Autor: Bauer Willi

Kanzler Scholz: Keine Zukunft für die Landwirtschaft

Es ist genau so gekommen, wie ich es vorgestern noch erwartet und befürchtet hatte. Und eigentlich noch schlimmer. Zitate aus dem Artikel der Wirtschaftswoche zur Kanzlerrunde mit der Zukunftkommsission Landwirtschaft (ZKL): Angepeilt sind Erleichterungen, wenn Bauern etwa wegen des Wetters nur in manchen Jahren hohe Gewinne machen und dann hohe Steuern zahlen müssen. Die Position der Landwirte in der Handelskette bis hin zu den großen Supermärkten soll gestärkt werden Die Regierung will prüfen, wie der Einsatz alternativer Antriebe vorankommen kann Im Blick stehen Erleichterungen bei Auflagen und Vorgaben, etwa bei Dokumentations- und Aufzeichnungspflichten für Tierhalter oder bei Düngeregeln. https://www.wiwo.de/unternehmen/agrar-kanzlerrunde-zur-landwirtschaft-ringen-um-entlastungen/29753712.html Besser kann man nicht beschreiben, dass man die Bauern wieder einmal bis zum Sankt Nimmerleinstag vertrösten will. Sehr gut kommentiert agrarheute das Treffen beim Kanzler: “Beschlüsse gab es keine, dafür war die Stimmung gut.” https://www.agrarheute.com/politik/experten-treffen-kanzler-scholz-fleisch-teurer-618951 Diesen Artikel sollte jeder lesen, denn erzeigt, dass man seit der Gründung der ZKL keinen Schritt weiter gekommen ist. Ich habe heute mit Dirk Andresen telefoniert, der heute auch im Kanzleramt war. Er hat sich aus der ZKL verabschiedet. Ich finde …

Wissenschaft…follow the science ?!

Wie soll Wissenschaft sein? Dazu ein paar Kernsätze in dem unten verlinkten Artikel, den ich für sehr lesenswert halte. Konsens bedeutet nicht Wahrheit Problematisch aber wird es, wenn die Forschung offen politischen, ökonomischen oder moralischen Imperativen untergeordnet wird. Wenn gilt: ‚Wer meine Theorie angreift, greift mich an‘, ist die Freiheit der Wissenschaft an ein Ende gekommen. In der Wissenschaft geht es nicht um Be-, sondern Erkenntnisse. Wissenschaft benötigt die offene intellektuelle Auseinandersetzung, der Aktivismus befördert die Verengung. In Zeiten einer aufgeheizten politischen Empörungs- und Protestkultur macht sich jeder verdächtig, der eine intellektuelle Distanz wahren will. Hier der Link: Weg mit dem Bekenntniszwang! Wegen des schönen Wetters war heute viel Arbeit zu erledigen, die bisher warten musste. Unter anderem haben wir – gegen unsere Prinzip – eine Parzelle, auf der Zuckerrüben gesät werden, gepflügt. Prinzipien muss man auch verlassen können…  

Bundeskanzler spricht mit Bauern

Ja, er lebt noch, er lebt noch. Seit langer Zeit habe ich nichts mehr von Olaf Scholz gehört und jetzt das: Er will mit Vertretern der ZKL (Zukunftskommission Landwirtschaft) über Entlastungen für die Landwirtschaft reden. Im Gespräch ist unter anderem eine Gewinnglättung und ein “Abbau der Bürokratie”.  Letzteres scheint ja jetzt überall das (!) Instrument zur Lösung aller Probleme zu sein. https://www.sueddeutsche.de/politik/bundesregierung-scholz-spricht-mit-bauern-ueber-entlastungen-fuer-die-branche-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-240405-99-571510 Auch die top agrar berichtet darüber: https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/gipfeltreffen-zukunftskommission-landwirtschaft-spricht-mit-kanzler-scholz-20001949.html Der Text ist wohl eher ironisch zu verstehen: “Ab nun wird alles anders – Dank der Bauernproteste, die landauf, landab und besonders im Berliner Regierungsviertel Eindruck hinterlassen haben. Erinnern wir uns, die Spitzen der Ampelfraktionen hatten im Januar die Zukunftskommission gebeten, ihnen aus der Bredouille zu helfen, und eine eilig aufgeschriebene Entschließung samt der darin aufgeführten Schlagworte mit Leben und konkreten Vorschlägen zu füllen. Je nach Perspektive geht die Bewertung der Ampelinitiative weit auseinander. Für die einen ist sie Ausdruck der eigenen Ratlosigkeit, für die anderen ein kluger Schachzug, weil sich doch wohl niemand einem Konsens entziehen könne, den die heterogen besetzte Zukunftskommission mühsam gefunden hat.” …

Edeka: Bio billiger als konventionell – wie geht das?

Eine aufmerksame Leserin hat mir ein Prospekt von Edeka Nord zugeschickt, dass seit dem 8.4. gültig ist. Auf der Rückseite findet sich ein Vergleich von gleichen Produkten in Bio und konventioneller Ausführung. Bei diesem Warenkorb, so die Aussage, ist der Warenkorb in Bio 11,60 € billiger als konventionelle Ware. Angezeigt werden auch die Kassenzettel, die das belegen (sollen). Die Leserin fragt mich, wie das möglich ist. Eine wirkliche Erklärung habe ich nicht. Ich kann mir nur vorstellen, dass bestimmte Bio-Produkte z.B. aus China importiert wurden und hier nur nach Bio kontrolliert wurden. Bei Tomaten und Tomatenmark z.B. ist das bekannt.  Was auch möglich ist: Edeka hat die Preise für diese Aktion bewusst angepasst, also bei Bio gesenkt und bei konventionell erhöht. Mir fehlen dazu aber langfristige Preisbetrachtungen. Habt ihr noch eine Idee? Findet ihr das Verramschen jetzt auch von Bio-Produkten gut? Ich nicht…

Proteste umsonst ? Bericht aus Brüssel

Am 24. März 2024 wurde hier im Blog die Frage gestellt: “Und nun, waren die Proteste umsonst?“ und bereits 6 Tage vorher war die EU-Kommissionspräsidentin Ursula v. d. Leyen zu einem Moratorium der EU-Gesetzgebungsarbeit aufgefordert worden. Beide Artikel und die jeweils anschließenden Diskussionen waren ein Ausdruck von Sorge, Wut, aber auch Hilflosigkeit, Unverständnis und Fehlinformationen sowie mangelnder Transparenz politischer Entscheidungsprozesse. Arnold Krämer (parteilos) hatte kürzlich die Gelegenheit, anlässlich einer von der FDP Niedersachsen organisierten 3-tägigen Studienreise nach Brüssel einen ganz aktuellen Eindruck von der Arbeitsweise der EU sowie den gegenwärtigen Diskussionen zur Weiterentwicklung der agrarpolitisch relevanten Politikbereiche zu bekommen. Hier sein (subjektiver) Bericht: Neben dem obligatorischen Besuch des EU- Parlaments standen mehrere gut abgestimmte Vorträge mit Diskussionen in der Vertretung des Landes Niedersachsen bei der EU auf der Tagesordnung. Dort berichteten sowohl klassische Lobbyisten (Dt. Bauernverband, Euroseeds, Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels) wie auch der FDP- MdEP Jan-Christoph Oetjen, ein Mitarbeiter der EU- Kommission und ein Mitarbeiter des EU-Parlaments (letztere jeweils Österreicher) über ihre Arbeit und Erfahrungen. Spezielle Themen waren u.a. GAP ab 2028, Wolfsproblematik, carbon-farming, …

“Vergessene Nachrichten” – worüber die Medien nicht berichteten

Nein, es geht nicht um das “Manifest” von Mitarbeitern der ARD, ZDF und Deutschlandfunk, das mangelnde Meinungsfreiheit beklagt: https://www.morgenpost.de/politik/article242028016/Filmriss-bei-ARD-und-ZDF-Manifest-fuer-mehr-Meinungsfreiheit.html Der Deutschlandfunk hat die 10 Meldungen benannt, über die – ihrer Meinung – nach nicht oder zu wenig berichtet wird. https://www.deutschlandfunk.de/vergessene-nachrichten-2024-100.html Auf Platz 10: Allein auf dem Acker – Suizide in der Landwirtschaft Die Liste findet sich auch hier: http://www.derblindefleck.de/top-ten-der-vergessenen-nachrichten-2024/ Dort heißt es: “Landwirtinnen und Landwirte leiden aufgrund ihrer hohen Arbeitsbelastungen immer öfter an Depressionen und Burn-outs. Bis zu 4,5-mal häufiger als in anderen Berufsgruppen soll das Risiko eines Burn-outs sein, der in einigen Fällen auch zum Suizid führt. Offizielle Zahlen gibt es hierfür allerdings nicht, obwohl zwei Prozent der erwerbstätigen Deutschen in der Landwirtschaft arbeiten. Fachzeitschriften und Verbände warnen schon länger vor einem berufsspezifischen Suizid-Risiko und versuchen aufzuklären. Doch die Berichterstattung in überregionalen Medien bleibt aus, genauso wie eine Datenerhebung aus öffentlicher Hand.” Danke an Arnold Krämer für den Hinweis auf diese aktuelle Meldung, die sonst auch wieder vergessen worden wäre.

Strukturwandel…

Die DZ-Bank hat eine Branchenanalyse durchgeführt und daraus Zahlen generiert, wie sich die Struktur der Landwirtschaft bis 2040 entwickeln wird. Die DLG hat dies kommentiert. https://www.dlg.org/de/mitgliedschaft/newsletter-archiv/2024/13/zum-wachstum-gezwungen Im Ergebnis kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass Deutschland im Jahr 2040 noch über 100.000 landwirtschaftliche Betriebe verfügt (Aktuell rund 265.000). Die durchschnittliche Betriebsgröße steigt von heute rund 65 ha auf dann 160 ha. Das Modell des bäuerlichen Familienbetriebes wird sich dann überlebt haben. Branchenanalysen_Landwirtschaft im Umbruch Wie schon in der Vergangenheit, so werden sich die Landwirte den Gegebenheiten anpassen. Das Gesetz von Wachsen oder Weichen hat zu allen Zeiten und unter allen politischen Konstellationen gegolten. Es gibt keinen logischen Grund, warum sich daran etwas ändern sollte.  

Wolf oder Naturschutz – Maienfelder Erklärung

Fachleute aus Biologie und Naturschutz, Vertreter aus Biosphären- und Naturparks sowie aus Forschung und Lehre der Länder Schweiz, Österreich und Deutschland haben gemeinsam am 26. März die Maienfelder Erklärung herausgegeben, in der sie auf die Problematik hinweisen, die durch eine weitere Zunahme der Wolfspopulation für die Ziele des Naturschutzes entstehen. Maienfelder Erklärung_Medienmitteilung In der Einführung dieser Erklärung heißt es: “Die extensiv bewirtschafteten Kulturlandschaften Europas mit ihren Wiesen und Weiden beherbergen einen gewaltigen Artenreichtum und stellen eine weltweite Besonderheit dar. Eine Nutzungsauflassung solcher Landschaften führt zu einer zunehmenden Gefährdung seltener und geschützter Arten. Nötig sind ein regional differenziertes, aktives Wolfsmanagement, und die Rückstufung des Wolfs von „streng geschützt“ zu „geschützt“. Dies dient auch der Tierart Wolf, die auf Dauer nur akzeptiert wird, wenn die Konflikte gelöst werden.” Hier die Erklärung im Wortlaut: Maienfelder Erklärung 26032024 Dort heißt es: Die extensiv bewirtschafteten Kulturlandschaften Europas mit ihren Wiesen und Weiden beherbergen einen gewaltigen Formen- und Artenreichtum und stellen eine weltweite Besonderheit dar. Im Berggebiet und in Hanglagen ist die Artenvielfalt noch heute sehr hoch. Die Bewirtschaftung ist dort …

Wieviel Eier sind gesund?

Ernährung ist eigentlich eine Wissenschaft. Zunehmend wird sie aber zum Gegenstand der Politik. So wurde kürzlich von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE e.V.) verkündet, dass zukünftig nur noch ein Ei pro Woche “richtig” sind. Diese Empfehlung hat aber nichts mit der Ernährung zu tun. https://www.ksta.de/ratgeber/gesundheit/nur-noch-ein-ei-pro-woche-was-ist-eigentlich-so-schlecht-an-eiern2-761881 Hier ein Zitat: “Dass die alte Empfehlung von bis zu drei Eiern pro Woche nun auf nur noch ein Ei heruntergeschraubt wurde, hat auch gar keinen gesundheitlichen Hintergrund – sondern einen ökologischen. Im Hinblick auf CO₂-Ausstoß und Landnutzung schneiden tierische Produkte überwiegend schlechter ab als pflanzliche“ Was sagen nun wirkliche Ernährungswissenschaftler? https://www.oekotest.de/essen-trinken/Wie-viele-Eier-sind-wirklich-gesund_11218_1.html Hier ein Zitat: “Studienteilnehmer, die täglich mindestens ein Ei aßen, hatten keine erhöhten Blutfette und litten nicht häufiger an Herz-Kreislauferkrankungen als die übrigen Teilnehmer. Auch die Sterberate lag beim täglichen Eierkonsum nicht höher.” Eier essen ist gesund, und zwar anders als gedacht: https://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/gesundessen/cholesterin-bomben-oder-superfood-die-wahrheit-ueber-eier-wie-viele-gesund-sind-und-wann-sie-dem-koerper-schaden_id_10582790.html Hier ein Zitat: “Allerdings zeigen neuere Studien, dass Eier das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt sogar senken können. Demnach hatten Probanden, die bis zu fünf Eier pro Woche gegessen hatten, ein rund zehn Prozent …

Ostern – ein Frohes Fest

Der Gastbeitrag eines oberpfälzischen Landwirts Wer nichts mit Religion, Gott oder der Landwirtschaft am Hut hat, sollte an dieser Stelle aufhören zu lesen. Als Willi mich bat einen Artikel zu Ostern aus Sicht eines Landwirts zu schreiben, war ich zunächst ratlos. Erst ein Gespräch mit meinem 87-jährigen Vater brachte mich weiter. Er erzählte mir von seiner Gemütslage um die Osterzeit. Es begann mit dem Palmsonntag, den Jubeltag. Als die Menschenmenge Jesus als ihren Retter, als Messias empfingen und huldigten. Auch mein Vater wurde nach dem Krieg als Landwirt hofiert und gewürdigt, aber auch gefordert um möglichst schnell den Hunger der Bevölkerung zu stillen. Die Erwartungen waren hoch. Die EWG wurde gegründet, um die Basis für europäischen Frieden zu schaffen aber auch mit einer gemeinsamen Agrarpolitik den Hunger zu besiegen. So wurde er als Landwirt in vielen Bereichen umworben und unterstützt. Staatliche Stellen planten und berieten in Richtung Flurbereinigung, Flußbegradigung, Trockenlegungen, Düngeberatung, Leistungssteigerung. Auch die Märkte wurden reguliert. Es gab zunächst Zölle für Waren aus dem Ausland, zum Schutz der eigenen Produktion. Sogar ein Mindestpreissystem (Interventionspreis) …