Bauer Willi
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Der Wunsch, nach Hause zu kommen…

Ricarda Berg hat schon mal einen Text für diesen Blog geschrieben, der viel gelesen wurde. Diesmal geht es ihr um die Bedeutung der Regionalität für Land- und Ernährungswirtschaft in einer globalisierten Welt. Ein Text der Mut macht, der die Chancen betont, der Perspektiven eröffnet: auf ein gutes, neues Jahr.

 

Es gibt Zeiten, in denen wir neuen Dingen gegenüber verschlossen sind, weil wir uns fürchten, dass wir unsere Ziele und Wünsche, die uns am Herzen liegen, aus den Augen verlieren. Wir haben in diesem herausfordernden Jahr viele individuelle Erfahrungen machen dürfen. 2020 ist nicht nur das Jahr der Corona-Krise, sondern auch das Jahr, in dem wir die gemeinsamen Stränge erkennen konnten, die uns miteinander verbinden. Haben die Akteure in der Agrar- und Lebensmittelbranche in Deutschland ihren Kurs erkannt?

Regionalität ist der gemeinsame Strang, der die Landwirtschaft zusammenhält. Sie verbindet Jung und Alt, Bio und Konventionell, große und kleine Betriebe, Ackerbau und Tierhaltung, Schweinehalter und Rinderzüchter – sie verbindet Landwirtschaft und Gesellschaft. Sie vereint sogar die gesamte vom Wettbewerb getriebene heimische Lebensmittelkette. Regionalität ist nicht nur ein Trend, der sich bis in die Discounter niederschlägt, um auf Basis unterschiedlicher Konsumentenpräferenzen mehr Profit zu generieren – Regionalität kann man nicht importieren!

Wir leben in einer globalisierten Welt, was spätestens nach diesem Jahr jeder verstanden haben dürfte. Das ist per se nichts Schlechtes. Handel ist die Grundlage unseres Wohlstandes. Es liegt vielmehr noch in unserer Natur, Dinge zu tauschen, um mehr Vielfalt und Wert zu erzielen. Gleichzeitig entwickelt sich bei uns aber auch der Wunsch, nach Hause zu kommen. Dies zeigt sich vor allem in unseren sich verändernden Ernährungsgewohnheiten. Essen ist etwas Einzigartiges, mit dem wir uns selbst wertschätzen und zum Ausdruck bringen dürfen.

„Food is everything we are. It´s your personal history, your province, your region, your tribe, your grandma.“ – Anthony Bourdain

Bei bestimmten Käuferschichten spiegelt sich dies auch in einer höheren Nachfrage und Wertschätzung regionaler Produkte wieder. Umfragen zufolge, ist der Großteil der Gesellschaft bereit, regionale Qualität gegenüber Importprodukten zu bevorzugen und entsprechend zu honorieren. Wer in der Lebensmittelkette diese gesellschaftliche Entwicklung nicht erkennt und nicht nur auf die konsumorientierten Wünsche, sondern auch politischen Anliegen und Interessen der Menschen adäquat reagiert, verliert langfristig das Vertrauen der Gesellschaft und damit die Legitimation für seine Unternehmung.

Das gilt nicht nur für Landwirtinnen und Landwirte, die auf dieser Basis ihre Betriebe individuell und erfolgreich in die Zukunft führen können. Auch verarbeitende Betriebe und der Lebensmitteleinzelhandel, sprich Supermärkte und Discounter müssen erkennen, dass sie langfristig auf ein positives Image und eine vertrauenswürdige Reputation in der Gesellschaft angewiesen sind. Sie müssen dafür auf regionale Partnerschaften auf Augenhöhe entlang der Lebensmittelkette setzen.

Selbstverständlich gibt es unterschiedliche Käuferschichten und Präferenzen – nicht jeder kann sich regionale Qualität leisten, hat aber genauso ein Recht, das zu kaufen, was sie oder er möchte. Aber auch Rewe, Edeka, Kaufland, Lidl, Aldi & Co. sind auf solide regionale Partnerschaften angewiesen. Deshalb sollten sie gerade in Zeiten von Corona und Afrikanischer Schweinepest ihre Beziehungen zu heimischen Familienbetrieben in einem neuen Licht betrachten. Der Agrarstrukturwandel kann nicht mit Werbekampagnen für regionale Qualität oder ein paar Cent zusätzlich bei zehn verschiedenen Eckprodukten abgefedert werden. Was nützen kurzfristige Profite, wenn man damit langfristig das Vertrauen der Menschen und damit die Legitimation seiner Unternehmung auf´s Spiel setzt!?

Regionalität ist die Zukunft, in der alle profitieren

Eines muss klar sein: Um den nachfrageorientierten Wünschen sowie politischen Anliegen und Interessen der Menschen in Deutschland gerecht zu werden, muss die Lebensmittelkette von der Primärproduktion bis zum Discounter entsprechend der Leistungen der Landwirtschaft in Deutschland regional sein. Dazu braucht es nicht nur angenehme Werbung und kurzlebige Aktionen. Der ökonomische, politische und soziale Mehrwert regionaler Familienlandwirtschaft muss sich auch in den Partnerschaften entlang der Lieferkette manifestieren.

Was es dazu braucht:

Eine Politik, die dafür sorgt, dass die Menschen geprüfte regionale Qualität unmittelbar und klar nachvollziehbar erkennen können. Was nützen uns Lebensmittel-Ampeln, 20 % Mehrwertsteuer auf Fleisch und das Tierwohl Labeling, wenn diese Maßnahmen keine nachhaltige Basis dafür bilden, dass Lebensmittel in Deutschland produziert und verarbeitet werden?

Professionelle Kommunikation

Selbstverständlich braucht es dazu auch eine repräsentative Öffentlichkeitsarbeit. Repräsentativ heißt, dass nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht, sondern wir die Kraft im Zusammenschluss und Zusammenhalt erkennen und professionell nutzen. Es ist wichtig zu verstehen, dass wir mit PR unsere Wirklichkeit konstruieren. Wir wollen alle das gleiche – mit Leidenschaft Lebensmittel in Deutschland produzieren, verarbeiten und vermarkten! Es ist in diesem Zusammenhang ebenso ein legitimes Bedürfnis der Gesellschaft, unsere Anliegen und Interessen nachvollziehen zu können. Die Zeiten, in denen wir „unter uns“ bleiben konnten, sind vorbei – zum Glück! Hier liegt nämlich auch die Chance die Bedürfnisse vieler Landwirtinnen und Landwirte zu befriedigen, Expertise und Wissen zu landwirtschaftlichen Themen weitreichend und sachgemäß zu kommunizieren und den Menschen einen direkten und authentischen Einblick in die Landwirtschaft zu ermöglichen.

Fälschlicherweise wird angenommen, dass es sich bei diesen Bedürfnissen nur um die eigenen Belange der Landwirtinnen und Landwirte handele, welche für die Unternehmenskommunikation verarbeitender Betriebe und des Handels nur eine geringfügige bis gar keine Rolle spielen. Die Lösung und der Erfolg liegen jedoch in einer gemeinsamen Kommunikation auf vielen verschiedenen Ebenen, die einen professionellen Rahmen für Meinungsfreiheit bietet und den Menschen auf Augenhöhe begegnet. Eine Öffentlichkeitsarbeit, die authentische Geschichten von Landwirtinnen und Landwirten erzählt, darauf (Werbe-)Kampagnen aufbaut, Expertise und Wissen über landwirtschaftlichen Themen und regionale Lebensmittel vermittelt, gleichzeitig die Wünsche und Interessen der Gesellschaft antizipiert und so das Vertrauen und die Wertschätzung der Menschen gewinnt.  So ist es auch möglich, eine gesunde Beziehung zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft aufzubauen und Innovationen auf den Markt zu bringen, die von Konsumentinnen und Konsumenten entsprechend nachgefragt und abgegolten werden.

Um es auf den Punkt zu bringen, spreche ich über den professionellen und zeitgemäßen Neuaufbau der CMA unter dem Dach eines staatlich anerkannten Gütesiegels für Qualitätsprodukte aus Deutschland.

Regionalität ist nicht nur eine neue gemeinsame Absatzchance. Sie ist der Kern, der viele unterschiedliche Überzeugungen und Ideen in der Landwirtschaft miteinander vereint und die deutsche Landwirtschaft überlebensfähig und lebendig macht. Sie ist die Chance, unsere persönliche Sicht auf Landwirtschaft als Gesellschaft besser zu verstehen und zu erweitern.

Haben wir den Mut, uns am Ende dieses ungewöhnlichen Jahres dem Neuen zu öffnen! Haben wir den Mut, über unseren Tellerrand hinauszublicken! Landwirtschaft in Deutschland kann in und nach der Krise der Wegbereiter der Menschen für eine neue Zeit sein. Eine Zeit, in der wir gemeinsam an einem Strang ziehen und die Lücke zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft Schritt für Schritt schließen.

Ein frohes und gesundes neues Jahr 2021!

Gastartikel geben die Meinung des Autors/der Autorin wieder

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114 Kommentare

  1. Herwig Scholz sagt

    Reinhard Seevers,
    Sorry, die Autokorrektur auf dem Handy verstümmelt mir leider immer wieder ihren Nachnamen. Ist keine böse Absicht.

  2. Herwig Scholz sagt

    Reinhard Servers,
    Wieso steigen dann immer mehr Betriebe in die Verarbeitung ein? Ich finde das ermutigend und kann das nur unterstützen und weiter Mut machen wenn schon die Gerichte auf dem richtigen Weg sind. Die sind nicht selten ein Zeiger für den Sinneswandel in unserer Gesellschaft.

  3. Herwig Scholz sagt

    Hallo Herr Servers,
    Ich arbeite in der Region, in der mehrere hundert kleinere Gemüsebaubetriebe in den letzten 30 Jahren wegen solcher Betriebe wie Mühlmann und andere Großbetriebe aufgegeben haben. Teilweise habe ich sie persönlich in der landw. Betriebsberatung in die Aufgabe begleitet weil die Übergroßen noch lange vor den Mindestlöhnen angefangen hatten mit Dumpinglöhnen die Marktpreise fürs Gemüse zu dominieren. Man könnte auch mit 2-8 osteuropäischen Helfern als “kleiner Familien-Betrieb” existieren. Also kann man auch umgekehrt rechnen. Hat man mit 800 Saisonarbeitern 50, 100, 150 oder 200 oder gar noch mehr andere Betriebe wegradiert?

    • Smarti sagt

      Dieser grosse Betrieb ist doch nicht zu den “ehemaligen Betrieben” hingegangen und hat sie aufgefressen. Erst hat der Betriebsleiter sich entschieden, in diesem Hamsterrad nicht mehr weiterzurennen und danach hat er für sein Land einen solventen Pächter gesucht. So jedenfalls läuft es in unserer Gegend ab.
      Mein Mann geht immer im November zu seinen gut 30 Verpächtern – das waren mal mindestens 30 Betriebe ( viele davon haben ihr Land auf mehrere Pächter aufgeteilt ) – und bringt den Pachtscheck vorbei. Es sind langjährige Beziehungen, teils auch Fraundschaften. Keiner von ihnen, und das hört er andauernd, würde nochmals freiwillig anfangen.
      Erst mussten die Umstände ( viele nennen es jammern ) den Betrieb zur Aufgabe zwingen, erst danach kam ein Grosser und konnte kaufen/pachten.

      • Herwig Scholz sagt

        #Smarti,
        Ich spreche nicht von der üblichen Landwirtschaft und ihren normalen Pachtverhältnissen, da waren es nicht die Nachbarn/Mitbewerber, die direkt zur Verdrängung beigetragen haben.

        Im Gemüsebau drehte sich das Rad aber anders herum. Waren in der Zeit vor den Mindestlöhnen 3-4 DM netto nach Abzügen für Unterbringung und Essen für die ausländischen Mitarbeiter fair? Und auch heute noch verlässt kaum eine Saisonarbeitskraft mit dem Netto-Mindest-Stundenlohn Deutschland, da er ordentlich für seine paar Quadratmeter Unterkunft in Massenunterkünften bei seinem Arbeitgeber zahlen muss. Übrigens eine ziemliche lukrative Einnahmequelle. Sogar für seinen Runbdfunkbeitrag für ARD/ZDF … ist die Saisonarbeitskraft noch selbst verantwortlich. Das machte und macht auch heute noch das Gemüse der Großbetriebe im LEH so billig, dass für die verbliebenen Familiebetriebe im Gemüsebau nicht mehr genug für die Entlohnung ihrer eigenen Familienarbeitskraft übrig blieb und bleibt. Dass da keiner der Nachkommen mehr Lust auf Weitermachen hatte (ohne zwangsläufig in ähnliche Größenordnungen mitwachsen zu wollen/können), ist da doch kaum verwunderlich. Das hat auch nichts mit Jammern zu tun.

        Mein Verständniss für soziale Marktwirtschaft sieht da einfach etwas anders aus. Da haben unser Staat und unsere Politiker mit ihren Rahmenbedingungen einfach die Weichen in die andere Richtung gestellt, als mit dem ständigen Gerede von “Wir wollen den bäuerlichen Familenbetrieb erhalten” überall und jahrzentelang propagiert wurde.
        Daher auch mein Respekt vor der unternehmerischen Leistung des einzelnen Großbetriebes. Die haben ihre Chancen in den Rahmenbedingungen gesehen und genutzt. Das hat aber nicht zwangsläufig etwas mit sozialer Marktwirtschaft und ihrer Weichenstellung mit deren sich (ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt) konträr entwickelnden Auswirkungen zu tun.

        • Thomas Apfel sagt

          Herr Scholz,
          meine Hochachtung, genau richtig beobachtet und ausformuliert !
          Im Berliner Raum ist das ähnlich gelaufen. Die kleinen Betriebe mit Spargel sind von den großen Direktvermarktern, die mit viel Geld aus dem Westen gekommen sind, quasi planiert worden. Einige der “Großen” haben einfach nur “breite Schultern” gemacht und die lukrativen Plätzchen an den Straßen mit finanzieller Übermacht aufgekauft. Andere haben das bis weit ins Umland getragen, durch etablieren “Polnischer” Stände die wahlweise aus polnischer oder deutscher “Über”produktionsware (genau dieser Produzenten) zu Niedrigstpreisen bedient wurden. Ich weiß wovon ich rede, wir haben unseren Spargelanbau aus diesen Gründen vor 10 Jahren auf Null heruntergefahren, im vorigen Jahr die Erdbeeren.
          Allerdings ist es so, dass genau durch diese Betriebe und deren Konzept wesentlich mehr feste Arbeitsplätze entstanden sind, als sie die verschwundenen kleinen Betriebe jemals hätten bereit stellen können. Trotzdem basiert alles, genau wie Sie es beschreiben auf der “Ausbeutung” der Saisonarbeitskräfte aus EU-Ländern mit geringeren Löhnen. Je mehr Arbeitskräfte mit 1,- € weniger als “normal” für einen Unternehmer arbeiten, desto mehr Geld bleibt bei der Unternehmerfamilie oder halt den wie auch immer strukturierten Eigentümern dieser Betriebe hängen. Aber das ist halt das marktwirtschaftliche System, welches, wie der Handel, vor allem von Wohlstandsdifferenzen lebt. Ist halt so !!!

          • Herwig Scholz sagt

            Hallo Thomas Apfel,
            Ich tue mich etwas schwer mit der Formulierung “dass die großen Betriebe mehr feste Arbeitsplätze geschaffen haben”, als aufgegeben wurden.

            Für mich sind 3 bis max. 6 monatige Saisonarbeitskräfte in Massenunterkünften keine “festen” Arbeitsplätze. Wir haben in unserem Nebenerwerbsbetrieb mit Gemüse und Obst auch zwei rumänische Mitarbeiter aber seit über vier Jahren dauerhaft mit festem Wohnsitz bei uns angestellt, weit über Mindestlohn. Zugegeben, wir beliefern eine “Solidarische Landwirtschaft” und die legt, wie ich persönlich auch, großen Wert auf faire Arbeitsverhältnisse. Es ist eine Nische, OK, aber ich glaube und hoffe schon, dass sie nach und nach größer wird.

            • Thomas Apfel sagt

              Das ist hier tatsächlich so (mit den geschaffenen Arbeitsplätzen) wegen der “Event” Direktvermarktung. Das ist schon noch etwas anderes als Produktion für den LEH, basiert aber auch auf billigen Saisonarbeitskräften in der Urproduktion. Ich selber habe auch 12 Sauisonarbeitskräfte, die teils schon seit 30 Jahren zu mir kommen und mit mir alt geworden sind. Ein “Zukunftsmodell” ist das aber nicht !

        • Smarti sagt

          Gute Saisonarbeitskräfte suchen sich ihren Betrieb aus. Eine der grössten Herausforderungen für Gemüsebetriebe bzw. Landwirtschaftsbetriebe allgemein, sind meines Wissens genug gute Arbeitskräfte zu finden. Viele wollen sich gar nicht fest einstellen lassen, weil so viel mehr Abzüge da sind. Für Saisonkräfte ist genau vorgeschrieben, wie viel Geld vom Lohn für Kost und Logis abgezogen werden muss. Wenn Du eine Wohnung vermietest, dann zu den ortsüblichen Preisen, von wegen Steuerhinterziehung…
          Nicht weil der Gemüsebauer so billig ? produzieren kann gibt es gut und günstig. Andersrum wird wohl eher ein Schuh draus.
          Mit Milch kenne ich mich besser aus: jedes Jahr schimpfen auf der Generalversammlung unserer kleinen Molkerei ein paar Landwirte ( mit 10 Kühen in Anbindehaltung ) auf die bösen Vollgasbauern ( mit 80 – 150 Kühen im Laufstall ) – sie würden die Preise kaputtmachen, weil sie die Milch zu billig produzieren. Meiner Meinung nach sind alleine die Kosten der Milcherfassung ( Proben, Umwege etc. ) bei kleinen Milchmengen unverhältnismässig hoch – die Molkerei könnte mit zu vielen Minibetrieben gar nicht wirtschaftlich arbeiten.

          • Herwig Scholz sagt

            #Smati
            Ich weiß schon wovon ich bei ost-europäischen Mitarbeitern rede. Habe selber zwei in unserem Nebenerwerbsbetrieb ganzjährig angestellt deutlich über Mindestlohn und Stelle noch kostenfrei die Unterkunft, die ich trotzdem noch als “nicht realisierte Einnahme” zu versteuern habe. Aber wir viele gute Saisonarbeitskräfte haben eine solche Chance? Da müsse sie schon lange Jahre lang suchen.

            • bauerhans sagt

              ich treffe hier beim erdbeerbauern die rümänischen aushilfen und auf nachfrage wurde mir erzählt,sie hätten sehr gute bedingungen hier,in italien oder spanien wäre es nicht so gut,aber sie könnten nicht nur von den 3 monaten hier das ganze jahr leben,ihre ansprüche sind ja gestiegen.
              oftmals wird der lohn in dinge des täglichen lebens investiert und zuhause noch ein geschäft gemacht.
              dort wäre immernoch korruption und durchgängige arbeit nicht vorhanden.

              • Reinhard Seevers sagt

                Da gab es unlängst einen Bericht über Rumänische Erntehelfer und deren Probleme. Am Ende stand dann die Erkenntnis, dass 4Millionen Rumänen in ganz Europa ihr Auskommen suchen derweil in Rumänien vietnamesische Fremdarbeiter für 5€ am Tag 12Std auf dem Bau schuften dürfen.
                Suchbild: Was läuft falsch im System?
                Evtl. die Form globalen Wirtschaftens grundsätzlich überdenken?

                • Smarti sagt

                  Einer unserer ehemaligen Arbeiter hat in Rumänien im Laufe der Jahre 2 Wohnblocks gebaut. Mit den Mieteinnahmen und ein bisschen d. Rente geht es ihm wohl recht gut.
                  Dass vietnamesische Arbeiter für einen Hungerlohn in Romania schuften ist nicht gut – aber dass sie auch in Dubai für das gleiche Geld von Reichen ausgenutzt werden ist eine Schweinerei.

                • Reinhard Seevers sagt

                  Smarti, ich finde es befremdlich, dauernd unseren Bauern vorzuhalten, sie würden Erntehelfer ausbeuten und die rumänische Regierung vollkommen frei zu sprechen von der Verantwortung, für das eigene Volk ausreichend korruptionsfreie Arbeit bereit zu stellen….und wo ist denn die moralische Höherstellung, beim Scheich oder beim vom Volk gewählten Politiker?

                • Ehemaliger Landwirt sagt

                  Erntehelfer kommen Jahrelang, auf den selben Hof und fragen nach, ob sie auch Verwandte mitbringen dürfen.

                  Das soll einer Verstehen wenn diese Erntesklaven so ausgebeutet werden.

                  Das schlimme für die Medien ist, dass die Erntehelfer sich nicht mehr mit Corona infizieren können, zumindest nicht in Deutschland.

            • Smarti sagt

              Danke für den Tipp mit der “nicht realisierten Einnahme”, das hat unser Steuerbüro nicht erwähnt. Dieses Gebaren mit dem aktiven Verdrängen von Marktständen/ kleineren Betrieben ist ja widerlich – ich glaube ( hoffe ) so etwas gibt es in unserer Gegend nicht. Einen Gruss von unserer Solawi :).

          • Reinhard Seevers sagt

            Früher gab es in fast jedem Dorf mind. 1-2 Maurerfirmen…..heute will der Kunde ein Haus auf Festpreisbasis inkl. aller notwendigen energetischen Herausforderungen. Außerdem möchte er aus einem großen Portfolio an Beispielen auswählen können. Da sind die meisten kleinen ausgestiegen und große Player haben sich etabliert. Nun fehlen aber regionale Handwerker für Kleinigkeiten im und am Haus…..da kommen polnische, englische und bulgarische Freelancer ins Spiel, die über Land reisen. Suchbild : Was läuft falsch im System?
            …oder ist es einfach eine Art ökonomische Evolution?

            • bauerhans sagt

              “heute will der Kunde ein Haus auf Festpreisbasis”

              ja klar,weil er das risiko scheut,architekten als geldgierig einstuft,angst vor behörden und der bank hat und sich die finger nicht schmutzig machen will.
              hinterher muss er dann ein zigfaches risiko tragen.

  4. Herwig Scholz sagt

    Ja, Reinhard Seervers,
    Lebensmittel haltbar machen gehört zentral zum Wesen der Landwirtschaft und das sah auch das Finanzgericht Köln so, gut so. Deswegen habe ich das hier hervor gehoben.

    • Reinhard Seevers sagt

      Daraus diese These abzuleiten:”In diesem Sinne ist der Weg zurück zu den Wurzeln und nach Hause auch für die regionale Versorgung offen.”

      finde ich etwas zu weit hergeholt. Das Gericht hat vielleicht die Verarbeitungsstufe steuerlich der Landwirtschaft zugeordnet, das war’s aber auch schon…..

      • Ja, warum nur?

        Dann ist ja z.B. die Sauerkrautkonservenfabrik Hengstenberg ein landw. Betrieb,
        oder?
        Iglo genau so, oder?

        Die Molkereien und Zuckerfabriken auch?

        • Herwig Scholz sagt

          # Inga
          Nach meine Informationen sind Hengstenberg, Iglu, Morkereien und Zuckerfabriken keine “landwirtschaftlichen Nebenbetriebe” (mit nennenswerter Eigenproduktion aus der “Bodenertragsnutzung”), die im Rahmen der steuerlichen Pauschalierung ihre Produkte mit dem pauschalen Steuersatz von 10,7% abrechnen dürfen. Das sind Gewerbebetriebe, die den meist pauschalierenden zuliefernden landwirtschftlichen Betrieben den pauschalen Steuersatz von 10,7% zahlen, aber für ihre Produkte vom LEH nur 7% fordern dürfen und in der Regel zur monatlichen Umsatzsteuererklärung verpflichtet sind.
          Die haben mit dem abgrenzenden Gerichtsurteil ebern nichts mit dem verarbeitenden landwirtschaftlichen Nebenbetrieb vorwiegend auf der Eigenproduktion begründet zu tun. das ist eben der Unterschied: produziere ich landwirtschaftliche Rohprodukte und verarbeite sie selbst oder kaufe ich überwiegend landwirtschaftliche Produkte zu und verarbeite sie dann. Das hat weitreichende Folgen für die Umsatzsteuer oder auch für das privilegierte Bauen im Außenbereich.

  5. Christian Bothe sagt

    Einiges klingt ja ganz gut,was die Dame publiziert!Besonders wichtig erscheint mir die Frage des Neuaufbaus der CMA! Das war eine wichtige Marketingorganisation und deren Zerschlagung absolut überflüssig. Ich sage das,weil ich als kleiner Verarbeiter davon profitierte(Listung im LEH).Was die Regionalität kann ich diese Auffassung so nicht nachvollziehen,weil viel Wunschdenken dabei in dieser globalen Welt…Selbst mein regionales Herkunftszeichen war kein Garant für ein besseres wirtschaftliches Ergebnis.Am. Ende brachte es die Menge meines Produktes,geliefert an dem LEH zu günstigen Preisen!

  6. Heinz Böckmann sagt

    Diese Sichtweise ist sehr zu unterstützen. Es gibt bestimmt den einen oder anderen Ansatz den man in Frage stellen, ändern könnte oder noch intensivieren könnte ( der Satz ist nur für die Kritiker, die gleich wieder sagen so etwas bringt nichts, oder so etwas hatten wir schon). Es ist glaube ich, der beste Zeitpunkt gekommen die Situation in der Landwirtschaft zu ändern. Die Borchert Vorschläge werden die Probleme nicht so zufriedenstellend lösen wie erhofft. Meiner Meinung nach wird es das leicht erkennbare deutsche Qualitätsprodukt „Made in Germany „für Lebensmittel sein, dass zu einem Umdenken bei einem nicht unerheblichen Teil der Verbraucher führen kann. Dies wurde bisher noch nie konsequent versucht. Dies geht nicht von heute auf morgen. Die Werbung hierfür sollte witzig und authentisch sein, das bleibt nämlich beim Verbraucher hängen. Wenn dann noch die Regionalität hervorgehoben werden kann, um so besser. Eine Win Win Situation für alle. Es sollte so eine Art CMA sein , aber nicht in den Händen vom Staat oder Handel. Geld von denen gerne, aber bestimmen tun wir, die Primärerzeuger. Nur wer kann so etwas aufbauen?Wenn es gut gemacht wird, wird es bestimmt nicht billig. Hab aber keine Ahnung, nur so ein Bauchgefühl. Finanziert sollte es von uns Bauern werden, so eine Art Kammerumlage wo alle prozentual etwas einzahlen. Gerne Vorschläge wie so etwas gemacht werden könnte. Der letzte Versuch klappte ja bekanntlich nicht. Die Politik brauchen wir kurzfristig ( ha,ha), die uns so etwas rechtlich ermöglicht. Gerade wenn es um die Kennzeichnung unserer deutschen Produkte geht. Hab mal gehört bei der CMA würden noch 70 Millionen Euro liegen? Wenn das stimmt , wie kommen wir daran und wie können wir es für unsere Werbung nutzen? Leute die solche Ideen mitentwickeln, von der landwirtschaftlichen Seite her, wären für mich son Lohmeyer, unser Bocholter Landschwein, die Autorin des Beitrages, Bauer Willi und bestimmt noch viele andere die sich super beim LSV eingebracht haben. Nur geht das so einfach, haben solche Leute Zeit für so etwas? So Leute dürften auch ein gutes Gehalt dafür verlangen, das wäre das Mindeste. Nur wie gestaltet man solche Projekte? Wer bestimmt die Personen, wer stellt so ein Team zusammen. Beim LsV gibt es bestimmt Leute die so etwas können. Immer gerne Vorschläge hier im Blog !!!! Erfahrungen von Leuten, die von außen kommen und Profis in Sachen Werbung sind, die hätte der Leh. Siehe z.B. die gutgemachte Edekawerbung, warum sollten die nicht auch im Interesse der Bauern arbeiten. Also jetzt in der ruhigeren Zeit könnten wir uns alle mal Gedanken machen, wie so etwas funktionieren könnte. Und nächstes Jahr wird alles anders😀

  7. Günter sagt

    Ich habe fast ein Leben lang gebraucht um heimzukommen.
    Das bedeutet für mich Leben auf dem Berg unter Bauern die
    verschiedenen Philosophien nachgehen und davon leben können.
    Deshalb ist hier das Thema Bio oder nicht bio nicht unbedingt ein Thema.
    Regionalitiät schon eher.
    Ich war vor 10 Jahren das letzte Mal bei einen Discounter.
    Das hat auch damit zu tun , dass im Tal ein gut sortierter Dorflanden
    vorhanden ist , sowie ein Bäcker und ein Metzger.
    Und der Milchpreis ist mit 60 cent für den Bauern im Schnitt sicher kein Thema.
    Es ist auch nicht nur heile Welt hier, aber das Verständnis für heimische Produkte
    und Nachhaltigkeit ist ein anderes, weil es u.a. auch in Schulen schon anders vermittelt
    wird.
    Wie gesagt, es ist auch hier nicht alles eitel Sonnenschein aber wenn ich diesen Blog
    oft folge,der ja auch einen Querschnitt der dt. Landwirtschaft darstellt, beschleicht mich das Gefühl dass manche eher gegeneinander arbeiten, als sich sachlich auseinander zu setzen.
    Aber diese Schwarz Weiß Sicht herrscht mittlerweile in vielen Teilen der Bevölkerung.

    • Reinhard Seevers sagt

      Günter, hier wird meiner Meinung nach extrem sachlich argumentiert. Es ist eben kein Abnickverein, sondern ein Spiegelbild der Komplexität. Es wird nie (wieder) eine homogene, allumfassende, für alle Bauern gleichwertige Ausrichtung der Agrarpolitik geben. Der Bergbauer und der Magdeburger Börde- Betrieb haben nur sehr wenig gemeinsam.
      DAS kann nicht in eine gemeinsame Politik münden……Und beide müssen sich behaupten in einer wie auch immer propagierten Regionalität. Am Ende ist es eine individuelle Aufgabe, die man nicht verordnen oder gemeinsam bewerben kann, finde ich.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Günter,
      wenn sie heimgekommen sind und ein glückliches Leben führen, dann haben sie alles richtig gemacht. Sie sollten jedoch nicht vergessen, das andere dieses Leben nicht führen möchten.
      Möglicherweise sind sie auch mit sehr wenig zufrieden, dann reicht auch wenig Geld. Es soll Frauen geben, die genau so am öffentlichen Leben teilhaben möchten, wie andere auch und für die ist ein Leben auf einem Bergbauernhof nicht die Erfüllung. Mit gegeneinander hat dies nichts zu tun.

      Habe mal mit einer jungen Frau gesprochen, die einen jungen kanadischen Soldaten kennen und lieben gelernt und ihn geheiratet. Der übernahm den elterlichen Hof in Kanada, in einer Gegend wo die nächste Einkaufsmöglichkeit nicht im Tal, sondern erst nach 1,5 Stunden Autofahrt zu erreichen war. Die junge Frau ist an der Einsamkeit zerbrochen und ist mit mit dem gemeinsamen Kind wieder in Mittelbaden gelandet.

      Habe die Einsamkeit nicht mehr ausgehalten, das waren ihre Worte. Es ist mir klar, dass bei euch Menschen vorbei kommen, mit denen man sich unterhalten kann.

  8. Obstbäuerin sagt

    Vielleicht habe ich die neuen Zeichen übersehen aber das, was die Autorin beschreibt, scheint mir etwas mehr als 10 Jahre zurückzuliegen. Das war die Zeit als der Slogan “Regional ist das neue Bio” tatsächlich Fuß zu fassen schien. Regionale Produktion legte in der Gunst der Kunden zu (zumindest beim Direktvermarkter) bis die NGO`s die Diskussion um das angebliche Bienensterben, die Artenausrottung durch die konventionelle Landwirtschaft, die Verseuchung des Trinkwassers und die Tiermisshandlung durch “Massentierhaltung” verstärkt in die Gesellschaft getragen haben. Die Auswirkungen kennen wir und es kommt noch einiges auf uns zu. Was ich für die Zukunft sehe, ist das Erreichen des Ziels: nur Bio gepaart mit regional ist akzeptabel. In der Kommunalpolitik ist es hier schon angekommen und hat negative Auswirkungen auf die Produktion und Vermarktung regionaler Lebensmittel, die konventionell erzeugt werden.

  9. Bauer Willi sagt

    Heute morgen scheinen mir einige alte weiße Männer unterwegs zu sein. Klingt jedenfalls ziemlich frustiert (und frustierend) was so manche hier von sich geben. Ich finde jedenfalls die Worte von Ricarda sehr erfrischend, weil positiv gedacht.

    Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen: Unseren Sohn (30) interessiert das ganze landwirtschaftliche Gejammere überhaupt nicht. Der schaut mutig in die Zukunft und baut gerade an einem weiteren, hoffentlich genauso erfolgreichen, Betriebszweig wie dem ersten. Was das ist? Er wäre schön blöd, das jedem zu erzählen. Und mir hat er es sowieso verboten.

    • Reinhard Seevers sagt

      Willi, es gibt genug Bauern, die das Gejammere nicht interessiert. Die haben individuelle Ideen und Ergebnisse. Anscheinend bedarf es aber sog. “Schubser” , die den anderen etwas vormachen, um sie einer “Vision” zugänglich zu machen, die ihnen eine Zukunft suggeriert, ohne selbst denken zu müssen. Dann kann man später wieder jemanden die Schuld fürs Nichtgelingen in die Schuhe schieben….
      Alte weiße Männer sitzen häufig neben alten weisen Männern!☝️

      • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

        Ich bin begeistert, lieber Herr Seevers!- Sie sind in der weihnachtlich richtigen Spur und folgen mithin dem Ereignis am Himmel, das wir zuletzt vor 800 Jahren erblicken durften – zumindest in unserer Region. 🙂 – Auch wir werden dem Stern von Bethlehem gewahr, selbst wenn dieser von Willis zukunftsweisenden (Bauern)Wegen abzuweichen scheint. Erst in 2000 Jahren können wir hierzu vielleicht die nächste “Erfolgsstory” schreiben, leider oder Gott sei Dank, ohne uns. 😉

    • bauerhans sagt

      “Und mir hat er es sowieso verboten.”

      neuerdings verbietet mir meine tochter,ihr beim neukauf eines autos unter die arme zu greifen,das könne sie selbst!
      zur CMA:
      wir bräuchten eine spezielle werbung,von uns freiwillig finanziert,ohne den Staat!
      das hatte ich schon in den 80er jahren mit dem geschäftsführer unseres kreisverbandes diskutiert,der sofort intervenierte,dass dafür keiner geld locker machen würde.

      • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

        Unsere Tochter kauft noch heute selbstbewusst ihr Auto mit uns zusammen – ist ja nicht auf den Kopf gefallen. 🙂 Sie verweigert sich nicht den neuen Antriebsformen.

        Liegen bei euch die Vorstellungen über den heutigen Individualverkehr weit auseinander!? Wir sind da eher auf der gleichen Wellenlänge – unabhängig vom Alter.

        Nun ja, bin auch noch nicht weiß genug, mit noch zuviel “68er” im Blut… ;-)))

        • Reinhard Seevers sagt

          Also meine Tochter verweigert den Kauf eines Autos ganz….warum sollte ich zustimmen oder widersprechen? Selbst ist die Frau!

          • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

            Schlaues Mädel – funktioniert aber nicht generell.
            Ja doch, selbst ist auch “unsere Frau”.

    • Thomas Apfel sagt

      Lieber Dr. Kremer Schillings,

      positiv gedacht ist noch nicht positiv gemacht.
      Auch bei uns sind fünf junge Betriebsinhaber (von ehemals 20) dabei mit positiver Grundstimmung und Blick nach vorn richtig Gas zu geben. Das liegt in der Natur der “Jugend” und ist ihr Privileg. Das Gesamtkonstrukt (Genossenschaft, Vermarktung, Strategie) habe ich, haben die alten “weissen Männer” auf dem Schirm. Für den Erfolg muss schon beides zusammenkommen, der” jugendliche” Elan (“jugendlich ist ja oft auch geprahlt: vielleicht alternativ “Elan von Aufbauphasen”) und der bittere Aufguß des Kräutertee´s der Erfahrung mit den Mühen des Weges.
      Vielleicht ist letzteres auf Grund des Altersdurchschnittes der Kommentatoren (mich eingeschlossen) etwas zu dominant. Zudem ist Derjenige, der mit Elan und Aufbau beschäftigt ist auch zu beschäftigt um nach aussen den “Gesamteindruck bäuerlichen Jammerns” über Kommentare etwas zu entschärfen. Wenn man auf das (wichtige !!) Aufbauen positiver Grundstimmungen nicht mehr durch Diskussion kontroverser Ansichten und Erfahrungen reagieren soll, ist das auch eine mögliche Form der Weiterbildung, heißt dann nur nicht Diskurs sondern Motivationstraining.

      • Brötchen sagt

        Stimmt, viele sind schon zwei drei Schritte weiter in der Erkenntnis, was Marketing und regionale Vermarktung betrifft.

        So schlecht ist die Struktur in BB z.b. nicht, in letzter Zeit hat sich da ne Menge entwickelt.

      • Ja, wenn die Jungen in ihrem jugendlichen Elan und Alltag, das Aufbauen positiver Grundstimmung nicht schaffen.
        dann müssen wir Alten das machen ,
        denn
        “Haben wir den Mut, uns am Ende dieses ungewöhnlichen Jahres dem Neuen zu öffnen! Haben wir den Mut, über unseren Tellerrand hinauszublicken!”

        Ja, genau wir müssen alle über den Tellerrand schauen, (auch die Städter 🙂 )
        denn wir sind doch so weit aufgeklärt und gebildet, dass wir mehr drauf haben, als nur bis zum Tellerrand oder so weit der Kirchturm schatten wirft! Ökologie, Landwirtschaft und Ernährung sind Wissenschaftliche Disziplinen, die der moderne Mensch zu würdigen weiß.

        Wer das nicht will und möchte, weil es eventuell mit Drecksarbeit verbunden ist und sich davon distanzieren möchte, der ist distanziert!

        Der hat auch noch keinen Erdkrumen unter dem Mikroskop gehabt.
        Also sämtliche im Boden lebende Organismen, braucht man um eine Pflanze, die uns zur Nahrung dient aufwachsen zu lassen und das beeinflusst unsere Ökotrophologie und somit auch die Ökologie.

        Als Bodenlebewesen (von griechisch edaphos „Erdboden“) wird die Gesamtheit der im Boden lebenden Organismen (Bodenorganismen und Bodenmikroorganismen) bezeichnet. Im Gegensatz dazu bedeutet das zugehörige Adjektiv edaphisch „den Boden betreffend“ oder „die ökologische Wirkung des Bodens betreffend“. Der Begriff wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom Botaniker und Mikrobiologen Raoul Heinrich Francé geprägt.

        Welcher Hinterwäldler und Großstädter will das nicht wissen?’

    • Paulus sagt

      @Bauer Willi, dein Sohn ist halt gescheit, klagen und jammern kann schließlich sein Vater, so gut wie kaum ein anderer. 😉
      Was die alten weißen und mehr oder weniger weisen Männer betrifft: Ich bin einer von denen und wurde wie ich schon mal sagte, in ein Gremium berufen, dass sich ausgerechnet mit Fragen der Zukunft zu beschäftigen hat. Als einer der jüngsten in diesem erlauchten Kreis vertrete nach wie vor die Auffassung, dass wir selbstverständlich (zurückhaltend) beratend oder ggf. kontrollierend tätig sein sollten, was uns aber nicht gestattet ist. Allein was die Wissensvermittlung betrifft beschleichen mich schon gewisse Zweifel. Visionen die Zukunft betreffend, können wir unmöglich entwickeln. Zu dieser Stufe der Erkenntnis gelangen manche mit 90 noch nicht. Prominente Beispiele dafür (und wie es unter solchen Patriarchen in die Hosen ging) gibt zur Genüge.
      Ricarda Berg muss man zugute halten, oder auch ankreiden, dass sie das was sie propagiert wahrscheinlich noch nie in die Realität umsetzen musste und davon wohl auch verschont bleibt. Das ist der Unterschied zwischen den alten Frauen und Männern die es schon mal beweisen mussten und irgendwelchen Schreiberlingen.

      • Bauer Willi sagt

        Klar ist unser Sohn gescheit. Hat er von der Mutter. 😉

        Ich habe relativ klare Vorstellungen von der Zukunft der Ernährungswirtschaft. Landwirtschaft kommt da am Rande auch noch vor. Will das auch immer mal zu Papier bringen. Aber das hier zu präsentieren bringt nicht viel… vermute ich mal…

        Wer keine Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.

        • fingerphilosoph sagt

          Schon die Wortschöpfung “Ernährungswirtschaft” weckt mein Interesse. Ich würde über deine Vorstellungen hier gerne was lesen !!

        • Smarti sagt

          Ich habe da so eine Ahnung… bin sehr gespannt ob es stimmt. Ich finde, dass die Diskussionen eine guten Querschnitt der Betriebe, der Bevölkerung bieten und kann jedesmal etwas dazulernen. Jeder Beitrag bringt etwas !

      • Paulus sagt

        Und noch etwas Bauer Willi, es gibt nach meiner Erfahrung keinen Berufsstand der derart schnell zwischen jammern und strunzen hin und herschalten kann wie die Bauern. Das ist meine Erfahrung seit meiner Kindheit und frühen Jugend und zwar als Bauernsohn.
        Ein Paradebeispiel dafür hast du heute geliefert. Wer soll euch denn noch ernst nehmen?

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Paulus,
          ich gebe dir vollkommen Recht, jammern tun nur die Landwirte,
          bei allen anderen nennt man dies berechtigte Klagen.
          Du hast scheinbar noch nicht erlebt, wie Handwerker mit einem blendet gehenden Geschäft, am Stammtisch klagen – merke, Handwerker jammern nicht -, als könnten sie die Butter auf dem Brot nicht leisten. Dass die Jammern, hat keiner gesagt, jammern tun nur die Bauern.

          Mir wurde schon unterstellt, ich würde Jammern, obwohl ich gar nichts gesagt habe.

    • brouss sagt

      Warum sind alte weiße Männer ein Problem? Für mich sind das größte Problem junge Leute, die nix gelernt haben, aber die Gesellschaft verändern wollen. Das Problem hatten wir bei der braunen Führung und bei den Grünen wieder.
      Bei den Frauen in der Politik habe ich den Eindruck gewonnen, dass sie fürs Handwerkliche zu gebrauchen sind, aber die Auswirkungen ihrer Politik schlecht abschätzen können.
      Adenauer war 72 als er Kanzler wurde. Zu der Zeit ist doch Vieles gut gegangen. Vielleicht ist es ein Problem, dass wir, wegen unserer Lebensweise, zu wenig fitte alte Männer haben.

  10. Friedrich sagt

    Frau Berg hat sicherlich den wichtigsten Punkt erkannt und die Aufstellung einer neuen CMA erkannt , denn ohne Werbung für “Deutsche Produkte” wird der Verbraucher immer auf die billgen No name Produkte zugreifen. Am besten noch unsere Flagge mit Made in Germany . Eine gewisse Verbrauchergruppe wird diese Produkte dann auch kaufen. Regional ist nicht für jeden Regional. Für den Verbraucher vor Ort ist der Hofladen regional , aber für den LEH ist Deutschland regional , weil die die Mengen für ganz Deutschland sonst nicht zusammen bekommen. Inzwischen dürfen die Marktleiter der LEH-Märkte 5 -10% der Produkte in Eigenentscheidung schon vor Ort einkaufen. — Stellen wir uns einmal den Bruch der Lieferketten einfach mal vor . Ob Streik , Blackout, Wetterereignisse usw. dann hätte natürlich der LEH ein Problem , während die Direktverarbeiter dann das schlimmste verhindern, aber nicht ersetzen würden. Das Herzstück der LEHs sind die Zentrallager . Hier konnten wir erleben , wie mit der Schlepperblockade nur einiger Zentrallager der Nachschub ausblieb. Um denen einmal zu zeigen was wir Bauern können , wäre ich dafür bundesweit alle Zentrallager mal für 15 Stunden zu blockieren. Dann könnte jeder Verbraucher sehen , wie anfällig unser just in time -System ist.Das kann man jetzt schon in der Autoindustrie erleben , daß wegen Teilemangel ganze Produktionsschichten Tage-oder Wochenweise ausfallen. Auch der Ausfall unserer Energieversorgung ist sehr wahrscheinlich , denn wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint , dann schrammen wir ständig am Blackout vorbei. Wir sind also sehr anfällig geworden und das hat das Amt für Katastrophenschutz schon lange erkannt und warnt davor und jeder sollte sich Vorräte zulegen. Wie das mit der Vorsorge ist , daß konnten wir im Frühjahr mit Schutzmasken , techn.Gerät usw. erleben. Nichts da. Auch die Vorratslager für die Ernährung sind leer. Wir hatten einmal Vorräte für 100 Tage in Deutschland . Heute soll es der Markt richten und das wird in diesem Fall der Krisenvorsorge nicht klappen. Mit ständigen Steuererhöhungen und Verkonsummieren ist in der Zukunft kein Staat zu machen.

    • Ricarda Berg sagt

      Regional entsprechend der Leistung der deutschen Landwirtschaft — Siehe Selbstversorgungsgrade. Natürlich gibt es immer noch den Markt und Familienbetriebe sind primär gewinnorientiert, was auch Sinn macht. Ganzheitlich betrachtet, sollte es das Ziel sein, den Strukturwandel abzufedern und auch konventionellen Betrieben eine Vermarktungsgrundlage zu geben.

      • Reinhard Seevers sagt

        Frau Berg, wie vermarktet man den 5000to Weizen oder Roggen regional?
        In Dithmarschen werden jährlich 80Millionen Kohlköpfe produziert, für jeden Bürger einen. Die gehen mehrheitlich in die Verarbeitung.

          • Ricarda Berg sagt

            Ich komme gebürtig aus Paderborn und bin dort auf einem großen konventionellen Betreib mit Schweinehaltung aufgewachsen. Der Betrieb wird erfolgreich von meinem Bruder geführt. Ich bin nach Österreich gegangen, um dort Agrar- und Ernährungswirtschaft mit den Schwerpunkten Agrarpolitik und Agrarmarketing zu studieren. Ich muss sagen, dass wir viel von den Österreichern lernen können, auch wenn wir dort noch kein Allheilmittel für die Landwirtschaft etabliert haben.
            LG

        • Ricarda Berg sagt

          Regionalität = heimische Lebensmittel (Bio und Konventionell, große und kleine Betriebe, Direktvermarktung und industrielle Verarbeitung, spezialisiert und differenziert, allesamt individuell!)
          Die Lieferkette muss entsprechend der Leistungen!!! (Siehe Selbstversorgungsgrade) der deutschen Landwirtschaft regional = heimisch sein. Bitte genau lesen. Haben Sie bessere Vermarktungsvorschläge, die einen Rahmen für ALLE Betriebe bieten können? Bitte her damit!

          • Stadtmensch sagt

            “Haben Sie bessere Vermarktungsvorschläge, die einen Rahmen für ALLE Betriebe bieten können?”

            Weiß nicht, ob es als “Vermarktungsstrategie” taugt, aber ich würde immer versuchen, tatsächlich “ganzheitliche” Betrachtungen anzustellen: was bringt es, wenn wir dem Markt dabei zuschauen, wie er 1000km lange Lieferketten wie eine Spinne im Netz ganz zentral organisiert? Da schafft man sich nur Strukturen, die in Zeiten von Stabilität und Wachstum einen Überfluss generieren und bei Turbulenzen versagen (und ansonsten einfach nur krebsartig wuchern). Gerade bei der Ur-Produktion also der Erzeugung landwirtschaftlicher Rohstoffe muss man sehr genau die Folgen des Handels bedenken, den sie ja ohne Begründung als Basis unseres Wohlstandes hinstellen. In “Mike Davis, Die Entstehung der Dritten Welt”, wird sehr anschaulich beschrieben, wie große Teile Asiens, Südamerikas, Afrikas ab Mitte des 19. Jahrhunderts. mit aufgezwungenen neuen Eigentumsrechten, Einrichtung von Handelswegen (Eisenbahnen), aufgezwungener Produktion von Cash-Crops, weder Wohlstand, noch Resilienz, noch wissenschaftliche Produktivitätssteigerung bewahrt oder gesteigert haben. In allen Bereichen war das Gegenteil der Fall. Ausnahme die Japaner. Die haben von Anfang an erkannt, dass Handel eine Kampfansage ist. Mit Handel bzw. “Wirtschaftskrieg”, werden wir die anstehenden Probleme meiner Meinung nach nicht lösen.
            Also. Was ist jetzt die Antwort der zeitgenössischen Ökonomen auf den Widerspruch zwischen der Aufgabe der heimischen Weidehaltung (s. Schafe + Zwischenfrüchte + Stabilisierung von Deichen usw.) und dem angeblich alles regelnden preisvermittelten Import von Schaffleisch? Ist nur ein Beispiel…

        • Ricarda Berg sagt

          Nochmal: regional = heimisch = deutschlandweit 🙈
          Ist der zweite Absatz im Beitrag so schwer zu kapieren?

      • brouss sagt

        Als erstes Ziel geht es mir darum möglichst viel Geld in den ländlichen Raum zu kriegen.
        Warum eine neue CMA? Wir sollten mal über kapitalistische Methoden nachdenken. Ich habe vor 20 Jahren auf der BV- Versammlung vorgeschlagen, der BV soll einen Fond aufmachen.

        Bei 400 000 Bauern in D und einer durchschnittlichen Einzahlung von 1000 Euronen hätte man 400 000 000 Kapital, mit dem man Startups fördern könnte, sich wo einkaufen, eine Firma übernehmen,….!

        Falls ein Bauer in der Verwandtschaft einen guten Banker hätte: Man könnte so was auch privat organisieren.

        • Thomas Apfel sagt

          Nach meiner Erfahrung aus der Verbandsarbeit gibt es schon bei 30 € pro Betrieb für einen Kommunikationsfonds riesen Aufstände und Diskussionen. Wobei Sie im Grundsatrz völlig recht haben, nur verhindert der schwer erkennbare persönliche Vorteil solche Aktionen zuallermeist.

    • Reinhard Seevers sagt

      Friedrich, womit kann denn der deutsche Bauer die Bevölkerung umfänglich versorgen, ohne Verarbeitung und Logistik…..und dann noch in den Wintermonaten?

        • bauerhans sagt

          “Sonnenenergie vom Acker”

          aber nur,wenn die regionalen behörden mitspielen.
          hier hat das EVU soviel politischen einfluss,dass windkraft oder pv praktisch nicht funktionieren.

          • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

            …auch, aber nicht nur Photovoltaik u. Windkraft.

            Die von dir beschriebenen undemokratischen Steuerungsmechanismen kenne ich zur Genüge; diese ehemaligen im Gemeinbesitz befindlichen, jetzt privatisierten Unternehmen boykottieren die Demokratisierung unseres Energiemarktes nach wie vor erfolgreich. NOCH!

            Erfreulich, dass eben genau das von immer mehr erkannt wird. Unserem Bundeswirtschaftsminister ALTmeier muss endlich gehörig auf die Füsse getreten werden; und das nicht erst an der Wahlurne in 2021. Da geht zu
            viel wertvolle Zeit flöten.

            Wir brauchen mehr Energie v. Acker, in welcher Form, das muss noch aufeinander abgestimmt werden.

  11. Ludwig Wreesmann sagt

    Der LEH denkt in Tonnen und nicht in Gemüsekisten mit kg oder weniger.
    Verarbeiter und Handel brauchen (nach Mathias Binswanger Ökonom aus der Schweiz) keine differenzierten Produkte, sondern homogene Rohstoffe wie Rohmilch oder eine bestimmte Weizensorte, wo es keine Rolle spielt, ob das Produkt vom Bauer A, B oder C kommt.
    All die Direktvermarkter haben ein ganz leine Lücke gefunden, die sie sehr gut Pflegen müssen, damit sie drin bleiben können.

    • Ricarda Berg sagt

      Und wo ist das Problem? Nicht in der Box “Direktvermarktung” denken – es gibt keine Box! Regionalität = heimische Lebensmittel (Bio und Konventionell, große und kleine Betriebe, Direktvermarktung und industrielle Verarbeitung, spezialisiert und differenziert,…) Die Chargen kriegt man zusammen – schon mal an Erzeugergemeinschaften bzw. eher an eine digitale Plattform gedacht, auf der sich Erzeuger, Verarbeiter und LEH deutschlandweit vernetzen können, um gemeinsame Absatzwege zu finden? Auch beim Arbeitstitel “CMA” nicht in der “CMA-Box” denken. Es braucht eine Plattform, welche die Branche vernetzt, nach außen kommuniziert und Lebensmittel unter einem Dach vermarktet. Da geht die Reise so oder so hin. Wer am freien Markt überlebt und homogene Rohstoffe exportieren kann, ok. Wenn ich die Diskussion über Landwirtschaft in der Öffentlichkeit betrachte, findet dies nur langfristig keine Akzeptanz mehr.

      • Ludwig sagt

        Bin ich bei dir. Die alte und immer noch aktuelle Idee der Genossenschaft wieder beleben. Die Bauern müssen sich allerdings selbstbewusst einbringen und unsere bäuerlichen Grundsätze gegen Funktionäre und BWLer durchsetzen.
        Es gibt gute Beispiele in jeder Größe.

      • Markus Kempen sagt

        Beim ersten lesen des Betrags hatte ich den Eindruck es geht darum allen in Deutschland produzierten landwirtschaftlichen Produkten eine Art “Made in Germany” (oder “Made in Region XY”) Label zu geben und das zu bewerben. Wenn ich mir jetzt aber die Kommentare genauer durchlese, denke ich ehr es geht darum ein (wie auch immer genau definiertes) Premiumsegment zu entwickeln, in dem die Erzeuger (die nicht “billige Rohstoffe” erzeugen können oder wollen) durch Produktdifferenzierung einen Mehrerlös generieren können. “Regional” ist dann ein (vielen Initiatives gemeinsames) Kriterium das zu Produktdifferenzierung beiträgt, aber nicht das einzige Kriterium der Differenzierung. Es geht dann nicht primär darum die Probleme des “Marktes” oder die Probleme aller Landwirte zu lösen, sondern um die Unterstützung der Betriebe die nach Alternativen zum “Wachsen oder Weichen” suchen???

  12. bauerhans sagt

    “Um es auf den Punkt zu bringen, spreche ich über den professionellen und zeitgemäßen Neuaufbau der CMA unter dem Dach eines staatlich anerkannten Gütesiegels für Qualitätsprodukte aus Deutschland.”

    um Gottes willen,weder CMA,noch staatliches label,denn das bedeuted “freiwilliger” zwang,wie jetzt bei QS oder der zwangsfinanzierung von ARD und ZDF.

    • Bauer Willi sagt

      Hans, das ist aber deine Einzelmeinung. Wenn ich andere Berufskollegen höre, so würden die sich nichts sehnlicher wünschen als so was wie eine zweite CMA. Natürlich besser!

      Klar, bezahlen wollen sie nicht dafür. Bauern sind genau so schizophren wie Bürger/Verbraucher: alles fordern, nichts bezahlen.

      Übrigens habe ich zu Weihnachten von Lesern zwei Päckchen mit Wein und eines mit Kürbiskernöl (Oberösterreich) geschickt bekommen….hat mich gefreut. Von den Vielschreibern war aber keiner dabei…

      • firedragon sagt

        Willi…Dein letzter Absatz, worauf willst Du hinaus ?
        Meine Info von Dir war, Du trinkst keinen oder kaum Wein, weil Dein Arzt Dir davon abgeraten hatte und Glühwein magst Du überhaupt nicht, hast Du die letzten Tage durchsickern lassen.
        Ich hätte Dir roten Traubensaft geschickt, der ist allerdings ausverkauft, also entschuldige bitte, dass ich, bzw. der Betrieb, Dir zu diesem Weihnachtsfest nichts zusenden konnte, was Du für Dich hättest nutzen können.

  13. bauerhans sagt

    “…..würde unser Gastronomiebetrieb gerne sofort vom regionalen Landwirt kaufen…”

    ein käufer reicht nicht,es muss schon eine gewisse anzahl sein und die findet man nur in ballungsräumen wie z.b. Berlin und Markthalle 9 oder München und Hermannsdörfer Werkstätten.

    • Reinhard Seevers sagt

      Genau Hans…..als unlängst der ehem. Rapper und derzeit angesagte Caterer Christoph Brand beim NDR eingeladen war und über seine Arbeit berichtete, da wurde deutlich, warum es ist, wie es ist. Er sagte, auf die Frage, ob er denn vorwiegend regionale Produkte verwende: “Selbstverständlich, aber es gäbe eben auch Grenzen. Wenn er z.B. ein Event habe, auf dem 300Steaks benötigt würden, dann greife er auf Argentinisches Weiderind zurück, weil eine derartige Menge in der Qualität hier nicht zu bekommen sei.”
      Dekadenz bestimmt neben dem LEH die Nachfrage….

  14. unkomplizierter Wurzelwicht sagt

    Was ist an diesen Zeilen jetzt so wundersam „innovativ“!?

    Wenn der übersatte Wohlstandsbürger diese Zeilen liest, wird er dann mehr Hunger haben und noch mehr essen!? Was suggeriert uns diese junge hübsche Kommentatorin!? Welche Ausbildung hat sie genossen?

    Vergessen? – Wir leben in einer sozialen Marktwirtschaft – Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

    Wenn mittlerweile mehr als ein Drittel des Aufwuchses nur auf bundesdeutschen Äckern nicht mehr gebraucht wird, was nutzen uns dann diese schön verpackten Weisheiten!?

    Wir Bauern sind Teil dieser sozialen Marktwirtschaft innerhalb unserer Gesellschaft und nehmen damit an ganz primitiven Gesetzmäßigkeiten teil – wie vor! Wenn die Vielzahl der Verbraucher sodann also das geschickter beworbene Nahrungsmittelprodukt bevorzugt kauft, lassen dieselben ein anderes dafür liegen – und dann!? Diese Wahrheit kann man mit keinen bildlichen Attitüden schönfärben; sie lässt sich mit keinen Bauern-Euronen fressenden CMA elimieren!

    In absehbarer Zeit wird REAL von KAUFLAND geschluckt, DA(!) geht unsere Reise unbeirrt hin! Dort wird besiegelt, was unsere bäuerlichen Erzeugnisse wert sind, was sie kosten dürfen; zu 85% spielt dort unsere Musik auf und nicht auf den heimischen Bauernwochenmärkten.

    Wer fernerhin in solchen idealisierten Traumwelten verharrt, weiß den Bauern offensichtlich KEINE ALTERNATIVEN zu präsentieren. So gut und billig wie heute konnte unsere Gesellschaft noch nie mit Nahrungsmitteln versorgt werden, das ist die ganz profane Realität. Wen juckt‘s dabei demnach wirklich, wie viele Bauern künftig noch über die Wupper gehen werden!?

    Es ist also absolut an der Zeit, dass wir Bauern selbst endlich unser Schicksal verstärkt wieder selbst in die Hand nehmen! Zeit, darüber nachzudenken an diesem ganz anderen, sehr viel ruhigeren, für viele aber auch sehr viel einsameren Weihnachtsfest, wo das wärmende Kerzenlicht hoffentlich alle unsere Herzen erreicht und stärkt für ein in Erwartung stehendes extrem herausforderndes 2021; …nicht nur für uns Bauern!

    Ist die neue geistige Initialzündung für uns Bauern wirklich der eingängige Slogan:

    BROT FÜR DIE WELT – UNSERE WURST BLEIBT DAHEIM!? 😉

    Eine erholsame Auszeit noch für uns intensivpflichtige Bauern mit hinreichend Zeit zum intensiven Nachdenken…

    • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

      Alle Däumchen sind grau – nur meiner ist kontinuierlich leuchtend rot!

      Warum -lieber Kolleg Willi- ist das so?

  15. Herwig Scholz sagt

    Danke Ricara Berg
    Zur Regionalität gehört auch die Verarbeitung. Es gibt nur wenige Produkte, die ohne große Verarbeitung direkt vom Landwirt zum Verbraucher gelangen. In diesem Zusammenhang hier ein Mut machendes Gerichtsurteil des Finanzgericht Köln vom 03.12.2001 – 11 K 4183/95, ich nenne es einfach mal das „Sauerkraut-Urteil“. Eigentlich ging es dabei nur um die MwSt. Das Gericht holte aber deutlich weiter aus. Die Ausführungen greifen nach meiner Auffassung für verarbeitende landwirtschaftliche Nebebetriebe bis weit ins Baurecht (erste, oder zweite Verarbeitungsstufe?!) hinein und öffnet Perspektiven zum Nachdenken.
    Zitat aus dem Urteil

    >>> Es sollte … nicht vergessen werden, dass es sich bei der Herstellung von Sauerkraut von den Anfängen her um eine der Formen der herkömmlichen Haltbarmachung von Gemüse handelte (vgl. z.B. auch Herstellung von Salzgurken, sauren Bohnen) die auf Zeiten zurückgeht, in denen Landwirte ihre Ernte nicht alsbald vollständig veräußern konnten und daher für die Haltbarmachung ihrer landwirtschaftlichen Erzeugnisse in unterschiedlicher Weise (z.B. salzen, säuern, süßen; trocknen/dörren; lagern unter günstigen Bedingungen einmachen/einwecken) selbst sorgen mußten. Wenn auch mit der Verbreitung der industriell nutzbaren Kühlung und Konservierung der Produkte die Landwirtschaft in der Lage war, grundsätzlich ihre gesamten Erzeugnisse alsbald nach der Ernte zu verkaufen, und damit von der Haltbarmachung entlastet war, so ändert dies nichts daran, dass die Haltbarmachung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse originär und traditionell dem landwirtschaftlichen Bereich zuzuordnen war. Dass sich Landwirte dieser Aufgaben wieder annehmen, um durch die eintretende Wertschöpfung ihre Ertragssituation zu verbessern, kann demgemäß nicht zu einer gewerblichen Tätigkeit des jeweiligen Landwirts führen. <<<

    In diesem Sinne ist der Weg zurück zu den Wurzeln und nach Hause auch für die regionale Versorgung offen.

    • Reinhard Seevers sagt

      Die Haltbarmachung war eine Handlung, die alle Haushalte der Vergangenheit betraf, die einen eigenen Nutzgarten hatten. In der sog. Vergangenheit haben die wenigsten Bauern verarbeitete Produkte verkauft. Wann und was soll das gewesen sein? Ist der Richter vielleicht seinem eigenen Unwissen erlegen?

      • Herwig Scholz sagt

        Hallo Reinhard Servers,
        Bitte noch etwas weiter zurück als an die Weck-Glas-Periode denken.
        James Cook nahm Sauerkraut auf seine Seefahrten mit. Woher kam das wohl? Ich denke da auch an Rauchschinken, Stockfisch, Soleier und vieles andere mehr bis hin zum Käse oder Ölsaaten wie Leinöl, Rübenkraut etc. Alles Verarbeitungsprodukte, die man beim Bauern bekam.

        • Reinhard Seevers sagt

          Ja, nee ist klar, zu der Zeit galten 80% der Mensch als Landwirte/Bauern….ist in keiner Weise irgendein Beispiel. Es war schlicht gewöhnlich

  16. Thomas Apfel sagt

    Die völlige Unkenntnis der tatsächlichen Strukturen und Verpflechtungen in der Landwirtschaft und im LEH führt zu solchen Texten. Auch die “Familienbetriebe” sind zu allermeist spezialisiert und in das heutige arbeitsteilige Konzept der Gesellschaft eingebunden. Die Betrachtung nur aus der Perspektive der frischen Lebensmittel und hier teils auch mögliche Direktbeziehungen geht an den tatsächlichen Problemen vollkommen vorbei.
    Erstens haben wir ein sehr zentralisierten Lebensmittelhandel, dessen Problem ist eher das organisieren von einheitlichen großen Partien mit Liefersicherheit. Das können die landwirtschaftlichen Einzelbetriebe in der Regel (neben den etwa 11 % Direktvermarktung) gar nicht leisten !
    Der Druck, der jetzt aufgebaut ist, wird sicher zu stärkerer Nachfrage einheimischer Ware führen. Einfluss auf den Preis wird das nur in geringem Umfang haben. An zentralisierten Vermarktungsstrukturen, die überhaupt IN DER LAGE sind den LEH zu bedienen, führt kein Weg vorbei. Die angebliche Bereitschaft mehr Geld auszugeben, hält sich auch bei regional in engen Grenzen,
    Regional ist national bei der gegebenen Struktur ist alles was überhaupt aus unseren Landen kommt positiv. Das kann man mit Kommunikation, Werbung (meinetwegen auch CMA) befördern. Ich bin aber schon froh wenn statt anderer Äpfel die aus meiner Produktion (also in dem Falle ostdeutschem Anbau als mögliches Maximum an Regionalität im LEH) im Laden liegen. Sofern wir über unsere Vermarktungsstruktur zuverlässig liefern können, haben wir auch brauchbare Auszahlungspreise gehabt.
    Lustiger wirds dann zusätzlich, wenn gleich wieder (diesmal von Paul) die Bio = besser Schiene aufgemacht wird. Willkommen im neuen – alten Jahr !!!

    • Ricarda Berg sagt

      Regionalität = heimische Lebensmittel (Bio und Konventionell, große und kleine Betriebe, Direktvermarktung und industrielle Verarbeitung, spezialisiert und differenziert, allesamt individuell!)

      Hier die Definition von Familienbetrieben = Familienlandwirtschaft (in Europa vorherrschend): http://www.professor-frithjof-kuhnen.de/publications/agrarverfassungen/5-3.htm

      Lesen Sie den Text nochmal aus dieser Sicht. Bin gespannt auf ihr Urteil!

      (Das war jetzt übrigens Wissenstransfer – gepaart mit Marketing-Empfehlungen für die eigene Bubble ;-))

        • Ricarda Berg sagt

          Ich hatte dies weiter oben schon einmal geschrieben: Und wo ist das Problem? Nicht in der Box “Direktvermarktung” denken – es gibt keine Box! Regionalität = heimische Lebensmittel gemäß der Leistungen der Landwirtschaft in Deutschland (siehe SV-Grade), dazu zählen Bio und Konventionell, große und kleine Betriebe, Direktvermarktung und industrielle Verarbeitung, spezialisiert und differenziert,… Die Chargen kriegt man zusammen – schon mal an Erzeugergemeinschaften bzw. eher an eine digitale Plattform gedacht, auf der sich Erzeuger, Verarbeiter und LEH deutschlandweit vernetzen können, um gemeinsame Absatzwege zu finden? Auch beim Arbeitstitel “CMA” nicht in der “CMA-Box” denken. Es braucht eine Plattform, welche die Branche vernetzt, nach außen kommuniziert und Lebensmittel unter einem Dach vermarktet. Da geht die Reise so oder so hin. Wer am freien Markt überlebt und homogene Rohstoffe exportieren kann, ok. Wenn ich die Diskussion über Landwirtschaft in der Öffentlichkeit betrachte, findet dies nur langfristig keine Akzeptanz mehr.

          • Thomas Apfel sagt

            Liebe Frau Berg,
            auch um LEH ist kaufmännische Arbeitsweise nicht in der gemeinsamen Suche nach gemeinsamen Absatzmärkten definiert, sondern in der Größe der Margen im Gesamtgeschäft des jeweils eigenen Umfeldes in Konkurrenz mit den anderen Umfeldern (Sprich LEH Konzerne). Es geht nie um “gemeinsame Absatzförderung” sondern immer um die des eigenen Absatzes. Es geht nicht ums “Kuchenbacken” sondern um das größte Stück bei der Aufteilung desselben.
            Wir sind übrigens als Teil der größten Absatzorganisation für Obst in Ostdeutschland (in der wir uns gut aufgehoben fühlen) schon sehr zentral organisiert. Genau gesagt so zentral, dass der landläufige Begriff Regionalität dadurch gefährdet ist. Das ist auch genau die Krux mit der sich Landwirtschaft beim Thema Regionalität auseinandersetzen muss.
            So gesehen war der erste Beitrag von Paul heute Morgen auch die “Freudsche” Verlängerung Ihres Textes. Mit der derzeit besonders hier in Brandenburg stärker in Richtung BIO gelenkten Förderung, will man solche kleinen regionalen Strukturen (Schlachter, Verarbeiter, Regionalketten) wieder aufbauen. Das lebt aber nur von der Abgernzung gegenüber der modernen Landwirtschaft und dem LEH und fast vollständiger Alimentierung der Unternehmereinkommen (über 70 %). Genau hier wird die wirtschaftliche Entwicklung und das Steueraufkommen (als Grundlage aller Alimentierungen)
            in den nächsten Jahren einen gewaöltigen Strich durch die Rechnung machen.

            • Ricarda Berg sagt

              Auch der LEH muss sich langfristig vor der Gesellschaft rechtfertigen. Sie sind auf Produzenten “vor der eigenen Haustür” angewiesen, wenn sie langfristig gesellschaftliche Akzeptanz haben wollen. Das hat nicht einmal etwas damit zu tun, ob die Menschen tatsächlich regionale bzw. deutsche Produkte kaufen. Es geht darum, was sie politisch fordern. Das sehen wir ja gerade selbst (Consumer-Citizen-Gap). Der politische Diskurs wird mit der öffentlichen Diskussion gelenkt und am Regal schauen wieder alle nur auf den Preis. Das führt langfristig zu einer nicht wettbewerbsfähigen Landwirtschaft in Deutschland und zu mehr Importen (von negativen externen Effekten auf Umwelt und Nutztiere). Mir geht’s darum, dass wir selbstbewusster gegenüber dem LEH auftreten! Wir wissen doch, worüber wir reden. Ohne uns läuft das nicht.

              Mir geht’s auch gar nicht (nur) um Differenzierung. Dieser Rahmen bietet selbst großen konventionellen Betrieben in dieser Struktur und Form eine Zukunft. Wir müssen nur endlich anfangen zu kommunizieren, um Legitimation für unsere Anliegen und Absichten zu bekommen (z.B. standortgerechte LW, Ernährungssicherung, neue Züchtungsmethoden, etc.) und gleichzeitig unsere Produkte auch zu fairen Preisen absetzen zu können. Und das, was eine Branche mit einem Anteil der Erwerbstätigen von 1,8 % und einer Bruttowertschöpfung von gerade einmal 1,2 % nach außen vereint, ist die heimische Herkunft!!! Und langfristig sind darauf eben auch Verarbeiter und LEH primär aus Sicht der politischen Kommunikation angewiesen. Verstehen Sie, was ich meine? Wir haben mit PR und Marketing in der Hand, wie Landwirtschaft in Zukunft gemäß aller Parameter (Leistung des Standortes Deutschland, Preisbereitschaft, Anliegen der Verbraucher, Absichten der Landwirte, etc.) aussieht.

              • Werte Frau Berg,
                es wäre ja schön, wenn ihre Behauptungen und die darauf aufbauende Argumentationsschiene zutreffen würden. Leider stehen diese jedoch auf tönernen Füßen, wie so vieles was aus der BOKU-Ecke kommt!
                “Auch der LEH muss sich langfristig vor der Gesellschaft rechtfertigen.” Woher wissen Sie das?? “Langfristig sind wir alle tot”(Keynes) ist wohl eine der wenigen sicheren Langfristprognosen die es gibt, alles andere ist Spekulation oder Hellseherei.
                “Sie sind auf Produzenten “vor der eigenen Haustür” angewiesen, wenn sie langfristig gesellschaftliche Akzeptanz haben wollen.” Schon wieder eine völlig unbewiesene Behauptung, die auch noch an eine falsche Voraussetzung knüpft. Wovon eine “langfristige gesellschaftliche Akzeptanz” des LEH´s abhängig ist, vermag heute noch niemand vorauszusagen. Was es mit Sicherheit nicht ist, sind die “Produzenten vor der eigenen Haustür”. Die Produzenten vor der eigenen Haustür liefern nämlich gar nicht an den LEH (weniger als 10%) sondern an Lebensmittelverarbeiter und deren Vorlieferanten wie Molkereien, Schlachthöfe, Mühlen, Mälzereien, Saftereien, etc..
                Schauenn Sie sich mal die Erfassungsgebiete der Verarbeitungsbetriebe an, da ist es dann schnell vorbei mit Regionalität. Der Drop ist doch längst gelutscht.
                “Es geht darum, was sie politisch fordern.” Schon wieder stellen Sie unbewiesene Behauptungen auf, indem Sie suggerieren zu wissen, was die Menschen fordern. Dieses angebliche Wissen stellen Sie über das tatsächliche (Kauf-)Verhalten und der damit tatsächlich ausgedrückten Präferenz der Menschen. Ingnoranter geht es nicht! ….
                Fazit ist, mit ideologisch gefärbten Wunschvorstellungen auf der Basis parawissenschaftlicher BOKU-Wissenschaft ist Landwirtschaft nicht zu helfen. Es wäre hingegen zielführend, wenn Politik, große Teile der Wissenschaft, Medien und die unzähligen, vermeitlichen Weltverbesserer wieder zur Realität zurück kehren würden

              • Christian Bothe sagt

                Das mit dem LEH war aber jetzt nichts…Der wird sich einen Teufel darum scheren ob es regionale Produkte sind oder nicht, so lange diese austauschbar und kostengünstiger weltweit produziert werden kann.So weiß man nur,wenn man selbst einen Veraebeitungsbetrieb hatte…Alles andere ist graue Theorie trotz aller Proteste, und dem Verbraucher gefällt der billige Einkauf mit Flyer.

              • Markus Kempen sagt

                Man kann durch Marketing die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten für ein (homogenes) Gut erhöhen. Soweit OK. Es kommt aber auf die Marktsättigung an, ob dies auch zu höheren Preisen führt. Wenn in nennenswerten Umfang Ware exportiert werden muss um, spielt die Zahlungsbereitschaft aber fast keine Rolle, da der “Weltmarktpreis” die Richtung vorgibt. Ist der Weltmarktpreis hoch, muss der LEH diesen hohen Preis auch bezahlen (“Wenn Aldi zickt, geht die milch nach China”). Ist der Weltmarktpreis niedrig, kann der LEH sicher sein Ware zu bekommen, wenn es “ein bisschen mehr” als Weltmarktpreis bietet. Bei überversorgten Märkten kann man die “Wertschätzung” zwar erhöhen, aber den Marktpreis dürfte das nicht stark beeinflussen. Da hilft ehr Produktdifferenzierung. (Oder warten bis genug Betriebe die Produktion einstellen.) In untervorsorgten Märkten sieht die Sache anders aus. Da können die Erzeuger einen mitunter deutlichen Aufschlag auf den Weltmarktpreis fordern, da derjenige der den geforderten Preis nicht zahlt, nur die als minderwertig angesehene Importware bekommt.

          • Ein Ableger des Bauernverbandes macht hier seit einiger Zeit sehr gute Öffentlichkeitsarbeit. Eva Haas mit ihrem Team von http://www.unsere-bauern.de informiert sachlich und modern rund um das Thema Landwirtschaft.
            Finanziert wird das Projekt unter anderem durch Vermarktungsbeiträge der einzelnen Landwirte z.B. beim Holz-Schlachtvieh- und Milchverkauf. Weitere Organisationen leisten hier gewiss auch ihre Beiträge.
            Diese schon bestehende Struktur könnte sicher noch weiter ausgebaut werden. Ohne hier eine weitere Konkurrenz in den eigenen Reihen zu schaffen.

        • Herwig Scholz sagt

          Bei allem Respekt vor der unternehmerischen Leistung von Mählmann darf die Frage erlaubt sein, wie viele bäuerlich strukturierte familienorientierte Gemüsebaubetriebe hat dieser Betrieb mit seinen 800 Erntehelfern (laut Internetseite), sprich Saisonarbeitern, mit seinen auf die schiere Masse ausgegerichteten Mini-Preisen aus dem Markt gedrängt? Für mich sind das keine bäuerlichen Familienstrukturen mehr.

          • Reinhard Seevers sagt

            Mählmann oder Behr, egal wen man als Beispiel nimmt. Es sind Größen, die den LEH mit den Mengen und den Qualitäten zu den Bedingungen des Marktes bedienen können.
            Sie haben keine Familienbetriebe verdrängt, in ihrem Umfeld gab es so gut wie keine.
            Man muss ja nicht mit deren Art zu wirtschaften einverstanden sein, sie handeln aber lediglich entsprechend unseres Rechts- und Wirtschaftssystem. Die haben ein Ziel und setzen es um, kann jeder nachmachen, oder es eben lassen.

      • Thomas Apfel sagt

        Liebe Frau Berg,
        aus welchem historischen Mustopp hole Sie denn ihren “Wissenstransfer” ? Fritjof Kuhnen beschreibt hier den historischen Bezug. Seine “Einlassungen” wie “neuerdings sind die Familienbetriebe über “Inanspruchnahme” von Ausbildung, Beratung und das Verlassen ihrer eher konservativen Einstellungen auch bereit sich zu spezialisieren ind zu modernisieren” sind an Plattheit kaum zu übertreffen. Diese Behauptung geht sowas von an den Realitäten vorbei ! Die Landwirte sind bestausgebildet, das nütz nur begrenzt etwas, wenn die Marktstrukturen sich dahin entwickelt haben, wo sie jetzt sind. Es gibt in Europa sicher hochproduktive und gut organisierte Systeme mit Familienbetrieben IM FRISCHEBEREICH !
        Südtirol ist ein solches System. Vor allem ein sehr konzentriertes Angebot an den LEH über sehr straff organisierte Genossenschaften sind die Basis des Erfolges ! Der einzelne Familienbetrieb befindet sich hier im geschützten Raum. Auf sich gestellt kann er sich eine “Regionalität” sonstwohin klemmen. Der derzeit noch vorhandene Produktivitätsvorsprung von ca + 30 % gegenüber dem Durchschnitt schrumpft gerade gewaltig. Bin gespannt, wie hoch nach Ende der Diskussionen um “Das Wunder von Mals” der Produktivitätsvorsprung noch ist.
        Und selbstverständlich ist das Wirtschaften im konkreten Sysem des jeweiligen Nahbereichs (mein Betrieb, meine Genossenschaft) immer eine Bubble, schon deshalb weil ich hier agieren und reagieren muss und kann. Die gesamte Welt retten können immer nur die, die über alles ohne Konsquenzen schwätzen können, weil sie materiell anderweitig abgesichert sind !
        Und ganz am Ende: selbstverständlich müssen wir jede Initiative, die auf den Sinn von Regionalität aufmerksam macht unterstützen. Ich tue das in vielfältiger Form,
        Trotzdem werden SOLAWI´s, Bauernmärkte und Direktvermarktung den bäuerliche Familienbetrieb nicht retten. Anmerkung noch zu Prof. Kuhnen: Der Anteil zugepachtete Flächen liegt bei rund 60 % und wesentliche Teile der Betriebe sind eben nicht mehr vom EIGENTUM an Grund und Boden geprägt. (Hier vielleicht auch mal die eigene Bubble verlassen!)

        • Ricarda Berg sagt

          Siehe Antwort oben bzgl. Genossenschaften.

          Es geht mir grundlegend darum, dass die Menschen außerhalb der Landwirtschaft verstehen, dass auch “industrielle Landwirtschaft” und “Massentierhaltung” familiengeführte landwirtschaftliche Betriebe sind. Wenn wir möchten, dass endlich klar wird, dass moderne und effiziente Landwirtschaft, die de facto auf dem (historischen) Modell der Familienlandwirtschaft aufbaut und so nach wie vor wissenschaftlich definiert wird, auch als Familienlandwirtschaft akzeptiert wird, müssen wir anfangen dies auch entsprechend zu kommunizieren. Hier konstruiert PR Wirklichkeit. Wo ist jetzt das Problem beim Wissenstransfer mit den Verbrauchern, dieses Modell als Grundlage anzuführen und darauf weiter aufzubauen? Oder haben Sie die Menschen weit vorher abgeholt? Ich wundere mich nur, weshalb dann alle von Massentierhaltung & Co. sprechen und nur Nachteile in unserer modernen Landwirtschaft sehen?

          • Reinhard Seevers sagt

            Frau Berg, in der Wahrnehmung konkurrieren doch nicht Familienbetriebe mit sog. Industriebetrieben. Es konkurrieren Geschichten von Heiteitei – Heile Welt Tierhaltung mit Tierquälerei in Massentierställen…..da ist es egal, WER was produziert. Der Geschichtenerzähler ist der Vermarkter: siehe z.B. Rügenwalder, die vom Saulus zum Paulus werden, in dem sie ihre Geschichte umschreiben, bei Beibehaltung der Größe des Unternehmens. Wer ihnen die Rohstoffe liefert ist da völlig Banane, und damit ist der Bauer wieder außen vor.

            • Ricarda Berg sagt

              Diese Geschichten führen zu politischen Schnellschüssen und bestimmen damit die Strukturen in der Landwirtschaft. Wir erzählen selbst keine Geschichte und darin liegt die Herausforderung. Wollen wir immer noch die Kontrolle an NGOs und Grüne abgeben!?

              • Obstbäuerin sagt

                Seit 4 Jahren erzähle ich die Geschichte von unserem Schmetterlingsparadies inmitten eines konventionellen Obstanbaugebietes, mache Schmetterlingsführungen, gestalte Kalender und Schmetterlingsbestimmungskarten, die unter Kollegen viel Anerkennung finden aber weder bei Verbrauchern noch Kommunalpolitikern Gehör finden. Die Geschichte, dass wir die Insekten mit Pestiziden umbringen ist gesetzt, da hilft nicht mal, wenn sie mit eigenen Augen das Gegenteil sehen könnten. Wenn die öffentlich rechtlichen Medien nicht von der Politik beauftragt werden, wieder wahrheitsgetreu und wissenschaftlich belegt zu berichten, sehe ich schwarz. Mit unseren Geschichten bekommen wir dort zur Zeit keinen Platz.

          • fingerphilosoph sagt

            Die Menschen außerhalb der Landwirtschaft müssten nicht nur begreifen,dass auch die “industrielle Landwirtschaft” und “Massentierhaltung” familiengeführte landwirtschaftliche Betriebe sind, sondern zudem, dass auch BIO-Betriebe nichts anderes sind als “industrielle Landwirtschaft” und “Massentierhaltung”.

            Die Menschen außerhalb der Landwirtschaft müssten begreifen, dass die Landwirtschaft, die sie mit ihren Bio-Einkäufen zu fördern glauben, in dieser Form gar nicht existiert. Diese Landwirtschaft, die die Menschen mit BIO und Nachhaltigkeit etc. verbinden, existiert nur in den Büchern von Astrid Lindgren als Büllerbü und wurden vor der landwirtschaftlichen Revolution geschrieben.

            Vermutlich sind viele Menschen mit der komplexen Welt, wie sie sich in den letzten 30 oder 40 Jahren entwickelt hat, komplett überfordert und sehnen sich aus diesem Grund nach überschaubaren, regionalen, kleinteiligen, verständlichen Strukturen. Diese Sehnsucht wird auf die Landwirtschaft projiziert, aber die Landwirtschaft kann diese Sehnsucht nicht erfüllen, wenn sie gleichzeitig für die Menschen Nahrungsmittel produzieren soll. Ich finde, dieses Dilemma sollte seitens der Landwirtschaft schon deutlich kommuniziert werden. Frau Berg hat schon Recht damit, dass es hier ein Kommunikations-Defizit gibt.

          • firedragon sagt

            …ich wundere mich…warum alle…nur Nachteile in unserer modernen LW sehen ?
            Denken Sie nach Frau Berg – ist ganz einfach.
            Mediale Sensationsgier gepaart mit politischem Unvermögen (mir fällt kein passenderes Wort ein). In meinen Augen hätte das so, nie stattfinden dürfen.
            Habe ich vor über einem Jahr hier moniert.
            Diese Anpaarung hat das Ansehen (wenn man es so nennen kann) speziell der konvi. LW stark in Bedrängnis gebracht. Diese Anpaarung schafft es auch weiterhin, LW in verschiedene Lager zu spalten. Und LW lässt es mit sich machen…
            Ob eine Marketingstrategie mit Vernetzung Abhilfe schafft, vielleicht.
            Kennen Sie sich im Weinbereich aus ?
            Da wird einiges an Werbung gemacht, Regional, Anbaugebiete, Deutscher Wein. Da gibt es richtig tolle Events, da werden die Jungen gepusht. Hippe Veranstaltungen, unbedingt erlebenswert!
            Diese Werbemaßnahmen werden auch durch unseren Betrieb finanziert. Davon hat unser Betrieb allerdings überhaupt nichts, das ist jetzt aber auch nicht wirklich schlimm.
            Davon haben zuerst einmal die Jungen was, die medial begleitet werden (die auch über ein starkes Netzwerk, auch untereinander, verfügen) und die Großen, finanzstarken Betriebe, sehr selten der kleine Familienbetrieb. Viele liefern in Genossenschaften, es gibt einen gestaffelten Preis für Qualitätsstufen, der im Endeffekt, wie überall, nicht wirklich die Kosten deckt. Irgendwann geben solche Betriebe ihre Flächen ab, an die finanzstarken Betriebe … nennt sich Wachstum und lässt sich auch durch dieses tolle Marketing nicht stoppen.
            Das war jetzt nur mal ein Blick von der LW Blase, in die Weinbau Blase … mal kurz den Tellerrand für Sie gewechselt.

          • bauerhans sagt

            “….dass auch “industrielle Landwirtschaft” und “Massentierhaltung” familiengeführte landwirtschaftliche Betriebe sind.”

            das sind grundsätzlich “Die Bösen”,aber die biogärtner,die ihre handgefertigten produkte mit dem lastenfahrrad zum kunden bringen und deren haus und garten von vater und mutter finanziert wurde,sind die Die Guten.

  17. Wenn der Betrieb jetzt noch auf Bio (écht bio –> logistische Unkrautunterdrückung, Mikroorganismen, Schälen statt Pflügen, Gülle-Vorbehandlung, Humusaufbau, Diversität) setzt, würde unser Gastronomiebetrieb gerne sofort vom regionalen Landwirt kaufen…

    • firedragon sagt

      Paul,
      …”gerne sofort”…
      Du hast einen Gastrobetrieb, der derzeit gut läuft ?!
      Wenn es Dir tatsächlich so wichtig ist, mit einem LW Deiner Region zusammen zu arbeiten, warum setzt Du dann nicht alle Hebel in Bewegung und suchst Dir einen ?

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Der Gastronomiebetrieb kauft dort, wo er für den günstigsten Preis, eine gute Qualität bekommt. Wenn die Kameras bei “Mein Lokal, dein Lokal” wieder eingepackt sind, dann ist die BIO Kiste wieder verschwunden.

    • Dann kann er doch den Bauer vertraglich binden, so zu erzeugen und er nimmt ihm diese Produkte dann für einen angemessenen Preis ab.
      Dann weiß er auch was es kostet und kann Werbung (Aufklärung) damit machen!

      Dann kann er die teuren Bioprodukte auf seiner Speisekarte auch für den angemessenen Preis verkaufen und
      Ich denke diese Gäste zahlen gerne den angemessenen Preis dafür.

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