Bauer Willi
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Das Ende der Nutztierhaltung…

Spätestens in 20 Jahren gehört die bisherige Form der Nutztierhaltung in Europa der Vergangenheit an. Vielleicht auch schon früher.

Sie glauben das nicht? Das ist mir klar, weil Ihnen wie mir eine solche Vorstellung erst einmal absurd erscheint. Aber vielleicht sind Sie ja trotzdem bereit, meinen Gedankengängen zu folgen.

Die Bürger der westlichen Welt, auch Industrienationen genannt, essen gerne Fleisch. Viel Fleisch. Fleisch ist billig (zu billig) und schmeckt gut. Was den Bürgern nicht gefällt ist die Tatsache, dass für Fleisch Tiere getötet werden müssen. Unsere Kinder spielen zwar am Computer alle möglichen Kriegs- und Ballerspiele, aber bei dem Gedanken, selbst ein Huhn köpfen zu müssen, bekommen sie dann doch weiche Knie. Was alle auch ganz furchtbar finden, ist die Haltung der Tiere in großer Zahl. Massentierhaltung eben. 1.500 Mastschweine, 300 Kühe oder 30.000 Hähnchen in einem Stall ist da eher noch wenig. Alle Tiere leben in Ställen, Freiland sehen sie nie. Außer beim Einstallen oder auf dem Weg zum Schlachthof.

Wo viele Individuen der gleichen Art auf engem Raum zusammen leben, gibt es Stress. Das ist nicht nur bei Tieren so, sondern auch beim Menschen. Unter Stress (oder auch Langeweile) kommt es schneller zu aggressiven Übergriffen. Das kennt jeder von der überfüllten Straßen- oder U-Bahn genauso wie von Großstadt-Menschen-Silos.

Im Falle der Tierhaltung wird dann auch schon mal der Stallgenosse „angeknabbert“ weshalb der Nutztierhalter dann zu Beschäftigungsmaterial greift oder den Ringelschwanz kürzt. Das Kürzen von Schnäbeln bei Hühnern war noch bis vor kurzem verbreitete Praxis. Kühe haben keine Hörner mehr, damit sie sich nicht gegenseitig verletzen (ob der Bauer oder die Bäuerin die dauernde Verletzungsgefahr gerne hinnehmen will, ist in der Diskussion sekundär). Das alles hat die Natur so nicht vorgesehen, es ist also un-natürlich. Aber es ist effektiv, denn nur so kann eine große Zahl von Tieren auf kleinem Raum gehalten werden. Mehr Platz würde den Masterfolg gefährden, denn mehr Bewegung bedeutet mehr unproduktiven Energieverbrauch. Dieser bedeutet mehr Futter. Mehr Futter heißt höhere Kosten. Machbar wären weniger Tiere pro Fläche, aber dann passen in den Stall weniger Tiere, was sich wieder in den Kosten niederschlägt. Parameter wie Fixkosten, Gesamtkosten, Erlös, verbleibendes Einkommen je Arbeitskraft oder kalkulatorischer Stundenlohn oder das böse Wort „Gewinn“ werden in dieser Diskussion dann auch gerne vernachlässigt.

Bei der Diskussion um mehr Tierwohl geht es also im Prinzip um die Frage, wer bereit ist, für eine andere Form der Tierhaltung in der Realität mehr zu bezahlen. Also nicht nur bei Umfragen, die nicht nachprüfen, ob das tatsächliche Verhalten mit der geäußerten Meinung übereinstimmt.

Fleisch ist ein Stück Lebenskraft?

Der Trend zu mehr Vegetariern (und Veganern) ist unverkennbar und genau so wenig zu leugnen wie der Klimawandel, auch wenn ein paar „Auserwählte“ immer noch versuchen, diesen zu negieren oder den Chinesen in die Schuhe zu schieben. Dieser Trend zu weniger Fleisch erfasst mittlerweile auch breitere Bevölkerungsschichten. Das Angebot in den Supermärkten an vegetarischen Produkten wächst stetig, der Umsatzrückgang an Fleisch ist mittlerweile messbar, auch wenn die Entwicklung eher noch schleichend ist. Weniger oder kein Fleisch essen ist „in“. Es vergeht kaum ein Fest, kaum eine Einladung, auf denen Ihnen der Tischnachbar nicht versichert, dass er „ja jetzt auch weniger Fleisch isst“. Und das nicht, weil es ihm nicht schmeckt, sondern aus ethisch-moralischen Gründen gegenüber dem Mitgeschöpf Tier, aus gesundheitlichen Gründen oder weil er das Weltklima retten will. Besonders anzutreffen ist letztere Argumentation bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Ich will jetzt ausdrücklich nicht darüber philosophieren, ob ein verändertes Essverhalten in Deutschland oder Europa auch nur den Hauch einer Chance hätte, am Weltklima etwas zu ändern. Wenn wir das tun wollten, dann wäre es doch eher durch den Verzicht auf die Verbrennung von fossiler Energie zu realisieren als durch den unterlassenen Verzehr von Bratwurst, Hamburger oder Pizza Salami. Aber wer will schon gerne und freiwillig auf die Bequemlichkeit der individuellen Mobilität verzichten? Kaum einer.

Fleisch hat Zukunft

Was jetzt? Spinnt der? Nein, Sie müssen die Sache nur anders herum denken. Wenn die Menschen gerne und viel Fleisch essen wollen, gleichzeitig aber nicht wollen, dass Tiere in ihren Augen unwürdig gehalten und schließlich getötet werden müssen, wächst das Fleisch halt anders und ohne Tiere. Ob man das jetzt „Labor“ nennt, „Brutschrank“ oder “Fermenter” nennt ist für das gute Gewissen vollkommen zweitrangig. Der Bürger bekommt diese “Neufleisch-Anlagen” so oder so nicht mit, er hat die “Herstellung” von Fleisch bisher nicht gesehen und sieht es auch jetzt nicht. Das so gewonnene Fleisch ist nicht künstlich oder ein mit viel Chemie aufgepeppter pappiger Fleischersatz aus Soja oder anderen klebrigen Pflanzenfasern. Fleisch, das so entstanden ist, ist natürliches Fleisch mit nahezu allen Eigenschaften von Fleisch. Allerdings ohne Tierarzneimittel, ohne Gelenkentzündungen, Klauenproblemen, Mastitis und andere Begleiterscheinungen der derzeitigen Nutztierhaltung. Und ohne Gülle, Methan-Emissionen und aufwändige Logistik. Es ist dann einfach irgendwann mal da – vermutlich zuerst in einer wunderbar beworbenen Handels-Eigenmarke.

Der Preis des Fleisches

„Alles Blödsinn. Solange Fleisch so billig ist, wird sich am derzeitigen Fleischverzehr nichts Dramatisches ändern“. Kann sein, kann aber auch nicht sein. Wie viel Kilo Kartoffeln essen Sie pro Jahr? Und wie viel war es vor zwanzig Jahren, vor vierzig Jahren? Seit Jahrzehnten geht der Pro-Kopf-Verbrauch langsam aber stetig zurück und das, obwohl Kartoffeln extrem billig sind. Noch vor 10 Jahren kannte kein Mensch Red Bull. Es ist nichts anderes, als extrem teures Zuckerwasser und nicht einmal gesund. Heute ist es Kult. Merken Sie was? Der Preis spielt keine Rolle, wenn einem die Sache etwas wert ist. Deshalb geben wir auch 800 € für ein neues Smartphone oder einen trendigen Grill aus. Weil es uns, warum auch immer, diese absurde Summe wert ist. Telefonieren konnten wir auch mit dem alten Nokia-Handy, das es aber schon lange nicht mehr gibt. Und grillen geht auch einfacher.

Genau deshalb wird auch das „andere Fleisch“ schon bald seinen Siegeszug in die Welt starten. Für die Skalierung in den großtechnischen Maßstab stehen die Investoren schon bereit. Angeblich braucht es dazu rund 2 Milliarden Dollar. Für Firmen wie Facebook, Google, Amazon ist das keine Summe, dafür reicht die sprichwörtliche „Portokasse“. Selbst für die bekannten Schlachthöfe und Vermarkter ist es mehr eine Frage der Zeit als der Unmöglichkeit.

Spätestens dann, wenn das „andere Fleisch“ für unter 50 € pro Kilo zu haben ist, wird der Markt „schleichend explodieren“. Klingt komisch, aber genau so haben es diese Firmen schon einmal geschafft, unser Verhalten zu verändern. Ganz ohne dass wir das gemerkt hätten. Und diesmal sogar mit einem guten Gewissen.

Was das alles für die Landwirte bedeutet? Fragen Sie mal Nokia…

Euer Bauer Willi

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110 Kommentare

  1. Lieber Willi,
    da hast Du einen spannenden Punkt angesprochen. Alle meine Recherchen über die künftigen Technologien zur Herstellung von Lebensmitteln weisen darauf hin, dass unsere Landwirte sich nicht vorstellen können, dass so etwas eintreten kann. Die gemeinsam gepflegte Haltung Vegetarier und Veganer brauche man nicht so ernst zu nehmen, wie es auch in der Kommentarleiste überwiegend zu lesen ist, hat aber mit den neuen Technologien gar nichts zu tun.
    Schauen wir in andere Länder: In den Städten wie Shanghai, New York, Brüssel, London und in der Wüste der arabischen Emirate entstehen Gewächshäuser, die ohne Erdreich, mit 95 Prozent weniger Wasserverbrauch, dreifachem Ertag pro qm und total regional produzieren können.
    In den USA haben sich in den letzen vier Jahren über 30 Firmen gegründet, die Stammzellenproduktion für Fleisch anbieten. Weltweit dürften es inzwischen an die hundert sein. Und die großen Fleischkonzerne Tyson, Bell, PHW etc. haben alle in einzelnen Start-up Firmen Millionenbeträge investiert.

    Von daher finde ich Deinen Beitrag richtig und wichtig. Und wenn wir über den Strukturwandel der Landwirtschaft in Europa reden, dann sollten wir die urbanen Farmer, die – wie auch immer – Fleisch und Gemüse in Kellern und auf Hausdächern erzeugen im Kreis der Landwirte willkommen heißen. Und es ist zu überlegen, wie stadtnahe Landwirte Investitionen in die Zukunft entscheiden – Insekten, Zellfeisch, Vertikale Farmen, oder alles so lassen wie es ist und war?
    Schau Dir unser Programm für den Global Food Summit an: http://www.globalfoodsummit.com Circular Food aus Kanada, Urban Farming in der Stadtplanung in Shanghai, Autarke Wüstenstädte auf der EXPO 2020. Da ist schwer was im Gange.

    • Bauer Willi sagt

      Genau das ist das Problem. Das wir Bauern uns so manches nicht vorstellen können.

      Aber es ist gleichzeitig auch eine Chance. Unser Junior war eine Woche auf einem Seminar an der Uni Wageningen. Da ging es um essbare Insekten. 39 Teilnehmer aus 17 Ländern. Zwei aus Deutschland…Wesjohann hat da auch schon Interesse angemeldet und engagiert sich finanziell.

      Ja, es ist mächtig was los und es gibt ständig neue Märkte. Wer die unterschätzt, ergeht es wie Nokia.
      Bauer Willi

    • Sehr interessantes Programm. Noch interessanter die Unterstützerliste, sogar der MIV ist dabei. Vielleicht sucht dieser nach Möglichkeiten, seine lästigen Bauern als Zulieferer ls zu werden…
      Frage an Becker-Sonnenschein, werden die Vorträge publiziert? Werden diese aufgezeichnet, so dass man auch normalsterblichen Bauern zeigen kann, wohin die Reise geht? Das Statement von Krüsken würde mich besonders interessieren. Finale Frage, was ist in den final drinks? (vielleicht komme ich dann auch)

  2. Brötchen sagt

    Ein Ei z.b. oder eine gute Milch enthält alle Stoffe die ein wachsendes Lebewesen zur Entwicklung braucht. Ein Ei ist ideal gegen Bakterien abgeschirmt, ich hatte mal Perlhuhneier vom September in der garage vergessen, die waren noch im Frühjahr gut.
    Milchfett ist so empfindlich das zu kurze zwischenmelkzeiten zu Schwierigkeiten bei der Käseherstellung führen.
    Der Trend selbst in der Futterherstellung geht wieder zurück zu einfachen hofmischungen.
    Will damit sagen Kunstfleisch wird es sicher geben, es wird aber nicht so hochwertig sein, wie z.b. ein Ei.
    Ein Ei kann man extrem vielfältig einsetzen.
    Der tierische Organismus filtert unerwünschte Stoffe aus dem Futter heraus und macht die für den Organismus verwendbar.
    Einige Aspekte, die mir so in den Sinn kamen.

    • Das Marketing muss sich schon entscheiden. Man kann nicht damit werben, wie jemand ergriffen vor einem Ei steht und “natürlich”, “hochwertig”, “rein” raunt, und gleichzeitig den chemikaliengestützten Futterbau und die in der Maschinerie eingepferchten und medikamentierten Hühner verbergen. Jedenfalls nicht mehr.

      Sämtliche “Kunstprodukte” lassen sich da weitaus konsequenter und aufgeklärter vermarkten. Die Antiwerbung mit der langen Zutatenliste war ein hilfloser Versuch, und die Forderung “Eat clean” wirkte wie ein perfider Versuch, pubertierende Mädchen und Jungs in die Orthorexie zu treiben.

      • Wobei wir bei der schon oft gestellten Frage angelangt wären, ob nicht auch Veganismus Ausdruck einer Orthorexie ist. Meine Antwort dazu ist klar wie Gemüsebrühe….

            • Brötchen sagt

              Mark meines Erachtens kann der Veganismus seine tiefe Ursache darin haben, mental nicht mit der “Härte” der Natur klar zu kommen. Ich oder du…..leben und tod…. Vergänglichkeit….

            • Oder neulich in der FAZ, da sagte ein Ernährungspsychologe (!), mit Essen verbänden viele Erlösung und Unsterblichkeit, die DGE sei die neue säkulare Kirche. Ah ja! FAZ wohlgemerkt, nicht Focus.

              Brötchen, viele Kulturleistungen beruhen darauf, dass die Härte der Natur gebändigt wird. Das ist sogar das Wesen von Kultur. Kultiviert ist nur Härte gegen sich selbst, nicht unnötig gegen andere und Tiere.

            • fingerphilosoph sagt

              Wenn die Härte der Natur durch Kulturleistungen gebändigt würde, hätte der Mensch mit all seinen Kultur- und Zivilisationsleistungen nicht das sechste große Massensterben verursacht. Ein Massensterben zu verursachen, scheint mir mehr Härte zu sein als alltägliches Fressen und Gefressenwerden.

              Der Mensch verhält sich gegenüber Tieren und Pflanzen härter als sonst ein Lebewesen. Wildtieren und -pflanzen nimmt er in einem Ausmaß die Lebensräume weg, wie das ein Tier nicht mal durch explosionsartige Vermehrung fertigbringt. Nutztieren und -pflanzen nimmt er gar das eigene Leben weg. Diese seine nur ihm eigene Härte überträgt der Mensch nun mehr und mehr auf Maschinen und auf Systeme, damit er sich seiner kultureller und zivilisatorischer Fortschritte rühmen und auf seine ach so große Sensibilität und Empathie stolz kann. Verlogener geht’s kaum noch.

            • Brötchen sagt

              Härte ist vielleicht der falsche Begriff, ich würde sagen eine Vermeidungshaltung. Ich kann ja die Auseinandersetzung vermeiden, indem ich mich dem Unangenehmen nicht aussetze.
              Ich kann mich dem stellen, ich kann das ausblenden, ich kann das auslagern usw…..

            • Ja, Brötchen, man kann vermeiden oder verdrängen und sich was vormachen. Siehe die jüngst aufgedeckten Schlachthofquälereien. Das beruht auf Verdrängung und Selbstbetrug. Und der Härte von Menschen.

              So, jetzt muss ich mal das Smartphone beiseite legen. Schönen Sonntag.

            • fingerphilosoph sagt

              Mit dem Verweis auf “Schlachthofquälereien” kann man leicht davon ablenken, dass das, was das weltweite Massensterben von Flora und Fauna verursacht, die zunehmende Vernetzung und Verstädterung einer immer noch wachsenden Menschheit durch immer weitere Technisierung ist. Besonders bei Stadtbewohnern sind solche Verweise eine sehr beliebte Vermeidungs- und Verdrängungsstrategie.

              Das ist so, wie den gesamten Plastikmüll auf Plastiktrinkhalme und Plastikwattestäbchen zu reduzieren, um von aus Kunstfasern gefertigten Klamotten, Wohnungs- und Büroeinrichtungen, Windeln, Kunststoffen in elektronischen Geräten, Medikamentenblistern und dem ganzen Plastikverpackungsmüll, ohne den der moderne Haushalt nicht mehr funktioniert, abzulenken.

            • Ja, Fingerphilosoph, nun bin ich nun mal da. Und ja, ich konsumiere. Ich würde gern alle Probleme dieser Welt lösen. Kann ich leider nicht. Dass man sich, wenn man in einigen Teilen sich um Verbesserungen bemüht, gerade zur Zielscheibe von verächtlicher Kritik wird (“Gutmensch”, “Weltverbesserer”), erschließt sich mir nicht.

            • fingerphilosoph sagt

              Ja, AdT, wenn man mich fragt, in welcher Utopie ich gern leben würde, dann lautet meine Antwort: in einer, in der einer den Anderen akzeptiert, wie er ist. Oder anders: wo ich so sein kann, wie ich bin, ohne dass ein Anderer mir ständig sagt, wie und was ich sein sollte, was ich tun darf oder nicht tun darf.

              Was ich beobachte, ist, dass wir uns von so einer Welt mit Riesenschritten entfernen statt ihr näherzukommen. Die Eingriffe in die persönliche Lebensgestaltung seitens Gesetzgeber, Behörden, aber auch seitens sozialer Netzwerke werden durch zunehmende Vertechnisierung und zunehmende Vernetzung immer massiver und invasiver. Immer mehr Menschen beschäftigen sich in immer größerem Maßstab damit, an den Menschen herumzuerziehen, weil sie nichts anderes mehr zu tun und durch die Technik die Möglichkeit dazu haben.

              Es lohnt sich nicht, in einer Welt zu leben, wo ich nicht so sein kann, wie ich bin, sondern mich nach Vorgaben Anderer in etwas verwandeln soll, was ich nicht bin. Weltverbesserer und Gutmenschen wollen im Grunde gar nicht die Welt verbessern, sondern mich, und da habe ich nun was dagegen und versuch mich zu wehren.

            • Klingt jetzt etwas Ich-schwach. Einige schaffen es tatsächlich, sich die freiheitliche Welt als Hort der Unterdrückung vorzustellen, und kommen sich dann sogar besonders klug und weise vor. Das Verhalten anderer wird als Einschränkung eigenen Verhaltens empfunden, die Meinungsäußerung anderer als Einschränkung der eigenen Meinungsfreiheit. Weil man sich nicht akzeptiert fühlt. Och, das tut mir aber leid…

            • fingerphilosoph sagt

              Wenn man die Verinnerlichung des aktuellen Zeitgeists mit Freiheit verwechselt und die eigene angebliche Ich-Stärke aus dem Echo des Mainstream bezieht, gelangt man zu derlei Ansichten wie der, dass wir in einer freiheitlichen Welt leben.

            • Hängt vielleicht von der persönlichen Lage und dem Anspruchsdenken ab, ob und wie sehr man sich durch Staat und Zeitgeist eingeschränkt sieht und darin den Schuldigen sucht.

            • fingerphilosoph sagt

              Wenn ich als Einziger von 100 autofrei leben will, ist für mich der Dorfladen relevant, für 99 Andere nicht, die im 10 km entfernten Supermarkt deutlich billiger einkaufen. Wenn von 100 nur 1 im Dorfladen kauft, macht der zu. Wenn ich weiterhin autofrei leben will, bedeutet das für mich einen Zeitaufwand von hin und zurück insgesamt 5 Stunden, wobei meine Transportkapazität (Rucksack) beschränkt ist, ich also alle zwei Tage gehen muss, während dem Autofahrer eine Fahrt pro Woche genügt. Bus ist keine Alternative, dauert fast genauso lange.
              Meine Freiheit besteht darin, dass ich den Mehraufwand in Kauf nehme oder umziehe oder etwas tue, was ich nicht will, nämlich ein Auto anschaffe oder zumindest in car sharing mache.

              Wenn ich mich gegen ein Smartphone entscheide, die Züge aber immer unpünktlicher werde, passiert es, dass ich in Paris hängenbleibe. Früher gabs bei der Bahn einen Service, der einem in solchen Fällen Quartier verschafft hat, diese Servicestelle ist jetzt nur noch zu bestimmten Dienstzeiten geöffnet, stehe ich also vor geschlossenen Türen und muss mir selber Quartier besorgen. Oder ich komme nachts verspätet am Zielort an und stehe vor einem geschlossenen Hotel mit einer Handynummer im Schaukasten, die ich anrufen soll. Ein paar solcher Reisen sind berufsbedingt notwendig, wenn ich nicht auf Kosten von anderen leben will.

              So sieht mein Anspruchsdenken konkret aus: Ich möchte mit möglichst wenig Technik in ländlicher Umgebung leben. Das ist offenbar zuviel verlangt.

            • @fp
              Um Deine Ansprüche leben zu können, bietet Dir Globalfoodsummit von Hr. Becker-Sonnenschein doch ungeahnte neue Möglichkeiten. Du trägst einmal den neuen Bakterienbaukasten “clean meat” im Rucksack nach Hause, stellst ihn in den Keller und schon wursteln diese Dir täglich das beste Mittagessen auf den Tisch, völlig autark. Und einen Algensmoothie als Getränk kann man ja allemal aus dem Dorfbach schöpfen. 🙂

            • fingerphilosoph sagt

              Dieser Globalfoodsummit bestätigt nur meine These, dass die Industrielle Revolution mit neuen Ernährungsgewohnheiten einhergeht, sprich die Nahrungsmittelproduktion von Agrar- auf Industriefabriken übergeht, womit das agrarische Zeitalter dann zu Ende geht. Derzeit befinden wir uns noch im Übergang.

              Lange vor dem Globalfoodsummit habe ich hier schon von Insekten und Algen geschrieben, die in Industrietanks gezüchtet werden, vielleicht erinnerst Du Dich? Den Krill haben die Globalfoodsummiter vergessen, der kommt zu den neuen Nahrungsquellen noch dazu. Die ganze Nahrungsmittelkette im Meer ist ja völlig überflüssig, man kann mehr Menschen ernähren, wenn man direkt den Krill/Plankton erntet.

              Der Stadtmensch empfindet die Tierfutterproduktion heute bereits als Platzverschwendung. Er braucht diese Äcker für seine weitere Ausdehnung, und auf den Wald und den Wolf als Naturillusion will er ja offenbar erst zuletzt verzichten. Im nächsten Schritt wird er die Äcker für menschliche Nahrungsmittelproduktion als Platzverschwendung empfinden, weil er für seine technisch-urbane Ausdehnung auch diese Äcker braucht. Dann wird er die Pflanzenseele entdecken, das Weizenleid und gegen die Massenpflanzenhaltung protestieren. Im Gegenzug werden sich Nahrungsmittel aus Industrietanks oder Gewächshäusern ohne Erdboden immer stärker durchsetzen.

              Mark, es geht bei all den Protesten im Grunde nicht wirklich um das Tierwohl oder die Massentierhaltung. Das sind bloß vorgeschobene Gründe. Es geht um Platzbedarf und Ästhetik.

              Die Änderung der Ernährungsgewohnheiten ist Teil der Verschmelzung Mensch-Maschine, die unaufhörlich voranschreitet. Die Nahrung hat einen größeren Einfluss auf die Vercyborgisierung, als den meisten bewusst ist. Der Mensch strebt nach Unsterblichkeit und hofft, sie in der Vercyborgisierung zu finden.

            • Also ein Wunsch nach einem starken Leistungsstaat in Bezug auf Nahversorgungs- und ÖPNV-Infrastruktur. Kann ich verstehen. Läden und ÖPNV sind bei mir ausreichend vorhanden. Ich hätte z.B. gern eine deutlich bessere Fahrradinfrastruktur in Städten. Und Duschen beim Arbeitgeber. Und P&R, damit die Autos draußen bleiben.

            • fingerphilosoph sagt

              Staatlicher Dirigismus bzw. Planwirtschaft oder, euphemistisch ausgedrückt: ein starker Leistungsstaat, ist das Letzte, was ich mir wünsche.

              Habe ich schon mehrfach in einem Leben durchexerziert: Generation A von Verwaltungsangestellten/Beamten sieht den Bedarf an Nahverkehrmitteln. Buslinien werden eingerichtet und auch von meinen Steuerngeldern bezahlt. Die meisten Busse fahren leer. Generation B von Verwaltungsangestellten/Beamten sieht darin zu Recht Verschwendung von Steuergeldern und reduziert die Busverbindungen bis auf Null. Generation C, ökologisch beseelt, will die Menschen mit opulent ausgestatteten Nahverkehrssystemen zum Verzicht aufs Auto nudgen. Auch diese Busse fahren leer usw. usw.

              Neben all dem, was ich mir sonst wünsche, wünsche ich mir vor allem eine Rücknahme staatlicher Interventionen. Eine freiheitliche Grundordnung sieht meiner Ansicht nach auch so aus, dass die Menschen die Verfügungsgewalt über ihre Einnahmen behalten und nicht mehr als die Hälfte des Jahres als Staatssklaven geschröpft werden. Alles, was dem angeblich “starken Leistungsstaat” heute einfällt, sind weitere Steuererhebung und -verschwendung, was über kurz oder lang den unkooperativen “Wutbürger” hervorbringt. Keine gute Idee.

      • fingerphilosoph sagt

        Seit Plastikmüll als Platzhalter für synthetische Stoffe als neuer Weltzerstörer gehandelt wird, lassen sich “Kunstprodukte” auch nicht mehr konsequent und aufgeklärt vermarkten.

        Ein Geist, der sich aufgeklärt nennt, muss wohl schon drüber nachdenken, ob der Verzicht auf sämtliche tierischen Erzeugnisse inklusive Lederschuhe und Rosshaarmatratzen dem geplagten Planeten nicht weitaus mehr schadet, wenn all diese Produkte bloß durch ebensolche aus Kunststoffen ersetzt werden.

          • fingerphilosoph sagt

            Plastik als pars-pro-toto für den gesamten Komplex synthetischer Stoffe, von denen niemand sagen kann, wie sie sich mittel- und langfristig auf die Umwelt auswirken.

            Warum immer nur an Plastik als Alternative denken? Weil Plastik bzw. Kunststoffe für den Lebensstil, den der moderne Stadtbewohner pflegt und den auch der Veganer beibehalten will, unverzichtbar oder auf gut merkelisch “alternativlos” sind.

  3. Sabine sagt

    Es wird die fetten, armen Leute geben. Die trotz 1001 gut gemeinten Ernährungsempfehlung schon im jungen Jahren Probleme mit der Pumpe, den Gelenken und den Drüsen haben und es wird die schlanken, wohlhabenden Leute geben, die steinalt werden und noch im Rentenalter ihren Sport im Luxus-Senior-Resort treiben.
    Armen werden sich die Super-Size Burger und die Familienpackung Heat and Eat reinknallen und die Reichen schlendern über den Farmers Market oder durch den Bio-Supermarkt wo, wenn man denn will, noch die Erzeuger-Geschichte zu jedem Lebensmittel per App abrufen kann.
    Mal in nem Whole Foods gewesen? Schon mal versucht nen Salat im Store neben dem Trailer-Park zu kaufen?
    Hochpreisiges echtes Fleisch wird es für die Leute mit dickem Bankkonto geben, die anderen essen halt Soja-Milch-Gewebe-Schnitten.

    • Schwarzmalerei. Warum soll es so viel anders sein als jetzt? Im Alltag gibt es beim Essen keine Segregation (gleiche Supermärkte, gleiche Kantinen und Mittagstische für alle Gehaltsklassen). Das mit der armutsbedingten Adipositas ist zumindest bei Männern ein Klischee. Männer sind durch alle Schichten gleich fett (20-25 % adipös, Statista). Frauen der finanziellen Unterschicht sind zu 35 % adipös, in der Oberschicht zu 10 %.

      Wenn die vegane Sojawurst (oder was da drin ist, ich weiß es gerade gar nicht) sich durchsetzt, könnte sogar die Gesamtkalorienzufuhr sinken. Während Vleisch eher fettiger ist als Fleisch, ist Vurst deutlich kalorienärmer als Wurst.

      Nachdem ich lange diese “Fleischaustauscher” verschmäht habe, muss ich feststellen, dass es nun wirklich gut schmeckende gibt. Ich bin durch eine Kollegin drauf gekommen, die – obwohl keine Vegetarierin und Veganerin – das pflanzliche Gyros lieber mag als herkömmliches. Hier sind weitere Fortschritte zu erwarten. Reaktorfleisch wird für weitere Vielfalt sorgen. So viel zu “echt” und “unecht”.

      Die “Philosophen” und Esoterik-Vobigs und Katharina Schicklings palavern weiterhin vom “Informationsverlust” und der “Chemiepampe”, greifen aber irgendwann trotzdem beherzt zu. So lief es doch bei allen neuen Sachen.

      • sonnenblume sagt

        Mit “echt” und “unecht” habe ich wirklich Probleme bezüglich der Lebenseinstellung. Wenn man ursprünglich essen will, dann muss man den Salatkopf nehmen und nicht ein Gericht, das aus vielen Einzelteilen zusammen gebastelt wurde. Damit wird der Widerspruch, zumindest Teilweise, vom Stall ins Labor verlegt. Das ist jetzt ziemlich vereinfacht beschrieben.
        Aber ich muss zustimmen, irgendwann kommt die Gewöhnung und man greift zu. Sei es aus Neugierde, oder weil es alltäglich geworden ist.

      • fingerphilosoph sagt

        Was vegane Sojawurst angeht, habe ich schon beherzt zugegriffen und sowohl dem Soja als auch dem vegan eine Absage erteilt. Mir schmeckt weder das Sojazeug noch die vegane Ideologie.

        • Ich bezeichne mich übrigens nicht als Veganer, weil das mit allerlei Fehlschlüssen bei anderen verbunden ist. Ich meide bestimmte Sachen, aus Massentierhaltung und sonstiger Haltung, auch Meeresfisch. Ein Stück Rehrücken und Keule vom Schwein von den Jägern und Jägerinnen meines Vertrauens lehne ich nicht ab. Kommt aber nur ein- bis zweimal im Jahr vor. Denn ich will schon zeigen, dass man (so gut wie) vegan sportlich gut performen kann und dabei wesentlich mehr Muskelmasse hat als der treue Weber-Schlaffi und sein Grillrost gerade zusammen haben. Auch das kann man jetzt psychologisch untersuchen, aber das ist mir scheißegal. 🙂

          • fingerphilosoph sagt

            Na, das ist aber neu. Du hast Dich hier schon oft als Veganer bezeichnet und den Veganismus befürwortet.

            Die Ablehnung von Zuchtfisch könnte ich verstehen, weil das inzwischen auch in Richtung Massentierhaltung geht, aber Meeresfisch, warum das denn? Zumal die Fischesser ja noch gesünder und langlebiger als Vegetarier und Veganer sind. Den Ausdruck “Weber-Schlaffi” kenne ich nicht, wer ist damit gemeint?

            • “Na, das ist aber neu. Du hast Dich hier schon oft als Veganer bezeichnet und den Veganismus befürwortet.”

              Ja, einige würden das auch als zutreffend ansehen, andere nicht. Statt Wörter mit weitem nicht einheitlich definierten Begriffsfeld zu verwenden, sollte man sich möglichst konkret ausdrücken.

              Kein Fisch wegen Überfischung, Erstickungstod. Längere Lebenserwartung nicht bewiesen. Könnte auch am geringeren Fleisch- und höheren Getreide- und Gemüsekonsum liegen (Italien, Japan).

              Weber-Grill. Ein in D höchst erfolgreicher US-Grillhersteller, Du Franzose.

        • Paulus sagt

          Hallo Fingerphilosoph, kann ich nicht bestätigen. Vegane Grilladen z.B. habe ich wenn wir mal eingeladen waren oder selbst vegan lebende Gäste hatten, anfangs nur mit sehr spitzen Fingern und einem gewissen Widerwillen angefasst und dachte, man könne dieses Zeug nur mit viel Senf oder Ketchup herunter würgen. Stimmt aber nicht, der Widerstand spielte sich wohl eher im Kopf ab.
          Unsere Tochter, die sich auf dem Trip zur Veganerin befindet kredenzte uns mal ein angebliches Gulasch vom Reh, um das Geschmacksempfinden von Mama und Papa zu testen. Ja, was soll ich jetzt sagen … Ihre sensible Mutter hat es anhand ihrer sensorischen Fähigkeiten gemerkt, ich selbst habe es tatsächlich für Reh gehalten. Erst nachdem unser Tochterherz uns aufklärte, bildete ich mir ein eine andere Konsistenz festgestellt zu haben. Ich muss hinzufügen, dass wir was Fleisch betrifft fast ausschließlich Wild essen. Wildbret fällt je nach Habitat, Alter usw. durchaus unterschiedlich aus, selbst Stresssituationen vor dem Erlegen spielen dabei eine Rolle. Soviel zu veganen Fleischersatzprodukten. Die Lebensmittelchemiker werden uns noch mit so manchem beglücken, davon bin ich überzeugt. Stellt sich da nicht die Frage, ob es sinnvoll ist die eine Art natürlicher Ressourcen durch eine andere Art plus Chemie zu ersetzen?

    • sonnenblume sagt

      Ernährung und daraus resultierende gesundheitliche Probleme sind doch vielfach, nicht immer, einem Fehlverhalten geschuldet. Das hat eher etwas mit Bildung und vor allem mit Eigenkontrolle zu tun.
      Alle wissen, oder sollten wissen, dass ich bei einseitiger und falscher Ernährung diese Probleme bekommen kann. Dazu kommt noch das Freizeitessen. Chips und Süßes statt Apfel, Cola und anderes statt Wasser. Schmeckt zwar gut, sind aber unnötige Kalorien.
      Also, Geld gleich gut gebildet und weniger Dickleibig, oder weniger Einkommen weniger gut gebildet und dafür Dickleibig.
      Ist das nicht auch eine Ursache? Wäre es nicht wichtig dort anzusetzen?

      • Obstbäuerin sagt

        Die weniger Wohlhabenden bis ganz Armen zusätzlich zu stigmatisieren, indem man ihnen Intelligenz oder Bildung abspricht, halte ich für völlig daneben. Ich kenne viele sogenannte gebildete, die jedem neuen Food-Trend aufsitzen und jeden Müll glauben und die andere Seite, die im Alltag kluge Entscheidungen trifft. Diejenigen, die mit einem knappen Haushaltetat auskommen müssen und den Repressionen verschiedener Ämter ausgesetzt sind, können dem Frust wenig erquickliches entgegensetzen. Da setzt Frustessen ein und hilft nur ganz viel Schokolade.

  4. Bauer S sagt

    Schöne heile Welt! Kein Tier muss mehr grausam getötet werden. Die totale Kontrolle kommt. Die Stasi lässt grüßen. Alles für das Wohl der Menschheit

  5. Cirkus Roncalli ist jetzt auch vegan. Nicht nur keine Tiere in der Vorführung, sondern auch keine auf dem Speiseplan.

  6. Thomas Apfel sagt

    Ein Höhepunkt der Absurdität in Bezug auf gesellschaftliche Reaktionen im Bereich tierische Nahrungsmittel war sicherlich die BSE Krise. Die Nachfrage nach Molkereierzeugnissen stieg an, weil Milch, Käse, Butter und Co als unbedenklich erklärt wurden. Die für die Milcherzeugung nötigen Kälber wurden (zu mindestens die männlichen) über “Herodes-Programme” und die dazu bestimmten Schlachthöfe entsorgt, weil kaum Jemand Rindfleisch essen wollte. Deshalb sei hier der Vollständigkeit halber nochmal erwähnt: Zu jedem Liter konventioneller erzeugter Milch gehören 40 g Rindfleisch und zu jedem Liter Bio- Milch gehören 70 g Rindfleisch, die gegessen werden müssen.

  7. Paulus sagt

    Naja, diese Red Bull-Brause mit dem Fleischkonsum in Verbindung zu bringen scheint mir jetzt etwas weit hergeholt. Schließlich erwarten deren Konsumenten ja eine bestimmte Wirkung, die man eher mit der einer Droge vergleichen kann.
    Für sehr wahrscheinlich halte ich, dass die intensive Massentierhaltung in der jetzigen Form ein Auslaufmodell ist. Da vernehme ich, zumindest in meinem Umfeld, zunehmend Ablehnung, nicht nur aufgrund berechtigter ethisch moralischer Bedenken.
    Andererseits – Molkereiprodukte und Käse z.B. werden auch von denen gekauft die man nicht an der Fleisch- sondern an der Salat- und Sushitheke findet. Die Klientel muss ich hier nicht näher beschreiben.
    Ja, in der LW wird man zweifelsfrei umdenken müssen, das Motto „Innovate or die“ gilt auch hier.
    Und jetzt gestatte ich mir auch mal (nicht ernstzunehmend) zu spinnen:
    Massenhaltung halbwegs intelligenter Wesen kann im Grunde nicht so schlimm sein, wenn man es nur geschickt genug anstellt. Warum sonst begeben sich Menschen mit 8.000 Artgenossen auf schwimmende Legebatterien? Die tun das freiwillig und bezahlen auch noch viel Geld dafür. Das ist nur möglich indem man ihnen viel zu fressen gibt, sie in der übrigen Zeit bespaßt und ihnen ab und zu mal Auslauf gewährt; allgemein als Erlebnis- und Wohlfühlprogramm bezeichnet.
    Na, wenn das die Bauern mit ihren Viechern nicht medienwirksam hinbekommen …
    Mir scheint, die Schweisfurths und Mörixmanns sowie wir selbst scheinen da auf dem richtigen Weg zu sein.

    • sonnenblume sagt

      Hallo Paulus, ich glaube schon, dass die intensive Massentierhaltung für Deutschland und vielleicht einige Länder der EU ein Auslaufmodel wird. Aber sicher nicht für die östlichen Mietglieder und andere Länder. Und diese werden dann die Lücke füllen, genau so wie es auf dem Geflügelsektor läuft. Importware für die breite Masse der Bevölkerung und hochpreisige einheimische Ware für Besserverdienende.

      • Der Brandenburgbauer sagt

        Moin Sonnenblume, Deine Meinung teile ich nicht. Im Osten von Deutschland, wird sich diese Form der Tierhaltung noch stärker konzentrieren. Das ist schon etwas geschichtlich bedingt. Der von vielen Gutsmenschen und der Politik gewollte idyllische Bauernhof ist ökonomisch ohne riesige Fördermittel des Staates und der EU ein Auslaufmoddel. Die jungen Hofnachfolger wollen nicht mehr 365 Tage im Jahr schuften. Ihre Eltern haben da noch unter ganz anderen Voraussetzungen die Landwirtschaft betrieben wie es heute möglich ist. Der Teil der Bevölkerung der diese Bewirtschaftungsform immer, und immer wieder fordert ,hat null Ahnung was hinter den Kulissen läuft. Wir sind mittlerweile zu einer Spasgeselschaft verkommen. Das ist die Realität,ob wir es wahrhaben wollen oder nicht.
        Alle wollen wie es so schön heißt zurück zur Natur, aber keiner zu Fuß.

        • sonnenblume sagt

          Ach Brandenburgbauer, über die Fördermittel für die Idylle wird doch schon lange diskutiert. Das schafft man schon noch. Immerhin werden ja auch nicht so viele hochpreisige Lebensmittel in D. gebraucht. Dafür müssen doch auch Käufer da sein. Also verteilt sich die Förderung auch anders. Das sich die Tierhaltung im Osten konzentrieren kann will ich nicht bestreiten, aber dann in einer Größenordnung und Ausgestaltung, dass auch die jungen Leute damit und davon leben können. Dabei kommt den Betrieben sicher auch eine ordentliche Flächenausstattung zu gute, die hier im Westen nur schwer möglich ist.

    • sonnenblume sagt

      Dann passen auch endlich die Verbraucherumfragen zum Produktionssystem der deutschen Landwirtschaft und alles ist gut.

  8. Bauer Willi sagt

    Interessant, wie die Diskussion läuft. Und ich hatte damit gerechnet, dass die allgemeine Meinung ist, dass der Willi jetzt spinnt. Scheinbar liege ich mit dem Szenario ja doch im Bereich des Vorstellbaren…
    Bauer Willi

    • Obstbäuerin sagt

      Vielleicht stellen wir uns irgendwann unser Essen auch selber her – mit einem 3-D-Drucker. Über die Patronen werden die einzelnen Zutaten (Eiweiß, Zucker, Wasser usw.) zugeführt und schon ist die Entenbrust fertig. Allerdings sterben dann die ganzen Haustiere aus oder sind nur noch im Bauernhof-Zoo zu besichtigen.

    • Der Brandenburgbauer sagt

      Moin Willi, bei einigen Aussagen hast Du aber sehr,sehr tif in die Glaskugel geschaut.

  9. Bothe Christian sagt

    @Bauer Willi, eine ziemlich gewagte Hypothese! Auch in 20 Jahren wird es die Tierhaltung in seiner jetzigen Form, auch als industrielle Haltung geben. Nur so kann der Bedarf der Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln gedeckt werden. Das ist und bleibt Aufgabe der LW in all seinen Facetten. Dieser ganze vegane und vegetarische “Spuk” ist nur ein momentaner Hype weil es schick ist und ernährungsphysiologisch abzulehnen. Man sollte sich mal die chemischen Zusatzstoffe anschauen…Für alle Schreiber, die es interessiert, habe ich noch mal den Literaturhinweis zur Thematik aufgezeigt.

    AF Fleisch 32 20180128.pdf (320,9 kB)
    Mehr Infos: http://www.agrarfakten.de/fleischverzehr/

        • Mausschubser sagt

          Und die erste digitale Spiegelreflexkamera von Nikon hatte einen Sensor von Kodak. Das Segment der Sensoren konnten andere auf Dauer besser. Das war nicht nur Ignoranz, die Firma war für solch einen schnellen Wechsel technologisch falsch aufgestellt.

      • Der Brandenburgbauer sagt

        Moin Willi, irgendwie hat er aus meiner Sicht auch Recht. Gestern war ich als Provinzler, seit langem wieder einmal in einer größeren Stadt. Ich war in Leipzig, zum Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Rußlannd. Bei der Fahrt in der Straßenbahn zum Stadion habe ich die ein oder andere Meinung der Fahrgäste aufgeschnappt und war erstaunt was für diese so wichtig ist. Die Unterhaltung war aber sehr schleppend, die Mehrzahl hat nur mit dem “TATSCHI” kommunieziert. Das war für mich mehr wie erschreckend. Ist diese Gessellschaft nicht mehr in der Lage sich normal zu unterhalten? Ist dieser technische Fortschrittt das Allheilmittel?
        In meinen Augen klipp und klar nein.

        • also “TATSCHI” ist das Smartphone?

          Ja klar,
          mit der Technik verändert sich die Gesellschaft!
          Ich sehe auch junge Mütter darmit, deren Kinder sich im Kinderwagen langweilen, während sie darein tatschen.

          Dann merke ich auch noch, dass das Kind in der Sprachentwicklung zurück ist!
          Solche Leute können auch Kunstfleisch essen.

  10. Lieber Bauer Willi,
    es fasziniert mich immer wieder, wie Du Sprache und Fachthemen auf einen guten und einfachen sprachlichen Nenner bringen kannst. Glückwunsch für diese Gabe. Gerne folge ich Deinen Kommentaren, die wir ja auch gerne bei uns auf der AVA Homepage verlinken.
    Weiter so!!! So Leute wie Du brauchen wir in der Landwirtschaft, die “runterkochen” können. Du musst eigentlich Geld von den landwirtschaftlichen Verbänden für Deine PR verlangen. So einen “Guten” PR-Mann für die Landwirtschaft hatten wir bislang nicht. Damals gab es ja schon mal so etwas wie “PR-Leute” mit einem riesigen Budget, wo man die “altgedienten Funktionäre” gerne hin versetzte, um z.B. für “irische Äpfel” zu werben. Aber Du tust echt was. Wenn ich da an den Bauernverband denke…. .

    Weiter so!!!!

  11. Obstbäuerin sagt

    Mein Eindruck ist, dass unsere Gesellschaft zunehmend in Kasten zerfällt und die Überschneidungen und Kontaktpunkte immer weniger werden. Es gibt die Bauern, die eine Nische ergattert haben und für hohe Preise Fleisch und andere Lebensmittel produzieren. Zufällig hocken sie oft genau da, wo sich auch der Reichtum konzentriert – München – Stuttgart – Hamburg – Berlin. Die Oberschicht, zu der dann in Abstufung verschiedene Kasten gehören, können sich unabhängig vom Rest der Bevölkerung, eine ihnen angemessene Landwirtschaft leisten. Für die anderen 70% kommt es vielleicht so, wie oben beschrieben, wenn es auch für den weniger Wohlhabenden bis Armen erschwinglich ist. Das wird aber noch länger dauern als 20-30 Jahre. Bis dahin werden uns wahrscheinlich die Grünen mit Verboten und Vorschriften erquicken, bis die Spezies Bauer unter Denkmal- oder Naturschutz gestellt werden muss, weil sie vom Aussterben bedroht ist.

    • Brötchen sagt

      sehe ich auch so.

      Prognose 30 % der stadtbewohner werden sich ihre Mieten in den Ballungsräumen nicht mehr leisten können. 50 % der Einkommen liegen unter 1500 Euro netto.

      • na, dann ist doch alles klar,
        dann kann man sich nur noch 1 Mal die Woche Fleisch leisten und zwar selbst am eigenen Herd zubereitet,
        die Berufe die dahinter stehen und es teurer machen, wie der Handel und die Restaurants wird es dann für Fleisch und Wurst so ganz nicht mehr für alle geben.

        Es ist ein Stück Lebenskraft und das muß mit Respekt und individuell behandelt werden. Da muß der Mensch Abstriche machen.
        Er kann und darf es nicht respektlos wie Massenware behandeln!

        Oder Indusstrie und Handel müssen dieses Kunstfleisch auf den Markt bringen.

  12. Schon möglich, dass das skizzierte Szenario Realität wird. Der permanente Druck von verschiedensten, lautschreienden und penetrant missionierenden Minderheiten zeigt Wirkung. Dabei gehen diese Minderheiten, von angeblichen Tierschützern bis hin zu moralisch höherstehenden Veganern, strategisch klug vor. Sie unterlaufen “etablierte”” Gruppierungen von Kirchen bis hin zu “Volks”-Parteien und erreichen dadurch gewaltige Multiplikationseffekte. Dadurch wird vorgegaukelt, es handele sich um die Mehrheitsmeinung der Zivilgesellschaft, selbst Bauer Willi geht dieser Strategie auf den Leim. Mittlerweile wurde schon das Stadium erreicht, indem das Szenario zum Selbstläufer wird, und ähnlich wie beim Klimawandel werden “Normaldenkende” zu Leugnern diffamiert. Der permantente Druck, der mittlerweile auf Tierhalter ausgeübt wird, gestern waren Tierschutzchaoten auch der Eurotier, für zu tiefem Frust bei Tierhaltern, und viele werden in absehbarer Zeit genau deswegen hinschmeissen. Das Szenario wird dann unumkehrbar, auch dies gehört dazu.

    • Brötchen sagt

      Mark ich glaube je mehr man den Bogen in einer Richtung überspannt, desto grösser wird der “rückschlag” sein.
      die Frage ist strategisch wie das sein wird. darauf gilt es sich vorzubereiten.
      deswegen waren wohl auch die taschenkontrollen;).

    • Brötchen sagt

      zu dem kunstfleisch habe ich mal ein Interview mit dem startupgründer gehört. ich hatte das Gefühl, das war ein reiner Ideologe und nicht so ein Macher wie Zuckerberg u.ä.
      zur Zeit ist das preislich nicht konkurrenzfähig.
      die extraktion ist ja auch aufwändig.
      Glaube die Biologie kann das effektiver.
      denkbar wäre das auch Bakterien machen zu lassen….und und und

    • Ferkelhebamme sagt

      Die Aktivisten haben wir dann gestern wohl verpasst, dafür aber interessante Gespräche geführt. Ein großer Stalleinrichter berichtete von Sauenhaltern mit insgesamt 3.800 Sauen, die aufhören. Nur in seinem Gebiet und die, von denen er weiß! Alternative Stall- und Einrichtungskonzepte fanden großes Interesse, kosten aber nunmal Geld – viel Geld. Die großen Fleischverarbeiter holen einen da schnell auf den Boden der Tatsachen zurück: es ist sehr schwer, höherpreisiges Tierwohlfleisch im Handel zu platzieren. Bei Lidl bleibt das Tierwohlfleisch nämlich gerade liegen! Der Kunde kauft es einmal, vllt. auch zweimal. Stellt dann aber fest, dass es nicht anders ist, als das billige. Und kauft wieder das billige.
      Und in Belgien können die Schlachter gerade wunderbar billig einkaufen.
      In naher Zukunft hoffe ich auf die Nische der Regionalität: Biete Zucht, Aufzucht und Mast aus einer Hand, unversehrte Ferkel (Eber), gefüttert mit eigenem Getreide, wo ich weiß was drinsteckt, und sogar Soja von hier wäre möglich! Leider hat auch auf der Eurotier niemand laut Juhuu gerufen und will mir diese Schweine abkaufen. Hier vielleicht jemand?
      Es wird so bleiben: billig und viel, allerdings immer mehr aus dem Ausland, weil der deutsche Bauer sich die deutschen Gesetzesvorgaben nicht leisten kann.
      In 20 Jahren? Keine Ahnung! Kunstfleisch mit der Sehnsucht nach der guten alten Zeit? Als es im Dorf noch einen richtigen Bauern mit Tieren gab?

  13. fingerphilosoph sagt

    Je mehr der Fleischverzicht durch die Medien lautstark aufgezwungen wird, desto stärker wird eine entsprechende Gegenbewegung werden: Paläo, Glutenunverträglichkeiten, Weizenallergien usw. So ähnlich, wie der permanente Zwang zum Energiesparen schließlich in der unsinnigen Energieverschwendung von SUVs, Bitcoins und Massenflugreisen gemündet hat. Es ist eine Gesetzmäßigkeit, dass man mit Nudging, das auf Mangeldenken bzw. Weltrettung beruht, im Endeffekt das Gegenteil von dem erreicht, was ursprünglich beabsichtigt ist.

    Der gute Deutsche wird dem Töten von Tieren eine Absage erteilen, aber freiwillig dennoch nicht auf Fleisch verzichten. Dem LEH wird es egal sein, woher das Fleisch kommt. Solange die Nachfrage da ist, wird er sie befriedigen. Es wird darauf hinauslaufen, dass immer mehr Fleisch importiert wird, während die Tiermastbetriebe in D. zunächst immer weniger und dafür größer werden, um dann pleite zu gehen oder an die Chinesen verkauft zu werden.
    Vielleicht importiert der LEH dann in D. erzeugtes chinesisches Fleisch, für das andere Regeln gelten.
    Wenn die Gesetzesauflagen für den Import von Fleischprodukten zu streng werden, wird man diese umdeklarieren, vielleicht in “chinesische Suppenbeilage” statt Siedfleisch oder “Proteinpommes” statt Bratwurst.

    Wo Bevölkerungskreise, die kein Schweinefleisch essen wie Muslime, größer werden, sinkt entsprechend der Bedarf an Schweinefleisch.

    Nennenswerten Fleischverzicht wird es nur dann geben, wenn der gute Deutsche sich für die Ökodiktatur entscheidet und sich künftig per Gesetz vorschreiben lässt, was er essen darf oder nicht. Was durchaus möglich ist.

    • Brötchen sagt

      1. Teil gehe ich voll mit.

      was China betrifft, dort ist schweinefleisch oft teurer als in d.
      China hält die Hälfte der Schweine in der Welt. die Eu ca. 25 % der Rest Nord- und Südamerika.
      zur Zeit grassiert in China verdeckt und totgeschwiegen die ASP. das kann gigantische Auswirkungen haben. die Geflügelpest hat ihren Ursprung immer in Asien!
      die Wohnungsnot in dt. Städten wird teilweise durch Immobilienkäufe von Investoren auch aus China hochgetrieben. die sichern dort ihre Vermögen.
      was sagt uns das?

      • fingerphilosoph sagt

        Europa wird über kurz oder lang zu einer chinesischen Kolonie.
        Oder was glaubst Du, wofür die “Neue Seidenstraße” sonst gebaut wird? Die Chinesen haben seinerzeit damit angefangen zunächst eine Straße nach Tibet zu bauen, wobei die Tibeter den Chinesen sogar noch geholfen haben. Warum eine bewährte Strategie nicht nochmal verwenden?

        • Brötchen sagt

          Warten wir es ab, ich habe ab und an mit Chinesen zu tun.
          fachlich sind die schwach.
          die haben den Vorteil eine Diktatur mit einer Marktwirtschaft verknüpft zu haben. das effektivste, was es gibt. aber der Mensch wird da deformiert! die so genannte freie Welt fördert die Kreativität, wie es eine Diktatur mit deformierten Menschen nie vermag.
          ich habe 30 Jahre diktaturerfahrung, da ist viel Schein!
          die bringen ihr Geld in Sicherheit, weil die um die Blase wissen.

          • Brötchen sagt

            p.s. wir hängen da mit drin, deshalb müssen wir gucken, wo unser Platz sein kann.
            China hat auch eine riesige strukturlücke beim Nachwuchs.
            da die aber abgeschottet sind, kracht das irgendwann zusammen.
            Trump macht vor, wie es geht. auch über den Dollar hat er einen Trumpf, der immer noch sticht.

          • fingerphilosoph sagt

            Von 1000 zehnjährigen chinesischen, vietnamesischen, koreanischen und japanischen Kindern gehören 330 bis 500 in die höchste mathematische Leistungsklasse ihrer Jahrgangsstufe. Von zehnjährigen deutschen Kindern schaffen das von 1000 gerade mal 50. Die Asiaten haben nicht nur den Bevölkerungsdruck auf ihrer Seite, sondern auch die Intelligenz vor allem unter der jungen Bevölkerung.

            Dass die westliche Welt bislang kreativer ist als die östliche geht weniger auf das Konto der Regierungsform als vielmehr auf das Konto des Abstraktionsvermögens, das die Grundlage für technische Innovationen ist. Mit der Quantenphysik hat das Abstraktionsvermögen seinen Endpunkt erreicht. Noch abstrakteres Denken führt in die Irrationalität. Deshalb schrumpft der westliche Vorsprung immer mehr zusammen. Und in allem Anderen wie Fleiß, Ausdauer, Geduld etc. sind die Asiaten den Europäern sowieso überlegen. Mach dir da mal nichts vor. Die Zukunft, so es für den Menschen überhaupt eine geben sollte, wird vom asiatischen Raum aus definiert werden, nicht mehr von den Europäer. Das mit der Strukturlücke haben die Chinesen selber auch bemerkt, deshalb haben sie ja ihre Strategie geändert.

  14. bauerhans sagt

    ich hatte gestern die NORDREPORTAGE 18.15 NDR gesehen,wo 2 cousins aus dem kreis DH vorgestellt wurden,die kartoffeln anbauen und daraus chips herstellen,die nach einem amerikanischen verfahren anders geröstet sind,sodass z.b. weniger acrylamid entsteht.

  15. Fleisch aus dem Labor bzw. aus der Petrischale ist kein Fleisch von Natur aus, so wenig, wie Sonnenlicht durch LEDs ersetzt werden kann, ohne langfristig einen wesentlichen Informationsverlust zu erleiden:

    https://guidovobig.com/2018/01/08/massenmenschhaltung/

    Und die Moral von des Menschen Kurzsichtigkeit? Mit gutem Gewissen irgendwann auf absehbare Zeit ins Gras, sprich, den Kunstrasen gebissen. Soll heißen: Der Mensch degeneriert umso schneller, je marktschreierischer er seine Form des Fortschritts für DIE Lösung hält.

  16. Ich bin beeindruckt, sogar häufig vorkommende Gesundheitsstörungen der Tiere werden angesprochen. “Auserwählte”, die den Klimawandel (und den wissenschaftlichen Konsens von Australien bis zum autoritären Tackatuckaland) leugnen – das trifft’s.

    Ich glaube auch, dass bald nicht mehr Fleisch, das von Tieren kommt, täglich gegessen wird.

    Allerdings wird es Menschen geben, die aus weltanschaulichen Gründen nicht auf das Töten von Tieren verzichten wollen: aus Prinzip, weil es als natürlich, ursprünglich, zünftig oder was auch immer empfunden wird. Und/oder aus Artenschutz- und landeskulturellen/ landschaftspflegerischen Gründen – bei entsprechender extensiver Haltung. Die Zahlungsbereitschaft wäre vorhanden – wenn das Massentierhaltungsfleisch aus den Regalen und Auslagen wegen geschmacklich überzeugender preiswerter Alternativen verschwunden und dann entsprechend verpönt ist.

    Denn Massentierhaltung ist schon jetzt nicht konsensfähig, auch beim Heavy Meat Eater und Grillmeister nicht, obwohl das Kaufverhalten noch nicht davon zeugt. Denn was billig in den Regalen und Auslagen liegt, wird gekauft (retailer driven agriculture), und noch liegt es billig da.

    Vielleicht wären auch die Landwirte (die den Umbruch stemmen) mit einer anderen Tierhaltung froher. Wenn es den Markt und die Preise dafür und keine Konkurrenz durch Massentierhaltung gibt, sicherlich. Klingt anmaßend, ist aber eine Außenansicht.

    Wenn jetzt die Abwanderungsargumente kommen: die EU-Zollschranken (Agrarmarktordnung) haben wir, dass kein Fleisch aus China reinkommt. Außerdem ist die Bewegung der Veganer eine weltweite. In China war ich noch nicht, aber vegane Produkte gibt es sogar in Russland. Wo man nichts gegen Schlauchbootlippen hat, hat auch Kunstfleisch keine Akzeptanzprobleme.

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