Bauer Willi
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Bio-Zuckerrüben

Am 9. und 10. Januar wurde vom Verein Mellifera ein Expertenworkshop zum Thema Bio-Zuckerrübenanbau veranstaltet. Hier der Link:

https://www.mellifera.de/blog/bienen-schuetzen/expertenworkshop-zuckerruebe.html

Am Ende des Artikels sind die einzelnen Vorträge abzurufen. Ich habe mir einige davon angesehen. Besonders interessant ist der Vortrag von Klingenbrunner mit seinen Erfahrungen im Bio-Zuckerrübenanbau in Österreich.

In Österreich wurden 2017 insgesamt 1315 ha Bio-Zuckerrüben angebaut und damit 3% der österreichischen Zuckerrübenanbaufläche. Die Erträge schwankten 2017 von 15 bis 85 t/ha, der österreichische Durchschnitt betrug 46,8 t/ha. Der Preis betrug 90 €/t bei einem Zuckergehalt von 17,4%.

Im Jahr 2017 wurden 170 ha Zuckerrüben (= 12,9%) umgebrochen, davon 100 ha aufgrund von tierischen Schädlingen (Rüsselkäfer, Drahtwurm, Erdfloh), weitere 70 ha wegen starker Verunkrautung, Verkrustung und Frost. Eine direkte Bekämpfung von tierischen Schädlingen ist nicht möglich, Maßnahmen wie weite Fruchtfolge, Ablenkung durch Beisaat oder Fallrinnen (bei Rübenrüssler) am Feldrand sollen die Probleme mindern. Gegen Blattkrankheiten helfen weite Fruchtfolge, tolerante Sorten, Pflanzenstärkungsmittel und im Notfall Kupfer als Pflanzenschutzmittel.

Als größter Kostenfaktor wird die Beikrautregulierung genannt. Es wird mehrfach gestriegelt und gehackt, pro Hektar müssen 150 -250 Arbeitsstunden in Handarbeit aufgewendet werden.  Vom Verfasser (Praktiker) wird angemerkt, dass Hacken, die auch in der Reihe das Beikraut entfernen, noch nicht praxisreif sind. Welche Verfahren der mechanischen Unkrautbekämpfung möglich sind, wird im Vortrag von Griepentrog (Uni Hohenheim) gezeigt, der auch abgerufen werden kann. Allerdings handelt es sich dabei um keine neuen Verfahren. Das Thema Robotik wird als Option für die Zukunft erwähnt.

Wer sich für die Ökonomie interessiert, dem sei der sehr detaillierte Vortrag von Baumann (Bayrische Landesanstalt LfL) empfohlen.

Mein persönliches Fazit:

Bei Rübenpreisen von 80 bis 100 €/t netto (rund dreifach höher als bei konventionellen Rüben) errechnet sich ein interessanter Deckungsbeitrag, auch wenn die Lohnkosten mit rund 1900 €/ha angesetzt werden. Für meinen Betrieb sehe ich die offenen Fragen aber gegenwärtig darin,

a) einen Abnehmer für Bio-Rüben zu finden

b)  die notwendigen Arbeitskräfte für einen relativ kurzen Zeitraum auch tatsächlich zu bekommen.

Ich habe mal grob überschlagen: Bei rund 380.000 Hektar Zuckerrüben in Deutschland und rund 150 Stunden Handarbeit sind dies 57.000.000 Stunden. Nehmen wir an, dass für die Unkrautbekämpfung 4 Wochen mit je 40 Stunden zur Verfügung stehen (da darf es aber nicht regnen!) kann eine Arbeitskraft 160 Stunden leisten. Um nicht als kleinlich zu gelten, rechne ich jetzt mit 200 Stunden pro Arbeitskraft. Dividiert man die notwendigen Stunden durch 200 werden in Deutschland 285.000 Saison-Arbeitskräfte benötigt, wenn alle Rüben auf Bio umgestellt würden.

Und der Kunde?

Leider wird in keinem der Vorträge darauf eingegangen, wie sich die Marktlage für Bio-Rübenzucker darstellt und ob der Kunde bereit ist, den deutlich höheren Preis ( etwa das Dreifache) dafür auch zu zahlen. Und diese Frage müsste meiner Meinung nach eigentlich zuerst gestellt werden. Bisher wird Bio-Zucker meist aus Zuckerrohr angeboten, was aus anderen Aspekten zu hinterfragen ist.

http://www.rebio.de/wordpress/wp-content/uploads/2018/01/Nachhaltigkeitsstudie_Biozucker_Kurzfassg.pdf

Da Zucker ein Kristall von höchster Reinheit ist, unterscheiden sich beide Zuckerarten nicht.

 

Euer Bauer Willi

Hier noch ein Video von einer Hackmaschine, die ich selber bei der Arbeit gesehen habe und die auch in der Reihe Unkraut bekämpfen kann. Die Leistung pro Stunde ist aber sehr gering und die Kosten für eine (sechsreihige) Maschine sehr hoch. Im Bio-Gemüseanbaus sicherlich lohnender als bei großen Kulturen.

https://www.facebook.com/derbauerwilli/videos/1890427181230193/

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31 Kommentare

  1. Ehemaliger Landwirt sagt

    Bauer Willi,
    ich muss feststellen, die Hackmaschine arbeitet prima auf einem Feld das unkrautfrei ist.

    Für die Nachbearbeitung mittels eine Handhacke stelle ich mich nicht zur Verfügung, einem Rentner wie einem Arbeitslosen ist das nicht zu zumuten. 😉

  2. Bauer Fritz sagt

    Ich wage zu bezweifeln, daß es möglich sein wird auch nur einen Bruchteil der 285.000 zusätzlichen Fremdarbeitskräfte zu bekommen – und mit Bruchteil meine ich 1 %, angesichts der Probleme im Gemüse- oder Obstbaubereich genügend Leute bewilligt zu bekommen. (https://kurier.at/einfache-sprache/in-deutschland-und-oesterreich-werden-erntehelfer-gesucht/400039567).

    Es dürfte sich um ein auffälliges Problem des “Phänomens der kognitiven Dissonanz” handeln. Konsumenten sagen vor dem Mikrofon oder der Kamera das eine und tun aber dann genau das andere. Die gleichen Leute, die sagen, der Bauer soll halt den Erntehelfern mehr zahlen, sind dann aber die ersten, die jammern, wenn Lebensmittel sich dadurch verteuern oder diese eben dann schlichtweg nicht kaufen.
    Ein Anteil von Biorübe von 1-3% nach nunmehr 10 Jahren Anbau spricht wohl Bände.

    Und dann wäre noch das ähnlich gelagerte Problem, daß alle fordern, Inländer für diese Arbeit heranzuziehen (Arbeitslose, Asylanten, Sträflinge etc. etc.). Aber auch hier nur Bruchteile entweder die Arbeit überhaupt verläßlich machen wollen oder dafür geeignet sind, gleichzeitig aber mit der Keule von “Ausbeutung” und “Ausländer” zur Hand sind.

  3. bauerhans sagt

    ich hab hier zufällig 5ha rüben des problembauern und am ende der strasse 2ha bio-rüben eines sehr erfolgreichen biobetriebes.
    der problembauer wollte auf bio umstellen,hat lange gewartet bis sein rübenfeld eine wiese war,hat aber letzten freitag gespritzt,was sehr gut geholfen hat.
    der biobauer hatte mit der maschine gehackt und dann waren 6 leute per handhacke tätig,im moment sind noch 2 leute am hacken.
    allerdings muss man feststellen,dass es dieses jahr wegen der trockenheit hier sehr einfach war,die rüben sauber zu halten.
    im nassen jahr kann hacken sehr kontraproduktiv sein.

  4. Eckehard Niemann sagt

    Naturnaher Rübenbau: „Die Zeit hierfür war nie besser!“

    Gedanken und erste Schlussfolgerungen nach dem ersten Expertenworkshop für einen naturnahen Rübenanbau (siehe auch die Links zu den Präsentationen der Workshop-Referenten!)
    Die „Mellifera-Initiativen für Biene, Mensch, Natur“ und die Aurelia-Stiftung veranstalteten im Januar einen zweitägigen Experten-Workshop in Frankfurt, um die Notwendigkeit und die praktisch-konkrete Ausgestaltung von naturnahen Anbaumethoden der Zuckerrübe zu erörtern. Ein wirklich beispielhafter und hoffentlich beispielgebender Ansatz, um endlich wirklich über pauschal-nichtssagende Beteuerungen oder Forderungen hinauszukommen, dass neben dem Ökolandbau nun auch ein echt-„integrierter Ackerbau und Pflanzenschutz“ angesagt sei.
    „Echt-integriert“ in dem Sinne, dass endlich die Definitionen ernst und wörtlich genommen werden, dass Chemie erst nach Ausschöpfung aller ackerbaulichen Maßnahmen (Fruchtfolge, Sortenwahl, Bodenbearbeitung, mechanische Beikrautregulierung etc.) angewendet werden soll: Der § 2 des Pflanzenschutzgesetzes definiert integrierten Pflanzenschutz als eine Kombination von Verfahren, bei denen unter vorrangiger Berücksichtigung biologischer, biotechnischer, pflanzenzüchterischer sowie anbau- und kulturtechnischer Maßnahmen die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel auf das notwendige Maß beschränkt wird. Nach § 2a gehört zur guten fachlichen Praxis bei der Durchführung von Pflanzenschutzmaßnahmen die Berücksichtigung des integrierten Pflanzenschutzes.

    Mein ganz persönliches und erstes Fazit nach diesen zwei Tagen höchst-interessanter Vorträge, Debatten und Überlegungen:

    1. Mit diesem „echt-integrierten“ Ansatz sind durchweg höhere Kosten und verringerte Erträge (bzw. Verzicht auf Maximalerträge) verbunden.

    2. Anzustreben ist angesichts der massiven Naturschutzprobleme ein flächendeckender (also ordnungsrechtlicher) Ansatz – bestimmte Anreiz-Programme für veränderte Anbauverfahren im Rahmen der „Zweiten Säule“ der EU-Agrarförderung reichen nicht aus, könnten aber kurzfristig nützlich sein.

    3. Deshalb bedarf es folgender politisch-ordnungsrechtlicher Rahmenbedingungen, damit diese Produktionsweise nicht durch Billigangebote (aus Produktion nach bisherigen Niedrig-Standards oder durch Billig-Rohrzucker/Isoglucose) wettbewerblich unterlaufen werden:

    a. EU-weite (wenn auch regionalisierbare) ordnungsrechtliche Regelungen angesichts nicht mehr möglicher nationaler Alleingänge in der EU und im EU-Binnenmarkt – z.B. durch klare Vorgaben zu Fruchtfolgen, Einsatz von Pflanzenschutzmitteln etc. in der Gemeinsamen Agrarpolitik (Cross-Compliance-Anforderungen als Voraussetzung für den Erhalt von EU-Direktzahlungen) und in Pflanzenschutz-Regelungen;

    b. Außenschutz des EU-Binnenmarkts gegenüber Drittlands-Importen (ggf. wie schon bisher mit Ausnahmen für Import-Kontingente für bestimmte Länder oder Herkünfte im Rahmen eines „qualifizierten Außenschutzes“).
    In diesem Falle müssen verringerte Erträge durchaus keinen ökonomischen Nachteil für Landwirte bedeuten, weil damit preisdrückende Überschüsse vermieden werden und weil ein verringertes Angebot speziell auf Agrarmärkten (mit ihrer relativ unelastischen Nachfrage) zu über-proportional höheren Erzeugerpreisen führt. Speziell im Zuckerrüben-Bereich haben die Zuckerfabriken (als „Flaschenhälse“) zudem besondere Lenkungsmöglichkeiten für „Klasse statt Masse“ mit fairen Preisen und gesellschaftlicher Akzeptanz.

    4. Die Veränderung innerhalb der Produktionsverfahren einzelner Kulturen (z.B. Zuckerrüben) reicht nicht aus: Zu verändern und zu optimieren sind ganze (vielfältigere) Fruchtfolgen – zu betrachten und ökonomisch zu bewerten sind deshalb die ackerbaulichen und ökonomischen Ergebnisse ganzer Fruchtfolgen (einschließlich Synergie-Effekten).

    5. Angesichts sehr unterschiedlicher klimatischer, anbautechnischer und ökonomischer Rahmenbedingungen und insbesondere auch wegen zukünftig veränderter Schaderreger-Relevanz muss ein Anbau-System regional und zeitlich flexibel sein.

    6. Der Unterschied eines solchen „naturnahen Zuckerrüben-Anbaus“ zum Ökolandbau bestände u.a. darin, dass weiterhin chemisch-synthetische Düngemittel und organische Düngemittel aus konventioneller (aber demnächst hoffentlich deutlich artgerechterer) Tierhaltung verwendet werden können und dass in bestimmten, genau zu definierenden „Ackerbau-Notsituationen“ auch ein begrenzter chemischer Pflanzenschutz im Rahmen von Notfall-Zulassungen möglich wäre (ohne den Verlust einer Zertifizierung). Im Gegensatz zu bloßen Pestizid-Reduzierungs-Programmen (z.B. „Nationaler Aktionsplan Pflanzenschutz“ – NAP) sind die Wirkungen eines solchen neuen konventionellen Anbausystems nicht nur viel umfassender – die gesellschaftliche Akzeptanz des konventionellen Ackerbaus lässt sich (angesichts sonst nie lösbarer Rückstands-Risiko-Debatten) nur so erreichen.

    7. Ein solcher konventioneller Anbau muss für die Vorzüglichkeit du die Chancen des Ökologischen Landbaus nicht unbedingt negativ sein: Der jetzt noch sehr hohe Abstand von Kosten und Preisen wäre deutlich geringer. Und der Ökologische Landbau bekäme so mehr Freiraum, bestimmte Probleme und Defizite auch in seinem Bereich offensiver anzugehen.

    Speziell zum Rübenbau scheint mit Folgendes wichtig:

    A. Neo-Nikotinoide sind bienenschädlich und werden in naher Zukunft auch im Rübenbau verboten sein. Die bisherige Notwendigkeit, der jungen und anfälligen Rübenpflanze für die lange Frist zwischen Keimung und voller Ausbildung des Blattwerks einen Pestizid-Schutz-Vorrat mitzugeben und diesen Schutzvorrat in dem sehr kleinen Rübensamen-Hüllmaterial unterzubringen, führte zu Beizmitteln mit hochdosierten und höchst wirksamen Wirkstoffen. Diese waren aber auch höchst wirksam in Natur und Umwelt, so dass selbst kleine Staub-, Abrieb- oder Guttationsmengen und im Boden verbleibende Reste schädliche Wirkungen zeigen. Dr. Safer stellte in einer Berechnung deutlich dar, wie selbst geringste Neonikotinoid-Mengen bei einer flächigen Ausbreitung auch geringer Mengen in der Natur zu bienenschädlichem Neonic-Staub auf Blütenpflanzen führe – so dass dann die Schaffung von mehr Blütenpflanzen-Angeboten sogar zu einer schädlichen Verlockung und somit noch verstärkten Schädigung der Bienen führe.

    B. Man wird der ja besonders anfälligen und gefährdeten Rüben-Jungpflanze auch weiterhin einen Schutz geben müssen – insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass bei Ablage der Saatpillen auf Endabstand kaum Pflanzen ausfallen dürfen. Interessant deshalb der Bericht im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben (Westfalen-Lippe) 1-2018 von Heinz Georg Waldeyer über die KWS-Wintertagung in Einbeck, bei der es u.a. um Alternativen für Neonikotinoid-Beizmittel (gegen Befall der Zuckerrüben mit der Grünen Pfirsichblattlais als Überträger des Vergilbungsvirus´) im Falle eines Verbots auch im Rübenbau ging. KWS Fachmann Philipps berichtete über alternative, kombinierte Strategien: „Diese könnten unter anderem chemische Beizmittel, physikalische Saatgutbehandlungen (Heißdampf, Elektronenbeize) und sogenannte Biologicals beinhalten. Das sind nützliche Mikroorganismen, welche auf der Rübenpille appliziert werden, um den Keimling gezielt zu unterstützen.“ Ralf Tilcher, der an diesem Thema bei KWS arbeitet: „Die bei der Rübensaat ausgebrachten Biologicals vermehren sich rasch und besetzen den Platz an Saatkorn und Wurzel. Den Schädlingen bleiben dann weniger Nährstoffe. Zudem können die nützlichen Bakterien Stoffwechselprodukte herstellen, die den Rübenkeimlingen Schutz vor Kälte, Trockenheit, hohem Salzgehalt des Bodens oder vor schädlichen Pilzen bieten. Vor allem unter ungünstigen Verhältnissen können dann die Bakterien den jungen Rüben helfen“. KWS habe zudem hochleistungsfähige Sorten entwickelt, die gleichzeitig resistent oder tolerant gegenüber wichtigen Rübenkrankheiten bzw. –schädlingen sind. Diesen Trend der Mehrfachresistenzen will man fortführen, um die Zuckererträge abzusichern.
    In diesen Zusammenhang gehört auch die Meldung in LAND & FORST 14/2017,
    bei Zuckerrüben versuche „Syngenta ab 2018 mit der ersten vierfach toleranten Zuckerrübensorte Rhinema den geringen Marktanteil von derzeit 7% wieder auszubauen“.

    C. Bei der Bewertung der hier angedachten Änderung des Rübenanbaus ist zu berücksichtigen, dass bestimmte Wirkstoffe (wie Neonikotionoide oder Glyphosat) aller Voraussicht nach ohnehin schon bald nicht zulässig sein werden. Zu berücksichtigen ist auch, dass immer mehr Unkräuter, Ungräser und Schaderreger mittlerweile resistent gegen Pflanzenschutzmittel geworden sind, dass die Nematoden-Problematik wächst und dass deshalb ohnehin eine Veränderung des Anbaus, der Sortenwahl und der Fruchtfolge notwendig ist. Zudem sind Pilz- und Insektenschäden (mit Ausnahme vielleicht der Vergilbungskrankheit) im Rübenanbau nicht das Hauptproblem, zumindest in Norddeutschland.

    D. Als Hauptproblem bleibt die Verunkrautung. Auch wenn Fruchtfolgen dieses Problem verringern können, bleibt als Alternative zu Herbiziden doch nur die mechanische Unkrautregulierung. Von ausgesprochenen Problemjahren abgesehen, ist die Unkrautregulierung zwischen den Reihen relativ gut mit den immer besseren Hackgeräten zu erreichen. Für die notwendige Unkrautbeseitigung zwischen den Pflanzen und insbesondere direkt an der Pflanze bleibt auf absehbare Zeit – neben der Bandspritzung) nur die Handarbeit, und dies in einem großen Ausmaß.
    Robotik- und Digitalsysteme können sicherlich auch dieses Problem irgendwann mit kleinen und leichten Feldrobotern lösen – aber hier sind noch deutliche Entwicklungsfortschritte erforderlich. Nicht aus dem Augenverlieren sollte man die Möglichkeiten, die mit bewährten oder neu zu entwickelnden „milden“ Mitteln (ohne Rückstands- und Naturschädlichkeits-Problemen) verbunden wären. Auch das Wissen um die Bedeutung und die Förderung von Nützlingen (mit Biotopmanagement) ist sicher ausbaufähig.

    E. Die aktuelle Ausrichtung der EU-Zuckerkonzerne auf Überproduktion (für den höchstriskanten und zumeist niedrigpreisigen Absatz auf dem von Billigproduzenten beherrschten Weltmarkt) und die nach dem Ende der Quotenregelung ebenfalls angestrebte Konzentration des Rübenbaus in Fabriknähe (zwecks Ersparnis von Transportkosten) passt nicht zu dieser strategischen Neuausrichtung auch des Rübenbaus: Deutlich weitere Fruchtfolgen und damit geringerer Schädlingsdruck passen nicht zu dieser bewussten Verlagerung des Rübenbaus in Fabriknähe und auch nicht zu den Interessen vieler (bisheriger) Rübenbauern.

    F. Ein pestizidarmer oder pestizidfreier Zuckerrübenanbau (auch im Rahmen analoger Produktionsverfahren auch der anderen Fruchtfolge-Glieder) ist nur ein Beitrag zur Biodiversität. Hier sind weitere Maßnahmen erforderlich.

    G. Entscheidend für den Erfolg dieses neuen Anbausystems aber ist und bleibt die Motivation der Landwirte – vor allem als Ackerbauer- oder Pionier-Passion, aber auch als Ergebnis von Rentabilitätserwartungen, von zunehmenden Problemen auf dem bisherigen Weg oder von öffentlichem Druck. Öffentliche Kommunikation und Erfahrungsaustausch sind hier die Schlüssel-Elemente. Hierfür, so der Moderator der Schlussdiskussion, „war die Zeit nie besser!“

    • Der Brandenburgbauer sagt

      @Eckehard Niemann,Deine Kommentare, wie immer, sind nicht wirklich nützlich.

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Eckehard,
      ich habe die sehr gut aufbereiteten Daten dazu genutzt, mich mit der Thematik Bio-Rüben zu befassen. Das habe ich in meinem “früheren Leben” ja auch schon getan, allerdings war dafür von rund 15 Jahren die Zeit noch nicht reif. Mein Unternehmen hat den Bio-Zucker schließlich quasi verschenkt, weil ihn niemand haben wollte. Die Versprechungen von Coca-Cola oder Kellogs wurden nicht eingehalten. Es war die Rede von mehreren 10.000 t. Mag sein, dass die Bereitschaft dafür jetzt höher ist. Ich finde Deine Ausführungen sehr interessant und kann vieles davon pflanzenbaulich unterstreichen. Ich bleibe aber bei meiner Aussage, dass wir es vom Markt her sehen müssen. Die Produktion werden wir in den Griff bekommen, das sehe ich nicht das Problem, auch wenn es bei Zuckerrüben (und auch Raps) noch einiges zu lösen gibt.
      Einen Mittelweg zwischen konvi und bio? Das sehe ich kritisch. Aber mit immer weniger Wirkstoffen wird es wohl automatisch dahin kommen. Ich bezweifele nur, dass die Landwirte auf die Geschwindigkeit, mit der diese neuen Anforderungen kommen, nicht vorbereitet sind. Siehe auch mein Plädoyer in Berlin bei “wir haben es satt”.
      Aber ich merke schon: wir näher uns an… 🙂
      Bauer Willi

  5. Sandra Harms sagt

    Bauer Willi,
    eines hast du nicht bedacht, die zuckerfabriken werden jeweils nur zu kampangnen beginn bio rüben verarbeiten, denn nur so ist eine vermischung mit konventionellen rüben unmöglich, ein abschalten und reinigen der gesammten fabrik innerhalb der kampangne scheidet wohl aus kosten gründen von vornherein aus…
    dem zur folge, hat man immer nur frührüben, die im september geertet werden, das mag bei dem ein oder anderen positiv in der fruchtfolge passen, für die meisten wirds aber minder ertrag bedeuten, denn wir wissen ja beide das rüben bis in den november herein wachsen und sich die zucker werte steigern….

    • Der Brandenburgbauer sagt

      Hallo Sandra, ich habe gedacht Du hast Dich von Willis Seite verabschiedet? Wochenlang
      null Kommentare von Dir. Nun bist Du wieder da das freud mich. Die Frühlieferprämie die ich bei Südzucker erhalte ist auch nicht von Pappe. Und ich habe in dieser Zeit, in der Mehrzahl der Jahre, optimale Rodebedingungen. Struckturschäden die oft auftreten wenn ich spät rode, sollte man auch ökonomisch nicht unterschätzen.

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Sandra,
      damit hast Du recht und genau so wird es ja auch gemacht. Das muss sich im Preis niederschlagen. Dann ist es doch eine gute Sache, weil man schon früh die nächste Kultur bestellen kann.
      Bauer Willi

  6. Der Brandenburgbauer sagt

    Moin Willi, ich lasse jetzt einmal die ökonomische Betrachtungsweise zu diesem Thema
    ganz bewust weg. Die Technologie die Du hier vorstellst , ist doch in der Sache Super. Da kann man doch mit findigen Leuten etwas draus machen.

    • Bauer Willi sagt

      Sach ich doch. 🙂 Die Produktion werden wir in den Griff bekommen. Aber wir sollten das Thema vom Markt her anpacken. Es darf nicht dazu kommen, dass ein Überschuss auf die Preise drückt.
      Bauer Willi

  7. Inga sagt

    Wie steuert die Maschine oben die Kreisbewegungen über jede Nutzpflanze?

    Gibt es da einen Sensor, der die Rüben ausfindig macht?

    Oder müssen die Rüben eine gewisse Größe haben, um wenn einmal kurz beschädigt werden, sich schnell wieder erholen können?

    • Bauer Willi sagt

      Gute Frage: Eine Kamera nimmt alle Rüben auf, gibt den Standort an die Hackmaschine, die dann um die Rüben herumhackt. Fehlt eine Rübe, wird der Zwischenraum auch gehackt. Die Rüben müssen so groß sein, dass die Kamera sie sicher von Ackerbegleitflora ( früher Unkraut) unterscheiden kann. Probleme gibt es dann, wenn wegen zu vielen anderen Pflanzen die Rübe nicht eindeutig identifiziert werden kann.
      Bauer Willi

  8. Friedrich sagt

    @Bauer Fritz. Stell dir vor die NGOs hätten die Bauern nicht auf denen die rumprügeln könnten , dann wären die alle Pleite. Ich warte nur auf den Tag an dem in Deutschland mal versucht würde wirtschaftlich und ökologisch zu Denken . Dann wären wir raus . Nur der landwirtschaftliche Bereich hat eine gute Umweltbilanz. Vom Haus, Auto, Urlaub, Flugzeug und Freizeit gibt es nur negative Umweltbilanzen. Aber diese Thema will keiner hören , da sucht man lieber andere Schuldige. Ich verstehe auch die breite , schweigende Masse der Bevölkerung nicht , daß die sich das alles gefallen lassen . Gegen dieses Auftreten der Ideologen aufzutreten und zu Wiedersprechen. Muß es denn immer erst einen Knall geben , damit es ja sowieso jeder vorher wußte.Ein Stromblackout über mehrere Tage würde sicherlich gutes im Hirn der Leute bewegen. Dann wäre Schluß mit Ideologie und Angstmache. Die Leute sollten mal mehr Bücher von Prof. Dr. Werner Sinn lesen , dann würde manches realistischer gesehen.

    • Der Brandenburgbauer sagt

      Moin Friedrich, die beiden letzten Sätze gefallen mir sehr gut. Ich würde mich bei Deinem Hinweiß auf einen Autor nicht festlegen wollen.Ich würde das Primat, auf mehr lesen,
      legen. Wer liest heute überhaupt noch ein Buch, oder eine interesante Zeitschrift wo man Hirn und Vertstand braucht ,um das zu kapieren.

  9. Friedrich sagt

    Der Deckungsbeitrag hört sich erst einmal toll an , aber neben den Saisonarbeitskräften muß ja noch ständig mit Hackmaschine oder Striegel das Rübenland bearbeitet werden. Bei uns im Betrieb müßte dann eine Arbeitskraft mit Schlepper jeden Tag auf dem Rübenacker arbeiten. Diese Arbeitskraft gibt es schon lange nicht mehr . Mit rd.. 13 % ist auch mit einem Totalausfall zu rechnen. Auch ist die Unterbringungsfrage der Saisonarbeitskräfte zu klären.
    Für den Hektar braucht man eine Arbeitskraft. Also kommt da schnell eine größere Leuteschar zustande. Diese Kosten sind noch nicht berücksichtigt, denn aus Deutschland kommt beim Mindestlohn keiner. Die müßen aus Südosteuropäischen Ländern kommen .Diese Nebenkosten fressen den Biorübenvorteil wieder auf.– Wir alle wissen , daß es keinen chemischen Unterschied zwischen Bio- oder Konv. Rübenzucker gibt . Das heißt , der Unterschied ist rein Ideologisch. Würden alle Verbraucher für die Ideologie den dreifachen Preis zahlen wollen ?

    • Bauer Willi sagt

      Das mit den Arbeitskräften ist eventuell demnächst durch Technik lösbar. Die Kosten für die Hackmaschine und Personal sind im Deckungsbeitrag mit drin. Das Argument zählt also nicht. Ob die Kräfte aus dem Ausland kommen interessiert bei Spargel und Erdbeeren auch niemand.
      Bauer Willi

      • Obstbäuerin sagt

        Es wird immer schwieriger Saisonkräfte für einen kurzen Zeitraum zu bekommen. Bei der schweren Arbeit auch nicht verwunderlich, obwohl der Mindestlohn je nach Land 2, 3 oder 4 mal so hoch ist. Wenn aber eine Steigerung auf 12,00 € erfolgt, rechnet sich gar nichts mehr. Jedenfalls nicht im Obstbau.

  10. Bauer Fritz sagt

    Wie sagte doch der Landwirtschaftssprecher von Greenpeace auf die Vorhaltungen der Rübenbauern nach dem Neonics-Verbot: “Können ja alle Biorübe machen …”

    Nun denke ich wird eine ähnliche Stellungnahme des Wirtschaftssprechers von Greenpeace auf mögliche Personalfreisetzungen in der Autoindustrie, wenn die USA ihre Starfzölle durchziehen, nicht lange auf sich warten lassen. Die wird vielleicht etwa so lauten: “Können ja alle Biorübe hacken …”

  11. Inga sagt

    Ja,
    es gibt nun Biozucker, der auch extra in der Fabrik verarbeitet wird,

    es wird die Mühe gemacht diese Biorüben von Sachsen nach Warburg-NRW zu fahren und das wird nicht vergolten?

    • Bauer Willi sagt

      Die Kosten für den Transport von Sachsen nach Warburg sind im Zuckerpreis enthalten. Ob eine solche Transportentfernung Sinn macht, kann diskutiert werden.
      Bauer Willi

      • Inga sagt

        Das meinte ich ja,
        was verspricht sich die Fabrik davon?

        Vielleicht hofft sie auf die Ideologie des Verbrauchers, oder?

        • Bauer Willi sagt

          Man sieht da eine Marktnische. Kann ja sein, dass es demnächst Bio-Cola gibt. Oder wenn Kellogs Bio-Müsli mit Bio-Zucker anbietet. Ist schon ein interessanter Markt, aber das wurde vor 10 Jahren auch schon prophezeit. Kann aber sein, dass sich die Meinungen auch ändern.
          Bauer Willi

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