Bauer Willi
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Männliche Schweine…

Nein, nicht alle Männer sind Schweine. Hier geht es um ein ernstes Thema: Wie soll zukünftig die Vermarktung von männlichen Schweinen aussehen? Auf der Seite von “Wir sind Tierarzt” ist dazu ein Beitrag geschrieben worden, der die aktuelle Situation in Europa beschreibt. Hier der Link: http://www.wir-sind-tierarzt.de/2016/12/ferkelkastration-wer-macht-was-in-europa/

Ich habe das mal tabellarisch zusammengefasst.

Was ist zu erkennen? Mit Narkose beschäftigt sich kaum einer, außer in den Niederlanden, die mit der sehr fragwürdigen, ja sogar tierquälerischen aber billigen Narkose mittels CO2 arbeiten. Zum Teil wird auch mit lokaler Betäubung gearbeitet.

Die Impfung (meist mit Improvac) hat in Belgien eine große Bedeutung, die Niederlande und Dänemark hingegen sehen darin keine Lösung. Alle anderen Staaten machen dazu keine Aussage, was so zu interpretieren ist, dass auch sie sich damit nicht beschäftigen wollen. Bei einigen deutschen Bio-Verbänden ist Improvac erlaubt, Rewe, Edeka und der Tierschutzbund stehen der Impfung ebenfalls offen gegenüber.

Die Verabreichung von Schmerzmittel mit Langzeitwirkung spielt auch nur in wenigen Staaten eine Rolle, in Österreich ist sie freiwillig.

Bei der Ebermast gibt es zwei große Lager: Staaten, die voll darauf setzen, wiederum andere, in denen derzeit die Ebermast derzeit (noch) keine große Rolle spielt.

In vielen Staaten wird auch weiterhin ohne Schmerzmittel oder andere Verfahren kastriert, obwohl sich die EU in der “Brüsseler Erklärung” von 2011 darauf verständigt hat, grundsätzlich auf die Ferkelkastration zu verzichten. Nicht alle Staaten haben diese Erklärung unterschrieben.

So weit die Beschreibung des Ist-Zustandes. Doch wer kümmert sich jetzt um eine Vereinheitlichung?

Von vielen unbemerkt hat ein Discounter bereits in 2015 eine Entscheidung getroffen: seit Anfang 2015 akzeptiert LIDL beim Frischfleisch (neben weiblichen Tieren) nur noch unkastrierte männliche Tiere (wir haben bereits darüber berichtet). Werbung machen sie damit (aus verständlichen Gründen) nicht. Von Auffälligkeiten beim Verkauf wurde bisher nichts bekannt, folglich scheint der Kunde zufrieden zu sein.

Meine persönliche Meinung: auf lange Sicht führt an der Ebermast kein Weg vorbei. Aber ihr könnt das gerne anders sehen. Dann sagt mir auch, warum…

Euer Bauer Willi

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15 Kommentare

  1. Das Kastrieren von Ferkel unter keiner Betäubung innerhalb 14 Tagen merken diese nicht. Für die ist es halt ungewohnt Zwichen den beinen hochgehoben zu werden und dann mit zwei kleine Schnitte über den Hoden und dann abgetrennt zu werden. Danach laufen sie wie als sei nichts gesehen. An Mann kann man dies auch so machen es icht nichts anderes als wie bei den Tieren nur ist dies halt in der jetzigen Zeit noch etwas ausergewöhnliches aber es kommt das man Männer sehen wird die sich freiwillig kastrieren haben lassen.

  2. Landwirtschaftsstudent sagt

    Die LfL hat in Zusammearbeit mit der LEL eine Folgenabschätzung erstellt. Ich glaube dass damit die Folgen des Verbots sehr deutlich gemacht werden.
    Meiner Meinung nach ist das bisherige Verfahren mit Schmerzmittelgabe zur Kastration das am Schonenste für die Tiere. Hierzu verweise ich auch auf ein Interview mit Dr. Gerhard Wittkowski im Primus Schwein der DLZ, Ausgabe September 2016.

  3. Es ist schon ein paar Jahre her, da war in meinem Hofladen eine Aktivistin vom örtlichen Tierschutzverein, um bei mir Eier aus Bodenhaltung zu kaufen. Im Gespräch hatte sie den Wunsch geäußert, ob sie nicht mal einen Blick in den Hühnerstall werfen könnte. “Nichts leichter als das!”, habe ich gesagt. Wir sind dann ins Gespräch gekommen, natürlich sind da auch die üblichen Vorbehalte angesprochen worden. Da ich zusammen mit einem anderen Betrieb mit Ferkelerzeugung und angeschlossener Mast im geschlossenen System im Vorfeld schon einigen Schulklassen die Möglichkeit geboten hatte, einmal einen Blick hinter den Stalltüren zu werfen, habe ich daraufhin auch dem Tierschutzverein eine Einladung ausgesprochen, die dann auch dankend angenommen worden ist. Es hat nicht lange gedauert, da hat sich ein Grüppchen zusammengefunden und auf unseren Höfen angekündigt. Wir haben alles gezeigt, alle waren sichtlich beeindruckt, aber zum Schluss kam die Frage nach der Kastration. Jemand hat mal einen Film gesehen, in dem ein junges Ferkel beim Kastrieren vor Schmerzen laut gequiekt haben soll. Ich erklärte dann, dass dieser Eingriff bei den Ferkeln im Alter von drei Tagen erfolgen würde und dieses in dem Alter bei den Tieren weniger Schmerzen verursachen würde als später. Mein Kollege ergriff dann die Initiative und schlug vor, mal ein Ferkel zu kastrieren. Er ergriff ein Ferkel, was daraufhin zu quieken begann. “Sie sehen, dass obwohl ich noch nichts gemacht habe, das Tier laut um Hilfe schreit – das macht das Tier instinktiv.” Er griff dann vor den Augen der Tierschützer zum Skalpell und entfernte mit zwei kleinen Schnitten die beiden Hoden. Natürlich hat das Ferkel dabei gequiekt, aber nicht anders wie vorher auch. Nach entsprechender Wundversorgung wurde das Ferkel zurück in die Abferkelbucht gelegt und mit dem Moment war es wieder ruhig und maschierte schnurstracks zum Gesäuge der Sau und verschaffte sich dort einen Platz an den Zitzen, so als wäre nichts geschehen. Die Kritiker waren beeindruckt und kamen zu dem Resultat, dass die Kastration lange nicht so schlimm sein muss wie überall dargestellt wird.
    Aber Dank der Medien und nicht zuletzt auch durch den LEH, der mit immer drastischeren Vorgaben über bestehende Gesetze und Verordnungen hervorzupreschen versucht, wird aus einer Mücke ein Elefant gemacht.

  4. Paulus sagt

    Hm, sehr spezifisches Thema. Mir ist zwar bekannt, dass Eberfleisch aufgrund des Geruchs nicht immer handels- bzw. verzehrfähig ist. Jetzt würde mich interessieren ob und durch wen, z.B. am Schlachtband eine olfaktorische Bewertung vorgenommen wird. Vielleicht kann ein Fachmann, ohne auf die Probleme bei der Kastration einzugehen, mal zur allgemeinen Aufklärung etwas beitragen. Ich würde da gerne was lernen.

    Exkurs: In meiner Kindheit gab es Hausschlachtungen und es gab auch Zuchteber die mit Sicherheit “gestunken” haben. Kann mich aber nicht daran erinnern, dass diese zu Grabe getragen wurden. Nach meiner Kenntnis wurden auch diese dem menschlichen Verzehr zugeführt.
    Als Jäger habe ich auch so manchen Keiler (bis ca. 60 kg) in der Rauschzeit erlegt und hatte nie Probleme mit dem Wildbret. Habe lediglich beim Aufbrechen großzügig viel um den Pinsel herum weggeschärft.
    Ob Willi als Ackerbauer hier der richtige Ansprechpartner ist, weiß ich nicht.

    • Stadtmensch sagt

      Aufmerksamen Lesern dieses Blogs ist nicht entgangen, dass nur manche Menschen bezüglich Eberfleisch olfaktorischerweise sehr leicht reizbar sind.
      Bitte Suchfunktion bemühen. Wieder was gelernt:
      Aufbrechen und Pinsel großzügig wegschärfen… Ich armes Naivchen. Irgendwann werd ich auch Vergetarier.

    • bauerhans sagt

      “und es gab auch Zuchteber die mit Sicherheit „gestunken“ haben.”

      die wurden “gekniffen” d.h. die wurden vom tierarzt kastriert,wobei die samenleiter durchtrennt wurden,nicht geschnitten,sondern mit der kastrierzange gequetscht,dass die blutgefäße verschlossen wurden,weil die sonst verblutet wären.
      anschliessend wurden die gefüttert und als “altschneider” an die wurstfabrik verkauft.

      • Paulus sagt

        Danke für die Aufklärung!
        Den Begriff „gekniffen“ kannte ich bis jetzt nur bei Jungbullen, die anschließend als Weideochsen draußen bleiben.
        Die alten Eber sind dann wohl bei den „Stadtmenschen“ gelandet, deren olfaktorische Wahrnehmung, nun ja, vielleicht nicht so gut ausgeprägt war.

  5. Kainz Andreas sagt

    Das frühe kastrieren der Ferkel unter Schmerzunterdrückung ist aktiver Tierschutz und zur Zeit alternativlos.
    Wer anderes behauptet hat entweder finanzielle Interessen am Thema, oder keine Ahnung.
    Im Netz gibt es auch anschauliche Videos zum Thema “Probleme in der Ebermast.
    Bei der Anwendung von Improvac sind die Risiken viel zu hoch.

  6. Friedrich sagt

    Jeder kann an der Tierärzteaufstellung sehen , daß es keine einheitliche EU-Regelung gibt. In einem Markt sollte es aber gleiche Regeln geben. Deutschland setzt Termine , hat aber keine praktischen Vorschläge zur Umsetzung. Auch fehlt mal wieder eine Folgenabschätzung. Ohne beides sollte man keine Umsetzungstermine machen. Aber hier gibt es mal wieder einen deutschen Sonderweg. Diese Sonderwege sind uns nicht immer gut bekommen. Ich nenne mal Energiewende, offene Grenzen für die Flüchtlinge usw. Auch sollte man diese Sonderwege auch im längeren historischen Blickwinkel mal betrachten ??
    Vielleicht den Brexit der Engländer mal überdenken ,warum wohl die letzten 10 % die Entscheidung dazu gebracht haben ? Auch mal dran denken wenn wir die EU-Nachbarländer mit Ökostrom abfüllen ? Das bringt uns keine Freunde ??

  7. bauerhans sagt

    ich hatte jetzt 2 durchgänge nur “mädels” mit sehr guten zunahmen,die wesentlich aggressiver waren als gemischte gruppen.
    ich werde wieder gemischte gruppen einstallen,mein schlachthof,der einen hiesigen discounter beliefert,hat noch keine vorgaben gemacht.

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