Bauer Willi
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Spargel, Erdbeeren… Mindestlohn

Jetzt beginnt wieder die Spargel- und Erdbeerzeit. Neu ist in diesem Jahr der Mindestlohn, der gesetzlich vorgeschrieben ist. Deshalb müssen Spargel und Erdbeeren teurer werden, ohne dass der Erzeuger etwas davon hat. Er muss diese Preiserhöhung an den Verbraucher durchreichen, sonst verdient er weniger. Dabei berücksichtigt sind noch nicht die zusätzlichen Aufwendungen, die der Landwirt durch die neuen Dokumentationspflichten hat. Seine Mindestarbeitszeit ist auch nicht auf 10 Stunden begrenzt, er kann die Dokumentation ja noch spät abends oder nachts machen.

Den Verbraucher mitnehmen

Mein Vorschlag: Wir Landwirte machen diesen einfachen Sachverhalt unseren Kunden deutlich, in dem wir den, durch den Mindestlohn verursachten, Mehrpreis ausweisen. So wie das die Tankstellen auch machen, die an der Zapfsäule stehen haben, dass soundsoviel Cent Mineralölsteuer sind.

Möglichkeiten dies zu tun: nur Beispiele, keine realen Zahlen

1 kg Spargel = 10 € incl. 1,00 € Mindestlohn

1 kg Spargel = 10 € incl. 10% Mindestlohn

1 kg Spargel = 9 € + 1 € Mindestlohn = 10 €

Diese Zahlen kann jeder für sich individuell anpassen. Allgemein ist aber zu hören, dass die Erntekosten bei Spargel und Erdbeeren etwa 80% des Produktpreises ausmachen und von daher könnten die oben genannten Zahlen halbwegs stimmen.

Was soll das?“ werden Sie fragen. Dem Verbraucher wird deutlich gemacht, dass von dem höheren Preis für den Verbraucher beim Erzeuger nichts ankommt. Er reicht diese Mehrkosten lediglich durch, weil er gesetzliche Vorgaben einhalten muss. Diskutieren bringt nichts, er muss die Auflagen erfüllen. Punkt.

Landwirt und Verbraucher stehen jetzt auf einer Stufe, schimpfen möglicherweise beide. Dann aber über andere und nicht der Kunde über die „hohen“ Preise und den „bösen“ Landwirt.

War nur so ein Gedanke von mir, wollte ich Landwirten und Verbrauchern mal zum Nachdenken geben….

Und den Einkäufern bei Rewe, Edeka, Lidl und Aldi auch.

Euer Bauer Willi

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30 Kommentare

  1. c.karaca95@gmail.com sagt

    Das ist echt peinlich, was hier geschrieben steht.

    Denn der ehrliche Bauer freut sich jetzt, dass der Mindestlohn kommt, denn er/ sie kann jetzt mal endlich seine Mitarbeiter fair bezahlen, ohne das ein Wettbewerbsnachteil entsteht. Die Konkurenz muss jtzt auch den Mindestlohn zahlen.

    Aber viele Bauern gehörten anscheinend nicht zu denen mit Anstand, wenn ich sowas lese.

  2. Verständnisloser sagt

    Schäme dich etwas für diese Diskussion! Die Menschen Die den Spargel stechen können kaum von Ihren Einkommen Leben. Nun Sollen sie weiter leiden, damit andere das Luxusgut Spargel für wenig Geld kaufen können und Damit sich die Spargelbauern weiter eine Goldene Nase Verdienen können. Dein Egoismus kennt wohl keine Grenzen?
    Genau so verfüttern die Schweinebauern die wichtigen Lebensmittel wie Soja aus Afrika an die Schweine. Alle Welt wundert sich dann darüber warum die Afrikaner alle nach Europa wollen. Die haben Hunger, weil es eine Hand voll Geldgieriger Egoisten gibt, die Ihnen das wenige essen nehmen!

    • bauerhans sagt

      die spargelstecher können in 3 monaten hier soviel verdienen,dass sie in ihren heimatländern ein ganzes jahr davon leben können.

  3. Helmut sagt

    Diskussion über Mindeslohn hin oder her, ich sehe das von einer ganz anderen Seite.
    Im Normalfall, wenn jemand eine mehrjährige Ausbildung macht, anschließend in diesem Beruf tätig ist, dann muss er soviel auf der Hand haben, damit er als Alleinverdiener in Vollzeit eine vierköpfige Familie in Deutschland ernähren kann. Das Geld muss für die Mietwohnung, ein Auto und einen 14-tägigen Familienurlaub langen, ohne sich dafür das ganze Jahr krumm legen zu müssen, ganz gleich wo man in Deutschland wohnt. Dementsprechend muss es regionale Unterschiede geben.
    Wenn man keine Ausbildung hat und eine Hilfstätigkeit nachgeht, dann müssen beide Ehepartner arbeiten gehen, aber nur ein Job, sonst läuft doch da etwas falsch, oder?
    Jeder hochbezahlte Manager, der anderer Meinung ist, soll gefälligst einmal in der Landwirtschaft 4 Wochen arbeiten, am besten in einem Kleinbetrieb (weniger als 20 ha), die sind nicht so technisiert, aber nicht vom Traktorsitz aus, sonder per Hand und sich dann am Monatsende über die Almosen “freuen” die dann ihm und seiner Familie zum Leben bleiben!
    Bei uns ist ein Familienmitglied ist in der Gastronomie tätig. Sie arbeitet zum Teil in Österreich oder in der Schweiz. Sicherlich dort sind die Lebenshaltungskosten höher als bei uns, aber der Mindestlohn in der Schweiz liegt bei ca. 3500 Euro und bei uns gibt es eine Diskussion über Jahre, ob dieser nun eingeführt wird oder nicht. Einfach nur schlimm.
    Zudem sollte jeder Verbraucher, der zum Discounter geht und z.B. ein Brot (1 kg) aus dem Backautomaten für unter 1 Euro kauft und noch über die Preise schimpft, sich fragen was das soll. Die Bäcker, Fleischer, Bauern …. usw. produzieren LEBENSMITTEL, ohne die wir vor die Hunde gehen. Wer das nicht mit dem Kauf von guten Lebensmittel zum entsprechenden Preis würdigt, dem sage ich: “Fresst Scheiße, denn Millionen von Fliegen können sich nicht irren!”
    Ich bin ein normaler Durchschnittsverdiener, schätze aber die vielen guten Brotsorten in Deutschland bei den Bäckern, die zumindest noch einen Teil ihrer Ware auf guter handwerklicher Tätigkeit herstellen, man muss nur nachfragen, dann weis man welche Sorte man kaufen muss. Ähnlich verhält es sich bei den andern Produzenten von LEBENSMITTELN. Also Konsumenten macht den Mund auf und fragt nach von Angesicht zu Angesicht, nicht über Smartphone und WhatsApp.
    Wir hatten in der Familie auch einen kleinen Bauernhof im Vollerwerb, hier habe ich viele Stunden mitgearbeitet, ohne Entgeld. Es war eine Erfahrung fürs Leben, ich möchte diese nicht missen. Heute möchte ich keinen Bauernhof mehr führen, allein wegen der ganzen Bürokratie, zu der man verpflichtet ist, dass wissen aber leider die wenigsten.
    Der Beruf des Landwirts hat in Deutschland leider den gleichen Stellenwert, wie der des Altenpflegers, alle brauchen ihn, aber keiner will dafür nur einen Cent ausgeben.
    Beste Beispiel, wie verpeilt die Gesellschaft ist, erkennt man beim Autokauf. Da wird zusätzliches Geld für Metallic-Lack, Alufelgen und Sportsitze ausgegeben, aber die Matratze auf der wir jede Nacht liegen wird 20 Jahre verwendet und ein neue darf keine 100 Euro kosten.

  4. Sebastian sagt

    Ich kann deinen Wunsch einer zusätzlichen Ausweisung des Mindestlohnes nicht nachvollziehen. Die Preise für Spargel und Erdbeeren steigen in Folge des Mindestlohnes. Dem Verbraucher ist (nicht zuletzt aufgrund der medienwirksamen Berichterstattung) durchaus bewusst, dass die “Mehrkosten” zwar nicht beim Erzeuger, wohl aber beim Erntehelfer ankommen. Das war längst überfällig und ist richtig. Da alle Bauern gleichermaßen vom Mindestlohn “betroffen” sind, kann sich niemand besser stellen!

  5. Dieter Riewe sagt

    Selbstverständlich darf der Spargel teurer werden, wenn vorher kein Mindestlohn gezahlt wurde und heute ein Mindestlohn gezahlt wird. Wer deutschen frischen Spargel gerne isst, wird dafür auch mehr zahlen. Der Mindestlohn ist mir lieber als die Subventionierung von Mitarbeitern, die zu wenig verdienen. Die Dokumentationspflicht ist in der heutigen allerdings kein Argument. Bei geschickter Organisation lässt sich das mit minimalem Aufwand hinkriegen, fragen Sie einen guten Org-berater. Die Marktmacht der wenigen Lebensmittelbetriebsketten ist leider ein Handicap, das die Kartellwächter zu wenig angegangen sind.

  6. Bianca S. sagt

    Lieber Willi,

    aus eigener Erfahrung habe ich eine etwas andere Sicht bzgl. Erzeuger (wobei nicht alle über einen Kamm zu scheren sind – klar!).

    Dein Ansatz zum Mindestlohn wird so mißbraucht, dass Erzeuger die Leistungsschraube noch weiter anziehen d.h. für den Erntehelfer gleiche Erntemenge in noch weniger Zeit. Gleichzeitig erhöht der Erzeuger dennoch die Preise mit dem Hinweis, es sei NUR wegen Mindestlohn von dem er nichts habe. In Wahrheit kassiert der Erzeuger den größten Teil der höheren Marge höchstselbst. Deswegen gehe ich auch davon aus, dass nur wenige Kunden den Erzeugern solche Geschichten wirklich abnehmen. Die einzige beständige Regel ist am Ende doch wieder Qualität und Preis.

  7. Natürlich wirkt sich der Mindestlohn auch auf die Preise aus, eine Kennzeichnung finde ich daher auch sehr wichtig und richtig.

  8. Was ich hier über Preise und Mindestlohn so lese veranlasst mich nun doch ein paar Zeilen hier zu schreiben.
    Ich liefere an die verschiedensten Ketten mein produziertes Gemüse.
    Das prozedere der Preisfindung will ich an einem Beispiel nennen.
    Ich biete zum Beispiel Rhabarber an eine Kette mit sechs Zentrallägern an. Und in einem wird mein Preis unterboten sofort werde ich mit dem günstigeren Preis konfrontiert so weit so gut. Da ich aber nicht bereit bin zum billigeren Preis zu liefern und ich gerne von diesem Geschäft Abstand nehmen möchte geschieht nun folgendes ich werde nun genötigt durch Drohungen und Hinweisen auf zukünftige Geschäftstätigkeiten meinen Rhabarber zu liefern da der billigere Anbieter die Menge gar nicht hat.
    Und hier liegt die Problematik in unserer Kettenlandschaft.
    P.S Orginal Aussage eines Einkäufers bez. Mindestlohn….DER INTERESSIERT UNS NICHT!

  9. Dietmar achilles sagt

    Mein Spargelbauer fragte mich,wie meinst du das mit dem Mindestlohn, den zahle ich doch schon längst. Ich glaube, da wird ein Riesenhype um den Mindestlohn gemacht, um die Preise hoch zu schieben. Warum wurde die Sprargelflaeche in den letzten Jahren so massiv ausgedehnt. Weil es sich so gelohnt hat. Und wenn sich was für den Betrieb lohnt, dann soll der seine Mitarbeiter auch angemessen bezahlen.

  10. Sebastian Lindemans sagt

    Da liegt ein krasser Denkfehler vor! Es wird behauptet, die Mehrkosten würden durchgereicht und kämen nicht beim Erzeuger an. Das ist falsch. Denn die Mitarbeiter sind Teil des Erzeugers! Daran merkt man, wie sehr Erntehelfer immer noch als Erntevieh angesehen werden. Das sind Angestellte. Arbeitnehmer. Menschen. Man stelle sich vor, dass der Friseurmeister oder der Inhaber eines Autohauses so über seine Personalkosten spricht. Undenkbar.

    • Peer sagt

      Genau den Einwand hatte ich auch.
      Allerdings müsste man tatsächlich mal schauen, ob der Bauer inkl. mitarbeitenden Familienmitgliedern selbst überhaupt den Mindestlohn einfährt.
      Und letztlich auch die Kunden.
      Kann man sich vom Mindestlohn überhaupt Spargel leisten?
      Sitzen wir nun im selben Boot oder nicht?
      Und sitzen die, die ihn sich leisten können, im selben Boot?

      Sowieso fände ich eine komplette Betriebskalkulation inkl. “Lohn”abrechnung eines typischen Bauern mal sehr interessant. Also was am Ende über ein Jahr wirklich bleibt — und dann natürlich auch ausgerechnet pro Stunde.
      Und dann: wie viel Steuern vom Brutto davon wegfließen (aufgeschlüsselt nach EkSt., MwSt. für alle Betriebsausgaben usw.) und wie viele Subventionen da eingehen.
      Wird auch hier die Staatsquote von ca. 44,9 % (oder wie hoch die auch gerade sein mag) erreicht oder über- oder unterschritten?
      Verhältnis von Wert der Betriebsmittel zu Umlaufvermögen? Eignet sich das Bauersein zum Aufbau von Vermögen, und sei es für die Nachkommen?
      Gibt sicher noch mehr interessante Aspekte…

      Was die Ausweisung von Mehrkosten als solche angeht, so finde ich die Idee jedenfalls sehr gut. Je mehr die Bürger wissen, was die Politik ihnen antut, um so besser!
      Warum nicht gleich andere Kosten- und Zuschussanteile auch mit ausweisen (s.o.)? Fände ich super-interessant, und gibt dann sicher auch angeregte Gespräche auf dem Markt.

      Vergleichen eigentlich manchmal Bauern ihre Betriebswirtschaft miteinander? Oder auch mit anderen Firmen? Wäre sicher für alle sehr interessant. Vielleicht ergäben sich daraus auch neue Allianzen, sicher jedoch mehr Verständis füreinander und Selbstreflektion.

  11. Marie sagt

    Bleibt zu bedenken, dass es sich nichtsdestotrotz um einen freien Markt handelt, auf dem Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen.
    Wer die Ware zum niedrigsten Preis anbietet bekommt den Bestellzettel des LEH. Genau das selbe Verhalten lässt sich bei Verbrauchern beobachten. Anders herum: wer sich einbildet, Transparenz und ‘Durchreichen’ der gestiegenen Kosten sei so einfach, hat sich getäuscht, da letztendlich derjenige liefern darf, der es am günstigsten kann. Alle anderen fallen hinten runter. Hier gibt es leider keinen Gummipunkt für den gezahlten Mindestlohn.

    • bauerhans sagt

      andersrum,der LEH sagt,was er bezahlen will und wenns angebot durch zuwachs auf dem acker gross ist,kommt er zum zuge.

  12. Christian sagt

    Meines wissens gibt es in Landwirtschaft einen Tarifvertrag in dem ein Stundenlohn von 7,40 Euro[*] vereinbart ist. Da der Tarifvertrag vor 2015 abgeschlossen wurde behält dieser seine Gültigkeit und es sind keine 8,50 Euro zu zahlen.
    Die Dokumentationspflicht gibt es jedoch trotzdem.

    [*]
    2016: 8 Euro
    2017: 8,60 Euro

  13. Dirk sagt

    Mir gehts ähnlich wie Horst Peter. Wenn ich die Möglichkeit hätte faire Milchpreise zu zahlen täte ich das. Viell braucht man mal ein “faire trade Siegel” für die dt Landwirtschaft.

    Fleisch lässt sich inzwischen gut und ordentlich außerhalb des Discounterunsinns kaufen, saisonales Obst und Gemüse am Straßenrand oder zum Selberpflücken beim Erzeuger auch. Auch den lokalen Spargel. Da kann man ins Gespräch kommen und die Kommunikation funktioniert bereits.

    Ich find den Hinweis auf den Mindestlohnanteil jedenfalls ganz in Ordnung.

  14. Schweinebauer Piet sagt

    Der Mindestlohn ist ein ganz schönes Bürokratiemonster. Das allerdings weit auholend zu diskutieren mit den Punkten, warum überall in Deutschland
    gleich oder warum auch für Saisonarbeitskräfte, die nicht aus Deutschland stammen, erklärt nicht direkt die Landwirtschaft oder?

    • Andrea D. sagt

      Hallo Willi!
      Ich stelle mir gerade vor, was ich von meinem Frisör oder Kneipier denken würde, wenn ich mir solch einen Sermon anhören müsste…..!

      • Bauer Willi sagt

        Lieber Hans, liebe Andrea
        Is ja jut…. War wohl nicht so der Bringer…Bin ja kritikfähig…
        Bauer Willi

  15. Schweinebauer Piet sagt

    Der Spargelbauer könnte neben dem Mindestlohn auch noch einen Regenzuschlag und Kältezuschlag ausweisen. Da macht sich einmal das knappe Angebot bemerkbar und der Mindestlohn je kg Spargel nochmal, weil man viel länger braucht, um ein kg Spargel zu stechen. Das wird eine schwierige Berechnung.

  16. Bauer Willi sagt

    Lieber Horst Peter
    sorry, mir geht es bei diesem Artikel nicht um den Preis, sondern um die Ausweisung des Mindestlohn im Preis. Damit soll der Kunde erkennen, dass ein Teil des Preises, den er zahlt, nicht beim Erzeuger ankommt sondern nur durchgereicht wird.
    Bauer Willi

  17. Horst Peter sagt

    Beim Händler auf dem Wochenmarkt: Frischer Nienburger Spargel, I. Wahl, 5,99€/kg. Ich hätte auch tiefer in die Tasche gegriffen, aber: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

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