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Landwirt – Verbraucher, Verbraucher – Landwirt. Versuch eines Wörterbuches

Wieder ein Artikel von Alex, die mit ihrem letzten Beitrag „Du bist so ein Bauer!“ den Nerv vieler Lesern getroffen hat.

Die Geschichte von Landwirten und Verbrauchern ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Kommunikation ist bekanntlich DAS Mittel schlechthin, um Missverständnisse zu lösen. Um das klassische Aneinander-Vorbeireden zu vermeiden, hier ein kleines Wörterbuch: (bei weitem nicht vollständig, Ergänzungen sind erwünscht)

Artgerechtheit, die

(Verwechslung mögl. mit: Tiergerechtheit, die)

  • Verbraucher: Tiere laufen draußen auf der Wiese in kleinen Gruppen und nehmen dort ihr natürliches Futter auf. Jungtiere bleiben bei der Mutter. So, dass man die Tiere auch sehen kann. Wenn der Bauer sie in Ställen verstecken muss, stimmt doch was nicht!
    Je nach Ausprägung der Auffassung von Artgerechtheit auch mit einem Nichtvorhandensein von Zäunen und jeglichen Eingriffen durch den Menschen gekoppelt: Freie Tiere in einer freien Landschaft!
  • Landwirt: Unterschiedliche Ansprüche für die einzelne Tierart je nach Alter, Geschlecht und Nutzungsrichtung. Es werden unterschiedliche Ställe gebaut. Es wird unterschiedlich geheizt und beleuchtet. Schweine bekommen Beschäftigungsmaterial, die Kühe Bürsten, Hühner Plätze zum Scharren. Viele zu erfüllende Vorschriften, noch mehr zu investierende Euros. Proteste im Ort wegen des Stallbaus. Gruppenführungen im Stall sind behördlich verboten: Seuchengefahr.

Bio, das

(Umgangssprachlich für „nach den Richtlinien des ökol. Landbaus erzeugte Lebensmittel“)

  • Verbraucher: Für Verbraucher das Bild schlechthin, wie Landwirtschaft sein soll. Keine Massentierhaltung, keine Gentechnik, keine Spritzmittel. Kann man kaufen, ohne nachzudenken und mit reinem Gewissen essen. Leider so teuer. Warum macht da eigentlich nicht jeder Landwirt Bio?
  • Landwirt: Ein kleines, aber feines Marktsegment mit lobenswerten Zielen, das allerdings in seinen Marktanteilen stagniert. Allemal eine Prüfung auf Wirtschaftlichkeit beim eigenen Betrieb wert.

Familienbetrieb, der

  • Verbraucher: Opa, Oma, Vater, Mutter und Kinder leben unter einem Dach auf einem kleinen Bauernhof und verrichten noch alle Arbeiten selbst. Oma kocht für alle und Opa läuft mit der Mistforke über den Hof und streichelt ab und zu einer Kuh liebevoll über den Kopf. Der Hof ist seit 100 Jahren in Familienbesitz. Es gibt keine Massentierhaltung wie in den Agrarfabriken, weil hier noch Werte zählen.
  • Landwirt: Vater, Mutter und Kinder leben auf einem landwirtschaftlichen Betrieb. Oma und Opa in ihrem eigenen Altenteilerhaus. Oma kümmert sich mittags um die Kinder, weil die Mutter außerhalb des Betriebs arbeitet. Opa hilft beim Melken, anders wäre das alles kaum zu schaffen. Der Betrieb hat ja kürzlich erst aufgestockt auf 500 Kühe – es müssen schließlich drei Generationen von ihm leben. Alle arbeiten Hand in Hand – weil hier noch Werte zählen.

Feldweg, der

(Umgangssprachlich für: Wirtschaftsweg, der)

  • Verbraucher: Weg für Erholung und Freizeit: Zum Gassi gehen, Fahrrad fahren oder Spazieren. Wenn die matschigen Fahrspuren und unverschämten Treckerfahrer nicht wären, könnte man seinen Abendspaziergang fast genießen.
  • Landwirt: Zufahrtsweg zu seinen Flächen. Die tatsächliche Zufahrt wird oft erheblich erschwert durch Gassi-Geher, Radfahrer und Spaziergänger, die nicht ausweichen und schimpfen, wenn es beim notwendigen Überholvorgang trotz langsamer Fahrt dann doch leider etwas spritzt.

Gentechnik, die

  • Verbraucher: Jegliche Manipulation an der DNA einer Pflanze oder eines Tieres. Angst vor (Spät-) Folgen, besonders für ihn selbst. Und dann natürlich für die Umwelt.
  • Landwirt: Vielleicht eine prüfenswerte Option zur Verringerung der vom Verbraucher kritisierten Menge an Spritzmitteln. Warum der Verbraucher nun auch hier wieder dagegen ist, ist ihm ein Rätsel.

Nachhaltigkeit, die

  • Verbraucher: Keine Spritzmittel, keine Gentechnik, keine Vermaisung. Das Vieh liefert Dünger und frisst natürliches Futter ohne Soja. Sehr häufig assoziiert mit Bio. Schließlich sollen auch unsere Urenkel noch möglichst gut leben können.
  • Landwirt: Korrektes Bewirtschaften durch Einhalten der Dokumentationspflicht und vorgeschriebenen Regularien bei Pflanzenschutz und Düngung, Instandhalten und Pflege der entsprechenden Maschinen. Bewirtschaftung so, dass der Hof auch die nächsten Generationen noch ernährt. Schließlich sollen auch unsere Urenkel noch möglichst gut leben können.

Nitrat, das

  • Verbraucher: Auch wieder etwas Krebserregendes, das einfach so auf die Felder gekippt wird. Es ist so giftig, dass Kinder davon sterben können! Oder war das Nitrit? Egal, so etwas muss auf jeden Fall verboten werden, zum Schutz unserer Gesundheit.
  • Landwirt: Nitrat, eine Form des Stickstoffs, ist überall. Und sogar in der Luft! Bei Mensch, Tier und Pflanze ist Nitrat lebensnotwendig für die Eiweißproduktion. Ohne Nitrat kein Wachstum: Der Teller bleibt leer. Deshalb muss es zugeführt werden – übrigens auch bei Bio-Bauern! Ist dann wohl gutes Nitrat!?

Organischer Dünger, der

  • Verbraucher: Wenn das auch bei Bio erlaubt ist, muss es ja schonend, umweltfreundlich und nachhaltig sein – nicht so wie der ganze Kunstdünger oder die stinkige Brühe, die immer dann aufs Feld gefahren wird, wenn ich mal durch die Natur gehe. Was ist das eigentlich für ein ekelhaftes Zeug?!
  • Landwirt: Wunderbare Gelegenheit, einen Teil der Nährstoffe, den Tiere nicht verwertet haben, weiter zu nutzen – eben eine richtige Kreislaufwirtschaft. Und gut für die Humusbilanz. Trotz vorgeschriebener emissionsverminderter Ausbringung fühlen sich die Anwohner offensichtlich gestört. Also doch wieder Kunstdünger?

Soja, das

  • Verbraucher: Unnatürliches Tierfutter von weit weg, daher mit schlechter CO2-Bilanz (siehe Nachhaltigkeit), für das auch noch Regenwald abgeholzt wird. Als Fleisch-Ersatz jedoch uneingeschränkt zu empfehlen, weil dann weniger Tiere geschlachtet werden müssen.
  • Landwirt: Extrem hochwertige und relativ preiswerte Eiweißquelle für sein Vieh. In der Zusammensetzung durch heimische Eiweißpflanzen nicht zu toppen und einfach in größeren Mengen zu beziehen. Vielleicht versucht er es trotzdem mal mit der Ackerbohne als Alternative. Es fehlen noch Flächen fürs Greening.

Spritzmittel, das

(Umgangssprachlich für: Pflanzenschutzmittel, das)

  • Verbraucher: Generell wird viel zu viel ausgebracht, dauernd fahren die Bauern übers Feld. Es werden durch die Spritzerei nicht nur Nahrung und Grundwasser vergiftet, sondern das Spritzen stört auch beim Abendspaziergang im Sommer. Können die Bauern doch machen, wenn wir Verbraucher im Büro sind.
  • Landwirt: eine Möglichkeit, seine Ernte nicht zu halbieren oder mit einem Totalausfall rechnen zu müssen. So viel wie nötig, so wenig wie möglich – das Zeug ist schließlich teuer. Und kontrolliert wird er auch.

Subventionen, die

(Umgangssprachlich für: Agrar-Ausgleichszahlungen, die)

  • Verbraucher: Bekommen die Bauern vorne und hinten reingestopft, führt zu immer mehr Überproduktion, massenweise werden Lebensmittel vernichtet und die Bauern in Afrika müssen darunter leiden. Von dem vielen Geld kaufen die Bauern dicke Trecker.
  • Landwirt: Notwendiges Übel. Ausgleich für die Einhaltung der vielen Vorschriften, die europäischen Bauern einhalten müssen. Gilt für alle Bauern, auch für Bio-Betriebe, die die höchsten Subventionen bekommen. Ohne Subventionen gäbe es weniger Familienbetriebe.

Trecker, der

(Synonyme: Traktor, der / Schlepper, der)

  • Verbraucher: Traktoren sind laut und verlieren Dreck auf der Straße. Ärgerlich, wenn man gerade das Auto gewaschen hat und da durch muss. Sie werden immer größer und größer und machen die Feldwege kaputt. Und wer zahlt das wieder mit seinen Steuern?!
  • Landwirt: Notwendiges Arbeitsgerät, bewegliches Betriebsvermögen und Prestigeobjekt in Einem – außerdem Anstoß von Glaubensfragen bezüglich der Marke („richtige“ Trecker sind grün und haben wahlweise gelbe oder rote Felgen). Es gibt aber auch andere Farben…

Vermaisung, die

  • Verbraucher: Mais, Mais, Mais – wo das Auge hinsieht. Schrecklich! Wenn man überhaupt noch etwas von der Landschaft sieht, so hoch, wie das wächst. Die Tiere werden wohl nur noch damit vollgestopft und Biogasanlagen stinken und verschandeln die Landschaft.
  • Landwirt: Mais, Mais, Mais – wo das Auge hinsieht. Schrecklich! Aber die neue Biogasanlage füttert sich nicht von allein. Tank, Trog und Teller müssen gefüllt werden – Erdöl und Atomkraft will ja keiner. Und Soja muss auch bezahlt werden.

Zukunft der Landwirtschaft, die

  • Verbraucher: Viele kleine, echte Familienbetriebe: Alle arbeiten mit und halten zusammen. Die Betriebe sind vielseitig und haben mehrere Tierarten: Kühe, Hühner, Schweine und Schafe laufen auf den Weiden rund um das Haus. Alles Bio, das hat schließlich Zukunft! Man kann dort am Sonntag hingehen zum Lämmer streicheln und Ferkel gucken. Eingekauft wird trotzdem woanders – die Schweine sind mir dort viel zu dreckig und die beste und billigste Wurst gibt es halt doch bei Aldi.
  • Landwirt: Gestern standen 20 Hektar zum Verkauf: Der Betrieb mit den Kühen, Hühnern, Schweinen und Streichelzoo musste leider dicht machen. Auf 2 Hektar stehen noch die restlichen Schafe und Lämmer. Die Fläche wollte keiner. Nicht mal geschenkt. Bis die Erweiterung der Mast-Anlage genehmigt ist, dauert es noch ein bisschen. Wenn nicht, wird es eng. Sollte mich mal mit den Verbrauchern unterhalten.

Eure Alex

 

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97 Kommentare

  1. Walter Parthon sagt

    @Biobauer
    Merkblatt Ferkelkastration
    Ferkelkastration nur mit Narkose
    Auch wenn die Ebermast an Bedeutung gewinnt, wird die Kastration männlicher Ferkel für die Schweinemast
    auf absehbare Zeit unverzichtbar bleiben. Um diesen Eingriff für die Tiere so schmerzarm und erträglich wie
    möglich zu halten, führt Bioland die Kastration mit Betäubung und Schmerzbehandlung zum 1.1.2011 ein.
    Nach geltendem Tierschutzgesetz, ist die Kastration männlicher Ferkel ohne Betäubung zulässig, wenn sie bis
    zum siebten Lebenstag vorgenommen wird.
    Was heißt das für die Praxis der Bioland-Schweinehaltung?
    Die Kastration mit Betäubung und Schmerzausschaltung ist als Einheit zu sehen. Es muss also einerseits ein
    Betäubungsmittel für die Dauer des Eingriffes verabreicht werden, und zusätzlich muss einige Minuten vor der
    Operation die Injektion eines Schmerzmittels erfolgen, um den Schmerz und die Schwellungen nach der Operation
    einzugrenzen.
    Injektionsnarkose und Injektionsschmerzbehandlung
    Die Injektionsnarkose ist die am häufigsten angewandte Betäubung zur Kastration. Es wird eine Wirkstoffkombination
    aus Ketamin (Ursotamin®) und Azaperon (Stresnil®) eingesetzt. Die beiden Arzneimittel werden als
    Gemisch intramuskulär verabreicht. Gleichzeitig erhalten die Ferkel eine Schmerzmittelinjektion mit Meloxicam
    (Metacam® oder Melovem®). Einige Minuten später setzt die Betäubung ein und die Tiere können kastriert
    werden

  2. Schweinebauer Piet sagt

    Hier ist ja eine interessante Stimmung. ..Dem Beitrag kkann ich so erstmal nichts zufügen.
    Einige oder eine in der Runde hat nach meinem Gefühl noch ganz andere Probleme, so dass aus unterschiedlichen Meinungen schnell Probleme gemacht werden und leider eine sachliche Kommunikation unmöglich wird. Solche Leute gibt es anscheinend überall. Jetzt bin ich hier auch schon vom abgekommen. ..
    In der Grundschule oder Kindergarten hatten gewisse Kinder keine Freunde. Ob diese Menschen jetzt die Landwirtschaft schlecht machen?

  3. Andreas Fendt sagt

    aus aktuellem Anlass ein Nachtrag:

    Wichmann, die
    auch synonym für Facebooktroll

    Verbraucher: wer ist das?

    Landwirt: hä???

    Insider: Sie postet nur auf facebook (erkennbar an dem Bildchen vor ihrem Namen, d.h. automatische Übernahme des Kommentars von Willis Facebook Seite) und wird eure Kommentare hier auf der Blogseite weder lesen noch beantworten

    Schlaumeier: es gibt Menschen, die erfahren in ihrem Leben körperliche oder seelische Verletzungen (Traumata), deren Verarbeitung unterschiedliche Folgen haben kann. Gar nicht selten tritt dabei auf : eine Art genereller Menschenhass verbunden mit Tierliebe. Ergebnis: man provoziert andere, ohne sich für deren Meinung zu interessieren und auch ohne wirkliche Argumente über Schlagworte (Tierausbeuter) hinaus zu liefern. Leider endet die Tierliebe oft in Animal-Hording, d.h. dem Ansammeln von “geretteten” Tieren über die eigene Leistungsfähigkeit hinaus. Dieses ist leider auf vielen Gnaden-/Lebenshöfen anzutreffen. Tragischerweise geht es dann den “geretteten” Tieren neutral betrachtet auch nicht besser, als in der Tierhaltung von Profis (Landwirte), die man zutiefst verabscheut.

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Andreas
      Wow! Das mit dem Trauma ist mir auch ständig durch den Kopf gegangen. Anders lassen sich die Kommentare nicht erklären.
      Bauer Willi

      1
        • Alois Wohlfahrt sagt

          ja, da hast Du Recht. Ich mache mich mal ans “Unkraut jäten” in den Kommentaren.
          Ich habe eh nicht alle Wortgefechte aus Facebook importiert.
          In Facebook ist die Hemmschwelle einfach viel niedriger.

          • Alex sagt

            @Andreas Fendt: Damen hoch für die Analyse…sowohl das mit den Traumata, als auch das ach so tierliebe animal hoarding. Ein, zwei Mal live gesehen und es vergeht einem.

            PS: Da habt ihr völlig Recht, die Hemmschwelle ist bei FB definitiv niedriger. Plus, wenn man nicht nur Schlagworte loswerden will, sondern Dialog wie behauptet, wird man sich deshalb früher oder später eigentlich mal hier rüber bemühen und den Rest vom Dialog lesen.

      • Andreas Fendt sagt

        Danke, da sieht man mal wieder wie vielseitig wir Landwirte doch sind! Ich war als Arbeitstherapeut und Landwirt mit 15 zu melkenden Bio!-Kühen im Stall einer ganzheitlichen Psychiatrie über 3 Jahre angestellt und da bekommt man einiges mit. Oft erfreuliches, bisweilen erschreckendes.

  4. Rufer aus der Wüste sagt

    Diese Frau Wickmann ist das beste Beispiel wie es die Medien schaffen unsere Meinung zu manipulieren.

    Wer hat denn die Moeglichkeit Gesetze zu beschliessen? Die Politiker oder die Bauern oder der Verbraucher?

    Alles kommt von der Politik und alles was wir heute haben das ist so gewollt. Also wenn die Frau Wickmann jemanden beschimpfen will/muss/sollte, denn sollten es die Politiker sein und nicht irgendwelche Bauern, Verbraucher oder Betreiber von Tierheimen.

    Ein weiteres Beispiel das sich Deutschland abschafft. Weiter so.

  5. Walter Parthon sagt

    @Silke Wichmann Tierschutzverein Rahden (Bilder sind die Gleichen)

    Auszug facebook Tierschutzverein Rahden
    Dieser Verein ist ja im Moment mal wieder überall zu lesen. Nur Schlechtes. Mein Familie hat auch sehr schlechte Erfahrung gemacht. Am besten Finger weg davon!!
    Gefällt mir · Kommentieren · vor über einem Jahr · 1 Bewertung ·
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    Tierschutzverein Rahden Ach Silke W aus Melle ,hab dich doch auch so lieb
    20. Juli 2014 um 20:26 · Gefällt mir

    Silke Wichmann hier isse die Silke W. liebe Heike „smile“-Emoticon fein das es viele Menschen gibt die um deinen Drecksladen einen großen Bogen machen „smile“-Emoticon

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Es ist halt eine besondere Art von Tierschutz,
      Frau Wichmann merkt sicherlich nicht, dass sie selbst bei ihren Mitstreitern auf Unverständnis stößt.

  6. Agrarstudentin sagt

    Sehr schön geschrieben das Ganze, allerdings: Die Biobranche stagniert nicht, sie steigt noch immer: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/4109/umfrage/bio-lebensmittel-umsatz-zeitreihe/
    und: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/5419/umfrage/anzahl-der-betriebe-im-oekologischen-landbau-in-deutschland/
    Mehr Dialog zwischen Verbraucher und Landwirt wäre wirklich wünschenswert, denn alle brauchen die Landwirtschaft. Auch die Veganer 😉

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Die Biobranche stieg inder Zahl der Betriebe um 2,9 % in der Fläche um 2,7 %.

      Die durchnittliche Größe der neuen OKO-Betriebe liegt bei 42 Ha.

      Meiner Meinung nach, sehen die in der ökologischen Wirtschaft den letzten Rettungsanker und wenn man bedenkt, dass die ÖKO-Betriebe inzwischen weniger verdienen als die konventionellen, sind die Aussichten sehr mager.

      Meinerseits gönne ich denen den wirtschaftlichen Erfolg.

  7. Palla sagt

    Nutztier=Ausnutztier?

    Das ist wohl Definitionssache und manchmal auch ein schmaler Grad. Beurteilen sollten das aber Menschen, die sich intensiv mit den Bedürfnissen von Tieren beschäftigen und nicht Menschen, die Tierhaltung und deren Bedürfnisse aus menschlicher Sicht bewerten.

    Es stellt sich auch die Frage, warum man Leistungspotential nicht nutzen soll/darf?

    • Andreas Fendt sagt

      weil kaum einer Kuhsprache spricht und sich an seine letzte Reinkarnation als Hochleistungskuh erinnert, beurteilen ALLE die Bedürfnisse der Tiere aus menschlicher Sicht.

      Die ethische Frage ist m.E.: wann ist das Leistungspotential eines Tieres das Ergebnis einer auf Ausnutzung gezielten Qualzucht. So ist es m.E. bei der heutigen Milchkuh. Durch Überzüchtung kann sie weder ihre artgemäßen Bedürfnisse ausleben (z.B. weit laufen durch zu viel grosse Euter / Schenkelödeme bzw. Gelenk/Klauneprobleme) noch allein durch ihr natürliches Futter(Gras!) satt werden. Hinzu kommt, dass sie ihr biologisch mögliches Alter von ca. 20 Jahren im Schnitt kaum mehr annähernd erreicht, sondern bereits nach 1/4 verschlissen ist. Wo da ein gesellschaftlich und wirtschaftlich zu akzeptierender Wert liegt, kann man diskutieren. Eine Fleckviehkuh mit überwiegend Weidegang und sehr wenig Kraftfutterbedarf bei ca. 6000 kg Milch im Jahr, aber 10 Jahren Nutzungsdauer kommt da m.E. schon nahe.

      Das m.E. auch der einzige Ausweg aus der aktuellen und zukünftigen Krise am Milchmarkt. Weniger, aber bessere, Milch erzeugen bei +/- gleichbleibender Zahl an Kühen. Dabei muss der Landwirt jedoch ca. 60 ct / kg für die Milch bekommen, die dann im Laden eben 1 € aufwärts kostet, aber das kann sich JEDER! leisten.

      • Palla sagt

        Wir haben da schonmal darüber diskutiert und ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir die Erkenntnisse der Nutztierethologie (Messbare Daten erheben, wie z.B. Puls, Fruchtbarkeit, Liegedauer, etc. und über Tierbeobachtung auf die ideale Haltungsform schliessen) für unsere Tierhaltung nutzen können und müssen. Vor allem, weil wir sonst mit irgendwelchen vermenschlichten Forderungen an die Tiere herantreten, die den Bedürfnissen der Kühe vielleicht überhaupt nicht entgegenkommen.

        Ich habe nicht definiert, wie hoch die geforderte Leistung sein soll!
        Wenn du so für Fleckvieh mit niedriger Leistung schwärmst, sollest du dir mal die LKV-Daten der letzten Jahre anschauen! Da ist nicht zu erkennen, dass die Lebensdauer da im Schnitt länger ist!

        • Andreas Fendt sagt

          richtig wir haben das diskutiert und ich bin ja schon zufrieden, wenn von den modernen Kuhhaltern da auch Diskussionsbedarf gesehen wird. Der BDM scheint da offener, wohingegen beim DBV eher “unbeirrt weiter wie bisher” herrscht.

          Ich habe nichts gegen Tierbeobachtung und Rückschlüsse daraus, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Wenn man “normalen” behornten Kühen ganztägig die Wahl zwischen Weidegang (auf artenreicher Wiese) und Futtervorlage im Stall lässt, wird sich schnell zeigen, was die Kuh lieber hat.

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          • Palla sagt

            Vor allem im Winter, wenn klar ist wo es mehr zu fressen gibt.
            Im regenreichen Frühjahr und Herbst, bei denen die hofnahen Weiden knöcheltiefer Matsch sind und im Sommer, wenn die Weide keine schattenspendenden Bäume und Schutz vor Insekten bietet!

            Nein, Andreas, ich bin kein Weidegegner, im Gegenteil! Aber solche Gegenüberstellungen sind Unsinn. Lassen wir den Kühen die Wahl und sie suchen sich aus wo es Ihnen je nach Lust und Laune besser gefällt!

            • Andreas Fendt sagt

              na schau, mit der Forderung nach Weidegang, wann immer es möglich und sinnvoll ist, also nicht bei Matsch und im heissen Sommer eben nachts und nicht tags,..
              da sind wir uns schon mal einig.
              Aber leider gegen den Trend, der geht zu grossen Einheiten (im Osten= mit > 500 HF-Kühen bei GanzjahresTMR und selbst die jammern bei 30 ct und vernachlässigen z.B. Bullenkälber, sparen sich den Tierarzt usw.

              ich wäre z.B. dafür Mutterkuhhaltung auf Weiden deutlich zurückzufahren und sattdessen Weideochsenmast zu machen, mit Bullenkälbern aus der Milchviehhaltung.

  8. Sandra Schobel sagt

    Spritzmittel, das: Synonym für Glyphosat.

    Saluti di EXPO 2015 di Milano
    We feed the World

  9. bauerhans sagt

    absolut richtig beschrieben!!!

    (gerade gestern hatte ich wieder erlebt,wie ein auto am maisfeld meines nachbarn anhält,fahrer und beifahrer im feld verschwinden und mit dicken taschen voller maiskolben wieder raus kommen…..man muss ja schliesslich was gegen die vermaisung unternehmen)

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Letzte Woche wurde bei der Polizei ein Notruf abgesetzt, eine Frau wurde gewaltsam in ein Maisfeld gezerrt.

      3 Streifenwagenbesatzungen ist es gelungen, die “Tat” aufzuklären, die Frau versicherte ganz freiwillig mit in das Maisfeld gegangen zu sein.

      Ob sich das Pärchen mit Maiskolben gestärkt, oder mit anderem vergnügt hat, wurde in dem Polizeibericht nicht erwähnt.:-)

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