer zurücklegt und in den Herkunftsländern fast ausschließlich für den Export produziert wird. Wir kaufen einfach keine Avocado! Übrigens: dass der CO2-Fußabdruck von Avocados besser sein soll als der von Butter oder Ei halte ich für eine sehr gewagte These.

Und noch ein Beispiel: Flüge kompensieren. Auch das ist inkonsequent: wer nicht fliegt, muss auch nichts kompensieren. Um von Köln nach Hamburg, Berlin oder München zu kommen, reicht die Bahn. Und wenn ich Geld an jemanden gebe, damit woanders meine “Sünden” ausgeglichen werden? Hat irgendwas von Mittelalter.

Überhaupt werden in dem Buch einige Lösungen angeboten für Probleme, die wir noch vor wenigen Jahrzehnten so nicht hatten. Beispiel: “E-Book-Reader oder Buch”.  Oder “Ökosünde Streaming”. Haben Sie damit ein Problem? Ich nicht. Aber kann auch am Alter liegen….

Wie nicht anders zu erwarten so plädiert auch Frau Schickling dafür, weniger Fleisch zu essen, kann der vegetarischen oder veganen Lebensweise etwas abgewinnen und richtet sich an die Zielgruppe derjenigen, die im urbanen Umfeld über ausreichendes Geld und genügend Zeit verfügen, sich intensiv mit der täglichen Ernährung und nachhaltigem Konsum zu beschäftigen.

Ich habe das Buch interessiert durchgeblättert. Bei dem ein oder anderen Thema habe ich mir gedacht „ dass man das zukünftig stärker berücksichtigten sollte.” Und bei dieser Erkenntnis wird es dann auch wohl bleiben. Die Welt verbessern ist halt nicht einfach…

 

 

 

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29 Kommentare

  1. Obstbäuerin sagt

    Und hier noch ein paar Tipps aus der DDR-Vergangenheit: Geschenkpapier und -band glätten und beim nächsten Fest wiederverwenden. Zuckertüten nach dem Leeren nicht wegschmeißen, denn sie eignen sich auch als Verpackung für die Pausenbrote. Netze und synthetische Einkaufsbeutel haben ja schon länger wieder Einzug in den Alltag gefunden. Selbstgestrickte Pullover auftrennen und neu stricken, wenn sie zu klein oder unmodern geworden sind. Sehr niedrige Ticketkosten bei Bus und Bahn (Straßenbahn und Bus 20 Pfennig Einzelfahrschein). Fast alle Kinder bis zur 8. Klasse hatten eine Schule in ihrem Wohnbereich, die sie zu Fuß erreichen konnten (jetzt fährt Mama oder Papa das Schulkind bis vor die geeignete Schule mit dem Auto). In ländlicher Gegend fuhr der Schulbus. Avocados kannten wir nur aus Büchern oder Filmen.

    • Reinhard Seevers sagt

      …oder Socken wieder stopfen, anstatt wegwerfen.
      …Staniolpapier (Alu) glätten und in Streifen schneiden für Lametta, oder wie Oma es gemacht hat, Haferrispen damit verziehren.
      …Schuhe putzen, antatt neue kaufen.
      …Pausenbrote von zu Hause mitnehmen, anstatt den REWE jede Pause zu belagern und Energiedrinks zu kaufen.
      …Bücher lesen, anstatt zu streamen.
      …usw. usw.
      Aber Vergangenheit wird nie die Zukunft sein.😉

        • Reinhard Seevers sagt

          Keine Ahnung, wie Zukunft aussieht….weißt du es? Auf jeden Fall anders, als die Vergangenheit.
          Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass jeder weiß, was falsch läuft aber aufgrund der Komplexität der Problemlage keine Lösung parat hat und haben kann.
          Die Nachfolge ist das größte Problem behaupte ich einfach mal. Da kann man sich jetzt auch bei der Ursachenforschung die Köpfe heißreden, es ändert aber nichts an der Tatsache.
          Die Konsequenz ist die Übernahme der auslaufenden Betriebe von anderen, in der Regel größeren Betrieben.
          Die Hofaufgabe aufgrund zu hoher Kosten aus Bürokratie, Gesetzen und Auflagen und anderen Anforderungen würde ich auf Platz zwei sehen.
          Auch hier keine Lösung, da niemals Gesetze, Auflagen oder Anforderungen zurückgescharubt werden.
          usw. usw…

      • Inga sagt

        Es geht doch nur um Ressourcenschonung.

        Und das hat Oma eben besser gemacht als wir. Mit Vergangenheit hat das nichts zu tun.
        Wie können doch high-tech, also versuchen wir die Ressourcenschonung damit.

        • Reinhard Seevers sagt

          Also meine Oma war schlicht zu geizig….deshalb wurde das Dachwasser zum Tränken der Schweine genutzt, und nicht aus dem Wasserhahn. Das Wort Ressource konnte sie nicht mal aussprechen…😎

          • Inga sagt

            Sie wusste es aber unbewusst.
            Ich weiss ja nicht, wie alt Deine Oma war.
            Meine war so alt, dass sie wohl noch das Wasser aus dem dorfeigenen Brunnen geholt hat.
            Sie heiratete ins Nachbardorf, wo ich auch grossgeworden bin und wir bekammen Wasser aus dem Ort, wo meine Oma grossgeworden ist.

            Ach, wie ging sei so sparsam mit Wasser um, entweder weil es aus ihren Kindheitsdorf kam, weil es dort knapp war, oder weil sie es gewohnt war das Wasser mit Eimern aus dem Dorfbrunnen nach Hause zu holen.

            Bei uns auf dem Hof wurde unter ihrer Regie auch Regenwasser aufgefangen.
            Es regnete ja nicht immer, aber wenn, dann wurden damit vielleicht auch Schweine gefüttert, aber besonders würde es benutzt um Kartoffelsäcke zu waschen. Getreidesäcke vielleicht auch,damit die im nächsten Jahr wieder sauber waren oder man sie nicht schmutzig bis zum nächsten Jahr aufheben musste.

            Aber was noch ganz wichtig dabei war, ist,

            Das Regenwasser ist sehr weich, man braucht kein Waschmittel.
            Grundwasser ist härter weil mit Kalk vermischt.

            • Reinhard Seevers sagt

              Inga, wir haben sehr weiches Wasser (7dH°). Leider war die Pumpe im Brunnen, der 40m tief ist kapputt, die Wasserleitung aber bereits gelegt….sie konnte sich also aussuchen, ob sie den Hahn aufdrehte oder die Eimer schleppte.😁

    • Lieschen Müller sagt

      – Plastetüten auswaschen und wiederverwenden
      – Mehrwegflaschen für Milch

      Aber andererseits: eigentlich gar keine Plaste, eigentlich gar keine Milch. Kein Staniolpapier.
      Eigentlich muss alles was wir benutzen wieder auseinanderzunehmen und wieder nutzbar gemacht werden. Oder kompostiert. 1-Weg-Masken, die aus Gras gewebt werden und sich nach 1-2 Wochen im Komposthaufen auflösen, das wäre ein Träumchen.

      • Inga sagt

        Hack

        kommt von “Häcken” eben hacken auf Englisch

        wie hackt man einen PC oder Programm darin?

        In den Sinne die Ökologie hacken?

        unfähig machen?

        Haben wir dass nicht schon längst?

  2. Lieschen Müller sagt

    Ich glaube, die meisten Leute verstehen das Wort “Life hack”. Kommt halt aus der Youtube Szene, war früher ein “Haushalttrick”. Im Zusammenhang mit dem Buchtitel verstehe ich es nicht. Das wären dann ja umweltfreundliche Alternativen zu notwendigen Verhaltensweisen. Und wie im Artikel schon steht, Fliegen ist nicht wirklich notwendig, Avocadoessen auch nicht. Interessant wäre doch: wie bekomme ich meinen Vermieter dazu, die Heizung zu sanieren? Wie überzeuge ich den Vermieter anstatt des Parkplatzes einen Park anzulegen? Wo stelle ich mein Lastenrad ab? Naja, ästhetische Fotos hat das Buch sicher.

    • Reinhard Seevers sagt

      Solche Bücher liegen immer auf den Grabbeltischen der Buchgeschäfte oder bei Alternativmärkten. Das sind in meinen Augen die Ablenken von den wahren Problemen und Lösungen. Wie Lieschen auch bemerkt hat. Wobei Lieschen Sorgen wiederum urbaner Natur sind…auf dem Land sind es wieder andere.
      Die Kernfrage nach einem evtl. Verzicht auf Konsum sollte vielleicht gestellt werden.
      Mit hat hier immer noch keiner die Alternative zur materiellen Befriedigung nennen können. Deshalb sind Life-Jacke wohl besser, sie zeigen weder wahre Probleme, noch Lösungen auf.

      • Smarti sagt

        Eine Alternative zur materiellen Befriedigung wären meiner Meinung nach etwas, wofür der einzelne Mensch “brennt”. Ein spannendes Hobby, wandern in der näheren Umgebung, sich um andere Menschen/ Tiere, den Garten kümmern… oder sich in einem Verein engagieren. Leider ist das alles nicht mehr so recht in, Selbstoptimierung – ich, ich, ich… ist angesagt. Solange jemand für neue Kleidung, das neue Auto oder den Urlaub “bewundert” wird, solange wird das auch so bleiben.
        Es müsste mehr Bücher geben, die den Konsumitis als psychische Störung / Kompensation anprangern.

        • Reinhard Seevers sagt

          Der Mensch ist ja nicht immer intellektuell und altruistisch unterwegs. Der Kapitalismus ist deshalb so erfolgreich, weil der Einzelne sich persönlich optimieren, sich individualisieren und auch in Gruppen zusammenschließen kann, wenn er bestimmte Güter besitzt oder Dinge tut.
          Er ist ein soziales Wesen, das durch die Möglichkeit des Kapitalismus besonders, einzigartig und sich dennoch bestimmten Gruppen zugehörig fühlen kann. Das Haus, das Auto, die Reisen, die Kleidung….individaulisieren und signalisieren gleichzeitig eine Gruppenzugehörigkeit. Er fühlt sich wohl in seiner Gruppe.
          Beim Wegfall der sichtbaren Symbole und Markenzeichen, fängt der Einzelne an sich selbst zu hinterfragen und die Sinnkrise setzt ein.
          Dann setzt das Tocqueville-Prardox ein…wenn es dem Esel zu gut geht, geht er aufs Eis…
          (” das „Tocqueville-Paradox“ (nach Alexis de Tocqueville), welches uns nahe legt, dass Unmut, Protest und Revolte nicht aus wachsendem Elend, sondern aus zunehmenden Wohlergehen erwachsen – und somit die Rolle der “relativen Deprivation“ und des „Tunnelblicks“ (Albert Hirschman) in den Mittelpunkt gerückt wird)😎

          • Smarti sagt

            Ja, langsam verstehe ich… – vielleicht. Warum “zerstören die Deutschen” sehenden Auges die Grundpfeiler unserer Gesellschaft: Nahrungserzeugung, Industrie ( Arbeit ) und Energie ? Keine Statussymbole mehr – keine Teilhabe mehr bei bestimmten Gruppen. Wie armselig, und nur deshalb geht der Esel aufs Eis ?
            Arme Esel, die leider viele Unschuldige mitreissen werden.

            • Reinhard Seevers sagt

              …..Smarti, viele sind bereits auf dem Weg, interessant wird es erst, wenn die Kosten des Klimaschutzes richtig greifen und Menschen sich entscheiden müssen, was ihnen Individualität wert ist.

            • Stadtmensch sagt

              “Warum „zerstören die Deutschen“ sehenden Auges die Grundpfeiler unserer Gesellschaft”?

              Weil sie denken – ihr Calvinisten!

              Zitat:

              Die Nation wird vom Gefäß der Gesellschaft zum Standort globaler Konkurrenzkämpfe; das Parlament vom Ort, an dem Bürger beschließen, wie sie leben wollen, zum Notariat für die Investorenimperative; Städte, Regionen, Fabriken werden zu Transit-Räumen, belebt oder entwohnt nach der Logik des Kapitals, die Familien zum Ort, an dem „Humankapital“ aufgezogen und Kaufkraft generiert wird – einst unübertroffen formuliert vom christlichen Demokraten Friedrich Merz:

              Die Kinder von heute sind die Mitarbeiter von morgen und die Kunden von übermorgen. Die schönste Eigenschaft des Menschen – seine Fähigkeit zu spielen, zu musizieren, Geschichten zu erzählen oder erzählt zu bekommen – ist zum Geschäftsfeld gigantischer Kapitalien geworden, die die Arenen des Kommerzsports und die Netze der Unterhaltungsindustrie betreiben. Von den christlichen Festen ganz zu schweigen. Und wen das alles traurig macht, selbst der wird noch zum Wachstumsfaktor. Depression ist die zweithäufigste „Krankheit“ – und ein neues, lukratives Geschäftsfeld. Das Ganze ist eine „Teufelsmaschine“ – so sagte es der große bürgerliche Wissenschaftler Max Weber, eine Maschine, die erst zur Ruhe kommen werde, wenn „die letzte Tonne Erz mit der letzten Tonne fossilen Brennstoffs geschmolzen sein wird“

      • firedragon sagt

        Herr Seevers,
        eine Alternative zur materiellen Befriedigung könnte körperliche Arbeit sein.
        Der heutige Mensch hat einfach zuviel Freizeit.

        • Reinhard Seevers sagt

          …das ist tatsächlich eine Form der Suffizienz. Wenn genug Menschen Lust dazu haben, die Fähigkeit besitzen und davon leben können würden, dann könnte ich mir vorstellen, dass diese nachhaltige Form der alternativen Befriedigung möglich ist. Im Moment sind nur ganz wenige bereit dies zu tun, evtl. ist der Druck nicht hoch genug, oder die Notwendigkeit nicht da?😎
          Schaun mer mal, was die Zeit noch bringen wird. Derzeit ist workout im Studio angesagter, als Arbeit für Nahrung!

        • Inga sagt

          Ein altes Bauernhaus aus Lehm kaufen und es wieder mit eigener Hände Arbeit in modern in Stand setzen?

          Das bringt Befriedigung und macht Stolz.

          Es ist sogar ein Therapie!

          Wie auf dem Bau4ernhof zu arbeiten und dann Abend von dem geerntet Gemüse eine selbst bereitete Mahlzeit essen.
          Von der selbst gemolkenen Milch einen Kakao trinken und der Katze auch noch etwas davon abgeben und sie streicheln!

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