Bauer Willi
Kommentare 34

Der Lebensmitteleinzelhandel und der ehrbare Kaufmann

Ich habe mir den Verhaltenskodex des Lebensmitteleinzelhandels, veröffentlicht am 29. März 2021,  vorgenommen und in blauer Schrift meine Kommentare dazugeschrieben. Bei der Verfassung des Kodex hat ein Jurist ganze Arbeit geleistet… Hier der Link zum vollständigen Kodex.

https://einzelhandel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=13253

II. Fairness in der Lieferkette

1. Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel bekennt sich zu den geltenden Regeln des Zivil-, Lauterkeits-, und Wettbewerbsrechts.

Das finde ich großartig! Sie “bekennen” sich zu den Regeln…Das klingt wie: “wir wollen die Gesetze einhalten”….

2. Die Unternehmen des deutschen Lebensmitteleinzelhandels lehnen
Bestimmungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen ab, welche
landwirtschaftliche Erzeuger entgegen den Geboten von Treu und Glauben
unangemessen benachteiligen, und verwenden entsprechende Klauseln nicht. Sie
fühlen sich den Grundsätzen des ehrbaren Kaufmanns und des lauteren
geschäftlichen Handelns verpflichtet. Gesetzliche Vorgaben, welche dazu bestimmt
sind, im Interesse der anderen Marktteilnehmer der Lebensmittellieferkette das
Marktverhalten zu regeln, werden selbstverständlich beachtet. Etwaig bestehende
Marktmacht wird nicht missbräuchlich ausgenutzt.

“Unangemessen benachteiligen”…Was ist mit “angemessen benachteiligen”??? Die Marktmacht soll nur nicht “missbräuchlich” ausgenutzt werden. Ansonsten ist das schon erlaubt…? Die Grundsätze des “ehrbaren Kaufmanns” habt ihr schon lange verlassen.

3. Der Lebensmitteleinzelhandel setzt daher auf eine faire, marktgerechte Bezahlung
und auf langfristige und verlässliche Lieferbeziehungen mit den landwirtschaftlichen Erzeugern. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass vielfach keine direkten Vertragsbeziehungen zwischen den landwirtschaftlichen Erzeugern und dem Lebensmitteleinzelhandel bestehen und somit grundsätzlich vorrangig die direkten Abnehmer der landwirtschaftlichen Erzeuger, wie etwa Schlachter und Molkereien, eine adäquate Entlohnung der landwirtschaftlichen Erzeuger gewährleisten müssen.

Das stimmt. Ist aber ein Verweis, dass “andere” schuld sind…Und wenn ihr den direkten Abnehmern das Geld nicht gebt, können die auch nichts weitergeben.

4. Auf Basis dieses Konsenses besteht Einigkeit, dass in den Vertragsbeziehungen
zwischen den Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels und den
landwirtschaftlichen Erzeugern, sofern sie in einer direkten Lieferbeziehung zum
Lebensmitteleinzelhandel stehen, unbeschadet weitergehender gesetzlicher
Vorschriften und bereits vor dem möglichen Zeitpunkt des Inkrafttretens des
Gesetzes zur Umsetzung der EU-Richtlinie über unlautere Handelspraktiken die
folgenden Grundsätze beachtet werden:

 Zahlungen erfolgen zum vereinbarten Fälligkeitstermin.

Das ist doch wohl selbstverständlich!

 Die Händler sind an getätigte Bestellungen gebunden, soweit kein vertragliches
Rücktrittsrecht vereinbart wurde oder gesetzlich etwas anderes bestimmt ist.

Das ist auch selbstverständlich!

 Vertragsänderungen setzen grundsätzlich eine entsprechende Vereinbarung
voraus. Unbeschadet bestehender Rechte erfolgen Vertragsänderungen nicht
durch einseitige Erklärungen des Händlers.

Das wäre ja noch schöner!! Dann könnte man ja jeden Vertrag gleich in den Papierkorb werfen!

 Zahlung von Listungsgebühren, Werbekosten- oder Vermarktungszuschüssen
durch den landwirtschaftlichen Erzeuger erfolgen auf zwischen Händler und
landwirtschaftlichem Erzeuger vereinbarter Grundlage, werden zuvor individuell
verhandelt und vom Händler nicht einseitig ohne vertragliche Grundlage
durchgesetzt. Die Vereinbarung entsprechender Zahlungen ist nur zulässig,
soweit sie unter Berücksichtigung des gesamten Vertragsinhalts mit
angemessenen Vorteilen auch für den Erzeuger verbunden ist.

Nein, diese “Zuschüsse” sind nichts anderes als versteckte, einseitige Preiskürzungen eurerseits und werden weder verhandelt noch gezahlt! Das Spiel hat jetzt ein Ende!

Mit der Anerkennung dieses Verhaltenskodex bekennt sich der  Lebensmitteleinzelhandel somit bereits vor dem Inkrafttreten der EU-Richtlinie über unlautere Handelspraktiken in Deutschland dazu, wesentliche Themen der Richtlinie in den Vertragsbeziehungen zwischen den Landwirten und dem LEH unverzüglich anzuwenden. Damit wird – zeitlich erheblich vorgezogen – ein Handlungsrahmen zu den vom EU-Gesetzgeber problematisierten Praktiken in den Lieferbeziehungen gesetzt.

Gehts noch? Ihr wisst doch schon seit langem, dass diese Richtlinie kommt. Wie geschmacklos.

Die Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels bekennen sich bereits heute zu einer Evaluierung der Wirksamkeit der nationalen Umsetzung der EU-Richtlinie über unlautere Handelspraktiken und sichern eine aktive und konstruktive Begleitung zu.

“sichern eine konstruktive Begleitung zu”. Was soll das denn heißen?

III. Angemessene Standardsetzung

1. Produktionsstandards können den Wettbewerb und die Verbraucherwohlfahrt fördern.

Ja, können sie. Und was soll das bedeuten? Was hat das mit der Lieferbeziehung mit den Landwirten zu tun? 

2. Standards sollen nicht willkürlich, sondern mit Augenmaß und im Dialog mit landwirtschaftlichen Erzeugern gesetzt werden sowie dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit genügen. Es ist zu berücksichtigen, dass bei der Standardsetzung aufgrund der Verbrauchererwartungen häufig auch den Anforderungen externer  Dritter, insbesondere z. B. staatlich getragener oder unterstützter Organisationen wie etwa der Stiftung Warentest, Rechnung getragen werden muss.

Damit gebt ihr zu, dass Standards bisher willkürlich gesetzt wurden und oft nicht verhältnismäßig waren. Ist die Stiftung Warentest jetzt eine rechtlich bindende Organisation?

3. Es wird ausdrücklich betont, dass der mit den gesetzten Standards verbundene
Mehraufwand bei den Erzeugern landwirtschaftlicher Produkte bei der Gestaltung der
Lieferverträge angemessen berücksichtigt wird.

Geht es noch butterweicher? Und was “angemessen” ist, bestimmt wieder ihr…

IV. Vielfältige Kommunikationsmöglichkeiten mit den Verbrauchern

Die Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels erkennen an, dass neben dem Preis auch andere wettbewerbliche Faktoren wie Qualität, Nachhaltigkeit, Tierwohl, Regionalität und Innovation Gegenstände der unternehmerischen Kommunikation mit den Verbrauchern sein können. Die Vielfalt der Kommunikationsmöglichkeit stärkt den Wettbewerb. Sie bietet den Unternehmen die Möglichkeit, den Wert von Lebensmitteln hervorzuheben, für den Verbraucher besser wahrnehmbar zu machen und damit die Wertschätzung von Lebensmitteln insgesamt zu stärken.

Was soll der Abschnitt hier im Verhaltenskodex?

V. Regionale Lieferketten stärken

Die Vermarktung regionaler Lebensmittel im Handel baut eine Brücke zwischen regionalen landwirtschaftlichen Erzeugern und Verbrauchern und kann einen wichtigen Beitrag leisten, um die Wertschätzung der heimischen landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion zuwürdigen und zu erhöhen. Hierzu können Regionalvermarktungskonzepte auch besonders unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten ausgebaut sowie regionale Lebensmittel verlässlich und transparent gekennzeichnet werden. Darüber hinaus hat der Lebensmitteleinzelhandel das Ziel, eine einheitliche, verbraucherverständliche Herkunftskennzeichnung für heimische landwirtschaftliche Erzeugnisse zu etablieren, möglichst mit Rückgriff auf bereits bestehende
Strukturen und Kompetenzen wie z. B. den Regionalfenster e.V. oder fTrace.

Nein, das reicht nicht. Und das wisst ihr auch! Wir wollen eine Bevorzugung deutscher Lebensmittel, so wie es andere europäische Länder es auch machen. Alles im Rahmen von EU-Recht. Und wir wollen für die Werbung ein eigenes Budget. Das wisst ihr auch.

VI. Außergerichtliche Streitbeilegung

Zur außergerichtlichen und freiwilligen Beilegung von Streitigkeiten im Zusammenhang mit bestehenden Lieferbeziehungen zwischen den landwirtschaftlichen Erzeugern und den Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen werden diese eine Ombudsstelle einrichten. Die Aufgaben dieser Ombudsstelle werden einer unabhängigen und neutralen Persönlichkeit übertragen und grenzen sich von der im Rahmen des Agrarmarktstrukturgesetzes einzurichtenden Beschwerdestelle ab. Die Regelung des Verfahrens bei der Ombudsstelle erfolgt in einer separaten Verfahrensordnung.

Da bin ich aber gespannt. Immerhin wird darüber schon seit über Monaten gesprochen und bisher ist da noch nichts passiert.

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34 Kommentare

  1. Smarti sagt

    Mit den Eigenmarken, auch viele, die man erst auf den zweiten Blick als solche erkennt, sind die LEH meinem Gefühl nach schon längst auch die mengenmässig grössten Verarbeiter von Lebensmitteln. Ob die Verarbeitung nun im eigenen Werk ( Fleisch von Edeka z.B.) oder im Auftrag ( Molkereien etc. ) ist ja egal – produziert wird im Namen und nach den Vorgaben des Einzelhandels. Auch grosse, “alte” Marken – Haribo, Nestle spüren zunehmend den Druck der Ketten, teilweise war schon von “Preiskrieg” die Rede.
    Die Eigenmarken sind die Preisdrücker des Ganzen – jetzt zu schreiben ” oft bestehen keine direkten Lieferbeziehungen zwischen Landwirt und Einzelhandel ” ist daher nicht richtig und zynisch.

    • Karl Timme sagt

      Nestle war doch auch schon einmal ausgelistet, “ja wer sich mit unserm LEH anlegt, muß sich warm anziehen”!!!!

  2. Karl Timme sagt

    Mir fehlen in dem Verhaltenskodex Die “klaren” Aussagen.
    II)
    1.) Der LEH bekennt sich zu er soll sich an den Regel “halten”
    2.) Sie “fühlen” sich den Grundsätzen sie “verpflichten” sich den Grundsätzen …..
    3.) Aussage des LEH: Wir sind fair aber nicht zuständig
    4.) – Wer bestimmt den Fälligkeitstermin der Zahlung ?
    – Änderung von Menge und Vertragsinhalt, durch Vertragsbestimmung?
    “Knebelvertrag?”

    Ich durfte einmal einer solchen “Verhandlung” beiwohnen. Ein LEH (mit dem Buchstaben A beginnend) schickte ein Fax auf dem stand die Menge, der Preis je Einheit und die Liefertermine für die Einzellieferungen. Einzige Möglichkeit: jeweils ein Kreuz in einem Kästchen, Unterschrift und Rückfax.
    Ansonsten Auslistung.

    III.)
    Zu den Standards: Am Beisspiel der Deutschen Markenbutter sieht mann sehr schön, wie standartisierte Qualität und Produktion sich auswirkt.
    Sie ist beliebig austauschbar, unabhängig vom Hersteller/Lieferanten und unterliegt damit einem hohen Preisdruck. Mit Irischer Butter läst sich höhere Preise erzielen, da sie sich aus der Masse abhebt.

    IV.) Das Thema Werbung, beim LEH zum Teil als Alleinstellungsmerkmal zum Zweck der Umsatzgenerierung, aber weitgenden Forderungen (Anbindehaltung) an den Erzeuger kommt mir hier zu kurz.

    V.) Ein Ausbau der “Regionalität” (nähere Umgebung des Marktes) liegt nicht
    im Interesse des gemeinsamen Großeinkaufs, es beinhaltet einen
    zusätzlichen Logistikaufwand.
    Beispiel Edeka: Den Einzelhändlern ist es erlaubt in einem geringen
    Umfang, selbständig Waren einzukaufen das groh aber über die Zentrale
    zubeziehen (Spargel, Obst, Gemüse).

    VI.) Zu Ombudsstellen habe ich so meine eigenen Ansichten. Ich halte sie
    eher für ein Placebo.

    Absichtserklärungen, keine einklagbaren Zusagen, nicht mehr als Lippenbekenntnisse, ohne einen Wert für die Erzeuger.
    So möchte ich den Verhaltenskodex des LEH zusammenfassen.

    • Karl Timme sagt

      Oh, schwer zu lesen, die Sonderzeichen beim schreiben, tauchen im Kommentartext nicht mit auf.

  3. Elisabeth Ertl sagt

    Eine Bekannte hat mir grad geschildert, wie in Wien die kleinen Läden für regionale Direktvermarktung wie Pilze aus dem Boden wachsen – mit Werbung wie: “Wir kennen unsere Lieferanten persönlich, wir vertrauen ihnen”
    Wer auf den Zug nicht aufspringt, ist selber schuld.

    • Karl Timme sagt

      Elisabeth, damit wirb unser Edeka E-Center 2000 m² Verkaufsfläche auch! Auch wenn es für ihn nur eine Nische ist (Kartoffeln, Spargel).
      Ist also schon “aufgesprungen”.

      • Inga sagt

        Das kenne ich nicht nur von Edeka, sondern auch von REWE.

        Und wenn die Kunden es dem Markt lohnen, dann lässan sie sich von der Werbung ansprechen.
        Beim Spazierengehen, können Sie zusehen, wie das Gemüse, Kartoffeln und Salat wächst.
        Und an dem Betrieb vorbeigehen, wo der Käse gemacht wird, der im Laden liegt oder an dem Hühnermobil,in dem Eier gelegt werden, die man im Laden kaufen kann.
        Selbstverständlich steht der Name des Bauern in den Regalen wo seine Produkte angeboten werden.

        • Karl Timme sagt

          Ist doch eine win win Situation, oder?

          Der Markt holt sich mit dem lästigen Direktvermarkter die Konkurenz und deren Kunden ins Haus (die haben dann für den Einkauf nur noch einen Weg.
          Der Erzeuger braucht keinen eigenen Laden, hat so einen noch größeren Kundenkreis.

          • Bauer Willi sagt

            Ja, unser REWE hat auch einen Papp-Bauern am Eingang stehen. In Lebensgröße. Von dem kommen die Kartoffeln im Markt. Der steht da zwei Wochen, danach ist der weg. Die Kartoffeln kommen von überall her, manchmal auch aus Zypern. Der Papp-Bauer ist aus dem Rheinland.

            Leute, es geht immer nur um Geld. Glaubt doch den Marketing-Scheiß nicht, auch nicht in Österreich. Sorry Elisabeth, ich weiß, Du glaubst an das Gute im Menschen….

      • Elisabeth Ertl sagt

        Ich bin sicher, das die wirklich aufgeklärten Kunden das unterscheiden können. Das eine ist ein anonymes Plakat, das andere ist die Person hinter dem Tresen, mit der man sprechen kann.

        • Elisabeth Ertl sagt

          Die kleinen Läden haben doch deshalb Erfolg, weil die Kunden wissen, dass der Handel lügt, schon lange lügt mit seinen sprechenden Schweinchen etc.
          Wenn man vom Kunden eine grundsätzlich schlechte Meinung hat, wird man natürlich alle Chancen ignorieren, die in der Direktvermarktung liegen.
          Gerade meine Kontakte in die Stadt zeigen mir, dass dort eine große diesbezügliche Aufbruchsstimmung herrscht.

          • Reinhard Seevers sagt

            Elisabeth, die Direktvermarktung hat Erfolg, weil der Kunde sich ein eigenes Bild von sich bastelt. In dem Moment, wo er beim “Bauern” einkauft hat er das Gefühl, etwas Richtiges zu tun…..dabei konsumiert er nur einen Bruchteil seines gesamten Konsums dort, es dient der eigenen Gewissensberuhigung, es ist hipp und man kann damit in den eigenen Kreisen punkten.
            Wenn die Kartoffeln, die bei meinem Bruder ab Hof verkauft werden im nächsten Diskounter liegen würden, wären es dieselben Kartoffeln. Der Kunde könnte sie mit den anderen Produkten zusammen kaufen und bräuchten nicht extra deswegen raus aufs Dorf zu fahren…..So haben beide etwas davon, das Produkt und dessen Qualität würde es aber nicht ändern. Es liegt nicht am Produkt, es liegt am Gefühl des Kunden.

            • Elisabeth Ertl sagt

              Nein, es liegt daran, dass der Kunde weiß, dass der LEH die Bauern abzockt und das Geld einbehält, welches er lieber dem Bauern geben würde.

              • Reinhard Seevers sagt

                Nee Elisabeth, das kann es nicht sein. Wenn die gleichen Kartoffeln beim Raiffeisenmarkt für 30Cent mehr gehandelt werden, dann könnte der Kunde schnell ausrechnen, was es kostet, wenn er wegen 2,5kg 10km fahren muss, um das gleiche Produkt beim Erzeuger seines Herzens zu ergattern. Kann er wirklich rechnen? Oder handelt er nach “Gefühl”?
                Vielleicht ist der Kunde doch so und handelt mal ökonomisch und mal emotional, je nachdem, wie der Tag begonnen hat.

  4. Paulus sagt

    @Bauer Willi “Wir wollen eine Bevorzugung deutscher Lebensmittel, so wie es andere europäische Länder es auch machen.”
    Auch wenn ich mich wiederhole, als regional betrachtet man ,zumindest linksrheinisch,
    ebenso die Produkte unserer westlichen Nachbarn. Dort ist es übrigens auch nicht anders.
    Zumindest für Benelux und teilweise auch für FR kann ich bestätigen, dass dort gewisse Erzeugnisse aus Deutschland als “aus der Region” verkauft werden.
    Ich mag diese Abgrenzung einfach nicht, nicht nur weil ich überzeugter Europäer bin, sondern ganz einfach weil die vorgenannten Länder, ebenso wie etliche andere, von mir schon seit ewigen Zeiten nicht mehr als Ausland wahrgenommen werden. Wer nimmt denn heute noch das österreichische Rapsöl in den grünen Flaschen oder die bekannten Manner-Waffeln als ausländische Produkte wahr? Nur mal so als Beispiel.

    • Inga sagt

      Es geht nicht um Ausland oder nicht, sondern um Regional, das kann auch innerhalb der BeNeLux-Staaten incl. benachbarten Deutschland sein.

      Das gilt für Bio, weil en keiner CO2 Ausstoß.

      Aber
      um die Wertschätzung der heimischen landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion zu würdigen,

      braucht man andere Strategien!

      Den Kunden mit
      Nachhaltigkeitsgesichtspunkten für regionale Lebensmittel belohnen?
      Da gibt es noch viel zu tun!

      Ob sich die Menschen gegenüber früher verändert haben?
      Ob die heutzutage nicht mehr so durchsetzungsfähig (bissig) sind, und ihnen deswegen nicht mehr so viel gelingt?
      Das Beispiel ist ja auch in der Politik so!

      also da müssen wir eben gemeinsam bessere Prioritäten, in Verbindung z.B. eines Lieferkettengesetz setzen?

      https://www.br.de/radio/bayern2/diskussion-ueber-lieferkettengesetz-100.html

    • Bauer Willi sagt

      @Paulus
      weiß ich doch, aber dieser ganze Regional- Beschiss geht mir echt auf den Zeiger.

      Ich habe mir aber sagen lassen, dass Franzosen und Belgier (da hast Du doch Kontakte hin) etwas mehr auf ihre landestypischen Lebensmittel fixiert sind und auch mehr auf Produkte aus dem Land achten. Ich kann mich auch irren, sag es mir.

      • Reinhard Seevers sagt

        Willi, das Thema Regionalität wird, wie schon vorher das Verbraucherkaufverhalten erneut moralisch aufgeladen. Es geht am Ende des Tages, wie du ja selbst schreibst, ausschließlich um Geld.
        Wenn man österreichische TV Werbung anschaut, egal ob Hofer, Billa, Adeg oder Spar, dann wird deutlich, wie man angestrengt versucht sich als national, heimat-tümelig und ökologisch definieren möchte. Es wird eine eigene Welt kreiert.
        https://www.youtube.com/watch?v=cIlHVlvjPJc
        Da versucht der LEH die nationalistischen Gefühle in eine Richtung zu lenken, die ihnen die Kunden zutreiben. Sie (die Medienmacher z.B.) schrecken auch nicht davor zurück (rtl.at) die Deutschen zu verarschen. Das können wir uns nicht leisten. Am Ende des Tages merken die Verbraucher gar nicht, wie sie am Ring durch die Manege gezogen werden, sondern sie meinen auch noch, sie seien durch die heimischen Produkte autark, ökologisch und unabhängig…..und wir Piefkes gucken von draußen zu und reiben uns die Augen.
        Dann kommt der wwf mit der Meldung, wer den Regenwald zu verantworten hat und schwubbs, sind wir Deutschen wieder ganz vorn dabei. Die Sache klappt doch wunderbar und der Handel reibt sich die Hände in Geld mit regionalen Bananen und regionalem Wagyu-Biofleisch aus dem Nachbarort….

  5. Elisabeth Ertl sagt

    Es steht ja nirgends, dass man mit bäuerlichen Betrieben zusammen arbeiten will. Man spricht von “den Erzeugern” und von Zusammenarbeit in der Lebensmittel-Lieferkette. Damit können auch Konzerne gemeint sein, auch die LEH – Konzerne, die mit Sklaven selber die Flächen bewirtschaften. Irgendwen müssen sie halt finden, der die Arbeit auf dem Feld und im Stall macht. Und es wird ja ausdrücklich betont, dass diese Konzerne einander nicht in die Quere kommen wollen.

    • Inga sagt

      Die müßten sich für Kunden durchsichtiger machen, das müßten die Verbraucher verlangen.
      Der Kunde ist König!

      Auch ihre Felder, Ställe und Sklaven zeigen!
      Die gehören auch zum Lieferkettengesetz.

      Aber ob das was nützt? Ob sich der Verbraucher dafür interessiert?

      Warum bekommen Tiere Ohrmarken?

      War das nicht, das man bis zum Bauern zurückverfolgen kann, wo das Tier geboren und aufgewachsen ist?
      Genau wie bei den Eiern, bei denen findet man das am Stempel?

      Also sollen das die Verkäuferinnen in den Fleischabteilungen wissen.
      Ich glaube die haben einen Ausdruck da liegen.
      Das gibt es eigentlich schon, wenn ich mich nicht irre?
      Wieviel Kunden fragen danach’?

    • Thomas Apfel sagt

      Bio-Mostobst erzeugt EDEKA in eigener Regie in Mecklenburg schon in Größenordnungen.

      Der große Irrtum der Händler und Verarbeiter ist allerdings, dass sie es billiger können.
      Kurz nach der Wende waren die Öberschten von Fa. Stute Konserven bei uns und wollten billigen Anbau von Gemüse und Obst organisieren. Nach 2 Stunden Gespräch und Überschlagskalkulation haben die sich höflich verabschiedet und sind nie wieder aufgetaucht. Mir ist auch kein weiterer Versuch dieser Firma bekannt sich selbst in der Erzeugung der Rohware zu engagieren.

      Im Oderbruch wurde in den Neunzigern eine gemeinschaftliche Frostung für Gemüse mit viel Fördermitteln aufgebaut. Wir waren auch Gesellschafter. Auf wundersame Weise ging das Konstrukt in kürzester Zeit Konkurs (da der LEH die Listung verweigerte). Es wurde von einer Frostfirma aus dem fernen Westen übernommen und produziert seitdem immer feste. Allerdings kommt die Rohware jetzt hauptsächlich aus Polen und weiter östlich. Der Gemüseanbau im Oderbruch hat sich seitdem etwa gegen Null “entwickelt”.

  6. Meyer sagt

    Der LEH ist mit den fünf Großen ein Monopol. Preisabsprachen brauchen die im Hinterzimmer nicht zu machen. Das läuft über die täglichen Werbeblätter , sodaß dann die Konkurrenz immer gleich nachzieht. Auch die Politik fördert diese Großen mit ständigen a.o. Ministererlaubnisen. Zuletzt mit dem Zukauf der Realmärkte. Diese Politik ist im höchsten Maße “Mittelstandsfeindlich” , wie auch jetzt in der Coronalage zu erleben. Auch das von der Politik hochgelobte EU- UTP_gesetz ist von ML Klöckner dermaßen verdreht worden , daß nicht die Bauern , sondern nur die Weiterverarbeiter wie Molkereien , Zuckerfabriken usw. geschützt sind . Das EU-UTP-Gesetz soll die Bauern vor unlauteren Handelspraktiken der Abnehmer schützen . Selbst das Kartellamt bestätigt die Untauglichkeitsmachung des Gesetzes durch das deutsche Landwirtschaftministerium gegeüber den Bauern. Auch der DBV schweigt dazu , jedenfalls habe ich auf meine Anfrage dazu seit fast vier Wochen keine Antwort erhalten. Auch einige Rübenanbauverbände haben die Untauglichkeit des Gesetzes für die Bauern erkannt. Gibt es da vielleicht auch eine Lobbybeinflussung zu Lasten der Bauern ? , denn das EU-Gesetz will ja die Bauern schützen und nicht die Weiterverarbeiter ! ??????……

  7. Ehemaliger Landwirt sagt

    “ Vertragsänderungen setzen grundsätzlich eine entsprechende Vereinbarung
    voraus. Unbeschadet bestehender Rechte erfolgen Vertragsänderungen nicht
    durch einseitige Erklärungen des Händlers.”

    Letztes Jahr habe 2 große Saftbetriebe ihre Lieferverträge für Äpfel aus Biostreuobstbau einseitig gekündigt (offensichtlich ist das möglich). Statt der vereinbartem Preis von 18 biss 22 Euro je 100 Kg bezahlten die nur noch 12 bis 15 Euro. Als Grund gaben die eine hohe Ernte, vermehrte Lieferungen vom Bioanbau an und die Polen lieferten zu weit billigeren Preisen. Als Dank für den Anbau von Streuobstbäumen stellt man deren Flächen noch unter “Denkmalschutz. Es war diesmal nicht der LEH, aber die Methoden sind die gleichen.

    Übrigens Glückwunsch zur Impfung, ich selbst bin etwas weiter, habe Moderna bekommen.

    • Inga sagt

      Dann sollte man den Bioapfelsaftkunden mal fragen,

      Ob er lieber Saft von Äpfeln aus der Region oder Polen möchte.

      • Bauer Willi sagt

        Was soll die Frage bringen? Er wird selbstverständlich antworten “aus der Region”. Beim Kauf spielt das keine Rolle mehr. Und der polnische Apfelsaft ist ja auch nicht schlechter, nur billiger. Weil die Arbeit anders (niedriger,schlechter) bezahlt wird.

  8. Das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt wurde!
    Wieder ein schönes Beispiel des „Freiwilligkeitsprinzips“ 🙁

    Zu fairen Preisen habe ich nichts gelesen, wenn ich es so überfliege …

    Man könnte auch schreiben: „Wir machen Knebelverträge, aber daran halten wir uns auch.“

    • Bauer Willi sagt

      Oder: “wir machen Knebelverträge, aber wenn es trotzdem nicht passt, halten wir uns auch an die nicht.”

  9. Wilhelm Harms sagt

    Moin,
    Der deutsche LEH !
    Der dänische Netto macht also nicht mit? Metro mit seinen Verschiedenen Handelsfirmen auch nicht ? . . . .
    Wenn ein Kodex diesen Inhalts für einen ehrbaren Kfm. nötig ist war er nie einer . . .

    Der Text gehört auf Rollenpapier gedruckt, 3-lagig, weich aber fest, und in XXL Packs an die einstigen ldw. Betriebe und verbleibenden ldw. Betriebe verteilt.
    Die Kosten tragen das Kartellamt, das Ldw. Ministerium. Transport und Verteilung durch die hauptamtlichen der Bauernverbände!
    . . .
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Toilettenpapier

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