Bauer Willi
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Warum weniger Insekten in Orbroich?

Die Sache mit dem Insektensterben lässt mir keine Ruhe. Ich will es jetzt wissen, was da in der Nähe von Krefeld passiert ist. Ich will es mit eigenen Augen sehen, wie es dort ausschaut und nicht nur rumdiskutieren und vermuten. Das bringt nichts.

Durch Facebook bin ich auf Ralf Pauelsen aufmerksam geworden und eher durch Zufall habe ich gesehen, dass er in Orbroich bei Krefeld wohnt, also genau am Rande des Naturschutzgebietes, in dem der Entomologen-Verein seine Insektenfallen aufgestellt haben.

Also bin ich hingefahren und habe ihn befragt. Das hat bisher noch keiner gemacht: Jemanden gefragt, der dort seit 49 Jahren (in Kürze 50 Jahre 🙂 ) lebt, Bauer ist und selbst dort Flächen bewirtschaftet. Mehr Ahnung geht nicht. Dazu gibt es ein kleines Video, aber das kommt später. Hier könnt ihr euch aber schon mal unser ausführliches Gespräch anhören:

Was ist mir aufgefallen und was davon könnten Ursachen für einen Rückgang der Masse von Fluginsekten sein? Es wurde ja nur das Gewicht in den Fallen bestimmt und meines Wissen nicht die Arten der Fluginsekten. (Bodenlebende Insekten wurden nicht gezählt).

Orbroich liegt am Rande von Krefeld. Drei Kilometer vor dem Naturschutzgebiet (NSG) ist ein großes Wohn-Neubaugebiet direkt am Rand des NSG entstanden. Das dürfte so etwa 15 Jahre alt sein. Auffallend sind auch die vielen Windräder und große Hallen. Ob die landwirtschaftlich genutzt werden oder gewerblich weiß ich nicht. Ist mir nur aufgefallen. Ebenso aufgefallen ist mir die hohe Dichte an Hochspannungsleitungen, die ins nahe Ruhrgebiet führen.

Das NSG besteht aus Wald und Grünland. Bevor es NSG wurde, gab es dort auch Acker, aber der wurde von der Naturschutzbehörde in Grünland umgewandelt. Es wird dort seit etwa 15 Jahren kein Vieh mehr gehalten, dass das Gras frisst und mit den Kuhfladen die Wiesen düngt. Somit entfällt die Nahrungsgrundlage für die Insekten, die in diesen Kuhfladen ihre Eier ablegen (Schmeißfliegen). Als Rechenbeispiel: 50 Kühe produzieren täglich rund 500 Kuhfladen. Pro Kuhfladen 10 Schmeißfliegen = 5.000 Schmeißfliegen, also ca 5.000 g Fliegen-Masse pro Tag (!). Die landen jetzt nicht mehr in den Insektenfallen.

Das Grünland wird einmal im Jahr geschnitten und davon Heu gemacht. Dies ist von der Naturschutzbehörde gewollt. Für das Mähen der Wiesen bekommen die Bauern als Lohn das Heu. Dieses Heu wird abgefahren, und mit dem Heu auch die darin lebenden Insekten. Mit dem Abfahren soll erreicht werden, dass die Wiesen nährstoffärmer werden. Es darf im NSG nicht gedüngt oder gespritzt werden. All dies soll dazu führen, dass die Wiesen artenreicher werden, was ich aber nicht feststellen konnte. (Sieht man im Video, das später kommt). Der früh im Jahr blühende Löwenzahn ist vollständig verschwunden und damit auch eine bedeutende Nahrungsquelle für Insekten.

Mit der Zeit hat sich wohl eine neue Pflanzenart etabliert, das Jakobskreuzkraut. Mit Einverständnis der Behörde dürfen die Bauern dieses Kraut von Hand (!) ausreißen und müssen es von der Fläche entfernen (also wegtragen). Jakobskreuzkraut darf auf keinen Fall ins Futter gelangen, weil es sehr giftig ist. Beim Ausreißen darf es nicht in Kontakt mit der Haut kommen (Handschuhe, lange Ärmel). Es gibt im NSG Flächen, in denen das Jakobskreuzkraut Überhand genommen hat und sich zu einer Monokultur entwickelt hat, die alle anderen Arten unterdrückt. Honig, der von Bienen auf diesen Flächen gewonnen wurde, darf nicht vermarktet werden, da er den Giftstoff ebenfalls enthält. Er muss vernichtet werden. Der Giftstoff selbst schadet zwar der einzelnen Biene nicht, kann aber bei hoher Konzentration die Larven schädigen.

Diejenigen Flächen, auf denen Jakobskreuzkraut als Monokultur steht, wurden von den Landwirten aufgegeben und sich selbst überlassen.

Während der letzten Jahre wurden von der Naturschutzbehörde im NSG von Baggern mehrere künstliche Erdsenken angelegt, in denen sich Regenwasser zu Tümpeln sammelt, ohne dass die Flächen nasser geworden wären.  Am Rande dieser Tümpel leben eingewanderte Nutrias, gut zu erkennen an den Laufgängen. Nutrias sind zwar Vegetarier, verschmähen aber auch Insekten und deren Larven nicht. Vereinzelt brüten Enten in den stehenden Gewässern, aber die Küken fallen Füchsen, Raubvögel oder Krähen zum Opfer (Beobachtung von Ralf). Ansonsten sind noch Elstern und Tauben zu beobachten. Aufgrund der starken Entwicklung von Raubvögeln gibt es heute so gut wie kein Niederwild wie Hasen, Fasanen oder Rebhühnern mehr, die früher noch sehr zahlreich waren. Raubvögel dürfen aber nicht bejagt werden. Rehwild kommt vor, Schwarzwild nicht. Mangels jagdbarem Wild gibt es keine Treibjagd mehr. Am Rande der Waldflächen haben sich rund 2 m hohe Brombeerhecken entwickelt, so dass ein Betreten des Waldes unmöglich ist. Die Hecken enden dort, wo mit der Mahd begonnen wird.

Die Landwirtschaft rund um das NSG hat sich verändert. Gab es früher noch in jedem kleinen Dorf zahlreiche Landwirte, die meist Milchviehhaltung mit Weidegang betrieben (Kuhfladen!) sind diese Betriebe jetzt verschwunden. An deren Stelle sind punktuell größere Milchviehbetriebe mit Offenlaufstall und ohne Weidegang entstanden. Die dort entstehende Gülle wird mehrere Monate gelagert, um dann in einer sehr kurzen Zeit auf Äcker und Wiesen ausgebracht werden. Da eine gesetzliche Frist zur Einarbeitung innerhalb von wenigen Stunden besteht, kommen Insekten mit dieser Gülle nicht mehr in Berührung und können in der organischen Masse keine Eier mehr ablegen. Um es noch einmal deutlich zu sagen: Der Strukturwandel hat die ganzjährig anfallenden Kuhfladen aus der Fläche genommen um sie in wenigen Güllebehältern zu sammeln, die in kurzer Zeit entleert werden.

Ein weiterer Wandel ist in der Landnutzung festzustellen: die fruchtbare “Kempener Platte” wurde schon immer für den Gemüsebau genutzt. Dieser wurde intensiviert, weil die Einkommensmöglichkeit aus der Milchviehhaltung an Attraktivität verloren hat. Heute wird auf großen Flächen Salat, Weißkohl und anderes Gemüse angebaut. Blattläuse, Raupen oder andere Insekten im Gemüse und Salat werden aber vom Konsumenten nicht akzeptiert, folglich müssen diese mit Insektiziden bekämpft werden. Maisanbau und Biogasanlagen spielen in dieser Region so gut wie keine Rolle.

Soweit mein Erfahrungsbericht. Jetzt wisst ihr, wie es dort aussieht und was sich in den letzten Jahren verändert hat. Was davon wie viel Einfluss hat, weiß ich nicht. Ich will es euch nur beschreiben. Rückschlüsse müsst ihr schon selber ziehen. Vielleicht teilt ihr diesen Artikel ja auch an Journalisten und weitere Medien. Es ist ja nicht verkehrt, wenn sie auch darüber berichten.

Vielen Dank an Ralf Pauelsen, der mir offen und unkompliziert meine Fragen beantwortet hat. Und ihr könnt ihm danken, in dem ihr auf seiner Facebook-Seite ein “Gefällt mir” hinterlasst. Kostet nichts. Aber ihn wird es freuen.

Und wie gesagt, das Video kommt später. Alois arbeitet gerade dran…

Euer Bauer Willi

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108 Kommentare

  1. libertador sagt

    Ein konstruktiver Artikel zum Insektensterben (und insb. Vogelschutz) im Spektrum über eine englische Farm, die versucht im Rahmen konventioneller Landwirtschaft Naturschutzmaßnahmen umzusetzen:
    – Mehr Hecken
    – Fenster für Bodenbrüter
    – Geänderte Fruchtfolge
    – Resistente Sorten ( teilweise weniger Pestizide)

    Bislang scheint die Farm erfolgreich.

    http://www.spektrum.de/news/konventionelle-landwirtschaft-und-naturschutz-koennen-auch-zusammen/1520911

    Ein ähnliches Projekt gibt es auch in Deutschland mit mehreren Modellbetrieben (begleitet u.a. vom NABU und dem Deutschen Bauern Verband):

    http://franz-projekt.de/massnahmen

    Die Maßnahmen sind vielleicht auch für anderer Landwirte interessant, insbesondere wenn dann Ergebnisse vorliegen.
    Außerdem zeigt es, dass den Landwirten eine wichtige Rolle zukommt. Auf der einen Seite soll sicher und effizient Nahrung produziert werden und gleichzeitig eine lebendige Natur erhalten bleiben.

  2. Gephard sagt

    Mal eine Verständnisfrage. Die Landwirte setzen Insektizide nur deshalb ein, weil der Kunde keine Insekten Inn Gemüse mag? Würde dem Kunden das egal sein, würden Landwirte auf Insektizide verzichten? Ich dachte bislang, mit den Insektiziden möchte man verhindern, Insekten einen Teil der Ernte vernichten.

    • Schmeckt gut sagt

      Klares Nein. Vom Rechtsstaat erwartet der Bürger ein gewisses Schutzniveau. Stichworte sind hier: Schutz vor Kinderarbeit, zu langen Arbeitszeiten, ungesunden Arbeitsbedingungen, gewaltsamen Übergriffen, Einbruch … die Liste ist sehr lang. Uns Landwirte beschäftigt in so ziemlich allen Bereichen der Schutzanspruch an die Gesundheit von Pflanze und Tier. Dies wird in den allermeisten Diskussionen nicht angesprochen – weil es die Komplexität des Agrarthemas zeigt. Bauern dürfen keine Erzeugnisse verkaufen, die durch Schädlinge kontaminiert sind (und/oder offensichtlich am Point of Sale verdorben sind). Hierbei gelten strenge Vorgaben, die der Handel sehr genau überprüft (Nebenthema: Lebensmittelverschwendung – äußerst schwierig zu diskutieren, weil sehr komplex). Bsp.: Salat mit Blattlausbefall wird vom Handel abgelehnt, weil er in den Läden liegenbleiben würde und auch nach gesetzlicher Definition nicht verkehrsfähig ist. Willi hat hier schon ein sehr wichtiges Thema angesprochen. Fazit: Es wird nicht ohne, wie auch immer geartete Insektizide (gerne wirksame biologische) gehen. Ein Verbot von Insektiziden bedeutet neben der Ernteverluste auch einen massiven Qualitätsverlust (nicht in allen Jahren, aber in vielen – wir beachten ja schließlich Schadschwellen).

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Gephard,
      ich möchte ihnen mal erzählen wie es mit der Pflaumemade vor Insegar war.
      Der Marktprüfer der Obstgenossenschaft hat mit den Fingern in den Korb gegriffen, wenn 2 Zwetschgen mit Maden befallen waren, hieß es alles mitnehmen, die Ware ist nicht marktfähig. Das ist die Realität, selbstverständlich sind Insektizide auch dazu da, um die Ernte bei Bedarf zu schützen.

  3. Simple sagt

    Salut Bauer Willi, weiß gar nicht mehr, wie ich auf Ihre Seite gekommen bin, aber mir gefällt Ihr Denkansatz mit dem gesunden Menschenverstand sehr. In Ihrem Text ist, für viele unbemerkt, schon die abstrakte Antwort auf die Frage nach den Insekten enthalten. Ich habe alle Kommentare gelesen und weiß jetzt erneut, warum ich aus D weg bin. Unsägliches Verweigern von Fakten, Sachverhalten und Argumenten sprechen leider eine zu deutliche Sprache und für die Verblödung. Das meine ich nicht böse. Es kann halt jeden erwischen. Die Diskussion ist sinnlos, wenn sie von Lobbyisten geführt wird. Isso. Lassen Sie sich nicht unterkriegen, alles Gute. Es leben der Kuhfladen, die Insekten, die Schwalben, die Greifvögel, das Wild und die Freiheit. Und der gesunde Menschenverstand.

    • Freudenschuss sagt

      So ist das. Deutschland schafft sich ab ! Wenn man sich nur um Tiere Insekten & Ausländer kümmert. Wir brauchen wieder mehr Deutschen – Schutz !!! Und den gesunden Menschenverstand !!

      1
      • bauerhans sagt

        um gottes willen,so darf man in D nichtmal denken!
        sarrazin hatte mehrere bücher darüber geschrieben und ist immer noch spd mitglied.

  4. Nur so zum Nachdenken noch ein paar Zitate von Prof. Werner Kunz:
    * Naturschutzgebiete sind nich Vorreiter im Kampf gegen die Sukzession
    *Prozessschutz ist nicht der richtige Weg zur Erhaltungder Tagfalter und viele Vogelarten
    *Die meistenSchmetterlinge und Vögel profitieren nicht von den Wald-Nationalparks
    *Zu wenig Holz- und Vegetationsentnahme aus den Wäldern schadet dem Artenschutz
    *Die Landwirschaft von früher kann nicht zurückgeholt werden, den der Artenreichtum von früher beruhte auf der Armut der Bevölkerung
    * Die heutige Landwirtschaft ist für den Artenschutz nicht geeignet

    Dazu meine These: Angesichts von 5% Naturschutzfläche ist die Landwirtschaft nicht zuständig für den Artenschutz.

  5. Berthold Lauer sagt

    Da mittlerweile von einer Übertragbarkeit der Krefelder Ergebnisse auf halb Europa ausgegangen wird, drängt sich mir folgende Frage auf: Insekten sind Nahrung für viele Tiere. Sollte ein derart drastischer Rückgang der Nahrungsgrundlage von 75 % nicht einen Rückgang bei den Spezies zur Folge haben, die darauf angewiesen sind und die ohnehin schon durch Intensivlandwirtschaft, Lebensraumverlust, Windräder etc. massiv bedroht sind?? Und dies soll unbemerkt, undokumentiert und unveröffentlicht ohne europaweiten Aufschrei über die Bühne gegangen sein?? Niemand hat es geschafft, mit Vögeln, Fledermäusen oder Amphibien eine solche Aufmerksamkeit zu erreichen wie die Krefelder Insekten??
    Tut mir leid, aber die Art und Weise , mit der das Thema von „Sprechblasennaturschützern“ instrumentalisiert wird, erweist dem aktiven Naturschutz einen Bärendienst!!

  6. Nachdem hier Viele ihre schlechten Erfahrungen mit Naturschutzbehörden wiedergegeben haben, möchte ich auch noch meinen Beitrag dazu leisten.
    Wir sind in unserem Gemeinderat drei Landwirte. Nachdem sich auf unseren Ausgleichsflächen, bei denen alle als Konzept “Magerrasen” gilt, sich auch nach Jahren keine üppige Flora und Fauna ansiedeln wollte, sondern die Flächen getreu ihrer Bestimmung wirklich nur magerer Rasen sind, baten wir unsere Verwaltung einmal bei der unteren Naturschutzbehörde nachzufragen, ob man den nicht Wildäsungsflächen anlegen könnte. Unsere Überlegung war, zum einen Kosten für das Mulchen einzusparen und andererseits etwas mehr und bunteres Leben hineinzubringen. Die etwas überraschende Antwort war, dass das leider nicht möglich sei, denn solche Flächen müssten gedüngt werden, und das sei nicht gewollt. Ich war etwas überrascht, und habe bei unserem Wildlebensraumberater (so etwas gibt es in Bayern) nachgefragt, ob dies richtig sei. Um es kurz zu machen, es stimmte nicht. Das Fazit für mich lautet, dass die Behörde ihren eingeschlagenen Weg, auch wenn er sich in meinen Augen als Irrweg erwiesen hat leider nicht verlassen will. Für neue Wege ist man leider nicht offen. Gutgemeinte Ratschläge sind unerwünscht. Schade!

  7. Thea S sagt

    Auf die Gefahr hin, daß meine Meinung schon einmal in einem der heute mehr als 260 Beiträge steht, die ich aber nicht alle wegen Zeitmangel lesen konnte, hier meine zwei Cents:

    Ich weiß nicht was der Orbroich Bericht wirklich bringen soll. Das ist eine Einzelmeinung/Erfahrungsbericht zu einem Einzelfall mit viel Spekulation. Im Gegensatz zu dem was Willi schreibt, wissen wir nicht wirklich wie es da früher aussah, dazu gibt es keine Fakten. Es unterscheidet sich in Nichts von den Meinungen zu Windschutzscheiben, Insektizidspritzungen oder Chemtrails. Es gibt viele Beiträge in den bisherigen Blogs zum Thema, die von vielen oder von wenigen Insekten berichten. Alles Einzelfälle und Spekulationen, die in keiner Weise echte Langzeitstudien so wie die aus GB ersetzen. Reine Zeitverschwendung.

  8. Berthold Lauer sagt

    Auch meinen Respekt für dein Bemühen. Jede Veränderung eines Habitats, sei es durch Nutzung oder Unterlassung von Nutzung, bewirkt eine Änderung von Flora und Fauna. Deshalb müssen viele Biotope ja mit Bewirtschaftungsplänen gepflegt werden. Ansonsten wäre der jeweilige Status Quo gar nicht aufrechtzuerhalten.
    Andererseits, glaubst du wirklich, irgend jemand außer uns Angeklagten interessiert sich für die wirklichen Hintergründe? Die Schuldigen sind doch gefunden und bereits verurteilt. Ohne Bewährung, Berufung nicht zugelassen!
    Dabei ist den Krefelder Insektenkundlern kein Vorwurf zu machen. Sie haben lediglich dokumentiert, was war und was ist. Sie haben k e i n e Ursachenforschung betrieben und meines Wissens auch keine Schuldzuweisungen getroffen. Das haben andere vom Schreibtisch oder Laptop aus getan. Erschreckend ist nur, mit welcher Dynamik sich das Ganze entwickelt hat, bzw. zu was es entwickelt und instrumentalisiert wurde. Eine kleine regionale Dokumentation erlangt repräsentativen Status für die ganze Bundesrepublik!! Wissenschaftler und Politiker überbieten sich im Herausstellen der Bedeutung, Selbst der Bundesrat hat sich gestern mit den Ergebnissen der “Studie” befasst (So titelt unsere überregionale Tageszeitung heute). Dabei ist die erste Veröffentlichung ja schon ein paar Jahre her. Da fragt man sich schon, wer, warum zu diesem Zeitpunkt und mit welcher Zielsetzung das ganze forciert hat. Aber da ich mich nicht auf das gleiche Niveau begeben will, überlasse ich es jedem selbst, darüber zu spekulieren.

    • Bauer Willi sagt

      Die Krefelder Daten werden auch in Österreich zitiert. Mit der Bemerkung, dass das wohl auch für sie zutrifft….
      Bauer Willi

      • Elisabeth Ertl sagt

        Vor 2 Jahren im Sommer war das bei uns groß in den Medien. Es war so verwirrend für mich, weil es auf unserem Grund emsig flatterte und summte. Waren wir die große Ausnahme? Jedenfalls hab ich damals gedacht, dass es für die Psychohygiene wohl besser ist, auf die umgebende Realität zu blicken als in die Cyber-Realität.

    • Als “Gegenpol” s. meine nüchterne Einschätzung unten (beginnt mit “O.k., ich weiß, dass die Entomologen …” . 🙂

      • Schmeckt gut sagt

        Respekt. Darauf läßt sich in einer Diskussion aufbauen. Mein Gegenpol ist der Hinweis auf eine schon “vorverurteilte” Landwirtschaft. Dies verdeutlichte heute unsere Lieblingstheologin GÖ.-Eckh. “Die Grünen wollen sich in ihrer Rolle als Oppositionspartei bzw. Mehrheitsbeschaffer in einer Minderheitsregierung insbesondere als Schützer von Insekten, Bienen und Tieren sehen”. Was sagt dieser Spruch deiner Meinung nach aus? Ist er unbeeinflusst von Medien und beinhaltet keinerlei Vorverurteilung?

      • Schmeckt gut sagt

        Eine Ergänzung. Ich empfinde die Grünen, wenn sie sich so weiterentwickeln, als massive Bedrohung der Landwirtschaft in D. Die geschätzten Kollegen im Biobereich sollten sich wirklich überlegen, wem sie vertrauen.

      • Schmeckt gut sagt

        Noch ne Ergänzung: Vielleicht sollten sich die Grünen mehr mit der Praxis (auch dem Bioanbau) auseinandersetzen, statt nur auf Wahlkampf zu setzen. Alle hiesigen Betriebe brauchen ihre Unterstützung, denn (jetzt kommt der Bezug zum Ostbroicher Bruch) wir (alle Bauern) sind auf eine Regulierung der Insektenmasse angewiesen. (Hygiene-, Quarantäne-, Pflanzenhandels-, Pflanzenvermehrungs- und Saatgut-, Fruchthandels-,…)gesetze und -verordnungen, Ansprüche an die erzeugte Lebensmittelqualität von Handel/Verbraucher und auch die immer vorhandene Konkurrenz von Ökonomie und Ökonomie erfordern eine sehr besonnene Vorgehensweise bei einer Neubewertung. Hierbei muß deutlich gemacht werden, wie der Status Quo ist, wo wir hinwollen, was der Verbraucher einfordert, aber auch bereit ist zu bezahlen, wie der Weg dahin gestaltet werden soll. Wir stehen erst am Anfang eines langen Weges. Was im Moment in der öffentlichen Diskussion stattfindet, macht nicht nur mir Angst vor den nächsten Schritten. Landwirtschaft braucht Zeit zur Umsetzung. Die “hau drauf”-Sprüche von den Grünen finde ich – ich drücke es mal diplomatisch aus – “irritierend”.

      • Berthold Lauer sagt

        Wenn dem denn so ist, dass die Einflüsse durch landwirtschaftliche Tätigkeit von außerhalb solch gravierenden negativen Auswirkungen auf ein solches geschütztes Gebiet haben, dann stellt sich doch die Frage, warum man solche Gebiete überhaupt noch ausweist und zum Teil sehr aufwendig betreut. Bisher galt und gilt doch immer noch die These, dass solche, auch kleinsträumigen, Strukturen unverzichtbare und extrem artenreiche Rückzugsgebiete für die bedrohte Natur sind? Was denn nun?
        Im Übrigen wäre es mit heutigen Analysemethoden doch ein Leichtes, jedwede Schadstoffeinträge in Gewässer, Boden, Pflanzen- und Tierwelt festzustellen und Schlüsse daraus zu ziehen. Hat das jemand gemacht? Nein, es genügt ja der Verweis auf Insektizidanwendungen im Allgemeinen und Amoniakpartikel im Besonderen.

  9. ohmeyer sagt

    Hallo Bauer Willi,
    Danke für deine Bericht. Ich lebe in einem kleiner Dorf und habe diese Erfahrung mit sogenannten Naturschutzgebieten auch gemacht. Diese verarmen regelmäßig. Zu finden sind Brennnessel, Distel, Schwarzdorn, vielleicht auch noch ein paar konkurrenzstarke Gräser, Bodenbrüter finden darin keinen Nistmöglichkeit und keine Insekten mehr.

    Seit es bei uns kaum noch Rinder gibt nehmen die Fluginsekten immer weiter ab. Die Rinderhalter haben bedenken wegen dem Wolf usw. Vorsicht, an die Wissenschaftler gerichtet, das ist empirisch! Schwalben gibt es immer weniger. Den Rest hast finde ich nur zu gut dargestellt.

  10. Paulus sagt

    Eine Bitte hätte ich an den Alois. Kann man diese infantilen dummen Fratzen nicht eliminieren? Sobald diese hier auftauchen ist der Blog für mich erledigt.

  11. Direktsäer Thomas sagt

    Zum Thema Naturschutz mal eine Literaturempfehlung:

    Josef H. Reichholf

    Naturschutz.
    Krise und Zukunft

    Hat mich sehr nachdenklich gemacht.

  12. Friedrich sagt

    Gut Willi , daß du dich aufgemacht hast um die Lage vor Ort zu erkunden. Zu dem Naturschutzgebiet kann man nur sagen: Gut gemeint ,heist noch lange nicht gut gemacht. So hinterlassen unsere grünen Ideologen nur verbrannte Erde. Ein Naturschutzgebiet ohne “Begleitung” führt ins Gegenteil des Gewollten.Als wir Bauern noch das Sagen hatten,war die Biodiversität noch da. Seitdem die Studierten aus der Stadt aus Wirtschaft und Umwelt das Sagen haben , gehts den Bach runter.Warum reißen die Naturfreunde das JKK nicht raus ? Wären da heute noch Wiesen und Weiden, dann würde der Bauer das JKK schon nebenbei rausreißen, ehe es sich vermehrt. So wie wir das bei Alois auf der Alm gesehen haben. Aber im Naturschutzgebiet tut das keiner mehr, mit den entspr. Folgen. Dies sind letztlich die Folgen der auf Wirtschaftlichkeit und Effizienz und max. Produktion ausgerichteten Wirtschaftspolitik aus Berlin und Brüssel . Mit jedem stillgelegten Bauernhof geht ein Stück Biodiversität verloren. Die verbleibenden Bauern haben für diese Dinge durch den wirtschaftlichen Druck gar keine Zeit mehr. Mit immer mehr Vorschriften und Gesetzen schafft man hier auch keine Abhilfe. Der ständige Rationalisierungswahnsinn der letzten 50 Jahre muß aufhören, damit Natur und Bauern wieder zur Ruhe kommen können. Aber die Unruhe geht mit dem Wolf weiter. Das Wild verläßt nachts schon die Wälder und bringt sich auf den Feldern in Sicherheit. Manch ein
    Gebiet in Ostdeutschand ist schon Reh- und Rotwildfrei . Hört denn dieser Umweltwahnsinn nie auf ?

  13. Freudenschuss sagt

    Bauer Willi ! Danke für die erhellenden Worte. Ein AA+ ! Deine dialogische Art ist eine gute Sach ! Aber ! Bitte komme net auf die idee diese Enterologen zu verinterviewen. Einer hat lange Haare, aus seinem Munde wird nur grüne Gülle quellen. Die andern zwo sind auch grüne und ideologisch verkraust sagt man sich hinter vorgehaltener Hand . Offenes Geheimnis. Der Aufklärer hat zu 110 Prozenten Recht! Aber man siehts ja am Ergebnis und den Mängel. Gott möge dich beschützen Willi !

  14. Paulus sagt

    Willis Beschreibung erfüllt in wesentlichen Teilen nicht die Bedingungen einer sachlich neutralen Zustandsdokumentation und verleitet bei unkritischer Betrachtung zu vorschnellen Schlüssen. Wenn man gleichzeitig die mängelbehaftete sogen. Krefelder Studie im Hinterkopf hat, gelangt man leicht zu subjektiv konstruierten Abhängigkeiten, bzw. neigt zu einer wackeligen Hypothese. Damit sind wir wieder bei dem Thema Scheinkorrelation.

    Immerhin hat Willi es geschafft, dass sich viele, einschl. meiner Wenigkeit etwas intensiver mit dem Thema beschäftigen. Mir wird zunehmend bewusst, dass sich das Prinzip des natürlichen Ausgleichs, im Sinne physikalischer und chemischer Phänomene, eben nicht auf biologische Vorgänge anwenden lässt. Es gibt in diesem Forum aber bestimmt klügere die dazu etwas sagen können.

    • “Immerhin hat Willi es geschafft, dass sich viele, einschl. meiner Wenigkeit etwas intensiver mit dem Thema beschäftigen.”

      Ja, das stimmt und trifft auch auf mich zu. Die angeblich so hysterisierenden Schlagzeilen mit den hohen Prozentzahlen klangen ja gar nicht so unangenehm. Bei Bestäubung dachte man (ich) eher nur an Bienen, und man wusste schon mehr als viele, wenn es sich nicht nur auf Honigbienen bezog. Aber was sagen eigentlich die Enterologen dazu? 😉 An denen ist vielleicht auch nicht alles vorbeigegangen. Aber mehr Wissen über die Entwicklung des Messortes als Willi schon angezapft hat, geht ja aus seiner (derzeitigen) Sicht nicht.

      • Enterologen? Ah, Du meinst die Darmheilkundler, naja die sollen auch irgendwie mit Insekten in Verbindung gebracht werden können.

      • Bauer Willi sagt

        @Adt
        die Entomologen haben die Insektenfallen aufgestellt und die Masse gewogen. Und zwar nur von FLUG-Insekten. Mehr haben sie nicht gemacht. Auf Nachfrage haben sie sehr ehrlich gesagt, dass sie die Gründe dafür nicht kennen. Das ist wissenschaftlich sauber und sehr korrekt. Die Zahlen waren 2013 schon bekannt, damals hat es niemand interessiert.
        2017 war ja die Bundestagswahl und nun passierte es: die fleißigen Entomologen wurden instrumentalisiert, die dazu gehörige Naturschutzbehörde wurde meines Wissen überhaupt nie gefragt. Wahrscheinlich hätten sie etwas dazu sagen können. Und aus der Wiegung der Masse von Fluginsekten wurde ein allgemeines Insektensterben.

        Auch die Medien hätten Ursachenforschung betreiben können, aber die hatten eine gute Überschrift und ab da ging die Spekulation munter los. Der Schuldige war schnell gefunden. Jetzt werde ich dafür kritisiert, dass ich Ursachenforschung betreibe, weil man das doch bitte den “Experten” überlassen sollte. Ich bin definitiv kein Experte, habe aber einen eigenen Verstand und eine eigene Meinung. Und das missfällt.

        “Sapere aude” oder Immanuel Kant: “Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen”
        Bauer Willi

        • O.k., ich weiß, dass die Entomologen nur die Fluginsektenmassen im Verlauf ermitteln wollten. Aber sie haben sich was bei der Wahl der Fallenstandorte gedacht. Nehme ich mal an, weil ich nicht von einer geistigen Behinderung ausgehe. Sie wollten ja Aussagen zu bestimmten Landschaftsarten erhalten, auch über solche mit evtl. Einflüssen aus landwirtschaftlicher Nutzung. Was dann bedeutet, dass man die Malaise-Fallen nicht unbedingt MITTEN in einem großen Naturschutzgebiet aufstellt. Das Ziel, repräsentative Aussagen zu erlangen, erfordert übrigens auch, die Fallenstandorte ggf. zu verändern, nämlich dann, wenn sich die Umgebung so verändert (baulich, nutzungsbedingt), dass keine generalisierbaren Messergebnisse mehr zu erwarten wären (ein Umstand, den Walter Krämer nicht berücksichtigt hat).

          Was die im Mainstream relevanten Medien betrifft, habe ich schlicht keine Anhaltspunkte, dass sie eine Kampagne gefahren hätten. Weder Du noch Bauer Fritz haben mir diesbezüglich auch nur einen Artikel genannt. Mark nannte mir einen vom SWR. Der war allenfalls “griffig” formuliert, aber nicht unsachlich, schon gar nicht verfälschend. Die großen Medien benachrichtigten über die Studie kurz nach ihrer Veröffentlichung ordnungsgemäß. Sie berichteten im Grunde nur die Ergebnisse der Studie, so wie die Autoren sie selbst formuliert hatten. Wie eine Nachricht nun einmal sein soll. Die etwas später erschienenen Hintergrundberichte enthielten Stellungnahmen oder Interviews von Experten. Das ist ebenfalls richtig, weil kaum ein Journalist eigene Expertise hat (anders als im politischen oder juristischen Bereich).

          Aber ich will natürlich nicht wahrhaben, dass eine Verschwörung im Gange ist, die darin besteht, dass eben die falschen Experten ausgewählt wurden und die richtigen sich nicht trauten. Nur Walter Krämer traute sich. Der ist zwar angesehener Statistiker, aber leider kein Biologe. Darauf hinzuweisen ist dann ein “Niederschreiben”. Der Beweis, dass grüne Ideologie dahintersteckt, ist: Die Experten vermuten die Landwirtschaft als Ursache. Vermutung wird dann mit haltloser Behauptung ins Blaue gleichgesetzt, also Anschuldigung. Geht’s noch? Der Beweis wird mit dem zu Beweisenden geführt. Nennt man Zirkelschluss.

          Daher mein Plädoyer: Sapere aude!

          • Stellen Sie sich einen Prozeß vor, Sie sind Staatsanwalt, ein Angeklagter sitzt auf der Anklagebank, von den Sie vermuten, das er der Täter ist. Sie haben aber keine Beweise. Was tun Sie?

            • Du machst es mir aber einfach. Ich muss weiter ermitteln. Anhaltspunkte gibt es auch außerhalb der Studie, z.B. die Vermutung, dass Insektizide Insekten töten, und das vielleicht weitreichender als gewollt. Aber wie gesagt, eine Anschuldigung ist für mich nicht erkennbar. Wenn, dann sind wir überhaupt im Bereich der Gefahrenabwehr, der Gefahrerforschung. Folgende ordnungsrechtliche Definition liefert eine gute – allerdings zugespitzte – Analogie; praktische Beispiele fallen Dir dann schon selbst ein:

              “Ein Gefahrenverdacht ist gegeben, wenn aus der Sicht eines verständigen und objektiven Betrachters Anhaltspunkte für eine Gefahr der öffentlichen Sicherheit und Ordnung vorliegen.

              Aufgrund des Gefahrenverdachts ist die zuständige Behörde gemäß der Generalklausel dazu ermächtigt, Maßnahmen zu ergreifen, welche der Erforschung der Gefahr dienen. Dabei ist zu beachten, dass diese Maßnahmen auch dann nicht als rechtswidrig anzusehen sind, wenn sich der Gefahrenverdacht im Nachhinein als unbegründet erweisen sollte, jedoch dürfen sie nur vorläufiger Natur sein.”

            • Du könntest es Dir ja noch einfacher machen, nämlich in Deinem Plädoyer, trotz fehlender Beweise, von dem Angeklagten verlangen, ein Geständnis abzulegen. Falls er dagegen wehrt, kannst Du Ihm immer noch unterstellen, einer Verschwörungstheorie anhängig zu sein.

              Zum Thema zurück: Deutschlands wichtigste Naturschutzbiologin hier im Blog vermutet nicht mehr, sie weiss es schon: Schuld (hier ist dann die Anschuldigung) ist unter anderem die großflächige Landwirtschaft, einen Beleg für ihre Aussage hält sei jedoch für nicht erforderlich. Also doch eine gewisse Analogie zu dem von mir (für einen Juristen sicherlich primitiven) skizzierten Fall….

          • Bauer Willi sagt

            @AdT
            bist Du jetzt erstaunt, wenn ich Dir in allen Punkten recht gebe? Mit dem “Niederschreiben” meine ich einen ganz bestimmten Artikel in einer großen deutschen Tageszeitung, in der Prof. Krämer sehr unsachlich kritisiert wird. Er ist Statistiker und hat nur die statistische Belastbarkeit geprüft und selbst darauf hingewiesen, dass er eben kein Biologe ist und sich daher kein Urteil erlauben kann. So ist eben eine Standortveränderung ein No Go bei einer wissenschaftlichen Arbeit und das auch dann, wenn sich die äußeren Umstände verändert haben. Diese Daten sind dann zu verwerfen. Ich hoffe, Du nimmst mir das ab, weil ich mich im Rahmen meiner Promotion sehr intensiv mit solchen Sachverhalten beschäftigt habe bzw. beschäftigen musste.

            Doch noch mal zurück zum eigentlichen Thema: Nein, es handelt sich nicht um eine Verschwörung, die Masse der Fluginsekten ging wohl tatsächlich zurück (aber kein allgemeines Insektensterben). Die Entomologen haben richtig reagiert, in dem sie gesagt haben, dass sie die Gründe nicht kennen. Bis dahin alles gut.

            Und genau hier hätte angesetzt werden müssen mit einer Bemerkung wie: “Wir wissen jetzt, dass es so ist, wir müssen nun die Gründe dafür herausfinden”. Ich kenne die Gründe auch nicht, habe mir aber einen eigenen Eindruck verschafft und viele mögliche Ursachen zusammengetragen. Das hat aber bisher noch kein anderer gemacht und es wurde von den Experten (welche denn?) ohne Kenntnis der Verhältnisse vermutet, besser spekuliert. Ich bin übrigens auch kein Experte. Daher mein Plädoyer:

            “Sapere aude”!

            Bauer Willi

          • Nochmal @Adt
            Wenn Prof. Krämer nicht reicht, wie wärs mit Prof. J.Settele, Leiter der Arbeitsgruppe Tierökologie UTZ Halle:
            “Die Autoren konnten nicht alle klimatisch relevanten Faktoren einschließen. Nach ihrer eigenen Aussage sind noch weitere Analysen nötig. Daher kann das Klima als wichtiger Faktor nicht ausgeschlossen werden. Die vereinfachte Darstellung, dass Wetterveränderungen oder Änderungen der Landnutzung den Gesamt-Rückgang nicht erklären können, ist zumindest irreführend.“

            „Es ist grundsätzlich schwierig, Phänomene des globalen Wandels nach ihren Ursachen aufzuschlüsseln. Zum Beispiel können klimatische Effekte auf der Landschaftsebene, wie höhere Temperaturen, in Kombination mit erhöhtem Stickstoffeintrag zu dichterer Vegetation und dadurch kühlerem Mikroklima führen, was Effekte kaschieren kann.“

            „Da in die Analysen nur die vorliegenden bzw. von den Autoren recherchierten Umweltdaten einfließen konnten, sind andere Effekte auch nicht feststellbar. Beispielsweise werden nur die Flächenanteile von Wäldern, Äckern, Grünland etc. analysiert, nicht aber die räumliche Verteilung – also, ob eine große bzw. viele kleine Flächen desselben Vegetationstyps vorhanden sind. Letztere hat aber starken Einfluss auf die Landschaftsstruktur (Randbereiche, Hecken etc.).“

            „Ebenso wird in der aktuellen Studie nicht diskutiert, inwiefern zum Beispiel die Verinselung der Flächen sich auf das Arteninventar auswirken könnte. Als großskaliges Phänomen wäre ja zum Beispiel ein allmähliches Aussterben von Arten auf zu kleinen und isolierten Flächen über die Zeit denkbar.“

            • Das ist ja mal wohltuend sachlich. Wobei natürlich einige auch die erhöhten Stickstoffeinträge der Landwirtschaft zurechnen (Ammonium über Luftweg, Nitrat über Auswaschung). Aber wir sitzen alle in einem Boot, Produzenten haben Konsumenten, und ich glaube, so sehen das die meisten Menschen auch. Bauer ist nicht umsonst einer der angesehensten Berufe. Trotzdem wird es weiter Forderungen geben wegen weiter vermeidbarer Emissionen, Habitatverlusten durch wen auch immer, Tierwohl, das hört so schnell nicht auf. Vielleicht kann Frau Dittmer die Forderungen “einen” (Ausdruck in den letzten Wochen gelernt, aber das Wort war nicht schuld).

            • “Vielleicht kann Frau Dittmer die Forderungen „einen“.” Gegen entspechendes Stakeholder-Honorar mit Sicherheit.

            • “Wobei natürlich einige auch die erhöhten Stickstoffeinträge der Landwirtschaft zurechnen (Ammonium über Luftweg, Nitrat über Auswaschung)” Die Stickstoffeinträge der Landwirtschaft dürften sich in den letzten Jahrzehnten kaum erhöht haben (weniger synthetischer Dünger, rückläufige Tierhaltung). Was extrem zunimmt ist der Stickstoffausstoss aus dem Verkehr, Stichwort AdBlue!!!! Der Harnstoffverbrauch im Verkehr liegt mittlerweile über dem der Landwirtschaft!

            • AdBlue, Harnstoff, wenn es denn zugefügt wird, reduziert ja NOx zu elementarem Stickstoff, der nicht pflanzenverfügbar ist. Sonst würden Pflanzen schon mit Luft gedüngt, deren Hauptbestandteil (elementarer) Stickstoff ist.

            • “AdBlue, Harnstoff, wenn es denn zugefügt wird, reduziert ja NOx zu elementarem Stickstoff, der nicht pflanzenverfügbar ist,” Aber nicht immer zu 100%.

          • Elisabeth Ertl sagt

            Vor 2 Jahren im Sommer war das bei uns groß in den Medien. Es war so verwirrend für mich, weil es auf unserem Grund emsig flatterte und summte. Waren wir die große Ausnahme? Jedenfalls hab ich damals gedacht, dass es für die Psychohygiene wohl besser ist, auf die umgebende Realität zu blicken als in die Cyber-Realität.

    • Bauer Willi sagt

      @Paulus
      Ich erhebe nicht den Anspruch einer sachlich neutralen Zustandsdokumentation. Ich schildere und lasse mir erzählen, was es an Tatsachen in und um das Gebiet herum zu berichten gibt. Ich erhebe auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
      Über etwas, was man nicht weiß und kennt, kann man sich auch nicht streiten. Beantworte mir nur noch die Frage, warum bisher niemand auf die Idee gekommen ist, solch eine Besichtigung und Befragung durchzuführen? Aber Gott und die Welt meint die Gründe zu kennen….
      Bauer Willi

      • Paulus sagt

        Hallo Willi, die Frage kann ich selbstverständlich nicht beantworten. Deshalb war es wichtig, dass Du dich selbst aufgemacht hast. Der letzte Satz in deinem Kommentar verdeutlicht das ganze Dilemma.
        Was die Ursachen betrifft scheint mir die hier vertretene Biologin Agnes Dittmar, die sich in ihrem Urteil angenehm zurückhaltend verhält, in einem ihrer vielen Beiträge vom heutigen Tag nahe dran zu sein. Damit landen wir dann doch wieder bei der LW. Damit meine ich jetzt nicht die einzelnen Bauern, sondern ausdrücklich die ihnen unter wirtschaftlichen (gesellschaftlichen?) Aspekten aufgezwungene Wirtschaftsweise.

        Solltest Du meine Kritik mal wieder falsch verstanden haben; ich bin berufsbedingt so gepolt, dass ich mich bei komplexen Themen, vereinfacht gesagt, erst mal auf die Grundlagen besinne… das waren in diesem Fall primär eine zweifelhafte Studie und deine nicht ganz neutrale Beschreibung der Umgebungsbedingungen. Alles andere betrachte ich überwiegend als Rauschen im Wald. Muss ich jetzt noch um die Absolution bitten?

        • Schmeckt gut sagt

          Volle Zustimmung Paulus. Den Schuh eines Schuldigen ziehe ich mir hierbei schon lange nicht mehr an, u.a. weil wir seit einigen Jahren an einer Verbesserung der Umweltbedingungen in unseren Kulturen arbeiten. Es ärgert mich aber schon. Warum vieles so läuft, wie es läuft, liegt an verschiedensten Ansprüchen und Anforderungen an unsere Höfe, Tiere und Feldfrüchte. Es wird höchste Zeit, dies aufzuarbeiten – gerne kontovers diskutiert, aber unter Herausarbeitung der wirklichen Gründe. Hier fehlt es mir an Einsicht bei den verschiedensten Institutionen. Und die Augenhöhe fehlt auch. Aber das scheint ja auch Ansichtssache zu sein 😉 .

        • Bauer Willi sagt

          Nö, hab es richtig verstanden. Und das habe ich auch bewusst so herausgearbeitet: Wenn die kleinen Betriebe mit Weidehaltung verschwinden, wenn die Gülle sofort eingearbeitet werden muss, wenn der Gemüsebau intensiviert wird, weil damit noch Geld zu verdienen ist, führt das eben zu einer Veränderung und möglicherweise zu einem Rückgang der Insekten. Und das hat nichts mit Schuld zu tun, sondern mit einer Anpassung der Arten. In diesem Fall passt sich der Mensch den sich ändernden äußeren Bedingungen an.
          Bauer Willi

    • Alfons sagt

      Eben, daum geht es. Hiinterfragt die “Studien”. Das mit dem Insektensterben scheint mir aus den Erfahrungen auf dem Bauernhof meines Bruders einfach nicht stimmig zu sein. Aber ich vermisse die Schwalben. Vielleicht weil wir die Milchviehaltung aufgegeben haben und zur ganzjährigen Mutterkuhhaltung auf der Weide übergegangen sind

  15. Direktsäer Thomas sagt

    Lieber Bauer Willi,
    du machst hier das was eigentlich die Aufgabe von Naturschutzverbänden und den Zuarbeitern der Politik gewesen wäre: Der Versuch einer komplexen Problemanalyse. Und genau diese Problemanalyse sollte das Fundament einer Diskussion über Problemlösungsansätze sein. Ich habe die Befürchtung, das die zur Zeit von Politik und Umweltverbänden vorschnell gemachten Schuldzuweisungen und aktionistisch gemachten einfachen Lösungsansätze das Problem nicht lösen sondern zusätzlich verschärfen wird. Arturo Primavesi sprach von der biologischen Ganzheitsforschung und vergleicht die Natur mit einem Uhrwerk, bei der wir die Funktion eines jeden Zahnrädchens vertehen lernen müssen.

    • Bauer Willi sagt

      Ich weiß, dass ich hier in vielen Dingen die Arbeit von Anderen mache. Mir erscheint es auch oft so, dass keiner daran interessiert ist, die Gründe zu erfahren. Warum hat sich kein Journalist, kein Fernsehteam, keine NGO aber auch kein Bauernverband mal nach Orbroich aufgemacht? Ist doch keine Hexerei!

      Da wird Problem-Analyse aus der Ferne gemacht, aber keiner sieht sich die Flächen selber an und redet mit den Bauern, die die Flächen (übrigens unentgeltlich) bewirtschaften. Das verstehe ich einfach nicht.

      Ich mag ja mit meiner Ansicht daneben liegen, aber wer fühlt sich verantwortlich, der Sache auf den Grund zu gehen? Nicht nur bei den Insekten, auch in anderen Problemfällen.

      Ich bin mit einem Mitarbeiter der Landschaftsbehörde hier im Kreis befreundet. Er stimmte mir zu, dass nicht alles, was sie so im guten Glauben machen, auch das erreicht, was ursprünglich gewollt war. Gut gemeint ist halt nicht auch gut gemacht.

      Ich habe 5 Jahre an einem Programm für Feldhamster teilgenommen. Gleichzeitig wurden Sitzkrücken für Raubvögel aufgestellt. So etwas ist mir unbegreiflich. Da fühle ich mich veräppelt. Logisch, dass die Feldhamster verschwunden sind.

      Ja, Ganzheitsforschung und gesunder Menschenverstand würde helfen…

      Bauer Willi

  16. Guten Morgen, Bauer Willi, Du warst angesichts meiner Kritik Deiner pauschalen Medienschelte gespannt, was ich hierzu sage.

    Also: Liebe Medien, hättet Ihr nicht zunächst die Insektenstudie verschweigen können und zunächst wie Bauer Willi einen Ausflug nach Orbroich machen können? Dann hättet Ihr sicherlich was ganz anderes daraus gemacht. Vielleicht hättet Ihr über sie gar nicht berichtet oder sie kommentiert: “FAZ meint: Auf großen Flächen wird Salat, Weißkohl und anderes Gemüse angebaut, also werden Insektizide gespritzt. Das Tierfutter Mais wird so gut wie gar nicht angebaut.” Dann kann sich der Leser ja selber denken: WUUAST, FLAAAISCH!!

    Es lebe die Einzelfallbeobachtung mit Rechenbeispiel. Dann sieht man auch, wie der Ralf, wie die Entenküken den Füchsen, Raubvögeln oder (?) Krähen zum Opfer fallen. Was man alles so sieht, wenn man in der Nähe eines Naturschutzgebiets wohnt. Entomologen sind doof.

    Bezug zur Studie? Ich weiß, ich bin undankbar, unbelehrbahr, lasse mich von Tatsachen nicht beeindrucken, glaube alles, was inne Medien steht.

    Bitte dies als Kritik an Deinem Artikel verstehen, Deinem Vorgehen und nicht Deiner Person verstehen.

    • “Bitte dies als Kritik an Deinem Artikel verstehen, Deinem Vorgehen”. Das passt, Stalleinbrecher verteidigen, aber die Ortsbesichtigung von Willi kritisieren. Das macht mich sehr nachdenklich …

      • Äh, wo bitte habe ich “Stalleinbrecher” verteidigt? An die Stallvideos habe ich übrigens auch gedacht: Das passt, Stallaufnahmen von Aktivisten als seltenste Einzelfälle oder Manipulation abtun, aber mit den Verhältnissen an nur einen Messstandort die Studienergebnisse in Zweifel ziehen. Aber morgen kommt bestimmt ein zweiter Messstandort… Wie sagte Bauer Willi nicht nur gestern: “Wozu brauchen wir noch Wissenschaft?”

        • Manuela sagt

          Du übersiehst hier etwas entscheidendes:
          Die hysterische Medienmeldung von “75% aller Insekten verschwunden!!!!” beruht ausschließlich auf den beiden Messpunkten an diesem Standort.

          • Falsch. Aus dem Abstract der Studie:

            “we used a standardized protocol to measure total insect biomass using Malaise traps, deployed over 27 years in 63 nature protection areas in Germany (96 unique location-year combinations) to infer on the status and trend of local entomofauna. Our analysis estimates a seasonal decline of 76%, and mid-summer decline of 82% in flying insect biomass over the 27 years of study. We show that this decline is apparent regardless of habitat type, while changes in weather, land use, and habitat characteristics cannot explain this overall decline.”

            Eine kritische Auseinandersetzung wird gescheut. Ist ja auch schwierig! Man macht es sich gerne einfach, auch mit der “Kritik”. :-/

        • Mausschubser sagt

          Wobei die Insektenstudien gerade in Punkto Wissenschaftlichkeit bereits kräftig Federn lassen mussten. Man hat hier versucht mittels Statistik-Trickserei Zusammenhänge herzustellen, die so in der Form nicht wissenschaftlich fundiert sind. Und das ist für den Schluss im abstract zu wenig. Zumal es eine Studie aus England mit verlässlicherer Datenbasis gibt, die nicht zum gleichen Ergebnis kommt. Das bedeutet nicht “Entwarnung”, berechtigt aber auch nicht dazu, den Schuldigen mal wieder reflexartig bei der Landwirtschaft zu suchen. Dazu braucht es wohl erst mal richtiger Wissenschaft.

    • Schmeckt gut sagt

      Lieber Anwalt. Verstehe ich deinen Kommentar richtig? Willi soll also die Klappe halten? Ist dies gemeint? Und wir, seine Kollegen, gleich mit in den Topf, weil unsere Beobachtungen in der Natur sowieso nicht zählen – unwissenschaftlich sind – Einzelmeinungen sind – eh nur Lobbyarbeit darstellen? Das widerspricht so ziemlich allen Statements, die du bisher abgegeben hast.

      • So so, wer etwas kritisiert, würde lieber einem den Mund verbieten, wenn er könnte? Verstehe es doch einfach als kritischen Einwand, bei dem ich auf die allgemein hier zu erwartende Akklamation verzichtet habe. Weil ich sie nicht für angemessen halte. Bauer Willi wird es überleben, und Ihr habt einen willkommenen Stänkerer. Wundert mich, hat noch keiner auf “Mangelernährung” oder Frust mangels Fleisch zurückgeführt. 😉

        • sonnenblume sagt

          Nach meiner Meinung fehlen seitens der Naturschutzorganisationen ausführliche Erklärungen und konkrete Aussagen, welche Entwicklung man in diesen Gebieten erwartet. Die Bauern sehen, welche Tiere und Pflanzen verschwinden und was nachwächst, aber sie wissen nicht, was hier über die Jahre entstehen soll. Welche Tiere (von der Maus bis zum Falter) sollen sich wieder oder neu ansiedeln, welche Pflanzen sollen wachsen. Wie lange dauert dieser Übergang. Ist z.B. das Ausbleiben von Auerhahn und Co. oder der Aufwuchs vom Jakobskreuzkraut, Binse und Verbuschung sogar gewollt. Das muss man erklären! Und zwar bei Beginn so einer Maßnahme und nicht erst dann, wenn solche Studien veröffentlicht werden. Damit könnte man vielen Missverständnissen und Schuldzuweisungen vorbeugen. Vielleicht erklären sich daraus dann auch die Messwerte.

        • Bauer Willi sagt

          @Adt
          hab jetzt erst die Kommentare hier gesehen. Sei beruhigt, ich werde es überleben 🙂
          Bauer Willi

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