Bauer Willi
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Die Welt braucht dringend Weizen! Jetzt!

Gunnar Breustedt arbeitet als habilitierter Agrarökonom an der Universität Kiel und bewirtschaftet einen Ackerbaubetrieb bei Goslar.

Ich habe ihn um seine Einschätzung über die Folgen des Ukrainekriegs gebeten und gefragt, welche Vorschläge er hat, um kurzfristig mehr Getreide für die menschliche Ernährung zur Verfügung zu stellen. Er erläutert insgesamt 9 solcher Vorschläge.

Und wie immer: Der Text stellt die Meinung des Autors dar.

Willi: Wegen des Ukrainekrieges befürchtet der Welternährungsökonom Prof. Qaim in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung „im schlimmsten Fall bis zu 100 Millionen mehr Hungernde“. Nach Minister Özdemir wolle Putin globale „Konflikte .. schüren, und sein Mittel dafür heißt: den Hunger verstärken“. Woher kommen solche Befürchtungen?

Gunnar: Durch den Krieg kann die Ukraine kaum noch Getreide und Ölsaaten exportieren. 2019/20 waren es noch 21 Mio Tonnen Weizen, 34 Millionen Tonnen Futtergetreide und 10 Millionen Tonnen Ölsaaten und –schrote. Schon bis zur kommenden Ernte im Juli müssten noch 20 Millionen Tonnen exportiert werden, die jetzt auf dem Weltmarkt fehlen. Dementsprechend sind die Weizen- und Rapspreise auf Rekordhöhen von ca. 400 € und 1000 € je Tonne. Die bisherigen Rekordpreise lagen erheblich niedriger, für Weizen 2008 mal bei ca. 300 €/t, bei Raps bei ca. 600 €/t. Wir haben eine Extremsituation!

Getreide und insbesondere Weizen sind also knapp auf der Welt! Wir haben eine dramatische Weizenlücke. Und es ist zu befürchten, dass es noch mindestens bis zur Ernte 2023 sehr, sehr angespannt bleibt. Momentan (26. April) kostet Weizen, der vor der Ernte 2023 geliefert werden soll, 362 €/t. Immer noch 20% über dem Allzeithoch!

Zudem sind die Lagerbestände niedrig, potenzielle Produktions- oder Lieferausfälle können kaum kompensiert werden.

 

Und Weizenpreise deutlich jenseits der 300 €/t sollen zu bis zu 100 Millionen mehr Hungernden führen?

Noch einmal eine historische Einordnung anhand des Jahres mit den bisherigen Weizenrekordpreisen: Der Weizen der Ernte 2007 war an der Börse an wenigen Extremtagen teurer als 300 €/t. Dieses Getreidejahr 2007/08 ist als „Nahrungsmittelpreiskrise 2007–2008“ in die Geschichte eingegangen (Wikipedia). Die FAO schätzte damals 75 Millionen zusätzliche Unterernährte durch diese hohen Preise. Daher ist m.E. die Einschätzung von Prof. Qaim absolut plausibel, dass im schlimmsten Fall 100 Millionen mehr Hungernde durch den Ukrainekrieg zu beklagen sein können.

 

Aber was bedeutet das konkret für die Armen in Entwicklungsländern? Wer wird hungern?

Ich möchte die gezielten Lebensmittelhilfen in Krisenregionen der Welt hier außen vor lassen. Deutschland sollte solche Maßnahmen insbesondere im Rahmen des Welternährungsprogrammes des Vereinten Nationen sowohl finanziell als auch logistisch nach Kräften unterstützen. Da hat Deutschland auch bereits Hilfen zugesagt. Aber solche Maßnahmen sind begrenzt, sie zielen auf die schlimmsten Bürgerkriegsregionen, Flüchtlingsströme u.ä.

Außerhalb dieser Programme werden die Ärmsten am stärksten betroffen sein, besonders in armen Ländern mit wenig sozialer Absicherung und relativ großem Einfuhrbedarf von Grundnahrungsmitteln. Für diese Länder verteuern sich die Lebensmittel stark, die Regierungen haben wenig Geld die höheren Importkosten durch Subventionen zu verringern oder den Ärmsten mit gezielten Geldern oder Lebensmittelrationen über z.B. Gutscheine u.ä. zu helfen. In Ländern, die Getreide exportieren, können die Ausfuhren vielleicht begrenzt werden. So bleibt der Inlandspreis niedriger als bei stärkeren Exporten. Aber dann fehlen diese Mengen auf dem Weltmarkt – also in den importierenden Ländern – zusätzlich und verschärfen dort die Probleme.

 

Werden die Menschen hungern oder gibt es auch noch andere Probleme?

700 Mio. Menschen auf der Welt leben in sog. extremer Armut. Das heißt, sie müssen von weniger als 2,25 US-Dollar (nach heutiger Kaufkraft) am Tag leben. Um nicht als unterernährt zu gelten, muss ein Erwachsener mehr als 2100 kcal täglich zu sich nehmen. Das wären ganz simpel gerechnet knapp 700 g Weizen. Dauerhaft sicherlich eine Fehlernährung, aber für uns jetzt eine anschauliche Vereinfachung. 1 kg Weizen kostet momentan am Verladehafen für den Export 0,40 €/kg. Damit ist der Weizen aber noch nicht beim Armen in einem Weizenimportland, der dortige Verbraucherpreis kann also mit Transportkosten und Zwischenhandel ohne weiteres ein Viertel und mehr des verfügbaren Einkommens eines extrem Armen beanspruchen. Berücksichtigt man auch die gestiegenen Energiepreise in vielen Ländern, haben 700 Millionen Menschen auf der Welt weniger als 1 Dollar am Tag zum Wohnen, für Kleidung und für Gesundheit. Das heißt also, selbst wenn diese Menschen sich genug Kalorien kaufen können, werden andere lebenswichtige Dinge nicht mehr in ausreichendem Maße gekauft werden können. Mangelernährung, Krankheiten dürften zunehmen. Und unter den Ärmsten werden oftmals die Schwächsten besonders leiden: Kinder, Alte, Alleinstehende.

Jede Reduktion des Weltmarktpreises für Weizen spart also den Ärmsten gerade in den Ländern, die nur geringe Hilfen für ihre Ärmsten leisten können, wichtiges Geld.

 

Was können wir Deiner Meinung nach gegen diese Weizenlücke tun?

Wir sollten zwar das Hauptaugenmerk auf die Weizenlücke und damit auf Weizenproduktion und Weizenverbrauch legen. Die meisten Menschen auf der Welt können mit deutschem Roggen für ihr Brot nichts anfangen. Dort wird der Weizenpreis wichtiger für den sozialen Frieden sein als der Maispreis. Aber trotzdem müssen wir auch die anderen Getreide und Ölsaaten in den Blick nehmen. Einsparungen dort können Ackerfläche für Weizen frei machen.

 

Liegen denn nicht schon genug Vorschläge auf dem Tisch?

Es gibt etliche Einschätzungen und Papiere in Deutschland. Allerdings sind vieler der Vorschläge dort – zumindest nach meiner Einschätzung als Ökonom und praktischer Landwirt – kurzfristig nicht durchführbar oder nicht wirksam. Zudem wird m.E. zu wenig bedacht, dass manche Maßnahmen nicht separat sondern gemeinsam gedacht werden müssen. Zudem fehlt m.E. eine Prioritätensetzung.

 

Gibt es denn Vorschläge, über die sich die Autoren mehr oder weniger einig sind?

Bei Biosprit aus Ackerpflanzen sind sich die Autoren m.E. einig. In der EU werden – vereinfacht gesagt – 12 Mio t Mais und Weizen jährlich zu Bioethanol verarbeitet und gesetzlich vorgeschrieben dem Benzin beigemischt. Über 5 Millionen Tonnen Rapsöl gehen jährlich ins EU Biodiesel. Hier könnte die Politik schnell entscheiden und innerhalb von Wochen den Verbrauch von Getreide und Raps senken. Die gesellschaftliche Akzeptanz für diese Maßnahme dürfte hoch sein. Der fehlende Kraftstoff müsste in der EU zwar ersetzt werden. Aber es dürfte einfacher sein, mehr Erdöl auf dem Weltmarkt zu beschaffen, als mehr Getreide und Ölsaaten global verfügbar zu machen. Entschädigungen für die Ethanolfabriken dürften sich in Grenzen halten. Daher

Vorschlag 1: Sofort weniger Biosprit!

Vorschlag 2: Weniger oder gar kein Biosprit aus den Ernten 2022!

Wenn die Reduktion von Biosprit früh genug vor der Aussaat im Herbst klar ist, würden vermutlich Maisflächen für die Weizenernte 2023 frei werden. Davon unabhängig könnte aber viel zusätzliches Futtergetreide für den Weltmarkt bereit gestellt werden. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass aus den 12 Millionen Tonnen Weizen und Mais für Ethanol auch ca. 4,8 Millionen Tonnen hochwertiges Futter werden, das grob vereinfacht etwas weniger als 4 Millionen Tonnen Sojaschrot ersetzen kann. Wir gewinnen also nicht 12 Millionen Tonnen zusätzliches Getreide, wenn wir auf das entsprechende Bioethanol verzichten. Wir gewinnen nur den Futterwert des Ethanolgetreides, der die 4,8 Millionen Tonnen Futter übersteigt, die auch bei der Ethanolproduktion anfallen.

 

Als Landwirt kommt man von Biosprit auch schnell auf Biogas. Könnte die Politik dort etwas tun?

Gerade in Deutschland werden erhebliche Flächen für Biogas benötigt. Daher

Vorschlag 3: Weniger Verstromung aus Biogas von landwirtschaftlichen Nutzflächen im Sommer 2022 und 2023!

Dies spart Maissilage. Dadurch kann im Herbst 2022 mehr Körnermais geerntet oder Fläche für Maissilage in 2023 gespart werden, die dann mit Weizen und anderen Getreide bestellt werden könnte. Entschädigungen für Biogasanlagen wären notwendig und/oder eine Verlängerung der Laufzeit mit garantierten Einspeisevergütungen. Dann dürfte auch gesellschaftliche Akzeptanz gesichert sein. Die Kürzung der Verstromung sollte m.E. im Sommer erfolgen, wenn oftmals PV- oder Windenergieanlagen wegen möglicher Netzüberlastung abgeschaltet werden müssen. Eine vollständige Abschaltung der Biogasanlagen sollte aufgrund des biologischen Prozesses und der möglichen Kombination mit Gülle in den Biogasanlagen nicht vorgeschrieben werden. Von den Reduktionen wären tatsächlich am Residualstrombedarf orientierte Stromeinspeisungen auszunehmen. Die Einspeisung von Biogas in das deutsche Erdgasnetz sollte m.E. nicht reduziert werden, um die Gasversorgung nicht zu belasten.

Es wird zudem oftmals vorgeschlagen, weniger tierische Produkte zu essen. Was ist davon zu halten?

Dieser Vorschlag ist m.E. politisch gar nicht in den nächsten Monaten umsetzbar. Zudem ist er gesellschaftlich so brisant, dass in den wenigsten EU Ländern eine politische Mehrheit realistisch erscheint. Aber wir können das ja mal durchspielen:

Vorschlag 4: Weniger Tierhaltung!

Natürlich spart jedes nicht produzierte Schwein Getreide, das ukrainisches Exportgetreide ersetzen und so den Weltmarktpreis reduzieren könnte. Aber das klappt kaum kurzfristig. Die Produktionszyklen in der Tierhaltung sind lang. Die Trächtigkeit eines Schweines dauert knapp vier Monate, die Ferkelaufzucht und Mast dauern zusammen ein halbes Jahr. Wenn man also keine trächtigen Sauen töten möchte, kann man die Mastschweine höchstens mit leichterem Gewicht schlachten, um kurzfristig weniger Futter zu verwenden. Bei Rindern ist es noch gravierender. Ein Rind ist 10 Monate trächtig und gibt nach der Geburt des Kalbes für ca. 10 Monate Milch. Also selbst wenn man einige Landwirte mit großzügigen Entschädigungen überzeugen könnte, aus der Tierhaltung auszusteigen, wird der Prozess langsam gehen. Stattdessen nur die Zahl der Tiere auf den Betrieben zu reduzieren, wird sehr teuer, weil viele feste Kosten der Tierhaltung auf den Betrieben weiterlaufen. Zudem sind viele Landwirte auf die Produktion und das Einkommen aus der Tierhaltung angewiesen. Hier sind m.E. keine kurzfristig wirksamen Politiken realistisch.

 

Würde eigentlich in Deutschland weniger Fleisch gegessen und weniger Milch getrunken, wenn in Deutschland weniger Nutztiere gehalten werden?

Das ist eine spannende, aber spekulative Frage. Fakt ist, dass Deutschland EU Ländern nicht den Fleisch- oder Milchexport nach Deutschland verwehren darf. M.E. ist davon auszugehen, dass mehr Fleisch, Käse und Joghurt aus anderen Ländern importiert werden, wenn in Deutschland weniger Rinder und Schweine gehalten werden. Bei Frischprodukten mag es etwas anders sein. Aber im Zweifel wird dann in Deutschland statt Käse Frischmilch produziert und der Käse importiert.

 

Und wenn die Mehrwertsteuer auf tierische Produkte erhöht bzw. die für pflanzliche Alternativen gesenkt wird, sinkt dann der Verbrauch von Milch und Fleisch?

Auch das ist spekulativ, nach einer Anpassungszeit ist aber ein gewisser Effekt zu erwarten. Ich möchte aber auf ein gesellschaftliches Problem hinweisen: Ich behaupte, dass in ‚normalen‘ Zeiten viele Deutsche kaum weniger Käse oder Fleisch essen, wenn diese Produkte wegen einer Umsatzsteueränderung 10% teurer werden. Am ehesten werden die weniger Begüterten und erst recht die Ärmeren reagieren. Die Eigenheimbesitzer werden in ihren Gärten vermutlich weiter gutes Fleisch grillen, während die einkommensschwachen Haushalte im Gemeinschaftsgarten oder Park auf ihre Bratwurst verzichten – weil die zu teuer geworden ist. M.E. passt es bisher nicht zum sozialen Konsens in Deutschland, dass Fleisch- und Milchprodukte den Ärmeren de facto stärker vorenthalten werden als den besser Betuchten.

Kann der Verbraucher also gar nichts tun?

Doch natürlich kann der Verbraucher etwas Sinnvolles tun. Daher

Vorschlag 5: Weniger tierische Produkte essen!

Aber m.E. sollte dies freiwillig geschehen. Die Politik und gesellschaftliche Gruppen können zu weniger Konsum aufrufen, können auf die Vorteile eingesparten Futters hinweisen und auf die Gesundheitsvorteile maßvollen Fleischkonsums. Aber mit finanziellen oder verbotsähnlichen politischen Maßnahmen wäre ich sehr vorsichtig. Eine Umsatzsteuersenkung pflanzlicher Produkte wäre im Übrigen nicht sehr zielgenau. Davon dürften Reiche, die teures Obst und Gemüse kaufen, erheblich stärker profitieren als arme Menschen in Deutschland.

Im Übrigen heißt mein Vorschlag, weniger tierische Produkte zu essen, nicht, dass die Gesellschaft vegan leben sollte. Ohne Tiere können wir die 1,5 kg Rapsschrot nicht nutzen, die beim Pressen von 1 Liter Rapsöl entstehen. Ohne Rinder und ähnliche Tiere können wir die Wiesen und Weiden nicht nutzen, weil Menschen kein Gras essen können. Viele Ackerflächen können keinen Weizen produzieren, aber Futtergetreide für Tiere.

Es gibt noch einen oft genannten Vorschlag für Verbraucher und Lebensmittelindustrie:

Vorschlag 6: Weniger Lebensmittelverschwendung!

Bei den gegenwärtig hohen Preisen darf man aber hoffen, dass die Verluste und sorglose Verschwendung ohnehin reduziert werden. Mehr Aufmerksamkeit beim Verbraucher ist hier sicherlich wünschenswert, z.B. mehr Nutzung von Lebensmitteln die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben. Aber die Politik wird hier kurzfristig kaum etwas bewirken können.

 

Sehr optimistisch klingt das bisher nicht.

Alle Maßnahmen, die Futtergetreide einsparen sind sicherlich positiv und entlasten die Importländer auf der Welt und die Verbraucher dort. Aber viel besser wäre es, wenn auf den eingesparten Futterflächen mehr Brotweizen produziert würde, weil Weizen einfach das wichtigste globale Nahrungsmittel (neben Reis) ist. Auf vielen Flächen ist der Brotweizenanbau in Deutschland aber nicht möglich. Der Boden ist zu sandig oder zu flachgründig, der zu erwartende Niederschlag zu gering. Aber es gibt für die Aussaat 2022 und die Ernte 2023 auch rechtliche Hürden in der Produktion von Brotweizen. Die daraus folgenden Produktionsrückgänge treiben die Weizenpreise zusätzlich zum Ukrainekrieg. Hier sollte m.E. angesetzt werden. M.E. könnten drei dieser Hürden für das Kalenderjahr 2023 reduziert und / oder ausgesetzt werden.

 

Welche rechtlichen Auflagen meinst du konkret?

Ich meine hier zwei sog. GLÖZ Standards der neuen EU Agrarpolitik und die Düngereinschränkungen in sog. Roten Gebieten. Allein durch GLÖZ 7 sind in Deutschland 2 Millionen Tonnen weniger Weizen als 2022 zu erwarten, weil nach Weizen kein Winterweizen mehr angebaut werden darf.  Immerhin dürfte dafür mehr Gerste und Mais angebaut. Die Gesamtgetreidemenge ändert sich daher nur geringfügig. (Hinweis für Experten: Es dürfte wohl kaum der erlaubte Sommerweizen als Ersatz zum Winterweizen gebaut werden, Gerste oder Mais sind wesentlich realistischer.) GLÖZ 8 bedeutet Zwangsstillegung von 4% der Ackerfläche. Allerdings dürfte im Vergleich zu 2022 nur 2-3% der Ackerfläche ‚verloren‘ gehen. Trotzdem ist mit mehr als einer Million Tonnen weniger Getreide als 2022 allein in Deutschland zu rechnen.

 

Was schlägst Du vor?

Vorschlag 7: GLÖZ 7 für Weizen 2023 aussetzen!

Die EU Agrarpolitik verlangt, dass in 2023 kein Winterweizen auf Flächen wächst, auf denen 2022 Weizen geerntet wurde. Dies zwingt die Landwirte statt des Weizens nach Weizen Gerste oder Mais anzubauen oder anderweitig den Weizenanteil in ihren Fruchtfolgen zu reduzieren. 2012 waren nach einer repräsentativen Befragung des Marktforschungsunternehmens Kleffmann 20% des Weizens nach Weizen gesät. Dieser Anteil ist heute sicherlich geringer. Ein grober Daumenwert könnte bei 10% der Weizenproduktionsmenge liegen, die wir ohne diese Auflage in 2023 zusätzlich produzieren könnten. Also über 2 Millionen Tonnen Weizen. Allerdings auf Kosten anderen Getreides oder Maises. Naturschutzfachliche Nachteile des Stoppelweizenanbaus sind m.E. gering, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass statt des Stoppelweizens viele Landwirte Mais anbauen würden, der ökologisch wohl kaum besser einzuschätzen ist als Stoppelweizen. Daher halte ich die Aussetzung des Stoppelweizenverbotes in der Abwägung Ökologie und Welternährung geradezu für zwingend.

 

Die Aufhebung der Stilllegung ist ja schon für 2022 gefordert worden. Die Diskussion war sehr kontrovers. Ökologische Argumente wurden bspw. auch von Minister Özdemir höher gewichtet als die zusätzliche Produktion.

Ab 2023 läuft die Stilllegung unter GLÖZ 8. Die Abwägung von weniger Stilllegung ist sicherlich schwieriger als beim Fruchtwechselzwang GLÖZ 7. Gut gemachte Stillegungsflächen haben zweifellos einen relevanten ökologischen Wert. Meines Erachtens kommen bisher aber zwei Argumente zu kurz. Zum einen ist die bisherige Zwangsstilllegung geringer als 4%, eine maßvolle Reduktion von GLÖZ 8 ist also keine Verschlechterung gegenüber jetzt. Erfolgt die Reduktion nur vorübergehend, bedeutet sie einfach nur eine langsamere Verbesserung für die Tierarten der Agrarlandschaft, es wäre keine Verschlechterung, die nur schwierig wieder aufgeholt werden könnte. Zum anderen sind völlig unabhängig von GLÖZ 8 viele Ackerflächen in 5-jährigen Blühstreifenprogrammen und ähnlichem gebunden. Diese Verpflichtungen laufen nur bei den wenigsten Landwirten im nächsten Jahr aus, diese extensiven Flächen bleiben also in 2023. Daher mein

Vorschlag 8: GLÖZ 8 für 2023 halbieren!

Die EU-Agrarpolitik in der deutschen Umsetzung verlangt, dass im Kalenderjahr 4% der Ackerfläche stillgelegt werden müssen. Diese Bracheflächen haben sicherlich wirksames Naturschutzpotenzial. Dennoch ist eine vorübergehende Halbierung auf 2% in 2023 m.E. vertretbar, das ergibt ca. 236.000 ha mehr Anbaufläche. M.E. kann man grob mit 1,3 Mio t mehr Getreide in Deutschland dadurch rechnen. Ein Drittel davon könnte Weizen werden also etwas mehr als 400.000 t. Allerdings muss dafür GLÖZ 7 schon ausgesetzt sein. EU-weit wäre ein viel größerer Effekt zu erwarten. Letztlich ist bei einer eng befristeten Reduktion bei der jetzigen Weizenknappheit auf der Welt abzuwägen zwischen zusätzlichen Brutpaaren von Feldlerchen und Rebhühnern oder reduziertem Leid durch geringere Nahrungsmittelpreise.

 

Du hattest noch die Roten Gebiete angesprochen.

In den sog. Roten Gebieten gelten wesentlich strengere Düngeregeln als auf der üblichen Fläche, der Anbau von Brotweizen ist deshalb in der Regel dort nicht möglich. Nach den neuesten Vorschlägen der Bundesregierung an die EU Kommission sollen 2,7 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche in Deutschland unter die Roten Gebiete fallen. Daher mein

Vorschlag 9: Düngungsreduktion in Roten Gebieten für Weizen 2023 aussetzen!

 

Wieviel Brotweizen könnte das bringen?

Mir ist nicht bekannt, wieviel der Flächen in Roten Gebieten Ackerland oder weizenfähig sind. Deutschlandweit sind 71% der landwirtschaftlichen Nutzfläche Acker. Wenn das auch für die Roten Gebiete gälte, wären 1,9 Mio ha der Roten Gebiete Ackerland. Die Karten zeigen allerdings, dass überproportional viele Flächen in den Roten Gebieten sandig, also kaum weizenfähig sind. Von den deutschlandweit 27% Weizen an der Ackerfläche dürften in den Roten Gebieten nur 10 bis 20% mit Weizen bebaut werden (wenn es keine besonders strengen Düngungsauflagen gäbe.) Damit könnte man mit zusätzlichen 200-400.000 ha Brotweizen in den Roten Gebieten kalkulieren. Bei durchschnittlichen 7,5 Tonnen Ertrag je Hektar erhält man grob 1,5 bis 3 Millionen Tonnen Brotweizen, der ohne Aussetzung der Düngungsauflagen für Weizen in den Roten Gebieten nicht produziert würde. Allerdings stehen diese Fläche nicht mehr für die Futterproduktion zur Verfügung. Die positive Wirkung dieser Maßnahme würde daher erhöht, wenn über die vorübergehende Halbierung von GLÖZ 8 mehr Fläche auch für Futter zur Verfügung steht!

 

Es wurden ja noch weitere Vorschläge gemacht, auch von Landwirtschafts-oder Agrarökonomie- Professoren. Z.B. eine Stärkung der sog. Farm-to-fork-Strategie der EU-Kommission, mit einer Erhöhung des Ökolandbaus und mehr einheimischer Eiweißpflanzenproduktion. Was ist davon zu halten?

Ich halte beide Vorschläge für nicht hilfreich, um die Weltmarktpreise für Weizen und Futtergetreide zu reduzieren. Beide Vorschläge bedeuten auf der globalen Ebene weniger Getreideproduktion. Wenn also die Nachfrage nicht mindestens im gleichen Maße sinkt, dürften diese Vorschläge die Preise sogar erhöhen.

 

Kannst Du das detaillierter erläutern bitte.

Zunächst zum Ökolandbau. Ganz grob gesagt, Ökoackerbau halbiert die Weizenproduktion. Der Ertrag ist geringer, weil weniger gedüngt wird und kaum wirksame Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Zudem baut der Ökolandwirt Weizen seltener auf dem selben Acker an, damit ist der Flächenanteil von Weizen im Ökoackerbau geringer als im konventionellen Ackerbau. Mehr Ökolandbau kann daher die Weizenlücke nicht schließen helfen.

 

Aber der Ökolandbau ist doch unabhängiger von Stickstoffdüngern, die gegenwärtig mit Gas hergestellt werden müssen. Macht uns Ökolandbau damit nicht unabhängiger von Russland?

Dieses Argument wird nicht nur für den Ökolandbau sondern auch für verstärkten Anbau von Eiweißpflanzen wie z.B. Erbsen, Bohnen und Klee vorgebacht. Richtig ist, dass diese Kulturpflanzen Stickstoff mit Hilfe von symbiontischen Bakterien aus der Luft in den Boden bringen. Aber das braucht erstmal ein Jahr. Für die Ernte 2023 ist die Fläche dieser Kulturen also für Weizen verloren! Kurzfristig verschärft die Forderung nach mehr Eiweißpflanzen also die Weizenlücke.

 

Wie sieht es mittelfristig aus?

Die Eiweißpflanzen können grob gesagt 60-90 kg Stickstoff je Hektar und Jahr in den Boden bringen. Ein Hektar Weizen benötigt aber neben gutem Boden 150 bis 200 kg/ha Stickstoffdüngung. Wir benötigen also zwei bis drei Hektar Leguminosen, um einen Hektar Brotweizen mit ca. 9 Tonnen Ertrag zu düngen. Für 9 Tonnen Weizen wären also drei bis vier Hektar Acker nötig. Im konventionellen Ackerbau mit üblicher Düngung könnte der Weizen hingegen auf ca. 50% der Fläche in der Fruchtfolge angebaut werden, man würde dann von den 3 bis 4 Hektar also 13 bis 18 Tonnen Weizen ernten – mit üblichem Dünger. Die Produktion auf den Nichtweizenflächen in diesem Beispiel wäre bei konventioneller Düngung kaum geringer als in der Eiweißpflanzenvariante. Also bei gleicher Futterproduktion wäre bei der konventionellen Düngungsvariante die Produktion erheblich höher und diese Mehrproduktion wäre auch noch Weizen.

Stark zugespitzt, das eingesparte Gas durch weniger Dünger müssen die Armen in den Importländern mit höheren Weizenpreisen bezahlen.

 

Was empfiehlst Du also schließlich?

Zunächst sollten wir m.E. noch einige Szenarien durchspielen. Es sind bedenklichere Szenarien für die Ukraine und die weltweite Weizenversorgung denkbar. Zunächst etwas mehr Hintergrund:

Vor dem Krieg wurden monatlich über 5 Millionen Tonnen Getreide über die ukrainischen Seehäfen auf den Weltmarkt gebracht. Momentan gehen ca. 0,6 Mio t monatlich über die Schiene in das Ausland, als maximale Kapazität werden ca. 1 Mio t pro Monat geschätzt. Auf ein Jahr gerechnet könnten also von den über 50 Mio t exportierten Getreides 30 bis 40 Mio t auf dem Weltmarkt fehlen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Sonnenblumen und Raps je Tonne wertvoller sind als Weizen und dieser als Grobgetreide. Es ist davon auszugehen, dass in einem gewissen Rahmen der knappe Transportraum eher den wertvollen Gütern zur Verfügung gestellt wird. Daher dürfte relativ zu den alten Exportmengen mehr Weizen als Mais exportiert werden.

Fangen wir mit einer positiven Möglichkeit an. Momentan werden die ukrainischen Exporte per Bahn auch durch zeitraubende Kontrollen der Getreidewaggons durch die EU Länder begrenzt. Wenn dies vereinfacht wird, könnte die Ukraine vielleicht 200.000 t mehr Getreide pro Monat exportieren. Auf Jahressicht sind das aber trotzdem nur 3- 4 Millionen Tonnen zusätzlich. Es fehlten also weiter 30 Millionen Tonnen.

 

Und schlechtere Szenarien?

In meinen Vorschlägen bin ich implizit davon ausgegangen, dass ab der Ernte 2023 die Ukraine wieder wie vor dem Krieg liefern würde. Sehr wahrscheinlich ist, dass die allerdings relativ kleinen Häfen im Asowschen Meer der Ukraine 2023 nicht zur Verfügung stehen. Ebenso ist unklar, wie weit westlich der Krim sich Putin festsetzen kann. Wenn er Cherson an der Dnepr-Mündung besetzt (wonach es Stand heute 26.April aussieht), ist ein wichtiger Weg auf den Weltmarkt besetzt. Zudem ist die Befürchtung nicht weit hergeholt, dass es bis 2024 keinen tragfähigen Waffenstillstandsvertrag geben wird und Putin daher den wirtschaftlichen Druck auf die Ukraine hoch hält. Vergleichsweise einfach könnte es da sein, die großen Häfen um Odessa so zu blockieren, dass sich kein ziviles Getreideschiff nach Odessa traut. Eine Bombardierung der Bahnstrecken ins Ausland hat Putin in den letzten Tagen bereits begonnen.

Da die weltweiten verfügbaren Getreidelagerbestände ohnehin sehr niedrig sind, ist die Situation ohnehin fragil. Schlechte Nachrichten können momentan vergleichsweise große Preissprünge nach sich ziehen.  Wenn die globale Ernte 2022 schlechter ausfällt als momentan von den Märkten angenommen, würde es einen weiteren Preisschub geben. Im übrigen auch für die Preise der Ernten 2023 und 2024, weil die vorherigen Bestände dann noch weiter abschmelzen als bisher befürchtet.

Die Welt sollte sich auf diese worst-case Szenarien einstellen. Die EU sollte sie nicht verschärfen durch GLÖZ 7 und GLÖZ 8 in 2023. Die Nutzung von Bioenergie sollte kurzfristig gezielt verringert werden. Düngungsauflagen in den sogenannten Roten Gebieten sollten für die Weizenproduktion ausgesetzt werden.

 

Zur Produktion von Dünger hast Du noch nichts gesagt

Meines Erachtens fehlt eine EU-  oder wenigstens deutsche Strategie, die Düngerversorgung für 2023 sicherzustellen. Im Februar 2023 müssen große Düngermengen auf den Betrieben liegen, damit die Nährstoffversorgung und das Wachstum der Pflanzen in 2023 gesichert werden kann. Durch die hohen Energiepreise haben Düngerhersteller – angeblich vorübergehend – ihre Produktion reduziert. Es sind aber auch Tendenzen erkennbar, dass einzelne Hersteller und Händler versuchen, die Preise weiter anzuheizen. Manche Händler geben keine Preise mehr für Dünger 2023 heraus, sondern verhandeln jede Tonne individuell. Hier ist die Politik gefordert, um eine Verknappung zu verhindern. Sie sollte den Herstellern eine Art Versorgungssicherheit bei Gas und kostendeckende Preise anbieten können, im Gegenzug für maximale Produktion und maßvolle Preispolitik.

Die globale Düngerversorgung sollte aktiv von der Politik für die nächsten zwei Jahre abgesichert werden. 

 

Kritiker werden uns beiden Ackerbauern vorwerfen, dass wir von der Aussetzung einiger Auflagen finanziell profitieren? Ist das richtig?

Die Aussetzung der Auflagen bringt mir  – grob gesagt – 30 €/ha Ackerfläche im Betrieb. Im Detail sind es 500 €/ha Gewinn von den Flächen, die ich nicht mehr stilllegen müsste, die 2% meiner Fläche ausmachen, also 10 €/ha im Betrieb. Für den wieder erlaubten Stoppelweizen kann man 20 €/ha im Betrieb anrechnen, die sich aus 5% der Ackerfläche mehr Weizen statt Gerste ergeben. Mit dem Weizen mache ich vielleicht 400 € je Hektar mehr Gewinn. Das sind in der Summe also grob kalkuliert 30 €/ha mehr für mich. Dem stehen aber die niedrigeren Preise entgegen, die ich ja mit meinen Vorschlägen erreichen möchte. Bei 350 € je Tonne Weizenpreis habe ich einen Umsatz von ca. 2800 € je Hektar, bei den anderen Getreiden grob gesagt 2500 €/ha. Bei 1,5% Preisreduktion kosten mich meine Vorschläge in Summe also einen Teil meines Gewinns.

 

Hinweis in eigener Sache: Ich bin in den ersten Tagen des Mai in der Schweiz unterwegs und habe nicht ständig Zugriff auf das Internet. Es kann also mit dem Freischalten von Kommentaren etwas dauern.

(Aufrufe 9.292 gesamt, 1 heute)

60 Kommentare

  1. Jürgen Donhauser sagt

    @Andreas: „Oder soll der Hunger in Afrika nur dazu mißbraucht werden, um sinnvolle Maßnahmen Richtung Arten- und Klimaschutz in Deutschland zu verhindern ?“
    Man könnte es aber auch anders herum sehen Andreas. Während es in Afrika noch viel unberührte Natur gibt, soll diese für unseren Arten- und Klimaschutz agrarisch nutzbar gemacht werden (obwohl klimatisch benachteiligt). Wer missbraucht hier wen für seine ideologischen Interessen?
    Wann begann das Artensterben oder die Veränderung des Klimas? Vor 50 Jahren, vor 100 Jahren oder mit dem Fällen des ersten Baumes? Von Anbeginn an hat das Dasein des Menschen auf dieser Erde Auswirkungen auf die Umwelt? Andreas, du wirst auch mit der tollste NGO-Ideologie diesen moralische Konflikt nicht auflösen können. Es gibt bevorzugte Regionen mit hohen Ertragspotenzial auf dieser Erde, und es gibt schlechtere. Leider ist die Menschheit nicht so auf die Gebiete verteilt. Ergo ist es moralisch angebracht die bevorzugten Gebieten intensiv zu nutzen um dann etwas abzugeben. Machen wir übrigens auch in unserem Land selbst – ich wüsste nicht wo unsere Stadtbevölkerung sonst ihre Lebensmittel herbekommen.

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  2. Arnold Krämer sagt

    Das Getreide fließt dahin, wo es am besten bezahlt wird. Das hat aber nicht der einzelne Landwirt in der Hand (von sehr großen Betrieben in Ostdeutschland einmal abgesehen), sondern der genossenschaftliche und private Erfassungshandel. Der Landwirt kann nur einmal im Jahr eine Anbauentscheidung treffen, wobei ihm die EU einerseits auch Fruchtfolgevorschriften macht und andererseits nicht alle Standorte alle Anbauoptionen zulassen. Viele Diskussionen sind deshalb eher theoretischer Natur, die zeigen, dass der Traum von zentraler Verwaltungswirtschaft in vielen (politischen) Köpfen mehr Platz einnimmt als das Vertrauen in die Lenkungswirkung marktwirtschaftliche Signale.

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  3. Ludwig sagt

    Perfekt alle Probleme genannt und entsprechende Konsequenzen dargestellt. Hier kann jeder sehen, daß unsere Deutsche und EU-Politik in ihrer eigenen Moralideologie und Staatswirtschaft gefangen ist. Eben DDR 2.0 ! Inzwischen kommen ja auch immer die Verstrickungen unserer Politiker mit dem sozialistischen Osten heraus. Auch das man das heutige erheblich verbésserte Fracking ablehnt kommt daher . Um das Russengas zu ersetzen wäre für 20 – 30 Jahre genügend Gas in Norddeutschland vorhanden , aber auch hier sind Ideologie und Ahnungslosigkeit dagegen. Mit dieser Art von Politik wird hier das Land voll gegen die Wand gefahren.

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    • Stadtmensch sagt

      „Inzwischen kommen ja auch immer die Verstrickungen unserer Politiker mit dem sozialistischen Osten heraus“

      Gestern der Forsa-Chef so sinngemäß: „Ja, die älteren Ossis sind nur deshalb zurückhaltend bei den Waffenlieferungen, weil sie schon Erfahrungen mit dem russischen Repressionsregime haben“, „Außerdem sind sie im Gegensatz zum Otto-Normal-Günen und -Gelben weniger gebildet und befürchten weitere Einschnitte beim Einkommen und Kostensteigerungen, wenn Russland als Handelspartner dauerhaft ausfällt.“

      Ich als Ossi reg mich nicht auf und verlasse mich voll auf Altersmilde 🙂

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  4. Andreas sagt

    Zur Produktion von Dünger hast Du noch nichts gesagt
    „Hier ist die Politik gefordert, um eine Verknappung zu verhindern. Sie sollte den Herstellern eine Art Versorgungssicherheit bei Gas und kostendeckende Preise anbieten können, im Gegenzug für maximale Produktion und maßvolle Preispolitik.“
    Da könnte der der habilitierte Agrarökonom doch genauso davon träumen, dass ihm gebratene Tauben in den Mund fliegen.
    Warum denkt er nicht an das naheligende, die Produktion von Nahrungsmittel in Afrika zu erhöhen. Schliesslich liegen 65 % der weltweit verfügbaren Ackerflächen in Afrika und nicht in Deutschland.
    http://www.euractiv.de/section/landwirtschaft-und-ernahrung/news/wird-afrika-zur-kornkammer-der-erde/

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    • Reinhard Seevers sagt

      Geh doch Mal einem Schritt weiter und verlagere die Industrieproduktion von hier nach Afrika, dann würde sich das ganze Weltbild verändern. Dann frag die Menschen in diesem Land, ob sie das Opfer bereit wären, zu bringen, den eigenen Wohlstand zu Gunsten der anderen aufzugeben…..das wäre ehrlich.

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      • Andreas sagt

        Herr Seevers, worum geht es ihnen eigentlich ?
        Soll verhindert werden, dass in Afrika jedes Jahr mehr Menschen hungern oder verhungern (auch ohne Krieg in der Ukraine) .
        Oder soll der Hunger in Afrika nur dazu mißbraucht werden, um sinnvolle Maßnahmen Richtung Arten- und Klimaschutz in Deutschland zu verhindern ?
        https://bauernzeitung.at/afrika-koennte-eine-kornkammer-sein/

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        • Stadtmensch sagt

          Weder die Marktwirtschaft noch eine dauerhafte Alimentierung führt in Afrika zu einer Verbesserung der lw. Produktion. Steht alles in dem Text, den du verlinkt hast.

          Es läuft immer so: Investor pachtet und exportiert Rohprodukte oder lokaler Produzent gerät in die Schuldenfalle und muss danach in ein Slum umziehen. Danach pachtet der Investor.

          Der deutsche Wohlstandsbürger weiß das alles und kann weder mit einem Griff zum Fairtrade-Produkt noch mit einer Spende an eine NGO daran etwas ändern. Das ist ganz normaler Neokolonialismus, durch den massiv Kosten externalisiert werden (Armutsmigration, Raubbau, usw.) und als Bumerang auf die Wohlstandsoasen zurück fallen.
          Hier wären die „Macher“ gefragt (Leute wie Bill Gates mit AGRA), eine nachhaltige Entwicklung mit ihrem Geschäftsmodell anzustreben – aber sie wollen oder können es nicht. Außerdem haben diese Macher nichts zu befürchten. Sie sind immer da zu Hause wo es schön ist.

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    • Gunnar Breustedt sagt

      Lieber Andreas,
      ich halte es für ausgeschlossen, kurzfristig (für die kommenden beiden Jahre) in Afrika die Agrarproduktion zu erhöhen. Ich halte es schon für schwierig, sie konstant zu halten, weil Dünger weniger verfügbar sein könnte bzw. der Finanzierungsbedarf wegen der höheren Düngerpreise größer ist und in vielen ländlichen Regionen nicht ohne weiteres gestemmt werden kann. Abschließend bin ich der Meinung, dass die Politik Einfluss auf die europäischen Düngerhersteller nehmen kann. Die Hersteller sind bspw. am Gas interessiert, die Politik wird im Notfall entscheiden, wer wann wieviel Gas erhält.

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      • Schorsch Summerer sagt

        Fragen wir doch mal anders herum.
        Warum ist in Deutschland der Ertrag so konstant und hoch?
        Weil nicht nur das gewusst wie vorhanden ist sondern mehr als hundert Jahre Investitionen in die landwirtschaftliche Infrastruktur getätigt wurden und gleichzeitig das Klima gemässigt und verhältnismäsig stabil ist.
        Wie viele Flüsse drohen noch für jährliche Überschwemmungen und dem Vernichten der Ernten? Wie viele Flächen sind nicht drainiert? Wie viele Flächen sind nicht sofort erreichbar? Wie viel Lager- und Bearbeitungskapazitäten sind vorhanden? Ist es denn wirklich so schwer diese unsere Ertragsvorteile zu sehen?
        Glaubt denn einer dass in Afrika dass alles innerhalb der nächsten zehn Jahre auch nur annähernd erreicht werden kann? Glaubt denn einer dass die politischen Verhältnisse und die überall grassierende Korruption eine derartige Verbesserung zulassen ohne dass sich wieder irgend einer ethnisch verfolgt fühlt und aus Rache zur Kalaschnikov greift?
        Afrika hat sicher sehr viel landwirtschaftliche Fläche. Doch es wird bestenfalls Jahrzehnte brauchen bis die dort dauerhaft was auf die Reihe bringen. Und wehe wenn die Afrikaner auf einmal auch die landwirtschaftliche Grundinfrastruktur verbessern wollten. Da werden unsere NGOs wieder im Dreieck hüpfen.
        Dann noch die oft schlechte Arbeitsmoral und ja, auch die Industriestaaten bzw deren Vertreter sind an dieser Entwicklung sicher nicht unschuldig. Wie wir an dem Herrn Putin exemplarisch sehen ist nicht jeder selbstlos in der Welt unterwegs. Ich würde auch China z.B. unterstellen dass sie mehr am eigenen Vorteil in Afrika interessiert sind als sich um die Entwicklung der Selbstständigkeit der afrikanischen Staaten zu sorgen! Das wird sicher das nächste AHA-Erlebnis der Europäer.

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    • Bauer Willi sagt

      @ Andreas
      Warum ist da ein Fragezeichen hinter der Überschrift?
      Meine Schwester hat 4 Jahre in Afrika gearbeitet. Sie hat eine realistischere Einschätzung als Euractiv…

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  5. Christian Meyer sagt

    Danke an Gunner Breustedt für diesen Artikel, ich hatte neulich in einer Diskussion das Thema, dass es den Landwirten nur um ihren eigenen Profit geht bei der Befreiung von den genannten Auflagen. Dies wieder legt die Rechnung am Ende des Artikels.
    Den Autor durfte ich vor einigen Jahren persönlich kennen lernen im Rahmen eines Projekts zur Rehkitzrettung in Zusammenarbeit von Landvolk, Jägerschaft und NABU-Goslar.

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      • Christian Meyer sagt

        Ja Willi, ich habe widersprochen und es freute mich mit dem Artikel von Gunner das auch im Nachhinein, mit einen mir bekannten Autor, untermauern zu können!

  6. Marian E. Finger sagt

    Gestern habe ich hier gelernt, dass die Leute in Afrika nichts zu essen haben, weil sie mehr verdienen, wenn sie Kaffee, Tee und Kakao für den Export anbauen statt Lebensmittel für sich selber, die sie dann lieber billig importieren.

    Dann machen wir doch mal dieses „moralische Fass“ auf: Wer die allseits beliebte „weiße Weste“ will, muss ab sofort damit aufhören, Kaffee, Tee und Kakao zu trinken und Schokolade zu essen.

    Während Fleisch unbestritten ein wertvolles Nahrungsmittel ist, handelt es sich bei Kaffee, Tee und Schokolade um reine Genuß- und Suchtmittel, auf die der moralisch aufgeklärte Mensch problemlos verzichten kann.

    Durch den sofortigen Verzicht auf Kaffee, Tee und Schokolade werden Ackerflächen genau dort frei und können mit Lebensmitteln bebaut werden, wo die Menschen hungern. Wenn wir hier auf Kaffee, Tee und Schokolade verzichten, brauchen die Afrikaner das Getreide aus der Ukraine überhaupt nicht.

    Durch den Verzicht auf Kaffee, Tee und Schokolade sagen wir nicht nur dem Hunger in der Welt den Kampf an, sondern bekämpfen damit auch Putins finstere Pläne und retten darüber hinaus das Klima. Und tun auch noch was für die Gesundheit.

    Es ist viel sinnvoller, auf Kaffee, Tee und Schokolade zu verzichten als auf wertvolle tierische Proteine. Weg mit dem Zeug !!! Und zwar sofort !!! Weil es moralisch nicht vertretbar ist !!!

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    • Inga sagt

      Ja genau, Marian,
      man muss schon zwischen afrikanischen Entwicklungsländern die zur 3. Welt gehören und Nordafrka unterscheiden, die andere Wirtschaftsgüter gegen Weizen aus der Ukraine eintauschen.

      Welcher große internationale Handelsriese, der Schokoriegel und Nesquik herstellt steckt dahinter?

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    • Mark sagt

      „Gestern habe ich hier gelernt, dass die Leute in Afrika nichts zu essen haben, weil sie mehr verdienen, wenn sie Kaffee, Tee und Kakao für den Export anbauen statt Lebensmittel für sich selber, die sie dann lieber billig importieren.“
      Wenn die Leute in Afrika keinen Kaffe, Tee oder Kakao anbauen würden, hätten sie noch weniger zu essen, selbst dann wenn sie dafür Lebensmittel anbauen würden. Die haben das doch bisher gemacht, weil es sich noch gerade gerechnet hat. Das hat was mit internationaler Arbeitsteilung/komparariven Kostenvorteilen etc.pp. zu tun. Das Problem ist der dazwischen fungierende Handel und die Spekulanten, die den Erzeugern hier wie dort diie Butter vom Brot nehmen.

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      • Marian E. Finger sagt

        Jaja, so argumentieren dann die „eingefleischten“ Kaffeetrinker und Schokoladeesser, weil sie auf ihr Genussmittel nicht verzichten wollen, schon klar. 🙂

        Wie eben die „eingefleischten“ Fleischesser auch ihre spezifischen Argumente haben, weil sie nicht auf den Fleischgenuss verzichten wollen, schon klar.

        Du sagst es ja selbst: es geht überhaupt nicht um die Nahrungsmittel als solche, denn es wird weltweit genug produziert, sondern es geht ausschließlich um die Preise, zu denen die Nahrungsmittel gehandelt werden. Wir haben es also gar nicht mit einer Nahrungsmittelkrise zu tun, sondern mit einer Finanzierungskrise. Oder mit einer Selbstbildkrise, weil wir uns nicht eingestehen, dass nicht „die Natur“ oder der „Klimawandel“ dran schuld ist, wenn die Leute hungern, und auch nicht Putin, sondern die von uns selbst geschaffenen Marktmechanismen, die Leute dazu zwingen, Zeug anzubauen, was sie nicht brauchen, damit sie Zeug kaufen können, dass sie brauchen.

        Aber die Forderung, auf Kaffee und Schokolade zu verzichten, entlarvt doch sehr schön die Heuchelei der Veganer, findest du nicht? 🙂 Die Welt braucht nicht dringend mehr Weizen, sondern mehr Ehrlichkeit.

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        • Arnold Krämer sagt

          Zu den selbst geschaffenen „Marktmechanismen“ gehören auch gewaltige Staatseingriffe z.B. über Zölle, nicht tariffäre Handelshemmnisse, Produktionsauflagen, Quoten etc. Der Schlimme ist, dass die Entscheider/Influencer (im weitesten Sinne) die Wirkungszusammenhänge immer weniger überschauen und bei mittlerweile extem komplexen Verhältnissen monokausal argumentieren und dann erneut eingegriffen wird. Es wird immer schlimmer und ein Ende ist nicht in Sicht, weil niemand „aufräumt“ („aufräumen“ kann).

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          • Stadtmensch sagt

            Das „Influenzer-Veganer-Ökobrazzen“-Feindbild ist ja ganz gut für eine Komplexitätsreduktion geeignet.
            Soll ich jetzt auf Kaffee verzichten (kaum möglich), nur weil der „Kapitalistische Mensch“ im Akkumulationswahn seine Moneten in Pensionsfonds steckt?
            https://www.attac.de/kampagnen/bankwechsel/bankenkritik/iii-hungerprofite

            Vernünftig wäre gewesen, den Ukrainekrieg zu verhindern, indem man den Amis rechtzeitig auf die Griffel haut. Leider passt meine Vernunft nicht zur „richtigen“ Vernunft, wo es irgendwie um künstliche Entwertung bzw. schöpferische Zerstörung und gepflegte Feindbilder geht.

            Also wer soll unseren mit viel Energie und Kapital erzeugten Weizen kaufen, wenn der nicht subventioniert wird? Angenommen der Weizen wird dann zu „Marktpreisen“ verkauft, wie hoch ist dabei der Gewinn für Spekulanten?

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            • Reinhard Seevers sagt

              Tja Stadtmensch, die Welt zu verändern ist schwierig.
              Die Ökofraktion meint es mit Nachhaltigkeit zu erreichen, der Ami mit Geld und Putin mit Gewalt….schaun mehr Mal, wer es am Ende wie geschafft hat.

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                • Reinhard Seevers sagt

                  Während die Bundesregierung an einer „Getreidebrücke“ arbeitet, die ukrainisches Getreide über Nordsee- und Adriahäfen verschiffen soll, fordert Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, den Hunger mit einer Ausweitung der Waffenlieferungen an die Ukraine zu bekämpfen.“

                  Tja, wenn der Landwirtschaftsminister dieses Landes anstatt mit Nahrung Menschenleben retten zu wollen, Menschen mit Waffen töten zu lassen, dann ist das eben als Beitrag Deutschlands zur Dezimierung der Überbevölkerung zu werten, so geht’s! 😎✊

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        • Arnold Krämer sagt

          Es sind nicht die von Menschen „geschaffenen Marktmechanismen, die Leute (z.B. in Afrika oder Asien) dazu zwingen, Zeug anzubauen, was sie nicht brauchen, damit sie Zeug kaufen können, dass sie brauchen.“

          Nein, es ist die Möglichkeit, mit den Verkaufserlösen spezieller, im Norden gefragter Erzeugnisse sich zusätzlich zu dem, was sie brauchen (z.B. Getreide, Fleisch) auch noch das zu kaufen, was sie streng genommen zum Leben nicht brauchen (z.B. Handys, Autos, Fernseher). Erklären lässt sich das wunderbar mit der Theorie von den komparativen Kostenvorteilen. Funktioniert aber nicht mehr, wenn wichtige Handelsbeteiligte wie jetzt Putin verrückt spielen.

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          • Reinhard Seevers sagt

            Es wird interessant sein, zu sehen, wie unsere Bürger ihre Prioritäten beim Ausgeben des Geldes neu einrichten werden (müssen).
            Evtl. werden dann kulturell als wichtig erachtete Handlungen nicht mehr nachgefragt werden und die „Brotlose Kunst“ wird als erste ihre Relevanz spüren.
            Wenn man auf einem Rummelplatz bereits jetzt 8,-€ für 0,5 L Bier zahlen soll, dann sieht man bereits wo die Reise hingehen wird.

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      • Inga sagt

        also könnten sie für den Erlös von 1ha Kaffee, die Ernte von mehreren ha Getreide kaufen?

    • Peter Große-Streuer sagt

      Afrika hat eigentlich alle Möglichkeiten sich selbst und dazu noch ganz Europa zu versorgen. Was denen Fehlt ist Bildung, Infrastruktur und Sicherheit. Fangen wir nun an, denen, die produzieren, vorzuschreiben, was sie produzieren dürfen, zerstören wir deren Existenz. Man sollte auch mal ganz schön daran denken, daß nicht alles überall wächst. Besser richtet es, wie immer, der Markt!

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    • Pälzer Buh sagt

      Auf Kaffee, Tee,Kakao etc pp zu verzichten macht keinen Sinn, weil jede Pflanze seine eigene Ansprüche hat an Standort, Klima, Boden usw hat. Es werden auch keine weiteren Flächen frei,weil Dauerkultur und Hochgebirge meistens noch dazu kommt.
      Ich könnte auch sagen, Pflanzen Wir doch einfach in den Steilstlagen an der Mosel und Mittelrhein einfach Weizen oder andere Nahrungsmittel an, 6000ha sind da verwildert. Macht auch keiner. Man kann aber einen Ausbau der weiterer Anbauflächen (Reben) aussetzen oder sogar stoppen. Das macht Sinn, will aber die Politik nicht.
      Somit bleiben nur die beiden Vorschläge übrig. Will aber die Politik nicht.
      Unser LW – Minister ist Fähig, unfähig zusein.
      .

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      • Marian E. Finger sagt

        Auf Wein muss der Weiße-Westen-Träger natürlich auch verzichten, das ist vollkommen richtig. Überhaupt auf allen Alkohol, Bier ausgenommen, weil Bier durchaus nahrhaft ist. Genau.

        Man muss die Moralisten, die die Abschaffung der Tierhaltung predigen, viel ernster nehmen, als diese es selber tun, und endlich mal wirklich moralisches Verhalten einfordern. Und Genussmittel wie Kaffee, Schokolade und Alkohol gehen da ja gar nicht.

        Alles, was Spaß macht und nicht ausschließlich dem Überleben dient, sondern Putin fördert und dem Klima schadet, wird verboten. Fußball, Skifahren und Autorennsport sowieso.

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        • Reinhard Seevers sagt

          Marian, ich weiß nicht, ob dein Beitrag ironisch/sarkastisch oder ernst gemeint ist, aber darauf wird eine ausschließlich ethisch -moralisch geführte Debatte hinauslaufen. Es wird eine Diskussion zwischen arm und reich geben (müssen). Während die einen Champagner trinkend über die moralische Gängelung schwadronieren, müssen sich viele andere überlegen, wie sie die Wohnung warm bekommen werden.
          Wir werden noch richtig heftigen gesellschaftlichen Streit erleben, da bin ich mir sicher.

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          • Marian E. Finger sagt

            Wein trinken und Wasser predigen durchzieht die ganze Menschheitsgeschichte bis auf den heutigen Tag. Die Champagner-Trinker sind dieselben, die Andere moralisch gängeln.

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  7. Arnold Krämer sagt

    GLÖZ 7: Stoppelweizen ist möglich, wenn auf die Staatsknete verzichtet wird.

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    • Gunnar Breustedt sagt

      Absolut richtig. Aber noch rechnet sich die „Staatsknete“ – wie Sie schreiben – mit ihren Auflagen noch.

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  8. Hans Gresshöner,Landwirt sagt

    Onvista:

    „Gartenmärkte spüren Trend zum Selbstversorgertum“

    • Reinhard Seevers sagt

      Jepp, ich kenn mind. 2 Ehepaare, die sich im letzten Jahr unbedingt einen Gemüsegarten anlegen mussten, weil man ja Zeit hatte und selbst erzeugtes Gemüse so gesund sei.
      Beide Gärten sind heute nicht mehr da….
      Gleichzeitig hab ich nebenan eine neue kleine Firma, die microgreens (Setzlinge) unter der UV-Lampe herstellt und online vertickt.

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    • Inga sagt

      Das kann ich mir vorstellen.
      Besonders bei Leuten, die erlebt haben oder es erzählt bekommen haben, wie uns die Gemüsegärten durch die schlechten Zeiten des 20. Jahrhunderts geführt haben.
      Warum steht im Gesetz, dass Mundraub straffrei ist!

        • Inga sagt

          Und über den Zaun hängende Kirschen oder anderes Obst?

          Ach, die Erlaubnis per Gesetz wurde erst 1975 abgeschafft, jedenfalls kommt das noch von früher, als es an Nahrungsmittel hier noch Mangel herrschte.

          Es war ja nur zum akuten Hunger stillen, nicht zum hamstern.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Vor Jahren hat ein Nachmieter in einem Nachbarhaus den Garten bearbeitet und angepflanzt. War gespannt, wie lange die Gärtnern. Als die Tomaten braun wurden, statt rot, war die Sache mit dem Gärtnern beendet.

      Oder eine uns bekannte Familie, der weibliche Part meinte nur, da verdient man ja nix. Es blieb bei dem einen Versuch.

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  9. Mark sagt

    Es ist schlicht unmöglich, die Agrarpreise soweit zu drücken, dass derjenige, der nur 2,25 Dollar zur Verfügung hat, sich davon ordentlich ernähren kann. In dieser Problematik sind 2 Fragen zentral. 1. Gibt es weltweit genügend Agrarrohstoffe, damit alle satt werden können? 2. Warum gibt es Menschen, die nur 2,25 Dollar dafür zur Verfügung haben?
    Die erste Frage muss die Agrarwirtschaft beantworten, die zweite Frage ist von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung.

    Die erste Frage ist klar mit ja zu beantworten! Und zwar dann, wenn man bereit ist Marktkräfte wirken zu lassen und wohlstandsverwahrloste „Öko“-Regelungen über Bord zu werfen (am Besten dauerhaft und nicht nur temporär). Marktkräfte wirken zu lassen heisst als aller erstes, das Prinzip „Preis zieht Ware“ zulassen. Hohe Preise bewirken automatisch Produktionszuwächse, am Markt ergeben sich sofort die effizientesten Anpassungen z.B. aus dem Bioenergiebereich in Richtung Nahrungsmittel. Da bedarf es keinerlei gesetzlicher Vorschriften etc.pp. Die Fleischdikussion ist total überbewertet und in den Bereich des Mainstreamopulismus zu verorten, das hat nichts mit Ernährungsicherheit zu tun.

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    • Reinhard Seevers sagt

      „Hohe Preise bewirken automatisch Produktionszuwächse, am Markt ergeben sich sofort die effizientesten Anpassungen“

      Im globalen Handel bedeuten höhere Preise auch, dass die Nachfrageseite diese bezahlen können muss, wo wir bei der 2. Frage sind und uns im Kreis drehen. Die Antwort kann dann wohl nur Angleichung des globalen Wohlstands unter hohen Gerechtigkeitskriterien sein = wird nicht passieren.

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    • Arnold Krämer sagt

      Marktkräfte wirken zu lassen, wird doch das Letzte sein, was unseren Politstrategen in den Sinn kommt. Da auch die Bauern in der Vergangenheit immer nach dem Staat gerufen haben, hat der sich auch „gekümmert“. Der kann garnicht anders, macht aber damit alles nur noch schlimmer.

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      • Reinhard Seevers sagt

        Ich sehe nicht, wie die Marktwirtschaft ein Produkt, das in einem Industriestaat mit Unterstützung von viel Kapital erzeugt wurde, auf dem Weltmarkt von armen Nachfragern nachgefragt werden kann? Das wird dann doch eher dazu führen, wie unsere Regierung es auch sieht: man muss den Armen Geld geben, um den teuer erzeugten Weizen kaufen zu können.
        Damit ist der Weizen dann zweimal gepimpert oder nicht?

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        • Mark sagt

          „man muss den Armen Geld geben, um den teuer erzeugten Weizen kaufen zu können.
          Damit ist der Weizen dann zweimal gepimpert oder nicht?“

          Wieviel Weizen wird weltweit erzeugt, wenn er nur den Preis erhält, den die armen Nachfrager bezahlen können?? Geht es den armen Nachfragern dann besser?? Hohe Preise führen zu einem hohen Weizenangebot. Pimpern braucht man dann nicht den Weizen.

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          • Reinhard Seevers sagt

            Die Erzeugungsmenge war doch nie das Problem, sondern die Kaufkraft der Nachfrager. Deshalb gibt es doch überhaupt Hungernde.

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            • Smarti sagt

              „Die Erzeugungsmenge war noch nie das Problem, sondern die Kaufkraft der Nachfrager“.
              Wird das für die nächsten Jahre noch immer gelten, oder kippt das gerade ? Zur Erzeugung muss ja auch die Verteilung / Transportwege gerechnet werden.

      • Mark sagt

        „Marktkräfte wirken zu lassen, wird doch das Letzte sein, was unseren Politstrategen in den Sinn kommt.“ Weil unseren Politstrategen dies nicht in den Sinn kommt, muss man es ihnen eben sagen.
        Es waren weniger die Bauern, die in der Vergangenheit nach dem Staat gerufen haben als vielmehr der „große Verband“. Das „Gentlemen Agreement“ nach dem Krieg zwischen Politk und Verband (billige und ausreichend Nahrungsmittel gegen das süsse Gift der Subventionen) haben den Grundstein dafür gelegt, im nachhinein betrachtet war dieser Deal für die Bauern verheerend.

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    • Gunnar Breustedt sagt

      Lieber Mark,
      bei den Wirkungskräften der Märkte ist aber zu bedenken, wie schnell sie wirken (können). Kurzfristig sind Markteingriffe oftmals sinnvoller als langfristig, weil sich die Marktteilnehmer langfristig besser anpassen können als kurzfristig. Zudem ergeben sich kurzfristig oftmals Machtpositionen im Markt, die ein effizientes Marktergebnis verhindern! Zudem kann Politik viel tun, wenn sie eigenen Eingriffe (Bioenergie) kurzfristig aussetzt. Es kann also Sinn machen, dem Markt kurzfristig erheblich unter die Arme zu greifen. Und das sage ich als überzeugter Marktwirtschaftler!

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  10. Reinhard Seevers sagt

    Fazit: Bringt alles wenig und ist kompliziert, wir schicken besser Waffen!💪

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    • Uwe Helmke sagt

      Wenn wir keine Waffen schicken wann könnte die Ukraine dann wieder auf ihre wichtigen Häfen für den Getreiexport zugreifen? 2028 oder 2030? Oder, wenn Putin oder Nachfolger nicht wollen, niemals wieder?

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