Bauer Willi
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Das Problem mit der Realität…

Aktuell kosten 1000 kg Harnstoff ziemlich exakt 1000 €. Auch ohne Mathematikstudium lässt sich schnell errechnen, dass ein 1 kg Harnstoff 1 € kostet. Bei diesen Preisen für Dünger überlegt sich jeder Landwirt drei Mal, wie viel er nun düngt. Doch ohne Dünger geht es nicht, auch nicht in der Bio-Landwirtschaft. Doch mich bewegt heute etwas anderes:

Ich hatte gestern ein (digitales)  Zoom-Meeting mit Martin Häusling, Die Grünen und Mitglied des Europa-Parlamentes, zusammen mit Ophelia Nick, Die Grünen, Staatssekretärin im BMEL und zwei weiteren Gästen. Der Inhalt der 90 Minuten ist schnell erzählt: Man hat sich innerhalb der Veranstalter darin bestätigt, dass die geplanten Ziele von Farm to Fork auf  jeden Fall unverändert fortgeführt werden müssen. Also: 30% Bio und 50% weniger “Pestizide”, weniger Fleisch essen und Tierzahlen runter. Und jeder, der einen Zweifel daran hegt, ist des Teufels.

Man durfte auch Fragen stellen. Die ganz überwiegende Zahl der über 100 Fragen waren fachlich sehr fundiert und hegten eben genau diese Zweifel. Es wurde gefragt, ob es nicht sinnvoll wäre, angesichts der bevorstehenden Knappheit die neue GAP eventuell um ein oder mehr Jahre zu verschieben. Ich habe viermal die immer gleiche Frage gestellt: Soll ich meinen Anbau extensivieren, also weniger Dünger, weniger Pflanzenschutz einsetzen und freiwillig einen Teil meiner Flächen mit Blühwiesen einsäen. Keine Antwort. Nicht auf meine Frage, auch kaum eine andere Frage des Publikums.

Dann lese ich, dass Renate Künast beim Agrarausschuss am Mittwoch, 9. März “davor warnte, alte und bereits gescheiterte Konzepte aus der Schublade zu zerren”. Sie forderte stattdessen “einen Ausbau der ökologischen Landwirtschaft und wegen der begrenzten Flächen eine Reduktion der Nutztierhaltung”. Also genau der gleiche Tenor, wie der von Martin Häusling und Ophelia Nick.

Diese Aussagen erinnern mich an einen Satz von Paul Watzlawick, einem österreichischen Psychotherapeuten und Philosoph: “Der Andersdenkende ist kein Idiot, er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert”. Aber vielleicht denkt das Frau Künast auch von mir.

Was mich hoffen lässst: Sowohl FDP als auch CDU/CSU fordern eine Neubewertung der Agrarpolitik. Könnte es sein, dass die Ampel bröckelt?

Sehr gespannt bin ich auf den Ausgang des G7-Agrarminister-Sondertreffens, Freitag Mittag. Mal sehen, welche Realität, welche Wirklichkeit sich dort durchsetzt.  Ich habe da so eine Idee…

 

 

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26 Kommentare

  1. evo.... sagt

    Mir ist von Watzlawick die Geschichte mit dem Licht in Erinnerung geblieben.

    Jemand sucht verzweifelt an einer Straßenlaterne nach seinem Schlüssel. Ein Passant beobachtet das und fragt nach einer Weile , ob er den Schlüssel auch wirklich hier verloren hätte. Der Sucher antwortet:

    “Nein, verloren habe ihn da drüben, aber hier ist Licht!”

    Die Story passt auch Situation in der LW. Auf die Konvis hat man das Licht gerichtet und bei Bio sucht niemand.

    Wir haben z.B. eine reziproke Korrelation zwischen zunehmendem Bio-Landbau und dem Insektenschwund.
    Das Licht richtet man voll auf die Pestizide, aber die wirklichen Ursachen für den Schwund der Insekten liegen woanders.
    Den Spruch”Der Andersdenkende……………konstruiert” kenne ich so:

    “Jeder Mensch phantasiert sich seine Welt zusammen!”

    Und da ist schon was dran. Im Bereich Grün-Bio fühlt man sich auf der Seite des Guten (Wir retten die Welt) und dann legt man sich alles so zurecht, wie es für einen selber passt.

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  2. unkomplizierter Wurzelwicht sagt

    Vor gerade einmal 3 Wochen noch lebten wir in einer absolut heilen, extrovertiert besserwisserischen Gutmenschen-Wohlstandswelt, führten wohlfeile Luxusdiskussiönchen…

    Schon vor der Ukrainekrise war Dünger extrem teuer, die Energiekosten explodierten förmlich; heute ereilen uns unvorstellbare Realitäten, wo man berechtigt hinterfragen muss, ob die Bauern mit ihren Microökonomien überhaupt noch imstande sind, die aktuell brutalen Kostenexplosionen in irgendeiner Art und Weise innerbetrieblich aufzufangen, etwas abmildern zu können. – Gibt es diese Reserven auf den Höfen noch!?

    Diejenigen Kollegen, die bereits Kontrakte abgeschlossen haben zwischen 20-25 €/dt Getreide für die neue Ernte werden jedenfalls liefern müssen, zu eben diesem Preis mit definierten Qualitäten gem. den Einheitsbedingungen des Deutschen Getreidehandels – Flexibilität auf Seiten der Vertragspartner generell nicht vorhanden!!! – Das steht jetzt schon fest!!! Die Aufkäufer verweisen dahingehend auf die bestehende Lieferverpflichtung und deren äußerst harten vertraglich defininierten Konsequenzen bei Nichterfüllung. Unsere Mühlenwirtschaft lebt und agiert NEBEN(!) der Landwirtschaft, Bauernschicksale hat man selten auf dem eigenen Plan – auch heute nicht.

    In einigen Regionen wurde jetzt schon Waldbrandgefahr Stufe vier -vorletzte Stufe- ausgerufen, so früh wie noch nie im Jahr. Wie die Wetterprognosen aktuell lauten, kann jeder gerne selbst recherchieren. Wir starten derzeit sehr früh im Jahr, die Vegetation ist infolge eines Wachstumsstillstandes seit Fasching mit kontinuierlichen Nachtfrösten von einem 14tägigen Vorsprung auf Normalmaß zurückgestuft. Die Auswinterungsschäden, begünstigt durch extrem schlechte Bodenstrukturen, will gegenwärtig noch niemand so recht wahrnehmen…

    Ja – wir brauchen die „GRÜNE WELLE“, aber nicht mit Farm to Fork und Grean Deal. Aktuell nehmen die agrarpolitischen Dickschädel welchen Platz in unserer Geschichte ein!? –
    Diese „Betonköpfe“ sollten schleunigst abtreten, man scheitert ganz offensichtlich erneut an der Geschichte, ist absolut außerstande, der jetzt auferlegten politischen Verantwortung nur ansatzweise gerecht zu werden. Ein überlebensnotwenidge FLEXIBILITÄT – NEIN DANKE!!!

    Dabei ist die jetzige Situation der Schröder-Machtära geschuldet; die zu damaligen Zeiten geschaffenen Abhängigkeiten bilden den Grundstock für unsere heutige katastrophale Situation. Renate Künast & Ihre Gutmenschen-Company waren schon damals mit an Bord – können wir uns deren politisches Totalversagen heute wirklich erneut leisten!? Die Landwirtschaft hat man bislang bei der CO2-Problematik ausgeklammert, nur selbige ist allerdings imstande, CO2-neutral Energie der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen.

    Am Beispiel Methan ist das sehr einfach zu erklären: Methan besteht aus einem Kohlenstoff- und 4 Wasserstoffatomen, nicht mehr und nicht weniger; damit Energie pur. Das können wir in sehr großen Mengen produzieren, ohne dass durch gigantische Röhren über tausende von Kilometern hinweg transportiert werden muss.

    Man schöpft jetzt aus welchen „VOLLEN“(!?), wenn ein Despot Putin die Geschichte seit gerade einmal zwei Wochen vollkommen neu schreibt!?

    Seid endlich so ehrlich zu euren Wählern, dass es euch an Selbstkritik völlig mangelt, man nicht das Rückgrat besitzt, eigene Fehler, die jetzt unverhohlen offenbar werden, grundehrlich transparent zuzugeben. ABER(!): Man hat schließlich einen Amtseid geschworen, dem Volke zu dienen und Schaden von selbigem abzuwenden. WO, bitte schön, bleibt jetzt diese VOR- und FÜRSORGEPFLICHT. Hunger und Kälte könnten auch unsere Wohlstandsvölker sehr viel schneller ereilen, als Ihnen ALLEN lieb sein kann. Getreidekörner wachsen nun mal nicht flugs auf GEHEISS DER GRÜNEN VERSAGER im Notfall ganz spontan aus dem Boden. Viele werden leiden!!! – Kommen Sie endlich herunter von Ihrem Wolkenkuckucksheim – wir müssen uns mit den brutalen Realitäten der kommenden Tage, Wochen, Monate, uneingeschränkt arrangieren und die sind nach aktuellem Stand beileibe nicht rosig…!!!

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  3. Dorfmensch sagt

    Die Grünen und die Sozialdemokratie geben doch ihr Lieblingsspiel (Zerstörung der modernen Landwirtschaft zum Zweck der Wählerstimmengenerierung in den urbanen Räumen) doch nicht so einfach auf und merken offensichtlich nicht, dass Volkesmeinung aber schnell mal umschlagen kann.
    Blümchenwiese ist doch sooo schön. Was interessiert da noch die Lebensmittelproduzierende pöse Landwirtschaft. Die unverfrorenen Aktionen auf falscher oder fragwürdiger Grundlage wie Nitrat- und Phosphatgebiete, Pflanzenschutzmittelverbote, und vieles mehr zeigen, dass es auf der “grünen” Seite keine Grenzen mehr gibt.
    Aber die Leute in den Städten wollen weiter überwiegend Fleisch essen und alles billig. Ist es da nicht besser die urbanen Leute zu erziehen und die Landwirte in Ruhe zu lassen?

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    • Stadtmensch sagt

      Ist es da nicht besser die urbanen Leute zu erziehen und die Landwirte in Ruhe zu lassen?

      Bis eben waren wir noch bestens zu Marktwirtschaft, Dienstleistungsgesellschaft und vor allem zu Konsum erzogen gewesen.
      Klar, ein paar Nörgler gibt es immer, die ein Problem damit haben, wenn sich die Massen völlig entpolitisiert ein X für ein U vormachen lassen.

      Hätte man wissen können, dass man Grüne selbstgerechte Cancel-Culture Aktivisten nicht wählt: https://www.heise.de/tp/features/Baerbock-vor-UNO-Friedensrede-fuer-mehr-Krieg-6543949.html

      Standen ja auch Pazifisten zur Wahl. Nun kosten wir den Konflikt. Auch gut. Das ist sehr lehrreich.

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  4. Gerhard sagt

    Hier hat sich gestern mein Kollege Christian Lohmeyer in der hiesigen LSV Gruppe Luft gemacht und Herrn Özdemir scharf kritisiert.
    https://www.facebook.com/christian.lohmeyer.7/videos/654170422396377/
    Er redet sich hier ganz schön in Rage.

    Ich weiß jetzt nicht ob man einen Hernn Putin, einen Herrn Trump usw. und verbohrte Ideologen vergleichen sollte, aber ich glaube der Medizinsche Befund wäre bei allen gleich.
    Nur ich habe die Wahrheit und der große Rest muss von mir zu seinen Glück gezwungen werden. Koste es was es wolle.

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  5. Hans Gresshöner,Landwirt sagt

    Im Moment planen die Deutschen ihren Urlaub und schimpfen über hohe Preise,auch wird viel für die Ukraine gespendet und Wohnraum zur Verfügung gestellt.
    In einigen Monaten wird es Probleme geben,wenn die Kostenfrage im Raum steht und die Immigranten nicht einfach so zurück geschickt werden können.

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  6. Jürgen Donhauser sagt

    Hoffentlich haben die politisch Verantwortlichen dieser Öko-Ideologie (oder besser Öko-Idiotie) einen “Fluchtkorridor ” für sich vorbereitet. Denn wenn die Wut der Hungernden und Enttäuschten über sie hereinbricht, dann ist Schluss mit Lustig.

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    • Smarti sagt

      Der Fluchtkorridor : die werden die Schuld den “”skupellosen Bauern, die nie genug haben können”, in die Schuhe schieben.

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  7. Ludwig sagt

    Unsere Eliten sitzen nicht in der Politik , sondern in der Wirtschaft , im Handwerk , Landwirtschaft , Krankenpflege usw. . Hier ist Realität das Erfolgsthema und nicht wie aus Berlin zu hören ideologische Moralpolitik. Ich habe an alle Parteien meine Meinung zur GAP geschrieben und nur eine Partei hat geantwortet und von der hätte ich es am wenigsten erwartet. In den anderen Parteien sind wohl die Merkellahner oder die NGOs noch zu stark um sich zu einer anderen Meinung zu positionieren. Aber die Zeit haben wir nicht , denn mit der Herbstaussaat 2022 werden die Weichen für die nächstjährige Ernte gestellt. Futtergetreide nach GAP oder Brotgetreide nach freier Entscheidung der Bauern . Das ist hier die Frage. Zusätzlich Brache und Blühwiesen oder Nahrungsmittelproduktion .Das ist jetzt die Entscheidung. Die Grüne Entscheidung wird extreme Nahrungsmittelverteuerung , Mangel und Hunger bringen und die andere Entscheidung das ganze entschärfen. Übrigens wird der Düngermangel bei uns und in der Welt schon in diesem Jahr erheblich kleinere Ernten bringen. Das sind die Realitäten denen sich alle Verantwortlichen stellen müßen .

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  8. Christian Bothe sagt

    Das Märchen von einer zukunftsfähigen Bio-LW,Green Deal,Farm to fork,CO2 Bilanz usw.kann man knicken und ist momentan für die Tonne! In diesen verrückten Zeiten ist LW gefragt wie es viele der Koll. gelernt haben. Maximale Erträge im Pflanzenbau und der Tierproduktion auf aller verfügbarer LN und im Stall.Ist schwierig genug bei den Rohstoff-und Futtermittelpreisen und Erlösen…Si sehe ich das immer in der Hoffnung, das dieser sinnlose Krieg beidseitig beendet wird!

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    • Smarti sagt

      Timmermann spannt den Bogen so: “Konventionelle Landwirtschaft zerstört die Biodiversität und daraus resultieren “noch mehr” Pandemien. Was ist teurer: die nächste Pandemie oder höhere Lebensmittelpreise ?”
      Wow ! So ein A….!
      Gleichzeitig jammert er rum, dass ein Gasembargo die Deutschen härter treffen würden als Putin.

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    • Arnold Krämer sagt

      Man hat den Eindruck, dass die Ökolandwirtschaft voll und ganz auf den Staat setzt. Da wir aber noch keine Zentralverwaltungswirtschaft mit staatl. fixierten Preisen haben, werden die Verbraucher mit ihrem Nachfrageverhalten eine ökonomisch bittere Lektion erteilen.

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      • Mark sagt

        Ich weis von einem Einzelhändler, der zur EDEKA-Gruppe gehört, dass er seine ÖKO-Eier-Bestellung für Ostern storniert hat. Die Leute kaufen derzeit absolut preisbewusst und er hat Angst auf den teuren Ökoeiern sitzen zu bleiben.

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        • evo.... sagt

          Ich habe vor paar Tagen mal wieder Bio- und Konvi-Eier verglichen. Gekocht und halbiert. Da meint man dann schon, dass bei die Farbe auf den Koalitionspartner (FDP) abgestimmt wurde. Sogar ein sehr helles Gelb.

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  9. Jan Schmedes sagt

    Es gibt immer nur eine Realität oder Wirklichkeit. Am Ende wird sie sich durchsetzen. Hier ist die Frage eher, wie lange das dauert. Die Grünen mussten diese Tage über einige Stöckchen springen. Die anderen Beiden Stöckchen waren (bisher) dringender… Es wäre geboten, schnell zu entscheiden, beispielsweise die stilliegenden Flächen zu bestellen. Für Getreide haben wir (hier) nur noch ein paar Tage Vorbereitungszeit. Wenn wir nach Plan der Grünen verfahren sollen, wird das Drama seinen Lauf nehmen. Die dringenden Warnungen werden dokumentiert bleiben. Vielleicht muss es so kommen… Wie bei der Verteidigung und bei der Energie.

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    • Jürgen Donhauser sagt

      @Jan Schmedes “Es gibt immer nur eine Realität oder Wirklichkeit”, das stimmt so nicht! Sogar in der Naturwissenschaft musste man sich bei der Quantenphysik eingestehen, das der Betrachter die Realität verändert.

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      • Jan Schmedes sagt

        Na ja, es bezieht sich hier ja in erster Linie auf die Frage, ob der Weizen für alle recht oder nicht. Da gibt es eben keine zwei Realitäten. Leider…

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        • Jürgen Donhauser sagt

          Doch, gibt es anscheinend auch in der Frage der Verfügbarkeit des Weizen. Zitat Cem Özdemir: “Die Versorgung mit Lebensmittel in Deutschland ist sichergestellt. Wer anderes behauptet, handelt gegen die Fakten – und politisch verantwortungslos.”

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  10. Alle „Diskussionen“ und „Runden Tische“ mit den betroffenen Steuerzahlern sind zu Anscheinsveranstaltungen mutiert.

    Man tut so, als sei man interessiert am Bürger. In Wirklichkeit denken alle wie Gauck: die „Eliten“ müssen die Bürger zu ihrem „Glück“ zwingen, weil die Bürger zu doof seien.

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      • Mark sagt

        Laufen lassen! Der Grüne Schwachsinn muss anscheinded erst in der Realität aufschlagen bevor man ihn endgültig los wird. Allerdings muss man dran bleiben und die Verursacher dann auch beim Namen nennen und zur Rechenschaft ziehen, wenn die Karre gegen die Wand fährt!

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        • Inga sagt

          Die Grünen haben lt. des österr. Philosophen eben eine andere Realität.

          Wir brauchen aber hier die naturbezogene Realität, und nur die, die dieser Realität nachgehen sind hier die Eliten auf die man hören muss, will man in der Natur was entscheiden.

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