Bauer Willi
Kommentare 453

Das Sterben der Würmer…

In kaum einer Studie erforscht und von niemanden bemerkt läuft in der Natur ein Sterben von biblischem Ausmaß ab. Ein ökologisches Armageddon, ein Zusammenbruch des Ökosystems mit kaum absehbaren Folgen und einer Dramatik, die ihresgleichen sucht. Die Regenwürmer sterben! Doch anders als beim Insektensterben berichten die Medien darüber nicht. Auch von der Gesellschaft kommt kein Aufschrei, denn Regenwürmer findet man halt nicht auf der Windschutzscheibe. Sie leben tief im Boden und wann hat der normale Bürger das letzte Mal einen Spaten in der Hand gehabt? Wer weiß, dass die kleinen Erdhäufchen auf dem Boden vom fleißigen Werk der glitschigen Erdbewohner geschaffen wurde?  Wer ist sich der Bedeutung der von ihnen geschaffenen Regenwurmröhren für die Versickerung des Regenwassers bewusst? Und wer weiß überhaupt, wo diese so wichtigen Humusbildner Anfang und Ende haben?

Nein, Regenwürmer haben keine Lobby, sie sind stumm. Und so werden sie zu Millionen jeden Tag getötet. Von uns, den gedankenlosen Bürgern, in deren Auftrag jeden Tag hunderttausende Quadratmeter wertvollen Bodens von Acker und Wiese in Beton und Asphalt umgewandelt werden, um unsere Gier nach Kathedralen des Wohlstands und gewaltigen Schneisen der Mobilität zu befriedigen. Darunter werden die Bodenlebewesen bei lebendigem Leibe vergraben. Das wird dann gerne mit „unvermeidbaren Kollateralschäden“ verniedlicht. Wie zynisch! Es ist ein akzeptierter Massenmord an diesen für die Menschheit so wichtigen Lebewesen.

Doch das will keiner hören. Alle schweigen: die Politik, die Medien und selbst die sonst so wachsamen NGO´s bleiben ruhig. Das Kartell der Meinungsmacher ist sich einig: das darf kein Thema werden. Die Versiegelung der Landschaft ist zwar bekannt, muss aber „runtergekocht“ oder zumindest „auf kleiner Flamme“ gehalten werden, denn Wirtschaftswachstum, Wohnungen und Mobilität gehen vor. Die Bauern sollen sich mal nicht so aufregen und froh sein, dass sie ihren Acker als teures Bauland verkaufen können.

Doch mit jedem Quadratmeter, der der Natur entzogen wird, sterben nicht nur die Regenwürmer. Es sterben auch Tausendfüßler, Kellerasseln, Drahtwürmer, Springschwänze, Schnecken, Spinnen, Insekten, Vögel, Hasen, Fasanen, denen die Nahrungsgrundlage entzogen wird. Und zwar für immer, denn man hat ihnen ihr Habitat, ihr Refugium, ihre Lebensgrundlage, ihre Heimat entzogen. Und nicht nur den zahlreichen Tieren, auch den Bauern.

Nur zur Info: In einem Quadratmeter Ackerboden leben rund 100 Regenwürmer. Täglich werden in Deutschland rund 800.000 Quadratmeter der landwirtschaftlichen Produktion entzogen. Somit sterben täglich 80 Mio. Regenwürmer.  Jeden Tag. Nur in Deutschland. So viel, wie dieses Land Einwohner hat…

Man kann Geld vermehren. Aber nicht den Boden auf dem wir leben. Und von dem wir leben!

Euer Bauer Willi

 

 

 

 

(Aufrufe 8.790 gesamt, 1 heute)

453 Kommentare

  1. Thomas Vogt sagt

    Ich finde es schade, wenn die Landwirtschaft immer wieder und wieder den angeblichen Flächenfraß des Wohnung-, Industriebau und Straßenbau kritisiert. Obwohl sich mittlerweile in den Städten und städtischen Gebieten ein Rückzugsgebiet der Natur und der Artenvielfalt entwickelt hat. Man kann zwar immer wieder für die Erhaltung der Flächen und der Natur sprechen, müsste dann aber konsequenterweise auch die Landwirtschaft unter den Gesichtspunkten des Arten- und Naturschutzes betreiben. Was leider nicht gemacht wird. Wir bewegen uns zu auf eine ausgeräumte tierlose und pflanzenarme Kulturlandschaft. Bei meine stundenlangen Wanderungen in unserer Kulturlandschaft bin ich oft erschreckt, wie wenige Tiere man sieht. Im Gegensatz dazu war ich in Wüstengegenden z. B. Namibia wo man spürbar mehr Tiere sieht in Gebieten wo es steintrocken ist als bei unseren ausgeräumten Kulturwüsten.

    • bauerhans sagt

      „Bei meine stundenlangen Wanderungen in unserer Kulturlandschaft bin ich oft erschreckt, wie wenige Tiere man sieht.“

      bei meinen arbeiten aufem acker bin ich überrascht,wie viele tiere ich da treffe.

    • Dorfmensch sagt

      Hallo Thomas Vogt,

      der Flächenfraß ist doch all gegenwärtig und kann auch durch keinen Landwirtschaftskritiker geleugnet werden. Wenn nicht mehr genug Acker- und Grünland da ist, um die Menschen in den Städten zu ernähren, wird man auch in den Städten (Massenmenschenhaltung?) anders denken. An unserer Kulturlandschaft haben viele Generationen an Bauern gearbeitet. Deshalb ist da auch kein Urwald mehr.
      Ich persönlich wünsche mir Artenschutz auch für die Spezies Landwirt. Wollen Sie im Interesse der „Artenvielfalt“ auf die Ernährung der Menschen verzichten? Wenn man so ich regelmäßig im ländlichenRaum unterwegs ist, sieht man viele interessante Tiere und Pflanzen. Nach dem Beitrag der Stadtbevölkerung zu fragen, ist offensichtlich nicht erwünscht.

    • Na,
      du kannst doch Namibia nicht mit uns vergleichen, denn Namibia ist nicht so dicht besiedelt wie hier und durch die trockene Wüste kann man so einen intensiven Ackerbau wie hier gar nicht machen.
      In dem weiten Land ohne Intensivlandwirschaft sieht man die wilden Tiere doch viel eher als hier in der Waldreichen Gegend!

      Besonders auch wenn man einen sehr guten Safaribusfahrer oder -führer hat, der weiß, wo wann die passenden Tiere stehen!

      Brauchst du bei uns inzwischen auch einen Führer, der dir zeigt, wo und wann die Tiere zu sehen sind?

      0
  2. sonnenblume sagt

    Eine Frage an die Kollegen, kann jemand über eigene Erfahrungen zu Thema Mykorrhiza berichten?

    • Sabine sagt

      Würde mich auch interessieren. Im Labor und im Wald hat man ja inzwischen sehr viel über die Wechselwirkung zwischen Pflanze und Mykorrhiza gelernt. Ich hab leider nix über Süßgräser gefunden. Kreuzblüter- und Gänsefußgewächse sind wohl völlig uninteressiert an solchen Wirtschaftsgemeinschaften.

  3. Sabine sagt

    Die Frage bleibt, was machen wir? Nun, da ich nicht sehe wo sich meine Mitbürger demnächst über Wochen auf neu ausgewiesenen Baugebieten Protestlager aufbauen, um die Regenwürmer zu retten, bleiben eigentlich nur die kleinen Dinge, die am Ende vllt. was großes bewirken.
    Ich glaube ja immer noch, dass man den Leuten nur einreden muss, dass wildes Staudenbeet, eine Wildfruchthecke, Laub- und Komposthaufen irgendwie hip sind. Vllt. kann man das sogar soweit treiben, dass sich die Leute über Maulwurfshügel im Garten freuen. Ich freu mich jedes Mal wenn mein Maulwurf einen neuen Hügel errichtet, weiß ich doch, dass wenn er genügend Futter auf meiner Wiese findet, es um die Bodenfauna nicht soo schlecht bestellt sein kann.

  4. sonnenblume sagt

    Die Versiegelung der Landschaft wurde zur Diskussion gestellt. Welches Resümee kann man aus der Diskussionsrunde ziehen?

    • Häuser auf Stelzen bauen. Sonst zur Bauwerksgründung vorher mindestens Oberboden (Regenwürmer) ausheben. Dann haben wir auch nicht mehr diese ständigen Setzungen um viele Zentimeter und so viele Tote am Bau. Entwässerung bauen. Oberboden wiederverwenden. Warum ist man da nicht eher drauf gekommen?

  5. Klaus Flesch, wir Landwirte haben den Verbraucher niemals als dumm bezeichnet. Sie werden aber sicherlich nicht bestreiten können, dass vielen Verbrauchern der Bezug zur Landwirtschaft abhanden gekommen ist. Ein Problem sehe ich aber schon darin, dass eben dieser Verbraucher nun meint, sich durch eine schnelle Internetrecherche ein reales Bild von der Landwirtschaft verschaffen zu können. Sie haben ihren Beruf doch sicherlich auch jahrelang erlernt und sind nicht schnell über das Internet zum Fachmann geworden. Auch Landwirtschaft ist nicht einfach, und deshalb zweifeln wir eben manchmal durchaus an der fachlichen Qualifikation vieler Kritiker.

    • Regina Oswald sagt

      Die Kritik erfolgt aber mitnichten nur von Leuten, die von Landwirtschaft keine Ahnung haben.

  6. Regina Oswald sagt

    „von niemanden bemerkt läuft in der Natur ein Sterben von biblischem Ausmaß ab. Ein ökologisches Armageddon, ein Zusammenbruch des Ökosystems mit kaum absehbaren Folgen“

    Ist ja schon sehr frech, zu behaupten, dass das von niemandem bemerkt wird.

    Es ist seit Jahrzehnten bekannt und wird ganz klar so kommuniziert, dass die konventionelle Landwirtschaft mit Kunstdünger und Pestiziden und Humus-schädlichen Anbauweisen den Regenwurm in besorgniserregender Weise adezimiert.

    Es sind Bio-Landwirte, die darauf aufmerksam machen und Alternativen nennen.
    Allen voran z.B. Sepp Braun oder auch Bioland Bauer Franz Donderer, der für sein Engagement sogar den „Goldenen Regenwurm“ erhalten hat:
    https://biohofdonderer.wordpress.com/2016/02/10/auszeichnung-goldener-regenwurm-fuer-engagement-fuer-den-biolandbau/
    Zu Sepp Braun gibt es viele Links im Netz. Wen es interessiert, kann einfach nach Sepp Braun Regenwürmer suchen.
    Beispielhaft nur dieser Link:
    http://www.br.de/br-fernsehen/programmkalender/sendung-1430150.html
    Bauer Willi sollte vielleicht seinen Einsatz für Glyphosat noch mal überdenken.
    Gilt das doch als äußerst schädlich für die empfindlichen Regenwürmer:
    https://www.bund.net/umweltgifte/glyphosat/regenwuermer/
    http://www.br.de/br-fernsehen/programmkalender/sendung-1430150.html
    https://www.agrarheute.com/land-leben/studie-naehrstoffverluste-weniger-regenwuermer-glyphosat-510706

    Jetzt kommt vermutlich wieder das Argument, die tiefe Bodenbearbeitung im Bioanbau würde mehr Regenwürmer killen, als Glyphosat.
    Bevor ich mich zu Tode langweile, gehe ich lieber Schlafen.

    Schönen Sonntag noch allerseits…

  7. Heinrich Steggemann sagt

    Jeder Quadratmeter Boden, der versiegelt wird, ist langfristig für die Regenwürmer und das Bodenleben verloren. Viele Kommentare hier schweifen von diesem eigentlichen Thema ab. Dazu jetzt auch mein abschweifender Kommentar: Wenn eine Abnahme der Regenwürmer pro Quadratmeter Boden durch aktuelle Bewirtschaftungsformen vorliegt, besteht aber die Möglichkeit, durch drehen an vielen kleinen Schrauben, deren Anzahl wieder zu erhöhen. Dagegen ist die Versiegelung ein endgültiger Zustand.

  8. Friedrich sagt

    @Inga. Deutschland exportiert rd. 5 Mill. Getreide und importiert mit fallender Tendenz 3,5 Mill Tonnen Soya , weil immer mehr Rapsschrot und Soya aus Süddeutschland eingesetzt wird. Brasilien erntet 3 to/ha Soya aber nur 1 to/ha Weizen. Bei uns werden 7 – 10 to/ha Weizen und 3 – 4 to/ha Soya in Süddeutschland geerntet. Für die weltweite Arbeitsteilung und für die Weltbevölkerung bringt dies den größten Effekt. Auf grund der Inhaltsstoffe müßten wir für einen Hektar Soya zwei Hektar Erbsen oder Bohnen anbauen. Die Rechnung geht aber nicht auf.

    • bauerhans sagt

      „Auf grund der Inhaltsstoffe müßten wir für einen Hektar Soya zwei Hektar Erbsen oder Bohnen anbauen. Die Rechnung geht aber nicht auf.“

      im rahmen des programms „VIELFÄLTIGE FRUCHTFOLGEN“ müssen 10% der fläche mit leguminosen oder gemengen angebaut werden.
      das rechnet sich insofern,dass erbsen im gemenge mit hafer oder sommergerste sicher im anbau sind und auch problemlos geerntet werden können.
      dadurch lässt sich auch sojaschrot einsparen.

      • Jochen Böhrer sagt

        Das ist ein freiwilliges Programm, das in manchen Bundesländern angeboten wird. In Baden württemberg zählen Gemenge mit Getreide nicht dazu

  9. Alexander Borchert sagt

    Dieser maßlose Flächenverbrauch ist der größte Segen für das Wachstum in der Landwirtschaft. Die Bauern bekommen immer leichter Kredit, um das Wachstum zu finanzieren. Bei einer finanziellen Schieflage findet sich dann schnell ein Nichtlandwirt, eine Kommune oder eine Investgesellschaft, die das Land gewinnorientiert abkauft. Irgendwann kommt einer, der den Boden versiegelt. Mit jeder Stufe schwindet das Interesse am Regenwurm.

    • So ist es.
      Das Interesse an Regenwürmern, an Landwirtschaft und Bauern und ihrer Arbeit, Alexander

      Die Bevölkerung wird zunehmend verunsichert die Herstellung von Nahrungsmittel, weil zu wenig Interesse,
      aber dann wird dich mit den Bauern gleichgestellt, obwohl man keine Ahnung von seiner Arbeit hat, Alexander.
      Ja, das nenne ich respektlos.

      Was du in deinem Post oben meinst, das ist der Stoff wovon die Filme im BR sind, denn viele Geschichten erzählen vom Berg Bauernhof, der die Natur schützen will und einer Investmentfirma aus Berlin, die dort viel versiegeln will für einen großen Hotelpalast!

      Der Bergbauer weiß aber was dann mit den Bergen geschieht und wie das Klima reagiert.
      Dann ist es aus mit Skifahren und das Hotel bekommt auch keine Gäste mehr!

      So weit müssen Bauern denken, wenn sie die Umwelt verwalten.

      Die denken nicht nur weil sie rückständig sind oder heimatverbunden sind, sie denken weiter!

    • Gustav Wehner sagt

      ES scheint, dass der Herr Borchert die Klagen der Landwirtschaft über eine eine sehr restriktive Kreditvergabe an die Landwirte nicht gehört hat. Mit dem Problem schlagen sich die Kreditinstitute doch schon lange herum, seit die Basel eins,zwei, drei Abkommen mit den USA etc. das Kreditleben sehr schwer gemacht haben. Man holt sich doch keine Kunden mehr herein, die ein schlechtes Rating haben. Da wird genau sortiert. Also von wegen „Bauern kommen immer leichter Kredit“.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Bauern bekommen leicht einen Kredit, wenn sie Sicherheiten bieten können,
        Gastwirte zb. haben schlechtere Karten.
        Aber was genau wollten sie uns mit ihrer Post sagen?

    • bauerhans sagt

      bauern bekommen kredite übers grundbuch,stadtrandbauern profitieren von der versiegelung.
      wer land zum ackerlandpreis verkaufen muss,hat ganz „schlechte karten“.

  10. rebecca sagt

    Kaum ein Thema zeigt die Verlogenheit einiger schöner als das. Die Bauern als Bodeneigentümer könnten einfach nein sagen und ihr Land behalten.

    Außer bei einigen wichtigen Infrastrukturprojekten würde das funktionieren.

    Sie müssten dann allerdings auf den Profit aus der Wertsteigerung wenn Acker zu Bauland wird verzichten.

    • JimBob sagt

      @rebecca
      Ja, und? klingt so, als wenn Sie das Recht auf Eigentum und freien Willen abschaffen wollen.

      Ich weis nicht wie sie leben, aber auch Sie besitzen sicher was, was der Umwelt schadet und man Ihnen einfach wegnehmen könnte…. oder jemanden in Ihrem Verwandten- oder Bekanntenkreis?
      Ihren Eltern? da wo sie ausgezogen sind, ist sicher das Haus ihrer Eltern für ihre Eltern allein zu groß geworden.
      Raus mit Ihnen. Ab in eine Mietskaserne/Altersheim! ein paar qm für ein Bett und TV reichen. Essen gibts aus der Kantine.
      Da kann eine andere (Groß)Familie rein. und entschädigt werden sie auch nicht. Schließlich unterliegt das Haus, ihr Haus ja auch eine „Wertsteigerung“. Dann müssen Sie halt auch auf (ihren) Profit verzichten, wenn Sie das Recht auf Eigentum abschaffen wollen.
      Zum Wohle der Allgemeinheit.

      Ich glaube nicht, das sie das wollen.

    • Bauer Willi sagt

      Rebecca hat -wie immer – die einfache Lösung. Und gleich wieder die Keule gegen die Bauern rausgeholt – auch wie immer -. Danke für diesen wertvollen Beitrag, der uns alle wirklich weiterbringt (Ironie off)
      Bauer Willi

    • Ich seh das so sagt

      Ich weiß nicht wer da Verlogenheit an den Tag legt.
      Warum kann es nicht zu einem Eigentümerwechsel des Bodens an eine Kommune, eine Investgesellschaft, der Staat oder wen immer kommen, ohne daß dies über kurz oder lang zu einer Verbauung führt. Wenn es der Gesellschaft ein wirkliches Anliegen ist, daß Bodenfläche nicht durch Verbauung zerstört wird, spricht nichts dagegen dafür auch was zu tun.

      Nur mal so zu Nachdenken: Denkmalgeschützte Gebäude, deren Aufrechterhaltung und Instandhaltung sich die Vorbesitzer nicht mehr leisten können, wechseln auch die Besitzer – ohne den Vorwurf der Verkäufer sei verlogen. Der Käufer hat den Denkmalschutz aufrecht zu erhalten und kann die Immobilie trotzdem – meist nach intensivem Geldeinsatz – nutzbringenden Verwendungen zuführen. Ist eine Sanierung/Renovierung des denkmalgeschützten Gebäudes nicht notwendig, hat es üblicherweise einen ohnehin vielfach höheren Kaufpreis – auch ohne den Vorwurf der Verlogenheit.

      Grundflächen hingegen brauchen keinen Instandhaltungs- oder Wiederherstellungsaufwand. Warum soll diese Fläche daher nicht ebenso einen höheren Kaufpreisen haben und dennoch der Eigentümerwechsel für beide Seiten vorteilhaft sein.

      Ihre „verlogene“ Vorhaltung heißt doch nichts anderes, daß für die Unverbautheit des Bodens der Bauer solange zu sorgen und aufrecht zu erhalten hat, bis er sich das nicht mehr leisten kann. Ab dann ist ohnehin alles egal und die Gesellschaft kann den Boden ruhig zubetonieren. Aber verlogen ist dann plötzlich der Verkäufer. Doch ein wenig einfach ihr Weltbild.

      Kann es sein, daß „die Gesellschaft“ sich da eine Verlogenheit aufrecht erhält, weil sie könnte ja einfach „Nein“ sagen zur Verbauung, die Fläche unter Denkmalschutz oder Naturschutz stellen, dort Menschen beschäftigen, die Blumen pflanzen, Insekten zählen, Bienen züchten, oder für andere sinnstiftende Möglichkeiten die Flächen der Allgemeinheit zur Verfügung. Und so einen wertvollen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Ökosysteme leisten.

    • Jochen Böhrer sagt

      Was für ein dümmlicher Kommentar. Für kommunale Interessen wird enteignet. Da kann man ich nicht gegen den Verkauf wehren. Und bei 80% Pachtlandanteil heben 20% Bauland die wirtschaftlichen Folgen des Flächenverlustes nicht auf.

  11. Lieber Bauer Willi – Schön, dass SIE sich um das Regenwurmsterben Sorgen machen. Richtig, bei der Diskussion um das Insektensterben dürfen wir natürlich nicht vergessen, dass das nicht das einzige – meinetwegen – „ökologische Armageddon“ ist, das wir mal öffentlich diskutieren müssen.
    Was ich allerdings in Ihrem Beitrag vermisse, ist die Erwähnung der Landwirtschaft als EIN durchaus Wichtiger Verursacher für das Problem. Ich erinnere mich da an eine Studie der Universität für Bodenkunde der Universität Wien, die im Zusammenhang mit der Zulassungsverlängerung für Glyphosat mal wieder in den Blickpunkt gebracht werden sollte. Danach reduzieren die weltweit am häufigsten verwendete Herbizide mit dem Wirkstoff Glyphosat die Aktivität und Reproduktion von Regenwürmern und führen zu erhöhten Nitrat- und Phosphatwerten im Boden. In der zugehörigen Pressemeldung erfährt man auch Interessantes über die Methodik der Wissenschaftler: „Im Gegensatz zu anderen Studien, die die Wirkung von Herbiziden auf Nicht-Zielorganismen im Labor in Petrischalen untersucht haben, versuchten wir im Gewächshaus in sog. Mesokosmen die Voraussetzungen im Feld einigermaßen realistisch nachzubilden“, erklärt Mailin Gaupp-Berghausen, eine der BOKU-StudienautorInnen. „Das verwendete Unkrautvernichtungsmittel mit dem Hauptwirkstoff Glyphosat hatte in der vorgeschriebenen Dosis die Aktivität von tiefgrabenden Regenwürmern dramatisch reduziert, horizontalbohrende Regenwürmer brachten nur mehr halb so viele Nachkommen zur Welt als unter Nicht-Herbizid Bedingungen.“ – Das können Sie hier nachlesen:
    http://www.boku.ac.at/universitaetsleitung/rektorat/stabsstellen/oeffentlichkeitsarbeit/themen/presseaussendungen/presseaussendungen-2015/06082015-herbizid-mit-dramatischen-nebenwirkungen/

    Bauer Willi – Sie haben recht: „mit jedem Quadratmeter, der der Natur entzogen wird, sterben nicht nur die Regenwürmer. Es sterben auch Tausendfüßler, Kellerasseln, Drahtwürmer, Springschwänze, Schnecken, Spinnen, Insekten, Vögel, Hasen, Fasanen, denen die Nahrungsgrundlage entzogen wird. Und zwar für immer, denn man hat ihnen ihr Habitat, ihr Refugium, ihre Lebensgrundlage, ihre Heimat entzogen. Und nicht nur den zahlreichen Tieren, auch den Bauern.“
    Ich erlaube mir nur die Ergänzung: Das gilt dann wohl auch für diejenigen Bauern, die ihre eigene Lebensgrundlage mit zuviel Agrochemie zerstören.
    Mehr als 46 000 Tonnen Ackergift wurden in Deutschland im Jahr 2014 abgesetzt, gut 10 000 Tonnen mehr als 2006. Knapp 60 Prozent der Betriebe könnten ihren Pestizidverbrauch um durchschnittlich 42 Prozent senken – ohne Abstriche im Ertrag. Das lässt sich zumindest aus einem Beitrag der Sueddeutschen vom Anfang des Jahres folgern. http://www.sueddeutsche.de/wissen/landwirtschaft-viele-pestizide-sind-ueberfluessig-1.3398299
    Man kann ruhig mit dem Finger auf andere zeigen (eine großflächige Flächenversiegelung kann ja nicht bestritten werden), aber dabei sollte man dann keine Angst haben vor einem kritischen Blick in den Spiegel.

    • Bauer Willi sagt

      @Marzellus
      so langsam nähern wir uns an. Zu den diversen Studien will ich jetzt keine Stellung beziehen, ich weiß ja selbst oft selbst nicht mehr, welcher man glauben soll.
      Ja, wir Bauern können alle auf Agrarchemie verzichten. Sollten die Bio-Bauern dann auch noch machen, denn auch da wird gespritzt. Kupfer ist übrigens ein hervorragender Regenwurm-Killer, aber das nur am Rande.
      Ich mache mir hier auf dem Blog mit mittlerweile über 1.200 Artikeln sehr wohl Gedanken darüber, was wir Bauern anders und besser machen können. Schließlich bin ich seit 40 Jahren Ackerbauer (und dazu noch ein „Studierter“). Lesen Sie doch die über 1.200 Artikel schon mal durch, dann werden Sie ein anderes URTEIL über mich und meine Berufskollegen fällen. Nur mir den ein oder anderen Link um die Ohren zu hauen ist mir allerdings etwas zu dünn, da fordere ich dann doch schon etwas mehr Sachkompetenz, damit wir über den besten Weg streiten können. Was ich im Übrigen besonders gerne mache: sich streiten 🙂

      Jegliche Form der Landbewirtschaftung ist NICHT folgenlos! Die vielen guten bzw. gutgemeinten Ratschläge helfen mir also nur bedingt weiter. Ich komme mir vor wie der Bundestrainer, der als einziger keine Ahnung hat, wie man die Nationalmannschaft trainiert. 🙂 Verstehen Sie das? Sitze heute schon drei Stunden am PC und schreibe Kommentare. Meine Frau wird langsam sauer 🙁
      Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
      Bauer Willi

      • Nur damit wir uns nicht missverstehen. Es ist nicht so, dass ich mit „den Bauern“ ein Problem habe. Als eingeborener und kämpferischer Landbewohner (Rheinländer wie Sie) glaube ich schon, einen guten Blick auf die Probleme der Landwirte zu haben. Viele meiner Freunde sind praktizierende Landwirte und ich kann sogar sagen und belegen, dass ich mich an anderer Stelle sehr energisch für Bauern in meinem Umfeld einsetze. Ich kenne die Zwänge unter denen die Bauern wirtschaften und vieles von dem, was der Berufsgruppe auch zugemutet wird, halte ich nicht für gut.

        Ich habe auf die Landwirtschaft allerdings auch noch eine andere Perspektive. Als aktiver Hobbyimker und Autor (in diesem Punkt sind wir sogar Kollegen) sehe ich schon einige Zielkonflikte mit der Bienenhaltung und da stehe ich nicht alleine mit. Deshalb reagiere ich natürlich etwas empfindlich auf entsprechende Themen. Ich freue mich zu lesen, dass Sie keine Probleme mit „ihrem“ Imker haben. Aber ich kenne genügend Imker, die Probleme mit „ihren“ Bauern haben. Und da geht es meistens um Agrochemie, Wirtschaftsweisen, Ernteverfahren und Verlust an Artenvielfalt. Dabei müssten Bauern und Imker eigentlich doch „ziemlich beste Freunde“ sein, sind sie aber oft nicht. Und daran ist nach meiner Anschauung nicht unbedingt der Imker schuld.

        Auch ich hänge heute zuviel im Internet. Schönen Sonntag ebenfalls.

    • Heinrich Steggemann sagt

      Den grössten Anteil beim Zuwachs des Pflanzenschutzmittelabsatzes in Deutschland von rund 10 000 to haben die inerten Gase für den Vorratsschutz. Die inerten Gase kommen erst nach der Ernte zum Schutz des Erntegutes zum Einsatz und nicht auf den Acker.

      • Also Klaus,
        der Verbraucher hat wirklich keine Ahnung von der Landwirtschaft, was glaubt er was er ist, etwas besseres‘?, dass er uns reinreden und Vorschriften machen kann.
        Das machen wir bei denen und ihrem beruflichen Fachwissen auch nicht, weil wir davon keine Ahnung haben.

        Das ist gegenseitiger Respekt.
        Kennst sich Flow Food mit Acker- u. Pflanzenbau und Viehhaltung aus?
        Sind da auch entsprechende Agraringenieure angestellt?

        Bist du gar einer davon?
        Oder hast du auch Landwirtschaft zu Hause?

    • Herbert sagt

      @Marzellus In der von Ihnen zitierten BOKU-Studie zur Schädigung der Regenwürmer durch Glyphosat werden zwei Roundup-Produkte für die Anwendung im nicht-landwirtschaftlichen Bereich (=Hobby-Anwender) mit der „vorgeschriebenen Dosis“ für diesen Bereich verwendet.
      In der Studie werden Mesokosmen = Pflanzkübel mit 42cm Durchmesser verwendet. Wenn man die behandelte Fläche dieser Kübel mit der Aufwandmenge an Glyphosat in Relation setzt, ergibt sich eine Aufwandmenge von umgerechnet ca. 12,6 kg Wirkstoff Glyphosat je ha (=10000m²).
      In der Landwirtschaft sind maximal 5 Liter Fertigprodukt, das sind maximal 1,8 kg Wirkstoff je ha, zugelassen, tatsächlich werden oft nur 3 Liter je ha verwendet, das sind 1,08 kg Wirkstoff je ha. Zudem enthält eines der zwei Produkte nicht nur Glyphosat sondern auch noch Pelargonsäure als weiteren Wirkstoff. Man kann sich vielleicht vorstellen, daß eine mindestens siebenfach höhere Aufwandmenge auch höhere Nebenwirkungen entfaltet als die geprüfte zugelassene Anwendung in der Landwirtschaft.
      Soviel zu den „einigermaßen realistisch nachzubildenden Voraussetzungen im Feld“ zur Untersuchung auf Nicht-Zielorganismen.
      Und deshalb bin ich auch der Meinung, daß diese Mittel bei den sog. Hobby-Anwendern ohne Sachkunde nichts verloren haben, zumal dort empfohlene Auwandmengen oft als Mindestaufwandmengen interpretiert werden.

      • @Herbert Kann sein, dass die Versuchsanordnung für realistische Feldbedingungen nur eingeschränkt aussagekräftig ist, aber aussagekräftiger als Petrischalentests scheint mir das allemal zu sein. Das ist doch der Punkt um den es geht. Mit dieser Feststellung setzt sich BOKU Wien ja ausdrücklich von der Generallinie zum Nachweis von Faunenschädlichkeit ab. Die logische Konsequenz wäre ja, vor der Zulassung von Bioziden entsprechende Felduntersuchungen unter realistischen Bedingungen einzufordern. Das verstehe ich unter Vorsorgeprinzip. Aber das scheint mir ja nicht konsequent eingehalten zu sein.

        Lass es mich mal übertragen auf die Diskussion im Zusammenhang mit Honigbienen. Da gibt es auch eine Menge Untersuchungen von Bienenwissenschaftlern, die den in der Landwirtschaft üblichen Pflanzenschutzmitteln eine Schädigung auf „sublethaler“ Ebene attestiert, z.B. Orientierungsverlust von Flugbienen, herabgesetzte Fertilität u.s.w. . Dennoch sind die in Frage stehenden Wirkstoffe laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit fast durch die Bank als nicht bienengefährlich (B4) eingestuft. Da stimmt doch was nicht!

        Ich denke, wenn man in der causa Regenwurmsterben der Wirkung von Bioziden unter realistischen Feldbedingungen auf den Grund gehen würde, da käme sicher nicht viel Schmeichelhaftes über die Agrochemie heraus.

          • Herbert sagt

            Natürlich müssen die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf die Umwelt objektiv überprüft werden. Da heutzutage aber jeder zu jedem Thema irgendeine Studie präsentieren kann, sollte man sich schon, wenn es sachlich zugehen soll, die Mühe machen, und prüfen, von wem und mit welcher Zielsetzung diese angefertigt wurde. Nicht selten werden auch methodische Fehler gemacht, ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt sei dahingestellt.
            Bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland gehe ich schon von wissenschaftlich fundierter Bearbeitung aus, zumal nicht nur das Landwirtschaftsministerium, sondern auch das Umweltministerium und das Umweltbundesamt damit befasst sind.
            Leider kann in Dutschland aber nicht mehr sachlich und wissenschaftlich fundiert über diese Dinge diskutiert werden, weil das Diskussionsklima durch Politiker bestimmter Richtungen und zuviel Meinungsjournalismus vergiftet ist.
            Was die Bienen angeht, bin ich kein Experte, ich kenne aber einige Imker und ich kenne auch viele Landwirte. Wie man hier im Blog auch feststellen kann schieben eben manche Landwirte ebenso wie manche Verbraucher gerne die Verantwortung für zweifellos bestehende Mißstände zunächst mal auf die jeweils andere Partei ab. Und im Verhältnis zwischen Landwirten und Imkern wir des wohl leider nicht anders sein.

        • „… eine Menge Untersuchungen von Bienenwissenschaftlern, die den in der Landwirtschaft üblichen Pflanzenschutzmitteln eine Schädigung auf „sublethaler“ Ebene attestiert, z.B. Orientierungsverlust von Flugbienen, herabgesetzte Fertilität u.s.w…“ , Genau, und all diese „Studien“ sind nach dem selben Muster gestrickt wie die von Ihnen zitierte Würmerstudie. Die Einstufung in B4 ist ja nicht willkürlich, sondern in der Tat als Ergebnis von BELASTBAREN und seriösen Untersuchungen. Zu erkennen ist dies letzlich auch daran, dass z.B. B4 Mittel in Kombination ausgebracht durchaus in B2 eingestuft werden.

    • Hier eine Bewertung der Mailin Gaupp-Berghausen et al. 2015 Studie:
      Folgende Punkte reduzieren aus Sicht der Risikoabschätzung die Aussagekraft der Studien und der
      beobachteten Effekte:
      Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
      Spargelfeldstraße 191 l
      1220 Wien l
      ÖSTERREICH
      l http://www.ages.at
      DVR: 0014541 l

      •Während es für standardisierte Studien klare Vorgaben für den Versuchsaufbau gibt, um geeignete Bedingungen zu schaffen und entsprechende Ergebnisse für die Kontrollgruppen zu
      erzielen, wurde in der vorliegenden Studie nicht gezeigt, dass angemessene Bedingungen für
      Regenwürmer vorhanden waren.
      •Es wurden keine Mindestkriterien für die Kontrollgruppen z.B. durch den Vergleich mit Daten aus vorhandener Literatur festgelegt. Ein Hinweis auf möglicher Weise unvorteilhafte Bedingungen
      zeigt sich an der Reproduktionsleistung von
      L. terrestris, wo nur in 2 von 6 Kontrollmesokosmen
      Kokons gefunden werden konnten. Einheitliche und optimale Bedingungen helfen die Variabilität zu minimieren und damit die Aussa
      gekraft der Studie zu erhöhen.
      •Weiter fehlen detaillierte Angaben zum Licht
      – und Bewässerungsregime. Konstantes Licht zwingt Regenwürmer eher in den Boden. In länger dauernden Studien wird daher oft ein Lichtregime von 16 Stunden hell zu 8 Stunden dunkel gewählt.
      •Keine Aussage wurde gefunden, ob nur synchronisierte Regenwürmer für den Test verwendet wurden. Das Einsetzen von Tieren in unterschiedlichen Stadien (juvenil, adult) hatte möglicher Weise einen Einfluss auf die beobachtete Reproduktion in den einz
      elnen Mesokosmen.
      •Das Fehlen einer Kontrollgruppe mit abgestorbenen Pflanzenmaterial (z.B. durch manuelles Abmähen) ohne Herbizidanwendung, sowie einer Kontrolle ohne Bepflanzung erschwert die
      Interpretation hinsichtlich einer Differenzierung zwischen mögl
      ichen direkten und indirekten
      Effekten.
      •Das ungewöhnliche Anwendungsmuster von 3 Roundup Anwendungen mit der hohenAufwandmenge
      von insgesamt 12,
      68 kg Glyphosat/ha sowie die Tatsache, dass mit Roundup Speed Pelargonsäure als zusätzlicher Wirkstoff appliziert wurde, reduzieren die Aussagekraft der
      Studie hinsichtlich der tatsächlichen Auswirkungen von Glyphosat bei Einhaltung der Anwendungsbestimmungen

      • Interessant, was einem da alles untergejubelt wird. Die vielzitierte Würmerstudie stammt von der östereichischen BOKU. Informiert man sich ein bischen mehr über BOKU, stößt man auf interessante Dinge, so soll BOKU einen gewissen Hang zum Esoterischen haben und: Master- und Diplomarbeiten befassen sich beispielsweise mit Radiästhesie und Wünschelrutengehen

        • @Marc „Informiert man sich ein bischen mehr über BOKU, stößt man auf interessante Dinge, so soll BOKU einen gewissen Hang zum Esoterischen haben“ Und hier verlassen wir dann den Boden einer sachlichen Diskussion. Die Universität für Bodenkunde Wien ist eine renommierte und traditionsreiche Forschungs und Bildungseinrichtung mit einer eindrucksvollen Laureatenliste: Hier wurden auch eine Reihe österreichischer Landwirtschaftsminister und Wissenschaftsminister ausgebildet, darunter der amtierende Andrä Rupprechter. Vielleicht macht das ja einen Unterschied zu Christian Schmidt, der ein Volljurist ist ohne echte fachliche Kompetenz. Erklärt das ja auch seinen skandalösen Alleingang beim Glyphosatverfahren.

          Wenn man eine renommierte Universität in die Nähe der Esoterik rückt, dann ist das genauso entlarvend wie das was der Glyphosatlobbyist Patrick Moore zum Thema beigetragen hat.

          https://imkermagazin.wordpress.com/2016/12/31/das-beste-kommt-zum-schluss-oder-das-allerletzte-zum-jahreswechsel/

          • Oh, ich habe den Hinweis bei der Recherche über BOKU gefunden. Danach bin ich auf die homepage von BOKU und habe mir diverse Videos u.a. von Verabschiedungen ehemaliger Profs. angeschaut, daraufhin war für mich der Hinweis bestätigt.
            Den link kenne ich, seriöse Interviews gehen anders. Wenn Moore schnell geschaltet hätte, wäre der Schuss möglicher Weise nach hinten losgegangen. Preessigsäure ist ein hochgeschätztes und nützliches Desinfektionsmittel, gegen das wahrscheinlich niemand etwas einzuwenden hat. Ich hätte dem Journalisten das Angebot gemacht, 0,25l Preessigsäure gegen 0,25l Glyphosat, der Journalist darf anfangen… ….

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            >>Erklärt das ja auch seinen skandalösen Alleingang beim Glyphosatverfahren.<<

            Wie Politik geht, das ist ihnen etwas fremd.

      • @Marc Unter Anbetracht der festgestellten Unsicherheiten der Studie ist eine direkte „Berücksichtigung auf Basis einer quantifizierten Aussage der Studie im Rahmen eines Bewertungsverfahrens eher nicht möglich. ES IST ABER AUCH FESTZUHALTEN, DASS DEFINITIV EFFEKTE AUF REGENWÜRMER FESTGESTELLT WURDEN. (Großbuchstaben von mir, damit man das nicht geflissentlich überliest) Eindeutige und ausschließliche Zusammenhänge zwischen den beobachteten Effekten und Glyphosat können auf Basis der Studie nicht festgestellt werden. Bei vermehrten Hinweisen, dass direkte Effekte auf Glyphosat zurückzuführen sind, könnten weitere Studien (z.B. Feldstudien) zur Risikobewertung von Glyphosat beitragen. “

        Auch diese Aussagen stehen in der Bewertung von AGES-Österreich. Das heißt für mich, dass die Forschungslage bezüglich Auswirkungen auf Regenwürmer offensichtlich NOCH recht dünn ist, sonst nichts.

        Man wird mir wohl zugestehen, dass Unsicherheiten und Zweifel allein noch nicht begründen dass Regenwürmer nicht geschädigt werden. Dass man definitiv keine Feldstudien zu dieser Problematik hat, geht ja auch aus dieser Bewertung hervor.

        Und hier wäre dann nach dem Vorsorgeprinzip zu entscheiden und nicht etwa nach Gusto von Landwirtschaftsminister Schmidt. Österreich hat ja bekanntlich gegen Glyphosatzulassungsverlängerung entschieden. Die werden wohl ihre Gründe gehabt haben. Der Regenwurm hat da wohl weniger eine Rolle gespielt, sondern eher eine andere Einschätzung des Gefährdungspotenzials des Herbizids.

        • Stadtmensch sagt

          Trotzdem: Eine „Medikamentenprüfung“ sollte immer im Vergleich mit einer Kontrollgruppe (die keinen Wirkstoff erhält) erfolgen. Einfach um die Beeinflussung durch den Versuchsaufbau zu minimieren. Sollte dieser Punkt bei der Untersuchung wirklich gefehlt haben, ist das Ergebnis nicht besonders aussagekräftig. Der Zeitfaktor spielt sicher auch eine Rolle.

          Und bei aller Wissenschaft: Die Wahrheit ist auf dem Feld…

        • … Vorsorgeprinzip … nach dem Gusto Vorsorgeprinzip lässt sich alles rechtfertigen. Täglich verunglücken Kinder auf dem Schulweg. Aus Vorsorge schicke ich ab morgen meine Tochter nicht mehr zur Schule!?!
          Natürlich sind Regenwürmer wichtig und es gilt hier ein wachsames Auge darauf zu haben. Aber Gyphosat ist ja nicht neu, sondern wird seit 40! Jahren eingesetzt. Praktiker, welche Minimalbodenbearbeitung favorisieren (zu denen zähle ich mich ausdrücklich nicht) setzen systembedingt überdurchschnittlich viel Glyphosat ein und behaupten, der Regenwurmbesatz bei ihnen sei höher als bei anderen Verfahren. Selbst wenn der Besatz nur gleich wäre, kann man daraus schliessen, dass Glyphosat keinen Einfluss auf den Regenwurmbesatz hat.

  12. Friedrich sagt

    1. Lest heute mal die Welt am Sonntag. Thema Glyphosat – Hier wird das ganze mal aus meiner Sicht versucht sachlich zu bearbeiten. Sehr gut
    2. Ein Golfplatz hat immer eine negative Klimabilanz. Das weis jeder , der sich mit den ….Berechnungsgrundlagen befaßt hat.
    3. Bodenlebewesen lieben organische Substanz, also Mist , Gülle, Klärschlamm, Kompost usw.. Wenn Regenwürmer diesen „Dreck“ fressen ist über die Verdauung aus Nährhumus dann Dauerhumus geworden. Ohne Regenwürmer wird es keine Bodenverbesserung geben.
    Diese Tiere sind die wichtigsten Helfer des Bauern. Nur durch die Regenwürmer wird der Boden immer ertragreicher. Deshalb ist die zugeführte organische Substanz , sprich Tierhaltung, sehr wichtig. Ohne diese Simbiose könnte die Erde garnicht soviele Menschen ernähren.Nur mit Mineraldünger ist das nicht zu machen. Das ist immer nur eine Ergänzung wenn man es „Nachhaltig“ sieht.
    4. Ob Permakultur o.ä. sind nicht in Lage diese Massen an Nahrungsmitteln zu diesem vom Acker erstellten Preis zu liefern.
    5. Es ist immer eine Frage des Erstellungspreises wieviel Nahrungsmittel erzeugt werden.
    Für 10 Euro/dt war die Lage anders als heute für rd. 15 Euro/dt Getreide. Vor dreißig Jahren war Rußland eine Getreideimportland , heute werden über 30 Mill. Tonnen exportiert. Die haben dort noch ohne Ende ungenutzte Agrarflächen , die nur auf höhere
    Getreidepreise warten , um in Produktion genommen zu werden. Von Ertragssteigerung wollen wir da noch nicht einmal reden.

  13. Social Media sind nicht dafür gemacht, komplexe Zusammenhänge zu transportieren. Das Mittel der Kommunikation ist die Vereinfachung.

    Die gesamte Plastik- und Kunststoffproduktion wird auf die Plastiktüte reduziert, sodass der Eindruck entsteht, das Problem der Plastikvermüllung ist gelöst, wenn die Plastiktüte wahlweise durch wiederverwendbare Körbe und Taschen bzw. Bio-Plastik ersetzt wird.

    Der Einsatz von Pestiziden und Herbiziden wird auf Glyphosat reduziert, sodass der Eindruck entsteht, wenn man Glyphosat verbietet, wäre die Landwirtschaft im Einklang mit der Natur.

    Unsere ganze auf fossilen Brennstoffen beruhende Lebensweise wird auf den CO2-Ausstoß reduziert, sodass der Social Media Freak glaubt, wenn der CO2-Ausstoß gesenkt wird, ist die Welt gerettet.

    Solche Vereinfachungen haben den Vorteil, dass die eigene Lebensweise dabei nicht in Frage gestellt wird. Zudem ist es leicht, durch weitere Vereinfachung einen Verursacher zu identifizieren.

    Plastiktüten: Verursacher ist der Einzelhandel, der dem Verbraucher die Plastiktüte förmlich aufdrängt.
    Glyphosat: Monsanto und die konventionelle LW
    CO2: Kohlekraftwerke und China

    Am Insektensterben ist Glyphosat schuld und am Glyphosat Monsanto und die konventionelle LW. So einfach ist das mit den vereinfachten Wahrheiten.

    Dass das Würmersterben ausschließlich durch Flächenversiegelung verursacht wird, ist auch so eine vereinfachte Wahrheit.

    Vereinfachte Wahrheiten mit anderen vereinfachten Wahrheiten zu kontern, schafft eine Scheinkomplexität, die die Teilnehmer von Social Media beschäftigt, ohne dass irgendjemand etwas an seiner eigenen Lebensweise ändern muss. Zu eben diesem Zweck wurde das Internet erfunden. Und deshalb fahren alle darauf ab.

    • Bauer Willi sagt

      Mein Lieblingsspruch: „Einfache Lügen haben es leichter als komplizierte Wahrheiten“ Und wir Bauern kommen mit den komplizierten Wahrheiten in den Medien einfach nicht durch. Trotzdem bleiben sie wahr…

      • Die komplizierten Wahrheiten der Bauern scheinen mir manchmal doch auch ziemlich einseitig zu sein. Ich begreife bspw. folgendes nicht:

        1970 betrug der Ertrag pro Hektar bei allen wichtigen Nahrungsmitteln ungefähr die Hälfte. Trotzdem wurden davon 79 Millionen Menschen satt. Da habe ich auch schon dazu gehört und ich habe nicht gehungert. Und auch niemand, den ich kenne.

        In den beiden Artikeln 100% Bio hier auf dem Blog behauptest Du, Bio-LW bringt ungefähr die Hälfte des Ertrags wie die konventionelle LW. Bei 100% Umstellung auf Bio müsste man bei Getreide 51%, bei Kartoffeln 63%, bei Milch 34% usw. usw. importieren. Ich habe mir das extra alles rausgeschrieben.

        Da komme ich also zu dem Schluss, dass zwei Millionen Menschen fast so viel essen wie 79 Millionen. Denn heute sind wir 81 Millionen.
        Das ist dann wohl auch so ein vereinfachter Schluss.

        Oder wurde seit 1970 die Hälfte aller landwirtschaftlichen Flächen versiegelt?

        War die Industrialisierung der LW tatsächlich notwendig, um die 2 Millionen Menschen mehr, die wir heute sind, zu ernähren?

        • Was wäre denn die Alternative gewesen? Deutschland komplett abschotten und die Intensität der Landwirtschaft an dem Bedarf seiner Bevölkerung auszurichten??

          • Bingo! Es ist sinnvoll, die Intensität der LW am Bedarf der Bevölkerung auszurichten. Woran denn sonst?

            Wenn Deutschland mehr landwirtschaftliche Erzeugnisse importiert als exportiert, was ja der Fall ist, stimmt es ja auch gar nicht, dass deutsche Bauern den Hunger in der Welt mindern. Das Gegenteil ist der Fall. Wir fressen den Leuten in den Entwicklungsländern landwirtschaftliche Erzeugnisse im Wert von rund 10 Milliarden jährlich (2016) weg.

            Dann kommt das Blabla von den höherwertigen Erzeugnissen, die exportiert werden wie Fleisch. Dieses Fleisch könnte jedoch auch in den Ländern erzeugt werden, wo das Tierfutter wächst. Das würde dort nicht nur Arbeitsplätze, sondern Wohlstand schaffen. Das Fleisch über den Umweg Deutschland zu produzieren, wo eh schon viel zu viel Fleisch produziert wird, ist in vielerlei Hinsicht, vor allem auch, was die Energiebilanz angeht, ein absoluter Flop.

            Die EU importiert jährlich 35-40 Millionen Tonnen Soja und exportiert 30 Millionen Tonnen Getreide. Und verkauft das als wertvollen Beitrag zur Welternährung. Das ist eben schon einseitig, diese Art von Wahrheit!

            • Manchmal verstehe ich Ihre Logik nicht ganz. Helfen Sie mir. Wenn deutsche Bauern den Hunger in der Welt nicht mindern, wäre es dann besser, sie würden ihre Produktion einstellen um den Hunger in der Welt zu mindern?

            • Schmeckt gut sagt

              Und wie kann man Einfluß auf den LEH ausüben. Hier herscht ja wohl Kapitalismus pur. Sehr kompliziert die ganze Lage 😉

            • Die deutschen Bauern rechtfertigen ihre Überproduktion gern mit dem altruistisch klingenden Argument, den Hunger in der Welt zu mindern. Dieses Argument nehme ich den deutschen Bauern aber nicht mehr ab. Die Import- und Exportzahlen sagen was anderes.

              Es gibt keine überzeugenden Argumente für sinnlose Überproduktion.

              Wenn die deutschen Bauern den Hunger in der Welt wirklich mindern wollten, würden sie dafür sorgen, das mit dem in Brasilien geernteten Soja brasilianische Schweine gemästet werden. Das wäre effektiver, als das Soja nach Deutschland zu importieren und deutsche Schweine damit zu mästen. Hier hat auch ohne diese mit brasilianischem Soja gefütterten Schweine niemand Hunger.

              Die deutschen Bauern können also damit aufhören, sich mit einem falschen Altruismus zu schmücken. Es geht ihnen um ihre eigene Haut. Das wollte ich damit sagen.

            • Schmeckt gut sagt

              Dann jetzt nochmal meine Frage von der anderen Seite. Wie schaffen wir es, dass der LEH in die Lage versetzt wird, bundesweit regional/saisonal Lebensmittel anzubieten. Und zwar so, dass die Höfe auch von dem Erlös leben können. Im Moment gibt es im LEH das alleinige Streben nach größer, höher, weiter, profitabler (die geringe Marge ist auch ein Problem und selbstgemacht). Wir merken es direkt und schmerzhaft am zu erzielenden Preis. Den Zentralismus der Ketten brauche ich ja nicht zu erwähnen. Der zentrale Einkauf wird aber sicherlich in den nächsten Jahren einen noch stärkeren Druck ausüben und auch den Anteil Importlebensmittel deutlich steigern. So, jetzt gelingt mir auch die Kurve zum eigentlichen Thema. Durch die Stärke des LEH und die Konkurrenzsituation werden zu viele neue Kapazitäten an Märkten auf der grünen Wiese geschaffen. Nicht gut für die Regenwürmer und auch fraglich für die gerechte Verteilung von Kaufkraft in den Gemeinden.

            • Wenn die fossilen Brennstoffe ausgehen, wird Benzin und damit der Transport so teuer, dass sich die regional/saisonale Versorgung wieder lohnt. Ich glaube nicht, dass das jetzige Transportsystem durch Elektrifizierung aufrecht erhalten werden kann. Das Problem aussitzen, dürfte das Einfachste sein.

            • Die Bauern schmücken sich weder mit falschem noch mit richtigem Altruismus, die wissen gar nicht was das ist, wobei ich denk das weiss niemand so richtig….
              Natürlich könnte man die Schweine auch in Brasilien füttern, man müsste dazu nur das dafür benötigte Getreide von Europa nach Brasilien karren. Und die Ferkel eben auch. Es sei denn die würden auch noch die Ferkel selbst produzieren, aber dazu müssten sie noch die erforderlichen Muttersauen züchten ein paar männnliche gehören dann auch noch dazu, sowie noch etwas know hau. Transort des Schweinfleisches dann mit Flugzeugen, da sechs Wochen Schiffsreise nicht so toll ist für SF. Also, vielleicht doch nicht ganz so einfach. Ob es den Bauern um ihre eigene Haut geht oder um sonst was, das interssiert die internationale Agrarmärkte nicht. Wenn die brasilianischen Bauern wettbewerbsfähig Schweinefleisch produzieren können, werden sie das tun, genauso wie die Argentinischen Bauern Rindfleisch produzieren und nach Europa verschiffen. Und die Verbraucher in Europa sind glücklich, da das argentinische Rind auf endlosen Steppen weidet, von berittenen Gauchos behütet werden und damit glücklich und auf höchstem Tierwohlniveau aufwachsen.

            • Schmeckt gut sagt

              @fingerphilosoph. Nachvollziehbare Thesen. So kann es kommen. Die Techniker waren aber schon immer erfinderisch, allerdings ist die Herausforderung für dann sicherlich über 10 Mrd Menschen ungleich größer.

            • bauerhans sagt

              „Wenn die fossilen Brennstoffe ausgehen…..“

              wird wasserstoff sicherlich eine grosse rolle spielen!
              soweit ich weiss,funktioniert nur die speicherung noch nicht zufriedenstellend.

            • Paulus sagt

              @fingerphilosoph
              „Wir fressen den Leuten in den Entwicklungsländern landwirtschaftliche Erzeugnisse im Wert von rund 10 Milliarden jährlich (2016) weg.“

              Zu den landwirtschaftlichen Erzeugnissen der 3. Welt zählen z.B. auch Rosen aus Kenia, Baumwolle und Tropenholz. Also, ich fresse diese Produkte nicht so gerne.
              Und mit deren Kaffe den wir importieren bekommt man auch dort niemand satt, jedenfalls nicht so richtig.
              Auch die Ernährung mit Palmöl wäre auf die Dauer suboptimal …

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              >>Wenn die brasilianischen Bauern wettbewerbsfähig Schweinefleisch produzieren können, werden sie das tun, genauso wie die Argentinischen Bauern Rindfleisch produzieren und nach Europa verschiffen. Und die Verbraucher in Europa sind glücklich, da das argentinische Rind auf endlosen Steppen weidet, von berittenen Gauchos behütet werden und damit glücklich und auf höchstem Tierwohlniveau aufwachsen.<<
              @ Mark

              https://www.travelbook.de/weltspeisen/masse-statt-klasse-die-bittere-wahrheit-ueber-argentinisches-rindfleisch

              http://www.taz.de/!5032134/

              https://diepresse.com/home/leben/ausgehen/743222/Steak_Den-Dreck-duerfen-die-Argentinier-essen

        • „War die Industrialisierung der LW tatsächlich notwendig, um die 2 Millionen Menschen mehr, die wir heute sind, zu ernähren?“

          Nun, vorher hatte jede Familie einen Garten und eventuell eine Kuh o. Ziege und Schwein im Stall.
          Die Frau mußte zu Hause bleiben und die Kleinlandwirtschaft mit 2 oder 3 Tieren und 1-2 Acker Land mit Hilfe ihren Eltern oder Schwiegereltern zu bewirtschaften. Die hatten immer genügend Essen zu Hause, auch durch den Krieg hinweg!

          Aber in der Stadt rief die Industrie, sie brauchte Frauen und Ausländer.

          Wenn die Frauen den ganzen Tag in der Fabrik stehen, dann hatten sie für die kleine Landwirtschaft keine Zeit und für den Gemüsegarten auch nicht.

          Die Autohäuser usw. riefen aber nach Arbeiterinnen für die vielen Arbeitsplätze in ihren Konzern.

          Also mußten Lebensmittel so billig werden, dass sich der eigene Garten und das eigene Mastschwein im Stall nicht mehr lohnte.

          Die Landwirtschaftliche Arbeit konnte konzentriert und intensiviert werden.
          Der Massenanbau fing an, das konnte man nur mit großen Maschinen (als technische Hilfsmittel, es gab auch biologische und chemische) schaffen.

          Es wurde auf gestallt.
          Massentierhaltung fing an.

          Vielleicht stammt deine Familie ja auch aus so einen Kleinbetrieb, Fingerphilosoph, und?
          Und diese Doppelverdiener haben dann natürlich auch gebaut, in den 60igern war ja ein richtiger Bauboom, viele große Flächen wurden besiegelt. In den 50igern bestimmt auch schon, denn da mußten ja Häuser für die Geflüchteten aus den dt. Ostgebieten gebaut werden.
          Sie waren auch gesuchte Arbeitnehmer für die Industrie!
          Die Nahrungsmittel reichten für alle und sie waren so billig, dass keine Gärten mehr bebaut wurden. Man arbeitete liebe am Bruttosozialprodukt!

          Bist froh, dass es deiner Familie nun besser geht, oder?
          Aber dafür hat sie/man keinen Bezug mehr Acker-und Gartenbau!
          Und von Tierhaltung auch nicht, oder?

          Und wenn man generationenlang von eigenen Bauernhof, egal groß oder klein, weg ist, dann darf man nicht meckern, sondern nur fragen, wie das auch Ingrid Normalverbraucherin
          weiter oben gemacht hat.

        • Das Hungern war ja schon 1955 vorbei, der war aber nur weil es Nachkriegszeit war und unzählige Leute aus den Ostgebieten kamen, die wollten auch satt werden.
          Ich denke vor dem Krieg hatte auch keiner gehungert, na ja da waren ja die Ackergrundstücke aus den Ostgebieten auch noch zu beernten für die gleiche Anzahl von Menschen.

          Weiter kann man das auch nicht einfach so vergleichen wie Hitler und seinen Mannen das bei der autarken Bewirtschaftung gemacht haben.

          Es herrscht doch bei uns viel Außenhandel und wenn unserer Industriegüter von Ausland abgenommen werden, dann müssen wir von denen eben Lebensmittel kaufen.

          Dadurch das Ungleichgewicht mit zu viel Eiweiß (Soja aus dem Ausland) und den Zuviel an stickstoffhaltiger Gülle auf unseren Feldern.

          Ja, uns seit 1970 wurde auch viel gebaut, denk nur an die vielen Discountern auf den Grünen Wiesen. Wohngebiete sind da auch erschlossen worden.
          Von Flugplätzen und Autobahnen nicht zu schweigen.
          Vielleicht findet jemand hier genauere Zahlen!

          Aber es wurde auch geforscht an Ertragserhöhung und anderer Agrartechniken.
          Das erhöhte auch den Ernteerlös!

          Die Wirtschaft mußte ja brummen und die Nahrungsmittel billig bleiben, damit die Leute mehr konsumieren und in den Urlaub fahren konnten.

          Wenn aber <alle so 1 – 2 Flächen hätten und ihre Milch und Fleisch selber umweltfreundlich erwirtschaften würden, wie vielleicht Deine Familie vor x Generationen, dann bräuchten wir keinen Umweltschutz.

          Aber ob wir alle satt werden würden, ist die Frage!

  14. bauerhans sagt

    vor jahren wurde hier auf fruchtbarem 90er boden der erste ALDI neu errichtet.
    heute schimpft ein verbandsvorsitzender,der davon profitiert, permanent über flächenversiegelung.

  15. Zenzi sagt

    Soll der heutige Beitrag Satire sein?
    Welche ernstzunehmenden Studien gibt es denn zum Massensterben der Würmer?
    Sollte sich ernsthaft eine eurer Lieblingsfeinde von den NGO`s rauswagen und über Zusammenhänge von wasserschädlichen Totalherbiziden, Bodenverdichtung -Versiegelung und dem eventuellen Rückgang von Regenwürmern berichten?
    So verschieden die Böden so unterschiedlich das Vorkommen der „Bodenhilfsorganismen“. Persönliche Beobachtungen helfen da wahrscheinlich wenig weiter, wie etwa: Bei mir gibt es genügend Regenwürmer. Mein Kompost ist bei meinem Kaffeverbrauch ein wahre Oase für Regenwürmer.

    • Bauer Willi sagt

      @Zenzi
      nein, keine Satire. Du willst Straßen, ein Eigenheim, einen neuen Flugplatz in Berlin und deshalb ist das Thema für Dich unbequem. Das zeigt Dein Kommentar sehr deutlich. Und wozu braucht man Studien, wenn jeder weiß, dass unter Beton und Asphalt keine Regenwürmer leben können?
      Bauer Willi

  16. Friedrich sagt

    In einem Hektar Ackerboden (10.000 m2) sind rd. 15 Tonnen Kleinlebewesen vorhanden.
    Als Faustzahl kann man sich gut merken : Alles was an Früchten oberhalb der Erde zu sehen ist , gibt es an Lebewesen unter der Erde. Je mehr Lebewesen im Boden , desto höher der Ertrag.
    Leider wollen alle Bauherren nur auf jungfräulichen Boden bauen. Keiner will in ehemaligen Gewerbe/Industrie/Wohngebieten bauen, wegen evtl. Altlasten . Es ist schon komisch , daß auf der einen Seite „die Bauern alles vergiften“ , auf der anderen Seite alle auf diesem „jungfräulichen Boden“ bauen wollen. Das kann natürlich nicht so weiter gehen , da immer mehr Bau/Gewerbegebiete zu Brachen werden. So liegen immer mehr Flächen in den Städten ungenutzt und von Schadstoffen gesäubert herum. Hier ist die Politik gefordert diesem Treiben einhalt zu bieten. Jedes Stück Land wird für die Ernährung der Menschen auf der Welt gebraucht .Es ist unverantwortlich so verschwenderisch damit umzugehen. Die selben Politiker erzählen uns was von „Nachhaltigkeit“ und Decarbonisierung“. Bei der Augenwischerei wird das nie etwas. Bei dem aktuellen Versuch eine Regierung zu bilden sind alle Parteien nur dahinter her ordentlich Mrd. Euro , die zur Neuverschuldung führen, heraus zu schlagen.Aus Sicht der Nachhaltigkeit hat hier“ keine Partei den Schuß“ gehört.

    • das liegt an der Nachhaltigkeit des Nachdenkens, Friedrich,

      und wenn das die Politiker auch tun???
      Warum wissen sie nicht, dass es Boden auch nützliche Lebewesen gibt?

      Wird heutzutage nur noch auf Populismus gehört?
      Einer schreit vor, die anderen hinterher, weil es so viel Spaß macht?
      Das schwächt die wahren Fachleute in diesem (für Populisten unspektakulärem) Wissensgebiet!

    • „Jedes Stück Land wird für die Ernährung der Menschen auf der Welt gebraucht.“

      Das ist mal wirklich zynisch. Auf deutschem Boden werden doch die produzierten und importierten Stärke- und Proteinnährwerte vernichtet, sagen wir: reduziert auf weniger Nährwert mit nur Protein. Dabei essen die Deutschen deutlich zu viel Protein und sind definitv zu fett. Leider leben sie kürzer und –
      was es auch für Gesundheitsbewusste teuer macht – kränker als ihnen ihr Wohlstand erlauben würde.

      S. u.a. Nationale Verzehrsstudie des MRI/BMEL.

      Schönen Sonntag!

      • Natürlich wird jedes Stück Land gebraucht, stell dir vor, wir bekommen kein Soja mehr aus Südamerika,
        dann müssen wir wieder Ackerbohnen oder Erbsen anbauen um bei der gleichen Fleischqualität der Schlachttiere zu bleiben!

        Ich glaube es ist Aufgabe der Politik unabhängig von anderen Staaten zu bleiben!?!

        Vielleicht steht das im Grundgesetz!?!

  17. Ingrid Normalverbraucherin sagt

    Das haben Sie (wieder mal) schön geschrieben.

    Und weil ich dieses Thema hier noch nicht gesehen habe und dennoch sehr interessiert an der Meinung von konventionellen Bauer bin möchte ich hier fragen : was halten Sie von der Permakultur?

    Wird überall gepriesen als DAS Modell, das uns allen und die Natur Gut tut. Und deutlich ertragreicher als die konventionelle Landwirtschaft soll es auch sein. Für weniger Arbeit.

    Da fragt man sich, warum machen es die Bauer nicht schon längst ?

    Ich bin eine von diesen Otto Normalverbraucher. Ich habe lange im Supermarkt das billigste Gemüse gekauft. Jetzt weiss ich es besser und kaufe Bio und regional. Ich habe auch einen kleinen Fleck Erde wo ich pflanzen darf, da sollen ein paar Möhren und Tomaten überleben lernen. Nach permakulturelle Art.
    Ich bin auf dieser Seite gestoßen, weil ich die Meinung von Bauern hören wollte, die sich täglich mit der Materie befassen (und weil ich wissen wollte, wie viel müsste die Milch kosten, damit der Bauer davon leben kann). Also bitte, nicht böse sein wenn ich allzu naiv rüberkomme, ich kenne mich NULL aus und möchte eben lernen und verstehen.

    In manchen Kreisen wird gesagt, dass die Bodenarbeit, ach was, die ganze Arbeit von den Bauern die Erde unfruchtbar macht, durch Umpflügen, Pflanzenschutz usw. Das Leben im Boden wird zerstört, die Stoffen, die die Pflanzen brauchen werden von Regen weggespült… Und dass der Ertrag dadurch geschmälert wird, was der Bauer dazu zwingt, immer mehr Land zu kaufen. Also ein Teufelskreis.

    Was meinen Sie dazu? Ist es komplett Bullshit, oder nur ein bisschen? Warum macht es keiner, wenn es so einfach klingt (also, nach der Umstellung, die ein paar Jahren dauert)?

    Dass der Preis, den der Verbraucher bereit ist zu zahlen, zu niedrig ist, ist mir bewusst (allerdings werden wir jeden Tag ein bisschen mehr, die den richtigen Preis zahlen wollen) und ich habe auch keine pauschale Lösung. Diese Seite ist schon einen Schritt in der richtigen Richtung.

    • Sabine sagt

      Also ich bin ja kein Bauer, aber ich versuchs ja auch mit Permakultur-Elementen, was oft nicht erwähnt wird, ist das sich die Kreisläufe nicht über Nacht einstellen und nicht immer alles rund läuft. Eine Strategie von Permakultur ist ja möglichst viele verschiedene Kulturen, aber auch verschiedene Sorten anzupflanzen, um Ausfälle zu abzufedern. Ausfälle, die man hat.
      Viele verschiedene Tiere, viele verschiedene Pflanzen alles nicht nur nebeneinander, sonder auch miteinander. Lass hier mal ne Henne zum Milchvieh , da kriegen unsere Amts-Vets nen Herzklabaster. Gemischte Nutzung von Flächen als Grünland und Pflanzflächen mit permanenten und einjährigen Pflanzen? Gibt es mit Sicherheit kein Formular für und wird deshalb sich nicht genehmigt.
      Zudem brauchen die Wasser- und Wallelemente in der Permakultur oft sehr starke Eingriffe in die Landschaft, dafür kriegst Du nicht im kleinen Rahmen ne Genehmigung vom Amt, im großen schon gar nicht.

    • Klasse Ingrid,
      schon mal die richtige Einstellung, wo man aggressionsfrei Antworten kann!

      Ich hoffe das eröffnet eine richtig lange Diskussion!

    • Schramm sagt

      Mein großer Privatgarten wird seit vierzig Jahren ohne Gift und Kunstdünger gepflegt und ich habe jede Menge Regenwürmer.
      Die Permakultur habe ich auch erst kürzlich entdeckt und finde vieles bestätigt, was ich schon vorher intuitiv betrieben habe. Je mehr Menschen dieses Prinzip anw3nden, desto mehr Nischen gibt es in denen Lebewesen eine Chance haben.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Leider habe ich nicht die Fähigkeiten Bücher zu schreiben, wie Sepp Holzer,
      wenn mal die Kohle mit Büchern verdient, kann man sich das Hobby Permakultur leisten

      • Sabine sagt

        Ja, der lebt von seinem Image als landwirtschaftlicher Rebell, nicht von der Produktivität seiner Höfe. Mir ist der suspekt, seit er behauptet hat, dass er kein Problem mit Schnecken hat, nur um danach direkt zu sagen, dass er eh 20% seiner Ernte für die Tiere bereit hält. Wenn man das so sieht, hab ich auch kein Schneckenproblem, ganz ohne Holzer-Methode. Und ich hab Nacktschnecken vor denen graust es sogar den Blindschleichen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert