Bauer Willi
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Ein Ende der Vorschriften?

In folgendem Brief an das Bundeslandwirtschaftsministerium hat ein Schweinemäster seinem Unmut über immer neue Vorschriften Luft gemacht.

An das Bundeslandwirtschaftsministerium

Sehr geehrte Damen und Herren,

am vergangenen Montag wurden meine Schweineställe mal wieder, diesmal vom Veterinäramt, kontrolliert.  Seit der Ministerära Künast ist das inzwischen mindestens die 50. Kontrolle in  meinem Schweinebetrieb. Hierbei  sind die Kontrollen für die Zertifizierungsmaßnahmen ISO 9000 und QS eingeschlossen.

In den vergangenen zwei Jahren habe ich freiwillig an dem von Ihrem Hause geförderten Projekt “Eine Frage der Haltung ” teilgenommen. Mit großem Engagement und viel Sachkenntnis wurde unsere Haltung untersucht, begleitet, Erkenntnisse umgesetzt und Fachfragen ausführlich und praxisorientiert erörtert. Kurz vor Weihnachten war das Projekt, von dem  ich  wirklich begeistert war und sehr viel profitiert habe, in (Ort genannt) abgeschlossen. Sie (Person genannt) haben dort seinerzeit ein kurzes Statement abgegeben.

Bei der jetzigen Kontrolle erfuhr ich nur im Nebensatz, dass schon wieder neue Vorschriften, von denen ich noch nichts gehört habe, entstanden sind. Dies war bisher bei jeder Kontrolle so. Im Weggehen sagte mir die Tierärztin dann noch, dass, wenn nach EU-Recht geprüft würde, eine Dokumentation  der täglichen Tierkontrolle vorzulegen wäre.

Bisher konnte ich noch mit dem Kopf schütteln, jetzt erfassen mich langsam Ärger und Wut. Es ist doch wohl selbstverständlich, dass ich mich täglich um meine Tiere kümmere, ohne das dokumentieren zu müssen. Wenn es Berufskollegen geben sollte, die das nicht tun, muss doch wohl nicht die Mehrheit für deren Nachlässigkeit „büßen“!

Wenn in den ersten Jahren etwa alle 2 – 3 Monate dokumentiert wurde, waren es in den letzten drei Jahren nur noch 2 – 3 Kontrollen im Jahr. Nun soll ein noch ein Sachkundenachweis für Tierhalter kommen. So langsam reicht’s! Warum sollen wir dauernd neue Vorschriften umsetzen müssen, die sich völlig fachfremde, gesprächsunwillige, realitätsferne Leute ausdenken? Weder sind Erfolge in ökonomischer noch in ökologischer Hinsicht  geschweige denn in mehr Wertschätzung durch Politik und Medien zu verzeichnen. Die einzige Zunahme kann ich im Vorschriftenwust und ständig steigendem Verwaltungsapparat verzeichnen.

Die Politik sollte sich nicht von einer kleinen Minderheit von sogenannten Tier- und Umweltschützern zu ständigen Erlassen von Gesetzes- und Vorschriftenverleiten lassen. In diesem Zusammenhang  verweise ich  mit aller Deutlichkeit auf die zahllosen Heimtierhalter. Eine Katze mit Halsband oder Mäntelchen entspricht bestimmt nicht der artgerechten Haltung…

Daher fordere ich Sie auf, dass aus Sicht von uns betroffenen Landwirten und nicht aus Sicht der Politiker pragmatische Gesetze und Vorschriften mit Sinn und Verstand verfasst werden.

Friedrich Bond (Name geändert, aber Friedrich heißt er wirklich)

Mein persönlicher Kommentar: Änderungen in Haltungssystemen benötigen vor allem zwei Dinge: Zeit und Geld. Ein Stall ist eben nicht von heute auf morgen umgebaut. Und dann ist noch unsicher, ob er in drei Jahren auch noch den dann gestellten Forderungen entspricht. Das wird bei der Diskussion um mehr Tierwohl oft vergessen.

Euer Bauer Willi

 

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47 Kommentare

  1. Fröhlicherbauer sagt

    Es gibt nur eins, wenn wir es nicht ändern, dann werden wir geändert! Leute, steht auf und wehrt euch! Nicht unbedingt in einem Verband (Landesbauernverband Baden- Württemberg) der, wie bei uns geschehen, für 12Cent eine Bratwurst verramscht um den Verbraucher darauf Aufmerksam zu machen, dass der Handel den Rest von den zweifufzig kassiert. Das ging sauber auf die Kosten aller selbstständigen, direktvermarktenden Schlachthöfe.
    Lasst uns kämpfen so lange wir noch können!

  2. Ludger Gerding sagt

    Ich möchte sagen, dass es legitim ist das ein Staat, Gesetze die er macht, kontrolliert. Das halte ich für absolut in Ordnung. Es hat sich aber inzwischen eine regelrechte Kontrollindustrie entwickelt und da kann es nicht in Ordnung sein das Menschen oder Betriebe für Kontrollen, erst recht nicht wann keine Mängel aufgetreten sind, auch selbst noch bezahlen müssen. Aber der Staat ist auch in einer komfortablen Lage, er kann gerade im landwirtschaftlichen Bereich so viele Gesetze machen wie er will, die Kontrolle übernehmen ja mittlerweile private aber quasi halböffentliche Institutionen wie Bio-Verbände oder QS oder die Initiative Tierwohl. Die Kontrollen oder Audits bezahlen die Landwirte ansonsten können überhaupt keine Produkte verkauft werden. Meiner Meinung nach sollte aber besser getrennt werden zwischen Kontrolle der Qualität und Einhaltung von Staatlichen Vorgaben ich glaube es gäbe nicht so viele Bestimmungen wenn Vater Staat selbst alles mit seinem eigenen Mitteln kontrollieren müsste.

    • Petra Raab, ja, was machen die Verbände? Was würden Sie denn machen? Sich verweigern, oder versuchen, mit zu gestalten? Verweigert man sich, kommt es eh – und meist in einer für Landwirte unerträglichen Form.
      Hilfreich auch ein Blick auf andere Berufsgruppen, wie Sanitäter, Veterinäre, Ärzte, Rechtsanwälte, Lebensmitteltechnologie usw. Lebenslanges “Updaten”, erträglich gestaltet, sichert den Job und erweitert den Horizont …

    • Jochen Böhrer sagt

      Der Bauernverband hat zum Beispiel aktuell erreicht, dass Minister Schmidt die unsägliche 1-Stunden-Einarbeitungsfrist für Gülle revidiert hat. Und um solch wichtigen Dinge zu erreichen, muß man bei harmloseren Vorschriften manchmal Kompromisse eingehen

  3. Lieber Friedrich,

    sicher bist du keine Ausnahme in deinem bisherigen Bestreben möglichst aktuell, angelehnt an neuste Erkenntnisse oder sogar in Zusammenarbeit mit der Forschung Tiere zu halten.
    Aber leider gibt es genug Kollegen die seit der Berufsausbildung nicht eine Fortbildungsverantaltung besucht haben. Wo kämen denn sonst die Konflikte beim Generationswechsel her, vielmals lautet das Gegenargument der Älteren “das haben wir schon immer so gemacht und das hat auch immer gereicht”.
    Ich bin sehr für einen Tierhaltersachkundenachweis, ähnlich dem Pflanzenschutzsachkundenachweis.
    Wer sich darüber aufregt das er einmal in drei Jahren eine Fortbildung besuchen soll, kann nicht unbedingt behaupten, dass er alles dafür tut seine Tiere nach neusten Erkenntnissen zu halten….
    Was die Bürokratie an geht haben sicherlich alle Kritiker recht, aber das betrifft nicht nur die Landwirtschaft, sondern findet man in jedem Beruf… ich glaube das ändern wir auch nicht mehr, damit müssen wir umgehen lernen.
    Was die Politiker und den Bürger angeht, kann ich mich nur den Vorrednern anschließen, mehr Öffentlichkeitsarbeit und Landwirtschaft in der Mitte der Gesellschaft betreiben und nicht anonym am Rand!
    Viele Grüße
    Biobauer Christian

    • Jochen Böhrer sagt

      Ich kann das voll unterstützen, kann aber auch die Aufregung von Friedrich verstehen. Irgendwann platzt einem der Kragen, wenn immer mehr gefordert wird.
      Sollte der Sachkundenachweis Tierhaltung genauso wie der für den Pflanzenschutz gestaltet werden, seh ich da wirklich keine Schikane. 4 Stunden Fortbildung in 3 Jahren sollten auch ohne Zwang selbstverständlich sein. Abstempeln lassen, abheften und gut ist. Wenn man HIEr ein Fass aufmacht, wird man bei Protesten gegen WIRKLICHE Schikanen nimmer ernst genommen.

      Friedrichs Aufregung gegen die anderen Dinge ist nachvollziehbar. Was sich Bauern teilweise gefallen lassen müssen, ist menschenunwürdig

    • bauerhans sagt

      QS/QM sind doch jetzt schon tierhalterkontrollen!

      warum werden eigentlich ärzte,apotheker,krankenhäuser,lehrer,beamte etc.
      NICHT kontrolliert,die aus steuergeldern gut bezahlt werden,aber trotzdem
      immer wieder durch unerlaubte bereicherung zu ungunsten der allgemeinheit auffallen????

      • Ludger Gerding sagt

        Oder Biobauern und ihre Aushilfskräfte, damit sie immer gesundheitlich unbedenkliche Produkte auf den Markt bringen. Entschuldigeung war das populistisch?

          • Ludger Gerding sagt

            Ich kann jeden Bauern verstehen der diese Art von Schulung als Ignoranz und mangelndes Vertrauen an seiner täglichen Arbeit versteht. Die meisten wissen auch wovon ich rede. Was wurde denn vermittelt? Es wurden die gesetzlichen Vorgaben einschließlich der Vorgaben an Gewässern, Biotopen und zu anderen naturnahen Räumen dargestellt, wie man mit Pflanzenschutzmittelresten umgeht, wie ein Reinigungsplatz auszusehen hat und wie Spritzen zu reinigen sind usw. Alles gesetzliche Bestimmungen, die jeder der mit Pflanzenschutzmittel umgeht wissen muss, wenn er sich nicht strafbar machen will. Genau das gleiche erwarte ich auch beim staatlichen Tierhaltersachkundenachweis. Es werden immer wieder nur gesetzliche Vorgaben vermittelt, die sowieso eingehalten werden müssen. Ich stell mir unter Schulung und Weiterbildung etwas anderes vor. Wie kann ich erreichen das es meinen Tieren gut geht, dass sie gesund bleiben und wie ich erreichen kann, dass sie wieder gesund werden wenn sie krank sind. Aber das kann eine Schulung unter staatlicher Vorgabe nicht erreichen.

  4. Andreas sagt

    Wir machen euch satt!
    Wir machen euch satt!
    Wir machen euch satt!
    Wir machen euch satt!

      • Andreas sagt

        Bauer Hans, Du scheinst überirdische Kräfte zu haben und wir alle sind nicht klug genug Dich zu verstehen.

        Wenn Politik und Behörden die Gewissheit haben, dass Bauern trotz aller Schikanen und Gängelungen unerschrocken weiter “satt machen”, brauchen wir kein Entgegenkommen zu erwarten.

        Was ich von solchen “Sattmachern” halte darf ich nicht schreiben weil ich dann wieder von Willi gerügt werden
        Schönen Sonntag an alle

        • Bauer Willi sagt

          Hallo Andreas,
          das mit dem “rügen” hast Du richtig erkannt. Es hat halt jeder eine andere Auffassung von Dialog. Ich hab meine. Ob die immer richtig ist? Das müsst ihr beurteilen und tut das ja auch.
          Bauer Willi

          • Andreas sagt

            Ob Deine Auffassung von Dialog immer richtig ist,weiß ich auch nicht. In einer Diskussion braucht man auch “Beinfreiheit”. Ich bin auch immer für Ehrlichkeit und Transparenz und das bedeutet, dass man öffentlich zu gegensätzlichen Meinungen und Personen Stellung bezieht. Was ich ganz schlimm finde ist, intrigantes Verhalten. Ich hatte mal ein Disputchen mit jemanden, öffentlich. Es gab dann Leute die mich nicht mögen und haben diesem Mann dann per Mail geraten mich zu ignorieren. Der Empfänger dieser Mail, mit dem ich den Disput hatte, hat dann den Inhalt der Mail öffentlich gemacht und wollte mich endgültig ausschalten. Was ihm nie gelingen wird. Ja,so etwas gibt es unter Bauern und man sollte sich nicht wundern wenn man uns nicht traut. Aber vielleicht hat der Absender der mail etwas in der Hose und meldet sich bei mir. Wäre schön. Wie gesagt, rügen, Sperren und ausschalten, haben für mich eine Tendenz zur Intoleranz und fast eine Tendenz zu Kriminalität wenn es dann in Hass endet. Es wird schwer für Seitenbetreiber die Balance zu halten.
            Wünsche Dir eine glückliche Hand dabei und viel Glück
            VG Andreas

        • bauerhans sagt

          “Bauer Hans, Du scheinst überirdische Kräfte zu haben…”

          nein,ich bin mit den namen durcheinander geraten und hatte an einen schwarzwaldbauern gedacht.

  5. bauerhans sagt

    dass jemand so oft kontrolliert wird,wundert mich doch!

    auch wundert es mich,dass laufend auf die landwirtschaft “eingeprügelt” wird,es gibt doch soviel andere ungelöste probleme,direkt vor jeder haustür.
    wahrscheinlich liegt es doch daran,dass bauern sich zu wenig wehren,keine professionelle öffentlichkeitsarbeit machen,sondern ihre betriebe ständig nur rationalisieren,um überleben zu können und jetzt doch an die grenzen des wachstums gestossen sind.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Mangelnde Öffentlichkeitsarbeit halte ich auch als einen Grund, dass alle auf die Landwirtschaft eindreschen, die wehren sich nicht, jede Beschimpfung wird hingenommen, anstatt die eigene Position zu verteidigen, oder Leserbriefe zu schreiben.

      • Hallo ehemaliger Landwirt. Keine Ahnung, in welcher Community Sie unterwegs sind. Ich verkehre mit sehr engagierten und mutigen Landwirten, die nicht nur am “Tag des Hofes” mitmachen, sondern auch immer ansprechbar sind, wenn Journalisten oder Fernsehteams Ställe von innen sehen wollen. Dabei werden Sie zunehmend professionell von den Pressestellen regionaler Bauernverbände oder Fachverbänden unterstützt. Und erst unsere Jugend: immer für einen Dialog mit Jusos, Politikern, Verbrauchern bereit. Zuletzt 100-fach auf dem Erlebnisbauernhof. Was wünschen Sie sich außerdem?

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Schön, wenn bei euch es mutige Landwirte gibt, die für Journalisten oder Fernsehteams ansprechbar sind, leider ist in der bundesdeutschen Presse dies noch nicht angekommen.

  6. Klaus Weber sagt

    Die Minister können nicht anders ( welchen Beruf hat z.B.Unser LW- Minister NRW),die schnappen irgendwelche Dinge auf und versuchen Sie umzusetzen und meinen dann wunders was sie geleistet haben, die Frage nach Hand und Fuß wird nicht erörtert……den Heimtierbesitzern irgend welche Forderungen zu stellen wäre Politischer selbstmord…..
    Bei uns zum Beispiel geht regelmäßig ein Grüner Kommunalpolitiker mit seinen Hussky spazieren…. jeden Tag mogens 10 min nachmittags 10 min wenns nicht Regnet und ansonsten ist der Hund im ersten Stock im Der Wohnung da hat er ja alles was er braucht…..und wenn ich so manches Mal auf unsere Wiese schaue auf der erlaubter Weise die Menschen mit ihren Hunden trainieren….. Eijeijei… aber Artgerecht….

  7. Peer sagt

    Die können nichts anderes, als Zwang auszuüben.
    Und wer nach der Schule direkt ins Studium geht und dann in Kanzlei, Verwaltung oder Politik, ggf. mit Zwischenstadium im Lehrbetrieb, hat noch nie selbst produktiv gearbeitet, sondern immer nur als Buchstabenschubser und Willensaufzwinger.
    Und darum können die nichts anderes, als anderen Vorschriften zu machen und Zwang auszuüben, und wissen nicht, wie das normale Volk arbeitet, lebt und tickt. Es ist ganz einfach die pure Unfähigkeit, sie halten das aber selbst für normal.
    Sowas lässt sich nur ändern, wenn die Menschen ihre Angelegenheiten wieder selbst regeln, statt sie einem unfähigen Wasserkopf zu überlassen.

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