Bauer Willi
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Bauern sind beliebt – ja, aber…

Im März 2017 wurde die Emnid-Studie über das Image der deutschen Landwirtschaft veröffentlicht. Ich habe mir die jetzt mal angesehen und bringe hier ein paar Ausschnitte, die mir interessant erschienen.

In jedem Fall lohnt es sich aber, die Grafiken mal selbst durchzublättern. Hier ist der Link: http://media.repro-mayr.de/79/668279.pdf

  • Bedeutung der Landwirtschaft

Das bäuerliche Leben ist ein wichtiger Bestandteil deutscher Kultur finden 82% richtig und damit 9% mehr als 2012

Moderne Landwirtschaft trägt zum Klimaschutz bei sagen 35% bei der gleichen Fragen und damit 5% weniger als 2012.  Folglich sind 65% nicht dieser Meinung

  • Informationsquellen über Landwirtschaft

Mit über 70% ist dies Fernsehen, gefolgt von Rundfunk und Zeitungen. Die Werte sind gegenüber 2012 kaum verändert. Das Internet als Informationsquelle hat von 2002 bis 2017 einen steilen Anstieg erfahren (41%) wobei es bei den Jugendlichen mehr als 60% ausmacht.

  • Interesse an landwirtschaftlichen Themen

Großes Interesse an landwirtschaftlichen Themen haben in der Altersgruppe von 14-29 Jahren 22%, in der Altersgruppe über 60 Jahre 59%. Gar kein Interesse haben 14 bzw. 11%.

  • Interessante Themen in der Landwirtschaft

Für 94% ist dies primär die Qualität der Lebensmittel, gefolgt von 89% der Umgang mit Tieren.  Den Alltag des Landwirt interessieren 50%, das sind 2% weniger als 2012.  Für den biologischen Landbau interessieren sich 73%. Auch hier hat das Interesse um 2% abgenommen.

  • Image von Landwirten und Landwirtschaft

Deutliche Unterschiede gibt es zwischen diesen beiden Begriffen. Während nur 12% das Image der Landwirte für negativ bis sehr negativ einschätzen, sind es beim Begriff Landwirtschaft 32%. Oder anders: Menschen mögen Bauern, aber nicht unbedingt die Landwirtschaft.

  • Gewünschte Eigenschaften von deutschen Landwirten

Deutsche Landwirte sollen (eine Auswahl, hier nicht vollständig)

88% verantwortungsvoll mit ihren Tieren umgehen

73% umweltbewusst wirtschaften

67% auf Gentechnik verzichten

41% mit dem technischen Fortschritt gehen

33% sich unternehmerisch und marktorientiert verhalten

In der nachfolgenden Frage, die die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit aufzeigen soll, zeigt sich, dass die Befragten mehrheitlich der Ansicht sind, dass die Landwirtschaft nicht verantwortungsvoll mit Tieren umgeht, dass sie nicht umweltbewusst wirtschaftet und dass sie Raubbau an der Natur betreibt. Gerade bei der Tierhaltung ist die Differenz zwischen Soll und Ist mit 7% nochmals größer geworden als 2012.

  • Assoziationen zum Thema Tierwohl

91% der Befragten plädieren für eine artgerechte Tierhaltung, ebenfalls 91% erwarten mehr Platz für Tiere. 78% wollen als Verbraucher ein besseres „Gefühl“ haben, 66% meinen damit ein besseres Auskommen für die Landwirte.

  • Bildung, Schulen, Unterricht

Dies nimmt einen breiteren Raum ein. Zusammenfassend lässt sich zu diesem Thema sagen, dass die Befragten der Ansicht sind, dass zu wenig in den Schulen darüber gelehrt wird und dass dies für die Zukunft mehr werden sollte. Die Werte sind gegenüber 2012 kaum verändert. Als schulische Themen sehen 94% den Umweltschutz als wichtigstes Thema an, 87% die Welternährung, 63% finden moderne Produktionsmethoden in Ackerbau und Viehhaltung interessant. Bei den unter 29-jährigen sind es lediglich 50%.

Mein persönliches Fazit: keine wirklichen Überraschungen, außer der, dass die Bauern als Personen einen so hohen Stellenwert in der Gesellschaft haben. Damit lässt sich doch was anfangen. Aber die Bauern müssen es auch tun…damit was anfangen, meine ich…

Euer Bauer Willi

 

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40 Kommentare

  1. Andi sagt

    Die Biomasser der Insekten ist in den letzten 30 Jahren um 80% zurückgegangen – sprich 4 von 5 Insekten gibt es nicht mehr. Woher das wohl kommt? Glyphosat und Co. lassen grüßen. Überzüchtete Tiere mit verkürzter Lebenserwartung – alles der Profitmaximierung geopfert. Nein, es wird sicher nicht vieles besser. Ich habe Angst vor der Landwirtschaft und was sie mit unserem Essen machen und machen dürfen!

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Andi
      Was die Insekten angeht, mache ich bei mir auf dem Hof ganz andere Beobachtungen. Bei unserem Sonntags-Spaziergang heute nachmittag habe ich mir die Natur genau angesehen und sehr viele verschiedene Schmetterlinge gesehen. Im Garten haben wir Wildbienen und Erdhummeln. Du weißt, wie die aussehen? Bei uns brüten wieder Falken, und seit ein paar Jahren in der Scheune auch wieder Fledermäuse. Die Eichhörnchen sind auch zurückgekehrt und am Teich lassen es sich die Fischreiher gut gehen. Ein Imker aus dem Dorf hat seine Völker bei uns auf der Weide stehen, weil die Eltern im Wohngebiet Angst um ihre Kinder haben.

      Warum hast Du Angst vor der Landwirtschaft? Was sollen die Landwirte deiner Meinung nach anders machen? Und dabei auch noch ihre Familien ernähren können. Das würde ich gerne von dir erfahren.
      Bauer Willi

      • Zenzi sagt

        @Andi @Willi Die Insektenbiomasse ist in den letzten 3 Jahrzehnten tatsächlich um ca 80% zurückgegangen. Spezialisten unter den Insekten betrifft es stärker, wenn ihre Nährpflanzen auf Feld, Flur und Ackerbegleitkräuter nicht mehr da sind. Regional mag es Unterschiede geben und manche Schmetterlinge oder Fliegen betrifft es weniger.
        Untersuchungen in NRW ergaben einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Insektenschwund und dem Verschwinden von Insektenfressenden Vögeln. Ganz stark betroffen ist z.B auch die Lerche oder Schwalben.
        @ Andi: Angst muss man vor der Landwirtschaft nicht haben und ich denke die Lebensmittel in Deutschland sind bestimmt „sicher“ und sehr hoch in der Qualität.

        • Alois Wohlfahrt sagt

          Der Rückgang der Insekten beschäftigt mich auch sehr. Das ging vor ein paar Jahren los. Auf einmal weniger Fliegen, Mücken etc. Die gängige Theorie ist: Pflanzenschutzmittel sind schuld. Aber ich lebe hier im südlichen Oberallgäu. Hier werden fast keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Ich bin mind. 30 km vom nächsten Acker entfernt, wo vielleicht was eingesetzt wird. Insekten haben doch nicht so einen Radius, oder? Warum gibt es auch hier auf einen Schlag so viel weniger Insekten und auch Schwalben? Ich weiss es nicht. Wie stark ist auch die „Lichtverschmutzung“ am Insektensterben schuld. Fragen über Fragen….
          Alois

          • bauerhans sagt

            heute steht auf der kinderseite der NW:

            „feldhasen sind bedroht,weil inzwischen auf so vielen feldern landwirtschaft betrieben wird…..die gesamtzahl der feldhasen ist trotzdem stabil geblieben“.

            das hatte wahrscheinlich der gesamtschulpraktikant verfasst.

        • Schmeckt gut sagt

          Mir ist das ganze Geschwafel der teuer bezahlten Gutachter langsam zuviel. Ich kann mich den Beobachtungen von Willi nur anschließen. Bei uns kommt der Storch wieder und nistet. Auf unserem Hof nisten seit fünf Jahren immer mehr Schwalben (Dank an Zenzi für den Hinweis). Eine „Stammmannschaft“ von 10 Paaren hatten wir schon immer, sie ist aber jetzt auf fast 30 Paare angewachsen (wollte mich schon für das „tolle Schild“ vom NABU bewerben – habe ich aber gelassen, weil es mir wichtiger ist, die Schwalben zu fördern). Eichhörnchen und Hasen sieht man tagsüber auf unserem Hof toben – ohne Angst. Dachs, Turmfalke, Eulen, Fledermäuse, Pirol, Kleiber (hat im Nistkasten genistet) … die Liste ist lang. In den Medien wird ein anderes Bild gezeichnet. Wie wärs, wenn die Journalisten mal mit uns Bauern sprechen und uns fragen, welche Beobachtungen wir machen? Wir haben keine 40 Stunden Woche und sind gerne in der Natur. Und zur Zeit ist es am schönsten, man muss nur mit offenen Augen die Umwelt warnehmen. Manche haben zu oft die ideologische Brille auf. So, das war mal wieder nötig, der Ärger über die sogenannten „80% Insektenmasseminderung“ musste mal raus. Ich kann es nicht mehr hören.

    • bauerhans sagt

      andi,du liest im internet,ohne zu hinterfragen!
      stimmt das,was ich da lese?
      zu jeder these gibt es eine gegenthese.

  2. Fritz Küntzle sagt

    Bei so vielen kleinen Dingen können wir das Ansehen unserer Bauernhöfe und der hier arbeitenden Menschen verbessern. So zum Beispiel, wenn wir Radlern oder Wanderern auf den Feldwegen begegnen, einfach kurz mal auf die Seite fahren und langsam sein, oder beim Überprüfen unserer Landmaschinen. Wenn wir am Ackerrand stehen, nach dem Rechten bei den Maschinen sehen und es kommen Spaziergänger des Weges, einfach ein freundliches „Grüss Gott“ und ein nettes Lächeln, man glaubt garnicht, wie oft man dann mit den berufsfremden Leuten zu netten Dialogen kommt. Und da kann man soviel erklären und den Menschen die Zusammenhänge in der Landwirtschaft darstellen. Oder die Feldwege wieder sauber machen, ließ es sich nicht verhindern, dass man sie verschmutzt hat, usw. usw……….

  3. Josef sagt

    Bauern sind als Menschen beliebt. Wir sollten unterscheiden lernen zwischen Kritik an der Produktion und kritik an der Person. Warum ziehen wir uns jeden Schuh an ? Warum nehmen wir Kritik an der Tierhaltung als persönliche und pauschale Beleidigung des gesamten Berufsstandes ?

    • Gephard sagt

      Nun ja, je nach dem aus welchem Lager die Kritik kommt, wird auch die sachlichste Kritik persönlich interpretiert. Wer Tierhaltung per se für barbarisch oder als Akt der Mordes hält, muss sich dann nicht wundern, wenn der Bauer denkt, der Tierhaltungsgegner würde in dem Bauern einen Barbaren oder Mörder sehen. Dann ist jeder Versuch der konstruktiven Auseinandersetzung für die Katz.

  4. bauerhans sagt

    aus gesprächen mit interessierten dorfbewohnern habe ich folgendes mitgenommen:
    diese sind erstaunt,wieviel land der bauer aus der nachbarschaft heute bearbeiten muss und welche grossen (teuren) maschinen er dafür braucht.
    auch wissen viele,dass oft eine osteuropäische arbeitskraft auf den höfen vorhanden ist.
    über die anträge,die der bauer stellen muss,wissen die auch gut bescheid.
    erstaunlich ist auch das volle verständnis für den biogasmaisanbau: „muss der bauer ja machen,weils ja sehr gut und sicher bezahlt wird!“
    auch dass der letzte milchbauer hier aufgibt,weils gesundheitlich nicht mehr geht und auch kein nachfolger vorhanden ist,stösst voll und ganz auf verständnis im dorf.

  5. Dieses gute Ansehen, kann und müssen wir nutzen, um den größten Teil der verbleibenden Menschen auch noch pro Landwirtschaft zu überzeugen…..
    Nur dürfen wir die Medien nicht dazu nutzen um irgendwelche Sensationen aufzuzeigen, sondern alles immer wieder reell und glaubhaft rüberbringen….
    Das Sensationsgehabe, einfach anderen überlassen, den ich meine das sich eher früher als später die Wahrheit durchsetzen wird…

    Gruß Klaus Weber

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