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Sind Bauern “systemrelevant”…???

Wir, Alois und Willi, haben seit mehreren Wochen einen Text zu dem Thema “Systemrelevant” in Vorbereitung, bei dem wir es nicht geschafft haben, in allen Dingen “auf einen Nenner” zu kommen. Deshalb veröffentlichen wir heute und morgen unsere jeweilige Version. Hier die Version von Willi: “Die Bienen sind systemrelevant”, sprach unsere Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Und nimmt dies als Rechtfertigung zu handeln. Sogar gegen das – an sich – heilige Marktprinzip: “Was für Bienen schädlich ist, muss weg vom Markt.” Der Begriff “Systemrelevanz” wurde geprägt durch die amerikanische Finanzwirtschaft. Als systemrelevant oder too big to fail (englisch „Zu groß zum Scheitern“) werden Unternehmen bezeichnet, die eine derart bedeutende wirtschaftliche Rolle spielen, dass ihre Insolvenz vom Staat möglichst unterbunden wird. Droht diese dennoch, wird sie in der Regel mit öffentlichen Mitteln (sog. Bail-outs) abgewendet. *Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Systemrelevanz Die Bienen haben nun das geschafft, was wir Bauern auch gerne wären: Systemrelevant! Die Banken sind es schon lange. Natürlich halten sich Bauern selbstverständlich für “systemrelevant”. Schließlich erzeugen sie das lebenswichtige Essen für die Menschen, so ihre Begründung. Doch Globalisierung und …

Warum die Brötchen billiger geworden sind

Einer meiner ersten Texte aus Januar 2015. Passt immer noch. Vorgestern Mein Urgroßvater fährt das Getreide mit Pferd und Wagen zur Windmühle nach Stommeln. (3 km). Das Pferd frisst Heu (gibt es auf dem Hof), die Windmühle braucht Wind (gibt es hinterm Haus). Der Müller bringt das Mehl mit dem Pferd zu Bäckern in Stommeln und Umgebung. Außerdem verkauft er Mehl an Hausfrauen, die davon Brot backen. In seinem Betrieb hilft der Sohn mit, der Lehrling bekommt Kost und Logis und ein Taschengeld. Der Bäcker backt Brot und verkauft es. In seinem Betrieb hilft der Sohn mit, der Lehrling bekommt Kost und Logis und ein Taschengeld. Auch der Handwerker im Ort backt sein Brot im Holzofen selbst. Das Holz holt er aus dem Wald. Jeder handelt mit jedem einen fairen Preis für sein Produkt aus. Kein Mensch redet vom Brötchenpreis. Gestern Mein Vater fährt das Getreide mit dem Traktor (braucht Diesel) zum Landhändler im Ort. Der fährt das Korn zur Mühle nach Neuss.(20 km) Die Mühle wird mit Strom (RWE) betrieben und hat etwa 20 Mitarbeiter. …

Anders denken – Design Thinking

Ich gebe es ja ehrlich zu, dass es mir schwerfällt, anders als in den gewohnten Bahnen zu denken. Und genau das war gefragt bei einem Workshop, der auf Einladung des Forum Moderne Landwirtschaft kürzlich in Düsseldorf stattfand und der von zwei Mitarbeiterinnen der Andreas-Hermes-Akademie geleitet wurde. Die mir bisher unbekannte Methode: “Design Thinking”.  Das Thema: “Landwirte und Verbraucher – Wie wollen wir zukünftig unsere Beziehung miteinander gestalten”. Dazu hatte das Forum eine paritätisch besetzte Gruppe von Landwirten und Verbrauchern eingeladen. In den vier Stunden ging es Schlag auf Schlag, immer war die Uhr im Rücken, die erbarmungslos die Zeit stoppte, die für die einzelnen Schritte zur Verfügung standen. Wir hätten eigentlich bei jeder Stufe gerne etwas mehr Zeit gehabt, weil wir so schön ins Plaudern kamen. Im Nachhinein habe ich aber auch selbst gemerkt, dass man unter Zeitdruck effektiver und konzentrierter arbeitet. Es ist zwar anstrengend, aber lohnend. Wie lief das ganze nun ab? Kurze Vorstellungsrunde, für jeden eine Minute. Der Wecker klingelt. Dann ein Austausch darüber, wie die Situation von Landwirten und Verbrauchern sich darstellt, …

Meinungen zur Landwirtschaft

Im Dezember 2017 hat die EU-Kommission rund 20.000 Bürger in der EU, davon rund 1.600 Deutsche in persönlichen Interviews zu Themen rund um Landwirtschaft und Ernährung befragt. Ich habe mal ein paar Daten selektiert, die ich für besonders interessant halte. „Was sollten Ihrer Ansicht nach die zwei wichtigsten Aufgaben von Landwirten in unserer Gesellschaft sein?“ Folgende Antworten wurden von deutschen Bürgern gegeben (in Klammern die Angaben der EU-Bürger). Bereitstellung sicherer und gesunder Lebensmittel von hoher Qualität         55%  (55%) Gewährleistung des Wohlergehens von Nutztieren                                             33%  (28%) Umweltschutz und Bekämpfung des Klimawandels                                            33%  (25%) Das Leben auf dem Land fördern und verbessern                                                11%  (17%) „Haben Sie schon einmal etwas von der Unterstützung gehört, die die EU Landwirten im Rahmen ihrer Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) bietet?” Ja und ich kenne die Einzelheiten                                                 10%  (10%) Ja, kenne aber die Einzelheiten nicht genau                                63%  (57%) Nein, habe ich noch nie von gehört                                              25%  (32%) „Finden Sie, dass die Unterstützung zu niedrig, angemessen oder zu hoch ist?“ Zu niedrig                                                                          16%  (26%) Angemessen                                                                      46%  (45%) Zu …

Du bist so ein Bauer!

Dieser Artikel stammt von Alexandra, genannt Alex. Sie stammt nicht aus der Landwirtschaft, kommt nicht vom Hof, ist also, wie man so schön sagt, „fachfremd“. Sie beschäftigt sich aber im Rahmen ihres Studiums mit dem Bild des Bauern. Und Sie hat uns diesen Artikel geschickt, quasi den Blick von außen. Und der hat uns sehr nachdenklich gemacht… „Du bist so ein Bauer!“ Auch Landwirte in meinem Umfeld benutzen diesen Satz. Zum Beispiel, wenn jemand seine frisch gewaschene Hose mit einem Fleck dekoriert oder mit etwas mit Getöse umgeworfen hat. Und Recht haben sie – sie sind ja tatsächlich Bauern. Was sagt uns das? Klischees setzen sich durch und das nicht nur bei Verbrauchern. Auch bei Menschen, die bei „Landwirtschaft“ kein Kinderbuch-Idyll vor Augen haben. Kaum jemand wird abstreiten, dass Bauern schon so ein besonderes Völkchen sind. Aber was ist denn eigentlich „typisch Bauer“? Dazu möchte ich eine kleine Geschichte erzählen: Es war einmal ein Bauer, der bewirtschaftete mit seiner Familie einen abgeschiedenen Hof. Der Hof war schon seit vielen Generationen immer an den erstgeborenen Sohn …

Liebe Bauern – was ich verstanden habe.

Die Kommentare auf den Artikel „Liebe Bauern“ haben mich nachdenklich gemacht. Wenn ich von Konfrontation (lat. confrontatio = Gegenüberstellung) gesprochen habe, dann sicherlich nicht in Bezug auf unsere Kunden, unsere Verbraucher. Da ist nur Aufklärung angesagt, weil ein großer Teil unserer Mitmenschen einfach nicht mehr wissen, wie wir heute Landwirtschaft betreiben. Woher denn auch? Dieses Wissensdefizit müssen wir füllen, und zwar so, dass wir verstanden werden. Dort, wo Vertrauen verloren gegangen sein ist, müssen wir dieses wiederherstellen. Wir sollten unseren Kritikern offen gegenübertreten und mit ihnen den Dialog suchen. Vorige Woche habe ich mit Greenpeace-Mitarbeitern gesprochen, das war nicht lustig. Es waren von beiden Seiten sehr unversöhnliche Positionen, die gegenüberstanden. Ich habe sie schließlich auf meinen Hof eingeladen und ihnen die Kontaktdaten gegeben, aber bis heute keine Antwort erhalten. Dialog muss halt auch von beiden Seiten gewollt sein. Ein Kommentator hat Martin Luther King zitiert: „Auge um Auge macht schließlich alle blind“. Recht hat er. Allzu oft reagieren wir Landwirte auf die – aus unserer Sicht unberechtigten -, Vorwürfe mit den immer gleichen Argumenten. So …